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Die
Regierung der Vereinigten Staaten hat aufgrund des Grant Nr. DMR-9400334
der National Science Foundation, OSP-Projekt Nr. 6227, an Anne M.
Mayes und des Grant Nr. BES 9632714 der National Science Foundation
an L. G. Griffith gewisse Rechte an dieser Erfindung inne.
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Diese
Anmeldung beansprucht die Priorität der U.S.S.N 60/081 596, eingereicht
am 13. April 1998.
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Es
werden polymere Materialien, die kontrollierte Zellreaktionen hervorrufen,
und die gute mechanische und optische Eigenschaften und/oder gute Eigenschaften
bezüglich
der biologischen Abbaubarkeit aufweisen, für den Einsatz in biomedizinischen Anwendungen
offenbart. Verarbeitungsverfahren, mittels derer derartige Polymere
an einer Oberfläche aus
einem Biomaterial angeordnet werden können, werden ebenfalls offenbart.
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Polymere,
die derzeit für
biomedizinische Anwendungen eingesetzt werden, sind tendenziell
im allgemeinen hydrophob. So wie der Begriff hydrophob hier definiert
wird, bezieht er sich auf ein Material, das Wasser abstößt, d.h.
einen statischen Kontaktwinkel mit Wasser aufweist, der bei 20°C größer als
60 Grad ist, und das eine Wasserpermeabilität P von unter 3 × 10-10 cm3 (STP) cm/(cm2 s Pa) hat. Das kann unkontrollierte Wechselwirkungen
zwischen Zellen und adsorbierten Proteinen auf der Oberfläche des
Materials bewirken, was eine chronische entzündliche Reaktion hervorrufen
kann, die zu einem Versagen von Implantaten führen kann und sogar eine Tumorigenität fördern kann
(Warson, The Applications of Synthetic Resin Emulsions, Benn, London (1972)).
Materialien aus Metall oder Keramik, die für Anwendungen als Implantate
verwendet werden, können
ganz ähnlich
unerwünschte
Zellreaktionen hervorrufen.
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Für Anwendungen
bei einem Gewebe-Engineering ist es essentiell, dass das polymere
Material, das zu Herstellung eines biologisch abbaubaren Gerüstes für Zellen
verwendet wird, die Zelladhäsion, die
Wanderung, das Wachstum und die Differenzierung von Zellen fördert und
gleichzeitig eine ausreichende strukturelle Stütze bereit stellt. Die üblicherweise
verwendeten synthetischen Gerüstmaterialien, wie
Poly(lactid), Poly(glycolid) etc. sowie die Copolymere von diesen,
weisen zwar geeignete mechanische Eigenschaften und geeignete Eigenschaften bezüglich der
Herstellung und des biologischen Abbaus auf, aber ihre hydrophobe
Natur führt
zur Adsorption von Proteinen und ihrer Denaturierung auf der Oberfläche des
Materials, was unkontrollierte Zellreaktionen hervorruft.
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Die
ideale Oberfläche
für viele
Anwendungen als Biomaterialien würde
einer Adsorption von Protein widerstehen und gleichzeitig Zellen
spezifische chemische Signale bereit stellen, um die Adhäsion, das Überleben,
das Wachstum, die Wanderung und die Differenzierung zu lenken. So
wie der Begriff „Biomaterial" hier verwendet wird,
bezieht er sich auf ein nicht-lebendiges
Material, das für
eine medizinische Vorrichtung verwendet wird, die mit biologischen
Systemen in Wechselwirkung treten soll. Polymeroberflächen, die
mit Poly(ethylenoxid) modifiziert wurden, sind in den letzten Jahren
bezüglich
der Reduktion einer Proteinadsorption an die Oberfläche von
Biomaterialien untersucht worden (Paine et al., Macromolecules,
23:3104 (1990)). Das Ziel dieser Schemata für eine Oberflächenmodifikation
ist die Eliminierung unspezifischer Wechselwirkungen von Zellen
mit Implantatmaterialien. Ein Weg, über den spezifische chemische
Signale Zellen auf einer Oberfläche
zugeführt
werden können,
verläuft über angeknüpfte Liganden
für Zelloberflächenrezeptoren
(Barret, Brit. Polym. J., 5: 259 (1973)). Die Bereitstellung von
Signalen auf diese Weise hat gegenüber der Zugabe löslicher
Faktoren Vorteile, da das Signal sehr lokalisiert in einer kontrollierten
Dosis bereit gestellt wird, ohne dass es zu einem Verlust aufgrund
einer Diffusion kommt (Kuhl und Griffith, Nature Medicine, 2: 1002
(1996)). Außerdem
können
angeknüpfte
Liganden Zellen eine konstantere Stimulierung bereit stellen, da
die Herunterregulierung vermieden wird, zu der es kommt, wenn lösliche Liganden
von Zellen internalisiert werden. Die Steuerung der räumlichen Verteilung
von Liganden auf Oberflächen
kann auch einen Schlüssel
zur Steuerung des Zellverhaltens darstellen. Somit sind Systeme,
die die räumliche Kontrolle
der lokalen Dichte von Liganden oder die Erzeugung von Clustern
von Liganden auf einer Oberfläche
ermöglichen,
zusätzlich
zur Bereitstellung einer Steuerung über die durchschnittliche Dichte
von Liganden auf der Oberfläche, äußerst erstrebenswert
(Kornberg et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 88: 8392 (1991)).
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Integrine,
dimere Adhäsionsrezeptoren,
die eine von ungefähr
zehn bekannten Alpha-Ketten,
die mit einer von ungefähr
6 bekannten Beta-Ketten gepaart sind, enthalten, vermitteln eine
große
Vielzahl an Wechselwirkungen zwischen Zellen und der extrazellulären Matrix
(ECM), und sie steuern ganz unterschiedliche Zellreaktionen, wie
eine Wanderung, das Wachstum und die Differenzierung, indem sie
eine permissive Umgebung für
die Wirkung von Wachstumsfaktoren bereit stellen. Für viele
Integrine wurde die Spezifität
der Integrinbindung an Matrix-Proteine auf kleine diskrete Peptiddomänen kartiert,
und immer noch werden neue Stellen aufgeklärt (Rouslahti, Ann. Rev. Cell.
Dev. Biol. 12: 697 (1996); Hynes, Cell, 48: 549 (1987)). Das prototypische
Beispiel für
eine derartige Spezifität
ist die RGD-Stelle, die zuerst im Fibronectin und danach in anderen
Matrix-Proteinen identifiziert wurde. Das RGD-Peptid ermöglicht den vollständigen Ersatz
der adhäsiven
Funktion des Fibronectins bei Zellen, die bestimmte Integrine exprimieren.
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Viele
Daten unterstützen
die Idee, dass sowohl eine Besetzung als auch eine Clusterbildung von
Integrinen benötigt
werden, um die vollständigen zellulären Reaktionen
hervorzurufen, die von Integrinen vermittelt werden (Clark und Brugge,
Science, 268: 233 (1995)). Zum Beispiel benötigt die vollständige EGFR-Aktivierung
der MAP-Kinase das Integrin-Clustering
und die Besetzung (Miyomoto et al., J. Cell Biol., 135: 1633 (1996)).
Somit kann die räumliche
Präsentation
der Liganden in der Umgebung, d.h., ob die Liganden eng genug zueinander
angeordnet sind, um ein Clustering von ligandengebundenen Integrinen
zu bewirken, das Zellverhalten beeinflussen, das von Integrinen
gesteuert wird. Tatsächlich
wurde gezeigt, dass der räumliche
Abstand synthetischer RGD-Liganden, die kovalent an das Substrat
geknüpft
wurden, einen Einfluss auf die Zelladhäsion und die Zellausbreitung
hat (Massia und Hubbell, J. Cell Biol., 114: 1089 (1991). Gleichzeitig
wurde für
die Oberflächenkonzentration
eines Adhäsionsliganden
wie Fibronectin gezeigt, dass sie Integrin-vermittelte Verhaltensweisen,
wie die Wanderung, deutlich beeinflusst (DiMilla et al., J. Cell
Biol., 122: 729 (1993)). Eine kürzlich
durchgeführte
Studie unter Verwendung sich von allein anordnender Monolayer, die
ein Muster aus adhäsiven/nicht-adhäsiven Domänen von
1 μm aufwiesen,
demonstrierte die Rolle der Zellausbeutung und der Rezeptorbesetzung
für das Überleben
von Zellen (Chen et al., Science, 276: 1425 (1997)). Der Längenmaßstab in
dieser Studie war ungefähr
derjenige eines fokalen Adhäsionskomplexes
(oder größer), aber
es ist wahrscheinlich, dass ein Clustering in einem viel kleineren Längenmaßstab (3-10
Integrine) ebenfalls physiologisch relevant ist. Tatsächlich deuten
Daten stark darauf hin, dass ein RGD-Clustering in einem Maßstab von
unter 100 nm ausgeprüfte
Effekte auf das Integrin-vermittelte Wanderungsverhalten hat. Da
sowohl die Konzentration als auch die räumliche Verteilung des Liganden
die Zellreaktion beeinflusst, ist es wünschenswert, über ein
Mittel zu verfügen,
diese beiden Parameter unabhängig
voneinander und über
einen weiten Längenbereich
(Nanometer bis Mikrometer) zu variieren, um die Zellreaktionen zu
lenken.
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Integrine
können
intrazelluläre
Signalübertragungskaskaden
initiieren, die mit denjenigen von Wachstumsfaktoren, wie des Epidermal
Growth Factor (EGF), überlappen.
Eine Kreuzkommunikation zwischen Adhäsions- und Wachstumsfaktorrezeptoren
kann über
eine direkte physikalische Assoziation innerhalb der fokalen Adhäsionen erfolgen.
Beide Rezeptortypen sind in diesen Strukturen konzentriert (Miyamoto
et al., J. Cell. Biol., 135: 1633 (1996); Plopper et al., Mol. Biol.
Cell., 6: 1349 (1995)), und beide Rezeptoren können einige der gleichen stromabwärts auftretenden
Wirkungen auf Moleküle
wie die MAP-Kinase stimulieren. Die enge Nachbarschaft von Adhäsions- und
Wachstumsfaktorrezeptoren im fokalen Adhäsionskomplex ermöglicht einen
freien Fluss sowohl positiver als auch negativer regulatorischer
Signale zwischen den beiden. Für
mehrere Signalmoleküle
wurde vorgeschlagen, dass sie diese Verknüpfung darstellen; ein intrazellulärer Mechanismus
der Transmodulation verläuft über die
durch die Proteinkinase C (PKC) vermittelte Dämpfung des Rezeptors für den Epidermal
Growth Factor (EGFR). Es ist auch wahrscheinlich, dass die PKC-Aktivität nach der
Aktivierung der Phospholipase Cγ oder
der Phospholipase D durch den EGFR Verbindungen zu dem Substrat
auf Integrin-Basis verändert
(Welsh et al., J. Cell Biol., 114: 533 (1991); Ando et al., J. Cell.
Physiol., 156: 487 (1993)). Es ist somit wünschenswert, über ein
Verfahren zu verfügen,
durch das zwei oder mehrere Typen von Signalliganden, beispielsweise Adhäsionspeptide
und Wachstumsfaktoren, gleichzeitig auf der Oberfläche eines
Biomaterials lokalisiert werden können, und zwar in kontrollierter
Menge und räumlicher
Verteilung.
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Bis
heute sind nur wenige Modellsysteme – wenn es überhaupt welche gibt – imstande,
sowohl die Anforderungen an eine Widerstandsfähigkeit gegenüber Proteinen
als auch bezüglich
einer Oberfläche
für eine
zelluläre
Signalübertragung
zu erfüllen, wobei
sich die Ansätze,
bei denen klinisch einsetzbare Materialien verwendet wurden, auf
Hydrogele konzentriert haben (Hern und Hubbell, J. Biomed. Mater. Res.,
39: 266 (1998)), die nur eine begrenzte physikalische Stabilität aufweisen
und für
viele Anwendungen nicht geeignet sind. Zu weiteren Ansätzen zur Modifizierung
der Oberflächen
hydrophober polymerer Materialien oder anderer Biomaterialien zur
Erzielung einer erwünschteren
Oberflächenzusammensetzung
für biomedizinische
Anwendungen gehören die
Adsorption von Blockcopolymeren, das chemische Pfropfen von Polymeren
auf die Oberfläche
und die Plasmaabscheidung eines überlagernden
Films. Alle diese Verfahren leiden unter verschiedenen Nachteilen.
Zum Beispiel können
adsorbierte Blockcopolymere von Zellen aktiv neu angeordnet werden, aufgepfropfte
Polymere können
nur schwer in hoher Dichte auf eine Oberfläche aufgebracht werden, und die
Plasmaabscheidung führt
zu einer gelartigen Oberflächenstruktur,
die für
eine kontrollierte Übertragung
zellulärer
Signale schlecht geeignet ist. Keines dieser Verfahren stellt ein
Mittel zur Modifizierung der Struktur komplexer dreidimensionaler
Strukturen, wie von fibrösen
oder schwammartigen Gewebegerüsten,
oder zur Erzeugung von clusterförmigen
Verteilungen von Liganden in unterschiedlichen Konzentrationen und
mit unterschiedlichen Abständen
auf den Oberflächen
von Biomaterialien dar. WO 97/06833 betrifft Konjugate aus Hyperkämmen und verzweigten
Polymeren. WO 98/12228 betrifft Polymere, die Polysaccharide enthalten,
wie Alginate oder modifizierte Alginate. Irvine et al. (1998) J.
Biomed. Mater. Res. 40: 498-509 betrifft angeknüpftes sternförmiges und
lineares Polyethylenoxid.
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Es
wäre von
Vorteil, Polymermaterialien und Verarbeitungsverfahren bereit zu
stellen, die die Nachteile anderer Ansätze zur Modifizierung der Oberflächen von
Biomaterialien überwinden.
Es ist deshalb ein Ziel der vorliegenden Erfindung, Polymermaterialien
bereit zu stellen, die kontrollierte Wechselwirkungen zwischen Zellen
und Oberflächen hervorrufen,
indem sie eine Proteinadsorption hemmen und, sofern es angebracht
ist, kontrollierte Konzentrationen und räumliche Verteilungen von Liganden,
die als zelluläre
Signale wirken, auf den Oberflächen
von Biomaterialien bereit stellen. Es ist ein weiteres Ziel der
vorliegenden Erfindung, Verarbeitungsverfahren bereit zu stellen,
mittels derer solche Polymere auf eine Biomaterialoberfläche aufgebracht werden
können.
Es ist ferner das Ziel der vorliegenden Erfindung, Polymermaterialien
bereit zu stellen, die zur Erzeugung diskreter Domänen im Nanometer-
bis Mikrometerbereich, die zwei oder mehr unterschiedliche Ligandentypen
zur Regulation der Zellantwort präsentieren, auf einer Biomaterialoberfläche verwendet
werden können.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Es
werden Copolymere vom Kamm-Typ, die kontrollierte zelluläre Reaktionen
hervorrufen, Verfahren, mittels derer derartige Polymere auf einer Oberfläche angeordnet
werden können,
und Verfahren zur Verwendung derartiger Polymere für die Modifizierung
der Oberflächen
biomedizinischer Vorrichtungen offenbart.
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Die
Polymere schließen
ein hydrophobes, wasserunlösliches
Rückgrat
und niedermolekulare, hydrophile, nicht an Zellen bindende Seitenketten ein.
