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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein neues aktinfilamentbindendes
Protein, „I-Afadin". Genauer bezieht
sich die Erfindung auf ein neuartiges tierisches Protein I-Afadin,
das an der Zell-Zell-Haftverbindung (Adhärenzjunktion, AJ) beteiligt
ist, die eine wichtige Rolle in Entwicklung und Pathogenese spielt.
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Bei
verschiedenen zellulären
Ereignissen wie Zelladhäsion,
Zellbewegung und Festlegung der Zellform werden spezialisierte Membrandomänen mit
Transmembranproteinen, z. B. Zelladhäsionsmolekülen, Rezeptoren und Kanälen, gebildet,
und diese Domänen
sind oftmals mit dem Aktincytoskelett assoziiert (Biochem. Biophys.
Acta 737: 305–341,
1983; Curr. Opin. Cell Biol. 1: 103–109, 1989; Cell Motil. Cytoskeleton
20: 1–6,
1991; Curr. Opin. Cell Biol. 3: 849–853, 1991; Science 258: 955–964, 1992;
Curr. Opin. Cell Biol. 4: 834–839,
1992; Curr. Opin. Cell Biol. 5: 653–660, 1993; Trends Biochem.
Sci. 22: 53–58,
1997). Die Verbindung zwischen dem Aktincytoskelett und der Plasmamembran
spielt bei diesen zellulären
Ereignissen eine Schlüsselrolle,
und Proteine, die das Aktincytoskelett mit den Transmembranproteinen
verbinden, sind identifiziert worden. Dennoch ist die molekulare
Basis der Verbindung zwischen dem Aktincytoskelett und der Plasmamembran
nicht vollständig
verstanden.
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Um
diese molekulare Verbindung zu verstehen, sind die Zelladhäsionsstellen
eingehend studiert worden (Biochem. Biophys. Acta 737: 305–341, 1983;
Curr. Opin. Cell Biol. 1: 103–109.
1989; Cell Motil. Cytoskeleton 20: 1–6, 1991; Curr. Opin. Cell
Biol. 3: 849–853,
1991; Science 258: 955–964,
1992; Curr. Opin. Cell Biol. 4: 834–839, 1992; Curr. Opin. Cell
Biol. 5: 653–660,
1993; Trends Biochem. Sci. 22: 53–58, 1997). Als Ergebnis sind
die mit Aktinfilamenten (F-Aktin) assoziierten Zelladhäsionsstellen
in zwei Untergruppen eingeteilt worden: Zell-Zell- und Zell-Matrix-Adhärenzjunktionen.
Viele Adapterproteine sind an den Zell-Zell-AJ identifiziert worden,
wo Cadherine an der äußeren Zelloberfläche miteinander
interagieren (Development 102: 639–655, 1988; Cell Motil. Cytoskeleton
20: 1–6,
1991; Science 251: 1451–1455,
1991; Curr. Opin. Cell Biol. 4: 834–839, 1992; EMBO J. 8: 1711–1717, 1989;
Cell 65: 849–857,
1991; Science 251: 1451–1455,
1991; Curr. Opin. Cell Biol. 4: 834–839, 1992). Unter diesen Bindungsproteinen
interagiert α-Catenin
direkt mit F-Aktin (Pro. Natl. Acad. Sci. USA 92, 8813–8817, 1995).
A-Catenin interagiert
durch α-Aktinin
und/oder ZO-1 auch indirekt mit F-Aktin (J. Cell. Biol. 130: 67–77, 1995;
J. Cell. Biol. 138: 181–192,
1997). Weiterhin ist Vinculin, ein anderes F-Aktin-bindendes Protein,
an Zell-Zell-AJ's
konzentriert, obwohl die Moleküle,
mit denen es an der Zell-Zell-AJ interagiert, noch nicht identifiziert
worden sind (Cell Motil. Cytoskeleton 20: 1–6, 1991; Curr. Opin. Cell
Biol. 4: 834–839,
1992). Im Bereich von Zell-Matrix-AJ's, wo Integrin auf der äußeren Zelloberfläche mit
Matrixproteinen interagiert, interagiert die cytoplasmatische Domäne direkt
oder indirekt mit F-Aktin-bindenden Proteinen, z. B. α-Aktinin,
Vinculin und Talin (Ann. Rev. Cell Dev. Biol. 11: 379–416, 1995).
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Wie
oben beschrieben, scheinen viele F-Aktin-bindende Proteine als Adapter
zu dienen, die das Aktincytoskelett mit dem Cadherin und Integrin
der Plasmamembran verbinden.
