Rheometer
Beschreibung
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Rheometer mit einer an einer rotierbaren Welle befestigten Rotorplatte und ein Verfahren zur Bestimmung rheologischer Eigenschaften einer zu untersuchenden Substanz mit einem Rheometer.
Rheologie ist die Wissenschaft, die sich mit Fließvorgängen befasst, also mit der fortwährenden Deformation eines Materials unter Einwirkung äußerer Kräfte. Die Deformation erfolgt beim Fließen (viskose Verformung) mit endlicher Geschwindigkeit. Bei realen Materialien wird das viskose Verhalten durch plastisches und elastisches Verhalten überlagert. Zur Messung rheologischer Größen werden gemäß dem Stand der Technik verschiedene Rheometer eingesetzt. Zu unterscheiden sind Rotationsrheometer, Kapil- larrheometer, Dehnrheometer und Quetschrheometer.
In Labors sind Rotationsrheometer am verbreitetsten. Dabei werden generell drei unterschiedliche Meßsysteme mit verschiedener Geometrie verwendet. Diese unter- schiedlichen Meßsysteme umfassen Kegel/Platte-Meßsysteme, Platte/Platte- Meßsysteme und Zylinder-Meßsysteme.
DE 199 11 441 A1 betrifft ein Rotationsviskosimeter mit einem Zylinder-Meßsystem, bei dem ein Messzylinder in einem mit der zu untersuchenden Probe gefüllten zylindri- sehen Messbecher rotiert. Dabei werden die Kräfte gemessen und ausgewertet, die die Probe auf den Messzylinder ausübt, wobei die Probe den Spalt zwischen Messzylinder und Messbecher füllt.
DE 3423873 A1 , AT 404192 B, AT 409304 B, AT 409422 B und AT 500358 A1 bezie- hen sich auf Platte-Platte- oder Kegel-Platte-Messsysteme, bei denen eine Probe zwischen zueinander parallel ausgerichteten Platten, von denen eine rotiert, geschert wird.
Im Stand der Technik bekannte Rotationsrheometer nach dem Platte-Kegel- oder Platte-Platte-Prinzip mit zwei gegeneinander rotierenden Messflächen enthalten üblicher- weise ein Stativ oder Gestell, auf dem eine Platte angeordnet ist. Eine von einem Motor angetriebene rotierbare Welle trägt als Messkörper eine Rotorplatte, die von dem Motor über die Welle in Rotation versetzt werden kann. Es ist eine Messeinrichtung vorgesehen, die zum Beispiel das Drehmoment an der Welle oder das von der zu untersuchenden Substanz auf die Rotorplatte ausgeübte Moment misst, zum Beispiel indirekt durch eine Messung der Stromaufnahme des als Elektromotor ausgeführten
Motors. Weiterhin kann die Messeinrichtung die Drehposition und Drehzahl der Welle (zum Beispiel mittels eines Winkelencoders) messen. An dem Stativ ist üblicherweise ein Führungslager für die Welle ausgebildet, für das zum Beispiel ein Luftlager, ein Magnetlager oder eine sonstige reibungsarme Lageranordnung verwendet wird. Bei einem Luftlager wirkt ein Luftpolster bei axialer Belastung der Welle durch eine Normalkraft ähnlich wie eine Feder dieser Belastung entgegen. Eine solche Normalkraft, die zum Beispiel durch Ausdehnung der zu untersuchenden Substanz bei Erwärmung oder andere Effekte während der Messung erzeugt wird, wirkt auf die Rotorplatte und damit auf die Welle. Die zulässige Normalkraft wird jedoch bei den im Stand der Tech- nik bekannten Rheometern durch die Auslegung des Lagers, zum Beispiel des Luftlagers, nach oben begrenzt, so dass der Messbereich des Rheometers dadurch eingeschränkt ist.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die Nachteile des Standes der Technik zu vermeiden und insbesondere ein Rheometer und ein Verfahren zur Bestimmung rheo- logischer Eigenschaften einer zu untersuchenden Substanz bereitzustellen, wodurch ein großer Messbereich abgedeckt werden kann.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Rheometer mit einer rotierbaren Welle, an der eine Rotorplatte befestigt ist, und mit einer Messeinrichtung zum Messen von während einer Rotation der Welle durch eine zu untersuchende Substanz auf die Rotorplatte ausgeübten Drehmomenten, wobei zwischen einer ersten Seite der Rotorplatte und einer ersten Scherfläche ein erster Messspalt zum Aufnehmen der zu untersuchenden Substanz ausgebildet ist und zwischen einer zweiten, der ersten entgegen- gesetzten Seite der Rotorplatte und einer zweiten Scherfläche ein zweiter Messspalt zum Aufnehmen der zu untersuchenden Substanz ausgebildet ist und wobei das Rheometer einen Magneten zum Erzeugen eines Magnetfeldes in den ersten und zweiten Messspalten (5, 9) enthält.
