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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum
Aufbringen von Zug auf ein gebrochenes Bein gemäß dem
Oberbegriff des Anspruchs 1. Die Erfindung betrifft auch ein
Verfahren zur Verwendung der Vorrichtung.
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Beim Leisten von erster Hilfe für eine Person, die ein
angebrochenes oder gebrochenes Bein hat, wie beispielsweise
einen gebrochenen Oberschenkel und/oder unteren Teil des
Beins, unmittelbar am Ort des Unfalls, wird normalerweise
versucht, den gebrochenen Knochen zu begradigen und in seine
ursprüngliche Lage zurückzubringen, und dann wird eine
Schiene angebracht, um den gebrochenen Knochen in seiner
Stellung zu halten, und zwar vor dem Transportieren der
verletzten Person ins Krankenhaus zur weiteren Behandlung.
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Im Fall eines Bruchs des unteren Beins reicht es oft aus, den
gebrochenen Knochen mit Hilfe von Schienen oder ähnlichen
Mitteln zu fixieren. Brüche des unteren Beins und der
Großteil der Oberschenkelbrüche erfordern es jedoch, das Bein
zu strecken durch Anwendung einer geeigneten Streck- oder
Zugkraft auf das Bein zur selben Zeit, zu der die Schiene
angebracht wird, um den Bruch zu fixieren. Sogenannte
Zugstangen oder Strecker werden in solchen Fällen verwendet.
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Solche Zugsvorrichtungen ermöglichen es, Spannung in
Längsrichtung des Beins auf die betroffenen Stellen
aufzubringen. Zug kann auf das Bein mit der Hilfe einer
sogenannten Zugvorrichtung oder Zugstange aufgebracht werden,
und zwar mittels einer Gegendruckvorrichtung oder einer
Haltevorrichtung, welche an dem hinteren Ende der Vorrichtung
vorgesehen ist und welche stützend gegen das Becken der
verletzten Person anliegt, und auch mittels eines
Anbringmittels, welches an dem vorderen oder ersten Ende der
Vorrichtung angeordnet ist und relativ zu dem Fußteil der
verletzten Person wirkt. Es ist festgestellt worden, dass die
Zugkraft, die erforderlich ist, um auf das Bein einer
verletzten Person im Krankenhaus aufzubringen, ohne dem
Patienten Schmerzen zu verursachen, ungefähr 7 bis 10% des
Körpergewichts des Patienten ausmacht, d. h. eine Kraft von
ungefähr 5 bis 10 kp. Der Halteteil des Körpers (das Becken)
und der Vorrichtungsanbringteil (der Fußteil) sind beim
Strecken des Beins gleichen Kräften ausgesetzt. Der
gebrochene Knochen wird durch Zugkräfte gestreckt, welche
über den Fuß der verletzten Person aufgebracht werden, und
durch die Gegendruckkräfte, die auf ihr oder sein Becken
einwirken. Es ist jedoch sehr schwierig, einen
Vorrichtungshaltepunkt zu wählen, an dem kein unangenehmes
Gefühl in Form von physischen Schmerzen oder Taubheit
entsteht.
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Der Großteil der kommerziell erhältlichen Zugvorrichtungen
sind zum Behandeln von nur einem gebrochenen Bein
ausgestaltet. Eine Zugvorrichtung, welche für beide Beine
gleichzeitig verwendet werden kann, kann beide Beine
gleichzeitig strecken und dadurch die Last symmetrisch über
den Körper des Patienten verteilen. Eine solche Vorrichtung
wird auch verwendet, wenn beide Beine gebrochen sind.
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Solche Vorrichtungen verwenden hauptsächlich das Schambein
(die Gabelung) und den Sitzhöcker als Lagerpunkte. Druck
gegen das Schambein verursacht jedoch Unbehagen aufgrund des
Zusammenquetschens der externen Genitalien.
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Eine Vorrichtung gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 ist
aus der US-A-937354 bekannt.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine
verbesserte Vorrichtung für den optimalen Zug eines
gebrochenen Beins zu schaffen, bei der gleichzeitig das
Unbehagen und die Taubheit minimiert werden. Diese Aufgabe
wird gelöst durch die erfindungsgemäße Zugvorrichtung mit den
in den nachfolgenden Ansprüchen beschriebenen Merkmalen.
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Unter anderem hat die erfindungsgemäße Zugvorrichtung die
folgenden Vorteile:
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Aufgrund der erfindungsgemäßen Ausgestaltung der
Vorrichtungshaltemittel/der verzweigten Halterung wird eine
symmetrische und insbesondere wohl ausgewogene
Kraftverteilung erzielt, welche technisch vorteilhaft und
angenehm für den Patienten ist.