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Andererseits
ist die Verbindung zwischen dem Aktincytoskelett und der Plasmamembran
auch bei nervenspezifischen Ereignissen von Bedeutung, beispielsweise
bei der Zielsuche des Wachstumskegels und anschließenden Bildung
und Aufrechterhaltung synaptischer Verbindungen (Neuron 1: 761–772, 1988;
Science 242: 708–715,
1988; Curr. Opin. Neurobiol. 4: 43–48, 1994; Curr. Opin. Neurobiol.
4: 640–647,
1994; Cell 83: 171–176,
1995). Es muss jedoch noch geklärt
werden, welche Moleküle
bei diesen nervenspezifischen Ereignissen das Aktincytoskelett mit
der Plasmamembran verbinden.
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Um
diese Frage zu beantworten, haben die Erfinder der vorliegenden
Anmeldung mehrere neuartige F-Aktin-bindende Proteine aus dem Rattenhirn
isoliert und die Struktur der Proteine untersucht, die für Nervengewebe
besonders spezifisch und an der Synapse konzentriert sind. Eine
Patentanmeldung zu diesem Thema ist bereits eingereicht worden (Japanische
Patentanmeldung Nr. 9-92615). Das Protein dieser früheren Anmeldung
(nachfolgend gemäß der Nomenklatur
des Erfinders als „Neurabin" bezeichnet) besitzt
eine F-Aktin-bindende Domäne
und eine PDZ-Domäne.
Die PDZ-Domäne
ist in einer Vielfalt von Proteinen gefunden worden, von denen einige
an Zell-Zell-AJ's
lokalisiert sind, etwa PSD-95/SAP90 an synaptischen Verbindungen
(Neuron 9: 929–942,
1992; J. Biol. Chem. 268: 4580–4583,
1993), Dlg an „septate
junctions" (Cell
66: 451–464, 1991),
ZO-1 und ZO-2 an „tight
junctions" (J. Cell
Biol. 193: 755–766,
1986; Proc. Natl. Acad. Sci. USA 88: 3460–3464, 1991; J. Cell Biol.
121: 491–502,
1993; J. Cell Biol. 123: 1049–1053,
1993; Proc. Natl. Acad. Sci. USA 90: 7834–7838, 1993; J. Cell Biol.
124: 949–961,
1994). Weiterhin haben neuere Untersuchungen gezeigt, dass die DPZ-Domäne an einzigartige
C-terminate Motive von Zielproteinen bindet (Trends Biochem. Sci.
21: 455–458,
1996), die in einer großen
Anzahl von Transmembranproteinen gefunden werden, etwa dem N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptor
und dem Kaliumkanal vom „Shaker-Typ" (Nature 378: 85–88, 1995;
Science 269: 1737–1740,
1995; J. Neurosci. 16: 2157–2163,
1996).
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Aufgrund
der verschiedenen genannten Befunde ist es wahrscheinlich, dass
Neurabin, das Protein der vorigen Erfindung der gegenwärtigen Erfinder,
als Verbindungsstück
zwischen dem Aktincytoskelett und einem Transmembranprotein oder
mehreren Transmembranproteinen an Synapsen dient.
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Jedoch
sind alle Aspekte der molekularen Basis für Zell-Zell-Adhäsion noch
nicht aufgeklärt.
Diese Aufklärung
ist nötig,
um weitere aktinfilamentbindende Proteine zu identifizieren. Außerdem besteht
die Möglichkeit,
dass diese Proteine zum Verständnis,
beispielsweise der Infiltrations- und Metastasis-Mechanismen bei
Tumoren führen,
und es ist zu erwarten, dass dies die Entwicklung von Diagnoseverfahren
zur Bestimmung der Bösartigkeit
von Karzinomen, therapeutischen Verfahren oder Substanzen zur Behandlung
von Karzinomen und dergleichen ermöglichen wird.
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Die
vorliegende Erfindung ist im Hinblick auf das Gesagte erstellt worden.
Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein neuartiges aktives
aktinfilamentbindendes Protein zu beschreiben, das zur Zell-Zell-Adhäsion beiträgt, und
dabei gleichzeitig seine Struktur (Aminosäurensequenz) und seine Eigenschaften
beschreibt.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, geeignetes Material
zu beschreiben, um gentechnische Veränderung des aktinfilamentbindenden
Proteins zu erlauben.
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Somit
beschreibt die vorliegende Erfindung aus einem Blickwinkel ein aktinfilamentbindendes
Protein, I-Afadin, das die Aminosäurensequenz SEQ ID NO: 1 besitzt.
Entsprechende Proteine oder Peptide aus irgendeinem Tier, insbesondere
aus Menschen, mit einer Aminosäurensequenz,
die im Wesentlichen der aus SEQ ID NO: 1 gleicht, können erhalten
werden, obwohl sie keinen Teil der Erfindung darstellen. Wie hier
beschrieben, meint „im
Wesentlichen gleichen" Proteine,
die z. B. 80% oder mehr an Sequenzübereinstimmung besitzen, z.