Ein Rheometer ist eine Vorrichtung zur Bestimmung rheologischer Eigenschaften einer zu untersuchenden Substanz, insbesondere der Viskosität der zu untersuchenden Substanz. Bei dem erfindungsgemäßen Rheometer handelt es sich um eine Rotati- onsrheometer, das analog zu dem Platte-Platte- und/oder dem Kegel-Platte-Prinzip arbeitet. Eine Rotorplatte ist an einer rotierbaren Welle befestigt und wird durch einen Motor, zum Beispiel durch einen Laborrührer, angetrieben.
Zur Bestimmung der rheologischen Eigenschaften einer zu untersuchenden Substanz umfasst das erfindungsgemäße Rheometer mindestens eine Messeinrichtung, insbesondere eine Messeinrichtung zum Messen von während einer Rotation der Welle durch eine zu untersuchende Substanz auf die Rotorplatte ausgeübten Drehmomen-
ten. Zur Bestimmung der rheologischen Eigenschaften der zu untersuchenden Substanz (insbesondere einer Probenflüssigkeit) ist es möglich, die Welle mit einer konstanten Drehzahl rotieren zu lassen und das dafür erforderliche Drehmoment zu messen. Es ist aber auch möglich, die Welle durch den Motor mit einem konstanten Dreh- moment zu beaufschlagen und die aus dem auf die Rotorplatte ausgeübten Drehmoment resultierende Drehzahl beziehungsweise Drehposition zu messen. Weiterhin kann die Welle eine sinusförmige oder nach einer anderen Wellenform verlaufende Drehbewegung ausführen (Oszillationsversuch), wobei neben dem viskosen Anteil auch die elastische Komponente der zu untersuchenden Substanz bestimmt werden kann. In jedem Fall wird (gegebenenfalls indirekt) durch die Messeinrichtung das Drehmoment gemessen, das die zu untersuchende Substanz während der Bewegung der Rotorplatte auf diese ausübt.
Die Rotorplatte ist während einer Messung auf beiden Seiten mit der zu untersuchen- den Substanz in Kontakt. Die Substanz befindet sich dabei in den zwei Messspalten, die jeweils durch eine Seite der Rotorplatte und eine feststehende Scherfläche begrenzt werden. Vorzugsweise sind die Messspalten weitgehend symmetrisch ausgebildet und/oder weisen beide Messspalten gleiche Höhen auf, die durch den Abstand zwischen der Oberfläche der Rotorplatte und der jeweiligen Scherfläche bestimmt wer- den.
Die Erfindung bezieht sich weiterhin auf ein Verfahren zur Bestimmung rheologischer Eigenschaften einer zu untersuchenden Substanz, vorzugsweise einer magnetorheo- logischen Flüssigkeit. Dieses Verfahren umfasst das Rotieren einer an einer Welle be- festigten Rotorplatte, wobei die Rotorplatte an einer ersten Seite mit in einem ersten Messspalt enthaltener, zu untersuchender Substanz in Kontakt steht und an einer zweiten, der ersten entgegengesetzten Seite mit in einem zweiten Messspalt enthaltender, zu untersuchender Substanz in Kontakt steht. Ferner umfasst das Verfahren das Erzeugen eines Magnetfeldes in den ersten und zweiten Messspalten und das Messen von während des Rotierens der Rotorplatte durch die zu untersuchende Substanz auf die Rotorplatte ausgeübten Drehmomenten.
