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Vorrichtung zur Bestimmung der Blutgerinnungsgeschwindigkeit
Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist eine Vorrichtung zur Bestimmung der Blutgerinnungsgeschwindigkeit.
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Bei einem Blutgerinnungsversuch ist die Blutgerinnung zeitlich nur
von der Menge des im Blut vorhandenen Prothrombins abhängig, wenn genügend Thrombokinase
und Calcium vorhanden sind, da das aktive, die lAlutgerinnung verursachende Gerunnungs
ferment Thrombin aus dem im Blut vorhannden Prothrombin in Gegenwart der als Katalysator
wirkenden Thrombokinase entsteht.
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Man kann daher aus der Blutgerinnungsgeschwindigkeit, der sogenannten
Prothrombinzeit, auf die Blutungsbereitschaft eines Patienten schließen.
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Alle ilteren quantitativen nestimmungsmethoden des l>rothroinhins
durch Fällung wie auch durch indirekte Alethoden durch Bestimmung der Blutgerinnungsgeschwindigkeit
bzw. der des Plasmas sind für klinische Zwecke entweder viel zu kompliziert, um
in der Praxis angewendet werden zu können, oder sie sind so ungenau, daß auf sie
von vornherein verzichtet werden muß.
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Die erste Methode, die den klinischen Erfordernissen schon in vieler
Hinsicht Rechnung trug, ist die Feststellung der Prothrombinzeit nach Quick.
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Bei dieser Methode, die bei Einhaltung bestimmter Bedingungen genaue
Resultate gibt, werden 4,5 ccm Venenblut mit 0,5 ccm I, 34°loiger Natriumoxalatlösung
aufgezogen, zentrifugiert und das Plasma in einem Wasserbad von 380 mit Thrombokinase
in reichlichem Überschuß versetzt. Anschließend wird durch Calciumzugabe die Gerinnung
eingeleitet.
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Gemessen wird die Zeit, die vom Augenblick der gesamten CaCl-Zugabe
bis zur völligen Gerinnung
vergeht. Sie beträgt l>ei günstigen
Thrombokinasepräparaten beim gesunden Menschen 13 bis 14 Sekunden.
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Durch eine entsprechende Abwandlung dieser Methode hat auch schon
F i e c h t e r eine mikrochemische Methode zur Bestimmung der Blutgerinnungsgeschwindigkeit
ausgearbeitet, bei der das durch einen Schnepperstich aus der Fingerleere, dem Ohrläppchen
oder kindlichen Ferse entnommene Kapillarblut in einer Mischpipette für insgesamt
0,15 ccm Blut zusammen mit einer sterilen Natriumoxalatlösung aufgezogen und durchgemischt
wird. Die Gerinnungsbestimmung erfolgt dann auf einem Uhrglas, das auf einem Wasserhade
von 380 schwimmt. Parallel zur Methode Quick werden zu diesem Zweck auf 380 C vorgewärmte
Lösungen von Throml>okinase und Calciumchlorid zugegeben.
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Für alle diese Bestimmungsmethoden der Blutgerinnungsgeschwindigkeit
fehlt es vor allen Dingen an einer geeigneten Apparatur, die es gestattet, die Bestimmung
schnell und ohne große Umstände in der Klinikpraxis durchzuführen.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine solche Vorrichtung
zur Bestimmung der Blutgerinnungsgeschwindigkeit, bei der sich der genaue Vorgang
in einer Thermokapillarpipette a (vgl. die Zeichnung) abspielt, die, ähnlich wie
die Mischpipetten zur Blutkörperzählung, eine kugelförmige Auftreibung b besitzt,
in der das Kapillarblut mit physiologischer Kochsalzlösung und den die Gerinnung
bewirdkenden Mitteln innig durchgemischt und zur Gerinnung gebracht wird. In das
Lumen der Kugel ist eine stachelförmige Delle c vorgetriben, durch die die Erkennung
des Gerinnungszeitpunktes mit großer Genauigkeit ermöglicht wird.