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Die verzweigte Halterung ist anatomisch ausgestaltet und
verwendet beide Sitzhöcker des Patienten (Tuber Ossis Ischii)
als Gegendruckpunkt/Haltepunkte. Daher wird die Zug- oder
Streckkraft, die zur Behandlung eines Knochenbruchs notwendig
ist, über die beiden Lagerpunkte oder Lagerflächen verteilt.
Der notwendige Druck wird so über zwei Haltepunkte verteilt,
wobei jeder Haltepunkt nur die Hälfte des Drucks aufzunehmen
braucht, während die aktiven Anstoßflächen der
Haltevorrichtung/verzweigten Halterung anatomisch an die
Gestalt der Sitzhöcker angepasst sind.
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Die verzweigte Halterung hat eine im Wesentlichen
schalenförmige Ausnehmung, welche den Druck gegen die äußeren
Genitalien vermindert. Es gibt daher keinen Druck, welcher
Taubheit verursacht.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung verwendet daher die
Sitzhöcker (Tuber Ossis Ischii) als eine Gegendrucklagerung
anstelle des Schambeins des Patienten, was oft als unangenehm
empfunden wird aufgrund des auf die Genitalien des Patienten
ausgeübten Drucks.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung kann an die
Körpergröße/Beinlänge des zu behandelnden Patienten angepasst
werden. Die gleiche Vorrichtung kann daher für Kinder und
Erwachsene verwendet werden.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung kann bei der Behandlung von
Oberschenkelbrüchen und/oder Brüchen des unteren Beins an
beiden Beinen verwendet werden, sogar wenn beide Beine
gleichzeitig gebrochen sind.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung schafft Raum für das
verletzte Bein, damit es anschwellen kann, sie ist
verlässlich im Gebrauch, und sie ermöglicht es, den Patienten
komfortabel anzuheben, und Röntgenstrahlen können durch sie
hindurchtreten. Die erfindungsgemäße Vorrichtung schafft auch
Raum für zusätzliche Schienen, wie beispielsweise verstärkte
Kissen.
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Die Erfindung hat daher sowohl technische als auch
wirtschaftliche Vorteile.
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Die Erfindung wird nun genau beschrieben mit Bezug auf
beispielhafte Ausführungsformen und auch mit Bezug auf die
begleitenden Zeichnungen, in welchen:
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Fig. 1 eine Röntgenansicht in Perspektive der
erfindungsgemäßen Vorrichtung ist, die an einem
Patienten verwendet wird; und
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Fig. 2 eine perspektivische Ansicht der
Vorrichtungshaltemittel/der verzweigten Halterung
ist.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung 1 beinhaltet eine sogenannte
Zugstange 2, welche an ihrem hinteren Ende ein
Haltemittel/Gegendruckmittel in Form einer verzweigten Stütze
3 hat, und an ihrem vorderen Ende mit Anbringpunkten 4 zum
Anbringen von Streckvorrichtungen 5 versehen ist.
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Die Zugstange 2 kann auf unterschiedliche Längen eingestellt
werden zum Einstellen der Entfernung zwischen der verzweigten
Stütze 3 und den Anbringpunkten 4. Die dargestellte Zugstange
2 beinhaltet zwei Teleskoprohre 10, 11, wobei das äußere
Teleskoprohr 10 einen Rahmen 12 und die verzweigte Stütze 3
trägt. Der Rahmen 12 der dargestellten Ausführungsform ist
länglich und hat einen rechteckigen Querschnitt und
beinhaltet einen oberen Teil 13 der langen Seite, einen
unteren Teil 14 der langen Seite, einen hinteren Teil 15 der
kurzen Seite und einen vorderen Teil 16 der kurzen Seite. Das
äußere Rohr 10 der dargestellten Ausführungsform hat einen
runden Querschnitt und erstreckt sich zwischen der kurzen
Seite 15 und 16 des Rahmens und ist mit dieser kurzen Seite
verbunden.
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Das andere teleskopische Rohr 11 der dargestellten
Ausführungsform hat einen runden Querschnitt und erstreckt
sich in das äußere Rohr 10 durch eine Öffnung 17 in der
kurzen Seite 16 des Rahmens für eine teleskopische
Zusammenarbeit mit dem äußeren Rohr 10. Das äußere Rohr 10
und das innere Rohr 11 sind daher von einer Gestalt und
Größe, welche es ermöglicht, dass ein Rohr sich bezüglich des
anderen teleskopisch bewegt. Das vordere Ende 18 des inneren
Rohrs 11 trägt ein Ankermittel in Form eines
Befestigungsbügels 19, welcher Anbringpunkte 4 für die
Anbringung von zwei Streckbändern oder Knöchelbändern 5 und
ähnlichen Streckvorrichtungen hat.