So wie „nicht
an Zellen bindend" hier
definiert wird, bezieht es sich auf Materialien, die in Standard-Zellkulturtests
in serumhaltigen Medien nach 24 Stunden keine beobachtbare Zellanheftung
zeigen. Das Molekulargewicht der hydrophilen Seitenketten liegt
vorzugsweise über
200 Dalton und unter 2000 Dalton. Das Rückgrat kann biologisch abbaubar
oder nicht biologisch abbaubar sein, in Abhängigkeit von der vorgesehenen
Anwendung. Biologisch abbaubare Rückgrate werden für die meisten
Anwendungen auf dem Gebiet des Gewebe-Engineering, der Arzneimittelzufuhr
und von Vorrichtungen zur Wundheilung bevorzugt, während nicht
biologisch abbaubare Rückgrate
für Anwendungen
als permanentes Implantat, für
eine Biofiltration und für
Zellkulturplatten wünschenswert
sind. Ein Teil der nicht an Zellen bindenden Seitenketten kann an
ihren Enden mit Liganden, die als zelluläre Signale wirken, versehen
sein, um das Ausmaß der
Zelladhäsion
oder anderer zellulärer
Reaktionen, die durch die Polymeroberfläche hervorgerufen werden, zu
steuern. Bei der bevorzugten Ausführungsform sollte das Kamm-Copolymer ein Gesamt-Molekulargewicht
haben, das ausreichend hoch ist, um dem Polymer im geschmolzenen Zustand über Kontakte
zwischen den Ketten gute mechanische Eigenschaften vermitteln zu
können. Das
heißt,
das Molekulargewicht sollte oberhalb des Molekulargewichtes der
Kettenverknäuelung
liegen, wie es ein Fachmann auf diesem Gebiet definiert. Das Gesamt-Molekulargewicht
des Kamm-Copolymers sollte somit oberhalb von ungefähr 10 000
Dalton liegen, bevorzugter oberhalb von 20 000 Dalton und noch bevorzugter
oberhalb von 30 000 Dalton.
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Die
Dichte der hydrophoben Seitenketten längs des Rückgrats aus den Copolymeren
hängt von
der Länge
der Seitenketten und den Eigenschaften des fertigen Polymers bezüglich der
Wasserlöslichkeit
ab. Der prozentuale Anteil der hydrophilen Seitenketten am Gewicht
liegt zwischen 20 und 60 % der gesamten Copolymer-Zusammensetzung,
vorzugsweise in der Gegend von 40 Gew.-%. Für Kämme, die hydrophile Seitenketten
mit einem Molekulargewicht ungefähr
350 Dalton enthalten, können
die Molprozente der Segmente des Rückgrats, die hydrophile Seitenketten
tragen, bei bis zu 30 % liegen. Für hydrophile Seitenketten mit
einem Molekulargewicht von ungefähr
2000 Dalton können
die Molprozente der Segmente des Rückgrats, die hydrophobe Seitenketten
tragen, bei lediglich 2 % liegen. Bei der bevorzugten Ausführungsform
ist das Gesamt-Kamm-Copolymer nicht wasserlöslich. So wie der Begriff wasserlöslich hier
definiert wird, bezieht er sich auf Materialien, die in wässrigen
Lösungen
eine Löslichkeit
von über
1 Gramm pro Liter haben. Beim Kontakt mit wässrigen Lösungen quellen die hydrophilen
Seitenketten und bilden eine hydratisierte Schicht, die Proteine
abstößt und somit
einer Zelladhäsion
widersteht.
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Die
nicht an Zellen bindenden Seitenketten des Kamm-Copolymers können an
ihren Ende mit chemischen Liganden, die als zelluläre Signale
wirken, versehen sein, um kontrollierte Zellreaktionen hervorzurufen.
Liganden, wie Adhäsionspeptide
oder Wachstumsfaktoren, können
mittels bekannter chemischer Verfahren kovalent oder ionisch an
die Enden der Seitenketten befestigt werden, um den Zellen spezifische
chemische Signale bereit zu stellen. Es kann ein definierter Anteil
von Seitenketten, die Liganden tragen, erhalten werden, indem eine
geeignete stöchiometrische
Steuerung während
der Kopplung der Liganden an die Polymere eingesetzt wird, indem
die Endgruppen derjenigen Seitenketten, die nicht an ihren Enden
mit Liganden versehen werden sollen, geschützt werden, oder über Kombinationen dieser
Ansätze.
Für Anwendungen,
bei denen es erwünscht
ist, die Liganden in einem Längenmaßstab von
Nanometern oder mehreren zehn Nanometern als Cluster auf einer Oberfläche eines
Biomaterials anzuordnen, kann mehr als ein Ligand (im Durchschnitt)
kovalent an einer einzelnen Kette des Kamm-Copolymers befestigt
werden. Bei Anwendungen, bei denen es erwünscht ist, zwei oder mehr Ligandentypen
in einem einzigen Cluster auf der Oberfläche eines Biomaterials im Größenmaßstab von Nanometern
bis zu mehreren zehn Nanometern anzuordnen, kann ein Typ oder können mehrere
Typen eines jeden Liganden (zum Beispiel ein Adsorptionspeptid und
ein Wachstumsfaktor) an einer einzelnen Kette eines Kamm-Copolymers über ihre
Seitenketten mittels bekannter chemischer Verfahren befestigt werden.
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Wenn
Adhäsionspeptide
an die Seitenketten des Kamm-Copolymers gekoppelt werden, dann heften
sich die Zellen an und breiten sich schnell auf der Oberfläche des
Kamm-Copolymers
aus. Das Ausmaß der
Zellausbreitung und der Proliferation auf der Oberfläche kann
somit über
das Mischen von Kamm-Copolymeren, die Adhäsionspeptide tragen, mit Kamm-Copolymeren,
die nicht an Zellen binden, gesteuert werden, so dass zum Beispiel
weniger als 20 % der Kämme
ein Adhäsionspeptid
tragen. Ähnlich
kann die räumliche
Verteilung der Liganden-Cluster auf der Oberfläche des Biomaterials über das
Mischen von Kamm-Copolymeren, die nicht an Zellen binden, mit Kamm-Copolymeren,
bei denen jede Kette im Durchschnitt mehr als einen Liganden an
ihren Seitenketten befestigt trägt,
gesteuert werden. In diesem Falle wird die Größe der Liganden-Cluster (d.h.
die Fläche,
auf der die Liganden lokalisiert sind) durch die charakteristische
Größe des ligandentragenden
Kamm-Copolymers
vorgegeben, und sie kann aus dem Trägheitsradius RG des Kamm-Copolymers
abgeschätzt
werden, der von einem Fachmann auf diesem Gebiet berechnet oder experimentell
bestimmt werden kann. Der Trägheitsradius
des Kamm-Copolymers kann typischerweise zwischen Nanometern und
mehreren zehn Nanometern liegen, in Abhängigkeit vom Gesamt-Molekulargewicht,
der Länge
der Seitenketten und der Umgebung, die die Polymerkette umgibt,
z.B. andere Polymerketten oder Wassermoleküle (P.-G. deGennes, Scaling
Concepts in Polymer Physics, Cornell University Press, 1979). Somit
können
die Größe der Liganden-Cluster sowie die
Zahl und der Typ der Liganden pro Cluster über die Bedingungen bei der Synthese
der ligandentragenden Kamm-Copolymere gesteuert werden. Zum Beispiel
hätte ein
Kamm-Copolymer mit RG = 4 nm eine Fläche pro
Cluster von πRG 2 oder ungefähr 50 nm2. Die Zahl der Cluster auf der Oberfläche pro
Oberflächeneinheit
(im Durchschnitt) kann über
das Verhältnis
der ligandentragenden zu den nicht an Zellen bindenden Kämmen auf der
Oberfläche
gesteuert werden. Um eine Trenndistanz von d zwischen den Liganden-Clustern
auf der Oberfläche
zu erreichen, wobei d > 2RG, sollte die Konzentration der ligandentragenden
Kämme ungefähr ϕ =
VKette/(2RG d2) sein, wobei VKette das
Volumen ist, das von einer einzelnen Kette des Kamm-Copolymers besetzt
wird. Zum Beispiel liegt, um eine Entfernung zwischen den Clustern
von 20 nm mit einem Kamm-Copolymer zu erzielen, bei dem RG = 4 nm und VKette =
48 nm3, der abgeschätzte Anteil der benötigten ligandentragenden
Kämme bei
1,5 Vol.-%. Eine Entfernung zwischen den Clustern von 10 nm würde 6 Vol.-%
an ligandentragenden Kämmen
erfordern.
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Es
können
zahlreiche Verfahren eingesetzt werden, um die Kamm-Copolymere oder
ihre Mischungen auf verschiedene Biomaterial-Oberflächen aufzutragen.
Zu diesen Verfahren gehören
ein Tauchbeschichten, ein Sprühbeschichten,
ein Bürstenstreichen,
ein Walzenstreichen oder ein Rotationsgießen eines Films auf den Träger, typischerweise
gefolgt von einer milden Erwärmung,
um die Haftung auf der Oberfläche
zu fördern.
Prozesse zur Ausbildung einer festen freien Form, wie Techniken eines
dreidimensionalen Druckens (3DP) oder Gefriertrocknungsverfahren
könnten
eingesetzt werden, um komplexe dreidimensionale Strukturen, einschließlich poröser Strukturen,
zu erzeugen. Bei all diesen Verarbeitungsansätzen kann ein geeignetes Vernetzungsmittel
eingearbeitet werden, um die mechanische Festigkeit des Films oder
der Vorrichtung zu erhöhen.
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Bei
Anwendungen, bei denen es wünschenswert
ist, nur kleine Mengen eines Copolymers zur Modifizierung der Oberfläche eines
zweiten, hydrophoben oder nicht-zellregulierenden
Polymers zu einzusetzen, können
die Kamm-Copolymere in kleinen Mengen zum zweiten Polymer gegeben
und verarbeitet werden, um eine Abscheidung des Kamm-Copolymers auf der
Oberfläche
zu erreichen. Bei bevorzugten Ausführungsformen würde das Kamm-Copolymer
weniger als 10 Gew.-% der Polymermischung ausmachen. Zu Verarbeitungsschritten für die Erzielung
einer Abscheidung gehören
die Erwärmung
der Mischung im Vakuum, an Luft, in Wasser, Wasserdampf, CO2 oder einer anderen Umgebung, die das Kamm-Copolymer
an der Oberfläche begünstigt,
bei Temperaturen, die hoch genug über den Glasübergängen der
Polymerkomponenten liegen, so dass sie eine Beweglichkeit für die Erzielung der
Abscheidung auf der Oberfläche
bereit stellen. In dem Falle, bei dem die zweite Polymerkomponente ein
semikristallines Polymer ist, sollte die Annealingtemperatur über dem
Glasübergang
liegen, aber unter dem Schmelzpunkt des Polymers, um sicher zu stellen,
dass die gewünschte
Form der Vorrichtung beibehalten wird. Bei bevorzugten Ausführungsformen
wird die Oberflächenabscheidung
während
eines Standard-Verarbeitungsschrittes
bei der Herstellung einer biomedizinischen Vorrichtung erzielt,
beispielsweise während
eines Extraktions-, Autoklavierungs- oder Sterilisierungsprozesses.
Bei anderen Ausführungsformen
wird die Abscheidung in einem zusätzlichen Annealingschritt in
einer kontrollierten Umgebung (Wasser etc.) erreicht, und zwar nach
der Herstellung der Vorrichtung. Derartige Verarbeitungsschritte
erzeugen eine Oberflächenschicht
mit einer Dicke von ungefähr
2RG, die fast ausschließlich das Kamm-Copolymer enthält. Die
beobachtbaren Oberflächeneigenschaften
derartiger, einem Annealing unterzogener Mischungen sind im wesentlichen mit
denjenigen der reinen Kamm-Copolymere identisch. Bei bevorzugten
Ausführungsformen
ist das Kamm-Copolymer mit dem zweiten Polymer mischbar, um eine
Phasentrennung in der Hauptmasse der Vorrichtung zu vermeiden, die
zu schlechten mechanischen oder optischen Eigenschaften führen könnte.
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In
anderen Fällen
kann die Lokalisierung des Kamm-Polymers auf der Oberfläche einer
Vorrichtung, die in erster Linie aus einem zweiten, hydrophoben
oder nicht-zellregulierenden Polymer besteht, während anderer Schritte der
Herstellung der Vorrichtung erreicht werden. Zum Beispiel kann die
genaue Platzierung des Kamm-Copolymers auf der Oberfläche einer Vorrichtung,
die aus einem zweiten Polymer besteht, mittels 3DP-Verfahren erreicht
werden. Ähnlich
können
Unterschiede der Viskosität
zwischen dem Kamm-Copolymer und einem zweiten Polymer, wenn sie
gemischt werden, dazu ausgenützt
werden, den Kamm während
der Schmelzextrusion von Fasern, Filmen oder anderen Vorrichtungen auf
der Oberfläche
anzuordnen. Poröse
oder nicht-poröse
Membranen, Filme, Fasern oder Hohlfasern, bei denen das Kamm-Copolymer
auf den Oberflächen
vorkommt, können
durch ein Phaseninversionsgießen
hergestellt werden. Bei diesem Verfahren wird eine Lösung aus
dem Kamm-Copolymer, dem zweiten Polymer und einem Lösemittel
für beide
in ein Koagulationsbad auf wässriger
Basis gegossen, um die Vorrichtung zu formen. Während des Gießvorganges
induzieren günstige
Wechselwirkungen zwischen dem Kamm und dem Medium des Koagulationsbades
eine Abscheidung des Kamm-Copolymers auf die äußeren Oberflächen des
Films, der Faser oder der Membran. Auf diese Weise können zellregulierende,
mikroporöse,
biologisch abbaubare Membranen, die als temporäre Trennvorrichtungen in Anwendungen
für eine
Wundheilung nützlich
sind, hergestellt werden. Zellregulierende, biologisch abbaubare
Nähte können ähnlich durch
das Spinnen von Fasern aus einer Lösung in ein Koagulationsbad
auf wässriger
Basis hergestellt werden. Derartige oberflächenmodifizierte Fasern können auch
aus biologisch abbaubaren oder nicht biologisch abbaubaren Materialien
hergestellt und zu Vlies-Gegenständen für biomedizinische
Anwendungen verarbeitet werden, zu denen zellregulierende temporäre Sperrvorrichtungen
und Biofiltrationsvorrichtungen gehören. Es können hohle nanoporöse Fasern
hergestellt werden, die zellregulierende innere Oberflächen aufweisen.
Durch das Verkapseln von Zellen in einem Teil einer derartigen Faser
könnte
ein Implantat für
eine langfristige Arzneimittelzufuhr hergestellt werden, das erwünschte Produkte
von Zellen in Mengen sekretiert, die vollständig oder teilweise durch Signale, die
auf der inneren Oberfläche
der Faser gebunden sind, reguliert werden. Zellregulierende, biologisch abbaubare,
mikroporöse
Gerüste
mit einem oberflächlichen Überschuss
an Kamm-Copolymeren
können
mittels Gefriertrocknungsverfahren hergestellt werden, indem ein
sublimierendes Lösemittel
gewählt
wird, das eine höhere
Affinität
für die
Komponente aus dem Kamm-Copolymer im Vergleich zur Komponente aus
dem zweiten Polymer, das die Hauptmasse der Vorrichtung bildet,
aufweist.
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In
allen oben beschriebenen Fällen,
bei denen Kamm-Copolymere zusammen mit einem zweiten Polymer für die Herstellung
einer Vorrichtung eingesetzt werden, können die Kamm-Copolymere nicht an
Zellen bindende Kämme,
ligandentragende Kämme
oder eine Mischung von diesen sein, damit eine gewünschte Zellreaktion,
wie es zuvor beschrieben wurde, erreicht wird.
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Ein
weiteres Verfahren, mittels dessen die Kamm-Copolymere zur Steuerung
der Zellreaktion in biomedizinischen Anwendungen eingesetzt werden können, besteht
aus der Herstellung von Polymerlatexmaterialien, bei denen die Kamm-Copolymere
auf der Oberfläche
der Latexteilchen eingearbeitet sind. Derartige Latexmaterialien
werden mittels Dispersions- oder
Emulsionspolymerisationsverfahren in einem wasserhaltigen Medium
unter Verwendung der Kamm-Copolymere als Stabilisierungsmittel hergestellt.
