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Die vorliegende Erfindung betrifft
die Verwendung von Hyaluronidase bei der Herstellung eines Pharmazeutikums
zur Behandlung eines Säugers
menschlicher oder tierischer Herkunft, der an einem Zustand eines
interstitiellen Ödems
leidet, das mit einer erhöhten
lokalen Synthese von Hyaluronan in Verbindung mit Organtransplantation
verbunden ist.
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Hintergrund der Erfindung
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Hyaluronidase ist ein Enzym, das
z. B. von Säugern,
Egeln und Krill erzeugt wird und das aus einer Vielzahl von Geweben
extrahierbar ist. Hyaluronidase zersetzt ein Hyaluronan genanntes
Mucopolysaccharid, das auch als Hyaluronsäure bezeichnet wird (E. A.
Balazs et al., Biochem. J. 235 (1986), 903).
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Hyaluronan ist ein lineares Polymer,
das aus sich wiederholenden Einheiten des Disaccharids N-Acetyl-D-glucosamin-D-glucuronsäure aufgebaut
ist. Es spielt eine Schlüsselrolle
bei der Struktur und Organisation der extrazellulären Matrix
und ist eine Hauptkomponente der extrazellulären. Matrix während der
Embryogenese (P. B. Toole in Cellular Biology of Extracellular Matrix
(E. D. Hay, Hrsg.) 251–294
(Plenum Publishing Corp., New York, 1981)) und auch immer dann,
wenn rasche Gewebsproliferation, -regeneration und -reparatur erfolgt.
Es wird von den Mesenchymalzellen gebildet (W. D. Comper, T. C.
Laurent, Physiol. Rev. 58 (1978), 255–315).
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Hyaluronan weist mehrere biologische
Wirkungen auf, die zum Teil mit seiner Molekülgröße in Beziehung stehen (D.
C. West, S. Kumar, Exp. Cell. Res. 183 (1989), 179–196). Die
einzigartige Fähigkeit
von Hyaluronan, Wasser zu binden, ist anerkannt und wird zu therapeutischen
Zwecken bei z. B. der Augenchirurgie eingesetzt.
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Es wurde gezeigt, dass der Gehalt
an Hyaluronan in einem Organ bei bestimmten Entzündungszuständen dieses Organs zunimmt.
Also wurde eine erhöhte
Konzentration an Hyaluronan in Gewebe aus verschiedenen Organen
gezeigt, die durch einen Zustand einer entzündlich-immunologischen Verletzung,
wie Alveolitis (O. Nettelbladt et al., Am. Rev. Resp. Dis. 139 (1989),
759–762)
und Myokardinfarkt (Waldenström
et al., J. Clin. Invest 88 (5) (1991), 1622–1628), gekennzeichnet sind.
Weitere Beispiele für
diesen Typ von Zuständen
sind die Allotransplantatabstoßung
nach einer Nieren- (Hällgren
et al., J. Exp. Med. 171 (1990a) 2063–2076; Wells et al., Transplantation
50(1990), 240–243),
Dünndarm(Wallander
et al., Transplant. Int. 6 (1993), 133–137) oder Herz- (Hällgren et
al., J. Clin. Invest. 85 (1990b), 668–673) transplantation; oder
eine Myokarditis viralen Ursprungs (Waldenström et al., Eur. J. Clin. Invest.
23 (1993), 277–282).
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Auf Grund der ausgeprägten Fähigkeit
von Hyaluronan, Wasser zu binden (R. M. Mason, Progr. Clin. Biol.
