Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Erzeugung von
Stickstoff aus Luft.
Bei den bekannten Verfahren zur Stickstofferzeugung aus Luft wird die zu
rektifizierende Luft auf ein Druckniveau von ca. 1 bar oberhalb des gewünschten
Druckes des Stickstoffproduktes verdichtet und in einer nachfolgenden Reinigung
von störenden Inhaltsstoffen, wie Wasserdampf, Kohlendioxid und Kohlenwasserstoffen,
gereinigt.
Die so vorbehandelte Luft wird anschließend in einem Hauptwärmetauscher im
Gegenstrom mit aus der Rektifiziersäule und dem Kondensator abgezogenen
Produktströmen auf eine Temperatur im Bereich des Taupunktes der Luft abgekühlt.
Anschließend wird die abgekühlte überwiegend dampfförmige Luft in eine
Rektifiziersäule eingespeist und im Gegenstromverfahren mittels Rektifiziereinrichtungen
in Form von konventionellen Siebböden und/oder geordneten
Packungen und/oder Füllkörpern, in ein sauerstoffreiches flüssiges Sumpfprodukt
und in ein dampfförmiges sauerstoffarmes Kopfprodukt zerlegt.
Eine Teilmenge des dampfförmigen sauerstoffarmen Kopfproduktes der
Rektifiziersäule wird als Stickstoffprodukt abgezogen.
Die sauerstoffangereicherte Sumpfflüssigkeit der Rektifiziersäule wird als
Kühlmedium in den Kondensator der Rektifiziersäule eingespeist und durch im
Gegenstrom erfolgenden indirekten Wärmeaustausch mit der Restmenge des
dampfförmigen sauerstoffarmen Kopfproduktes der Rektifiziersäule verdampft.
Das kondensierte Kopfprodukt wird als Rücklauf wieder der Rektifiziersäule
zugeführt.
Je nach Stickstoffmenge, -druck und gewünschter Flüssigproduktmenge wird der
Kältebedarf der Rektifikation durch Einspeisen von flüssigem Stickstoff und/oder
durch das arbeitsleistende Entspannen von angewärmten dampfförmigen
Kondensatorprodukt gedeckt.
Bei der bekannten Stickstofferzeugung aus Luft wird in der Regel nur ein Verdichter
zur Erzeugung von Stickstoff eingesetzt, wodurch jedoch der Betriebsdruck der
Rektifikation und damit deren Effektivität von dem gewünschten Stickstoffdruck
abhängig ist.
Der wesentliche Nachteil dieser herkömmlichen Erzeugung von Stickstoff aus Luft
ist, dass mit steigendem Stickstoffdruck sich die zur Erzeugung einer bestimmten
Menge an Stickstoff benötigte Luftmenge deutlich erhöht.
Ein weiterer wesentlicher Nachteil der bekannten Stickstofferzeugung aus Luft
besteht darin, daß bei einer aus Kostengründen in der Regel nur einstufig
erfolgenden Rektifikation keine weitere Auftrennung der sauerstoffreichen
Sumpfflüssigkeit möglich ist und somit ein beträchtlicher Teil des in der Luft
vorhandenen Stickstoffes mit dem Sumpfprodukt verloren geht.
Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine
Vorrichtung zur Erzeugung von Stickstoff aus Luft zur Verfügung zu stellen, welche
eine höhere Ausbeute an Stickstoff bei verringertem Energieaufwand ermöglicht.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Tieftemperaturzerlegung
von Luft mit den Merkmalen von Anspruch 1 und 2 sowie 9 und 10 gelöst.
Erfindungsgemäß wird die Luft in einem Getriebeturboverdichter auf dessen ersten
Ritzel in zwei Stufen auf einen Druck von ca. 3 bis 5 bar verdichtet und anschließend
von ihren die Abkühlung bzw. die Rektifikation störenden Inhaltsstoffen, wie
Wasserdampf, Kohlendioxid und Kohlenwasserstoffen, gereinigt.