Die Polymerisierung wird durch das Auflösen oder Mischen des gewünschten
Monomers, des Kamm-Stabilisators und des Initiators in einem wasserhaltigen
Medium erreicht. Die Polymerisierung wird beispielsweise über die
Erwärmung
des Lösemittels
initiiert. Das Dispersionsmedium ist ein gutes Lösemittel für das Kamm-Copolymer, aber
ein schlechtes Lösemittel
für das
wachsende Polymer. Das hydrophobe Kamm-Rückgrat wird so gewählt, dass
es mit dem Polymer, das synthetisiert wird, kompatibel ist und sich
somit auf der Oberfläche
der wachsenden Polymerteilchen verankert, während die hydrophilen Seitenketten
die Teilchen gegen ein Ausflocken stabilisieren. Nach dem vollständigen Ablauf der
Latexsynthese liegen die resultierenden Latexteilchen im Größenbereich
von 0,1 bis 10 μm,
und sie sind typischerweise mit einem Gewichtsanteil von 20-70 %
an festem Polymer im Dispersionsmedium dispergiert. Diese Systeme
können
auf verschiedene Weise eingesetzt werden, um die Zellreaktion über die
Kamm-Copolymere, die auf den Oberflächen der Teilchen verankert
bleiben, zu steuern.
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Filme
oder Beschichtungen können
aus den Latexdispersionen über übliche Verfahren,
wie Tauchen, Bürsten,
Walzen oder Gießen
des Latex, auf jeder beliebigen Oberfläche hergestellt werden. Für Beschichtungen,
die auf permanente Implantate zur Steuerung der Zellreaktion aufgetragen
werden, werden nicht biologisch abbaubare Latexteilchen, beispielsweise
Acrylmaterialien, bevorzugt. Es können opake Beschichtungen,
die kontrollierte Zellreaktionen bewirken, über ein beliebiges der Standardbeschichtungsverfahren
hergestellt werden, die von Fachleuten auf diesem Gebiet zur Bildung
von Latexfilmen eingesetzt werden, beispielsweise über die
soeben erwähnten.
Alternativ koaleszieren die Teilchen als Folge einer Wärmebehandlung
der Filme bei einer Temperatur, die deutlich oberhalb des Glasübergangs
der Polymerteilchen liegt, zu einem glatten, transparenten Film,
bei dem die Kamm-Copolymere an der Oberfläche liegen. Die Kamm-Copolymere bleiben
nach dem Ablauf der Koaleszierung an der Oberfläche, und zwar entweder aufgrund
einer energetisch bedingten Tendenz, an der Oberfläche zu bleiben,
oder weil die Beweglichkeit des Kammes zur Diffusion in die Masse
des koaleszierten Latexfilms nicht ausreicht, zum Beispiel, wenn
der Film kurz nach der Koaleszenz auf eine Temperatur unterhalb seines
Glasübergangs
abgekühlt
wird. Die Latexfilme weisen Oberflächeneigenschaften auf, die
denjenigen der Kamm-Copolymere selbst ähnlich sind, aber sie zeigen
die Vorteile, dass nur geringe Mengen des Kamm-Copolymers verwendet
werden (typischerweise unter 1 Gew.-% des gesamten Latex), dass
die Beschichtungen leicht aus Suspensionen auf Wasserbasis aufgetragen
werden können,
und dass die filmbildenden Eigenschaften so maßgeschneidert werden können, dass
sie als Folge einer überlegten Auswahl
des filmbildenden Polymers auf dem Träger haften. Zum Beispiel könnte ein
Acryl-Latex, das durch
nicht an Zellen bindende Kamm-Copolymere stabilisiert ist, dazu
verwendet werden, transparente Acryl-Beschichtungen auf intraokulären Acryl-Linsen herzustellen,
damit diese widerstandsfähig
gegen eine Anheftung von Zellen und somit weniger anfällig für eine allmähliche Trübung gemacht
werden. Acryl-Latexmaterialien könnten
auch in Anwendungen eingesetzt werden, bei denen eine kontrollierte Zellreaktion
an der Oberfläche
permanenter Implantate oder anderer Vorrichtungen aus Metall, Glas oder
Keramik gewünscht
wird, einschließlich
von Zellkulturgeräten,
da man zwischen Oxidoberflächen und
Acryl-Polymeren häufig
eine starke Adhäsion
findet. Für
Zellkulturplatten oder andere Geräte aus Polystyrol könnte ein
zellregulierendes PS-Latex dazu verwendet werden, eine transparente,
zellregulierende Beschichtung auf die oben beschriebene Weise herzustellen.
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In
allen oben beschriebenen Fällen,
bei denen Latexmaterialien durch Kamm-Copolymere stabilisiert werden, könnten die
Kamm-Copolymere nicht an Zellen bindende Kämme, ligandentragende Kämme oder
eine Mischung von diesen sein, um eine gewünschte Zellreaktion zu erzielen,
wie weiter oben beschrieben wurde. Alternativ können gemischte Latex-Dispersionen
zur Herstellung von Filmen verwendet werden, die Bereiche mit clusterförmig angeordneten
Liganden auf einer Oberfläche
mit einer Größe zwischen
0,1 bis 10 μm
enthalten. Das kann durch das Zusammenmischen von Dispersionen aus
Latexteilchen, die mit nicht an Zellen bindenden Kämmen beschichtet
sind, und solchen, die mit ligandentragenden Kämmen beschichtet sind, und
das Erzeugen von Filmen aus diesen gemischten Dispersionen, wie
es oben beschrieben wurde, erreicht werden. Die Größe der Liganden-Cluster
ist ungefähr
der Durchmesser der Latexteilchen, die mit ligandentragenden Kämmen beschichtet
sind, während
die Zahl der Cluster auf der Oberfläche pro Oberflächeneinheit über das
Verhältnis
der ligandentragenden zu den nicht an Zellen bindenden Latexteilchen
in der gemischten Dispersion gesteuert werden kann.
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Für Anwendungen,
bei denen ein biologisch abbaubarer Film bevorzugt wird, können biologisch abbaubare
Latexmaterialien durch die Verwendung von Kamm-Stabilisatoren mit
biologisch abbaubaren Rückgraten
hergestellt werden. Derartige biologisch abbaubare Latexmaterialien
könnten
auch als Träger für eine Arzneimittelzufuhr,
wie es oben beschrieben wurde, eingesetzt werden.
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Detaillierte
Beschreibung der Erfindung
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Es
werden Copolymere vom Kamm-Typ, die regulierte zelluläre Reaktionen
hervorrufen, Verfahren, mittels derer derartige Polymere auf einer
Oberfläche
angeordnet werden können,
und Verfahren zur Verwendung derartiger Polymere zur Modifizierung der
Oberflächen
von biomedizinischen Vorrichtungen offenbart. Diese Polymere sind
durch Eigenschaften charakterisiert, die eine Funktion des Typs
und des Verhältnisses
von hydrophilen Seitenketten und Polymeren mit hydrophobem Rückgrat,
des Typs und der Zahl der angeknüpften,
als zelluläre
Signale wirkenden Liganden, des Molekulargewichtes und der Verarbeitungsbedingungen
sind.
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1. Polymerzusammensetzung
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A. Polymerarchitektur
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Die
Polymere sind Copolymere vom Kamm-Typ mit einem Rückgrat,
das aus einem hydrophoben, wasserunlöslichen Polymer besteht, und Seitenketten,
die aus kurzen, hydrophilen, nicht an Zellen bindenden Polymeren
mit einem Molekulargewicht zwischen 200 und 2000 Dalton bestehen.
Das hydrophobe Rückgrat
kann biologisch abbaubar oder nicht biologisch abbaubar sein, in
Abhängigkeit
von der gewünschten
Anwendung. Das gesamte Kamm-Copolymer sollte ein Molekulargewicht
haben, dass im schmelzflüssigen
Zustand ausreichend hoch ist, so dass es dem Polymer über eine
Kettenverknäuelung
gute mechanische Eigenschaften verleiht, das heißt, das Molekulargewicht sollte über dem
Molekulargewicht der Kettenverknäuelung
liegen, wie es von einem Fachmann auf diesem Gebiet definiert wird.
Das Gesamt-Molekulargewicht des Kamm-Copolymers sollte somit über ungefähr 10 000
Dalton liegen, bevorzugter über
20 000 Dalton und noch bevorzugter über 30 000 Dalton. Die Kamm-Copolymere
können
durch die Copolymerisation eines hydrophilen Makromonomers, das
ein polymerisierbares Kettenende enthält, mit einem zweiten hydrophoben
Monomer hergestellt werden. Alternativ kann ein hydrophobes Monomer
mit einem zweiten Monomer, das geeignete reaktive Gruppen enthält, durch
die die hydrophilen Seitenketten auf das Rückgrat gepfropft werden können, copolymerisiert
werden. Alternativ kann ein hydrophobes Monomer mit einer geeigneten
reaktiven Seitengruppe polymerisiert werden, und ein Teil dieser
reaktiven Seitengruppen kann durch das Aufpfropfen hydrophiler Seitenketten
modifiziert werden. Ein definierter Prozentsatz der nicht an Zellen
bindenden Seitenketten kann an ihrem Ende mit einem geeigneten Liganden versehen
werden, um eine spezifische zelluläre Reaktion hervorzurufen.
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B. Hydrophobe Polymerrückgrate
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1. Biologisch abbaubare
hydrophobe Polymere
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Hydrophobe
Polymere, die dazu verwendet werden, den Rückgraten der Kamm-Copolymere die Eigenschaft
der biologischen Abbaubarkeit zu verleihen, sind unter In-vivo-Bedingungen vorzugsweise hydrolysierbar.
Zu geeigneten biologisch abbaubaren polymeren Einheiten gehören Hydroxysäuren oder andere
biologisch abbaubare Polymere, die zu Abbauprodukten führen, die
nicht toxisch sind oder als normale Metaboliten im Körper vorkommen.
Zu diesen gehören
Poly(aminosäuren),
Poly(anhydride), Poly(orthoester) und Poly(phosphoester). Polylactone
wie Poly(epsilon-caprolacton), Poly(delta-valerolacton), Polygamma-butyrolacton)
und Poly(beta-hydroxybutyrat) zum Beispiel sind ebenfalls nützlich. Bevorzugte
Poly(hydroxysäuren)
sind Poly(glycolsäure),
Poly(DL-milchsäure)
und Poly(L-milchsäure) oder
Copolymere von Poly(glycolsäure)
und Poly(milchsäure).
Im allgemeinen zersetzen sich diese Materialien in vivo sowohl durch
eine nichtenzymatische als auch durch eine enzymatische Hydrolyse oder
durch eine oberflächliche
Erosion der gesamten Masse.
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Biologisch
abbaubare Bereiche können
aus Monomeren, Oligomeren oder Polymeren unter Verwendung von Verknüpfungen
konstruiert werden, die empfindlich gegenüber einem biologischen Abbau sind,
wie Ester-, Peptid-, Anhydrid-, Orthoester- und Phosphoesterbindungen.
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2. Nicht biologisch
abbaubare hydrophobe Polymere
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Zu
repräsentativen
nicht biologisch abbaubaren hydrophoben Polymeren, die in das Rückgrat der
Kamm-Copolymere eingearbeitet werden könnten, gehören Polyalkylene wie Polyethylen
und Polypropylen, Polychloropren, Polyvinylether, Polyvinylester
wie Poly(vinylacetat), Polyvinylhalogenide wie Poly(vinylchlorid),
Polysiloxane, Polystyrol, Polyurethane und Copolymere davon, Polyacrylate
wie Poly(methyl(meth)acrylat), Poly(ethyl(meth)acrylat), Poly(butyl(meth)acrylat),
Poly(isobutyl(meth)acrylat), Poly(hexyl(meth)acrylat), Poly(isodecyl(meth)acrylat),
Poly(lauryl(meth)acrylat), Poly(phenyl(meth)acrylat), Poly(methylacrylat),
Poly(isopropylacrylat), Poly(isobutylacrylat) und Poly(octadecylacrylat)
(die hier gemeinsam als „Polyacrylate") bezeichnet werden)
und Copolymere und Mischungen davon. Zu den Polymeren gehören nützliche
Derivate, einschließlich
von Polymeren mit Substitutionen, Additionen chemischer Gruppen,
zum Beispiel von Alkyl-Gruppen, Alkylen-Gruppen, Hydroxylierungen,
Oxidationen und anderen Modifikationen, die von Fachleuten auf diesem
Gebiet routinemäßig eingeführt werden.
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Zu
bevorzugten nicht biologisch abbaubaren Polymeren gehören Ethylenvinylacetat,
Polyacrylate, Poly(chloropren) und Copolymere und Mischungen davon.
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C. Nicht an Zellen bindende
hydrophile Seitenketten.
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Die
nicht an Zellen bindenden Seitenketten sind vorzugsweise wasserlöslich, wenn
sie nicht am Rückgrat
befestigt sind, und sie sind bevorzugter nichtionisch. Zu geeigneten
polymeren Blöcken
gehören
diejenigen, die aus Poly(ethylenglycol), Poly(ethylenoxid), teilweise
oder vollständig
hydrolysiertem Poly(vinylalkohol), Poly(vinylpyrrolidon) und Dextran
hergestellt werden. Vorzugsweise bestehen die Seitenketten aus Poly(ethylenglycol),
Poly(ethylenoxid) oder Poly(acrylsäuren).
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Die
hydrophilen Seitenketten können
von Haus aus biologisch abbaubar sein, oder sie können im
Körper
nur schlecht oder praktisch nicht biologisch abbaubar sein. In den
letzteren beiden Fällen
sollten die Seitenketten ein ausreichend niedriges Molekulargewicht
haben, damit sie ausgeschieden werden können. Der bevorzugte Molekulargewichtsbereich liegt
unter ungefähr
2000 Dalton, bevorzugter unter 1000 Dalton und am bevorzugtesten
unter ungefähr 500
Dalton. Wenn das Polymer Polyethylenglycol ist wird es bevorzugt,
dass die Zahl der monomeren Einheiten des Ethylenoxids zwischen
ungefähr
4 und 20 liegt.
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Wenn
Monomere, die Doppelbindungen enthalten, zur Herstellung des Polymerrückgrats
verwendet werden, besteht ein bevorzugtes Verfahren zur Einarbeitung
der hydrophilen Seitenketten aus der Verwendung eines hydrophilen
Makromonomers mit einer reaktiven Doppelbindung an einem Ende, das
zufällig
während
der über
freie Radikale oder über
einen anderen Additionsmechanismus verlaufenden Polymerisation inkorporiert
werden kann. Ein Beispiel für
ein derartiges Makromonomer ist PEG-Methacrylat. Die Dichte der
nicht an Zellen bindenden hydrophilen Seitenketten längs des
Polymerrückgrats
wird über
die Steuerung der relativen Mengen des PEG-Methacrylats oder anderer
geeigneter makromonomerer Einheiten, die verwendet werden, gesteuert.
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Bei
denjenigen Ausführungsformen,
bei denen die Seitengruppen an ihren Enden mit als zelluläre Signale
wirkenden Liganden versehen sind, enthalten die Enden der Makromonomere
geeignete funktionelle Gruppen wie -NH2,
-OH oder COOH.
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D. Monomere mit reaktiven
funktionellen Gruppen
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Bei
vielen der hier beschriebenen Ausführungsformen enthalten die
Monomere, die zur Bildung des Polymerrückgrats eingesetzt werden,
nur zwei reaktive Gruppen, von denen beide zur Bildung des Polymers
umgesetzt werden. Zum Beispiel enthält Milchsäure zwei reaktive Gruppen,
eine Hydroxygruppe und eine Carboxygruppe. -OH ist die bevorzugte
reaktive Gruppe. Zwar enthalten die Enden eines Polymilchsäure-Polymers
eine Hydroxygruppe und eine Carboxygruppe, aber es gibt keine reaktiven Gruppen
längs des
Rückgrates
in der fertigen Polymerkette, die zur Bildung eines Kamm-Copolymers verwendet
werden können.
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Monomere,
die eine oder mehrere zusätzliche
reaktive Gruppe(n) enthalten, müssen
in das Polymerrückgrat
eingearbeitet werden, vorzugsweise auf zufällige Weise, um die Copolymere
vom Kamm-Typ zu bilden, wenn Monomere, die diese reaktiven Gruppen
nicht enthalten, zur Bildung des Polymerrückgrats verwendet werden. Beispiele
für diese
Monomer-Typen sind
Fachleuten auf diesem Gebiet gut bekannt.