Res. 54 (1981), 87–112),
führt eine
erhöhte
lokale Produktion und Ansammlung von Hyaluronan im Bindegewebe eines
Organs zu einer lokalen Ansammlung von Flüssigkeit mit dem Risiko eines
schädlichen Ödems des
interstitiellen Gewebes, was wiederum zu einer Beeinträchtigung
der Funktion dieses Organs führen
kann. Es ist klar, dass die Ansammlung von Hyaluronan in z. B. einem
Organ im Zustand einer Entzündung zu
sehr ernsten Konsequenzen führen
kann. Im Fall einer Organtransplantation stellt die Entwicklung
eines Transplantationsödems
eine Bedrohung der Funktion des Organtransplantats auf Grund von
beispielsweise einer Erhöhung
des extrazellulären
Drucks und einer Kompression der Mikrogefäße oder von einer erhöhten Diffusionsdistanz
für Sauerstoff
dar. Dies kann schließlich
zu einer irreversiblen Abstoßung
des Organs und in einigen Fällen
sogar zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen. Deshalb besteht großer Bedarf
nach einem Verfahren, das dieses Risiko mindert. Die Aufgabe der
vorliegenden Erfindung ist es, die Mittel bereit zu stellen, um
dies zu erreichen.
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Hyaluronidase wurde zuvor in den
Siebzigerjahren verwendet, um die Auswirkungen des Myokardinfarkts
zu vermindern (P. R. Maroko et al., Circulation 46 (3) (1972), 430–7; D. Maclean
et al., Science 194 (4261) (1976), 199–200). Die Wirkungsweise wurde
jedoch nicht verstanden. In einem in vitro-Tiermodell war das Leistungsvermögen des
Herzens nach einer ischämischen
Verletzung nach der Verabreichung Hyaluronidase verbessert (M. J.
Rovetto, Circ.-Res. 41 (3) (1977), 373–9; J. H. Fischer et al., Transplantation
58 (6) (1994), 748–53).
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Ebenso hatten Waldenström et al.
(J. Clin. Invest. 88 (5) (1991), 1622–1628) im Hinblick auf die
Tatsache, dass sich Hyaluronan beim experimentellen, an Ratten herbei
geführten
Myokardinfarkt im Infarktgebiet ansammelt, über eine mögliche erfolgreiche Verwendung
von Hyaluronidase bei der Begrenzung von Zellschädigung während der Ischämie spekuliert,
jedoch ohne ihre Theorie in die Praxis umzusetzen.
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Die Behandlung mit Hyaluronidase
wurde auch von anderen Forschern als Mittel zur Behandlung von Myokardinfarkt
vorgeschlagen, möglicherweise
indem die Ausbildung von kollateralem Blutfluss, d. h. die Bildung
neuer Blutgefäße, stimuliert
wird (P. Sleight, Interventions during and after acute myocardial
infarction, Postgrad. Med. J. 59, Suppl. 3 (1983), 80–8). Jedoch
konnten große,
randomisierte Studien an Menschen mit einem akuten Infarkt dies
nicht bestätigen.
In einer Studie an 1488 Patienten mit akutem Myokardinfarkt konnte keine
günstige
Auswirkung auf die Sterblichkeit bei der Gruppe, die mit Hyaluronidase
behandelt wurde, im Vergleich zur Placebogruppe gezeigt werden (D.
G. Julian, J. M. Simpson, P. J. Cadigan, M. C. Petri et al., Cardiology
75 (3) (1988), 177–183).
Eine weitere Doppelblindmehrzentrenstudie an 851 Patienten, die
an Myokardinfarkt litten, konnte auch keinen signifikanten Unterschied
zwischen denen zeigen, die mit Hyaluronidase bzw. mit Placebo behandelt
worden waren. (MILIS Study Group, Am. J. Cardiol. 57 (15) (1986),
1236–1243).
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Offensichtlich konnte keine dieser
Studien mit großem
Umfang eine günstige
Auswirkung auf den Myokardinfarkt bei menschlichen Patienten auf
Grund der Behandlung mit Hyaluronidase zeigen.