Die Doppelspalt-Messanordnung des erfindungsgemäßen Rheometers und des erfindungsgemäßen Verfahrens hat den Vorteil, dass sie zu einer Kompensation der Nor- malkräfte auf die Rotorplatte führt, insbesondere zu einer Kompensation der durch eine magnetorheologische Flüssigkeit in einem Magnetfeld aufgrund ihrer Anisotropie erzeugten Normalkräfte, so dass diese nicht mehr wie beim konventionellen Einzelspalt den Messbereich des Rheometers begrenzen. Bei dem erfindungsgemäßen Rheome- ter kann außerdem der korrekte Einbau der Rotorplatte durch eine Messung der Nor-
malkraft der Doppelspaltanordnung auf die Welle des Rheometers kontrolliert werden, da sich die Normalkräfte bei einem korrekten Einbau (weitgehend) kompensieren.
Das erfindungsgemäße Rheometer bzw. ein für das erfindungsgemäße Verfahren vor- gesehenes Rheometer enthält ferner mindestens einen Magneten zum Erzeugen eines senkrecht zur Scherebene verlaufenden Magnetfeldes in dem ersten und dem zweiten Messspalt. Diese Anordnung dient insbesondere zur Bestimmung der rheologischen Eigenschaften von magnetorheologischen Flüssigkeiten.
Als magnetorheologische Flüssigkeiten (Abkürzung: MRF) bezeichnet man generell Flüssigkeiten, welche ihre rheologischen Eigenschaften unter der Einwirkung eines magnetischen Feldes verändern. Dabei handelt es sich zumeist um Suspensionen von ferromagnetischen, superparamagnetischen oder paramagnetischen Teilchen in einer Trägerflüssigkeit (häufig auch als Basisöl bezeichnet).
Wird eine solche Suspension einem Magnetfeld ausgesetzt, nimmt ihr Fließwiderstand zu. Dies wird dadurch verursacht, dass die dispergierten magnetisierbaren Teilchen, beispielsweise Eisenpulver, aufgrund ihrer magnetischen Wechselwirkung kettenartige Strukturen parallel zu den Magnetfeldlinien ausbilden. Während der Verformung einer MRF werden diese Strukturen partiell zerstört, bilden sich aber wieder zurück. Die rheologischen Eigenschaften einer magnetorheologischen Flüssigkeit in einem Magnetfeld ähneln den Eigenschaften eines plastischen Körpers mit Fließgrenze, d.h. es muss eine Mindestschubspannung aufgewendet werden, um die magnetorheologische Flüssigkeit zum Fließen zu bringen.
Magnetorheologische Flüssigkeiten gehören zur Gruppe der nicht-newtonschen Flüssigkeiten. Die Viskosität hängt stark von der eingeprägten Scherrate ab. Die reversible Viskositätsänderung durch Einprägen eines Magnetfelds kann innerhalb von Millisekunden erfolgen.
Das rheologische Verhalten einer magnetorheologischen Flüssigkeit kann näherungsweise durch ein Bingham-Modell beschrieben werden, dessen Fließgrenze mit wachsender Magnetfeldstärke zunimmt. Es können z.B. Schubspannungswerte von einigen Zehntausend N/m2 bei magnetischen Flussdichten unter einem Tesla erzielt werden. Hohe übertragbare Schubspannungen sind erforderlich für den Einsatz magnetorheo- logischer Flüssigkeiten in Vorrichtungen wie Dämpfern, Kupplungen, Bremsen und anderen steuerbaren Geräten (z.B. Haptic Devices, Crashabsorbern, Steer-by-Wire- Lenksystemen, Gear- und Brake-by-Wire-Systemen, Dichtungen, Haltesystemen, Prothesen, Fitnessgeräten oder Lager).
