DE88428C - - Google Patents
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE 36: Heizungsanlagen.
A. MÜHLE in BERLIN. Luftheizungsofen.
Patentirt im Deutschen Reiche vom ig. Februar 1895 ab.
Den Gegenstand der vorliegenden Erfindung bildet ein Heizapparat für Wohngebäude, welcher
am vorteilhaftesten mit Gas geheizt wird und der zum Erwärmen von in einem Gebäude
circulirender Luft oder von Luft und Wasser dient.
Der Zweck der Erfindung besteht darin, erstens in dem Heizapparat einen guten Zug
und desgleichen Circulation der Gase zu schaffen und zweitens sowohl die freie als auch
die gebundene Wärme des Brenngases nutzbar zu machen, indem man 1." eine hohe Säule
brennenden Gases in einem Verbrennungsräume und einem diesen Verbrennungsraum fortsetzenden
Abzugsrohre schafft, und indem man 2. eine Condensation und fortgesetzte Vermehrung
der Schwere der Verbrennungsproducte in dem Mafse bewirkt, als sie durch Rohre oder Züge in der Heizkammer, in umgekehrter
Richtung wie die einströmende und aufsteigende Luft, abwärts ziehen.
Die Wärme der nach abwärts strömenden und abziehenden Verbrennungsproducte wird
von der aufwärts strömenden und in den Heizapparat einströmenden kalten Luft aufgenommen,
so dafs der hohe Procentgehalt der in den Verbrennungsproducten enthaltenen Feuchtigkeit
condensirt und die latente oder gebundene Wärme innerhalb des Heizapparates nutzbar
gemacht wird, anstatt in den Schornstein zu entweichen, wie dies bisher stets geschah, um
den nöthigen Zug zu schaffen. Die Verbrennungsproducte, die innerhalb des Heizapparates nicht
condensirt werden, werden unmittelbar in die äufsere freie Luft befördert, ohne Anwendung
eines Schornsteins oder einer Esse.
Die Condensation des hohen Procentgehaltes an Feuchtigkeit oder Wasserdampf in den
Verbrennungsproducten, welche durch die einströmende kalte Luft bewirkt wird, schafft theilweise
ein Vacuum, welches die Circulation dadurch unterstützt, dafs die nicht condensirbaren
Producte durch die Heizrohre nach abwärts gezogen und dann durch das Austrittsrohr hinausgezogen werden.
Wenn man Gas zum Heizen des Apparates anwendet, treten verschiedene Schwierigkeiten
auf, die bei gewöhnlichen, mit Kohlen beschickten Heizanlagen nicht vorhanden sind.
Einige dieser Schwierigkeiten sind die folgenden :
Bei Heizanlagen mit aufwärts gerichtetem Zug haben die Verbrennungsproducte das Bestreben,
schnell aufzusteigen und in den Schornstein zu entweichen, ohne hierbei einen entsprechenden
Theil ihrer Wärme an die die zu erhitzende Luft oder das Wasser enthaltenden
Rohre oder Kammern abzugeben.
Brenngase, wie Naturgas, Wassergas und Leuchtgas, haben einen hohen Procentgehalt an
Wasserstoff und Wasserstoffverbindungen, wie Methylwasserstoff, der sich beim Brennen in
Wasserdampf oder Wasser umsetzt. Dieses Wasser kann dann in die Atmosphäre ohne Schwierigkeit und ohne Verlust eines hohen
Procentsatzes von Wärme nicht ausgestofsen werden. Die Verbrennungsproducte strömen
in den Schornstein mit niedriger Temperatur ein, weshalb der Wasserdampf, im Schornstein
condensirt, die Mauern durchdringt und fleckig macht. Wenn in dem Heizapparat wenig Gas,
z. B. bei warmem Wetter, gebrannt wird, condensirt der Dampf, ehe er den Heizapparat
verläfst, und tropft bei gewöhnlichen Heizapparaten mit aufwärts gerichtetem Zuge auf
den Brenner zurück. Bei den bisher gemachten Versuchen zur Abhülfe dieser Nachtheile wurden
die wasserhaltigen Dämpfe an der Mündung des Schornsteins abgezogen, wodurch der Heizapparat
einen grofsen Theil seiner Wirkung einbüfste und Verlust an Brennmaterial entstand.
