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Verfahren zur Herstellung von Klebe- bzw. Versteifungsplatten Es ist
bekannt, platten- bzw. tafelförmigen Versteifungsstoff für Schuhwerk in der Weise
herzustellen, daß man ein Textil- od. dgl. Gewebe oder Filz mit einem lack durchtränkt,
welcher Celluloid oder einen anderen geeigneten Kunststoff enthält.
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Beispielsweise ist ein Verfahren vorgeschlagen worden, wonach auf
beiden Seiten eines mit einem geeigneten Binde- oder Lösungsmittel getränkten Gewebes
Celluloid in Span- oder Pulverform aufgetragen, unter Druck mit dem Gewebe innig
verbunden und hierauf getrocknet wird. Dieses Verfahren wird zu dem Zweck verwendet,
um die hergestellte Versteifungsplatte poröser zu machen, damit sie vor dem Einarbeiten
in das Schuhwerk nach (lern Eintauchen in das übliche Lösungsmittel rasch erweicht.
Eine darart erzeugte Versteifungsplatte ist aber im fertigen Schuhwerk ebenso dick
wie ein mit Lack imprägniertes Gewebe, da doch die Unterlage dieselbe ist.
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Bei einem weiteren bekannten Verfahren werden eine Textilschicht und
eine saugfähige Papierschicht vereinigt und gemeinsam mit einem thermoplastischen
Versteifungsmittel getränkt. Ein Nachteil dieses Verfahrens soll weiter unten erörtert
werden.
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Weiter ist ein Verfahren bekanntgeworden, gemäß welchem eine faserige
Unterlage, wie z. B. ein Gewebe mit feiner oder grober Textur, Baumwollgewebe oder
ein anderer faseriger Stoff, darunter Strickware, Flanell oder Filz, gleichgültig
ob auf einer Textil- oder Papiererzeugungsmaschine hergestellt, mit pulverförmigem
Celluloid und nachher mit einem Harz oder
in Wasser emulgiertem
Gummi oder einem anderen in Wasser emulgierten Bindemittel an die Unterlage gebunden
bzw. geklebt wird. Bei diesem Verfahren gelangen daher die genannten schwereren,
dickeren und teueren Stoffe als Unterlage zur Verwendung, so daß der Zweck der vorliegenden
Erfindung, eine möglichst dünne, leichte und billige Versteifungsplatte zu -bekommen,
nicht erreicht wird.
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Ferner ist auch ein Verfahren bekannt, nach welchem ein thermoplastischer
Stoff in fein verteiltem Zustand auf Papierbrei gestreut und dieser dann zu einer
Papierplatte verarbeitet wird, in dessen Fasern sich der genannte Stoff verankert.
Eine auf diesem Prinzip bewerkstelligte Versteifungsplatte kann beim Einarbeiten
in das Schuhwerk nicht in ein Lösungsmittel-getaucht werden, sondern wird durch
Wärme erweicht, und ihre Elastizität und Härte entsprechen den heutigen Ansprüchen
nicht.
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Nach dem Verfahren gemäß vorliegender Erfindung wird eine Klebe- bzw.
Versteifungsplatte, die als Hilfsmittel oder als Zwischenprodukt bei der Herstellung
von Schuhwerk dient, in der Weise hergestellt, daß eine oder mehrere schichtenweise
nicht mehr als 200 gjm2 wiegende Papierschichten oder eine oder mehrere schichtenweise
nicht mehr als 150 g ;'m2 wiegende Textil- oder Filzschichten und zusammen damit
eine oder mehrere schichtenweise nicht mehr als igo g, 'm2 wiegende Papierschichten
zuerst durch ein geeignetes Lösungsmittel hindurchgeführt oder mit diesem auf eine
andere Weise benetzt werden, worauf auf die benetzten Schichten ein im Lösungsmittel
klebrig werdender Klebe- und Versteifungsstoff, wie Celluloid oder ein anderes Zellstoffderivat,
ein natürliches oder Kunstharz einzeln oder im Gemisch, in streubarer Form zerkleinert,
z. B. als Pulver oder Späne, aufgetragen wird. Die Papierschichten können anstatt
durch ein Lösungsmittel auch durch eine geeignete Bindemittellösung durchzogen oder
mit der letzteren auf andere Weise benetzt werden, worauf der Klebe- und Versteifungsstoff
auf dieselbe Art wie oben aufgetragen wird. Die beiden erwähnten Arbeitsstufen lassen
sich auch vertauschen in der Weise, daß zunächst das Trockenmaterial auf die trockene
Papierschicht bzw. Papierschichten gestreut wird und erst dann die bereits bestreuten
Schichten mit dem geeigneten Lösungsmittel bzw. der Bindemittellösung benetzt werden.
Die obenerwähnten Papier- bzw. Textilschichten wiegen vorteilhaft nicht mehr als
je roo g/m2.