Bekannte Anwendungen von magnetorheologischen Flüssigkeiten sind zum Beispiel in US 5,547,049, in EP 1 016 806 B1 oder in EP 1 025 373 B1 beschrieben. Das erfindungsgemäße Rheometer mit dem Magneten, ebenso wie das erfindungsgemäße Verfahren mit dem möglichen Schritt des Erzeugens eines Magnetfeldes in den Messspal- ten während der durchgeführten Messungen kann daher zur Bestimmung der rheolo- gischen Eigenschaften von magnetorheologischen Flüssigkeiten verwendet werden. Bei der Untersuchung einer magnetorheologischen Flüssigkeit in einem Rotationsrheo- meter mit Messspalt erzeugt die magnetorheologische Flüssigkeit im Magnetfeld aufgrund ihrer Anisotropie Normalkräfte in longitudinaler Richtung (parallel zur Welle des Rheometers). Daher ist die Doppelspaltanordnung der vorliegenden Erfindung besonders vorteilhaft für die Untersuchung der rheologischen Eigenschaften von magnetorheologischen Flüssigkeiten, da durch die auf beiden Seiten der Rotorplatte angeordneten, mit magnetorheologischer Flüssigkeit gefüllten Messspalten eine Normalkraftkompensation erreicht wird.
Vorzugsweise wird zur Bestimmung der rheologischen Eigenschaften von magnetorheologischen Flüssigkeiten in den beiden Messspalten ein Magnetfeld erzeugt, das symmetrisch und homogen ist. Ein solches symmetrisches Magnetfeld ist vorzugsweise symmetrisch in Bezug auf die rotierbare Welle des Rheometers als Symmetrieachse und in Bezug auf die Rotorplatte als Symmetrieebene.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist der Magnet ein Elektromagnet mit einer Spule und einem oberhalb des ersten Messspalts angeordneten ersten Magnetjoch und einem unterhalb des zweiten Messspalts angeordne- ten zweiten Magnetjoch, wobei das erste und das zweite Magnetjoch in Bezug auf die Rotorplatte und auf die Welle symmetrisch ausgebildet sind. Ein symmetrischer Aufbau des Jochs oben und unten in Bezug auf die Rotorplatte im Doppelspalt erlaubt die Einstellung einer gleichmäßigen magnetischen Flussdichte in beiden Messspalten, auch bei einer Variation der Spalthöhe oder der Eigenschaften der zu untersuchenden magnetorheologischen Flüssigkeit. Für die vorliegende Erfindung kann aber auch ein Permanentmagnet zum Einsatz kommen.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist die Rotorplatte zumindest teilweise aus einem magnetisierbaren Material gefertigt. Eine magne- tisierbare Rotorplatte (zum Beispiel aus der Stahlsorte mit der Werkstoff nummer 1.0037) an einer Welle aus einem nicht magnetisierbaren Material verstärkt die magnetische Flussdichte in den Messspalten signifikant und verbessert die radiale Homogenität des Feldes über die aktiven Messspalte. Es ist jedoch auch eine Rotorplatte aus nicht magnetisierbarem Material für das erfindungsgemäße Rheometer verwend- bar.
Die beiden an die Messspalte angrenzenden Scherflächen werden vorzugsweise durch eine an den ersten bzw. den zweiten Messspalt angrenzende erste und zweite Platte oder durch je eine an den ersten bzw. den zweiten Messspalt angrenzende Oberfläche des Magneten (z.B. des Magnetjochs) gebildet.
Vorzugsweise ist in dem erfindungsgemäßen Rheometer in an die Messspalte angrenzenden Bauteilen mindestens ein Kanal zum Aufnehmen mindestens eines Messsensors ausgewählt aus der Gruppe Hallsonde und Temperatursensor enthalten. Mittels einer Hallsonde ist die effektive magnetische Flussdichte in den Messspalten online messbar. Beispielsweise befindet sich die Hallsonde in einem Flachkanal innerhalb einer nicht magnetischen Platte unter- oder oberhalb eines der Messspalte. Die mit der Hallsonde durchgeführte Messung ist auch während der Scherung der zu untersuchenden Substanz in den Messspalten möglich, so dass eine Erfassung der Magnetisierungsänderung der Substanz durch die Scherung erfolgen kann. Eine Variation der radialen Position der Hallsonde in dem Kanal (senkrecht zu der rotierbaren Welle) erlaubt die Messung des radialen Flussdichteprofils.
