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Verfahren und Vorrichtung zur Energiegewinnung durch Spaltung von
Urankernen Es ist bekannt, daß der Atomkern des Urans oder des T'horiums durch Absorption
eines thermischen oder schnellen Neutrons zur Spaltung in eine Anzahl großer Bruchstücke,
deren Massenzahlen beispielsweise in der Größe von So bis 150 liegen können, veranlaßt
werden kann. Diese Kernspaltung ist mit einer Energieentwicklung begleitet, die
ungefähr o,00032 erg beträgt und zunächst als Bewegungsenergie der Kernbruchstücke
auftritt. Bei der Kernspaltung wird außerdem eine Anzahl neuer Neutronen ausgeschleudert,
die beim Uran im Mittel mehr als drei Neutronen beträgt.
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Daneben ist bekannt, daß viele Stoffe, darunter auch das Uran, langsame
Neutronen stärker absorbieren als schnelle Neutronen. Andererseits absorbieren gewisse
Elemente die Neutronen, deren Geschwindigkeit zwischen engen Grenzen liegt, sehr
stark, wobei die Grenzen von der Natur des Elements abhängen. Von diesen Elementen
sagt man, daß sie die Neutronen in Resonanz absorbieren.
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Um schnelle Neutronen in langsame Neutrollen zu überführen und damit
die Ausbeute von Kernspaltungs:kettenreaktionen zu erhöben, ist es sohließlidh bekannt,
die schnellen Neutronen in leichte oder sehr leichte Stoffe, wie Beryllium, Wasserstoff,
Deuterium, Kohlenstoff, Sauerstoff, Helium od. dgl., die sich in freiem oder chemisch
gebundenem Zustand befinden, einzuführen. In diesen Neutronen nur wenig absorbierenden
Stoffete geben die schnellen Neutronen durch elastische Stöße ihre Bewegungsenergie
an die Atomkerne dieser Stoffe
ab. Die unterste Geschwindigkeitsgrenze,
auf die die Neutronen in dieser Weise gebremst werden können, liegt in der Größenordnung
der Geschwindigkeit, wie sie der thermischen Bewegung der Wasserstoffatome entspricht.
Die auf eine solche Geschwindigkeit gebremsten Neutronen, die außerdem keine Vorzugsbewegungsrichtung
mehr besitzen, werden deshalb als thermische Neutronen bezeichnet.
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Zweck der Erfindung ist es, für die bereits als grundsätzlich möglich
erkannte Gewinnung und Nutzbarmachung der durch die Kernspaltung frei werdenden
Energie Mittel und Wege zu schaffen.
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Der Erfindung liegt die bekannte Tatsache zugrunde, daß die durch
eine Kernspaltung frei werdenden neuen Neutronen mindestens zum Teil wieder zur
Auslösung einer neuen Kernspaltung herangezogen werden können. Es tritt somit eine
Kettenreaktion auf. Es wurde nun gefunden, da,ß . die Art dieser Kettenreaktion,
ob zunehmend, gleichbleibend oder abnehmend, von der Masse des vorliegenden LTranblockes
abhängt. Je größer die Masse- des Uranblockes ist, desto mehr von den bei einer
Kernspaltung frei werdenden - im Mittel drei - Neutronen werden neue Kernspaltungen
veranlassen. Bei einer bestimmten Masse des Uranblockes tritt somit der Fall ein,
daß im Mittel von jeder Kernspaltung ein Neutron eine neue Kernspaltung hervorruft.
Die Kettenreaktion ist also gleichbleibend. Diese entsprechende Masse des Uranblockes
wird als kritische Masse bezeichnet. Die Größe der kritischen Masse hängt aber auch
davon ab, ob die frei werdenden Neutronen dem Uran wieder zugeführt oder vorher
zu thermischen Neutronen abgebremst werden, die das Uran in weitaus stärkerem Maße
absorbiert.
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Nach der Erfindung wird deshalb natürliches Uran in einer solchen
Menge angeordnet, daß die Kettenreaktion geringfügig zunehmend ist, während die
vom Uran ausgehenden schnellen Neutronen vor dem erneuten Eintreten in die Uranmasse
durch einen oder mehrere leichte oder sehr leichte Stoffe, wie Beryllium, Wasserstoff,
Sauerstoff, Helium oder vorzugsweise Deu@beriunn oder Kohlenstoff (jeweils frei
oder als Verbindung), zu thermischen Neutronen abgebremst werden und die entwickelte
Wärmeenergie etwa durch den Umlauf einer Flüssigkeit, die in Berührung mit den reagierenden
Stoffen steht, abgeleitet wird.