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Die kugelförmige Auftreibung der Pipette ist an dieser derartig angeordnet
daß der längere mit Markierungen versehene, zum aufsaugen der physiologischen Kochsalzlöung
und der Gerinnungsmittel bestimmte Schenkel d doppelt so lange wie der kürzere,
ebenfalls Markierungen tragende und zum Aufsaugen des Kapillarl) lutes hestimmte
Schenkel e ist. l)ie ganze Kapillarpipette wird mit zwei zur \l>dichtung dienenden,
auf die beiden Schenkel der P ipette aufgeschobenen durchbohrten Stopfen f und g
in einen Kolben h geschoben, der noch eine dritte ol>en angel) rachte öffnung
i beitzt, die el>enfalls verschließlar ist und zum Einfüllen des temperierten
NYassers und Einsetzen eines Thermometers dient. lJm die Handhabung der Vorrichtung
nach der Erfindung noch näher zu erläutern, soll diese bei spielsweise an Hand einer
von dem Erfinder ausgearl>eiteten mikrochemischen Bestimmungsmethode der Blutgerinnungsgeschwindigkeit
näher l) eschrieden werden: Nach Einführung der Pipette in den Kolben und Verschluß
durch die Gummistopfen wird ein Gemisch von Th romloki nase und phys iologiscber
Kochsalzlösung im Verhältnis I zu 10 bis zur 2/lo-Marke in den längeren der beiden
Schenkel atifgezogen und durchAspiration in die Kugel gebracht.
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Durch die ohere Öffnung am Kolben wird darauf unter Beibehaltung der
waagerechten Lage der Pipette 42gradiges Wasser eingefüllt, worauf die Offnung mit
einem durchbohrten Stopfen, in dem ein Thermometer steckt, verschlossen wird. Der
Aspriationsschlauch wird nun auf das andere Pipettenende aufgesetzt und das durch
einen Schnepperstich aus Fingerbeere, Ohrläppchen oder kindlicher Ferse gewonnene
Blut durch das kurze Pipettenende bis zur Marke ist aufgezogen und anschließend
in die Kugel hineinpipettiert.
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Sobald das gesamte Blut in die Kugel gelaufen ist, wird die Stoppuhr
in Gang gebracht und nach einer kurzen schüttelnden Bewegung, die eine innige Durchmischung
des Blutes mit der Thrombokinase bewirken soll, der gesamte Kolben um seine Längsachse
nicht ganz um 1800 hin und her bewegt, so daß der kleine Glasdorn immer wieder in
den Blutsee eintaucht und ähnlich wie ein rührendes Glasstäbchen wirkt.
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Der Moment der Gerinnung läßt sich leicht dadurch erkennen, daß im
Augenblick der Bildung eines Koagulums dieses am Glasdorn hängenbleibt und bei der
Drehung mit nach oben genommen wird.
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Die gebrauchten Pipetten lassen sich bei einem Kapillardurchmesser
von I,5 mm leicht mit der Wasserstrahlluftpumpe reinigen. Das Blutgerinnsel wird
mühelos aus der Kugel gezogen. Anschließend kann eine gründliche Reinigung durch
Einlegen in 50%ige Chromschwefelsäure für 24 Stunden erfolgen und die Pipette danach
gründlich mit aqua dest. durchgespült werden. Bei der Ausführung der Bestimmung
ist noch von Wichtigkeit, daß vom Augenblick des Einfüllens der Thrombokinaseverdünnung
bis zum Abschluß der Untersuchung der Apparat nie seine waagerechte Lage verläßt,
damit die aufgezogene Flüssigkeit nicht wieder hinausläuft. Besonders muß alter
der Teil, durch den das Blut aufgezogen wird, nämlich der kürzere Schenkel der Pipette,
völlig trocken bleil) en, damit dort nicht eine vorzeitige Gerinnung zustande kommt.
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Am zweckmäßigsten erwies es sich, Wasser von 420 C in den Kolben zu
füllen, weil die Thrombokinase die Apparatur selbst auf die günstigste Temperatur
von 380 erwärmt werden muß, was in einigen Augenblicken erreicht ist. Diese Zeit
kann man bequem dazu benutzen, um den Patienten vorzubereiten und die Einstichstelle
mit Äther, in dem auf 100 ccm einige Tropfen Öl gelöst sind (beispielsweise Sesamöl),
zu reinigen. Gegebenenfalls kann dann zuletzt nochmals durch die kleine C)ffnung
die Temperatur kontrolliert werden. Nach dieser Methode tritt die Gerinnung hei
Verwendung von Thrombokinase aus Menschenhirn ad modum Q u i c k für Normalblut
in 14.5 bis 15 Sek. ein.
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Gegenüber dem Stande der Technik weist die Vorrichtung nach der Erfindung
unter Anwendung der beschriebenen Mikromethode eine Reihe von Vorteilen auf: Die
Bestimmung des Gerinnungszeitpunktes gelingt durch den Erfindungsgegenstand mit
ein-
faehen Mitteln, so daß die Bestimmung ohne weiteres am Kraitkeiiloett
erfolgen und auf eine besendere Einrichtung im Laboratorium verzichete werden kann.