B. 85% oder 90% Übereinstimmung
mit der Aminosäurensequenz
SEQ ID NO: 1. Peptidfragmente (aus 5 oder mehr Aminosäureresten,
z. B. mehr als 20 oder mehr als 50 Reste), z. B. antigene Fragmente
können
aus erfindungsgemäßen Proteinen,
die irgendeine Teilaminosäurensequenz
der Aminosäuresequenz SEQ
ID NO: 1 enthalten, oder im Wesentlichen ähnlichen Sequenzen erhalten
werden, z. B. aus einer anderen Tierspezies. Diese Peptidfragmente
können
als Antigene für
die Herstellung von Antikörpern
verwendet werden. Weiterhin kann das Protein mit beliebigen anderen
Proteinen fusioniert werden (z. B. Fluoreszenzproteine oder dergleichen).
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Funktionell
gleichwertige Varianten oder Vorläufer der oben definierten Proteine
oder Peptidfragmente können
hergestellt werden, obwohl sie keinen Teil der vorliegenden Erfindung
darstellen. „Funktionelle
Gleichwertigkeit" ist
der Ausdruck, der verwendet wird, um Proteine oder Peptide zu definieren,
die mit dem ursprünglichen
Protein verwandt sind oder ihm ähneln,
wobei die Aminosäurensequenz
durch einzelnen oder mehrfachen Austausch, Hinzufügung (z.
B. die oben beschriebenen Fusionsproteine) und/oder Deletionen von
Aminosäuren
verändert
worden ist. Er wird ebenfalls verwendet für Sequenzen, in denen die Aminosäuren chemisch
verändert
worden sind, einschließlich
durch Glycosylierung oder Deglycosylierung, aber die dennoch ihre
funktionale Aktivität
beibehalten, das heißt,
die im Stande sind, Antikörper
zu induzieren, die erfindungsgemäße Proteine
binden, und/oder die dem hier beschriebenen I-Afadin ähnliche
F-Aktin-bindende Eigenschaften aufweisen. Funktionell gleichwertige
Varianten umfassen natürliche
biologische Varianten (z. B. aus verschiedenen Gattungen oder Spezies
oder allelischen oder geographischen Varianten derselben Spezies) und
Derivate, die durch bekannte Techniken hergestellt wurden.
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Das
erfindungsgemäße Protein
kann durch bekannte Verfahren, insbesondere hier beschriebene Verfahren,
aus menschlichen oder tierischen Organen, Zell-Linien usw. isoliert
werden und Verfahren zur Herstellung erfindungsgemäßer Proteine,
einschließlich
der in den Beispielen beschriebenen Schritte, stellen einen weiteren
Aspekt der Erfindung dar. Proteine, die durch solche Verfahren erhalten
werden können,
bilden einen weiteren Aspekt der Erfindung. Wenn das Protein in
der Form eines Peptides verwendet wird, kann es auch anhand der
erfindungsgemäßen Aminosäurensequenz
durch chemische Synthese hergestellt werden. Alternativ kann es
durch in-vitro-Synthese unter Verwendung rekombinanter DNA-Techniken
mit einem erfindungsgemäßen cDNA-Fragment
hergestellt werden.
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Beispielsweise
können,
wenn das Protein durch rekombinante DNA-Techniken hergestellt wird,
Nukleinsäure-Fragmente,
z. B. cDNA-Fragmente, in geeignete Expressionsvektoren eingefügt werden,
und das erfindungsgemäße Protein
kann in den Zellen (z. B. Escherichia coli, Bacillus subtilis, Hefe,
tierische Zellen usw.), die mit dem rekombinanten Vektor transfiziert
worden sind, im großen
Maßstab
exprimiert werden. Insbesondere wird beispielsweise, wenn das Protein
in einen Mikroorganismus wie E. coli exprimiert wird, ein Expressionsvektor
hergestellt, in dem die erfindungsgemäße DNA in einen Expressionsvektor
eingefügt
wird, der einen Ursprung besitzt, der in den Mikroorganismus repliziert
werden kann, außerdem
einen Promoter, eine ribosomenbindende Stelle, eine Klonierungsstelle
für cDNA
und einen Terminator. Wirtszellen werden mit dem Expressionsvektor
transformiert, und die erhaltenen Transformanden werden kultiviert,
so dass das von der cDNA codierte Protein in dem Mikroorganismus
massenproduziert wird. Alternativ kann das Protein als Fusionsprotein
mit einem anderen Protein exprimiert werden. Das einfache Protein,
das von der cDNA codiert wird, kann dargestellt werden, indem das
hergestellte Fusionsprotein mit einer geeigneten Protease geschnitten wird.