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Durch die Fähigkeit der leichten oder sehr leichten Elemente, die
zum Bremsen der schnellen Neutronen gemäß der Erfindung verwendet werden, mit steigender
Temperatur die Neutronen weniger stark zu bremsen, stellt sich eine gewisse Selbstregelung
ein, durch die bei Erreichen der Betriebstemperatur der reagierenden Stoffe eine
weitere divergente Kettenreaktion und damit die Gefahr der Zerstörung der Vorrichtung
auf dem Wege der Explosion automatisch verhindert wird. Die Arbeitsweise dieser
Selbstregelung ist wie folgt zu verstehen: Durch die mit steigender Temperatur abnehmende
Bremswirkung der leichten oder sehr leichten Elemente verringert sieh auch die Wahrscheinlichkeit,
daß ein Neutron absorbiert wird, bevor es die Uranmasse verläßt. Dieser Umstand
hat zur Folge, daß die Ketten konvergent werden. Die Höhe der Betriebstemperatur
ergibt sich aus dem gewählten T:lerschuß an Uranmenge gegenüber der kritischen Masse.
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Durch das Verfahren nach der Erfindung ist es möglich, große Energiemengen
zu erzeugen und nutzbar zu machen. Außerdem wird bei diesem Verfahren eine starke
Neutronenquelle geschaffen, nämlich durch die Neutronen, die zur Aufrechterhaltung
der Kettenreaktion nicht benötigt werden. Eine solche starke Neutronenquelle kann
für die verschiedensten Zwecke von Nutzen sein, beispielsweise zur Herstellung künstlicher
Isotope us.w. Schließlich werden bei dem Verfahren nach der Erfindung auch Spaltungsprodukte
des Urans erzeugt, die aus dem Verfahren abgezogen werden können.
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Neben der beschriebenen Selbstregelung durch die eingeführten leichten
oder sehr leichten Elemente wird nach der Erfindung vorzugsweise außerdem in die
Masse, die zur Energieentwicklung dient, ein Stoff, z. B. Kadmium oder Kadmiumverbindungen,
eingeführt, der die Neutronen stark zu absorbieren vermag, und zwar um so. mehr,
je höher die Temperatur steigt.
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In bevorzugter Ausführungsform der Erfindung wird die kritische Masse
durch Erhöhung der Neutronendichte im Innern der reagierenden Masse verringert,
indem die Gesamtheit der reagierenden Masse und des Moderators, also des Bremsmittels
für die schnellen Neutronen, von einer besonderen hülle aus einem oder mehreren
Stoffen mit geringem Absorptionsvermögen für Neutronen umgeben wird, welche infolge
der im Innern auftretenden Diffusion die aus der reagierenden Masse kommenden Neutronen,
die normalerweise für das Verfahren verloren wären, teilweise wieder als schnelle
Neutronen oder als thermische, durch den Moderator vorher abgebremste Neutronen
in die reagierende Masse zurückkehren lassen, ein Vorgang, wie er bei Versuchen
mit l#,'-ernspaltungskettenreaktionen bereits bekannt ist. Auch a,if diesem Wege
läßt sich eine Regelung des Verfahrens nach der Erfindung dadurch erzielen, d,aß
zum Anhalten der Reaktion der die reagierende Masse umgebende Reflektor von dieser
entfernt wird.
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Die reagierende Masse besteht zweckmäßig aus einem Stoff (auch in
Gestalt einer Verbindung) von großer Dichte, der etwa durch Pressen, Schmelzen oder
Kristallisieren hergestellt wird, wobei vorzugsweise metallisches Uran verwendet
wird.
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Eine weitere Möglichkeit besteht bei dem Verfahren nach der Erfindung
darin, daß zur Regelung die Zusammensetzung der Faktoren, die auf die Reaktion von
Einfluß sind, geändert wird, indem z. B. die Masse des Bremsstoffes vermehrt oder
vermindert wird.
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Zur Durchführung des Verfahrens nach der Erfindung eignet sich beispielsweise
eine Vorrichtung,
bei der die reagierende Masse in Form hohler Würfel
angeordnet ist, die in ihrem Innern den Moderator aufnehmen, während Mittel zur
Ableitung der entwickelten Wärmeenergie durch den Umlauf einer Flüssigkeit, die
in Berührung mit den reagierenden Stoffen steht, vorgesehen sind.
