-
Verfahren zur kontinuierlichen Entfernung von Geruchs- und Geschmacksstoffen,
Fettsäuren und anderen flüchtigen Beimengungen aus pflanzlichen oder tierischen
Ölen oder Fetten Es ist schon versucht worden, den Desodorisierungsprozeß kontinuierlich
zu gestalten, z.B. in der Weise, daß man das zu behandelnde Öl oder Fett einen kolonnenartigen,
mit Einbauten versehenen Apparat im Gegenstrom zu eingeführtem Wasscrdampf durchströmen
ließ. Diese Bestrebungen haben zu wirklich brauchbaren Ergebnissen nicht geführt,
weil entweder die Aufenthaltsdauer im Apparat zu kurz oder bei verlängerter Aufenthaltsdauer
die Strömung zu träge war.
-
Außerdem bestand stets die Gcfahr, daf durch unrichtige Einstellung
der zugeführten Ölmenge die Desodorisierung unvollständig wurde, wodurch die nochmalige
Behandlung meist größerer Ölmengen notwendig wurde.
-
Nach einem anderen bekannten Verfahren wird die kontinuierliche Desodorisation
von Ölen oder Fetten in drei oder mehreren übereinander angeordneten Gefäßen durchgeführt,
die das Öl in Richtung von oben nach unten durchfließt. Dem ersten Gefäß ist ein
Erhitzer für das öl oder Fett vorgeschaltet.
-
Durch indirekte Heizung mit Wasserdampf wird das in den Gefäßen und
im Erhitzer befindliche Öl ungefähr auf 90° erwärmt.
-
Bei dieser Temperatur beginnt der ständige Durchfluß des Öles durch
die Desodorisationsgefäße, deren indirekte Beheizung dann abgestellt werden kann.
In den Gefäßen wird überhitzter Wasserdampf durch das Öl geleitet, der zusammen
mit den kondensierbaren
Geruchs- o oder Geschmacksstoffen, die er
aus dem )l oder Fett mitführt. in einen Kondensator niedergeschlagen wird. Nach
Austritt aus dem letzten Gefäß wird das Öl unter Luftabschluß gekühlt. Auch diese
Einrichtung hat sich in der Praxis nicht einführen können, da bei einigermaßen zufriedenstellender
Durchsatzleistung eine genügende Desodorisationswirkung nicht erreicht werden konntc.
Die Nachtcilc dieser bisher vcrsuchten Arbeitsweise werden durch die Erfindung beseitigt.
Gemäß der Erfindung erfolgt die Entfernung von Gcruchs- und Geschmacksstoffen, Fettsäuren
und anderen flüchtigen Beimischungen aus pflanzlichen oder ticrischen Ölen oder
Fetten durch Wasserdampfdestillation in mehreren hintereinandergeschalteten Gefäßen,
durch die das Öl oder Fett in ständigem Strome nacheinander hindurchgeführt wird
in der Weise, daß in jedem Gefäß ein Vielfaches der ständig zu-oder abgeführten
Öl- oder Fettmenge in Umlauf gehalten wird. Dabei wird in der ersten Destillationsstufe
mit der höchsten Temperatur gearbeitet, die nunmehr sehr hoch gehalten werden kann.
In jeder folgenden Destillationsstufe wird die Arbeitstemperatur niedriger gehalten
als in der vorhergehenden, und es wird in der letzten Destillationsstufe eine Temperatur
eingehalten, bei der aus dem Öl oder Fett Zersetzungs- und Abbauprodukte nicht mehr
entstehen und noch vorhandene Reste dieser Stoffe abdestilliert werden. Es können
3, 4 oder noch mehr Desodorisierungsgefäße vorgesehen werden.
-
Die Umwälzung der zu behandelnden Stoffe kann z. B. mechanisch oder
mit Wasserdampf nach dem Prinzip der Druckgasflüssigkeitsförderung (Mammutpumpe)
geschehen. Es hat sich gezeigt, daß nach dem Verfahren gemäß der Erfindung bei hoher
Durchsatzleistung die gewünschte Desodorisierungswirkung stets mit Sicherheit erreicht
werden kann.
-
Dic umgewälzte Ölmenge ist erfindungsgemäß ein Vielfaches der kontinuierlich
zu- und abgeführten Menge, z. B. das Einhundertfache oder Zweihundertfache oder
noch mehr.
-
Simmt man z. B. an, daß in der ersten Stufe 90% der zu entfernenden
flüchtigen Bestandteile abgetrieben sind, so wird die im Vergleich zü der umgewälzten
Menge geringe zugeführte Menge von Rohmaterial diesen Zustand praktisch nicht verändern.
