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Verfahren zum Färben von Formkörpern aus Polyacrylnitril Es wurde
gefunden, daß man Formkörper aus Polyacrylnitril gut färben kann, wenn man sie mit
Lösungen behandelt, die alkoxylierte, Säureamidgruppen enthaltende Kunstharze und
gegebenen-, falls aminoplastbildende Stoffe und saure Härtungsmittel hierfür enthalten,
trocknet, auf Temperaturen über roo° erhitzt und schließlich in bekannter Weise
färbt.
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Das Verfahren hat besondere Bedeutung für das Färben von Fasern, Fäden
und Geweben aus Polyacrylnitril. Ebenso lassen sich aber auch andere Formkörper
aus Polyacrylnitril auch mit Farbstoffen,- die von Polyacrylnitril bisher nicht
angenommen wurden, tief und naßecht färben. In Verbindung mit dem beanspruchten
Verfahren besonders geeignete Farbstoffe sind z. B. Direktfarbstoffe, Säurefarbstoffe,
Metallkomplexfarbstoffe, die wasserlöslich machende Gruppen enthalten können, Kupplungs-
oder Entwicklungsfarbstoffe, Küpen- oder Dispersionsfarbstoffe.
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Geeignete alkoxylierte, Säureamidgruppen enthaltende Kunstharze sind
beispielsweise mit Äthylenoxyd, Propylenoxyd oder Alkylenchlorhydrinen umgesetzte
Polyamide, beispielsweise aus Diaminen und Dicarbonsäuren, Polyurethane, Polylactame
oder entsprechende Mischpolyamide.
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Als aminoplastbildende Verbindungen kommen besonders Methylolverbindungen
niedermolekularer stickstoffhaltiger Verbindungen in Betracht, die ein oder mehrmals
im Molekül die Gruppe -C-N-C H20R' enthalten, in der X = O, S 1I 1I X R oder NH
ist, R ein Alkyl- oder Arylrest mit gegebenenfalls
durch Heteroatome
unterbrochener Kohlenstoifkette bzw. einem derartigen Kohlenstoffring und R' Wasserstoff
oder ein Alkylrest sein kann. Als Beispiel für solche Methylolverbindungen seien
genannt: Dimethylolharnstoff, Dimethylolthioharnstoff,Tetramethylolacetylendi.harnstoff,
Trimethylolmelamin, Triphenyltrimethylolmelamin, Diphenyldimethylolharnstoff, die
Methylolverbindungen von Monoureinen, Butandioldiurethanen, Triazonen und ihre Äther.
Die Imprägnierlösungen enthalten vorzugsweise etwa bis 6% alkoxylierte, Säureamidgruppen
enthaltende Kunstharze und etwa 6 bis io% aminoplast= bildende Verbindungen. Ferner
können sie Säuren, saure Salze oder Verbindungen enthalten, die in der Wärme sauer
reagieren. Oft ist es von Vorteil, Netzmittel, beispielsweise schwefelsaure Ester
oxäthylierter, höhermolekularer Fettsäuren oder quaternäre Ammoniumverbindungen,
z. B. aus Hexamethylenimin, Schwefelsäureestern höhermolekularer Fettalkohole und
B@enzylchlorid, zuzusetzen. Es können auch noch phenolische Verbindungen, z. B.
p-Phenylphenol oder o-Phenylphenöl zur Erhöhung der Farbstoffaffinität mitverwendet
werden.
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Die Gewebe, Fasern, Fäden oder sonstigen Formkörper aus Polyacrylnitril
werden mit den Lösungen, die alkoxylierte Kunstharze mit Säureamidgruppen und gegebenenfalls
aminoplastbildende Verbindungen und Härtungsmittel enthalten, imprägniert, anschließend
von überschüssiger Lösung befreit, getrocknet, auf Temperaturen über ioo°, vorzugsweise
auf etwa 14o°, erhitzt und schließlich in üblicher Weise gefärbt.
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Die in den Beispielen genannten Teile sind Gewichtsteile. Beispiel
i Ein Gewebe aus Polyacrylnitril wird 3o bis 40 Minuten in einer Haspelkufe, Wanne
oder einem jigger mit einer kalten Flotte behandelt, die im Liter i5o bis Zoo Teile
eines Kondensationsproduktes aus 6o Teilen adipinsaurem Hexamethylendiamin und 4o
Teilen Caprolactam, das mit 2 Gewichtsteilen Äthylenoxyd umgesetzt ist, enthält.
Man quetscht das Gewebe ab, trocknet auf dem Spannrahmen bei 8o° und erhitzt 5 Minuten
auf i4o°.
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Das so vorbehandelte Gewebe wird in einer 2% Siriusgelb GG (Schultz,
Farbstofftabellen, Ergänzungsband I, S. i 3o) und ro% Natriumsulfat enthaltenden
Flotte 1/z bis 3/4 Stunde bei 9o bis 95° gefärbt.
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Die Färbung ist bedeutend tiefer als bei einem nicht vorbehandelten
Gewebe. Beispiel e Gewebe aus Polyacrylnitril werden mit dem im Beispiel i genannten
Kondensationsprodukt vorbehandelt und i Stunde bei 95 bis ioo° mit einer Flotte
gefärbt, die 2% Palatinechtgrün BLN conc. (Schultz, Farbstofftabellen, Ergänzungsband
I, S. i38), 4% Ammoniumsulfat und i % des Schwefelsäureesters einer oxä_thylierten,
höhermolekularen Fettsäure enthält.