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Vorzugsweise ist auch hierbei die Gesamtheit der reagierenden Masse
und des Moderators von einer besonderen Hülle aus einem oder mehreren Stoffen geringen
Neutronenabsorptionsvermögens, beispielsweise Eisen, Blei, Beryllium, Calciumcarbonat
usw., umgeben.
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Der Moderator und bzw. oder die Absorptionsmittel sind vorzugsweise
in der reagierenden Masse diskret verteilt.
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Vorteilhaft können die Mittel, um die Vorrichtung in Betrieb zu setzen,
zu regeln oder aufzuhalten, von fern bedient werden, oder sie wirken verzögernd.
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In einer Ausführungsform der Vorrichtung nach der Erfindung kann die
Masse, die zur Energieentwicklung dient, aus mehreren Teilen bestehen, die voneinander
entfernt werden können, um den Betrieb der Vorrichtung aufzuhalten.
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Die Flüssigkeit, die in Berührung mit den reagierenden Stoffen umläuft,
kann fähig sein, den Vorgang zu bremsen oder die Neutronen stark zu absorbieren.
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Aus Sicherheitsgründen ist es zweckmäßig, außerhalb der reagierenden
Masse Schutzmittel gegen die beim Betrieb ausgesandten Strahlen anzuordnen.
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Innerhalb des angegebenen Rahmens kann das Verfahren nach der Erfindung
in der verschiedensten Weise ausgeführt werden.
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Durch die Menge des spaltbaren Stoff-es wird die Entwicklung der Ketten,
wie bereits dargelegt, wesentlich beeinflußt. Jedes Neutron, welches durch die Masse
des. Urans diffundiert, kann die Vorrichtung verlassen, ahne absorbiert worden zu
sein, und sich im Raum verlieren. Die Aussicht, welche für die Neutronen besteht,
durch das Uran absorbiert zu werden, wird daher wesentlich vermehrt, wenn die Abmessungen
der Uranmasse vergrößert werden Es besteht infolgedessen, wie bereits einleitend
dargetan, unter sonst gleichen Verhältnissen ein kritischer Wert für die Masse des
Urans, unterhalb dessen .die Entwicklung der Ketten aufhört, divergent zu sein.
Da die Technik gegenwärtig über Mittel verfügt, Vermehrung der Neutronen festzustellen,
ist es leicht, durch einige fortschreitende Vorversuche den Wert der kritischen
Masse festzustellen.
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Man kann, wie ebenfalls schon erwähnt, die kritische Masse verkleinern,
indem man um die Masse des Urans herum Stoffe anordnet, welche in mehr oder weniger
dicker Schicht eine Hülle um die Masse bilden und eine mehr oder weniger große Diffusion
der Neutronen gestatten. Diese Hülle, "welche einen Teil der Neutronen, die sieh
in der Uranmasse entwickeln, wieder in die Masse zurückwirft, unterstützt die Bildung
der Ketten. Dabei können auch in der Hülle selbst Neutronen erzeugt und in die Uranmasse
gesandt werden.
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Diese Diffusionskörper können beispielsweise aus Eisen, Blei, Beryllium,
Calciumcarbonat u. dgl. bestehen. Die Hülle kann eine Dicke von mehreren Dezimetern
erreichen.
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Die Anordnung des spaltbaren Stoffes kann in der verschiedensten Weise
erfolgen. Beispielsweise kann eine pulverförmige Uranverbindung mit -°iner festen,
flüssigen oder gasförmigen Wasserstoffverbindung gemischt werden. Diese Wasserstoffverbindung
dient als Moderator und kann ein Kohlenwasserstoff, Wasser, Wasserdampf, ein wasserstoffhaltiges
Gas, ein Hydrid oder ein Metallhvdroxvd sein.
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Wenn das yin die Uranmasse eingeführte sehr leichte oder leichte Element
ein Gas (Wasserstoff, Helium od. dgl.) oder ein Dampf (Wasserdampf) ist, so wird
man es gegebenenfalls unter Druck einführen können, um insbesondere die gewünschte
Konzentration des leichten oder sehr leichten Elementes trotz der Temperatursteigerung
aufrechtzuerhalten.