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Als Papierschichten können zweckmäßig im allgemeinen saugfähige Papiere,
insbesondere langfaseriges Fließpapier oder Filterpapier oder nach einer oder mehreren
Richtungen gekrepptes Papier verwendet werden, und zwar letzteres in der Hauptsache
deshalb, weil seine Furchen das aufgestreute Material schon von vornherein festhalten.
Bei Verwendung von mehreren Papierschichten in derselben Platte können auch mehrere
Sorten von Papier gleichzeitig verwendet werden.
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Enthält die Klebe- bzw. Versteifungsplatte mehr als eine bestreute
Schicht, so können die Materialien der einzelnen Schichten voneinander auch verschieden
sein.
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Durch die Erfindung wird es somit ermöglicht, auf eine oder mehrere
Schichten von dünnem Papier oder einer Papier-Textil-Kombination die erforderlichen
Mengen Celluloid bzw. einen anderen Klebe- und Versteifungsstoff in einer einzigen
Arbeitsstufe aufzutragen.
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Demgegenüber könnte die gleiche Menge Celluloid oder ein anderer Klebe-
und Versteifungsstoff in der Form eines Lackes nicht ohne Rißgefahr des Papiers
aufgetragen werden bzw. wäre dies nur bei Anwendung von mehr Papierschichten oder
von dickerem Papier möglich, und auch dies nur in mehreren Arbeitsstufen mit sehr
hohem Lösungsmittelverlust. Ein solches Verfahren stünde aber mit dem angestrebten
Zweck, eine möglichst dünne Klebe- bzw. Versteifungsplatte zu gewinnen, im Gegensatz.
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Im Falle einer Kombination von Papierschichten mit Textilschichten
müßte man gleichfalls mit einem hohen Verlust an Lösungsmitteln rechnen, wenn die
Schichten mit einem Lack imprägniert werden.
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Die gemäß der Erfindung hergestellte Platte weist als Versteifungsplatte
für Schuhwerk den wesentlichen Vorteil auf, daß die daraus erzeugten Vorder- und
Hinterkappenteile nach dem Austrocknen viel dünner und elastischer sind als die
nach irgendeinem der geschilderten bekannten Verfahren hergestellten ähnlichen Schuhwerkteile,
da die bisher übliche, viel dickere Textilunterlage durch dünnes Papier oder durch
eine Kombination von dünnem Papier mit dünnem Gewebe ersetzt wurde. Dadurch nimmt
das fertige Schuhwerk die Gestalt des Leistens viel formgetreuer an. Ein weiterer
Vorteil besteht darin, daß der zwischen Oberleder und Brandsohle gelegte Vorder-bzw.
Hinterkappenteil viel besser als irgendein früheres Erzeugnis einklebt. Die Papierschicht
bildet eigentlich nur einen Träger für das Klebe- und Versteifungsmaterial und hat
keine andere Bestimmung, als daß mit Hilfe derselben das genannte Material in den
Oberteil des Schuhwerks in entsprechender Menge gleichmäßig eingetragen werden kann.
Ihre Festigkeit reicht für diesen Zweck vollkommen aus.
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Ein weiterer wesentlicher Vorteil der gemäß der vorliegenden Erfindung
hergestellten Versteifungsplatte für Schuhwerk besteht darin, daß sie wesentlich
billiger ist als irgendeine nach den bisher bekannten Verfahren erzeugte Versteifungsplatte.
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Die nach dem Verfahren gemäß der Erfindung hergestellte Platte kann
auch ausschließlich als Klebeplatte benützt werden, so z. B. an Stelle des bisher
verwendeten Sohlenkittes aus Nitrocellulose- oder Celluloidlack, und zwar in der
Weise, daß aus der fertigen Platte ein gleich großes oder ein wenig kleineres Stück
von ähnlicher Form wie die der aufzuklebenden Sohle ausgeschnitten oder ausgestanzt
und dann ebenso in das Lösungs- bzw. Erweichungsmittel eingetaucht wird, wie z.
B. bei Verwendung desselben für Vorderkappen. Nach der entsprechenden Tauchzeit
wird das ausgeschnittene Stück an der Luft entsprechend lang stehengelassen, worauf
es, zwischen die Brandsohle und die Laufsohle gelegt, in üblicher Weise gepreßt
und einige Stunden trocknen gelassen wird, ebenso wie z. B. beim Kleben mit Celluloidlack.
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Die Verwendung der nach dem Verfahren gemäß der Erfindung hergestellten
Plätte als Sohlenklebeplatte ist mit dem Vorteil verbunden, daß beim Aufpressen
der
Sohle da, Klebemittel aüs dem Rahm zwischen Lauf- und Brandsohle nicht hinausfließt,
so daß das Oberleder und die Seite der Laufsohle nicht verschmutzt Nverden. Die
Arbeit ist daher viel sauberer, schneller, gleichmäßiger und dabei billiger.