Der Zustand bleibt bestehen, indem die mit der zugeführten Menge neu hineingekommenen
Geruchs- und Geschmacksstoffe ständig abgetrieben werden. In die zunächst nachgcschaltete
Arbeitsstufe kann daher nur solche Substanz übertreten, welche bereits zum großen
Teil desodorisiert ist. z. B. nur noch 10% der ursprünglichen Verunreinigungen enthält.
-
Werden in der zweiten Desodorisierstufe von diesen noch vorhandenen
10% wieder 90% abdestilliert. so ist der Zustand des öls oder Fettes im Desodorisierungsgefäß
dieser Stufe durch einen noch vorhandenen Gehalt von ilur etwa @% des ursprünglichen
Gehaltes an Gcruchs- und Geschmacksstoffen gekennzeichnet. In einer dritten Behandlungsstufe
reduziert sich der Gehalt wiederum auf einen Bruchteil, und es wirken die folgenden
Gefälle in der gleichen Weise.
-
Unter Verwendung ciner derartigen Umwälzung des Öles oder Fettes
werden nun erfindungsgemäß in dem ersten bzw. den ersten Gefäßen so hohe Temperaturen
eingehalten, daß schon eine gewisse Bildung von Abbau- und Zersetzungsprodukten
auftritt.
-
Die Desodorisation setzt dann kräftig ein und verläuft auch weiterhin
sehr schnell.
-
Über die bei der Desodorisation einzuhaltenden Temperaturen des Öles
oder Fettes gibt es bisher keine allgemeingültige Regel. Doch hat man Temperaturen,
bei denen sich schon Abbau- und Zersetzungsprodukte bildeten, bisher für unzweckmäßig
gehalten, weil diese Stoffe, obwohl sie nur in winzigen Mengen cntstehen, die Haltbarkeit
der desodorisierten Öle oder Fette stark beeinträchtigen können.
-
Um diesen Übelstand zu vermeiden, wird nun erfindungsgemäß in den
folgendell Gefäßen bei immer niedrigeren Temperaturen (lesodorisiert. Dadurch wird
die Neubildung von Abbau- und Zersetzungsprodukten mehr und mehr verringert, ohne
daß die Desodorisierungswirkung wesentlich nachläßt. Die geringen Mengen der neugebildeten
unerwünschten Stoffe können dann etwa in dem Maße, wie sie gebildet -erdell, mit
den ursprünglich im Öl oder Fett vorhandenen Geruchs- und Geschmacksstoffen abdestilliercn.
Mindestens im letzten Gefäß wird nun eine Temperatur aufrechterhalten,. bei der
die Neubildung schädlicher Abbau- und Zersetzungsprodukte nicht mehr eintritt. Dic
noch vorhandenen äußerst geringen Mengen dieser Stoffe können dann vollends abdestillieren,
so daß die Öle oder Fette schließlich, wenn sie das letzte Gefäß verlassen, frei
von allen schädlichen Bcstandteiicn sind. Die I)esodorisierung ist beendet, und
cs können die Öle oder Fette schnell abgekühlt werden.
-
Zur näheren Erläuterung der Erfindung dicne die Zeichnung, in der
eine für die Ausführung des ne@en Verfahrens geeignete Apparatur in beispielsweiser
und schematischer Darstellung veranschaulicht ist.
-
Es sind beispielsweise sieben Desodorisierungsgefäße 1 bis 7 und
zwei kühler 8 und 9 vorgesehen. 20 ist die Ölzuführungsleitung für das erste Desodorisierungsgefäß.
Die Desodorisierungsgefäße
und Kühler sind untereinander durch
die Leitungen 18 verbunden.
-
Aus dem letzten Kühler 9 wird das Öl mittels einer Pumpe 26 weitergefördert.
Die Dampfräume der Desodorisierungsgefäße 1 bis 7 und des Kühlers 8 sind mittels
Leitungen 17 mit der Sammelleitung 16 verbunden. ln die Verbindungsleitung 21 des
Kühlers 9 mit der Sammelleitung 16 ist noch cine Vorlagc 15 zum Auffangen von Öltröpfchen
eingeschaltet.
-
.\us der Leitung 16 wird der Dampf mittcls Strahlapparat 11 in die
Vorlage 10 gefördert, aus der er der Kondensationsanlage zugeführt wird. Diese besteht
aus dem Einspritzkondensator 12 und der Spritzwasservorlage 13 und wird durch die
Vakuumpumpe 24 entlüftet. Das Kühlwasser tritt in den Kondensator 12 durch die Lcitung
25 und fließt daraus durch das barometrische Fallrohr 24 ab.