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Die aktive Drainage der Herzlymphe
bei Hunden unter Verwendung von Hyaluronidase wurde erfolgreich
bei Hunden versucht (A. Taira et al., Angiology (United States)
41 (12) (Dez. 1990), 1029–36,
ISSN 003-3197, Zeitschriftencode: 4UA). Die Drainage von Lymphe
und interstitiellen Ödemen
sind lediglich indirekt miteinander verknüpft. In der von uns vorgeschlagenen
Erfindung wird angenommen, dass die Lymphdrainage normal ist.
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Die interstitielle Hyaluronanansammlung
ist bei einigen Organen als Antwort auf ischämische/entzündliche Verletzung gut dokumentiert.
In transplantierten Organen sammelt sich Hyaluronan in der frühen postoperativen
Periode wahrscheinlich auf Grund der ischämischen Schädigung an, die durch Organbeschaffung und
-konservierung verursacht wird. Jedoch gibt es während der Entwicklung von akuter
Abstoßung
eine fortschreitende und viel deutlichere interstitielle Hyaluronanansammlung,
wahrscheinlich auf Grund von verstärkter Hyaluronansynthese durch
interstitielle Zellen, die von einer Anzahl entzündlicher Produkte angeregt
wird, die mit den immunologischen und/oder entzündlichen Reaktionen auf die
Organtransplantatabstoßung
verknüpft
sind.
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Das Auftreten interstitieller Ödeme in
Verbindung mit der Transplantation eines Organs stellt ein ernstes
Problem im Gebiet der Transplantationschirurgie dar. In der Tat
schwellen z. B. im Gebiet der Nierentransplantationen statistisch
immerhin 25% der Transplantate, d. h. 25 von 100 Transplantaten,
so stark an, dass die Funktionsfähigkeit
zeitweise verloren geht. Darüber
hinaus ist in etwa 2–3%
der Fälle
das Schwellen so stark, dass es das Zerreißen der Niere verursacht, was
zu einer massiven Blutung führt.
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Das Anschwellen eines transplantierten
Organs stellt also eine ernste Gefahr für den Patienten dar, der sich
einer Transplantationschirurgie unterzieht. Es ist klar, dass ein
dringender Bedarf besteht, dafür
ein Gegenmittel zu finden. Jedoch hat trotz dieses dringenden Bedarf
bislang niemand gezeigt, dass es einen einfachen und zuverlässigen Weg
gibt, dies zu erreichen, wie gemäß der vorliegenden
Erfindung. Die Erklärung dafür lässt sich
in der Tatsache finden, dass aus mehreren Gründen kein Fachmann dies als
durchführbares therpeutisches
Verfahren angesehen hat. Zum Ersten wurde es als sehr unwahrscheinlich
erachtet, dass das Enzym das ödematöse Gewebe
erreicht. Zum Zweiten weist Hyaluronidase ihr Aktivitätsoptimum
bei einem sauren pH-Wert auf, während
der pH-Wert des Gewebes neutral ist, und folglich war eine zu niedrige
Enzymaktivität
im Gewebe zu erwarten. Schließlich
wurde dann befürchtet,
dass, falls das Enzym sich trotzdem als aktiv erweisen würde, es
die Zersetzung von Hyaluronan nicht nur im Ödem, sondern im gesamten Körper bewirken
würde.
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In der Tat war der Befund, dass es
möglich
ist, ein interstitielles Ödem,
das mit einer erhöhten
lokalen Synthese von Hyaluronan in Verbindung mit Organtransplantation
verbunden ist, was die Grundlage der vorliegenden Erfindung bildet,
selbst für
die hier genannten Erfinder ziemlich überraschend.
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Folglich ist bislang keine geeignete
Behandlung für
interstitielle Ödeme
verfügbar,
die durch Hyaluronanansammlung verursacht werden. Die einzige Behandlung
war indirekt und abhängig
von der Behandlung der Entzündung.
Dann zersetzt die „Natur" hoffentlich das
angesammelte Hyaluronan und verkleinert somit das Ödem.
