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I. Gebiet
der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung betrifft
endotheliale Selectin-Liganden. Ferner betrifft die Erfindung Verfahren
und Mittel zur Herstellung dieser Liganden sowie dafür kodierende
Nucleinsäuren.
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II. Beschreibung des Stands
der Technik
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Lymphozyten sind Mediatoren normaler
Gewebeentzündungen
sowie pathologischer Gewebeschädigungen,
die bei rheumatoider Arthritis und anderen Autoimmunerkrankungen
auftreten. Um das antigene Repertoire des Immunsystems voll auszunützen, haben
Wirbeltiere einen Mechanismus zur Verteilung von Lymphozyten mit
unterschiedlichen antigenen Spezifitäten auf räumlich verschiedene Regionen
des Organismus entwickelt (E. C. Butcher, Curr. Top. Micro. Immunol.,
Bd. 128 (1986), S. 85; Gallatin et al., Cell, Bd. 44 (1986), S.
673; Woodruff et al., Immunol. Today, Bd. 10 (1989), S. 23; Yednock
et al., Adv. Immunol., Bd. 44 (1989), S. 313).
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Dieser Mechanismus beinhaltet die
kontinuierliche Kreislaufführung
der Lymphozyten zwischen dem Blut, wo die Zellen den höchsten Beweglichkeitsgrad
haben, und den lymphoiden Organen, wo die Lymphozyten auf sequestrierte
und prozessierte Antigene treffen.
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Man weiß seit einiger Zeit, dass die
Wanderung von Lymphozyten aus dem Blut in sekundäre lymphoide Organe, wie Lymphknoten
(LN) und Peyer-Plaques am Darm (PP) durch eine adhäsive Wechselwirkung mit
den spezialisierten Endothelzellen von hohen Endothelvenolen ("high endothelial
venules", HEV) eingeleitet
wird (Berg et al., Immunol. Rev., Bd. 108 (1989), S. 5; Duijvestijn
und Hamann, Immunol. Today, Bd. 10 (1989), S. 23; Woodruff et al.,
Annu. Rev. Immunol., Bd. 5 (1987), S. 201; Yednock und Rosen, Adv.
Immunol., Bd. 44 (1989), S. 313; Stoolman, Cell, Bd. 56 (1989),
S. 907). Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass die Lymphoidorgan-selektive
Wanderung oder "Heimkehr" von Lymphozyten
großenteils
durch eine organspezifische Bindung von Lymphozyten an HEV festgelegt
wird (Butcher (1986), a.a.O.). Ihrer Funktion nach werden die mit Lymphozyten
assoziierten Moleküle,
die der organselektiven Wechselwirkung mit HEV unterliegen, als "Heimkehr-Rezeptoren" ("homing receptors") bezeichnet, während die
verwandten Endothelmoleküle
als "HEV-Liganden" bekannt sind (Gallatin
et al., (1986), a.a.O.; Rosen, Curr. Opin. Cell. Biol., Bd. 1 (1989),
S. 913). Für die
endothelialen HEV-Liganden wird angenommen, dass sie für die verschiedenen
Lymphoidorgane unterschiedlich sind. Man nimmt an, dass sie als
solche für
die Regulierung der Lymphozytenpopulationen, die in jede Klasse
von Lymphoidorganen gelangen, verantwortlich sind (Butcher, Am.
J. Pathol., Bd. 136 (1990), S. 3). Eine Charakterisierung der detaillierten
molekularen Mechanismen, die der Lymphozytenwanderung zugrunde liegen,
ist sowohl vom wissenschaftlichen als auch vom klinischen Standpunkt
aus von Interesse, da ähnliche
Adhäsionsvorgänge sowohl
bei normalen als auch bei pathogenen Formen von Leukozytenentzündungen
beteiligt sein können
(Watson et al., Nature, Bd. 349 (1991), S. 164–167).
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Unter den Homing-Rezeptoren am gründlichsten
untersucht ist ein Rezeptor, der ursprünglich als peripherer Lymphknoten-Homing-Rezeptor
(pnHR) bezeichnet wurde. Dieser Rezeptor wurde zunächst im
murinen System durch den monoklonalen MEL-14-Antikörper (mAb)
definiert, einen Antikörper,
von dem festgestellt wurde, dass er ein Leukozyten-Oberflächenantigen
von etwa 90 kD (als gpgOMEL bezeichnet)
erkennt (Gallatin et al., Nature, Bd. 303 (1983), S. 30). Es wurde
festgestellt, dass dieser Antikörper
die Lymphozyten-Adhäsion
an HEV von peripheren und mesenterischen Lymphknoten beim in vitro-Haftungstest
gemäß Stamper-Woodruff
blockiert und in vivo die Wanderung in Lymphknoten verhindert. Eine
Heimkehrfunktion von gp90MEL wurde zweifelsfrei
dadurch nachgewiesen, dass mit einem Detergens solubilisierte und
lösliche
rekombinante Formen des Rezeptors selektiv adhäsive Stellen von Lymphozyten
an LN, aber nicht die an PP-HEV
blockieren können
(Geoffroy und Rosen, J. Cell. Biol., Bd. 109 (1989), S. 2463).