Die verdichtete und vorgereinigte Luft wird in einem Hauptwärmetauscher durch im
Gegenstrom erfolgenden indirekten Wärmetausch mit gasförmigen Produkten aus
der Rektifiziersäule bis in den Bereich des Taupunktes abgekühlt und in den Bereich
der Rektifiziereinrichtungen der Rektifiziersäule eingespeist sowie in bekannter
Weise in eine sauerstoffreiche Sumpfflüssigkeit und ein sauerstoffarmes
dampfförmiges Stickstoffprodukt zerlegt.
Das aus der Rektifiziersäule vor Kopf abgezogene sauerstoffarme dampfförmige
Stickstoffprodukt wird zunächst im Gegenstrom mit Rücklaufflüssigkeit aus dem
Sumpf der Rektifiziersäule bis in den Bereich des Taupunkts der Luft vorgewärmt
und anschließend im Hauptwärmetauscher durch im Gegenstrom erfolgenden
indirekten Wärmeaustausch mit der verdichteten gereinigten Luft und einer
verdichteten Teilmenge des sauerstoffarmen Stickstoffproduktes bis in den Bereich
der Umgebungstemperatur erwärmt.
Anschließend wird das derart vorbehandelte Stickstoffprodukt auf mindestens einem
weiteren Ritzel des Getriebeturboverdichters auf einen Produktdruck von über 6 bar,
bevorzugt auf einen Druck von 5 bis 20 bar, verdichtet und eine Teilmenge als
gasförmiges sauerstoffarmes Stickstoffprodukt aus dem Verfahren abgezogen.
Die nicht aus dem Verfahren abgezogene Menge an verdichteten Stickstoffprodukt
wird im Hauptwärmetauscher zusammen mit der vorbehandelten Luft durch im
Gegenstrom erfolgenden indirekten Wärmetausch mit den kalten dampfförmigen
Produkten aus der Rektifiziersäule auf eine Temperatur im Bereich des Taupunkts
von Luft abgekühlt und in den Sumpfverdampfer der Rektifiziersäule zurückgespeist
sowie durch indirekten Wärmetausch mit dabei verdampfender Sumpfflüssigkeit der
Rektifiziersäule verflüssigt.
Der aus dem Sumpfverdampfer der Rektifiziersäule abgezogene flüssige Stickstoff
wird durch im Gegenstrom erfolgenden indirekten Wärmetausch mit dampfförmigen
Stickstoffprodukt der Rektifiziersäule unterkühlt, auf den Betriebsdruck der
Rektifiziersäule entspannt und direkt als Rücklaufflüssigkeit in die Rektifiziersäule
eingespeist oder zunächst in einen Vorlagebehälter hinein entspannt, aus dem
anschließend mindestens eine Teilmenge der Flüssigkeit als Rücklaufflüssigkeit in
die Rektifiziersäule eingespeist und gegebenenfalls eine weitere Teilmenge als
flüssiges Stickstoffprodukt aus der Rektifikation abgezogen wird.
Die für den Prozess benötigte Menge an Spülflüssigkeit wird aus der
Sumpfflüssigkeit der Rektifiziersäule abgezogen.
Eine Teilmenge der im Sumpfverdampfer der Rektifiziersäule verdampften
Flüssigkeit wird als dampfförmiges sauerstoffreiches Stickstoffprodukt mit einem
Sauerstoffgehalt von 35 bis 80% aus der Rektifiziersäule abgezogen, anschließend
im Hauptwärmetauscher um ca. 10 bis 60 Kelvin angewärmt und zur Deckung des
Kältebedarfs der Rektifikation in einer arbeitsleistenden Entspannungseinrichtung
(Expansionsturbine) auf einen Druck von ca. 1,3 bar entspannt.
Der entspannte sauerstoffreiche Produktstrom wird im Hauptwärmetauscher durch
indirekten Wärmetausch mit der verdichteten und gereinigten Luft und dem
nachverdichteten Stickstoff auf den Temperaturbereich der Umgebung der
Rektifikation erwärmt und zumindest teilweise zur Regeneration der
Luftreinigungseinrichtung eingesetzt.