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Der Erfolg der Behandlung interstitieller Ödeme, die
durch Entzündung
verursacht werden, mit Hyaluronidase hängt von der Tatsache ab, dass
Hyaluronan in Gewebe, das nicht entzündet ist, nicht zersetzt wird. Also
haben wir in unseren Experimenten gezeigt, dass der natürliche Hyaluronangehalt
nicht entzündeter „Kontroll"-Nieren nicht beeinträchtigt wird.
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Allgemeine Beschreibung
der Erfidung
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Die hier genannten Erfinder konnten
zeigen, dass durch einen enzymatischen Abbau von Hyaluronan, das
sich im Bindegewebe angesammelt hat, überschüssiges Wasser frei gesetzt
werden kann und so das Gewebsödem,
das aus diesem erhöhten
Gehalt an Hyaluronan resultiert, gemildert werden kann. Dieser für den Fachmann
sehr überraschende
Befund führte
die hier genannten Erfinder zur Entwicklung eines Pharmazeutikums;
das auf Hyaluronidase basiert, zur Behandlung von Zuständen interstitieller Ödeme, die
mit einem erhöhten
lokalen Gehalt von Hyaluronan im Bindegewebe in Verbindung mit Organtransplantation
verbunden sind.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung
ist folglich die Verwendung von Hyaluronidase bei der Herstellung
eines Pharmazeutikums zur Behandlung von Zuständen interstitieller Ödeme in
Verbindung mit Organtransplantation, verbunden mit einem erhöhten lokalen
Gehalt von Hyaluronan im Bindegewebe eines Säugers menschlicher oder tierischer
Herkunft.
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Die Erfindung stellt Mittel zur Behandlung
von Zuständen
interstitieller Ödeme
in Verbindung mit Organtransplantation, verbunden mit einem erhöhten lokalen
Gehalt von Hyaluronan im Bindegewebe eines Säugers menschlicher oder tierischer
Herkunft, durch systemische oder lokale Verabreichung eines Pharmazeutikums,
umfassend Hyaluronidase, bereit.
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Die Erfindung wird hier nachstehend
ausführlicher
beschrieben und wird in den beigefügten Ansprüchen definiert.
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Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
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Eine bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung betrifft die Verwendung von Hyaluronidase bei der Herstellung
eines Pharmazeutikums zur Behandlung interstitieller Ödeme in
Verbindung mit Organtransplantation bei einem Säuger tierischer oder menschlicher
Herkunft. Diese Behandlung kann präventiven oder kurativen Charakter
haben. Das Organ kann z. B. eine Leber, eine Niere oder ein Herz
eines Säugers
tierischer oder menschlicher Herkunft sein.
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Gemäß der Erfindung wird Hyaluronidase
bei der Herstellung eines Pharmazeutikums verwendet, das systemisch
oder lokal verabreicht werden soll.
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Hyaluronidase sollte in das Pharmazeutikum
in einer solchen Menge eingearbeitet sein, dass sich durch systemische
oder lokale Verabreichung des Pharmazeutikums eine tägliche Dosis
von 1 bis 100.000 I.E./kg Körpergewicht,
stärker
bevorzugt 100 bis 15.000 I.E./kg Körpergewicht oder 500 bis 10.000
I.E./kg Körpergewicht,
ergibt.
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Das erfindungsgemäße Pharmazeutikum wird auf
herkömmliche,
dem Fachmann bekannte Weise hergestellt. Das lokal angewendete Pharmazeutikum
kann zusätzlich
zu Hyaluronidase Bestandteile herkömmlicher Organkonservierungslösungen enthalten,
wie Dextran, Anionen, Kationen und osmotische Moleküle. Seine
systemische Verwendungsform kann Stabilisierungsmittel und Kochsalzlösung enthalten.