Wird es gewünscht,
dass erfindungsgemäße Protein
in Tierzellen zu exprimieren, so wird das cDNA-Fragment in einen
Expressionsvektor für
tierische Zellen eingefügt,
der einen Promoter für
Tierzellen, eine Spleißregion
und eine Polyadenylierungsstelle besitzt, und der Vektor wird auf
solche Weise in die tierischen Zellen eingeführt, dass das erfindungsgemäße Protein
exprimiert wird.
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Die
oben erwähnten
Klonierungs- und Expressionsvektoren, die erfindungsgemäße Nukleinsäuremoleküle (unten
definiert) enthalten, Verfahren zur Herstellung erfindungsgemäßer rekombinanter
Nukleinsäurenmoleküle (darunter
die Einfügung
von Nukleinsäuresequenzen,
die das Protein codieren, in Vektor-Nukleinsäuren), transformierte oder
transfizierte prokaryontische oder eukaryontische Wirtszellen, die
solche Vektoren enthalten, und die synthetischen Polypeptide, die
von diesen Systemen exprimiert werden, bilden weitere Teile der
Erindung.
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Weiterhin
beschreibt die vorliegende Erfindung eine genomische DNA-Sequenz
(oder ein Nukleinsäurenmolekül, das die
besagte Sequenz enthält),
die ein menschliches oder tierisches Gen ist, das das oben genannte
Protein codiert, z. B. eine, zu der die cDNA oder eine Teilsequenz
derselben komplementär
ist, oder die damit hybridisiert.
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Passende
Hybridisierungsbedingungen werden unten beschrieben. Zum Beispiel
kann die Sequenz unter Verwendung der erfindungsgemäßen cDNA
oder einer Teilsequenz davon als Sonde aus einer beliebigen genomischen
Bibliothek isoliert werden.
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Weiterhin
beschreibt die vorliegende Erfindung ein Nukleinsäurenmolekül, das eine
Nukleotidsequenz umfasst, die die erfindungsgemäßen Proteine codiert. Solche
Nukleinsäuremoleküle können einzelsträngige oder
doppelsträngige
DNA, cDNA oder RNA sein, bevorzugt DNA, und degenerierte, im Wesentlichen
homologe und hybridisierende Sequenzen, die imstande sind, das erfindungsgemäße Protein/Polypeptid/Peptid
zu codieren, umfassen.
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Beispielsweise
beschreibt die Erfindung ein cDNA-Molekül, das ein Protein codiert,
das die Aminosäurensequenz
SEQ ID NO: 1 codiert. In Bezug auf Nukleinsäuremoleküle bezieht sich der Ausdruck "Wesentliche Homologie" auf Sequenzen, die
mindestens 80%, bevorzugt mindestens 85% oder 90% Sequenzhomologie aufweisen.
Zu hybridisierenden Sequenzen gehören diese, die unter stringenten
Bedingungen binden, z. B. 2 × SSC,
65°C (wobei
SSC = 0,15 M Natriumchlorid, 0,015 M Natriumcitrat, pH 7,2), wie
auch jene, die unter den beschriebenen Bedingungen hybridisieren
würden,
wäre der
genetische Code nicht degeneriert (alternative Codonverwendung).
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Ein
Klon der erfindungsgemäßen cDNA
kann leicht erhalten werden, indem man eine cDNA-Bibliothek aus
Rattengewebe mit einer Oligonukleotidsonde, erstellt anhand der
Basensequenz des Fragmentes, durchsucht. Alternativ kann die gewünschte cDNA
unter Verwendung des Oligonukleotids als Primer mittels der Polymerase-Kettenreaktion
(PCR) synthetisiert werden. Polymorphismen werden als Ergebnis individueller
Variation in vielen tierischen Genen gefunden. Daher muss berücksichtigt
werden, dass jede cDNA, die einzelne oder mehrfache Einfügungen,
Deletionen oder Substitutionen von Nukleotiden enthält, erfindungsgemäß ist, vorausgesetzt,
dass sie das erfindungsgemäße Protein
codiert. Proteine, die einzelne oder mehrfache Hinzufügungen,
Deletionen und/oder Substitutionen von Aminosäuren enthalten, aber die gleiche
Aktivität
besitzen wie das Protein mit der Aminosäurensequenz aus SEQ ID NO:
1, das heißt
funktionell gleichwertige Varianten, können erhalten werden, aber
werden nicht von der vorliegenden Erfindung abgedeckt.