Alternativ kann das aus der Rektifiziersäule abgezogene dampfförmige
sauerstoffreiche Stickstoffprodukt auch ohne arbeitsleistende Entspannung direkt im
Hauptwärmetauscher durch indirekten Wärmetausch mit der verdichteten und
gereinigten Luft und dem, ggf. auch separat von der Luft verdichteten Stickstoff auf
den Temperaturbereich der Umgebung angewärmt und der Kältebedarf der Anlage
durch Einspeisung eines flüssigen aus Sauerstoff, Stickstoff und Argon bestehenden
Gemisches, bevorzugt jedoch durch Einspeisung von flüssigem Stickstoff, in die
Rektifiziersäule gedeckt werden.
Die verbleibende Menge an von aus dem Sumpfverdampfer in der Rektifiziersäule
aufsteigenden sauerstoffreichen Dampfstrom wird im Gegenstrom mit
Rücklaufflüssigkeit aus der oberhalb des Sumpfes zwischen den
Rektifiziereinrichtungen eingespeisten, vorgereinigten und abgekühlten Luft zerlegt.
Der bei der herkömmlichen Stickstofferzeugung aus Luft, bei welcher die zu
zerlegende Luft unterhalb der Rektifiziereinrichtungen in die Rektifiziersäule
eingespeist wird, erzielbare Sauerstoffgehalt des aus der Rektifiziersäule
abgezogenen sauerstoffreichen Produkts, ist vor allem von dem Betriebsdruck der
Rektifiziersäule abhängig und liegt bei Betriebsdrücken zwischen 5 und 12 bar in der
Regel zwischen 40 Vol.-% und 30 Vol.-%.
Der Vorteil der erfindungsgemäßen Erzeugung von Stickstoff aus Luft liegt
insbesondere darin, dass auch bei Einsatz nur eines Verdichters der Betriebsdruck
der Rektifiziersäule in der Regel um mehr als die Hälfte unterhalb des gewünschten
Drucks des Stickstoffprodukts liegt.
Ein zweiter wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens gegenüber den
oben beschriebenen herkömmlichen Verfahren besteht darin, dass zudem unterhalb
der Einspeisestelle der Luft in die Rektifiziersäule Dampfmengen in der
Größenordnung von mehr als einem Drittel der eingesetzten Luftmenge erzeugt
werden, die eine weitere Auftrennung der von der Einspeisestelle herabströmenden
Rücklaufflüssigkeit ermöglichen. In dem aus der Rektifiziersäule abgezogenen
sauerstoffreichen Produkt befindet sich somit deutlich weniger Stickstoff als bei
herkömmlichen Anlagen.
Nachfolgend ist die spezifische isotherme Leistungsaufnahme von einem
erfindungsgemäßen und einem bezüglich der Produkt-Reinheit, der Trennstufen-Anzahl
in der Rektifikationssäule und der zum Wärmetausch eingesetzten Flächen
vergleichbaren herkömmlichen Verfahrens tabellarisch dargestellt:
Stickstoff-Druck | Kolonnendruck | Sauerstoff gehalt im Restgas | Flüssig-produktion | Spezifische isotherme Leistungsaufnahme |
| | | | erfindungsgemäßes Verfahren | Typische Werte für herkömmliches Verfahren |
Bara | Bara | % O2 | % | kWh/Nm3 | kWh/Nm3 |
7 | 3,0 | 50 | 0 | 0,128 | 0,145 |
8,5 | 3,5 | 55 | 1,0 | 0,130 | 0,167 |
11 | 4,0 | 60 | 1,5 | 0,143 | 0,211 |
In beiden Verfahren wird der Kältebedarf durch arbeitsleistende Entspannung des
sauerstoffreichen gasförmigen Produktes gedeckt.
Die in der Tabelle enthaltenen Angaben für die herkömmliche Erzeugung von
Stickstoff aus Luft sind Erfahrungswerte aus der Anlagenpraxis.
Die in der vorstehenden Tabelle für die erfindungsgemäße Erzeugung von Stickstoff
aus Luft ausgewiesenen Werte sind Ergebnisse von praxisrelevanten Simulationen.
Für die tabellarischen spezifischen Leistungsaufnahmen der beiden Verfahren wird
eine ideal isotherme Verdichtung, d.h. einen isothermen Wirkungsgrad der
Verdichtung von 1, angenommen.