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Die Erfindung stellt Mittel zur Behandlung
eines Säugers,
der an einem interstitiellen Ödem
leidet, das in Verbindung mit Organtransplantation auftritt und
das mit erhöhter
lokaler Synthese von Hyaluronan verbunden ist, durch systemische
oder lokale Verabreichung eines Pharmazeutikums, umfassend Hyaluronidase,
bereit.
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Gemäß der Erfindung wird das wirksame
Pharmazeutikum einem Säuger
systemisch oder lokal in einer Menge verabreicht, die durch lokale
oder systemische Verabreichung des Pharmazeutikums eine tägliche Dosis
von 1 bis 100.000 I.E. Hyaluronidase/kg Körpergewicht des Säugers, stärker bevorzugt
100 bis 15.000 I.E./kg Körpergewicht
oder 500 bis 10.000 I.E./kg Körpergewicht,
ergibt.
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Die Erfindung wurde zuerst in einem
Rattenmodell an männlichen
Lewis-Ratten getestet; die ungefähr 200
g wogen. Mit einer Zahl von 10 Ratten wurde 60 min. eine warme Ischämie der
linken Niere durchgeführt, wodurch
ein entzündliches Ödem und
die Ansammlung von Hyaluronan bewirkt wurde. 5 dieser Tiere wurden am
Tag 0, 1 und 2 sowie 2 Stunden vor dem Ende des Experiments auch
mit Hyaluronidase i.v. behandelt. Die 5 unbehandelten Tiere entwickelten
eine Wasseransammlung (Ödem)
und Hyaluronanansammlung in der linken Niere. Diese Phänomen trat
bei den Tieren, die zusätzlich
mit Hyaluronidase i. v. behandelt worden waren, überhaupt nicht auf. Es gab
im Vergleich zu Messungen, die an 5 normalen Ratten durchgeführt wurden,
keine Veränderungen
des Wasser- oder Hyaluronangehalts der rechten Niere.
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Dann wurde eine weitere Untersuchung,
wie hier nachstehend erläutert,
unter Verwendung eines Verfahrens zur heterotopen Herztransplantation
bei Ratten durchgeführt:
Männliche
PVG- (RT1C) bzw. Wistar/Kyoto- (RT11v) Ratten mit einem Gewicht von 175– 250 g
wurden als Spender bzw. Empfänger
verwendet. Die Tiere wurden von Møllegaard (Skensved, Dänemark)
bezogen und konnten sich wenigstens eine Woche vor der Operation
bei freiem Zugang zu Nahrung und Wasser eingewöhnen. Die Chirurgie wurde unter
Anästhesie
mit einem Gemisch aus Chloralhydrat (180 mg/kg Körpergewicht), Pentobarbital
(40 mg/kg Körpergewicht)
und Magnesiumsulfat (90 mg/kg Körpergewicht)
durchgeführt,
das intraperitoneal verabreicht wurde.
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Die heterotopen Herztransplantationen
wurden unter Verwendung eines Verfahrens ohne Naht durchgeführt; die
Aorta des Spenderherzens wurde an die rechte Arteria carotis communis
des Empfängers
und die Arteria pulmonalis an die rechte Vena jugularis anastomosiert.
Als die Transplantation beendet war, wurde eine einzelne Dosis Cefuroxim (Zinacef®, Glaxo,
Greenford, UK), 20 mg/Ratte, intramuskulär verabreicht. Die Funktion
des Transplantats wurde durch tägliche
Palpation überwacht
und die Herzen wurden als abgestoßen betrachtet, wenn im Transplantat
keine Pulsation mehr beobachtet werden konnte.