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Die
Anforderungen an ein geeignetes reaktives Monomer bestehen darin,
dass es in die wachsende Polymerkette eingearbeitet werden kann,
indem es an den gleichen Typen chemischer Reaktionen teilnimmt wie
die wachsende Polymerkette. Wenn zum Beispiel Lactid unter Verwendung
eines Lewissäure-Katalysators
polymerisiert wird, kann ein Depsipeptid (ein cyclisches Dimeres
einer Aminosäure)
aus Lysin hergestellt werden, bei dem die epsilon-Aminogruppe geschützt ist,
zum Beispiel mit einer t-Boc-Schutzgruppe. Das Lysin wird in das
Polymer eingearbeitet, und die Schutzgruppe kann entfernt werden.
Die resultierenden Aminogruppen können mit hydrophilen Polymeren
reagieren, die Abgangsgruppen wie Tosylate, Tresylate, Mesylate, Triflate
und andere Abgangsgruppen enthalten, die Fachleuten auf diesem Gebiet
gut bekannt sind.
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Alternativ
kann das reaktive Monomer eine Abgangsgruppe enthalten, die durch
eine nukleophile Gruppe auf einem hydrophilen Polymer ersetzt werden
kann. Zum Beispiel kann Epichlorhydrin während des Polymerisationsschrittes
verwendet werden. Das Monomer wird in das Polymerrückgrat eingearbeitet,
und die Chlorid-Gruppe ist im Rückgrat enthalten
und steht für
nachfolgende Reaktionen mit Nukleophilen zur Verfügung. Ein
Beispiel für
ein geeignetes hydrophiles Polymer, das eine nukleophile Gruppe
enthält,
ist ein PEG mit einer terminalen Aminogruppe. PEG-NH2 kann
mit den Chlorid-Gruppen auf dem Polymerrückgrat reagieren, so dass eine
gewünschte
Dichte der PEG-ylierung auf dem Polymerrückgrat bereit gestellt wird.
Mittels der hier beschriebenen Chemie kann man unter Einbeziehung
der allgemeinen Kenntnisse von Experten auf diesem Gebiet Polymerrückgrate
herstellen, die geeignete Abgangsgruppen oder Nukleophile für nachfolgende Kopplungsreaktionen
mit geeignet funktionalisierten hydrophilen Polymeren enthalten.
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E. Liganden für die Steuerung
der Zellreaktion
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Es
sind verschiedene Moleküle
bekannt, die eine Zelladhäsion
fördern.
Diese können
Aminosäuren,
Peptide oder Glycoproteine sein. Zu beispielhaften an Zellen bindenden
Liganden gehören
Peptide, die die Aminosäuresequenz
Arginin-Glycin-Asparaginsäure
(RGD) oder Tyrosin-Isoleucin-Serin-Arginin-Glycin (YISRG) besitzen.
Für die
Sequenz RGD, die in Proteinen wie Fibronectin vorkommt, wurde gezeigt,
dass sie bezüglich
der Förderung
der Zelladhäsion
und des Wachstums aktiv ist (Massia, S.P. und Hubbell, J.A., J.
Cell. Biol., 114: 1089 (1991)). Die Einarbeitung von RGD-Sequenzen
an den Enden der Copolymer-Seitenketten
kann somit die Zelladhäsion und
das Wachstum verbessern. Das ist dann besonders nützlich,
wenn ein Träger
nicht adhäsiv
ist, zum Beispiel ein Polyester, an dem Zellen wie Hepatozyten nur
schlecht haften und der dann mit dem Kamm-Copolymer modifiziert
wird, um die Zelladhäsion
auf kontrollierte Weise zu fördern.
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Biologisch
aktive Moleküle
können
auch in das Copolymer eingearbeitet werden, um die Adhäsion und
das Wachstum eines bestimmten Zelltyps in vivo zu fördern. Es
sind viele Wachstumsfaktoren bekannt, und sie können von kommerziellen Quellen wie
Sigma Chemical Co., St. Louis, Missouri, bezogen werden, zum Beispiel
Wachstumsfaktoren, zu denen der Epidermal Growth Factor, der Vascular Endothelial
Growth Factor, der Fibroblast Growth Factor etc. gehören.
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F. Relative Verhältnisse
der Kamm-Komponenten
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1. Verhältnis hydrophiler
zu hydrophoben Einheiten
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Die
Dichte der hydrophilen Seitenketten längs des Polymerrückgrats
hängt zum
Teil vom Molekulargewicht der Seitenketten ab. Das gesamte prozentuale
Verhältnis
der hydrophilen Einheiten zu den hydrophoben Einheiten in den Kamm-Copolymeren
liegt bei unter 60 Gew.-%, vorzugsweise zwischen 20 und 60 Gew.-%
und vorzugsweise bei ungefähr
40 Gew.-%. Für
hydrophile Seitenketten mit einem Molekulargewicht von ungefähr 350 können die
Molprozente der Rückgratabschnitte,
die hydrophile Seitenketten tragen, bei bis zu ungefähr 30 % liegen.
Für hydrophile
Seitenketten mit einem Molekulargewicht von ungefähr 2000
können
die Molprozente bei bis zu lediglich 2 % liegen.
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Die
relevante Überlegung
bei der Bestimmung eines geeigneten Verhältnisses von hydrophilen zu
hydrophoben Einheiten in den Kamm-Copolymeren ist die, dass das
Gesamtpolymer, wenn die hydrophilen Seitenketten an ihren Enden
nicht mit als zellulären
Signalen wirkenden Liganden versehen sind, die definierte Eigenschaft
nicht an Zellen zu binden aufweist und vorzugsweise nicht wasserlöslich ist.
Eine relativ hohe Dichte an sehr kurzen (MG 500 oder weniger) hydrophilen
Seitenketten kann das gleiche Ausmaß einer Widerstandsfähigkeit
gegen eine Zelladhäsion
bereit stellen wie eine niedrigere Dichte an hochmolekularen (z.B.
ein MG zwischen 1500 und 2000) Seitenketten. Fachleute auf diesem Gebiet
können
das Molekulargewicht und die Dichte der Polymere unter Berücksichtigung
dieser Faktoren einstellen.
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2. Dichte
der angeknüpften
Liganden
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Die
nicht an Zellen bindenden Seitenketten der Kamm-Copolymere können an
ihren Enden mit als zelluläre
Signale dienenden chemischen Liganden versehen werden, um spezifische
Zellreaktionen hervorzurufen. Liganden wie Adsorptionspeptide oder
Wachstumsfaktoren können
kovalent oder ionisch mittels bekannter chemischer Verfahren an
den Enden der Seitenketten befestigt werden, um den Zellen spezifische
chemische Signale bereit zu stellen. Ein definierter Anteil ligandentragender
Seitenketten kann durch die Verwendung einer geeigneten stöchiometrischen
Steuerung während
der Kopplung der Liganden an die Enden der Seitenketten, durch das
Schützen
der Endgruppen derjenigen Seitenketten, die an ihren Enden nicht
mit Liganden versehen werden sollen, oder durch Kombinationen dieser
Ansätze
erhalten werden. Für
Anwendungen, bei denen es wünschenswert
ist, die Liganden in Form von Clustern im Längenmaßstab von Nanometern oder mehreren
zehn Nanometern auf einer Oberfläche
eines Biomaterials anzuordnen, kann mehr als ein Ligand (im Durchschnitt)
an jede Kette des Kamm-Copolymers angefügt werden. Bei Anwendungen,
bei denen es erwünscht
ist, zwei oder mehr Ligandentypen in einem einzigen Cluster auf
einer Oberfläche eines
Biomaterials im Größenmaßstab von
Nanometern bis mehreren zehn Nanometern anzuordnen, kann einer oder
können
mehrere eines jeden Ligandentyps (zum Beispiel ein Adhäsionspeptid
und ein Wachstumsfaktor) mittels bekannter chemischer Verfahren
an jeder Kette des Kamm-Copolymers (im Durchschnitt) angefügt werden.
Die Präsentation
des Liganden (oder der Liganden) auf der Oberfläche kann somit hinsichtlich
der Gesamt-Oberflächendichte über das
Ausnützen
der verzweigten Natur des Kamm-Moleküls, bezüglich der lokalen Dichte, über die
Zahl der Liganden, die an denselben Kamm angefügt sind, maßgeschneidert werden. Die Fähigkeit der
Polymere zur Steuerung der Zelladhäsion oder anderer Zellfunktionen
kann über
das Steuern der Dichte der als zelluläre Signale wirkenden Liganden, die
an der Oberfläche
präsentiert
werden, eingestellt werden.
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II. Polymermischungen
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A. Mischungen von Kamm-Copolymeren
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Wenn
Adhäsionspeptide
an die Seitenketten des Kamm-Copolymers gekoppelt werden, dann heften
sich die Zellen an und breiten sich schnell auf der Oberfläche des
Kamm-Copolymers
aus. Das Ausmaß der
Zellausbreitung und der Proliferation auf der Oberfläche kann
somit über
das Mischen von Kamm-Copolymeren, die Adhäsionspeptide tragen, mit Kamm-Copolymeren,
die nicht an Zellen binden, gesteuert werden, so dass zum Beispiel
weniger als 20 %, typischer weniger als 2 %, der Kämme ein
Adhäsionspeptid
tragen. Ähnlich
kann die räumliche Verteilung
der Liganden-Cluster auf der Oberfläche des Biomaterials über das
Mischen von Kamm-Copolymeren, die nicht an Zellen binden, mit Kamm-Copolymeren,
bei denen jede Kette im Durchschnitt mehr als einen Liganden an
ihren Seitenketten befestigt trägt,
gesteuert werden.
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Die
Größe der Liganden-Cluster
(d.h. die Fläche,
auf der die Liganden lokalisiert sind) wird durch die charakteristische
Größe des ligandentragenden
Kamm-Copolymers vorgegeben, und sie kann aus dem Trägheitsradius
RG des Kamm-Copolymers abgeschätzt werden,
der von einem Fachmann auf diesem Gebiet berechnet oder experimentell
bestimmt werden kann. Der Trägheitsradius
des Kamm-Copolymers kann typischerweise zwischen Nanometern und
mehreren zehn Nanometern liegen, in Abhängigkeit vom Gesamt-Molekulargewicht,
der Länge
der Seitenketten und der Umgebung, die die Polymerkette umgibt,
z.B. andere Polymerketten oder Wassermoleküle. Somit können die Größe der Liganden-Cluster sowie
die Zahl und der Typ der Liganden pro Cluster über die Bedingungen bei der Synthese
der ligandentragenden Kamm-Copolymere gesteuert werden. Zum Beispiel
hätte ein
Kamm-Copolymer mit RG eine Fläche pro
Cluster von πRG 2. Die Zahl der
Cluster auf der Oberfläche
pro Oberflächeneinheit
(im Durchschnitt) kann über
das Verhältnis der
ligandentragenden zu den nicht an Zellen bindenden Kämmen auf
der Oberfläche
gesteuert werden. Um eine Trenndistanz von d zwischen den Liganden-Clustern
auf der Oberfläche
zu erreichen, wobei d > 2RG, sollte die Konzentration der ligandentragenden
Kämme ungefähr ϕ =
VKette/(2RG d2) sein, wobei VKette das
Volumen ist, das von einer einzelnen Kette des Kamm-Copolymers besetzt
wird.
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B. Mischungen von Kamm-Copolymeren
und anderen Polymeren
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Die
hier beschriebenen Copolymere können mit
anderen Polymeren gemischt werden, die keine gesteuerten Zellreaktionen
hervorrufen. Bei Anwendungen, bei denen es wünschenswert ist, das Kamm-Copolymer
zur Modifizierung der Oberfläche eines
zweiten, hydrophoben oder nicht-zellregulierenden Polymers zu einzusetzen,
kann das Kamm-Copolymer
in kleinen Mengen zum zweiten Polymer gegeben und verarbeitet werden,
um eine Abscheidung des Kamms auf der Oberfläche zu erreichen. Zu Blends
der Kamm-Copolymere mit anderen Polymeren gehören diejenigen, die zwischen
1 und 99 Gew.-% an Kamm-Copolymeren,
vorzugsweise weniger als 20 Gew.-% an Kamm-Copolymeren und bevorzugter
weniger als 10 Gew.-% an Kamm-Copolymeren enthalten. Zu Verarbeitungsschritten
für die
Erzielung einer Abscheidung gehören
die Erwärmung
der Mischung im Vakuum, an Luft, in Wasser, Wasserdampf, superkritischem
CO2 oder einer anderen Umgebung, die das
Kamm-Copolymer an
der Oberfläche
begünstigt,
bei Temperaturen, die hoch genug über den Glasübergängen der Polymerkomponenten
(des Matrixpolymers und des Zusatzes aus dem Kamm-Copolymer) liegen,
so dass sie eine Beweglichkeit für
die Erzielung der Abscheidung auf der Oberfläche bereit stellen. In dem Falle,
bei dem die zweite Polymerkomponente ein semikristallines Polymer
ist, sollte die Annealingtemperatur über dem Glasübergang
liegen, aber unter dem Schmelzpunkt des Polymers, um sicher zu stellen, dass
die gewünschte
Form der Vorrichtung beibehalten wird.
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Bei
bevorzugten Ausführungsformen
wird die Oberflächenabscheidung
während
eines Standard-Verarbeitungsschrittes bei der Herstellung einer biomedizinischen
Vorrichtung erzielt, beispielsweise während eines Extraktions-, Autoklavierungs-
oder Sterilisierungsprozesses. Bei anderen Ausführungsformen wird die Abscheidung
in einem zusätzlichen Annealingschritt
in einer kontrollierten Umgebung (Wasser etc.) erreicht, und zwar
nach der Herstellung der Vorrichtung. Derartige Verarbeitungsschritte
erzeugen eine Oberflächenschicht
mit einer Dicke von ungefähr
2RG, die fast ausschließlich das Kamm-Copolymer enthält. Die
beobachtbaren Oberflächeneigenschaften
derartiger, einem Annealing unterzogener Mischungen sind im wesentlichen
mit denjenigen der reinen Kamm-Copolymere identisch. Bei bevorzugten
Ausführungsformen
ist das Kamm-Copolymer mit dem zweiten Polymer mischbar, um eine
Phasentrennung in der Hauptmasse der Vorrichtung zu vermeiden, die
zu schlechten mechanischen oder optischen Eigenschaften führen könnte.
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In
anderen Fällen
kann die Lokalisierung des Kamm-Polymers auf der Oberfläche einer
Vorrichtung, die in erster Linie aus einem zweiten, hydrophoben
oder nicht-zellregulierenden Polymer besteht, während anderer Schritte der
Herstellung der Vorrichtung erreicht werden. Zum Beispiel kann die
genaue Platzierung des Kamm-Copolymers auf der Oberfläche einer
Vorrichtung, die aus einem zweiten Polymer besteht, mittels 3DP-Verfahren
erreicht werden. Ähnlich
können
Unterschiede der Viskosität
zwischen dem Kamm-Copolymer und einem zweiten Polymer, wenn sie
gemischt werden, dazu ausgenützt
werden, den Kamm während
der Schmelzextrusion von Fasern, Filmen oder anderen Vorrichtungen auf
der Oberfläche
anzuordnen. Poröse
oder nicht-poröse
Membranen, Filme, Fasern oder Hohlfasern, bei denen das Kamm-Copolymer
auf den Oberflächen
vorkommt, können
durch ein Phaseninversionsgießen
hergestellt werden. Bei diesem Verfahren wird eine Lösung aus
dem Kamm-Copolymer, dem zweiten Polymer und einem Lösemittel
für beide
in ein Koagulationsbad auf wässriger
Basis gegossen, um die Vorrichtung zu formen. Während des Gießvorganges
induzieren günstige
Wechselwirkungen zwischen dem Kamm und dem Medium des Koagulationsbades
eine Abscheidung des Kamm-Copolymers auf die äußeren Oberflächen des
Films, der Faser oder der Membran. Auf diese Weise können zellregulierende,
mikroporöse,
biologisch abbaubare Membranen, die als temporäre Trennvorrichtungen in Anwendungen
für eine
Wundheilung nützlich
sind, hergestellt werden. Zellregulierende, biologisch abbaubare
Nähte können ähnlich durch
das Spinnen von Fasern aus einer Lösung in ein Koagulationsbad
auf wässriger
Basis hergestellt werden. Derartige oberflächenmodifizierte Fasern können auch
aus biologisch abbaubaren oder nicht biologisch abbaubaren Materialien
hergestellt und zu Vlies-Gegenständen für biomedizinische
Anwendungen verarbeitet werden, zu denen zellregulierende temporäre Sperrvorrichtungen
und Biofiltrationsvorrichtungen gehören. Es können hohle nanoporöse Fasern
hergestellt werden, die zellregulierende innere Oberflächen aufweisen.
