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Verfahren zur Herstellung direkter Positive nach dem Silbersalzdiffusionsverfahren
Nach dem aus der französischen Patentschrift 879 995 bekannten Verfahren zur direkten
Herstellung von Positiven (d. h. ohne Kopierverfahren) wird das unbelichtete und
daher unentwickelbare Halogensilber einer bildmäßig exponierten photographischen
Schicht gelöst und in einer anderen, mit der Halogensilberschicht in engem Kontakt
stehenden übertragungsschicht unter dem katalvtischen Einfluß von in dieser Schicht
anwesenden Entwicklungskeimen zu einem positiven Bild entwickelt. Die Beziehungen
negativ und positiv sind hierbei nur relativ zueinander zu verstehen, d. h., in
der gleichen Weise können von einer negativen Vorlage ohne Kopierverfahren auch
direkte Negative erhalten werden. Dieses Verfahren ist in der Literatur unter dem
Namen Silbersalzdiffusionsverfahren bekannt.
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In dieser Patentschrift wird unter anderem auch eine Ausführungsform
beschrieben, bei der die beiden Schichten übereinander auf einem gemeinsamen Schichtträger
angeordnet sind, und zwar in der Weise, daß sich die lichtempfindliche Schicht,
in der das Positiv entsteht, unmittelbar auf dem Schichtträger befindet und darüber
die Negativschicht. Nach Entstehung des Positivs in der unteren Schicht kann inan
dann die darüberliegende Negativschicht entfernen, und es bleibt dann das Positiv
zurück.
Für manche Spezialzwecke, z. B. in der Reproduktionstechnik,
ist es jedoch notwendig, die Positivschicht auf eine andere Unterlage zu übertragen.
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Es ist in dem älteren Patent 974 191 vorgeschlagen worden, zur Herstellung
von Positivbildern nach dem Silbersalzdiffusionsverfahren unter Verwendung von photographischen
Materialien mit übereinanderliegender Negativ- und Positivschicht durch Entwickeln
in einer Entwicklerflüssigkeit mit einem Gehalt an Silbersalzlösungsmittel ein photographisches
Material zu verwenden, in dem auf den gleichen Träger die Positivschicht auf die
Negativschicht gegossen ist, wobei die Negativschicht gehärtete Gelatine und die
Positivschicht Gelatine-Ersatzstoffe auf Kunststoffbasis als Bindemittel enthält,
wobei man die obere Positivschicht nach erfolgter Belichtung und Entwicklung auf
eine Unterlage fest haftend aufträgt.
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Es wurde nun gefunden, daß für die Durchführung des genannten Verfahrens
ganz allgemein solche Materialien mit übereinandergegossenen Negativ- und Positivschichten
geeignet sind, in denen die Positivschicht so gewählt wird, daß sie leichter quellbar
ist als die Negativschicht.
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Man kann z. B. auf eine Halogensilberemulsionsschicht, für die als
Schichtmittel eine stark gehärtete Gelatine verwendet wird, eine Schicht aus Carboxymethylcellulose
ziehen, der man eine entsprechende Menge von kolloidem Silber als Keime zusetzt.
Nach Belichtung und Verarbeitung in einem fixiernatronhaltigen Entwickler ist in
der Schicht aus Carboxymethylcellulose ein positives Bild des zu kopierenden Originals
entstanden. Gleichzeitig ist diese Schicht verhältnismäßig weich geworden und löst
sich leicht von der wenig quellenden Unterlage ab. Legt man daher eine derartige
Doppelschicht auf eine etwas poröse Unterlage, z. B. barytiertes Papier, oder auf
ein Gewebe, so saugt sich die stark aufgequollene Schicht aus Carboxymethylcellulose
in diese Unterlage ein, und man kann nach einiger Verweilzeit die Negativschicht
abziehen und sieht nunmehr das Positiv auf der neuen Unterlage.
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Man erhält dann also auf dem ursprünglichen Träger ein Negativ und
auf dem zweiten Träger ein seitenrichtiges Positiv des Originals. Dieses Verfahren
erlaubt es, das Positiv auf beliebige Materialien aufzubringen, z. B. auf Papier,
auf Film, auf Kunststoff-Folien, weiterhin auch auf Gewebe, Metall, Glas, keramisch
erzeugte oder sonstige Flächengebilde. Man kann die beiden Schichten aber auch erst
nach der Trocknung trennen, indem man z. B. die fertig verarbeitete Schicht mit
dem neuen Träger in Kontakt bringt und dann beispielsweise einer Wärmebehandlung
unterzieht.