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cDNA
kann einen Teil einer Aminosäurensequenz
codieren, das heißt
ein Peptidfragment, codiert von einer zusammenhängenden Sequenz von 10 Basenpaare
oder mehr (z. B. Oligonukleotide mit 10 bis 20 Basenpaaren). DNA-Fragmente
(Sinnstrang und Gegensinnstrang), die eine solche zusammenhängende Sequenz
enthalten, können
als Sonden für
Gendiagnose verwendet werden.
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Antikörper können unter
Verwendung des aktinfilamentbindenden Proteins I-Afadin als Immunogen hergestellt
werden. Antikörper
schließen
Antigen-bindende Fragmente von Antikörpern (z. B. F(ab)2,
Fab- und Fv-Fragmente, also Fragmente der variablen Region des Antikörpers) ein.
Unter Verwendung des oben beschriebenen Proteins selbst oder eines
Teilpeptides (das heißt
eines Fragmentes davon) als Antigen können Antikörper als polyklonale oder monoklonale
Antikörper
durch bekannte Verfahren hergestellt werden.
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Die
vorliegende Erfindung wird jetzt anhand der nachfolgenden Beispiele
beschrieben werden, die nicht als Beschränkungen des Schutzbereichs
der vorliegenden Erfindung aufgefasst werden sollten. Bezug wird
genommen auf die Figuren:
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1 zeigt
die Ergebnisse einer Mono-Q-Säulen-Chromatographie:
(a) Absorption bei 280 nm (A280); (b) "blot overlay" mit [125I]-markiertem
F-Aktin; und (c) Proteinfärbung
nach SDS-Page.
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2 zeigt
ein Schema der cDNA von I-Afadin (p205) und von s-Afadin (p190).
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3 zeigt
(a) die F-Aktin-bindende Aktivität
verschiedener Fragmente von rekombinantem I-Afadin: links das Ergebnis
des "blot overlay" mit [125I]-markiertem
F-Aktin; rechts das Ergebnis der Western-Blot-Analyse, und (b) Schemazeichnung
der Strukturen von I-Afadin und s-Afadin.
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4 zeigt
die Ergebnisse der Analyse der Gewebsverteilung von I-Afadin: (a)
Northern-Blot-Analyse, und (b) Western-Blot-Analyse mit (b1) Antikörper gegen
I-Afadin und (b2) Antikörpern
gegen I-Afadin und s-Afadin.
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5 zeigt
die biochemischen Eigenschaften von I-Afadin einschließlich (a)
der Hemmung der F-Aktin-Bindungsaffinität von I-Afadin durch Myosin
S1, (b) des durch I-Afadin hervorgerufenen Anstiegs der Viskosität von F-Aktin,
und (c) der Bindung von 6-I-Afadin-C an F-Aktin.
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6 zeigt
Photographien, die die Lokalisierung von I-Afadin, E-Cadherin und
Vinculin in verschiedenen Ratten- und Mäusegeweben darstellen.
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7 zeigt
Photographien, die die Lokalisation von I-Afadin und ZO-1 in EL-Zellen
darstellen.
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8 zeigt
Photographien, die die verschiedenen Lokalisationen von I-Afadin,
ZO-1 und Desmoplakin darstellen.
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9 zeigt
Photographien, die die Lokalisation von I-Afadin im Dünndarm der
Ratte darstellen.
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Beispiel 1: Identifizierung
und Reinigung des aktinbindenden Proteins I-Afadin
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Wachstumskegel
wurden aus fötalem
Rattenhirn isoliert und der Blot-Overlay-Methode (Cell Motil. Cytoskeleton,
18: 164–179,
1991) mit [125I]-markiertem F-Aktiv unterzogen,
um eine Bande zu identifizieren, die einem Molekulargewicht von
205 kDa entsprach (p205). Das Ergebnis der Verdrängungsversuche zeigte, dass das
Protein spezifisch an F-Aktiv, aber nicht an G-Aktiv (Aktinmonomer)
band, was zeigte, dass das Protein ein F-Aktiv-bindendes Protein
war.
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Im
nächsten
Schritt wurde die lösliche
Fraktion des fötalen
Rattenhirns durch SDS-Page aufgetrennt, und die Proteinbande mit
einem Molekulargewicht von 205 kDa wurde durch säulenchromatographische Verfahren
wie Q-Sepharose, Phenyl-5PW, Hydroxylapatit und Mono-Q gereinigt.
Das Ergebnis der abschließenden
Mono-Q-Säulen-Chromatographie
ist in 1 dargestellt. In 1 zeigt
(a) die Absorption bei 280 nm, (b) das Ergebnis eines Blot-Overlay
mit [125I] markiertem F-Aktiv und (c) die
Proteinbanden nach Färbung
mit Coomassie-Brilliantblau.