Die in herkömmlichen Anlagen zur Erzeugung von Stickstoff, bei denen die zu
zerlegende Luft unterhalb der Rektifiziereinrichtungen in die Rektifizierkolonne
eingespeist wird, erzielbaren Sauerstoffgehalte des abgezogenen sauerstoffreichen
Produkts hängen vor allem vom Betriebsdruck der Rektifiziersäule ab und liegen bei
Stickstoffproduktdrücken zwischen 5 und 12 bar typischerweise bei Werten zwischen
30% und 40%.
Wie aus der vorstehenden Tabelle zu entnehmen ist, lassen sich mit dem
erfindungsgemäßen Verfahren deutlich höhere Restsauerstoffgehalte erreichen, mit
der Folge, dass die zur Erzeugung des Stickstoffprodukts benötigte Luftmenge
gesenkt werden kann.
Darüber hinaus ermöglicht der niedrige Betriebsdruck der Rektifiziersäule eine
deutlich effektivere Trennung als das herkömmliche Verfahren, so daß je nach
gewünschten Stickstoffdruck und -menge Energieeinsparungen zwischen ca. 10
Prozent bis über 30% Prozent zu realisieren sind.
Erfindungsgemäß kann ausgehend vom der geforderten Stickstoffproduktmenge und
dem benötigten Produktdruck der Betriebsdruck der Rektifikationssäule so gewählt
werden, dass die im Sumpf der Rektifikationssäule verdampfende Flüssigkeit ca. 1,5
bis 3 Kelvin kälter ist als der Taupunkt des Stickstoffes bei dem gewünschten
Produktdruck.
Aus der gewünschten Stickstoffausbeute ergibt sich die Sauerstoffkonzentration des
abgezogenen sauerstoffreichen Produkts und daraus die Sauerstoffkonzentration der
Flüssigkeit im Sumpf der Rektifikationssäule.
Wird eine hohe Stickstoffausbeute angestrebt, so fällt weniger sauerstoffarmes
Produkt an, welches dafür mehr Sauerstoff enthält und bei einer höher Temperatur
siedet.
Aus der Siedetemperatur und der Sauerstoffkonzentration im Sumpf der
Rektifikationssäule läßt sich der benötigte Betriebsdruck der Rektifikationssäule und
damit der benötigte Luftdruck am Getriebeturboverdichter einfach bestimmen.
Aus der zu erzeugende Stickstoffmenge/-ausbeute ergibt sich die zur
Kälteerzeugung in einer Expansionsturbine maximal zur Verfügung stehende Menge
an sauerstoffreichem Produkt aus der in Verbindung mit den Temperaturprofilen am
Wärmetauscher die mit arbeitsleistender Entspannung maximal erzielbare
Kälteleistung errechnet werden kann.
Aus der Analyse der Kälteverluste am Wärmetauscher sowie der Isolationsverluste
der Coldbox läßt sich der Kältebedarf des Prozesses ermitteln. Liegt dieser
Kältebedarf unter der bei arbeitsleistender Entspannung maximal erzielbare
Kälteleistung so liegt ein Kälteüberschuss vor und es kann flüssiger Stickstoff als
zusätzliches Produkt abgezogen werden.
Kann kein Kälteüberschuss erzeugt werden, muss entweder die gewünschte
Stickstoffausbeute vermindert oder zusätzlich flüssiger Stickstoff in die Rektifikation
eingespeist werden.
Gegebenenfalls kann bei der erfindungsgemäßen Rektifizierung von Luft - aus
wirtschaftlichen Erwägungen heraus - auf einen Turbineneinsatz verzichtet werden.
Die Einsatzmöglichkeiten des Erfindungsgegenstandes werden von den jeweiligen
thermodynamischen und aerodynamischen Verfahrensbedingungen an dem
Getriebeturboverdichter bestimmt.
So braucht z. B. die letzte Stufe der Stickstoffverdichtung einen minimalen
tatsächlichen Volumenstrom, bei dessen Unterschreitung der Verdichter nicht in
wirtschaftlicher Weise zu betreiben wäre.
