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Die vorliegende Erfindung betrifft Zwei- oder Mehrstärken-
Kontaktlinsen.
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Die Linse dieses Typs wird beim Nachuntenschauen zum Nahsehen
vom unteren Augenlid auf der Hornhaut nach oben verschoben und
bewegt sich aufgrund der Schwerkraft beim Nachobenschauen zum
Weitsehen wieder zurück. Diese Verschiebungsbewegung der Linse
in bezug auf die Pupille ist erforderlich, damit sich die
Pupille zum Weitsehen hinter dem oberen Teil der Linse und zum
Nahsehen hinter dem unteren Teil der Linse befindet.
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Ein Hauptproblem, das bei diesen Linsen auftritt, besteht in
der Stabilität ihrer Winkelausrichtung, durch die die Linse
nach bewußter Verschiebung oder durch unfreiwilliges Zwinkern
bewirkter Verschiebung automatisch in ihre erforderliche
Ausrichtung zurückkehrt, bei der die Weitseh-Hälfte der Linse
tatsächlich die obere Hälfte ist unddie Nahseh-Hälfte der
Linse die untere Hälfte, wobei die Grenzlinie zwischen den
beiden Hälften eine im wesentlichen horizontale Ausrichtung
hat.
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Bei Linsen nach dem Stand der Technik ist versucht worden,
dieses Problem zu lösen, indem die untere Hälfte der Linse
sehr viel schwerer ausgeführt wurde und so als Ballast wirkte
und die Unterkante der Linse abgeschnitten wurde. Während die
allgemeine Ausrichtung der sich bewegenden Linse durch den
unteren Ballastteil erleichtert wurde, war die Endausrichtung
Aufgabe des flachen Kantenbereiches, der durch den Abschnitt
erzeugt wurde, wobei dieser Abschnitt, wenn er mit dem unteren
Augenlid in Kontakt kam, genaue Ausrichtung herstellen sollte.
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Diese Linsen erwiesen sich vor allem aufgrund ihres zu hohen
Gewichtes und Volumens als sehr unbequem, und ein großer Teil
der Patienten konnte sie nicht verwenden oder hatte, wenn er
sie trug, keinen Vorteil davon.
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US-A-4,211,476 offenbart eine Kontaktlinse, die mit einer
Öffnung bzw. einem Loch im Umfangsabschnitt der Linse versehen
ist. Diese Öffnung bzw. dieses Loch bewirkt örtliche
Verformung des Tränenfilms, so daß die daraus resultierenden
Oberflächenspannungskräfte das Drehen der Linse verhindern.
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Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, eine
Zwei- oder Hehrstärken-Kontaktlinse zu schaffen, die in allen
praktischen Belangen nicht schwerer ist als eine herkömmliche
Einstärken-Kontaktlinse, die sich bequem tragen läßt und die
Verschiebung ermöglicht, die für zufriedenstellendes
Wechselsehen erforderlich ist.
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Gemäß der Erfindung wird dies erreicht, indem eine
Mehrstärken-Kontaktlinse geschaffen wird, die eine Rückfläche umfaßt,
die so geformt ist, daß sie auf einen Tränenfilm schwimmt, der
die Hornhaut des Benutzers bedeckt, und eine Vorderfläche, die
aus wenigstens zwei aneinandergrenzenden Flächensegmenten
besteht, wobei ein oberes Flächensegment optisch so geformt ist,
daß es dem Weitsehen dient, und ein unteres Flächensegment
optisch so geformt ist, daß es dem Nahsehen dient, dadurch
gekennzeichnet, daß in wenigstens einem Umfangsbereich der Linse
wenigstens eine Aussparung vorhanden ist, die eine bevorzugte
Austrittsöffnung für Teile des Tränenfilms bildet, die
verschoben werden, wenn die Kontaktlinse auf der Hornhaut des
Benutzers nach unten gleitet, so daß im wesentlichen Drehung der
Kontaktlinse während der Verschiebung verhindert wird und die
Verschiebung optimiert wird.
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Die Erfindung wird im folgenden im Zusammenhang mit bestimmten
bevorzugten Ausführungen unter Bezugnahme auf die folgenden
veranschaulichenden Figuren beschrieben, so daß sie besser
verständlich wird.
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Unter spezieller Bezugnahme auf die Figuren im einzelnen ist
zu betonen, daß die Einzelheiten lediglich als Beispiel und
zum Zweck der veranschaulichenden Erläuterung der bevorzugten
Ausführungen der vorliegenden Erfindung dargestellt sind und
im Rahmen dessen präsentiert werden, was als sinnvollste und
am einfachsten zu verstehende Beschreibung der Prinzipien und
konzeptionellen Aspekte der Erfindung angesehen wird. In
diesem Zusammenhang werden keine strukturellen Einzelheiten der
Erfindung detaillierter dargestellt als dies für ein
grundlegendes Verständnis der Erfindung erforderlich ist, wobei die
Beschreibung im Zusammenhang mit den Zeichnungen dem Fachmann
verdeutlicht, wie die verschiedenen Formen der Erfindung in
der Praxis ausgeführt werden können.