Wie in 1(c) gezeigt, ergab das gereinigte
Protein schließlich
Banden mit Molekulargewichten von etwa 205 kDa (p205) und etwa 190
kDa (p190). Dann wurden die beiden gereinigten Proteine aus dem
Polyacrylamidgel ausgeschnitten, mit einer Protease (Lysyl-Endopeptidase) begrenzt
verdaut und einem "peptide
mapping" unterzogen.
Fünf den
beiden Proteinen gemeinsame Peptide wurden isoliert, und teilweise
Aminosäurensequenzen
wurden getrennt bestimmt. Durch eine Homologiesuche in einer Sequenzdatenbank
wurde bestätigt,
dass die 5-Peptid-Peaks in signifikantem Maße homolog zu menschlichem
AF-6-Protein waren. Die Aminosäurensequenzen
der beiden für
p205 spezifischen Peptid-Peaks wurden hingegen in keiner gegenwärtigen Proteindatenbank
gefunden. Die Ergebnisse legen nahe, dass es sich bei p205 und p190
um mit dem menschlichen AF-6-Protein verwandte Rattenproteine handelte, und
dass p190 eine Spleißvariante,
ein Homolog oder ein Abbauprodukt von p205 war. Da das p205-Protein
außerdem
im Bereich der Adhärenzjunktion
lokalisiert war, wurde das Protein als "an Adhärenzjunktionen lokalisierte
große
Spleißvariante
des AF-6-Proteins:I-Afadin" bezeichnet
(nachfolgend wird das erfindungsgemäße Protein als I-Afadin oder
p205 bezeichnet).
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Beispiel 2: Klonierung
eines Gens für
das Aktinfilament-bindende Protein „I-Afadin"
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Anhand
der in Beispiel 1 erhaltenen partiellen Aminosäurensequenzen des 205-kDa-Proteins I-Afadin wurden
7 Oligonukleotidsonden hergestellt und zum Durchsuchen einer cDNA-Bibliothek
aus Rattenhirn verwendet. Hierdurch wurden mehrere einander überlappende
Klone, in 2 dargestellt, erhalten. Die
Sequenzierungsergebnisse zeigten, dass unter diesen Klonen der Klon
Nr. 20 eine codierende Region mit etwa 4,9 kbp enthielt. Die aus
dieser codierenden Region abgeleitete Aminosäurensequenz schloss die gesamten
Peptide von p205 ein. Weiterhin wurden in der C-terminalen Region
zwei für
p205 spezifische Peptide identifiziert. Klon 94 enthielt eine codierende
Region von etwa 4,5 kbp, die p190 codierte. Jedoch enthielten diese
Klone 20 und 94 nicht das Startcodon, das in Klon 84 enthalten war.
Daher wurde die vollständige
cDNA für
p205 aus den Klonen 84 und 20 zusammengesetzt, und die gesamte cDNA
für p190
aus den Klonen 84 und 94.
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FISH-Analyse
(Cytogenet. Cell Genet. 61: 282–285,
1992; Electrophoresis 16: 261–272,
1995) unter Verwendung der Klone 20, 84 und 94 als Sonden zeigte,
dass diese Sequenzen auf dem Rattenchromosom Iq12.2 lagen.
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Beispiel 3: Expression
des F-Aktin-bindenden Proteins I-Afadin in tierischen Zellen
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Die
in Beispiel 2 hergestellte cDNA für p205 wurde in einen Expressionsvektor
eingefügt
und in COS-1-Zellen transfiziert. Der Zellextrakt wurde der Blot-Overlay-Methode
mit [125I]-markiertem F-Aktin unterzogen. Das rekombinante
Protein (myc-I-Afadin) zeigte eine Beweglichkeit im SDS-Page und
ein Bindungsverhalten gegenüber
[125I]-markiertem F-Aktin, die der von nativem
p205 ähnelten,
wie in 3(a) gezeigt. Die Deletionsmutante
von p205, der die C-terminalen 156 Aminosäuren fehlten, zeigte hingegen
keine F-Aktin-bindende Aktivität.
Im Gegensatz hierzu zeigte ein Fusionsprotein aus den C-terminalen
199 Aminosäurenresten von
p205 und GTS (Glutathion-S-Transferase) Bindung an [125I]-markiertes
F-Aktin.
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Anhand
der beschriebenen Ergebnisse wurde bestätigt, dass das p205-Gen ein
Protein aus 1829 Aminosäuren,
wie in SEQ ID NO: 1 gezeigt, codiert, ein geschätztes Molekulargewicht von
207667 Dalton besitzt und in seinen C-terminalen 199 Aminosäuren eine
F-Aktin-bindende Domäne
besitzt. Weiterhin wurde geschlussfolgert, dass das p190-Gen ein
Protein codiert, dem am C-Terminus etwa 160 Aminosäurereste
fehlen, und eine Spleißvariante
des p205-Gens darstellt.