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Die Zugstange 2 aus den Teleskoprohren 10 und 11 kann auf
unterschiedliche Längen angepasst werden, um so die Länge der
Vorrichtung 1 an die Beinlänge des Patienten anzupassen.
Diese Anpassung der Länge der Zugvorrichtung 1 kann
beispielsweise dadurch erzielt werden, dass das äußere Rohr
10 mit einer Anzahl von Öffnungen 20 versehen ist und das
innere Rohr 11 mit einer federvorgespannten Kugel (nicht
dargestellt), welche in eine ausgewählte Öffnung 20
eingreifen kann, so dass das äußere und das innere Rohr
gegeneinander verriegelt werden. Selbstverständlich kann die
federvorgespannte Kugel durch einen Verriegelungsstift oder
ähnliches ersetzt werden.
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Der Rahmen 12 trägt eine untere Haltestange 26, welche
vorzugsweise um einen Schwenkpunkt 25 schwenkbar ist und in
eine inaktive Position geschwenkt werden kann, in welcher sie
unterhalb des Rahmenteils 14 angeordnet ist, und sie kann
herausgeschwungen werden in eine Gebrauchsposition, in
welcher die Stange sich quer zu dem Rahmenteil 14 erstreckt,
wie in Fig. 1 dargestellt.
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Die Zugstange 2 trägt an ihrem hinteren Ende eine
erfindungsgemäße Haltevorrichtung in Form einer verzweigten
Stütze 3. Die verzweigte Stütze 3 beinhaltet einen unteren
Teil 30, welcher eine sich in Längsrichtung erstreckende Nut
oder einen Kanal 31 aufweist. Die Gestalt und Größe der Nut
31 stimmt mit der Gestalt und Größe der kurzen Seite 15 des
Rahmens überein, wobei die verzweigte Stütze 3 durch Kleben
oder Schrauben mit dem Rahmen 12 verbunden werden kann. Wenn
gewünscht, kann der Querschnitt der Nut 31 kleiner als der
Querschnitt des Rahmenteils 15 sein, so dass die verzweigte
Stütze 3 an den Rahmen 15 angepresst werden kann.
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Die verzweigte Stütze 3 hat zwei schräg und nach außen
vorstehende Schenkel 32 und 33, welche zwischen sich einen
Winkel A von ungefähr 90º definieren, wodurch eine Ausnehmung
34 in Form eines V durch die Schenkel 32 und 33 definiert
wird. Der Schenkel 32 ist abgeschlossen durch eine
Anschlagfläche 35, und der Schenkel 33 ist beendet durch eine
Anschlagfläche 36. Der Winkel, in welchem die Anschlagflächen
35 und 36 geneigt sind, und die Größe der Anschlagflächen
sind angepasst für eine effektive Zusammenwirkung mit den
Sitzhöckern (Tuber Ossis Ischii) 80 von kleinen und großen
Leuten. Fig. 1 zeigt schematisch diese Zusammenwirkung der
verzweigten Stütze mit den Sitzhöckern 80. Der untere Teil 30
der verzweigten Stütze erstreckt sich im Wesentlichen
rechtwinklig zu der gemeinsamen Ebene der Schenkel des V am
Verzweigungspunkt der Schenkel.
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Bei der Behandlung einer Person vor Ort, welche unter einem
gebrochenen Oberschenkel 81 leidet, wird die erfindungsgemäße
Zugvorrichtung 1 verwendet und funktioniert wie folgt:
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Die Zugvorrichtung 1 wird zwischen die Beine des Patienten 82
und 83 angeordnet, so dass die Anschlagflächen 35 und 36 an
den Sitzhöckern 80 ruhen. Die untere Halterung 26 ist in ihre
Gebrauchsstellung ausgeschwenkt (Fig. 1), und die Länge der
Zugstange 2 wird an die Länge der Beine des Patienten
angepasst. Die Füße 84 und 85 des Patienten werden dann
verankert mittels der Streckbänder 5, welche an den
Anbringpunkten 4 des Anbringbügels 19 befestigt sind, und
anschließend werden die Bänder festgezogen, bis die
gewünschte Zugkraft in beiden Beinen 82 und 83 erreicht ist,
um so die gewünschte Zugkraft auf den Bruch 81 auszuüben.