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Bei den Zeichnungen sind:
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Fig. 1 eine Vorderansicht einer ersten Ausführung der
Kontaktlinse gemäß der Erfindung;
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Fig. 2 eine Schnittansicht der Linse in Fig. 1;
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Fig. 3 eine Vorderansicht einer zweiten Ausführung der
Kontaktlinse;
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Fig. 4 eine Schnittansicht der Linse in Fig. 3;
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Fig. 5 eine Vorderansicht einer dritten Ausführung der
Kontaktlinse;
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Fig. 6 eine Schnittansicht der Linse in Fig. 5;
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Fig. 7 eine schematische Darstellung der Positionen der Linse
und der Pupille beim Weitsehen zueinander;
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Fig. 8 eine ähnliche Darstellung für das Nahsehen, und
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Fig. 9 eine Darstellung einer anderen Form der
Tränenaustrittsöffnung.
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In den Figuren ist in Fig. 1 und 2 eine
Zweistärken-Kontaktlinse gemäß der Erfindung zu sehen. Während die Rückfläche 2
von herkömmlicher Art ist, d.h. entweder kugelförmig oder eine
Rotationsfläche eines Kegelschnitts oder einer Kombination von
Kegelschnitten, besteht die Vorderfläche aus zwei
aneinandergrenzenden Segmenten: einem oberen Segment 6, das optisch so
geformt ist, daß es dem Weitsehen dient, und einem unteren
Segment 8, das optisch so geformt ist, daß es dem Nahsehen
dient. Zwei begrenzte, optisch nicht aktive Umfangsbereiche 10
mit unterschiedlicher Krümmung dienen lediglich dazu, den
oberen und den unteren Rand 12 der Linse zu verschmälern und den
Absatz zu verringern, auf den zwinkernde Augenlider
auftreffen. Fig. 2 zeigt des weiteren den Krümmungsradius R des
Weitseh-Segmentes 6 und den Krümmungsradius r des Nahseh-Segmentes
8. Die unterbrochene Linie im oberen Teil der Linse zeigt die
originalfläche des Segmentes 8 an, die bearbeitet wurde, um
das Segment herzustellen. Das Entfernen von Material bei
diesem Vorgang bewirkt, daß der Schwerpunkt der Linse unter ihren
geometrischen Mittelpunkt c verschoben wurde, was zur
Richtungsstabilität der Linse beiträgt.
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An der Oberseite der Linse ist eine schmale Einkerbung 16 zu
sehen, die, wie weiter unten erläutert wird, dazu dient, die
Linse in ihrer richtigen Stellung zu halten, in der das
Weitseh-Segment 6 das obere Segment ist, das Nahseh-Segment 8 das
untere Segment ist und der Linsendurchmesser, der durch die
Einkerbung 16 hindurchverläuft, im wesentlichen vertikal ist.
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Fig. 3 und 4 zeigen eine weitere Ausführung der Zweistärken-
Kontaktlinse gemäß der Erfindung. Bei dieser Ausführung
erstreckt sich das Weitseh-Segment 6 über einen weiteren Winkel
(und ermöglicht so ein weiteres Fernsehfeld) und schneidet das
Nahseh-Segment 8 an der in Fig. 3 zu sehenden, im wesentlichen
horizontalen Linie 13. Die Schnittansicht in Fig. 4 ist analog
zu der Ansicht in Fig. 2.
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Die in Fig. 5 und 6 dargestellte Zweistärken-Kontaktlinse
unterscheidet sich von der in Fig. 1 und 3 dargestellten
dahingehend, daß der übergang von einem Segment zum anderen die
Form eines Absatzes 14 hat, der wie in Fig. 6 dargestellt
aufgebaut ist, der jedoch auch eine abgeschrägte Phase oder eine
Hohlkehle sein kann. Das Nahseh-Segment 8 ist, wie in Fig. 6
dargestellt, dicker und daher schwerer als das Weitseh-Segment
6, so daß der Schwerpunkt der Linse unter ihrem geometrischen
Mittelpunkt C liegt, was zur Ausrichtungsstabilität der Linse
beiträgt, auch wenn sich der Absatz 14 in ihrem
Mitteldurchmesser befindet. Um die Stabilität weiter zu verbessern, kann
der Absatz 14, wie in Fig. 5 und 6 dargestellt, über dem
Mittelpunkt C angeordnet sein.
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Der Mechanismus des Zweistärken-Wechselsehens wird anhand von
Fig. 7 und 8 erläutert, wobei der Buchstabe P die Pupille
kennzeichnet und LL das untere Augenlid kennzeichnet.