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Eine
computergestützte
Homologiesuche zeigte, dass die Aminosäuresequenz von p190 über die
gesamte Länge
verteilt, 90% Identität
mit menschlichem AF-6-Protein aufweist. Jedoch fehlte dem menschlichen AF-6-Protein
und dem p190 die C-terminate Region von p205. Außerdem zeigte die C-terminale
F-Aktin-bindende Domäne
keine nennenswerte Homologie mit ir gendeinem anderen F-Aktiv-bindenden
Protein. Es wurde somit bestätigt,
dass p205 ein neuartiges F-Aktiv-bindendes Protein ist, während es
sich bei p190 wahrscheinlich um ein Ratten-Gegenstück von menschlichem AF-6 handelt.
Wie in 3(b) gezeigt, besitzen sowohl
p205 als auch p190 eine PDZ-Domäne.
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Beispiel 4: Herstellung
von Antikörpern
gegen I-Afadin
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Unter
Verwendung bekannter Methoden und eines synthetischen Peptids, das
den Aminosäureresten 1814–1829 von
SEQ ID NO: 1 entsprach, als Immunogen wurde ein polyklonaler Kaninchen-Antikörper hergestellt,
der spezifisch I-Afadin erkannte. Unter Verwendung eines synthetischen
Peptids, das den Aminosäureresten
557–592
aus SEQ ID NO: 1 entsprach, als Immunogen, wurde ein polyklonaler
Kaninchen-Antikörper hergestellt,
der spezifisch sowohl I-Afadin
als auch s-Afadin erkannte.
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Beispiel 5: Charakterisierung
der Gewebe, die I-Afadin exprimieren
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Northern-Blot-Analyse
unter Verwendung einer für
I-Afadin-cDNA spezifischen Sequenz als Sonde zeigte, dass I-Afadin
in allen untersuchten Rattengeweben einschließlich von Herz, Gehirn, Milz,
Lunge, Leber, Skelettmuskel, Nieren und Hoden ubiquitär exprimiert
wird, wie in 4(a) gezeigt.
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Weiterhin
wurde durch Western-Blot-Analyse unter Verwendung des Anti-I-Afadin-Antikörpers aus Beispiel
4 nachgewiesen, dass I-Afadin in allen Rattengeweben exprimiert
wird, wie in 4(b1) gezeigt. Jedoch
wurde, wie in 4(b2) gezeigt, durch
Western-Blot-Analyse
unter Verwendung des Antikörpers,
der sowohl I-Afadin als auch s-Afadin erkennt, gezeigt, dass s-Afadin
nur im Gehirn exprimiert wird.
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Aus
den beschriebenen Ergebnissen wurde geschlossen, dass das erfindungsgemäße I-Afadin in allen Geweben
exprimiert wird, während
s-Afadin nur im Gehirn exprimiert wird.
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Beispiel 6: Biochemische
Charakteristika von I-Afadin
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Die
Blot-Overlay-Untersuchung der Aktiv-Bindungsfähigkeit des in Beispiel 1 erhaltenen
205-kDa-Proteins (I-Afadin) zeigte, dass die Bindung von I-Afadin
an F-Aktiv spezifisch durch Myosin S1 inhibiert wird (5(a)), aber die Inhibition durch die Zugabe
von Magnesium und ATP aufgehoben wird. Da bekannt ist, dass Myosin
S1 ein Protein ist, das seitlich an F-Aktiv binden kann (Science
261: 58–65,
1993; Nature 364: 171–174,
1993), und Magnesium und ATP den Komplex aus F-Aktiv und Myosin
zur Auflösung
bringen (Biochemistry 14: 2207–2214,
1975) wurde geschlossen, dass I-Afadin an der Seite von F-Aktiv
bindet.
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Die
Veränderung
der Viskosität
von F-Aktiv infolge von I-Afadin wurde unter Verwendung der Kugelfall-Methode
untersucht (Methods Enzymol. 85: 211–233, 1982; J. Biol. Chem.
271: 31775–31778,
1996). Es wurde gefunden, dass I-Afadin dosisabhängig die Viskosität von F-Aktin bis zum etwa
3-fachen des Ausgangswertes erhöht,
wie in 5(b) dargestellt. Weiterhin
wurde durch stöchiometrische
Betrachtung gezeigt, dass His6-I-Afadin-C an F-Aktiv in ei nem molaren
Verhältnis
von etwa 1 zu 500 bindet, und dass die Gleichgewichtskonstante sich
in einer Größenordnung
von 10–7 Mol
bewegt (5(c)).