Man verfuhr z. B. so, dafs man den Brennern mehr Luft, als die Verbrennung des Gases erforderte,
zuführte, so dafs man die Temperatur des Schornsteins erniedrigte; aber da das Volumen der Verbrennungsproducte vermehrt
wurde, war keine wirkliche Ersparnifs zu erzielen.
Man hat auch Luft in das Ausströmungsrohr des Heizapparates eingelassen, brachte aber dadurch
auch nur das oben erwähnte Resultat, nämlich keine Ersparnifs an Brennmaterial, hervor. Letzteres kommt daher, dafs die Verbrennungsproducte,
wenn sie der einströmenden Luft begegnen, eine genügend hohe Temperatur haben müssen, um das Gemisch
(Verbrennungsproducte und Luft) so hoch zu erwärmen, dafs es aus der Mündung des
Schornsteins ohne Condensation austritt.
Einige Heizapparate werden mit einem kleinen Raum für die Verbrennungsproducte
gebaut, damit, wenn derartige Apparate bei warmem Wetter mit wenig Gas in Betrieb sind,
die Verbrennungsproducte schnell und ohne Condensation entweichen können. Der Verlust
bei kaltem Wetter ist bei diesen Heizapparaten sehr grofs, da die Verbrennungsproducte mit
sehr hohen Temperaturen entweichen.
Alle gegenwärtig in Gebrauch befindlichen Heizapparate weisen nach Ansicht des Erfinders
nicht allein diesen Verlust an freier Wärme auf, der mit den Verbrennungsproducten entführt
wird, sondern auch den Verlust der in dem Dampf oder den wasserhaltigen Verbrennungsproducten
enthaltenen gebundenen Wärme.
Bei dem neuen Heizapparat wird der Verlust an freier Wärme sehr herabgesetzt und alle
gebundene Wärme ausgenutzt.
In den beiliegenden Zeichnungen stellt
Fig. ι einen senkrechten Schnitt des Luftheizapparates
dar und
Fig. 2 einen horizontalen Schnitt nach Linie x-x der Fig. i.
Fig. 3 giebt einen senkrechten Schnitt eines combinirten Luft- und Wasserheizapparates,
Fig. 4 eine Oberansicht bezw. einen Horizontalschnitt nach der Linie y-y der Fig. 3.
Der ganze Heizapparat ist mit dem Buchstaben A bezeichnet und besteht aus einer in
der Mitte liegenden senkrechten Verbrennungskammer B, die durch das Rohr B' fortgesetzt
ist, welches eine grofse, mittlere Säule zum Aufsteigen der Flamme und der hoch erhitzten
Gase bildet. Die Verbrennungskammer besteht aus einem äufseren Eisenmantel E mit einem
Futter aus feuerfesten Ziegeln, die durch den nach innen vorspringenden Rand des Flantsches
ex e^ getragen werden. Der untere Theil der
Verbrennungskammer B besitzt vortheilhaft einen von unten nach oben kegelförmig verlaufenden
Mantel, wie dies aus der Zeichnung ersichtlich ist. Der Eisenmantel E setzt die
Verbrennungskammer nach oben hin fort und bildet so einen Führungskanal oder eine
Säule B' für die heifsen Gase. Auf der äufseren Umfiäche ist das Rohr oder der Zug B'
mit radial stehenden Rippen e (Fig. 2) versehen, um Wärme in die umgebende Heizkammer
überzuleiten. Oben besitzt das Rohr B' eine Muffe e'. Diese Muffe dient zur Aufnahme
des nach abwärts gerichteten Halses f, des Domes oder der Kappe F. An ihrem
unteren Ende ist. die Verbrennungskammer B durch eine Platte b geschlossen und seitlich,
über dem Brenner, mit einer Zündöffnung b' versehen. Diese Zündöffnung wird durch eine
Thür ä geschlossen.
