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Verseilmaschine zum Herstellen von Litzen oder Seilen aus Stahldrähten
Trotz größter Sorgfalt bei der Herstellung von Drahtseilen ist es bisher nicht möglich,
Drahtseile zu schaffen, deren Zerreißfestigkeit tatsächlich den durch Berechnung
ermittelten Werten entspricht. Die in der bisher üblichen Weise hergestellten Drahtseile
verhalten sich beim Zerreißversuch etwa in folgender Weise: Bei allmählich zunehmender
Belastung des Prüfseils reißen zunächst in gewissen Zeitabständen eine größere Anzahl
von Drähten; es wird also ein Teil der Drähte vor den übrigen über ihre Elastizitätsgrenze
hinaus beansprucht, so daß -bei vieldrähtigen Drahtseilen bis zu einem Drittel sämtlicher
Drähte für die Beanspruchung des Seiles ausfällt. Bei weiterer Steigerung der Belastung
reißen längere Zeit keine Drähte mehr, bis endlich bei Erreichung der Bruchlast
das ganze Seil zerreißt. Die Tatsache, daß trotz größter Sorgfalt bei der Herstellung
nur etwa 70 °/o der Drähte des Seiles in der gewollten Weise tragen, ist
darauf zurückzuführen, daß die vorzeitig reißenden Drähte, zusätzliche innere Spannungen,
die von der Herstellung herrühren, besitzen, die zusammen mit dem auf diese Drähte
entfallenden Anteil der Seilbelastung zum vorzeitigen Reißen führen.
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Um zusätzliche Spannungen der einzelnen zu einem Seil zusammenzufügenden
Drähte zu vermeiden, ist im Patent 665 027 bereits vorgeschlagen worden,
bei. Verseilmaschinen zwischen Spule und Preßbacke für jeden Einzeldraht bzw. für
jede Litze eine Richtvorrichtung, bestehend aus mehreren zueinander senkrecht stehenden
Rollsätzen anzuordnen. Nach dem älteren Vorschlag werden die Richtvorrichtungen
von einem sternartigen Körper getragen, der auf der Achse des Spulenrahmenträgers
befestigt ist. Infolgedessen ergibt sich bei' der gemäß dem älteren Vorschlag verbesserten
Verseilmaschine eine Relativbewegung zwischen den zu richtenden Drähten und den
mit dem-Trägerstern @ umlaufenden Richtvorrichtungen, und zwar dreht sich jeder
Draht innerhalb seiner Richtvorrichtung, wobei dieDrehbewegung zwar nicht ganz frei,
sondern durch die Reibung an den Richtrollen mehr oder weniger gehemmt ist, je nach
dem Grade der Anstellung der von Hand angestellten Rollen. Daher ergeben sich Verdrehungsspannungen
in den Drähten, die für die einzelnen Drähte unterschiedlich sein können. Unter
solchen Bedingungen zeigen auch auf der verbesserten Maschine hergestellte Drahtseile
beim Zerreißversuch schlechtere Ergebnisse, als den bei der Berechnung des Seiles
ermittelten Werten entspricht.
Gegenstand der Erfindung ist eine
weitere Ausgestaltung einer Verseilmaschine nach Patent 665 oa7 zum Herstellen von
Litzen oder Seilen aus Stahldrähten, bei welcher zwischen Spule und Preßbacke für
jeden": Draht bzw. jede Litze eine Richtvorrichtung' eingebaut ist. Gemäß der Erfindung
werden die Richtvorrichtungen drehbar gelagert und mit gleicher Drehzahl und im
gleichen Drehsinn wie die Spulenrahmen angetrieben, so daß Relativdrehungen zwischen
den zu richtenden Drähten bzw. Litzen und den Richtvorrichtungen selbst nicht eintreten.
Der Antrieb der Richtvorrichtungen kann in sehr einfacher Weise durchgeführt werden,
indem jede Richtvorrichtung mit dem zugehörigen Spulenrahmen gekuppelt wird. Damit
nach dem Geraderichten der einzelnen Drähte Umlenkungen,.durch welche wiederum Biegungsspannungen
in die Drähte hineingetragen werden, vermieden werden, ist es zweckmäßig, Richtvorrichtungen
zwischen Jochkranz und Preßbacke anzuordnen. In diesem Falle kann der Antrieb der
Richtvorrichtungen in der Weise erfolgen, daß das eine Ende jeder Richtvorrichtung
mit der Achse des zugehörigen Spulenrahmens über ein kardanisches Gelenk gekuppelt
wird, während das andere Ende in einem Tragstern drehbar gelagert wird. .
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt,
und zwar zeigt Abb. z eine Verseilmaschine zum Herstellen von Litzen aus sechs Einzeldrähten,
während in Abb. 2 eine vergrößerte Ansicht eines mit einer Richtvorrichtung gekuppelten
Spulenrahmens dargestellt ist.