Durch das Verkapseln von Zellen in einem Teil einer derartigen Faser
könnte
ein Implantat für
eine langfristige Arzneimittelzufuhr hergestellt werden, das erwünschte Produkte
von Zellen in Mengen sekretiert, die vollständig oder teilweise durch Signale, die
auf der inneren Oberfläche
der Faser gebunden sind, reguliert werden. Zellregulierende, biologisch abbaubare,
mikroporöse
Gerüste
mit einem oberflächlichen Überschuss
an Kamm-Copolymeren
können
mittels Gefriertrocknungsverfahren hergestellt werden, indem ein
sublimierendes Lösemittel
gewählt
wird, das eine höhere
Affinität
für die
Komponente aus dem Kamm-Copolymer im Vergleich zur Komponente aus
dem zweiten Polymer, das die Hauptmasse der Vorrichtung bildet,
aufweist.
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In
allen oben beschriebenen Fällen,
bei denen Kamm-Copolymere zusammen mit einem zweiten Polymer für die Herstellung
einer Vorrichtung eingesetzt werden, können die Kamm-Copolymere nicht an
Zellen bindende Kämme,
ligandentragende Kämme
oder eine Mischung von diesen sein, damit eine gewünschte Zellreaktion,
wie es zuvor beschrieben wurde, erreicht wird. Die beobachtbaren
Oberflächeneigenschaften
der Vorrichtung sind im wesentlichen mit denjenigen des Kamm-Copolymers
oder der Kamm-Copolymer-Mischung identisch.
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III. Latexmaterialien,
die mit Kamm-Copolymeren hergestellt werden
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A. Latexsynthese
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Ein
weiteres Verfahren, mittels dessen die Kamm-Copolymere zur Steuerung
der Zellreaktion in biomedizinischen Anwendungen eingesetzt werden können, besteht
aus der Herstellung von Polymerlatexmaterialien, bei denen die Kamm-Copolymere
auf der Oberfläche
der Latexteilchen eingearbeitet sind. Derartige Latexmaterialien
werden mittels Dispersions- oder
Emulsionspolymerisationsverfahren in einem wasserhaltigen Medium
unter Verwendung der Kamm-Copolymere als Stabilisierungsmittel hergestellt.
Die Polymerisierung wird durch das Auflösen des gewünschten Monomers, des Kamm-Stabilisators
und des Initiators in einem wasserhaltigen Medium erreicht. Die
Polymerisierung wird beispielsweise über die Erwärmung des Lösemittels initiiert. Das Dispersionsmedium
ist ein gutes Lösemittel
für das Kamm-Copolymer, aber ein
schlechtes Lösemittel
für das
wachsende Polymer. Das hydrophobe Kamm-Rückgrat wird so gewählt, dass
es mit dem Polymer, das synthetisiert wird, kompatibel ist und sich
somit auf der Oberfläche
der wachsenden Polymerteilchen verankert, während die hydrophilen Seitenketten
die Teilchen gegen ein Ausflocken stabilisieren. Nach dem vollständigen Ablauf
der Latexsynthese liegen die resultierenden Latexteilchen im Größenbereich
von 0,1 bis 10 μm,
und sie sind typischerweise mit einem Gewichtsanteil von 20 – 70 % an
festem Polymer im Dispersionsmedium dispergiert. Diese Systeme können auf
verschiedene Weise eingesetzt werden, um die Zellreaktion über die
Kamm-Copolymere, die auf den Oberflächen der Teilchen verankert
bleiben, zu steuern.
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Zu
Polymeren, die als Latexteilchen für Anwendungen nicht biologisch
abbaubarer Materialien synthetisiert werden könnten, gehören Polyvinylether, Polyvinylester
wie Poly(vinylacetat), Polyvinylhalogenide wie Poly(vinylchlorid),
Polystyrol und Polyacrylate wie Poly(methyl(meth)acrylat), Poly(ethyl(meth)acrylat),
Poly(butyl(meth)acrylat), Poly(isobutyl(meth)acrylat), Poly(hexyl(meth)acrylat), Poly(isodecyl(meth)acrylat),
Poly(lauryl(meth)acrylat), Poly(phenyl(meth)acrylat), Poly(methylacrylat),
Poly(isopropylacrylat), Poly(isobutylacrylat) und Poly(octadecylacrylat)
und Copolymere und Mischungen davon sowie nützliche Derivate dieser Polymere,
einschließlich
von Polymeren mit Substitutionen, Additionen chemischer Gruppen, zum
Beispiel von Alkyl-Gruppen, Alkylen-Gruppen, Hydroxylierungen, Oxidationen
und anderen Modifikationen, die von Fachleuten auf diesem Gebiet
routinemäßig eingeführt werden.
-
Zu
Polymeren, die als Latexteilchen für Anwendungen biologisch abbaubarer
Materialien synthetisiert werden könnten, gehören Poly(aminosäuren), Poly(anhydride),
Poly(orthoester) und Poly(phosphoester). Polylactone wie Poly(epsilon-caprolacton),
Poly(delta-valerolacton), Poly(gamma-butyrolacton) und Poly(beta-hydroxybutyrat)
sowie Poly(hydroxysäuren)
wie Poly(glycolsäure),
Poly(DL-milchsäure)
und Poly(L-milchsäure)
oder Copolymere von Poly(glycolsäure)
und Poly(milchsäure).
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B. Latexfilme
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Filme
oder Beschichtungen können
aus den Latexdispersionen über übliche Verfahren,
wie Tauchen, Bürsten,
Walzen oder Gießen
des Latex, auf jeder beliebigen Oberfläche hergestellt werden. Für Beschichtungen,
die auf permanente Implantate zur Steuerung der Zellreaktion aufgetragen
werden, werden nicht biologisch abbaubare Latexteilchen, die mit nicht
biologisch abbaubaren Kamm-Stabilisatoren hergestellt werden, bevorzugt.
Für Anwendungen, bei
denen ein biologisch abbaubarer Film bevorzugt wird, können biologisch
abbaubare Latexmaterialien unter Verwendung von Kamm-Stabilisatoren
mit biologisch abbaubaren Rückgraten
hergestellt werden. Es können
opake Beschichtungen, die kontrollierte Zellreaktionen bewirken, über ein
beliebiges der Standardbeschichtungsverfahren hergestellt werden,
die zur Bildung von Latexfilmen eingesetzt werden, beispielsweise über die
soeben erwähnten.
Alternativ koaleszieren die Teilchen als Folge einer Wärmebehandlung
der Filme bei einer Temperatur, die deutlich oberhalb des Glasübergangs
der Polymerteilchen liegt, zu einem glatten, transparenten Film,
bei dem die Kamm-Copolymere an der Oberfläche liegen. Die Kamm-Copolymere
bleiben nach dem Ablauf der Koaleszierung an der Oberfläche, und
zwar entweder aufgrund einer energetisch bedingten Tendenz, an der
Oberfläche
zu bleiben, oder weil die Beweglichkeit des Kammes zur Diffusion
in die Masse des koaleszierten Latexfilms nicht ausreicht, zum Beispiel,
wenn der Film kurz nach der Koaleszenz auf eine Temperatur unterhalb
seines Glasübergangs
abgekühlt
wird.
-
Die
Latexfilme weisen die Oberflächeneigenschaften
der Kamm-Copolymere selbst auf, aber sie zeigen die Vorteile, dass
nur geringe Mengen des Kamm-Copolymers benötigt werden (typischerweise unter
1 Gew.-% des gesamten Latex), dass die Beschichtungen leicht aus
Suspensionen auf Wasserbasis aufgetragen werden können, und
dass die filmbildenden Eigenschaften so maßgeschneidert werden können, dass
sie als Folge einer überlegten
Auswahl des filmbildenden Polymers auf dem Träger haften. Zum Beispiel könnte ein
Acryl-Latex, das
durch nicht an Zellen bindende Kamm-Copolymere stabilisiert ist,
dazu verwendet werden, transparente Acryl-Beschichtungen auf intraokulären Acryl-Linsen herzustellen,
damit diese widerstandsfähig
gegen eine Anheftung von Zellen und somit weniger anfällig für eine allmähliche Trübung gemacht
werden. Acryl-Latexmaterialien könnten
auch in Anwendungen eingesetzt werden, bei denen eine kontrollierte Zellreaktion
an der Oberfläche
permanenter Implantate oder anderer Vorrichtungen aus Metall, Glas oder
Keramik gewünscht
wird, einschließlich
von Zellkulturgeräten,
da man zwischen Oxidoberflächen und
Acryl-Polymeren häufig
eine starke Adhäsion
findet. Für
Zellkulturplatten oder andere Geräte aus Polystyrol könnte ein
zellregulierendes PS-Latex dazu verwendet werden, eine transparente,
zellregulierende Beschichtung auf die oben beschriebene Weise herzustellen.
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In
allen oben beschriebenen Fällen,
bei denen Latexmaterialien durch Kamm-Copolymere stabilisiert werden, könnten die
Kamm-Copolymere nicht an Zellen bindende Kämme, ligandentragende Kämme oder
eine Mischung von diesen sein, um eine gewünschte Zellreaktion zu erzielen,
wie weiter oben beschrieben wurde. Alternativ können gemischte Latex-Dispersionen
zur Herstellung von Filmen verwendet werden, die Bereiche mit clusterförmig angeordneten
Liganden auf einer Oberfläche
mit einer Größe zwischen
0,1 bis 10 μm
enthalten. Das kann durch das Zusammenmischen von Dispersionen aus
Latexteilchen, die mit nicht an Zellen bindenden Kämmen beschichtet
sind, und solchen, die mit ligandentragenden Kämmen beschichtet sind, und
das Erzeugen von Filmen aus diesen gemischten Dispersionen, wie
es oben beschrieben wurde, erreicht werden. Die Größe der Liganden-Cluster
ist ungefähr
der Durchmesser der Latexteilchen, die mit ligandentragenden Kämmen beschichtet
sind, während
die Zahl der Cluster auf der Oberfläche pro Oberflächeneinheit über das
Verhältnis
der ligandentragenden zu den nicht an Zellen bindenden Latexteilchen
in der gemischten Dispersion gesteuert werden kann.
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IV. Polymerherstellung
-
Verfahren
zur Herstellung hydrophober Polymere, die reaktive monomere Einheiten
enthalten, sind bekannt. Typische Reaktionen sind eine Ringöffnungspolymerisation
(für Monomere
wie Lactid, Glycolid und andere cyclische monomere Einheiten), eine
radikalische Polymerisation (für
monomere Einheiten, die Doppelbindungen enthalten, wie Methylmethacrylat)
und anionische oder andere Additionspolymerisationen.
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Die
Monomere, die zur Herstellung des hydrophoben Polymerrückgrats
verwendet werden, zum Beispiel Lactid, Glycolid, Caprolacton und
Trimethylencarbonat, können
mit verschiedenen Polymerisationsinitiatoren, zum Beispiel Alkoholen
wie Ethylenglycol und Ethanol, Wasser und Aminen, in Gegenwart eines
geeigneten Katalysators, wie einer Lewissäure, umgesetzt werden, wie
es zum Beispiel beschrieben wurde bei Kricheldorf, H.R., in Models
of Biopolymers by Ring-Opening Polymerization, Penczek, S., Hrsg.,
CRC Press, Boca Raton, 1990, Kapitel 1, bei Kricheldorf, H.R., α-Aminoacid-N-Carboxy-Anhydrides
and Related Heterocycles, Springer-Verlag, Berlin, 1987, und bei
Imanishi, Y., in Ring-Opening Polymerization, Ivin, K.J und Saegusa,
T., Hrsg., Elsevier, London, 1984, Band 2, Kapitel 8.
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Die
an Zellen bindenden Polymer-Seitenketten, die auf das Polymer-Rückgrat gepfropft
werden, sind vorzugsweise hydrophile Polymere, wie Polyethylenglycol,
Polyethylenoxid, Polyacrylsäure,
Dextran und Mischungen davon, die so modifiziert werden können, dass
sie reaktive funktionelle Gruppen enthalten, wie Amino-, Carbonsäure-, Halogen-,
Sulfid-, Guanidino-, Imidazol- und Hydroxygruppen. Diese Gruppen
können
mit verschiedenen reaktiven Gruppen auf dem Polymer-Rückgrat in
routinemäßigen nukleophilen
Substitutionsreaktionen umgesetzt werden, um die hydrophilen Polymere
auf das Rückgrat
zu pfropfen. Die Seitenkettenpolymere können über standardmäßige Reaktionen
einer kovalenten oder ionischen Kopplung an ihren Enden mit an Zellen
bindenden Liganden versehen werden.
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V. Oberflächenbeschichtungen
und Vorrichtungen, die Kamm-Copolymere beinhalten
-
Es
können
zahlreiche Verfahren eingesetzt werden, um die Kamm-Copolymere,
Mischungen von Kamm-Copolymeren oder Mischungen von Kamm-Copolymeren
und anderen Polymeren auf Oberflächen
aufzutragen. Zu diesen Verfahren gehören ein Tauchbeschichten, ein
Sprühbeschichten,
ein Bürstenstreichen,
ein Walzenstreichen oder ein Rotationsgießen eines Films auf den Träger, gefolgt
von einer milden Erwärmung,
um die Adhäsion
auf der Oberfläche
zu fördern.
Prozesse zur Ausbildung einer festen freien Form, wie 3DP- oder
Gefriertrocknungsverfahren könnten
eingesetzt werden, um komplexe dreidimensionale Strukturen, einschließlich poröser Strukturen,
zu erzeugen. Bei all diesen Verarbeitungsansätzen könnte ein geeignetes Vernetzungsmittel
eingearbeitet werden, um die mechanische Festigkeit des Films oder
der Vorrichtung zu erhöhen.
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Bei
Anwendungen, bei denen Mischungen von Kamm-Copolymeren mit anderen
Polymeren gewünscht
sind, gehören
zu Verarbeitungsschritten für die
Erzielung einer Abscheidung des Kamm-Copolymers die Erwärmung der
Mischung im Vakuum, an Luft, in Wasser, Wasserdampf, superkritischem
CO2 oder einer anderen Umgebung, die das
Kamm-Copolymer an
der Oberfläche
begünstigt,
bei Temperaturen, die hoch genug über den Glasübergängen der Polymerkomponenten
liegen, so dass sie eine Beweglichkeit für die Erzielung der Abscheidung
auf der Oberfläche
bereit stellen. In dem Falle, bei dem die zweite Polymerkomponente
ein semikristallines Polymer ist, sollte die Annealingtemperatur über dem Glasübergang
liegen, aber unter dem Schmelzpunkt des Polymers, um sicher zu stellen,
dass die gewünschte
Form der Vorrichtung beibehalten wird.
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Die
Oberflächenabscheidung
könnte
vorzugsweise während
eines Standard-Verarbeitungsschrittes
bei der Herstellung einer biomedizinischen Vorrichtung erzielt werden,
beispielsweise während eines
Extraktions-, Autoklavierungs- oder Sterilisierungsprozesses, oder
sie könnte
in einem separaten Annealingschritt nach der Herstellung der Vorrichtung
erfolgen. Dieser Verarbeitungstyp erzeugt eine Oberflächenschicht
auf der Vorrichtung, die fast ausschließlich das Kamm-Copolymer enthält. In anderen Fällen kann
die Lokalisierung des Kamm-Polymers auf der Oberfläche einer
Vorrichtung, die in erster Linie aus einem zweiten Polymer besteht,
während
anderer Schritte der Herstellung der Vorrichtung erreicht werden.