Mittels des Temperatursensors, insbesondere eines möglichst nah an einem der Messspalte angebrachten Thermoelements, ist die Temperatur der zu untersuchenden Substanz in den Messspalten online messbar. Beispielsweise befindet sich der Temperatursensor in einem Flachkanal innerhalb einer wärmeleitfähigen Platte unter- oder oberhalb eines der Messspalte. Die mit dem Temperatursensor durchgeführte Messung ist auch während der Scherung der zu untersuchenden Substanz in den Messspalten möglich, so dass eine Erfassung von Temperaturänderungen der Substanz während der Scherung und gegebenenfalls eine Regelung der Temperatur durch eine dafür vorgesehene Temperiereinrichtung erfolgen kann.
Beispielsweise kann eine (Flüssigkeits-)Temperierung der Mittelteile des oberen und unteren Jochs eines Magneten, der zur Erzeugung eines Magnetfeldes in den Mess- spalten dient, vorgesehen sein. Die Temperiereinrichtung sollte in möglichst direktem Kontakt mit den Messspalten stehen, um eine möglichst konstante Temperatur in beiden Messspalten, auch bei einem hohen Energieeintrag (hohe Drehmomente/hohe Drehzahl), zu gewährleisten. Gemäß einer Ausführungsvariante ist die Temperiereinrichtung so aufgebaut, dass die gesamte Messzelle des Rheometers, die ein Gehäuse mit der Rotorplatte, den Messspalten, zumindest einen Teil der Welle und gegebenenfalls einen Magneten umfasst, während einer Messung und/oder während der Scherung in eine temperierte Flüssigkeit eingetaucht wird.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sind der erste und der zweite Messspalt nach außen durch ein Begrenzungselement geschlossen.
Dies hat den Vorteil, dass die zu untersuchende Substanz während der Rotation der Rotorplatte aufgrund von Zentrifugalkräften nicht radial aus den Messspalten austreten kann. Das Begrenzungselement kann einteilig oder mehrteilig ausgebildet sein. Es kann direkt an den Rotorplattenumfang angrenzend (ohne die Rotation zu behindern) oder in einem bestimmten Abstand zu dem Rotorplattenumfang angeordnet sein, so dass die zu untersuchende Substanz in den beiden Messspalten entlang des Rotor- plattenumfangs in Kontakt steht. Das Begrenzungselement kann zum Beispiel eine ringförmige Hülse sein, die eine kreisförmige Rotorplatte konzentrisch umgibt. Da sich das Volumen der zu untersuchenden Substanz in den Messspalten ändern kann, wird vorzugsweise ein Ausweichvolumen (zum Beispiel entlang der Welle) vorgesehen, in das die Substanz ausweichen kann.
Die Rotorplatte des erfindungsgemäßen Rheometers ist vorzugsweise kreisförmig ausgebildet und weist einen Radius in einem Bereich bevorzugt zwischen 3 mm und 10 cm, besonders bevorzugt zwischen 5 mm und 25 mm auf. Vorzugsweise weist die Rotorplatte zwei ebene, eine ebene und eine kegelförmige oder zwei kegelförmige Plattenoberflächen auf. Ferner kann das erfindungsgemäße Rheometer zwei Scherflächen aufweisen, die durch zwei ebene, eine ebene und eine kegelförmige oder zwei kegelförmige Oberflächen gebildet werden.
Zwei ebene Rotorplattenoberflächen ergeben, gemeinsam mit zwei ebenen Scherflächen des Rheometers, eine doppelte Platte-Platte-Anordnung. Beim Platte-Platte- System wird die zu untersuchende Substanz in den Messspalten zwischen den parallel zueinander ausgerichteten Rotorplattenoberflächen und Scherflächen geschert. Die Schergeschwindigkeit ist dabei nicht in dem jeweiligen gesamten Messspalt gleich. Vielmehr steigt sie mit dem Radius und erreicht ihr Maximum am äußeren Rand der Rotorplatte.