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Ferrner haben Vergleichsversuche mit der Makromethode nach Q uick
ergeben, daß praktisch dieselben Werte erhlaten werden, so daß beid Methoden zur
Kontrolle nebeneinander angewendet werden können, ohne daß (lie Schwierigkeit einer
besonderen Umrechnung besteht. Dabei arbeitet die Vorrichtung nach der Erfindung
zuverlässiger als die Nfethode O u i c k, bei der genaue Resultate nur dann erzieit
werden können, wenn mit großer Exaktheit und Sorgfalt gearbeitet wird. Unsachgemäßes
Aufziehen des Venenblutes durch Einströmenlassen von Luft in die Spritze bedeutet
eine Verschiebung im O. xalatgehalt des Blutes und führt zu ungenauen Ergebnissen.
Ebenso können durch utogenaues Abpipettieren der Lösungen ähnlich Fehlerquellen
entstehen. Bei der Anwendung der Vorrichtung nach der Erfindung und der heschrie
teuen Arbeitsmethode fallen diese Fehlerquetien fort, Das Blut gelangt unverändert
von der Körperoberfläche in die körperwarme Pipette, ist also wder hinsichtlich
der Temperatur noch des Kalkgehatles einem reversiblen Vorgang ausgesetzt.
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Außerdem hat die Vorrichtung nach der Erfindung den bekanntern Makromethoden
gegenüber den Vorteil, nur wenige Tropfen Kapillarblut für die Bestimmung zu benötigen,
was von großer Bedeuung bei der Anwendung beim Säugling und bei Patientern mit schlechten
Venen ist.
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Asßer der vom Erfinder ausgearbeiteten Methode kann man selbstverständlich
auch andere Methoden mit der Vorriclotung durchführen. Man kann z. 13. auch das
nach der Methode Quick hei der Zentrifugierung erhaltene Plasma durch den einen
Schenkel der Pipette aufziehen und in die Kugel ringen. nachdem man vorher dort
Thromhokinase uti<l Calciumchlorid vorgelegt hat. Der Vorgang vollzieht sich
mit der Vorrichtung nach der Erfindung einfacher. da das Abmessen des Blutes und
der Lösungen sowie die Gerinnung mit der gleichen Apparatur in einem Arbeitsgang
bewerkstelligt weren können. Außerdem werden die Fehlerquetten, die bei der bisher
üblich gewesenen Ausfühung der Methode Quick durch ungenaues Abpipettieren der Lösungen
entstehen können, ausgeschaltet.
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Ebensogut llißt sich die Vorrichtung nach der Erfindung auch für
die Mikromethode nach F i e c h t e r vorzüglich verwenden, wobei die Vorrichtung
den Vorteil bietet, daß das in der Mischpipette mit Natriumoxalat vermischte Blut
nicht in einem Uhrglas, das auf einem temperierten Wasserbad schwimmt, sondern in
derselben kugelförmigen Auftreibung der Pipette zum Gerinnen gebracht wird, nachdem
durch den anderen Schenkel der Pipette Thrombokinase und Calciumchlorid in die Kugel
gebracht worden sind.
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PATENTANSPRECHE : I. Vorrichtung zur Bestimmung der Blutgerinnungsgeschwindigkeit,
der sog. Prot'hrombinzeit, dadurch gekennzeichnet, daß in einer Kapillarpipette
mit zwei verschieden langen, mit Markierungen versehenen Schenkeln, von denen der
eine zum Aufsaugen des Kapillarblutes allein oder mit anderen Zusätzen zusammen
und der andere zum Aufsaugen der die Gerinnung bewirkenden Mittel dient, eine kugelförmige,
als Gerinnungsraum dienende Auftreibung angeordnet ist, die in ihrem Lumen eine
stachelförmige, als Rührer und zur Erkennung des Gerinnungszeitpunktes dienende
Delle aufweist, wobei die beiden Schenkel der Pipette mit Stopfen derart versehen
sind, daß die Pipette in einen zur Aufnahme von temperierten Flüssigkeiten dienenden
und mit seitlichen Offnungen versehenen Kolben wasserdicht hineingeschoben werden
kann und der Kolben weitere Öffnungen zum Einfüllen der temperierten Flüssigkeiten
und zum Einführen eines Thermometers aufweist.