Zum Beispiel können
Unterschiede der Viskosität
zwischen dem Kamm-Copolymer und einem zweiten Polymer, wenn sie
gemischt werden, dazu ausgenützt
werden, den Kamm während
der Schmelzextrusion von Fasern, Filmen oder anderen Vorrichtungen
auf der Oberfläche
anzuordnen. Poröse
oder nicht-poröse
Membranen, Filme, Fasern oder Hohlfasern, bei denen das Kamm-Copolymer auf
den Oberflächen
vorkommt, können
durch ein Phaseninversionsgießen
hergestellt werden. Bei diesem Verfahren wird eine Lösung aus
dem Kamm-Copolymer, dem zweiten Polymer und einem Lösemittel für beide
in ein Koagulationsbad auf wässriger
Basis gegossen, um die Vorrichtung zu formen. Während des Gießvorganges
induzieren günstige
Wechselwirkungen zwischen dem Kamm und dem Medium des Koagulationsbades
eine Abscheidung des Kamm-Copolymers auf die äußeren Oberflächen des Films,
der Faser oder der Membran. Auf diese Weise können zellregulierende, mikroporöse, biologisch
abbaubare Membranen, die als temporäre Trennvorrichtungen in Anwendungen
für eine
Wundheilung nützlich
sind, hergestellt werden. Zellregulierende, biologisch abbaubare
Nähte können ähnlich durch das
Spinnen von Fasern aus einer Lösung
in ein Koagulationsbad auf wässriger
Basis hergestellt werden. Derartige oberflächenmodifizierte Fasern können auch
aus biologisch abbaubaren oder nicht biologisch abbaubaren Materialien
hergestellt und zu Vliesstoff-Gegenständen für biomedizinische Anwendungen
verarbeitet werden, zu denen zellregulierende temporäre Sperrvorrichtungen
und Biofiltrationsvorrichtungen gehören. Es können hohle, nanoporöse Fasern
hergestellt werden, die zellregulierende innere Oberflächen aufweisen.
Durch das Verkapseln von Zellen in einem Teil einer derartigen Faser
könnte
ein Implantat für
eine langfristige Arzneimittelzufuhr hergestellt werden, das erwünschte Produkte von
Zellen in Mengen sekretiert, die vollständig oder teilweise durch Signale,
die auf der inneren Oberfläche
der Faser gebunden sind, reguliert werden. Zellregulierende, biologisch
abbaubare, mikroporöse Gerüste mit
einem oberflächlichen Überschuss
an Kamm-Copolymeren können
mittels Gefriertrocknungsverfahren hergestellt werden, indem ein
sublimierendes Lösemittel
gewählt
wird, das eine höhere Affinität für die Komponente
aus dem Kamm-Copolymer im Vergleich zur Komponente aus dem zweiten Polymer,
das die Hauptmasse der Vorrichtung bildet, aufweist.
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V. Biomedizinische Anwendungen
-
Die
hier beschriebenen Copolymere vom Kamm-Typ können in einer Vielzahl biomedizinischer Anwendungen
eingesetzt werden, wie in Gerüsten und
Trägern
für das
Zellwachstum beim Gewebe-Engineering, als Beschichtungen für biomedizinische Implantate, wie
intraokuläre
Linsen oder andere permanente Implantate, die aus Materialien aus
Metall, Glas oder Keramik hergestellt werden, und als Beschichtungen
für Zellkulturgeräte wie Zellkulturplatten,
Pipetten etc.. Die Copolymere vom Kamm-Typ können für das Modifizieren der Oberflächeneigenschaften
von Nähten,
temporären
Sperrfilmen oder Geweben bei Anwendungen in der Wundheilung, von künstlichen
Herzen und Blutgefäßen, Kathetern,
Filtern für
Blut und andere Körperflüssigkeiten,
von Trägern
für eine
gezielte und verzögerte
Freisetzung von Arzneimitteln und von verkapselten zellulären Systemen
für die
Zufuhr von Arzneimitteln verwendet werden. Die Materialien sind
vorzugsweise biologisch abbaubar, wenn sie für ein Gewebe-Engineering, eine
Wundheilung und für
Anwendungen für
eine gezielte Arzneimittelzufuhr eingesetzt werden, und sie sind
vorzugsweise nicht abbaubar, wenn sie für die Modifizierung von Implantaten,
Zellkulturgeräten,
Filtrationsvorrichtungen und anderen Vorrichtungen verwendet werden,
die für
einen langfristigen Einsatz oder eine Implantation vorgesehen sind.
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A. Gewebe-Engineering
-
Für Anwendungen
beim Gewebe-Engineering können
die Kamm-Copolymere durch die Anbringung von biologisch aktiven
Molekülen,
die günstige Wechselwirkungen
zwischen Zellen und dem Polymer fördern, wie Zelladhäsionsmolekülen und Wachstumsfaktoren,
an den Enden der hydrophilen Seitenketten derivatisiert werden.
Es können
Matrizes, die für
das Aussäen
oder das Einwachsen von Zellen geeignet sind und die Kamm-Copolymere
enthalten, gebildet werden, oder es kann eine Matrix, die aus einem
Material wie rostfreiem Stahl, Collagen oder einem anderen Polymer
hergestellt wurde, mit den Kamm-Copolymeren beschichtet werden.
Die Matrix wird dann entweder mit Zellen besät und implantiert, oder die
Matrix wird implantiert, damit ein Einwachsen von Gewebe erfolgen
kann. Diese Materialien können über Veränderungen
des Typs und der Dichte der Zelladhäsionspeptide, die an Copolymere geknüpft werden,
maßgeschneidert
werden, so dass die jeweiligen Bedürfnisse verschiedener Zelltypen erfüllt werden.
Zu Zelltypen, die auf die Matrizes gesät werden können, gehören Parenchymzellen wie Hepatozyten,
Urothelzellen, Hautzellen, Muskelzellen, Nervenzellen und knochen-
und/oder knorpelbildende Zellen. Es können normale Zellen, fötale Zellen
oder gentechnologisch veränderte
Zellen auf die Matrizes gesät
werden.
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B. Arzneimittelzufuhr
und Imaging
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Die
Kamm-Copolymere können
auch zu Matrizes für
eine Verwendung als Arzneimittelzufuhrsysteme oder für Imaging-Zwecke
ausgeformt werden. Biologisch abbaubare Latexmaterialien, die mit
den Kamm-Copolymeren beschichtet sind, können für die gezielte Zufuhr eines
therapeutischen, prophylaktischen oder diagnostischen Mittels verwendet
werden. Es können
hohle, nanoporöse
Fasern hergestellt werden, die zellregulierende innere Oberflächen aufweisen,
die aus Kamm-Copolymeren oder Mischungen von Kamm-Copolymeren bestehen. Durch
das Verkapseln von Zellen in einem Teil einer derartigen Faser könnte ein
Implantat für
eine langfristige Arzneimittelzufuhr hergestellt werden, das erwünschte Zellprodukte
in Mengen sekretiert, die vollständig
oder teilweise durch angeknüpfte
Signale auf der inneren Oberfläche
der Faser reguliert werden.
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Für den Einsatz
bei der Arzneimittelzufuhr kann ein therapeutisches oder prophylaktisches
Mittel, wie eine Aminosäure,
ein biologisch aktives Peptid oder Protein, ein Kohlenhydrat, Zucker
oder Polysaccharid, eine Nukleinsäure oder eine Polynukleinsäure, eine
synthetische organische Verbindung oder ein Metall mittels Verfahren,
die in diesem Fachgebiet zur Verfügung stehen, über die
Endgruppen der hydrophilen Seitenketten des Kamm-Copolymers befestigt werden. Die Kamm-Copolymere
können
modifiziert werden, um die Menge des eingearbeiteten Mittels zu
erhöhen.
Es können
Mittel, die eine größere Stabilität für das Mittel,
das zugeführt
werden soll, bereit stellen, kovalent oder ionisch am Copolymer befestigt
werden. Die Kamm-Copolymere können
mit einer spezifisch bindenden Gruppe, zum Beispiel einem Antikörper, der
das Latexteilchen für
die Zufuhr an eine bestimmte Stelle innerhalb des Körpers lenkt, funktionalisiert
werden. Es können
auch hydrophile, hydrophobe, saure, basische oder ionische Seitenketten
an den Copolymeren angebracht werden, um ihre Verwendung als Zufuhrvorrichtungen
für Arzneimittel
zu erweitern. Es können
Matrizes aus dem modifizierten, ein Arzneimittel enthaltenden Kamm-Copolymer
einem Tier oral oder parenteral verabreicht werden, um das Arzneimittel
dem Tier in vivo einer Stelle zuzuführen, an der es benötigt wird.
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Zu
diagnostischen Agenzien gehören
radioaktive Materialien, fluoreszierende Materialen, enzymatische
Materialien, Gase und magnetische Materialien.
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C. Verwendung der Materialien
zur Bereitstellung von zellabstoßenden Oberflächen
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Es
ist oft erwünscht,
die Wechselwirkungen von Zellen und Gewebe mit biomedizinischen
Implantaten, wie intraokulären
Linsen, zu minimieren. Diese Wechselwirkungen werden minimiert,
wenn die Oberfläche
eines Implantats mit den nicht an Zellen bindenden Copolymeren beschichtet
ist. Es wird bevorzugt, dass das Copolymer bei einigen Anwendungen
nicht abbaubar ist. Zum Beispiel sollen intraokuläre Linsen,
wenn sie implantiert werden, über längere Zeiträume an Ort
und Stelle verbleiben, und eine biologische Abbaubarkeit soll vermieden
werden.
-
Ein
bevorzugtes nicht biologisch abbaubares polymeres Material ist ein
Copolymer aus einem Alkylacrylat (d.h. Methylmethacrylat) und PEG-Methacrylat.
Ein bevorzugtes Verfahren zur Anordnung dieser Beschichtung an der
Oberfläche
besteht aus der Bildung eines Latexfilms.
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Die
vorliegende Erfindung wird durch die Bezugnahme auf die folgenden
Beispiele besser verstanden werden, in denen die folgenden Materialien und
die folgende Ausrüstung
eingesetzt wurden.
-
Beispiel 1: Herstellung,
Verarbeitung und Testung biologisch abbaubarer Kamm-Copolymere und ihrer Blends
-
Synthese von
Kamm-Polymeren
-
Lactid,
Epichlorhydrin, Poly(ethylenglycol)methylether (MPEG, MG ~
350 g/mol), Poly(ethylenglycol) (PEG, MG ~
400 g/mol) und wasserfreies Toluol (alle von Aldrich Chemical Co.)
wurden so verwendet, wie sie erhalten wurden. Tetrahydrofuran (Aldrich
Chemical Co.) wurde vor der Verwendung destilliert. Lactid und Epichlorhydrin
(Aldrich Chemical Co.) wurden über
eine Ringöffnungspolymerisation
(Shen et al., J. Polym. Sci., Polym. Chem. Ed., 31: 1393 (1993))
bei 100°C
in Toluol mit einem Trioctylaluminium-Wasser-Katalysator polymerisiert.
Der In-situ-Katalysator AlOct3:0,5 H2O wurde mittels einer Modifizierung eines
Literaturverfahrens präpariert. Es
wurden, um das ganze kurz zusammenzufassen, AlOct3 (25
Gew.-% in Hexan, Aldrich Chemical Co.) und destilliertes THF in
einem verschlossenen Kolben unter Stickstoff gerührt, und dann ließ man sie bei
-68°C in
einem Bad aus Trockeneis/Aceton äquilibrieren.
H2O wurde der Mischung so zugesetzt, dass
ein Molverhältnis
von 1:0,5 zwischen AlOct3 und Wasser erhalten
wurde. Die Mischung wurde kräftig 15
min bei -68°C
gerührt,
dann aus dem Trockeneisbad entfernt, und dann ließ man sie
innerhalb von 30 Minuten auf Raumtemperatur zurückkehren. Die Lösung des
Katalysators wurde dann in einen verschlossenen Reaktionskolben
injiziert, der Lactid, Epichlorhydrin und Toluol unter Stickstoff
enthielt, und dann ließ man
die Reaktion 16 Stunden bei 100°C
ablaufen. Das resultierende LA-EO-Copolymer wurde durch wiederholtes Ausfällen in
Petrolether gereinigt.
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Das
Pfropfen von MPEG und PEG auf das LA-EO-Copolymer erfolgte über eine
Phasentransferkatalyse (Ober, Makromol. Chem, Macromol. Symp. 35:
36-87 (1990)), wobei die terminalen Hydroxygruppen der Ethylenglycol-Ketten
mit den Chlorgruppen des Rückgrat-Copolymers umgesetzt wurden.
Das LA-EO-Copolymer wurde in Methylenchlorid gelöst. PEG, MPEG und wässriges
NaHCO3 von pH 8 wurden dann unter kräftigem Rühren zugegeben.
Man ließ die
Mischung über
Nacht reagieren. Nicht umgesetzte Glycole wurden aus dem Polymer durch
wiederholte Ausfällungen
in Methanol entfernt. Das fertige nicht an Zellen bindende Kamm-Copolymer
hatte ein Molekulargewicht von ungefähr 40 000 Dalton, war unlöslich in
Wasser und enthielt ungefähr 40
Gew.-% an hydrophilen PEG-Seitenketten.
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Eine
pentamere Aminosäuresequenz, Gly-Arg-Gly-Asp-Ser-Pro
(GRGDSP von Gibco, hier bezeichnet als RGD), wurde zur Erzeugung
von Kamm-Copolymeren, die Adhäsionsliganden
tragen, durch das Anknüpfen
der RGD an die funktionalisierten Enden von PEG-Seitenketten eingesetzt.
RGD tritt spezifisch mit Rezeptoren, die als Integrine bekannt sind,
auf der Oberfläche
von Zellmembranen in Wechselwirkung, und die RGD-Integrin-Kopplung vermittelt
die Adhäsion
von Zellen an ihre Umgebungen in vivo. RGD wurde über primäre Amine
unter Einsatz einer bekannten Tresylchlorid-Chemie (Obel et al.,
J. Polym. Sci., Polym. Lett, Ed. 23:103 (1985)) an die nicht an
Zellen bindenden Kamm-Copolymere gebunden. Die Kamm-Copolymere wurden
mit Tresylchloridgruppen in Lösung
aktiviert und bis zur Verwendung bei -20°C gelagert. RGD wurde an die Kämme über ein
Eintauchen in PBS-Lösungen von RGD
(25 μg/ml,
pH 7,5) für
3 Stunden bei 5°C
gekoppelt. Die Systeme wurden mehrfach mit PBS gespült, um nicht
umgesetztes RGD zu entfernen.
-
Verarbeitung
des Films
-
Es
wurden Mischungen aus aktivierten Kamm-Copolymeren und den nicht
an Zellen bindenden Kamm-Copolymeren in unterschiedlichen Verhältnissen
hergestellt und aus einer Lösung
aus Toluol auf Glasobjektträger
gegossen. Die Filme wurden anschließend 24 Stunden im Vakuum getrocknet,
um restliches Lösemittel
zu entfernen. RGD wurde anschließend auf die oben beschriebene
Weise an die exponierten aktivierten Kamm-Copolymere an der Oberfläche des
Films gekoppelt. Für
Mischungen, die 100 Gew.-%, 25 Gew.-% und 5 Gew.-% Tresylaktiviertes
Kamm-Copolymer enthielten, wurden RGD-Dichten an der Oberfläche von
9,5 pg/cm2, 2,5 pg/cm2 bzw.
0,5 pg/cm2 erreicht.