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In der Abbildung sind die Spulen mit a bezeichnet; b sind die Spulenrahmen,
welche in den Trägern c und d drehbar gelagert sind und deren Achsen über das Stirnradgetriebe
e rückläufig angetrieben 'werden. Mit f ist die Achse der Spulenrahmenträger bezeichnet.
g sind die, Richtvorrichtungen; diese sind mit ihrem, einen Ende in dem auf der
Achse f befestigten Tragstern h drehbar gelagert, während das andere Ende über ein
kardanisches Gelenk i mit der Achse des zugehörigen Spulenrahmens b gekuppelt ist.
Mit k ist das Kopflager bezeichnet; 1 ist die Preßbacke.
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Die Wirkungsweise der beschriebenen Verseilmaschine ist folgende:
Bei der Herstellung des Drahtseils wird die Achse f angetrieben und werden auf diese
Weise die Spulenrahmenträger c und d in Drehung versetzt. Gleichzeitig werden die
Spulenrahmen b über das Zahnradgetriebe e derart rückläufig angetrieben, daß die
Spulen a bei ihrer kreisförmigen Bewegung keine Drehbewegung ausführen. Da die Richtvorrichtungen
g mit den Spulenrahmen b gekuppelt sind, nehmen diese an der Rückdrehung der Spulen
teil und führen daher bei ihrer auf einer Kegelfläche erfolgenden Kreisbewegung
gleichfalls keine Drehbewegung aus. Infolgedessen wird der von einer Spule a abgezogene
Draht durch die ihm zugeordnete Richtvorrichtung g hindurchgezogen, als ob Spule
und Richtvorrichtung zueinander stillstehend angeordnet wären. Der Draht wird also
in vollkommen einwandfreier Weise geradegerichtet und gelangt so zu dem Verseilkopf
1. Hier werden die vollkommen geradegerichteten Einzeldrähte zu dem Drahtseil zusammengewunden.
Sämtliche Drähte werden also in genau gleicher Weise in die Schraubenform gebogen,
die sie im fertigen Seil einnehmen. Da bei diesem Biegevorgang alle Drähte gleichmäßig
gebogen werden, besitzen sämtliche Drähte in dem fertigen -Seil genau, gleiche Spannungen.
Beim Zerreißversuch mit dem fertigen Seil ist daher ein vorzeitiges Reißen einzelner
Drähte sicher vermieden. Die auf der Verseilmaschine nach der Erfindung hergestellten
Drahtseile können, da Drähte mit unterschiedlichen Vorspannungen in ihnen nicht
vorhanden sind, mit wesentlich größeren Lasten beansprucht werden als die in bisher
üblicher Weise hergestellten Seile, bzw. können bei der Herstellung von Seilen bestimmter
Tragkraft auf der Maschine nach der Erfindung Drähte verwendet werden, .die eine
niedrigere Bruchfestigkeit besitzen, als bei der Herstellung in der bisher üblichen
Weise erforderlich war.
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Bei dem Ausführungsbeispiel ist die Anwendung der Erfindung auf eine
Maschine zum Verseden von sechs Drähten bzw. Litzen dargestellt. Die Erfindung kann
natürlich auch bei Verseilmaschinen Anwendung finden, bei welchen mehr oder weniger
Drähte zum Seil vereinigt werden; insbesondere kann die Erfindung auch bei solchen
Maschinen Anwendung finden, bei welchen mehrere Spulenrahmenträger in- axialer Richtung
hintereinander angeordnet sind. In jedem Fall werden die Richtvorrichtungen zwischen
dem zum Verseilkopf hin letzten Spulenrahmenträger (Jochkranz) und dem Verseilkopf
angeordnet, wobei dafür Sorge zu tragen ist, daß die Lagerung der Richtvorrichtungen
genau in Richtung der abgezogenenDrähte liegt, damit Umlenkungen zwischen Richtvorrichtung
und Verseilkopf auf alle Fälle vermieden werden.
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Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel sind als Richtvorrichtungen
solche mit senkrecht zueinander angeordneten Rollensätzen vorgesehen. Die Erfindung
ist jedoch keineswegs auf diese Bauart von Richtvorrichtungen beschränkt; vielmehr
können auch andere Richtvorrichtungen, z. B. Richtvorrichtungen
mit
Kugelkränzen oder Schwingapparate, be= nutzt werden, sofern die Einwirkung derselben
auf die Drähte in mehreren Ebenen erfolgt. Da es bei Verwendung von Schwingapparaten
Schwierigkeiten bereitet, dieRichtvorrichtungen mit der erforderlichen hohen Drehzahl
anzutreiben, dürften jedoch Rollen-oder Kugelkranzrichtvorrichtungen den Vorzug
verdienen.