Der Dom oder die Kappe F des Heizapparates ist aufser mit dem Halse f noch mit
anderen nach abwärts gerichteten Hälsen f ausgerüstet, welche in die Muffen g der in
einem Kreise um das Rohr B' angeordneten, nach abwärts führenden Abzugsrohre G eingreifen.
Diese Abzugsrohre G haben tiefe, radial stehende Nuthen oder Kanäle g', wie
dies die Fig. 2 und 4 veranschaulichen; ferner sind die Abzugsrohre an ihrem unteren Ende
mit einem Hals oder Ansatz g" ausgerüstet, der je in eine der Muffen h eines ringförmig
gebogenen, horizontal liegenden Rohres H eingreift. Dieses ringförmige Rohr H ist an seiner
unteren Seite mit Warzen η zur Befestigung von Beinen oder Säulchen N ausgerüstet
(s. Fig. ι und 3), sowie mit einem schwanenhalsförmig gebogenen Ueberlaufrohr / zur Ableitung
von Condensationswasser.
Der Dom F hat ein waagrecht liegendes Abzugsrohr f" mit einer Drosselklappe ρ", die
in Anwendung kommt, wenn der Apparat angeheizt wird. Das untere Abzugsrohr H' und
das obere Abzugsrohr f" für die Abzugsgase sind vortheilhaft mit dem grofsen Abzugsrohr P
verbunden. Letzteres hat ebenfalls eine Drosselklappe p'. Das Abzugsrohr P wird in der
Praxis mit seinem waagrecht liegenden Theile durch die Mauer hindurch nach der freien
Luft oder sonst wo hin geführt. Die Abzugsproducte können unmittelbar ohne die Anwendung
eines Schornsteins in die freie Luft : geführt werden.
Der ganze Heizapparat wird von dem Heifsluftmantel K umgeben. Der Mantel K ruht
mit seinem unteren Ende auf dem kreisförmigen Tragering k auf und hat an seinem oberen
Ende Stutzen k', mittels derer er mit den Heizrohren verbunden wird. Am unteren Ende
hat der Mantel K endlich noch eine weite Oeffhung m, damit man zu der Thür α der
Verbrennungskammer B gelangen kann.
Soll in dem Heizapparat auch Wasser erhitzt werden, so wird über dem Dome F noch eine
Heifswasserkammer L (Fig. 3) angebracht, deren Oberfläche mit radial laufenden Rippen n'
zur Versteifung 'ausgerüstet ist (Fig. 4). Seitlich in die Kammer mündet ein Wassereintrittsrohr
/ und oben in die Kammer ein Wasseraustrittsrohr /' ein. Durch diese Rohre steht
die Kammer mit einem Heizkörper oder anderen Wärmevertheiler in Verbindung, so dafs das
erwärmte Wasser zwischen der Kammer L und jenem Heizkörper circuliren kann. Wenn gewünscht,
können an die Kammer L noch mehrere solcher Circulationsrohre angeschlossen
sein. Auf diese Weise kann also durch eine kleine Abänderung in der Construction der
Luftheizapparat in einen Wasserheizapparat verwandelt werden.
Die kalte Luft wird in den Heizapparat am Fufse zwischen dem Tragering k und der Verbrennungskammer
B in Richtung der Pfeile eingeführt. Die Construction des Heizapparates ist ganz einfach und können die einzelnen
Theile desselben sehr schnell zum Gebrauch zusammengestellt werden.
Bei Anwendung dieses Apparates ist darauf zu achten, dafs das Gas mit so wenig Luft als
möglich vollkommen verbrennt. Es wird zu dem Zwecke nur eine .begrenzte Menge Luft
zugeführt und dabei die höchstmögliche Temperatur mit dem verbrannten Gasvolumen
erreicht, wie dies im Nachstehenden genauer beschrieben ist.
Nachdem das Gas über dem Brenner entzündet ist, können die Verbrennungsproducte
zuerst durch das obere Abzugsrohr f" entweichen, indem man die Drosselklappe^ öffnet,
während die Drosselklappe p' in dem weiten Abzugsrohr P geschlossen bleibt. Nachdem
ein starker Zug durch das mittlere weite Rohr B' hergestellt ist, schliefst man die Drosselklappep,
öffnet dagegen die Drosselklappe ρ' und zwingt so die heifsen Gase, durch die Rohre G abwärts
durch das kreisförmig gebogene Rohr H und dessen horizontalen Abzweig H' nach dem
Abzugsrohr P zu strömen.