Für Anwendungsfälle, bei denen preiswerte Standardmaschinen für die Verdichtung
zur Verfügung stehen, kann auch auf den Einsatz eines Getriebeturboverdichters
verzichtet und die Kompression der zu rektifizierenden Luft sowie die
Nachverdichtung des Stickstoffprodukts in zwei getrennten Verdichtern realisiert
werden.
Die auf erfindungsgemäße Weise in der Rektifiziersäule erzielte höhere
Stickstoffausbeute steigert die Effektivität der Trennung in der Rektifiziersäule und
verringert den Lufteinsatz.
Zudem können die Apparate und Maschinen bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
- gegenüber den bei herkömmlichen Verfahren zur Stickstofferzeugung aus Luft
verwandten Apparaten und Maschinen - aufgrund des niedrigen Betriebsdrucks der
Rektifiziersäule und des verminderten Lufteinsatzes kostensparend dimensioniert
werden.
Der Erfindungsgegenstand betrifft des Weiteren eine Vorrichtung, bestehend aus
mindestens einem zumindest zwei Ritzel aufweisenden Getriebeturboverdichter,
mindestens einer Luftreinigungseinrichtung, mindestens einem Wärmetauscher und
mindestens einer mit herkömmlichen Rektifiziereinrichtungen und einem
Sumpfverdampfer ausgerüsteten Rektifiziersäule und mindestens einem Unterkühler,
die mittels eines übliche Mess-, Steuer und Regel- und Fördereinrichtungen
aufweisendes Leitungssystem miteinander verbunden sind.
In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung besteht die Vorrichtung aus
mindestes einem zumindest zwei Ritzel aufweisenden Getriebeturboverdichter,
mindestens einer Luftreinigungseinrichtung, mindestens einem mit einer
Expansionsturbine gekoppelten Wärmetauscher, einer mit herkömmlichen
Rektifiziereinrichtungen und einem Sumpfverdampfer ausgerüsteten und mit
mindestens einem Abscheidebehälter gekoppelten Rektifiziersäule sowie mindestens
einem Unterkühler, die durch ein übliche Mess-, Steuer und Regel- und
Fördereinrichtungen aufweisendes Leitungssystem miteinander verbunden sind.
Der Vorteil der erfindungsgemäßen Erzeugung von Stickstoff aus Luft liegt
insbesondere darin, dass bei Einsatz nur eines Verdichters die Rektifiziersäule mit
einem Druck betrieben werden kann der in der Regel weniger als die Hälfte des
gewünschten Drucks des Stickstoffprodukts ausmacht.
Zudem werden unterhalb der Einspeisestelle der Luft in die Rektifiziersäule
Dampfmengen in der Größenordnung eines Drittels der eingesetzten Luftmenge
erzeugt, die eine weitere Auftrennung der von der Einspeisestelle herabrieselnden
Rücklaufflüssigkeit und damit einen höhere Stickstoffausbeute in der Rektifikation
ermöglichen.
Des Weiteren weist das aus der Rektifiziersäule abgezogene sauerstoffreiche
Produkt einen deutlich verringerten Stickstoffanteil als bei der herkömmlichen
Rektifikation auf.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand von in der Zeichnung dargestellten,
bevorzugten Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Fig. 1 eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Verfahrens zur
Erzeugung von Stickstoff aus Luft, bei dem der Kältebedarf des Verfahrens durch
Einspeisung von flüssigem Stickstoff in die Rektifikationssäule gedeckt wird; Fig. 2 eine schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur
Erzeugung von Stickstoff aus Luft mit einer zusätzlichen, zur Deckung des
vorhandenen Kältebedarfs eingesetzten Turbine;
Gemäß Fig. 1 wird zu rektifizierende Luft 1 auf einem ersten Ritzel 2a eines
Getriebeturboverdichters 2 in zwei Stufen 2b, 2c auf einen zum Betrieb eines
Sumpfverdampfers (7) einer Rektifiziersäule (6) geeigneten Druck verdichtet und
anschließend in einer Einrichtung 3, in der Regel durch Kühlung und Adsorption, von
ihren störenden Inhaltsstoffen gereinigt.