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An Stelle der Einführung eines leichten oder sehr leichten Elementes
in die Uranmasse oder die Masse der Uranverbindung kann man auch diese Masse selbst
aus einer Wasserstoffverbindung des Urans oder aus einer Mischung von Uran und einer
Wasserstoffverbindung des Urans oder auch einer Mischung einer Uranverbindung mit
einer wasserstoffhaltigen Uranverbindung aufbauen.
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Zweckmäßig ist es auch, beim Aufbau der spaltbaren Masse darauf zu
achten, daß hierbei die kritische Masse möglichst klein gehalten werden kann. Für
eine gegebene Verbindung ist die kritische Masse umgekehrt dem Quadrat der Dichte
proportional. Man wird also, wie schon erwähnt, im Hinblick auf die Forderung, mit
möglichst geringer kritischer Masse auszukommen, Verbindungen des spaltbaren Stoffes
von großem spezifischem Gewicht benutzen, beispielsweise metallisches Uran, Urankarbid
u. dgl. Es kann sogar vorteilhaft sein, auch Bremselemente von hoher Dichte zu verwenden,
wie beispielsweise Paraffin an Stelle Wasser. Man kann auch, um die Dichte zu erhöh-en,
Körner oder Pulver aus der Uranverbindung herstelien, beispielsweise aus Uranoxyden,
und diese Körner oder Pulver stark pressen. Man kann derartige Verbindungen auch
schmelzen oder die Masse kristallisieren lassen. Alle diese Mittel erhöhen die Dichte.
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Die Menge der Elemente, welche als Bremsmittel dienen, und des Elementes,
welches als Absorptionsmittel in die Uranmasse eingeführt wird, sollen indessen
die Entwicklung .divergenter Ketten nicht verhindern. Die Höchstmenge, welche eingeführt
werden soll, kann also etwa in folgender Weise festgestellt werden: Wenn mit n die
mittlere Anzahl der Neutronen bezeichnet wird, weldhe bei dem Kernzerfall des Urans
ausgesc'hleudert werden, mit P das Produkt aus der Konzentration des Urans (als
Zahl der
Atome pro ccm ausgedrückt) und dem wirksamen Ouerschnitt
des Urankerns, welcher beim Kernzerfall gegenüber den thermischen Neutronen in Frage
kommt, mit A die Summe der analogen Produkte für alle in der Vorrichtung vorhandenen
Stoffe, für welche der wirksame Absorptionsquerschnitt gegenüber den thermischen
Neutronen sich ungefähr umgekehrt wie die Geschwindigkeit derselben ändert (Uran,
Wasserstoff u. dgl.), und mit C das gleiche Produkt für das Absorptionselement (Kadmium
u. dgl.), so gibt die nachstehend angegebene Formel die Grenzen an, welche in bezug
auf die Konzentration der eingeführten Stoffe in der Mischung, die hier als homogen
vorausgesetzt wird, nicht überschritten werden dürfen:
Man erkennt aus dieser Formel, daß die Temperaturerhöhung den Wert von n herabsetzt
und seinen Wert von über z in einen Wert von unter i überführen kann. Die Menge
des absorbierenden Elementes, welches man in die Uranmasse einführt, muß um so höher
sein, je niedriger die Temperatur liegt, bei welcher man die Stabilisierung vornehmen
will.
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Das Verfahren gemäß der Erfindung kann, wie bereits angegeben, mit
Hilfe einer Vorrichtung ausgeführt werden, die aus einem Material besteht, das beispielsweise
in Form eines ausgehöhlten Würfels zur Anwendung kommt. Dieser Stoff muß geeignet
sein, unter der Einwirkung des Neutronenbesehusses neue Neutronen zu bilden und
gleichzeitig Energie freizusetzen. In das Innere dieser Masse läßt man beispielsweise
durch Umlauf im Innern der genannten Würfel den leichten Körper, wie Wasserstoff
oder Deuterium bzw. ihre Verbindungen, die die Geschwindigkeit der raschen Neutronen
verringern können, fließen. Man kann aber auch Stoffe oder Verbindungen von Stoffen,
wie Kadmium, in Form von Kadmiumblechen ver= wenden. Diese Stoffe sind in der Lage,
die Neutronen um so energischer zu absorbieren, je mehr die Temperatur ansteigt.