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Mischungen
aus dem Polylactid-Homopolymer (PLA-Homopoylmer) und kleinen Mengen
der nicht an Zellen bindenden oder RGD-tragenden Kamm-Copolymere
(10 Gew.-% oder weniger im Vergleich zu PLA) wurden in Toluol gelöst und als
Filme auf Glas gegossen. Die Filme wurden anschließend 24
Stunden im Vakuum getrocknet, um restliches Lösemittel zu entfernen. Einige
der Kamm/PLA-Filme wurden anschließend 96 Stunden in einem Wasserbad
von 70°C
einem Annealing unterzogen. Untersuchungen mittels Röntgen-Photoelektronenspektroskopie
zeigten signifikante Anreicherungen des Kamm-Copolymers an der Oberfläche der
dem Annealing unterzogenen Blends (~ 60 Vol.-% Kamm-Copolymer an
der Oberfläche
bei einer Konzentration von 10 % in der Gesamtmasse). Messungen
der Fortschreite- und der Rückschreitekontaktwinkel
zeigen ganz ähnlich
an, dass die dem Annealing unterzogenen Blendfilme erheblich geringere Wasserkontaktwinkel
als PLA aufweisen und eine größere Hysteresis
zeigen, was eine Reorientierung/Hydratisierung der PEG-Seitenkette
an der Oberfläche
anzeigt, wenn sie sich in Kontakt mit Wasser befindet.
-
Zellkultur
-
NR6-Fibroblasten
wurden in serumhaltigen Medien auf den Filmen aus gemischten Kämmen, auf den
Kamm/PLA-Blends und auf einem PLA-Kontrollfilm kultiviert. Die Polymerfilme
wurden zunächst durch
Eintauchen in Ethanol sterilisiert. NR6-Fibroblasten vom Wildtyp
wurden auf Polymerfilmoberflächen
in Modified Eagle's
Medium, das mit fötalem Rinderserum
supplementiert war, ausgesät.
Die Zellen wurden 24 Stunden kultiviert, das Medium wurde abgesaugt,
und frisches Medium wurde zugesetzt, ehe Phasenkontrastaufnahmen
aufgenommen wurden.
-
Filme
der nicht an Zellen bindenden Kämme waren über Zeiträume von
24 Stunden vollständig
resistent gegen eine Zelladhäsion,
sogar in Anwesenheit von Serumsupplementiertem Medium. Es wird angenommen,
dass das auf der Bildung einer dichten hydratisierten Schicht von
PEG-Seitenketten auf der Filmoberfläche beruht. Bei den Filmen
der gemischten Kämme
verstärkte
die Zunahme der Oberflächendichten
von RGD die Adhäsion
und das Ausbreiten der Zellen auf der Filmoberfläche. Eine Variation des Gewichtanteils
der RGD-gekoppelten Kämme
in Filmen bezüglich
der nicht-funktionalisierten Kämme von
0 bis 100 % ermöglichte
eine Veränderung
der Adhäsionsreaktion
der Zellen auf die Oberflächen. Bei
0 % RGD-Kämmen
hafteten keine Zellen an, bei 5 % RGD-Kämmen hafteten die Zellen, aber
sie behielten eine abgerundete Morphologie, und bei 100 % RGD-Kämmen hafteten
die Zellen stark und breiteten sich auf den Oberflächen aus.
-
Dieses
Ergebnis zeigt, dass die Kamm-Mischungen ein gewisses Ausmaß einer
einstellbaren Ligandenpräsentation
und eine Steuerung der Zelladhäsion
bereit stellen können.
Die RGD-tragenden Oberflächen
unterstützten
eine Zelladhäsion
und eine Ausbreitung sogar in Abwesenheit von Serum. Außerdem verhinderte
der Zusatz von löslichem RGD
zum Medium das Ausbreiten der Zellen und löste sie von den Oberflächen ab.
Diese Ergebnisse zeigen, dass die gesehenen Wirkungen auf spezifischen
Wechselwirkungen zwischen zellulären
Integrinen und RGD beruhen und nicht auf Wechselwirkungen zwischen
Integrinen und Serumproteinen, die an RGD adsorbiert waren.
-
An
der Oberfläche
der dem Annealing unterzogenen Blends aus dem PLA und den nicht
an Zellen bindenden Kämmen
wurde aufgrund der Bildung der mit den Kämmen angereicherten Oberflächenschicht,
die einer Proteinadsorption widersteht, keine Zelladhäsion gefunden.
Im Vergleich dazu wurde eine Zelladhäsion auf dem unmodifizierten
PLA und, in geringerem Ausmaß,
auf dem nicht dem Annealing unterzogenen Blend beobachtet, die es
beide den Zellen ermöglichten,
sich anzuheften und auf unkontrollierte Weise auszubreiten. Zellkulturuntersuchungen
der dem Annealing unterzogenen PLA/RGD-tragenden Blends der Kämme zeigten
sogar in Abwesenheit von Serum eine signifikante kontrollierte Zellanheftung über die
RGD-Liganden.
-
Die
Modulation des Ausmaßes
der Zelladhäsion
wurde auch in Zellkulturexperimenten mit primären Rattenhepatozyten gezeigt.
Die Zellen wurden in einer Dichte von 30 000 Zellen/cm2 auf
Trägermaterialien
ausplattiert, die entweder 1 % oder 100 % RGD-tragende Kämme in einem Film aus einem Blend
von 10 % Kämmen
und PLA enthielten, der wie zuvor beschrieben präpariert und einem Annealing unterzogen
wurde. Die Hepatozyten bleiben auf Trägermaterialien, die 100 % RGD-Kämme enthalten, stark
ausgebreitet, aber sie aggregieren und nehmen eine runde Morphologie
auf Blends an, bei denen nur 1 % der Kämme RGD-Reste enthielt.
-
Beispiel 2: Herstellung
biologisch abbaubarer Vorrichtungen aus Kamm/PLA-Blends
-
Poröses Gerüst
-
Biologisch
abbaubare, mikroporöse
Gerüste aus
PLA/Kamm-Copolymer, die als Träger
für Anwendungen
beim Gewebe-Engineering eingesetzt werden könnten, wurden über das
Gefriertrocknen von Lösungen
von 10 % (Gew./Vol.) Polymer in Dioxan hergestellt. Blends, die
10 Gew.-% des biologisch abbaubaren, nicht an Zellen bindenden Kamm-Copolymers
und 90 Gew.-% PLA enthielten, wurden in Dioxan gelöst und in
flüssigem
Stickstoff tiefgefroren, was zur Phasentrennung des Polymers und
des Lösemittels
führte.
Nach dem Sublimieren des Dioxans wurde ein poröser, biologisch abbaubarer
Schaum erhalten, der weiterbehandelt werden konnte, zum Beispiel
durch Autoklavieren oder durch eine Wärmebehandlung in entionisiertem
Wasser bei 90°C,
um eine hohe Bedeckung der äußeren Oberflächen der
Poren mit dem Kamm-Copolymer zu erhalten.
-
Temporäre Sperrmembran
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Biologisch
abbaubare, mikroporöse
Membranen aus PLA/Kamm-Copolymer, die als temporäre Barrieren in Anwendungen
für die
Wundheilung eingesetzt werden könnten,
wurden durch ein Phaseninversionsgießen aus Lösungen von 10 – 20 % Polymer
in N,N-Dimethylformamid (DMF) hergestellt. Blends, die 10 Gew.-%
des biologisch abbaubaren, nicht an Zellen bindenden Kamm-Copolymers
und 90 Gew.-% PLA enthielten, wurden in DMF gelöst und mittels einer Abziehklinge
auf einen gereinigten Glasträger
gegossen. Der Träger
wurde sofort in ein Bad mit entionisiertem Wasser von 90°C eingetaucht,
um während
der Ausfällung
des unlöslichen
Polymers eine poröse
Membranstruktur zu erzeugen. Nach ihrer Bildung wurden die Membranen
entfernt und in einem zweiten Bad aus entionisiertem Wasser bei 90°C gespült, um in
Spuren vorhandene Verunreinigungen durch das Lösemittel zu entfernen.
-
Beispiel 3: Herstellung
und Testung von nicht biologisch abbaubaren Kamm-Copolymeren und ihren Mischungen
-
Kamm-Synthese
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Nicht
biologisch abbaubare Kamm-Polymere wurden über eine radikalische Polymerisation
von Methylmethacrylat (MMA) mit entweder Methoxypoly(ethylenglycol)methacrylat
(MPEGMA) oder Poly(ethylenglycol)methacrylat (PEGMA) oder einer
Mischung von diesen, wobei die Mischung bei 70°C mit Azo(bis)isobutyronitril
initiiert wurde, hergestellt. Nach 12 – 16 Stunden wurde die Reaktion
beendet, und das Polymer wurde in Petrolether ausgefällt. Das resultierende
Kamm-Polymer hat ein PMMA-Rückgrat
mit PEO-Seitenketten, die nahezu zufällig längs des Rückgrats verteilt sind, und
ein Molekulargewicht von ungefähr
20 000 g/mol. Die PEGMA-Makromonomere stellen Seitenketten bereit,
die an ihrem Ende eine Hydroxygruppe tragen, die für eine kovalente
Verknüpfung
der Peptide derivatisiert werden kann, während die MPEGMA-Einheiten
nicht-reaktive PEG-Seitenketten mit Methoxyenden bereit stellen.
Kämme,
die ~ 40 Gew.-% an PEG-Seitenketten tragen, sind unlöslich in
Wasser, aber sie bilden sehr hydrophile Oberflächen, die widerstandsfähig gegenüber Protein
und Zellen sind und somit als nicht an Zellen bindend betrachtet
werden.
-
Um
nicht biologisch abbaubare Kämme,
die Adhäsionsliganden
tragen, zu erhalten, wurde das RGD-Peptid an Hydroxy-Endgruppen
der PEG-Seitenketten befestigt. Die Kämme wurden in wasserfreiem
Tetrahydrofuran (THF) gelöst,
gefolgt vom Zusatz von Triethylamin und Tresylchlorid, und 90 Minuten
umgesetzt. Das aktivierte Polymer wurde durch Ausfällen in
wasserfreiem Methanol gewonnen und bei -70°C bis zur Verwendung gelagert.
RGD wurde über
primäre
Amine an die aktivierten Kämme
gekoppelt, indem die Kämme
zunächst
in trockenem THF gelöst
wurden, gefolgt vom Zusatz der Peptidlösung (1 mg/ml GRGDSP in Phosphat-gepufferter
Saline (PBS)) in einem Verhältnis
von 10:1 THF:PBS. Man ließ die
Kopplung unter Rühren
3 Stunden bei 5°C ablaufen.
Das resultierende RGD-Kamm-Polymer wurde durch Ausfällen und
Waschen mit entionisiertem Wasser gewonnen.
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Filmherstellung
und Zellkultur
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Filme
für die
Zellkultur wurden durch das Rotationsbeschichten der Kamm-Polymere
in wasserfreiem Toluol auf Glasträger hergestellt. Vollkommen zellresistente
Oberflächen
wurden durch das Rotationsbeschichten von Lösungen der nicht an Zellen bindenden
Kämme hergestellt,
während
ligandentragende Oberflächen
durch das Rotationsbeschichten von Lösungen hergestellt wurden,
die sowohl nicht an Zellen bindende Kämme als auch RGD-tragende Kämme enthielten.
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NR6-Fibroblasten,
die mit dem menschlichen Epidermal Growth Factor Receptor vom Wildtyp (WT
NR6) transfiziert waren, wurden in Modified Eagle's Medium alpha (MEM-α) kultiviert,
das mit 7,5 % fötalem
Rinderserum, L-Glutamin, nicht-essentiellen Aminosäuren, Natriumpyruvat,
Penicillin-Streptomycin und Gentamycin supplementiert war. Die Zellen wurden
in einer Dichte von 20 000 Zellen/cm2 auf
Filme aus Kamm-Copolymeren 24 Stunden ausgesät, gefolgt von einem Absaugen,
um nicht-anhaftende Zellen zu entfernen, und Zugabe von frischem
Medium. Die Morphologie/Adhäsion
der Zellen an die Filme wurde dann mittels eines Phasenkontrastmikroskops
Axiovert 100 von Zeiss überprüft. Es wurde
keine Zelladhäsion
auf Filmen aus nicht an Zellen bindenden Kämmen beobachtet. Im Gegensatz
dazu unterstützten
Filme aus den RGD-tragenden Kämmen
die Adhäsion
und führten
zu Zellmorphologien, die denjenigen vergleichbar waren, die auf
Fibronectin beobachtet wurden.
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Beispiel 4: Herstellung
und Testung von Kamm-Filmen mit angeknüpftem EGF Filmherstellung
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Es
wurden, um nicht biologisch abbaubare Kämme mit angeknüpften Liganden
aus dem Epidermal Growth Factor zu erhalten, nicht an Zellen bindende
Kämme mit
PMMA-Rückgraten
und PEG-Seitenketten wie im Beispiel 3 beschrieben hergestellt. EGF
wurde an den Hydroxy-Endgruppen
der PEG-Seitenketten befestigt, indem zunächst die Seitenketten mit Tresylchlorid
aktiviert wurden, gefolgt von der oben beschriebenen Prozedur.
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Filme
aus dem Tresyl-aktivierten Kamm wurden bei 10 000 Upm aus Toluol-Lösungen von
0,01 g/ml durch Rotationsbeschichtung gewonnen. Die Filme wurden
anschließend
im Vakuum getrocknet, um restliches Lösemittel zu entfernen, und
dann durch eine einstündige
UV-Behandlung sterilisiert. EGF wurde an die Oberflächen gekoppelt,
indem sterile Lösungen
von 5 μg/ml
EGF in PBS (100 mM Phosphat) 3 Stunden bei 5°C auf den Filmen inkubiert wurden.
Die Lösungen
wurden abgesaugt, und die Proben wurden mit sterilen Tris-Lösungen (100 mM,
pH 7) 1 Stunde bei 20°C
geblockt. Die Kontrollen wurden in Gegenwart von Tris hydrolysiert,
wodurch alle Tresyl-Stellen mit Tris-Endgruppen anstelle von EGF
versehen wurden. Eine hydrolysierte Kontrolle wurde einer EGF-Lösung unter
Bedingungen ausgesetzt, die den Schritt der EGF-Kopplung simulierte,
um auf eine unspezifische Adsorption von EGF zu prüfen. Die
Proben wurden mehrfach mit steriler PBS gespült. Dieses Protokoll stellte
1,0 ± 0,3 ng/cm2 angeknüpftes
EGF auf der Filmoberfläche
bereit.
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Zellkultur
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PC12-Zellen
wurden auf Oberflächen
ausgesät
(Medium: RMPI 1640 mit 5 % FBS, 10 % hitzeinaktiviertes Pferdeserum,
supplementiert mit Penicillin-Streptomycin) und 3 Tage kultiviert.
Um die PC12-Zellen in diesem Experiment auf der Oberfläche angeheftet
zu halten, wurden die Oberflächen vor
der Kultivierung mit 0,5 mg/ml Rattenschwanzkollagen bei 5°C über Nacht
behandelt. PC12-Zellen sind Nebennierentumorzellen, die unter bestimmten Bedingungen
zu einem neuronalen Phänotyp
differenzieren. Diese Differenzierung ist derjenigen neuronaler Zellen
im allgemeinen ähnlich
und morphologisch durch die Bildung und das Auswachsen von Neuriten
charakterisiert. Für
PC12-Zellen, die in Gegenwart von löslichem EGF kultiviert werden,
wird berichtet, dass sie eine durch das Wachstumsfaktorsignal induzierte
morphologische Veränderung durchlaufen – die Zellen
runden sich auf adhäsiven Oberflächen ab,
wahrscheinlich aufgrund entweder einer Herunterregulierung von Integrinen
oder von Veränderungen
der Affinität
zwischen Integrinen und der ECM, die durch die EGF-Signale induziert
werden. Die EGF-tragenden Kamm-Filme sind nicht adhäsiv für Zellen,
und die Collagenbehandlung führt
lediglich zu schwach zelladhäsiven
Oberflächen.
Die PC12-Zellen wurden wie beschrieben mehrere Wochen kultiviert.
Am 3. Tag wurden erste Anzeichen einer Differenzierung beobachtet,
die nach zwei Wochen sehr deutlich wurden. Keine Differenzierung wurde
für die
Kontrollen beobachtet.