Die verdichtete und gereinigte Luft 4 wird in einem Wärmetauscher 5 durch
indirekten Wärmeaustausch im Gegenstrom mit aus einer Rektifiziersäule 6
zugeführten kalten, dampfförmigen Produktströmen 9b, 12 bis in den Bereich des
Taupunkts von Luft abgekühlt.
Die derart vorbehandelte Luft 4a wird in den Bereich der Rektifiziereinheiten 6a, 6b
in die Rektifiziersäule 6 eingespeist und in dieser in ein sauerstoffarmes
dampfförmiges Stickstoffprodukt 9 und eine sauerstoffreiche Sumpfflüssigkeit 17
zerlegt.
Das aus der Rektifiziersäule 6 abgezogene sauerstoffarme dampfförmige
Stickstoffprodukt 9 wird in einem Unterkühler 8 im Gegenstrom mit einer in dem
Sumpfverdampfer 7 der Rektifiziersäule 6 erzeugten Rücklaufflüssigkeit 11 bis in den
Bereich des Taupunkts der Luft vorgewärmt und danach in dem Wärmetauscher 5 im
Gegenstrom mit der verdichteten und gereinigten Luft 4 und mit einer
nachverdichteten Teilmenge 10b eines aus dem aus der Rektifikationssäule 6
abgezogenen dampfförmigen, sauerstoffarmen Produktstroms 9 auf etwa
Umgebungstemperatur angewärmt.
Das bis in den Bereich der Umgebungstemperatur erwärmte sauerstoffarme
Stickstoffprodukt 9c wird auf mindestens einem weiteren Ritzel 2d des
Getriebeturboverdichters 2 auf den gewünschten Produktdruck des sauerstoffarmen
Stickstoffprodukts 10 verdichtet und teilweise als gasförmiges Stickstoffprodukt 10a
aus der Rektifikation abgezogen.
Die nicht aus der Rektifikation abgezogene Teilmenge 10b des sauerstoffarmen
Stickstoffsprodukts 10 wird in dem Wärmetauscher 5 zur Erwärmung von Luft,
zusammen mit der verdichteten, vorgereinigten Luft 4, im Gegenstrom mit den kalten
dampfförmigen Stickstoffprodukten 9b, 12 der Rektifiziersäule 6 bis in den Bereich
des Taupunktes der Luft abgekühlt.
Die verdichtete und abgekühlte Teilmenge 10c des Stickstoffproduktes wird dem
Sumpfverdampfer 7 der Rektifiziersäule 6 zugeführt und durch indirekten
Wärmetausch mit der dabei verdampfenden Sumpfflüssigkeit 17 der Rektifiziersäule
6 verflüssigt.
Der auf vorbeschriebene Weise erzeugte flüssige Stickstoff 11 wird aus der
Rektifiziersäule 6 abgezogen und in dem Unterkühler 8 im Gegenstrom mit dem
dampfförmigen Stickstoffprodukt 9 der Rektifiziersäule 6 unterkühlt, in einer Drossel
13 auf den Betriebsdruck der Rektifiziersäule 6 entspannt und als Rücklauf 11a vor
Kopf in die Rektifiziersäule 6 eingespeist.
Ein Teil der im Sumpfverdampfer 7 der Rektifiziersäule 6 verdampften Flüssigkeit 17
wird als dampfförmiges sauerstoffreiches Produkt 12 aus der Rektifiziersäule 6
abgezogen und in dem Wärmetauscher 5 zusammen mit dem vorgewärmten
Stickstoffprodukt 9b der Rektifiziersäule 6 im Gegenstrom mit der verdichteten,
gereinigten Luft 4 und dem nachverdichteten Teilstrom des sauerstoffarmen
Stickstoffproduktes 10b angewärmt.
Der restliche Teil des aus dem Sumpfverdampfer 7 in die Rektifiziersäule 6
aufsteigenden Dampfstromes wird im Gegenstrom mit aus der oberhalb des Sumpfes
im Bereich der Rektifiziereinheiten 6a, 6b der Rektifiziersäule 6 eingespeisten
vorgereinigten und abgekühlten Luft 4a herabströmenden Rücklaufflüssigkeit zerlegt.