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Durch molekulares Klonieren von cDNAs,
die für
murine und humane gp90MEL-Rezeptoren kodieren, ergab
sich ein Transmembranprotein mit einer Lectin-Domäne vom Calciumtyp
(C-Typ) an seinem extrazellulären
Aminoterminus, gefolgt von einem EGF-Motiv, zwei regulatorischen
Komplementmotiven (verwandt mit den in Proteinen gefundenen Motiven
mit Komplementbindungsaktivität),
einer Transmembran-Domäne
und einem kurzen Zytosolschwanz (Lasky et al., Cell, Bd. 56 (1989),
S. 1045; Siegelman et al., Science (Washington, D. C.), Bd. 243
(1989), S. 1165; Siegelman et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Bd.
86 (1989), S. 5562; Tedder et al., J. Exp. Med., Bd. 170(1) (1989),
S. 123; Tedder et al., J. Immunol., Bd. 144 (1989), S. 532; Bowen et
al., J. Cell. Biol., Bd. 109 (1989), S. 421; Camerini et al., Nature,
Bd. 342 (6245) (1989), S. 78; US-SN 315 015, Anmeldetag 23. Februar
1989; WO-91/08298, veröffentlicht
am 13. Juni 1991).
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Andere Arbeitsgruppen identifizierten
ein weiteres Molekül
in Verbindung mit der Neutrophilenadhäsion. Es wurde vorgeschlagen,
dass dieses Molekül
mit der Bezeichnung endotheliales Leukozyten-Adhäsionsmolekül ELAM-1, ein induzierbares
Adhäsionsmolekül darstellt,
dessen Rolle darin besteht, die Haftung von Neutrophilen an venolären Endothelzellen
neben Entzündungsstellen
zu vermitteln (Bevilacqua et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Bd.
84, (1989), S. 9238; Hession et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA,
Bd. 87(5) (1990), S. 1673).
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Untersuchungen der in den alpha-Körnchen von
Blutplättchen
enthaltenen Proteine führten
zur Entdeckung eines weiteren Haftungsmoleküls mit den unterschiedlichen
Bezeichnungen granuläres
Membranprotein 140 (GMP-140), von der Blutplättchenaktivierung abhängiges,
granuläres,
externes Membranprotein (PADGEM) oder CD62 (McEver et al., J. Biol.
Chem., Bd. 259 (1984), S. 9799; Bonfanti et al., Blood, Bd. 73 (1989), S.
1109; Hattori et al., J. Biol. Chem., Bd. 264 (14) (1989), S. 7768).
Die cDNA-Sequenz, die für
diesen Rezeptor kodiert, wurde von Johnston et al. bestimmt (Cell,
Bd. 56 (1989), S. 1033).
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Ein Vergleich ihrer Aminosäuresequenzen
ergab, dass diese drei Haftmoleküle
in sehr auffälliger
und zwingender Weise miteinander verwandt sind. Ihre gemeinsame
Mosaikstruktur besteht aus einem calciumabhängigen Lectin- oder Kohlenhydrat-bindenden
Motiv, einem epidermalen, Wachstumsfaktor-ähnlichen (EGF) Motiv und einer
unterschiedlichen Anzahl eines regulatorischen Komplement-Motivs (CR). Die
geordnete Verbindung dieser Motive hat zu der Bezeichnung LEC-CAM (Lectin Egf Complement
Regulatory-Cell Adhesion Molecule) für diese neue Familie von endothelialen
Leukozyten-Zellhaftmolekülen
geführt
(Stoolman, Cell, Bd. 56 (1989), S. 907). Alternativ wurde diese
Familie mit der Bezeichnung "Selectin" bezeichnet (Bevilacqua
et al., Science, Bd. 243 (1989), S. 1160; Geng et al., Nature, Bd.
343 (1990), S. 757).
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Die drei Mitglieder der LEC-CAM-
oder Selectin-Familie von Zellhaftmolekülen sind: L-Selectin (auch bekannt
als peripherer Lymphknoten-Homing-Rezeptor (pnHR), LEC-CAM-1, LAM-1,
gp90MEL, gp100MEL gp110MEL, MEL-14-Antigen, Leu-8-Antigen, TQ-1-Antigen,
DREG-Antigen), E-Selectin (LEC-CAM-2, LECAM-2, ELAM-1) und P-Selectin
(LEC-CAM-3, LECAM-3, GMP-140, PADGEM). Diese Rezeptoren werden nachstehend
als "Selectine" bezeichnet. Die
Strukturen der Mitglieder der Selectinfamilie und die dafür kodierenden
Gene sind in den 1 bzw.