Zwei kegelförmige Rotorplattenoberflächen ergeben, gemeinsam mit zwei ebenen Scherflächen des Rheometers, eine doppelte Kegel-Platte-Anordnung, ebenso wie zwei ebene Rotorplattenoberflächen gemeinsam mit zwei kegelförmigen Scherflächen des Rheometers. Beim Kegel-Platte-System rotiert je ein Kegel (Rotorplattenoberfläche) über je einer Platte (Scherfläche). In dem jeweils dazwischen angeordneten Messspalt befindet sich die zu untersuchende Substanz. Die Umfangsgeschwindigkeit nimmt auf der Kegeloberfläche nach außen hin zu. Gleichzeitig vergrößert sich durch die Kegelform die Spalthöhe. Dies führt dazu, dass die Schergeschwindigkeit radial konstant bleibt. Die Doppelkegelanordnung erlaubt daher bei der vorliegenden Erfindung das Einstellen einer einheitlichen Scherrate in den beiden Messspalten. Die Höhe der beiden Messspalten liegt bei der vorliegenden Erfindung bevorzugt in dem Bereich zwischen jeweils 0,1 bis 1 mm, besonders bevorzugt zwischen jeweils 0,2
bis 0,4 mm. Die Messspalthöhe ist bei dem erfindungsgemäßen Rheometer durch die Wahl einer bestimmten Rotorplattendicke einstellbar. Die Rotorplatte ist daher vorzugsweise bei dem erfindungsgemäßen Rheometer austauschbar. Bei kleineren Spalthöhen erhöht sich die maximal erreichbare Scherrate.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist mit dem erfindungsgemäßen Rheometer durchführbar. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird während der Rotation der Rotorplatte und der dadurch erzeugten Scherung kontinuierlich der Drehmomentverlauf bzw. der Verlauf der Drehzahl an der Welle ge- messen. Gemäß einer weiteren Ausführungsform erfolgen abwechselnd Phasen, in denen die Rotation der Rotorplatte ausschließlich zur Homogenisierung, Konditionierung oder Dauerbelastung der zu untersuchenden Substanz dient und Phasen, in denen eine Messung von Drehmomenten oder Drehzahlen während der Bewegung (zum Beispiel Rotation oder Oszillation) der Rotorplatte erfolgt.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann auch ohne ein Magnetfeld durchgeführt werden oder den Schritt des Erzeugens eines (vorzugsweise homogenen und symmetrischen) Magnetfeldes in den Messspalten umfassen.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung dient das erfindungsgemäße Verfahren und/oder das erfindungsgemäße Rheometer zur Untersuchung der Eignung einer magnetorheologischen Flüssigkeit für bestimmte Anwendungen, insbesondere für ihre Eignung zur Anwendung in einer MRF-Kupplung. Die Erfindung bezieht sich unter anderem auf die Verwendung eines erfindungsgemäßen Rhe- ometers zur messtechnischen Charakterisierung einer magnetorheologischen Flüssigkeit, einer Dispersion oder einer Polymerschmelze oder -lösung. Die Doppeltspalt- messanordnung gemäß der vorliegenden Erfindung kann außer für magnetorheologi- sche Flüssigkeiten zum Beispiel auch für Messungen an viskoelastischen Polymerschmelzen (Polystyrol, Polyamid, Polybutylenterephthalat, Polyoxymethylen, Polyethy- len, Polypropylen, Polyisobutylen, Polydimethylsiloxan, etc.) und Polymerlösungen sowie Dispersionen, insbesondere Polymerdispersionen (Styroldispersionen, Acrylat- copolymerdispersionen etc.), oder Suspensionen bei hohen Schergeschwindigkeiten eingesetzt werden. Beispielsweise kann eine zu untersuchende Substanz mit dem erfindungsgemäßen Rheometer oder Verfahren mit Scherraten zwischen 0,01 und 104 1/s geschert werden. Es werden dabei beispielsweise Schubspannungen zwischen 0,01 und 200 kPa erreicht. Es können durch ein Schließen der Messspaltränder mittels eines Begrenzungselements Bruchvorgänge im Material wie am offenen Rand eines konventionellen Einzelspalts vermieden werden. Außerdem wird das Herausschleudern der zu untersuchenden Substanz aus den Messspalten durch hohe Zentrifugal- kräfte vermieden. Zur Untersuchung von Thermoplasten können die Messspalte durch
Einlegen von Scheiben und/oder Ringen des zu untersuchenden Thermoplasten befüllt werden. Magnetorheologische Flüssigkeiten, Lösungen oder Dispersionen können zum Beispiel durch einen dafür vorgesehenen Befüllungskanal in die Messspalte eingefüllt werden, während ein Belüftungskanal geöffnet ist. Anschließend werden beide Kanäle zur Durchführung der Theologischen Untersuchung der zu untersuchenden Substanz geschlossen.