Zur Deckung des Kältebedarfs bei der Luftrektifikation wird zusätzlich flüssiger
Stickstoff 14 in die Rektifiziersäule 6 eingespeist.
Aus dem Sumpf der Rektifiziersäule 6 wird ein Teil der Sumpfflüssigkeit 17 als
Spülprodukt 17a abgezogen.
Zumindest die Rektifiziereinsäule 6, der Sumpfverdampfer 7 der Rektifiziereinsäule 6
und die durch mit herkömmlicher Mess-, Steuer- und Regeltechnik ausgerüsteten
Leitungen mit der Rektifiziersäule 6 verbundenen, zum indirekten Wärmetausch
eingesetzten Einrichtungen 5, 8 sind in einer wärmeisolierenden Cold box 18
angeordnet.
Bei dem in Fig. 2 schematisch dargestellten erfindungsgemäßen Verfahren wird - im
Unterschied zu dem in Fig. 1 dargestellten erfindungsgemäßen Verfahren - der
Kältebedarf der Anlage durch eine Turbine 15 gedeckt und flüssiger Stickstoff 14 als
Nebenprodukt aus der Anlage abgezogen:
Dazu wird Luft 1 wird auf dem ersten Ritzel 2a des Getriebeturboverdichters 2 in
zwei Stufen 2b, 2c auf einen zum Betrieb des Sumpfverdampfers (7) der
Rektifiziersäule (6) geeigneten Druck verdichtet und anschließend in der Einrichtung
3 von ihren die Rektifikation störenden Inhaltsstoffen gereinigt.
Die verdichtete und gereinigte Luft 4 wird in dem Wärmetauscher 5 durch indirekten
Wärmeaustausch im Gegenstrom mit den aus der Rektifiziersäule 6 abgezogenen
gasförmigen Produktströmen 9b, 12 und einem aus dem Produktstrom 12
entspannten Produktstrom 12d bis in den Bereich des Taupunkts von Luft abgekühlt
und als Luft 4a in den Bereich der Rektifiziereinheiten 6a, 6b der Rektifiziersäule 6
eingespeist.
Aus der in die Rektifiziersäule 6 eingespeiste Luft 4a wird mittels herkömmlicher
Rektifizierung das sauerstoffarme dampfförmige Stickstoffprodukt 9 und die
sauerstoffreiche Sumpfflüssigkeit 17 erzeugt.
Das in der Rektifiziersäule 6 erzeugte und aus der Rektifiziersäule 6 abgezogene
sauerstoffarme dampfförmige Stickstoffprodukt 9 wird in dem Abscheidebehälter 16
mit einem bei der Entspannung 13 des Rücklaufes 11 erzeugten
Entspannungsdampf vermischt und anschließend in dem Unterkühler 8 im
Gegenstrom mit der in dem Sumpfverdampfer 7 der Rektifiziersäule 6 erzeugten
Rücklaufflüssigkeit 11 bis in den Bereich des Taupunkts der Luft 4a vorgewärmt.
Das so vorgewärmte sauerstoffarme dampfförmige Stickstoffprodukt 9b wird in der
Einrichtung 5 im Gegenstrom mit der verdichteten und gereinigten Luft 4 und dem
nachverdichteten Teilstrom 10b des aus der Rektifiziersäule 6 abgezogenen
sauerstoffarmen Stickstoffproduktes 9 auf etwa Umgebungstemperatur der
Rektifikation angewärmt.
Das bis in den Bereich der Umgebungstemperatur erwärmte sauerstoffarme
Stickstoffprodukt 9c wird auf mindestens einem Ritzel 2d des
Getriebeturboverdichters 2 auf den gewünschten Druck des Stickstoffproduktes
verdichtet.
Eine Teilmenge des nachverdichteten Stickstoffproduktes 10 der Rektifiziersäule 6
wird als gasförmiges Produkt 10a aus der Rektifikation abgezogen.