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Fig. 7 stellt die Position von Pupille und Linse zum Weitsehen
zueinander dar, und Fig. 8 zeigt gleiches für das Nahsehen. In
beiden Situationen liegt die Linse nicht auf dem unteren
Augenlid LL auf, sondern darunter, im sogenannten
Konjunktivalsack, wobei der Linsendurchmesser so ist, daß sich die Pupille
beim geraden Sehen nach vorn in die Ferne, wie in Fig. 7
dargestellt, innerhalb bzw. hinter dem Weitseh-Segment 6
befindet. Wenn der Benutzer jetzt nach unten blickt, kann die Linse
der Abwärtsbewegung der Hornhaut nicht folgen, da sie sich,
wie oben erwähnt, im Konjunktivalsack befindet. Daher bewegen
sich die Hornhaut und mit ihr die Pupille P an einer
stationären Linse, bis sich die Pupille vollständig hinter dem Nahseh-
Segment 8 der Linse befindet, wie dies in Fig. 8 dargestellt
ist.
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Die Bewegung der Linse in bezug auf die Hornhaut und die
Pupille, sei sie nun relativ oder absolut, wird
Linsenverschiebung genannt und findet in verschiedenen Situationen statt:
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1) Beim Zwinkern wird die Linse je nach dem Augenliddruck
durch das obere Augenlid nach oben gezogen, wenn sich
letzteres beim Zwinkern öffnet, und rutscht durch die
Schwerkraft auf der Hornhaut nach unten, wenn das Augenlid die
Öffnungsbewegung abgeschlossen hat.
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2) Beim Übergang von der Weitseh-Position zu der Nahseh-
Position, wie dies oben erläutert wurde.
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3) Beim Übergang von der Nahseh-Position zu der
Weitseh-Position, wenn die Linse zunächst durch die nach oben blickende
Hornhaut mitgezogen wird und dann durch die Schwerkraft in
ihre Ruhestellung hinter dem unteren Augenlid LL gleiten
muß, so daß sich die Pupille P hinter dem Weitseh-Segment 6
befindet.
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Während dieser Gleitvorgänge kommt es bei Zweistärkenlinsen
nach dem Stand der Technik häufig zur Winkelverschiebung, und
dabei übt die obenerwähnte Einkerbung 16 bei den vorliegenden
Linsen ihre Stabilisierungs- und Aufrichtwirkung aus.
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Die Linse ist nicht in direktem Kontakt mit der Hornhaut,
sondem schwimmt auf einem sehr dünnen Film von Tränen, der sich
zwischen der Hornhaut und der Linsenrückfläche 2 befindet. Die
Einkerbung 16 dient als bevorzugte Austrittsöffnung für Teile
des Tränenfilms, die verschoben werden, wenn die Linse auf der
Hornhaut gleitet. Der Tränenstrom durch diese Öffnung hindurch
erzeugt seitliche Kraftkomponenten, die auf die Seitenwände
der Einkerbung 16 wirken. Diese seitlichen Komponenten heben
einander auf, wenn die Gleitrichtung und die Richtung der
Kerben 16 zusammenfallen, erzeugen jedoch ein Aufrichtmoment,
wenn diese Richtungen nicht zusammenfallen. Daher wirken, wenn
die Linse zum Beginn ihrer Gleitverschiebung (die aufgrund der
Schwerkraft in einer im wesentlichen vertikalen Richtung
stattfindet) winklig um beispielsweise 30º im Uhrzeigersinn
verschoben wird, die durch die Einkerbung 16 austretenden
Tränen auf die linke Wand der Einkerbung 16 und bewirken, daß
sich die Linse um 30º entgegen dem Uhrzeigersinn dreht, wobei
an diesem Punkt das Aufrichtmornent aufgrund der nunmehr
erreichten übereinstimmung der Gleitrichtung und der Richtung
der Einkerbung 16 Null wird. Letztere bewirkt darüber hinaus
eine Verbesserung und Optimierung, beispielsweise Maximierung,
der Gleitverschiebung.
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Eine andere mögliche Form der Austrittsöffnung ist in Fig. 9
dargestellt, wobei sie die Form einer Nut 18 hat, die in der
Rückfläche 2 vorhanden ist. Der Effekt ist der gleiche wie bei
der Einkerbung 16. Es ist auch möglich, mehr als eine
Austrittsöffnung anzubringen, sei dies nun eine Einkerbung oder
eine Nut. In diesem Fall müssen die Austrittsöffnungen
symmetrisch zur vertikalen Mittellinie der Linse angeordnet werden.
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Es ist auch möglich&sub1; das Nahseh-Segment 8 mit zwei oder mehr
Bereichen unterschiedlicher Brechkraft zu versehen, um darüber
hinaus das Sehen auf mittlere Entfernung in dem Bereich oder
Bereichen in der Nähe des übergangs zwischen den beiden
Segmenten 6, 8 zu schaffen.
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Weiterhin ist vorgesehen, wenigstens das Nahseh-Segement so
aufzubauen, daß es veränderliche Kraft für erweiterte
Mehrfachstärke hat.
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Es liegt auf der Hand, daß der in dieser Patentbeschreibung
verwendete Begriff "Mehrstärken" auch "Zweistärken"
beinhaltet.