Neben der Untersuchung von Flüssigkeiten ist es weiterhin auch möglich, Messungen an Pulvern durchzuführen. So können z.B. auch Materialien, die in Magnetpulverkupp- lungen verwendet werden, untersucht werden. Ein geeignetes Material hierfür ist beispielsweise Carbonyleisenpulver.
Beispiel
Es wurde ein kommerziell erhältlicher Messeinsatz Physica MRD180(1T) von Anton Paar, Österreich, modifiziert und in einem Rheometer MCR 501 von Anton Paar (0,3 Nm maximales Drehmoment) eingesetzt. Es wurden zwei verschiedene Rotorplatten eingesetzt. Eine Rotorplatte hatte einen Radius von 8 mm, die andere einen Radius von 9,7 mm. Mit dem eingesetzten Begrenzungselement mit 20 mm Durchmesser ergaben sich somit zylindrische Ringspalte von 2 mm bzw. 0,3 mm. Die Rotorplatte mit dem Radius von 8 mm wird eingesetzt, wenn bei der Messung mit der großen Rotorplatte mit 9,7 mm Radius die Belastungsgrenze des Rheometers erreicht wird. Bei einer Spalthöhe der beiden Messspalten von jeweils 0,3 mm konnte durch Anhebung der Motordrehzahl ein Scherratenbereich von 0,01 bis 10000 1/s abgedeckt und Schubspannungen zwischen 3 Pa und 150.000 Pa gemessen werden. Eine Scherrate von 10000 1/s ergibt sich mit der gemäß Spezifikation des Herstellers möglichen maximalen Drehzahl von 3000 U/min mit dem erfindungsgemäßen Messaufbau. Bei einer Motordrehzahl von 2055 U/min, einem Rotorplattenradius von 9,7 mm und einer Messspalthöhe von 0,3 mm ergibt sich eine Scherrate von 7000 1/s. Unter Verwendung einer magnetisierbaren Rotorplatte aus Stahl (Werkstoffnummer 1.0037) erstreckte sich die magnetische Flussdichte mit Probe (magnetorheologischer Flüssigkeit) von 0 T bis 1 ,4 T. Messungen wurden in einem Temperaturbereich von -25°C bis 1000C durchgeführt. Dieses erfindungsgemäße Rheometer hatte daher den Vorteil, dass hohe Scherraten und ein Magnetfeld hoher magnetischer Flussdichte erreicht wurden, ohne dass die Normalkräfte den zulässigen Bereich des Luftlagers (60N) überschritten. Der ge- nannte Messbereich war mit Rheometern aus dem Stand der Technik nicht abzudecken.
Zeichnung
Anhand der Zeichnung wird die Erfindung nachstehend näher erläutert.
Es zeigt:
Figur 1 eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Rheometers mit Doppelmessspalt im Schnitt.
Das Rheometer umfasst eine rotierbare Welle 1 aus einem nicht magnetisierbaren Werkstoff (z.B. nichtrostender austenitischer Stahl - z.B. Werkstoffnummer 1.4571 ). Die rotierbare Welle 1 ist mit einem (nicht dargestellten) Motor verbunden, der die Welle 1 antreibt. Sie wird vorzugsweise durch ein (nicht dargestelltes) Luftlager gelagert. Am Ende der Welle 1 ist eine Rotorplatte 2 befestigt, die aus einem magnetisierbaren Werkstoff (z.B. Stahl - Werkstoffnummer 1.0037) gefertigt ist. Zwischen der Oberseite der Rotorplatte 2 (erste Seite 3) und einer ersten Scherfläche 4 ist ein erster Messspalt 5 angeordnet, in dem in Figur 1 eine zu untersuchende Substanz 6 (zum Beispiel eine magnetorheologische Flüssigkeit) enthalten ist. Zwischen der Unterseite der Rotorplatte 2 (zweite Seite 7) und einer zweiten Scherfläche 8 ist ein zweiter Messspalt 9 ausgebildet, der ebenfalls die zu untersuchende Substanz 6 enthält.