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Ferner kann man auf eine stark mit Formalin gehärtete Halogensilbergelatineschicht
eine sehr dünne Schicht aus Gelatine ziehen, die z. B. kolloides Silber als K eime
enthält, und Stoffe, die, wie z. B. saure Stilfite, Formalin binden, um eine Durchhärtung
dieser Schicht zu vermeiden. Nach Belichtung verarbeitet man diese Schichten in
einem fixiernatronhaltigen Entwickler, wobei in der oberen Gelatineschicht das positive,
in der unteren Schicht das negative Bild des Originals entsteht. Man läßt die jetzt
noch zusammenhängenden Schichten trocknen und legt sie dann auf eine Unterlage,
z. B. Papier, das schwach angefeuchtet ist. Nun setzt man die zusammengequetschten
Schichten einer gelinden Wärme aus, wobei sich die obere Positivschicht erweicht
und von den Poren des Papiers aufgesogen wird. Nach kurzer Zeit kann man den Hilfsträger,
auf welchen die Negativ-Schicht vergossen wird, mit dieser abziehen.
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Man kann hierbei alle Maßnahmen verwenden, die bei Übertragung von
den Bildschichten auf eine andere Unterlage gebräuchlich sind.
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Die Durchführbarkeit einer leichten Trennung der Positiv- von der
Negativschicht ist eine Frage der verwendeten Schichtmittel oder der dünnen Zwischenschichten,
die man zwischen Negativ- oder Positivschicht zieht.
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Eine sehr schlechte Haftung zwischen Negativ-und Positivschicht erreicht
man z. B., wenn man die Negativschicht mit dem Schichtmittel Gelatine mit sehr viel
Formalin ansetzt und die Positivschicht erst in einem zweiten Arbeitsgang, nachdem
die Negativschicht getrocknet und tagelang Zeit hatte durchzuhärten, daraufzieht.
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Man kann alle gebräuchlichen Entwicklersubstanzen, z. B. Methylaminophenol,
Hydrochinon, verwenden. Beispiel i Eine Chlorsilberemulsion, die in bekannter Weise
mit Gelatine als Bindemittel hergestellt wurde und der man pro Liter 5 ccm einer
4o%igen Formalinlösung zusetzt, wird auf Papier gegossen und eine Schicht aus einer
Lösung folgender Zusammensetzung daraufgezogen: 1 1 einer 2,5%igen Carboxymethylcellulose,
Zusatz von o,ooi g kolloides Silber und die üblichen, für den Beguß notwendigen
Netzmittel, wie z. B. Saponin. Als Entwickler benutzt man folgende Lösung iooo ccm
Wasser, ioo g Natriumsulfit (sicc.), 15g Hydrochinon, 20g Ätznatron,
i g Bromkalium, 159 Fixiernatron. Nach der Verarbeitung preßt man
die nassen Schichten auf ein poröses barytiertes Papier und zieht, nachdem die Schichten
etwa 2 Minuten im Kontakt verblieben sind, die Negativschicht (Chlorsilber) ab.
Die Positivschicht haftet nun auf dem Barytpapier.
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Die Schicht aus Carboxymethylcellulose hat die Dicke einer normalen
Schutzschicht, d. h., sie beträgt etwa 2o% der Dicke der Chlorsilberschicht. Beispiel
2 Man verwendet eine Chlorbromsilberschicht, .die nach bekannten Rezepten hergestellt
wurde und die als Bindemittel Gelatine enthält. Dieser Emulsion
setzt
man pro Liter 5 ccm einer d.oo/oigen Formalinlösung zu und vergießt sie in normaler
Weise auf Papier. Die so gezogene Schicht läßt man einige Tage stehen, bis sie vollständig
durchgehärtet ist, und man begießt sie dann mit einer 2a/oigen Gelatinelösung, der
man neben den üblichen Netzmitteln noch o,ooi g kolloides Silber und Zog Kaliummetabisulfit
zusetzt. Die Dicke dieser Gelatineschicht soll nicht mehr als io bis i5a/a der Halogensilberschicht
betragen.
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Man entwickelt diese Schichten in dem gleichen Entwickler, wie er
im Beispiel i angegeben wurde, wässert und läßt sie trocknen. Die trocknen Schichten
legt man auf einen zweiten Träger, z. B. ein normales Schreibpapier, das man etwas
angefeuchtet hat. Nun legt man die Papiere in eine nur schwach angewärmte Heizpresse
und läßt sie etwa i Minute im Kontakt.
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In dieser Zeit schmilzt die obere, das Positiv tragende Gelatineschicht
an und saugt sich in die Poren des zweiten Trägers ein. Man kann dann die gehärtete
Negativschicht leicht abziehen.