-
22 ist die Kondensatableitung aus der Vorlage 10, 19 sind die Unterteile
der Umwälzvorrichtungen. Die Umwälzvorrichtungen bestehen z. B. aus einem bis in
den Unterteil hinabgeführten Rohr, in das unten eine Dampfzuleitung mündet. Das
Öl wird durch das Rohr von dem Förderdampf in die Höhe gehoben, verteilt sich beim
Ausfluß aus der oberen Mündung des Rohres im Dampfraum des Gefäßes und fällt wieder
auf den Flüssigkeitsspiegel nieder, um dann den gleichen kreislauf aufs ncuc zu
vollführen. Einbauten im Dampfraum dienen dazu, die Bewegung und Verteilung des
Öls im Dampfraum des Desodorisierungsgefäßes gleichmäßiger zu gestalten. Die Desodorisierungsgefäße
sind in bekannter Weise mit Heizeinrichtungen und gegebenenfalls Dampfbrausen für
die Einführung zusätzlichen Abtreibedampfes ausgestattet. In den Kühlern 8 und 9
findet ebenfalls ein kräftiger Umlauf des Öles oder Fettes statt, der z. B. durch
mechanisch betätigte Umwälzvorrichtungen bewirkt wird.
-
Sämtliche Leitungen sind in bekannter Weise mit Absperrorganen versehen.
-
Das Öl wird im ständigen Strome nacheinander durch die Desodorisierungsapparate
1 bis 7 und die Kühler 8 und 9 geführt. In dem ersten Desodorisierungsapparat 1,
welcher zweckmäßig größer ausgestaltet wird als die nachgeschalteten Apparate, wird
eine Temperatur von beispielsweise etwa 210° aufrechterhalten. Es kann in diesem
Apparat das Öl je nach seiner Beschaffenheit auch bei höherer oder auch niedrigerer
Temperatur behandelt werden. In dem folgenden Apparat 2 herrscht eine um beispielsweise
10° niedrigere Temperatur, also 200', und in jedem der weiteren Apparate 3 bis 7,
deren Zahl auch anders gewählt werden kann, wird die Arbeitstemperatur entsprechend
niedriger eingestellt, so daß sie im letzten, 7, beispielsweise etwa 150° beträgt.
Hiermit ist die Temperatur erreicht, bei der keine Neubildung schädlicher Abbau-
und Zersetzungsprodukte mehr stattfindet. Der letzte Rest dieser Stoffe destilliert
in diesem Gefäß ab, und es wird das Öl in den nachgeschalteten Kühlern 8 und 9 schnell
bis auf die gewünschte Austrittstemperatur von etwa 40 bis 50 gekühlt. Dic Temperatur
im letzten Desodorisierungsapparat braucht natürlich nicht immer 150 zu betragen.
Sie kann je nach der Natur des Oles oder Fettes höher oder niedriger liegen und
wird erfindungsgemäß mit der Maßgabe gewählt, daß bei ihr neue Abbau- und Zersetzungsprodukte
aus dem jeweils behandelten öl nicht mehr gebildet werden. Auch die Temperatur in
ersten Desodorisierungsgefäß kann je nach der Natur der zu behandelnden Stoffe höher
oder niedriger als vorstehend beschrieben gewählt werden.
-
Der durch die Umwätzvorrichtungen oder gegebenenfalls Dampfbrausen
den Desodorisierungsapparaten 2 bis 7 zugeführte Dampf vcrläßt die Apparate durch
die Leitungen 17 und gelangt durch die Sammelleitung 16 zu dem Strahlapparat 11,
der zusammen mit der Kondensationsanlage das für die Desodorisierung zweckmäßige
hohe Vakuum erzeugt.
-
In der Brüdenvorlage 10 werden die aus dem Öl entfernten Stoffe oder
ein Teil derselben gegebenenfalls zusammen mit geringen Mengen Kondensatwasser abgeschieden.
Die Kondensation des Wasserdampfes erfolgt in dem Einspritzkondensator 12.
-
Soweit die Erfindung bisher beschrieben ist, bezieht sich ihre Anwendung
auf die Desodorisation von Ölen oder Fetten. Sind in diesen noch andere flüchtige
Bestandteile enthalten, so können natürlich auch diese Bestandteile unter Verwendung
der Erfindung entfernt werden. Zum Beispiel kann das neue Verfahren Venvendung inden
zur Neutralisation von Ölen oder Fetten, indem die dann enthaltenen Fettsäuren abdestilliert
werden. Hierbei erfolgt gleichzeitige Nautralisation und Desodorisation der Öle
und Fette.
-
Durch bestimmte Einstellung der Temperaturen in den einzelnen Arbeitsstufen
ist es weiter möglich, die niedriger und höher siedenden Beimengungen getrennt zu
gewinnen, wozu lediglich entsprechende getrennte Kondensationseinrichtungen vorzusehen
sind.