Das Rheometer umfasst weiterhin eine Messeinrichtung 10, die die Drehzahl und das Drehmoment des Motors misst und damit unter anderem indirekt die während der Rotation der Welle 1 durch die zu untersuchende Substanz 6 auf die Rotorplatte 2 ausgeübten Drehmomente erfasst.
Die erste und die zweite Scherfläche 4, 8 werden durch eine an den ersten Messspalt 5 angrenzende erste Platte 11 bzw. eine an den zweiten Messspalt 9 angrenzende zweite Platte 12 gebildet. Platten 1 1 und 12 können ausgetauscht werden, um z.B. den Einfluss von Material bzw. Oberflächenstruktur auf die auf die übertragbare Schub- Spannung zu testen. In der zweiten Platte 12 ist ein Kanal 13 ausgebildet, in den zum Beispiel eine Hallsonde oder ein Thermoelement aufgenommen werden kann. Die beiden Platten 11 , 12 können weitere (nicht dargestellte) Kanäle enthalten.
Die Rotorplatte 2 weist in dieser Ausführungsform zwei ebene Plattenoberflächen auf ihren zwei Seiten 3, 7 auf. Es handelt sich also um eine doppelte Platte-Platte- Anordnung.
Nach außen werden die zwei Messspalten 5, 9 durch ein gemeinsames Begrenzungselement 14 in Form einer Hülse geschlossen. Entlang des Begrenzungselements 14 verläuft ein Übergangsbereich 15, über den die zu untersuchende Substanz aus dem
einen in den anderen Messspalt 5, 9 gelangen kann. Damit die zu untersuchende Substanz 6 im Falle einer Volumenvergrößerung eine Ausweichmöglichkeit hat, besteht rund um die Welle 1 ein offener Ausweichbereich 16.
Das Rheometer enthält ferner einen Magneten zum Erzeugen eines Magnetfeldes in den ersten und zweiten Messspalten. Der Magnet umfasst ein oberes erstes Magnetjoch 17, ein unteres zweites Magnetjoch 18 und eine Spule 19. Das erste und das zweite Magnetjoch 17, 18 sind weitgehend symmetrisch in Bezug auf die Rotorplatte 2 und in Bezug auf die Welle 1 ausgebildet. Das erste Joch 17 wird aus zwei (nicht dar- gestellten) Halbschalen zusammengesetzt und das zweite Joch 18 ist einstückig ausgebildet. Beide Joche 17, 18 enthalten eine zentrale Bohrung 20, wobei diese in dem ersten Magnetjoch 17 die Welle 1 aufnimmt. Die beiden Magnetjoche 17, 18 sind an der Linie 21 zusammengesetzt. In dem ersten Magnetjoch 17 ist eine Durchführung 22 enthalten, durch die zum Beispiel eine in den Kanal 13 einzuführende Hallsonde oder ein Thermoelement von außen in das Innere des Magnetjochs geführt werden kann.
Mit dem in Figur 1 dargestellten erfindungsgemäßen Rheometer kann das erfindungsgemäße Verfahren zur Bestimmung rheologischer Eigenschaften einer zu untersuchenden Substanz durchgeführt werden.
Bezugszeichenliste
1 rotierbare Welle
2 Rotorplatte
3 erste Seite
4 erste Scherfläche
5 erster Messspalt
6 zu untersuchende Substanz
7 zweite Seite
8 zweite Scherfläche
9 zweiter Messspalt
10 Messeinrichtung
1 1 erste Platte
12 zweite Platte
13 Kanal
14 Begrenzungselement
15 Übergangsbereich
16 Ausweichbereich
17 erstes Magnetjoch
18 zweites Magnetjoch
19 Spule
20 zentrale Bohrung
21 Linie zwischen Jochen
22 Durchführung