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Beispiel 3 Die gemäß Beispiel i vorbehandelten Gewebe aus Polyacrylnitril
werden 3/4 bis i Stunde bei 95 bis ioo° mit einer Flotte gefärbt, die :2% einer
Chromverbindung des 5-Nitro-2-aminophenols-3 ß-Naphthol und 3% des Schwefelsäureesters
einer oxäthylierten höhermolekularen Fettsäure enthält.
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Ebenso läßt sich mit gutem Erfolg eine Flotte verwenden, die 2% des
Farbstoffs Nr. 1237 aus Schultz, Farbstofftabellen, Bd.I, enthält. Das Färben erfolgt
nach dem »Indanthren-normal«-Verfahren. Beispiel 4 Stückware aus Polyacrylnitril
wird mit dem nach Beispiel i verwendeten Kondensationsprodukt vorbehandelt und anschließend
1/z bis 3/4 Stunde bei 6o bis 8o° mit einer Flotte vorgrundiert, die P /o Naphthol
AS (Schultz, Farbstofftabellen, Bd. II, S. 398) und 8% des Farbstoffs Nr. 82 aus
Schultz, Farbstofftabellen, Bd. I, enthält (Flottenverhältnis i : 2o).
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Man entwickelt nun 1/z Stunde bei 5o bis 6o°. Beispiel s Man behandelt
ein Gewebe aus Polyacrylnitril mit dem im Beispiel i genannten Kondensationsprodukt
und färbt es anschließend 1/s bis 3/4 Stunde bei 95 ° mit einer 2 % eines Farbstoffs
aus i-Amino-2-carbonamid-4-cyclohexylamino-anthrachinon enthaltenden Flotte.
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Man erhält in allen Fällen Gewebe, die wesentlich tiefer gefärbt sind
als solche, die nicht mit alkoxylierten, Säureamidgruppen enthaltenden Kunstharzen
vorbehandelt sind. Beispiel 6 Ein Gewebe aus Polyacrylnitril wird 3o bis 4o Minuten
in einer Haspelkufe, Wanne oder einem Jigger mit einer kalten Flotte behandelt,
die im Liter ioo Teile eines Kondensationsproduktes aus 6o Teilen adipinsaurem Hexamethylendiamin
und 4o Teilen Caprolactam, das mit 2 Teilen Äthylenoxyd umgesetzt ist, ioo Teile
Dimethyldimethylolharnstoff und i Teil Ammoniumnitrat enthält.
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Man quetscht ab, trocknet wie üblich auf dem Spannrahmen bei 8o° und
erhitzt noch $ Minuten auf _i4o°.
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Das so vorbehandelte Gewebe wird 45 Minuten in der Siedehitze in einer
Flotte gefärbt, die 2% des Farbstoffs Nr. 189 (Schultz, Farbstofftabellen, Bd. I),
4% Ammoniumsulfat und i % des Schwefelsäureesters einer oxäthylierten höhermolekularen
Fettsäure enthält. Beispiel ? Ein Gewebe aus Polyacrylnitril wird 30 bis
40 Minuten in einer Haspelkufe, Wanne oder einem Jigger mit einer kalten Flotte
behandelt, die im
Liter 15o Teile eines Kondensationsproduktes aus
6o Teilen. adipinsaurem Hexamethylendiamin und 4.o Teilen Caprolactam, das mit 2
Teilen Äthylenoxyd umgesetzt ist, ferner 6o Teile TrimethylolmeP amin und i Teil
Ammoniumchlorid enthält. Hiernach wird abgequetscht, auf dem Spannrahmen wie üblich
bei 8o° getrocknet und 5 Minuten auf 1q.0° erhitzt.
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Das so vorbehandelte Gewebe wird nun 3/4 bis i Stunde bei 95° in einer
Flotte gefärbt, die 2% eines Chromkomplexfarbstoffs aus 3-Methyl-6-methoxy-4-sulfamidoanilin->
i-Phenyl-3-methyl-5-pyrazolon, 4.% Ammoniumsulfat und 3% des Schwefelsäureesters
einer oxäthylierten höhermolekularen Fettsäure enthält. Beispiel 8 Gewebe aus Polyacrylnitrilfasern
werden wie im Beispiel 7 beschrieben wurde, mit einer Flotte behandelt, die im Liter
im Teile des dort verwendeten Kondensationsproduktes, ioo Teile Tetramethylol-acetylendiharnstoff
und 2 Teile Ammoniutnnitrat enthält. Nach dem Trocknen und Erhitzen wird das Gewebe
1/2 bis 3/4 Stunde bei 6o bis 8o° mit einer Flotte vorgrundiert, die im Liter q.
Teile Naphthol AS (Schultz, Farbstofftabellen, Bd.II, S.398) und q. Teile des Farbstoffs
Nr. 82 (Schultz, Farbstofftabellen, Bd.I) enthält. Man entwickelt anschließend 1/2
Stunde bei 5o bis 6o°.
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Die gemäß den Beispielen 6 bis 8 hergestellten Färbungen sind sehr
naßecht und wesentlich tiefer als auf nicht vorbehandelten Geweben.