Die Uranmasse kann wiederum von Wandungen umgeben sein, die aus einem Stoff hergestellt
sind, der die Neutronen nicht absorbiert, sondern sie reflektiert. Diese Wände können
beispielsweise aus Eisen hergestellt sein. Schließlich wird noch eine Neutronenquelle,
wie etwa ein Rohr, das eine Mischung von Radium und Beryllium enthält, in das Innere
oder in die Nähe der genannten Masse gebracht und die üblichen Mittel zur Entnahme
der entwickelten Wärmeenergie vorgesehen, wie beispielsweise der Umlauf einer Flüssigkeit
in Berührung mit den Stoffen, an denen die Reaktion vor sich geht.
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Die Anordnung kann in folgender Weise aufgebaut und betrieben werden:
Die Neutronen, die durch die Neutronenquelle au:sgeschleudert werden, rufen durch
ihre Absorption in der Uranmasse die Spaltung eines Urankernes hervor. Diese Kernspaltung
ist mit einer- Energieentwicklung und mit dem Ausschleudern von im Mittel etwa drei
weiteren raschen Neutronen verbunden. Diese schnellen Neutronen werden durch den
Bremsstoff, der sich in der Masse befindet, in den Zustand thermischer Neutronen
übergeführt, und im Mittel mehr als eines dieser bei einer I#,'-ernspaltung entstandenen
drei neuen Neutronen kann dann neue Kernspaltungen hervorrufen.
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Unter den abgebremsten Neutronen rufen diejenigen, die im Uran in
Resonanz absorbiert werden, praktisch keine neue Kernspaltung hervor. Es ist deshalb
besonders zweckmäßig, den Moderator oder Bremsstoff diskontinuierlich innerhalb
der Vorrichtung nach der Erfindung zu verteilen, weil auf diese Weise die Entstehung
der sogenannten Resonanzneutronen praktisch verhindert werden kann.
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Der Vorgang vollzieht sich so, daß eine divergente Kette auftritt.
Dies geht so lange fort, bis die Temperatursteigerung die Möglichkeit für die Neutronen,
neue Kernspaltungen hervorzurufen, aufhebt, indem gleichzeitig die Absorptionskraft
des Moderators erhöht wird. Dieser Vorgang führt dann zur Einstellung der Entwicklung
der Ketten. Infolgedessen hört die Energiefreisetzung dann gleichfalls auf, die
Temperatur sinkt, und die Ketten werden wieder divergent.
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Wenn man die Menge des in die Vorrichtung eingeführten Absorbiermittels
entsprechend wählt, kann man die Höchsttemperatur, die mit der Vorrichtung erreicht
werden soll, genau einstellen.
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Die Anfachung der Reaktion, sobald die Temperatur der Vorrichtung
unter die Stabilisierungstemperatur gefallen ist, kann in verschiedener Weise geschehen.
Beispielsweise gelingt die Anfachung durch die bloße Einwirkung der kosmischen Strahlung.
Ferner können einige Neutronen in der Anordnung verblieben sein. Weiter kann die
Anfachung durch eine Neutronenquelle erfolgen, die in der Masse nahe dem Uran angeordnet
ist und beispielsweise aus einer Mischung von Radium und Beryllium besteht. Auch
die Einführung eines Elementes wie Beryllium, das in der Lage ist, Neutronen unter
der Einwirkung der Uranstrahlen auszusenden, kann genügen. Schließlich kann die
Anfachung auch durch Neutronen geschehen, die mit Verzögerung aus Substanzen entstehen,
die aus früheren Umwandlungen herrühren.
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Die Unterbrechung des Vorganges der Energieerzeugung kann gleichfalls
in verschiedener Weise erfolgen. Beispielsweise kann man die Uranmasse aus der Vorrichtung
entfernen. Diese Masse kann aus zwei Halbkugeln bestehen, die man voneinander trennt
und entfernt. Man kann den Zweck auch durch Erhöhung der Menge des Bremsstoffes
erreichen, den man einführt, oder durch Fortlassen desselben. Auch durch eine Vermehrung
der Menge des absorbierenden Stoffes, beispielsweise die Einführung weiterer Kadmiumbleche
in die Masse, kann man die Entwicklung von Energie einstellen. Ferner gelingt dies,
indem man in die Masse
Absorptionselemente für die Neutronen einführt,
wie etwa Wasser, oder die Masse damit umgibt. Auch die Entfernung der Diffusionselemente
außerhalb der :Masse kann den Vorgang unterbrechen. Schließlich kann auch die Wegnahme
der Neutronenquelle diese Unterbrechung verursachen.