Die am unteren Ende in den Apparat einströmende kalte Luft streicht an den Rohren,
in denen die den Heizapparat verlassenden Verbrennungsgase strömen, entlang und kühlt
so diese Gase, ehe sie den Apparat verlassen haben, bis auf eine möglichst tiefe Temperatur
ab. In dem Mafse, als die Luft aufsteigt, kommt sie mit immer heifseren Flächen in
Berührung, um endlich um den Dom F herum zu fliefsen, welcher die höchste Temperatur
hat, und dann in die Heizungsrohre einzutreten.
Die gröfste Heizfläche wird durch den Dom, die abwärts führenden Rohre G und das
untere, ringförmige Rohr H gebildet,, so dafs die Condensation der in den Verbrennungsproducten
enthaltenen Wasserdämpfe in den absteigenden Rohren beginnen und in dem unteren, ringförmigen. Rohre beendet werden
mufs, da letzteres von der einströmenden kalten Luft zuerst getroffen wird. Indem die Condensation
in eben beschriebener Weise bewirkt wird, übt sie auf die gute Wirkung des Heizapparates
keinen nachtheiligen Einflufs aus, und das durch die Condensation entstehende Wasser
kann nicht auf den Brenner zurücktropfen, sondern es wird in unschädlicher Weise durch
das Ueberlaufrohr / oder irgend eine andere passende Vorrichtung abgeführt. Zur Aufnahme
des Condensationswassers kann ein Rohr oder ein Behälter Anwendung finden.
Die erhitzten Gase können dadurch, dafs sie in den Rohren nach abwärts geführt werden,
nach Ansicht des Erfinders von ihrer Wärme viel mehr an die letzteren abgeben, als dies
der Fall sein könnte, wenn sie diese Rohre nach aufwärts durchströmten. Dies hat seinen
Grund darin, dafs die heifsesten Gase das Bestreben haben, aufzusteigen und in dem oberen
Theile desselben so lange zu verweilen, bis sie ihre Wärme abgegeben haben, worauf sie in
den Rohren abwärts sinken. Dieses Herabsinken wird durch die Condensation und die
durch letztere in dem unteren Theile der Rohre herbeigeführte Druckverminderung unterstützt.
Die uncondensirbaren Producte werden schliefslich durch die in dem mittleren Rohre
aufsteigende heifse .Gassäule herausgedrückt.
Der Brenner C hat vortheilhaft im Grundrifs
runde Gestalt und besitzt einen so grofsen Durchmesser, dafs er die lichte Weite der Verbrennungskammer
B ausfüllt, so dafs alle Verbrennungsluft durch den Brenner hindurchstreichen
mufs.
Claims (2)
- Patent-Ansprüche:ι . Ein Lüftheizungsofen für Centralheizungen, gekennzeichnet durch eine mittlere Verbrennungskammer (B) mit daran schliefsendem, aufsteigenden Verbrennungsrohr (B'), welche Theile nach unten hin von. dem Gasbrenner (C) bis auf die Luftzutrittsöffnungen vollständig abgeschlossen werden und von einem Kranz von Heizrohren (G)umgeben sind, die oben durch, einen Dom (F), unten durch ein ringförmiges Abzugsrohr mit einander verbunden sind, und in' denen die Verbrennungsproducte hinabsteigen, wobei sie ihre Wärme an die innerhalb des Mantels (K) aufsteigende, die Rohre (G) umspülende kalte Luft abgeben.
- 2. Eine Ausführungsform des Lufterhitzers nach Anspruch i, bei welcher behufs gleichzeitiger Erhitzung von Wasser oberhalb des Domes (F) noch eine Heifswasserkammer^Z-j, Fig. 3, angeordnet ist, welche mit Zu- und Abflufsrohren (I I') behufs Circulation des Wassers versehen ist.Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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DE88428C true DE88428C (de) |
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- DE DENDAT88428D patent/DE88428C/de active Active
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