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Beispiel 5: Herstellung
von Oberflächen,
die multiple Ligandentypen präsentieren
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Nicht
an Zellen bindende Kamm-Copolymere mit PMMA-Rückgraten und Methoxy- oder
Hydroxy-terminierten PEO-Seitenketten wurden wie im Beispiel 3 beschrieben
hergestellt. Die Kämme
wurden anschließend
dazu verwendet, Träger
zu erzeugen, die den Epidermal Growth Factor (EGF) und RGD gemeinsam
angeknüpft
enthalten. Zuerst wurden RGD-tragende Kämme hergestellt, wie es in
Beispiel 3 beschrieben wurde. Die RGD-tragenden Kämme wurden
in THF zusammen mit den nicht an Zellen bindenden Kämmen, die
mit Tresylchlorid aktiviert worden waren, solvatisiert, und Filme
wurden mittels Standardtechniken einer Rotationsbeschichtung auf
gereinigte Glasträger
gegossen. Die Filme wurden im Vakuum 24 Stunden getrocknet, um restliches
Lösemittel
zu entfernen. Der Träger
wurde dann einer EGF-Lösung
ausgesetzt, was die kovalente Bindung von EGF an die Seitenketten
des aktivierten Kammes an der Oberfläche über die terminale Aminogruppe
des EGF ermöglichte.
Lösungen
von 10 ng/ml EGF in PBS wurden auf Oberflächen inkubiert, die die aktivierten
Kämme als
Mischungen mit den RGD-Kämmen
enthielten, oder mit Kontrollen, die nicht-aktivierte Kämme enthielten. Die Menge des
EGF, die unter diesen Bedingungen kovalent an die Träger gebunden
wurde, betrug 8,5 ± 1,5
ng/cm2. Die maximale DNA-Synthese von primären Hepatozyten,
die auf angeknüpftem
EGF kultiviert wurden, trat, um einen Vergleich zu nennen, bei einer
Dichte von weniger als 1 ng/cm2 (1000 EGF-Moleküle/μm2) auf, und die ungefähre Dichte der Rezeptoren auf
der Zelloberfläche
von Hepatozyten oder WT NR6 liegt bei 100 – 400 Molekülen/μm2.
Somit reicht die Menge des EGF, das kovalent an den RGD-tragenden Träger geknüpft werden
kann, aus, um die Zellreaktion zu beeinflussen. Ferner ist die Menge
des unspezifisch adsorbierten EGF an den Kammoberflächen, 0,9 ± 0,3 ng/cm2 , im Vergleich zu der Menge, die kovalent
angekoppelt ist, vernachlässigbar. WT-NR6-Fibroblasten
wurden wie zuvor beschrieben 24 Stunden auf den EGF/RGD-Trägern kultiviert.
Es wurde beobachtet, dass sich die Zellen anhefteten und auf der
Oberfläche
mit den gemischten Liganden ausbreiteten.
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Beispiel 6: Kamm-Copolymer-stabilisierte
Latexmaterialien
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Kamm-Synthese
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Der
Kamm-Polymer-Stabilisator wurde über freie
Radikale in Lösung
synthetisiert. Methylmethacrylat (MMA), Methoxypoly(ethylenglycol)methacrylat
(MPEGMA) und Poly(ethylenglycol)methacrylat (PEGMA) wurden, bei
gleichen Gewichtsanteilen der PEG-Makromonomere, so zu Benzol gegeben,
so dass eine Gesamtmonomerkonzentration von 0,6 M erhalten wurde.
Azo(bis)isobutyronitril wurde in einem Molverhältnis Monomer:Initiator von
20:1 zugegeben. Die Lösung
wurde unter Stickstoff 15 Minuten entgast, gefolgt von einer 16stündigen Polymerisation
bei 60°C.
Das Kamm-Polymer wurde durch wiederholte Ausfällung in Petrolether gereinigt. Um
Latexkügelchen
mit proteinabstoßenden
Oberflächen
zu erhalten, wurde zunächst
das Verhältnis
der PEGMA/MPEGMA-Einheiten zu den MMA-Einheiten in den Kamm-Stabilisator-Copolymeren
optimiert. In anfänglichen
Untersuchungen wurde gefunden, dass Kämme, die 40 Gew.-% der PEGMA/MPEGMA-Einheiten
enthielten, Filme bildeten, die widerstandsfähig gegenüber Zellen in Gegenwart von
Serum und gleichzeitig widerstandsfähig gegenüber einer Auflösung in
Medien auf Wasserbasis waren. Kämme
mit dieser Zusammensetzung waren in 50:50 Wasser:Ethanol löslich und
dienten somit als idealer Stabilisator für die Herstellung der Polymerlatexe.
Kämme mit
höheren
PEG-Anteilen (~ 50 Gew.-% oder mehr) lösten sich mit der Zeit im Wasser.
Der Kamm-Stabilisator hatte vor der Anknüpfung des Peptids ein Gesamtmolekulargewicht
von ungefähr 23
000 Dalton.
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Zur
Gewinnung von Latexmaterialien, die Adhäsionsliganden tragen, wurden
RGD-tragende Kämme zuerst über eine
Kopplung von GRGDSP (Gibco) in Lösung
an die Enden der PEGMA-Einheiten des Kammes gekoppelt. Die Kopplung
erfolgte über
die Reaktion der Tresylchlorid-aktivierten Kämme mit dem N-terminalen Amin
des Peptids. Die Hydroxy-Enden der PEGMA-Einheiten des Kammes wurden
durch Umsetzen mit 2,2,2-Trifluorethansulfonylchlorid
(Tresylchlorid) in Tetrahydrofuran aktiviert. Das Kamm-Copolymer
(150 mg) wurde in 25 ml trockenem THF bei 5°C gelöst. Es wurden Triethylamin (200 μl) und Tresylchlorid
(250 μl)
zugegeben, und man ließ die
Reaktion 3 Stunden lang ablaufen. Das aktivierte Polymer wurde dann
durch Filtrieren und Ausfällen
in Petrolether gewonnen. Das GRGDSP-Peptid wurde an das aktivierte
Polymer gekoppelt, indem 150 μl
GRGSP-Lösung
(1 mg/ml in Phosphat-gepufferter Saline, pH 7,4) zu 2,5 ml einer
Lösung
des aktivierten Kammes (0,02 g/ml in THF) bei 5°C gegeben wurden und 3 Stunden
gerührt
wurde. Der RGD-gekoppelte
Kamm wurde durch das Ausfällen
in entionisiertem Wasser über
Nacht gewonnen. Die Mengen des angekoppelten Peptids wurden mittels
eines kolorimetrischen Tests bestimmt (MicroBCA, Pierce Chemical
Co.). Es wurde gefunden, dass der RGD-Gehalt bei 0,3 Gew.-% (1 RGD-Peptid
pro ~ 10 Moleküle
des Kamm-Polymers) lag.
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Acryllatex-Synthese
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Polymerlatexmaterialien
auf Methacrylat- und Acrylat-Basis wurden über eine Dispersionspolymerisation
unter Einsatz der Kamm-Polymere als Stabilisatoren synthetisiert.
Es wurden Latexmaterialien mit vier verschiedenen Zusammensetzungen
in dieser Studie hergestellt: reines Poly(methylmethacrylat), Poly(methylmethacrylat-co-butylacrylat), Poly(ethylmethacrylat-co-methylacrylat)
und Poly(ethylmethacrylat-co-butylmethacrylat). Außerdem wurde
ein mit Zellen in Wechselwirkung tretender Poly(methylmethacrylat)-Latex
unter Verwendung des RGD-Kamm-Stabilisators hergestellt. Der Kamm-Stabilisator
wurde in einer Mischung von Ethanol und Wasser in Volumenanteilen
von 1:1 gelöst,
und anschließend
wurden die Methacrylat/Acrylat-Monomere und 0,57 g Ammoniumpersulfat
zugegeben. Man ließ die
Reaktionen 18 Stunden lang bei 60°C
unter Rühren
ablaufen. Die Reaktionsansätze
waren zunächst
einphasige, klare Lösungen
und wurden während
der Polymerisation zu opaken, weißen Dispersionen. Nach dem
vollständigen
Ablauf der Synthesen wurden alle Latexmaterialien durch wiederholte
Zentrifugation und erneutes Dispergieren in Wasser/Ethanol gereinigt.
Die Suspensionen waren über
Zeiträume
von mehr als 24 Stunden stabil und konnten nach langer Lagerung durch
eine Ultraschallbehandlung resuspendiert werden. Alle Latexmaterialien
wurden vor ihrer Verwendung wenigstens 30 Minuten mit Ultraschall
behandelt. Die Molekulargewichte der Polymere, die die Latexteilchen
ausmachten, lagen im Bereich von ungefähr 400 000 Dalton bis 1 Million
Dalton. Die Glasübergangstemperaturen
der Teilchen lagen im Bereich von -26°C bis 105°C, in Abhängigkeit von den bei der Polymerisation
eingesetzten Monomer-Komponenten.
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Die
Morphologie der Latexkügelchen
wurde durch Untersuchung der Kügelchen,
die auf Träger gegossen
waren, mittels eines Feldemissions-Scanningelektronenmikroskops
JEOL 6320, das bei einer Beschleunigungsspannung von 4,0 kV operierte,
untersucht. Die Proben wurden vor dem Imaging mit Gold beschattet.
Die durchschnittlichen Teilchendurchmesser wurden aus SEM-Aufnahmen
bestimmt, wobei für
jede Probe wenigstens 300 Teilchen vermessen wurden. Die durchschnittlichen
Teilchengrößen lagen
im Bereich von 0,2 bis 1,8 Mikrometer. Alle Latexmaterialien hatten
Größen-Polydispersitäten von
unter 1,06. In allen Fällen
machte der Kamm-Stabilisator weniger als 1 Gew.-% der gesamten Zusammensetzung
der Latexkügelchen
aus.
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Herstellung
und Charakterisierung von Latexfilmen
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Es
wurden Filme aus den Latex-Suspensionen hergestellt, indem die Teilchen
(0,02 – 0,03
g/ml in Wasser/Ethanol) bei 1000 Upm durch Rotationsbeschichten
auf Glasträger
aufgetragen wurde. Zur Ausbildung zusammenhängender Filme aus den gegossenen
Teilchen wurden die Proben mittels eines Heißluftföns, der auf 800 – 900°C eingestellt
war, kurzen Wärmebehandlungen
(30 – 60
Sekunden) ausgesetzt. Die Koaleszenz der Teilchen wurde durch Untersuchung
der Oberflächen
unter einem Lichtmikroskop bestätigt.
Für die
Zellkultur- und
Kontaktwinkelexperimente diente ein Poly(methylmethacrylat)-Homopolymer
(kein Latex) als Kontrollträger.
Filme aus PMMA (Polysciences, 68 K g/mol, MW/MN = 1,07) wurden aus einer Toluol-Lösung von 0,03
g/ml auf saubere Glasdeckgläschen
durch Rotationsbeschichten bei 1000 Upm aufgetragen und anschließend im
Vakuum bei 70°C
24 Stunden getrocknet.
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Die
Kontaktwinkel des Wassers auf den koaleszierten Oberflächen des
Latexfilms, auf den Filmen aus dem nicht an Zellen bindenden Kamm
und auf dem Kontrollfilm aus PMMA wurden mittels eines Video-Kontaktwinkelsystems
VCA2000 (AST Inc.) gemessen. Die Fortschreite- und Rückschreitekontaktwinkel
wurden durch das Aufzeichnen digitaler Bilder von Tröpfchen aus
entionisiertem Wasser, die mittels einer Spritze auf jungfräuliche Oberflächen aufgetragen
wurden, und das Messen der Winkel in den Bildern gemessen. Für alle Fälle mit
Ausnahme der Kontrolle zeigte sich, dass die Fortschreitewinkel relativ
konstant und unabhängig
vom Tropfenvolumen sind, während
die Rückschreitewinkel
signifikante Veränderungen
des Kontaktwinkels mit der Tropfengröße zeigen. Alle Latexfilme
zeigten bei diesen Messungen eine Hysteresis von 25° oder mehr, während reines
PMMA nur eine Veränderung
von ~ 10° zeigte.
Zu einer Hysteresis des Kontaktwinkels kann es zwar aus verschiedenen
Gründen
kommen, aber die wahrscheinlichste Erklärung der hier beobachteten
Kontaktwinkelhysteresis ist die Reorganisation/Hydratisierung der
PEG-Seitenketten auf der Oberfläche
der Filme beim Benetzen. Dass das Kamm-Copolymer nicht wasserlöslich ist,
wurde durch Ellipsometriemessungen der Dicken der getrockneten Latex-
und Kammfilme vor und nach dem Eintauchen in Wasser gemessen, und
es wurde kein nachweisbarer Polymerverlust gefunden. Diese Ergebnisse
weisen deutlich darauf hin, dass der Kammstabilisator an der Oberfläche bleibt,
sobald die Latexteilchen zu einem homogenen Film koalesziert sind.
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Zellkultur
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Alle
Zellkulturreagenzien wurden von Gibco bezogen. NR6-Fibroblasten,
die mit dem humanen Epidermal Growth Factor Receptor vom Wildtyp
(WT NR6) transfiziert waren, wurden in Modified Eagle's Medium alpha (MEM-α) kultiviert,
das mit 7,5 % fötalem
Rinderserum, L-Glutamin, nicht-essentiellen Aminosäuren, Natriumpyruvat,
Penicillin-Streptomycin und Gentamycin supplementiert war.
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Untersuchungen
zur Zellanheftung wurden durchgeführt, indem 20 000 Zellen/cm2 auf die Filme aus den nicht an Zellen bindenden
Kamm-Copolymeren, auf Filme aus koalesziertem PMMA-Latex und auf
zwei Kontrollen, nämlich
Filme aus Gewebekultur-Polystyrol (TCPS) und Filme aus reinem PMMA, ausgesät wurden.
Die Zellen wurden 24 Stunden lang in 1,5 ml serumhaltigem Wachstumsmedium kultiviert,
woran sich ein Absaugen zur Entfernung nicht- angehefteter Zellen und die Zugabe von
frischem Medium anschlossen. Die Morphologie und die Adhäsion der
Zellen an die Latexfilme wurden dann mittels eines Phasenkontrastmikroskops
Axiovert 100 von Zeiss untersucht.
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Nach
24 Stunden haften die Zellen auf beiden Kontrollen und breiten sich
aus, vermutlich über Proteinschichten,
die an diese Oberflächen
adsorbiert sind. Die PEG-Seitenketten
der Kamm-Copolymer-Stabilisatoren verhindern dagegen eine Zellanheftung
des Kamm-Films unter diesen stringenten Bedingungen vollständig. Ähnlich präsentiert
der Film aus PMMA-Latex eine Oberfläche, die praktisch äquivalente,
zellabweisende Eigenschaften hat, obwohl der Kamm-Stabilisator nur
~ 1 Gew.-% des gesamten Polymerfilms ausmacht. Diese Beobachtung ist
ein weiterer Hinweis darauf, dass die Kämme während der Koaleszenz an der
Filmoberfläche
lokalisiert bleiben.
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Es
wurden Filme, die aus dem RGD-tragenden PMMA-Latex durch Koaleszenz
gebildet wurden, hergestellt und wie zuvor mit WT-NR6-Zellen besät. Im Gegensatz
zu Latexmaterialien, die mit den nicht an Zellen bindenden Kämmen stabilisiert
waren, riefen die koaleszierten Filme aus dem RGD-tragenden Latex
eine Zellanheftung und -ausbreitung hervor. Offenbar sind die für diese
Latexfilme erhaltenen Dichten des RGD-Liganden an der Oberfläche mit denen
des reinen RGD-verknüpften
Kamms vergleichbar, obwohl der Latexfilm nur 1/100 an gesamtem Peptid
enthält.
Die Spezifität
der Adhäsion
der Zellen an die RGD-tragende Oberfläche wurde durch die Zugabe
von überschüssigem,
löslichem
GRGDSP (45 mM) zum Kulturmedium bestätigt. Es wurde beobachtet,
dass sich alle Zellen innerhalb von 1 Stunde nach der Zugabe des
löslichen
RGD ablösten.