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Weiterhin
wurde die Wirkung von I-Afadin auf F-Aktiv unter Verwendung von
Pyren-konjugiertem
Aktiv untersucht. Es wurde gezeigt, dass I-Afadin die Aktiv-Polymerisation
nicht beeinflusst.
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Beispiel 7: Lokalisierung
von I-Afadin
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Unter
Verwendung des Antikörpers
gegen I-Afadin wurden Gefrierschnitte verschiedener Mäuse- und Rattengewebe
im Konfokalmikroskop betrachtet, um die Lokalisierung von I-Afadin
zu identifizieren.
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In
der Leber ist I-Afadin in einer gürtelartigen Bundstruktur entlang
der Gallenkanälchen
lokalisiert (6(a)). Im Dünndarm wurde
nach Doppelfärbung
mit dem monoklonalen Antikörper
gegen E-Cadherin das I-Afadin in einer komplexen verbindenden Region
des resorptiven Darmepithels zusammen mit E-Cadherin gefunden, aber
war in dieser Region stärker
konzentriert als E-Cadherin (6(b1)–(b3) und
(c1)–(c3)).
Das Herz wurde mit monoklonalen Antikörpern gegen Vinculin doppelt
gefärbt.
Vinculin ist als Marker nicht nur für Zell-Zell-AJs, sondern auch
für Zell-Matrix-AJs
bekannt (Cell 18: 193–205,
1979; Biochem. Biophys. Acta 737: 305–341, 1983). I-Afadin wurde
im Bereich der Zwischenscheiben mit Vinculin co-lokalisiert gefunden (6(d1)–(d3)).
Während
jedoch Vinculin auch in regelmäßigen Abständen entlang
der Längsseite
von Herzmuskelzellen zu finden ist, wurde I-Afadin in diesem Bereich
nicht gefunden. Weiterhin war nach Doppelfärbung von kultivierten EL-Zellen,
die E-Cadherin exprimierten (Nature 329: 341–343, 1987), mit Antikörpern gegen
ZO-1 die Lokalisierung von I-Afadin ähnlich der von ZO-1 (7(a) und (b)). Da es von ZO-1 bekannt
ist, dass es in Fibroblasten im Bereich von Cadherin-basierten punktförmigen Zell-Zell-Kontakten
konzentriert ist (J. Cell Biol. 115: 1149–1462, 1991; J. Cell Biol.
121: 491–502,
1993), wurde angenommen, dass I-Afadin auch an Cadherin-basierten
Zell-Zell-AJs lokalisiert ist.
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Um
die genaue Lokalisation von I-Afadin zu bestimmen, wurden außerdem Gefrierschnitte
des Dünndarms
mit dem monoklonalen Antikörper
gegen ZO-1 und dem Antikörper
gegen I-Afadin doppelt gefärbt.
Zusätzlich
wurden Gallenkanälchen
mit dem monoklonalen Antikörper
gegen Desmoplakin und im Antikörper
gegen I-Afadin doppelt gefärbt.
ZO-1 ist ein bekannter Marker für „Tight
Junctions" im resorptiven
Darmepithel (J. Cell Biol. 103: 755–766, 1986; J. Cell Biol. 121:
491–502,
1993), und Desmoplakin ist ein Macker für Desmosomen (J. Cell Biol.
63: 515–523,
1974; Eur. J. Cell Biol. 32: 117–130, 1983; J. Mol. Biol. 163:
647–671,
1983; EMBO J. 6: 885–889,
1987). Die Ergebnisse zeigten, dass I-Afadin in den resorptiven
Dünndarmepithelien
etwas mehr auf der basalen Seite zu finden ist als ZO-1 (8(a1)–(a3)).
Im Gallengang fiel die Lokalisation von I-Afadin nicht mit der Desmoplakin
zusammen (8(b1)–(b3)).
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Diese
Ergebnisse zeigen, dass I-Afadin eher an Zell-Zell-AJs lokalisiert
ist als an „Tight
Junctions" oder Desmosomen.
Weiterhin wurde in der Immuno-Elektronenmikroskopie beob achtet,
dass I-Afadin in den Zell-Zell-AJs resorptiver Dünndarmepithelien lokalisiert
ist (9(a) und (b)).
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Demgemäß wurde
nachgewiesen, dass das erfindungsgemäße I-Afadin ein neuartiges
Protein ist, das das Aktin-Zytoskelett und Zell-Zell-AJs verbindet.
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Wie
oben im Einzelnen dargelegt, beschreibt die vorliegende Erfindung
ein neuartiges Aktinfilament-bindendes Protein, I-Afadin, das an
Cadherin-basierten Zell-Zell-Adhärenzjunktionen
lokalisiert ist, und das genetische Material, um I-Afadin industriell
zu nutzen.
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