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Unmittelbar nach der Reperfusion
des Transplantats wurden der Empfängerratte 20.000 I.E./kg
Körpergewicht
Hyaluronidase Typ V aus Schafshoden (Sigma Chemical Co., St. Louis,
MO, USA) gegeben, die intravenös
verabreicht wurden. Intravenöse
Dosen von 20.000 I.E./kg Körpergewicht
wurden dann einmal täglich
an den Tagen eins, zwei, drei und vier und zweimal täglich an
Tag fünf
gegeben; die letzte Dosis von 20.000 I.E./kg Körpergewicht wurde am Tag sechs
gegeben, zwei Stunden vor dem Ernten. Außerdem wurde bei dieser experimentellen
Gruppe (n = 11) das Spenderherz zum Zeitpunkt der Beschaffung mit
Hyaluronidase gespült;
zuerst wurde das Herz mit 0,5 ml FW-Lösung über die Aorta und danach mit
weiteren 0,5 ml FW-Lösung, die
2.500 I.E. Hyaluronidase enthielt, gespült. Die Ratten in der Kontrollgruppe
(n = 11) blieben unbehandelt, bis sie am Tag sechs nach der Transplantation
geerntet wurden. In dieser Gruppe wurden die Spenderherzen mit 1,0
ml FW-Lösung
ohne Hyaluronidase gespült.
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Als getrenntes Experiment wurde die
Auswirkung der Behandlung mit Hyaluronidase auf die Transplantatüberlebenszeiten
untersucht. 2 Gruppen von Ratten wurden untersucht; unbehandelte
(n = 10) und mit Hyaluronidase behandelte (n = 11). Dieses Experiment
wurde in der gleichen Weise, wie vorstehend beschrieben, durchgeführt, ausgenommen
dass Hyaluronidase einmal täglich
verabreicht wurde, solange die Transplantate funktionsfähig waren,
und dass alle Tiere behalten wurden, bis die Transplantate abgestoßen wurden.
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Bei der Ernte wurde ein Drittel des
transplantierten Herzens in gepuffertem 4%igen Formalin, pH 7,3, mit
1% Cetylpyridiniumchlorid fixiert, ein Drittel wurde in kaltem Isopentan
schockgefroren und das restliche Drittel wurde zur Bestimmung der
Wasser- und HA-Gehalte verwendet. Zu Kontrollzwecken wurden Herzen aus
4 unbehandelten, nicht transplantierten Ratten erhalten.
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Die Präparate wurden unmittelbar nach
dem Ernten auf Filterpapier gelegt und drei Minuten später gewogen
(Nassgewicht, NG). Die Präparate
wurden über
Nacht lyophilisiert und erneut gewogen (Trockengewicht, TG). Nach
dem Vermahlen wurde die HA 16 Stunden mit 0,5 M NaCl aus den Geweben
extrahiert. Nach 15 Minuten Zentrifugieren bei 2.000 g wurde der
HA-Gehalt der überstehenden
Lösung
unter Verwendung eines im Handel erhältlichen radiometrischen Assays
analysiert (Pharmacia Diagnostics, Uppsala, Sweden). Das Verfahren
basiert auf der Bindung von HA an spezifische Hyaluronsäure bindende
Proteine (HABP). Kurz gesagt wurden 100 μl Probe 60 Minuten bei 4–7°C mit 200 μl 125I-markierten HABP inkubiert. 100 μl HA-Sepharose
wird zugegeben und die Inkubation weitere 45 Minuten bei der gleichen
Temperatur fortgesetzt. Bevor 10 Minuten bei 2.000 g zentrifugiert
wird, werden 2 ml Waschlösung
zugegeben.
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Nach dem Dekantieren wird die Radioaktivität im Pellet
in einem Gammazähler
gemessen. Aus Proben mit bekannten HA-Mengen wird eine Standardkurve
konstruiert. An jeder Probe wurden mit einer Streuung von weniger
als 10% doppelte Analysen durchgeführt. Der relative Wassergehalt,
ausgedrückt
als % Wasser im Gesamtgewicht des Gewebes, wurde als 100 × (NG – TG)/NG
berechnet.