Die nicht als Stickstoffprodukt 10a aus der Rektifikation abgezogene Teilmenge 10b
wird in dem Wärmetauscher 5 - zusammen mit der verdichteten, vorgereinigten Luft 4
- im Gegenstrom mit den kalten dampfförmigen Produkten 9b, 12, 12d der
Rektifiziersäule 6 bis in den Bereich des Taupunktes der Luft 4a abgekühlt.
Die verdichtete und abgekühlte Teilmenge des Stickstoffproduktes 10c wird dem
Sumpfverdampfer 7 der Rektifiziersäule 6 zugeführt und in dem Sumpfverdampfer 7
durch indirekten Wärmetausch mit der dabei verdampfenden Sumpfflüssigkeit 17 der
Rektifiziersäule 6 verflüssigt.
Der im Sumpfverdampfer 7 der Rektifiziersäule 6 erzeugte flüssige Stickstoff 11 wird
aus dem Sumpfverdampfer 7 abgezogen und in dem Unterkühler 8 im Gegenstrom
mit dem dampfförmigen Stickstoffprodukt 9a der Rektifiziersäule 6 unterkühlt, in der
Drosseleinrichtung 13 auf das Druckniveau der Rektifiziersäule entspannt und dem
Abscheidebehälter 16 zugeführt.
Der in dem Abscheidebehälter 16 auf den Betriebsdruck der Rektifiziersäule 6
entspannte flüssige Stickstoff wird zum überwiegenden Teil als Rücklauf 11a vor
Kopf in die Rektifiziersäule 6 eingespeist und nur ein kleiner Teil als flüssiges
sauerstoffarmes Stickstoffprodukt aus dem Abscheidebehälter 16 abgezogen.
Ein Teil der in dem Sumpfverdampfer 7 der Rektifiziersäule 6 verdampften
Flüssigkeit 17 wird als dampfförmiges sauerstoffreiches Produkt 12 aus der
Rektifiziersäule 6 abgezogen und in dem Wärmetauscher 5 im Gegenstrom mit der
verdichteten, gereinigten Luft 4 und dem nachverdichteten Teilstrom des
sauerstoffarmen Stickstoffproduktes 10b um 10 bis 60 K angewärmt.
Das auf vorbeschriebene Weise vorbehandelte sauerstoffreiche Produkt 12c wird
arbeitsleistend in einer Expansionsturbine 15 auf ein Druckniveau, welches etwa 200
bis 500 mbar über dem Umgebungsdruck liegt, entspannt und als sauerstoffreiches
Produkt 12d in dem Wärmetauscher 5 im Gegenstrom mit der verdichteten,
gereinigten Luft 4 und dem nachverdichteten Teilstrom des Stickstoffproduktes 10b
bis auf den Bereich der Umgebungstemperatur angewärmt.
Der restliche Teil des von dem Sumpfverdampfer 7 in der Rektifiziersäule 6
aufsteigenden Dampfstromes wird im Gegenstrom mit Rücklaufflüssigkeit aus der
oberhalb des Sumpfes im Bereich der Rektifiziereinheiten 6a, 6b der Rektifiziersäule
6 eingespeisten vorgereinigten und abgekühlten Luft 4a zerlegt.
Die zum Ausgleich des bei der arbeitsleistenden Entspannung in der Expansionsturbine
15 anfallenden Kälteüberschusses erforderliche Menge an flüssigen
Stickstoff 14 wird aus dem Abscheidebehälter 16 abgezogen.
Aus dem Sumpf der Rektifiziersäule 6 wird zur Vermeidung der Bildung von
unzulässig hohen Kohlenwasserstoffkonzentrationen ein Teil der Sumpfflüssigkeit 17
als Spülmenge 17a abgezogen.
Zumindest die Rektifiziereinsäule 6, der Sumpfverdampfer 7 der Rektifiziersäule 6
und die durch mit herkömmlicher Meß-, Steuer- und Regeltechnik ausgerüsteten
Leitungen mit der Rektifiziersäule 6 verbundenen, zum indirekten Wärmetausch
eingesetzten Einrichtungen 5, 8 und der Abscheidebehälter 16 sind in der
wärmeisolierenden Cold box 18 angeordnet.