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Der gebrochene Knochen oder die gebrochenen Knochen des
Patienten können gerichtet werden mit der Hilfe eines
verstärkten Schienenkissens 90, welches mit Hilfe von
Befestigungsriemen 91 angebracht werden kann, welche auch an
der Vorrichtung 1 verankert sein können, wie in Fig. 1
dargestellt. Wenn der Patient bewegt werden soll, kann der
untere Teil des Körpers des Patienten angehoben werden durch
Ergreifen des oberen Teils 13 des Rahmens, wobei die Beine
des Patienten auf der unteren Halterung 26 ruhen. Der Patient
kann dann beispielsweise zu einem Krankenhaus befördert
werden.
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Durch Aufbringen von Zug auf beide Beine 82, 83 mittels der
Fußstreifen oder Streckstreifen 5 teilen sich beide
Sitzhöcker 80 die Reaktionskräfte, die dadurch erzeugt
werden, wobei die Genitalien des Patienten in der Ausnehmung
34 der verzweigten Stütze 3 angeordnet sind und daher vor
unerwünschtem Druck geschützt. Eine nachträgliche Anpassung
der Zugkraft kann auch ausgeführt werden.
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Selbstverständlich kann die erfindungsgemäße Vorrichtung 1
auch effektiv verwendet werden, um doppelte Brüche des
Unterschenkels und/oder des Oberschenkels zu behandeln, wobei
die Anwendung von Schienen auf den gebrochenen Bereich und
das Strecken dieser Bereiche angepasst werden, um den
ausschlaggebenden Umständen zu entsprechen, wobei es
notwendig sein kann, beispielsweise mehrere verstärkte
Schienenkissen zu verwenden.
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In einer einfachen Ausgestaltung der Erfindung braucht die
erfindungsgemäße Vorrichtung nur eine einzige Zugstange 2 zu
umfassen, die nicht teleskopisch zu sein braucht, wobei das
hintere Ende der Zugstange eine erfindungsgemäße verzweigte
Stütze 3 trägt, deren unterer Teil 30 zur Anbringung an die
Zugstange ausgebildet ist, und wobei die Zugstange an ihrem
vorderen Ende einen oder mehrere Anbringpunkte 4 zur
Anbringung der Streckbänder 5 zum Zusammenwirken mit den
Füßen oder Unterschenkeln des Patienten trägt.
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Selbstverständlich kann die Zugstange 2 auf verschiedene
Arten und Weisen ausgestaltet sein, und sie braucht nicht
teleskopisch zu sein, aber sie kann einstellbar bezüglich
ihrer Länge in anderer Art und Weise ausgestaltet sein.
Beispielsweise können anstelle der Verwendung einer in der
Länge einstellbaren Zugstange auch mehrere unterschiedliche
Anbringpunkte oder bewegliche Anbringpunkte vorgesehen sein
für die Streckvorrichtungen 5. Die Ausgestaltung des
Anbringbügels 19 kann verändert werden, um die Verwendung
eines einzigen Anbringpunkts beispielsweise zu ermöglichen.
Der Rahmen 12 und die untere Halterung 26 können weggelassen
oder anders ausgestaltet werden.
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Selbstverständlich kann auch die verzweigte Stütze 3
verändert werden, während die Anschlagflächen 35, 36 und die
durch die Schenkel 32, 33 definierte Ausnehmung 34
zurückbehalten werden. Die Anschlagflächen 35 und 36 können
flach oder leicht gekrümmt sein. Der untere Teil 30 kann auch
anderes als dargestellt ausgestaltet sein.
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Die verzweigte Stütze 3 kann aus Plastik bestehen, und die
restlichen Teile der Vorrichtung 1 können beispielsweise aus
Metall sein, obwohl selbstverständlich die verzweigte Stütze
und die Zugvorrichtung aus jedem geeigneten Material bestehen
können.
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Die Streckvorrichtungen 5 können aus Plastik oder Textil
bestehen und geeignete Streckelemente und/oder sogenannte
Klettverschlüsse, wie Velcro-Verschlüsse, beinhalten.
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Selbstverständlich braucht ein unbeschädigtes Bein nicht
solchen Zugkräften ausgesetzt zu sein wie ein gebrochenes
Bein, wenn die erfindungsgemäße Vorrichtung verwendet wird.
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Außerdem kann selbstverständlich die teleskopische
Rohranordnung eine eingebaute Federwirkung haben, welche das
anschließende Festziehen der Streckbänder erleichtert.
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Daher ist es selbstverständlich, dass die Erfindung nicht auf
die dargestellten und beschriebenen beispielhaften
Ausführungsformen begrenzt ist und dass Veränderungen und
Modifikationen innerhalb des Bereichs der folgenden Ansprüche
ausgeführt werden können.