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Die Daten sind als Mittelwerte und
Standardabweichung des Mittelwerts (SEM) angegeben. Der Vergleich
zwischen den Gruppen wurde mit dem ungepaarten t-Test nach Student
für die
HA- und Wassergehalte und mit dem U-Test nach Mann-Whitney für die Transplantatüberlebenszeiten
bewertet. Ein p-Niveau von weniger als 0,05 wurde als statistisch
signifikant betrachtet.
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Die Ergebnisse sind hier nachstehend
in der Tabelle aufgeführt. Tabelle
Extrahierte
Hyaluronanmengen und relative Wassergehalte (Mittelwert ± SEM)
der allogenen Herztransplantate am Tag 6 nach der Transplantation
und die Auswirkungen der täglichen
intravenösen
Verabreichung von Hyaluronidase.
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Die Extraktion von Hyaluronan wurde
aus dem gefriergetrockneten Herzgewebe mit 0,5 M NaCl durchgeführt.
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** p < 0,01, *** p < 0,001. Statistische Unterschiede zwischen
den Hyaluronan- und Wassergehalten der Herztransplantate mit und
ohne Hyaluronidase wurden unter Verwendung des U-Tests nach Mann-Whitney getestet.
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Um die räumliche Verteilung von HA zu
bestimmen, wurden immunohistochemische Färbungen durchgeführt. Zu
diesem Zweck wurde ein Avidin-Enzym-Biotin-Protein-System verwendet,
hauptsächlich
wie früher beschrieben.
Kurz gesagt wurden in Paraffin eingebettete, 4 μm dicke Schnitte mit Rinderserumalbumin
(10 mg/ml, Fraktion V, Sigma Chemical Co, St. Louis, MO, USA), um
nicht spezifische Bindungsstellen zu blockieren, und danach in 3%
H2O2 in PBS inkubiert,
um die endogene Peroxidase zu hemmen. Nach 2 Std. Inkubation mit
HABP wurde die Schnitte 1 Std. mit ABC Vectastain Reagent (Vector
Laboratories, Burlingame, CA, USA) inkubiert. Schließlich wurden
H2O2 als Substrat
und 3-Amino-9-ethylcarbazol
(AEC) als Elektronendonor zugegeben, woraufhin die Präparate mit
Mayer's Haematoxylin
gegengefärbt
wurden. Die Kontrollschnitte wurden 2 Std. mit Streptomyces-Hyaluronidase
inkubiert. Alle Objektträger
wurden blind bewertet.
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Die in Formalin fixierten Herztransplantate
wurden in Paraffin eingebettet, in 4 μm dicke Schnitten geschnitten
und mit Eosin und Mayer's
Haematoxylin gefärbt.
Alle Objektträger
wurden blind bewertet.
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In den Gewebeschnitten der Herztransplantate
war sechs Tage nach der allogenen Transplantation eine ausgeprägte Zellinfiltration
im erweiterten interstitiellen Raum zu sehen. Die Ansammlung von
Hyaluronan war im zellreichen erweiterter Interstitium zu sehen.
Nach täglicher
intravenöser
Verabreichung von Hyaluronidase war der interstitielle Raum verkleinert
und zellarm und die Färbung
auf Hyaluronan war ziemlich schwach.
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Die Behandlung mit Hyaluronidase
verringerte im vorliegenden Rattenmodell nicht nur die Bildung von Ödemen, sondern
verbesserte auch signifikant die Transplantatüberlebenszeit. So trat bei
unbehandelten Ratten nach 8,3 ± 0,3
Tagen eine Transplantatabstoßung
auf, während
tägliche
intravenöse
Behandlung mit Hyaluronidase die Transplantatüberlebenszeiten um 1,5 Tage
verlängerte
(mittlere Überlebenszeit
9,7 ± 0,5
Tage; p < 0,01).
Es ist bemerkenswert, dass eine so eindrucksvolle Wirkung bei diesem
insgesamt nicht immunsupprimierten System erhalten wurde, wo doch
die Entwicklung der Abstoßung
ein so schneller Vorgang ist.