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Sobald die Vorrichtung durch Anfachung der Reaktion in Betrieb gesetzt
worden ist, wird man zweckmäßig die kritischen Bedingungen schrittweise einstellen,
indem man in umgekehrter Weise vorgeht wie für die Unterbrechung der Energieentwicklung,
damit sich die Temperatur der Masse nur langsam erhöht.
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Die Energieentwicklung, welche aus der Kernspaltung herkommt, äußert
sich nicht nur in Form von Wärme, sondern auch in Form verschiedener Strahlungen,
deren einige gefährlich sein können. Infolgedessen ist es vorteilhaft, die Mittel
zur Inbetriebnahme und auch zur Regelung der Vorrichtung sowie zur Einstellung der
Energieentwicklung derart anzuordnen, daß sie von fern bedient werden können.
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Um die Zahl der wirksamen Neutronen, die in der Vorrichtung durch
die raschen Neutronen erzeugt werden, zu vermehren, kann man ein Element wie Deuterium
oder Beryllium einführen, das in der Lage ist, ein rasches Neutron zu absorbieren
und dafür zwei oder mehr Neutronen von geringerer Energie auszusenden.
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Um den Betrieb der Vorrichtung aufrechtzuerhalten, kann es sich unter
Umständen empfehlen, in die Masse zusätzliche Mengen solcher Stoffe einzuführen,
deren Konzentration durch den Betrieb selbst verändert oder geregelt wird.
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Die entwickelte Energie kann auf thermischem Wege durch Ableitung
entfernt werden, indem man die reagierende Masse mit Wasser in Berührung bringt,
welches die Wärme aufnimmt. Die Energie kann auch durch umlaufendes Kühlwasser oder
durch Gas aufgenommen werden, welches man durch die Vorrichtung führt. Schließlich
kann sie auch durch Strahlung oder durch Ablauf chemischer endothermer Reaktionen,
die man in der Masse hervorruft, verbraucht werden.
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Das Mittel, welches man gegebenenfalls zur Ab.-führu.ng -der thermischen
Energie aus der Vorrichtung wählt, kann, wie bereits erwähnt, ganz oder teilweise
die Rolle des Bremsstoffes oder des Absorptionsmittels übernehmen. Es kann auch
dazu dienen, Stoffe einzuführen, welche die Wirkung der Vorrichtung beeinflussen,
wie Kadmium, Wasserstoff u. dgl. Eine gewisse Energiemenge kann zusätzlich erzeugt
und dazu verwendet werden, einen Teil oder die Gesamtheit der von der Vorrichtung
ausgesandten Strahlen (Neutronen, Elektronen, Röntgenstrahlen, Gammastrahlen usw.)
zu absorbieren. Zu dieser Absorption wählt man geeignete Stoffe, insbesondere den
Stoff, aus welchem die Hülle der Vorrichtung besteht.
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Die Vorrichtung gestattet, sehr hohe Temperaturen zu erzeugen und
ist daher für viele Verwendungszwecke geeignet. Man kann die Vorrichtung aber auch
in anderer Weise verwenden. Die Entnahme der Energie ist von einer starken Strahlung
begleitet. Es werden insbesondere Röntgen-, Gammastrahlen oder Neutronen entwickelt.
Wenn auch diese Strahlen gefährlich sind und ein Schutzmittel notwendig machen,
wie beispielsweise einen Wasserschirm, den man ganz oder teilweise um die Vorrichtung
herum anordnet, so können sie andererseits auch sehr nützlich verwendet werden,
und zwar insbesondere für medizinische Zwecke.
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Schließlich muß noch wiederholt werden, daß die Vorrichtung auch gestattet,
Nebenprodukte zu gewinnen, welche aus dem Betrieb herrühren, z. B. neue Elemente,
wie Jod, Kalium, radioaktive Stoffe, seltene Isotope oder Mischungen von Isotopen
in ungewöhnlichen Verhältnissen usw. Diese Stoffe erscheinen sowohl in der Masse
als auch in den Schirmen und äußeren Hüllen der Vorrichtung.
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Die elementare Zusammensetzung der Masse ändert sich somit langsam,
und es kommt dann ein Augenblick, wo die Vorrichtung nicht mehr arbeiten kann. Man
muß dann die Vorrichtung öffnen und die verbrauchten Elemente daraus entfernen,
um die Nebenprodukte, die oben erwähnt wurden, zu gewinnen.