2 dargestellt. Der Befund, dass einfache monomere Zucker, wie Mannose-6-phosphat (M6P) und
Fructose-1-phosphat, die Wechselwirkungen von murinen und humanen
Lymphozyten mit HEV von peripheren Lymphknoten (pln) blockieren
können
(Stoolman et al., J. Cell Biol., Bd. 96 (1983), S. 722; Stoolman
et al., J. Cell Biol., Bd. 99 (1984), S. 1535; Stoolman et al.,
Blood, Bd. 70 (1987), S. 1842), ließen darauf schließen, dass
der durch L-Selectin erkannte endotheliale Ligand eine Kohlenhydratbasis
aufweist. In einer Reihe von Versuchen zeigten Rosen et al., dass
die Homing-Rezeptor-abhängige
Bindung von Lymphozyten an pln-HEV durch in vitro- oder in vivo-Behandlung
mit Sialidasen von breitem Wirkungsspektrum beseitigt wurde (Rosen
et al., Science (Washington, D. C.), Bd. 228 (1985), S. 1005; Rosen
et al., J. Immunol., Bd. 142 (1989), S. 1895). Da dieses Enzym selektiv
terminale Sialinsäurereste
von Oligosacchariden entfernt, deuteten diese Ergebnisse stark darauf
hin, dass Sialinsäure
ein kritisches Element für
die Erkennung darstellt.
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Die Natur der endothelialen Moleküle, die
von L-Selectin erkannt werden, wurde anschließend mit einer besonderen rekombinanten
Chimäre,
die aus der extrazellulären
Domäne
von L-Selectin in Verbindung mit den CH2- und CH3-Gelenkregionen der
schweren humanen IgG1-Kette besteht, sondiert (vergl. WO 91/08298,
veröffentlicht
am 13. Juni 1991 für
die Chimäre
und Watson et al., .J. Cell Biol., Bd. 110 (1990), S. 2221, für die Verwendung
als Sonde für
adhäsive
Liganden von hohen endothelialen Lymphknoten-Venolen). Ursprüngliche
Untersuchungen mit dieser sogenannten Rezeptor-Immunoglobulin-Chimäre zeigten,
dass sie sich bei Zellblockierungsversuchen und immunohistochemischen
Versuchen an peripheren und mesenterischen Lymphknoten-spezifischen
HEV-Liganden anhaften konnte (Watson et al., (1990), a.a.O.). Die
immunohistochemische Erkennung dieses HEV-Liganden wurde durch Behandlung von
Lymplhknotenschnitten mit Sialidase beseitigt, was darauf schließen lässt, dass
eine Komponente des durch L-Selectin erkannten Kohlenhydrats eine
sialinsäureartige
Beschaffenheit aufwies und die Bedeutung der Lectin-Domäne in der
durch L-Selectin vermittelten Haftung weiter unterstrich (Rosen
et al., Science (Washington, D. C.), Bd. 228 (1985), S. 1005–1007; Rosen
et al., (1989), a.a.O.; und True et al., J. Cell Biol., Bd. 11 (1990),
S. 2757-2764). Diese Ergebnisse
belegten die Spezifität
der L-Selectin-Immunoglobulin-Chimäre für den pln-HEV-Liganden
und bestätigten,
dass der Ligand Kohlenhydratreste exprimiert, die für die durch
den Homing-Rezeptor vermittelte Zellhaftung wesentlich sind.
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Eine neue Reihe von Untersuchungen
bestätigte,
dass der E-Selectin-Ligand ebenfalls einen Kohlenhydratcharakter
aufweist. Mehrere Laboratorien, die sehr unterschiedlich vorgingen,
kamen zu dem Schluss, dass ein E-Selectin-Ligand ein Kohlenhydrat
darstellt, das als Sialyl-LewisX (sLex)
bekannt ist, oder eine eng verwandte Struktur aufweist, die als
CD65 oder VIM-2 bekannt ist (NeuAca2-3Galb-1-4(Fuca1-3)GlcNAcb1). Lowe et al. (Cell,
Bd. 63 (1990), S. 475) transfizierten nichtmyeloide Zellen mit einer
1,3/4-Fucosyltransferase und erzeugten eine Ligandenaktivität für E-Selectin,
die mit der Expression der Slex-Determinante in Wechselbeziehung
stand. Goeltz et al. (Cell, Bd. 63 (6) (1990), S. 1349 identifizierte
und klonierte eine 1,3-Fucosyltransferase, die an der Synthese des
tatsächlichen
ELAM-1-Liganden in myeloiden Zellen beteiligt war. In direkterer
Vorgehensweise konnten Philips et al. (Science, Bd. 250 (4984) (1990),
S. 1130 und Walz et al. (Science, Bd. 250 (4984) (1990), S. 1132
eine Hemmung der von E-Selectin abhängigen Haftung entweder mit Slex
enthaltenden Glycokonjugaten oder mit Antikörpern gegen Slex zeigen. Die
kritische Beteiligung sowohl von Sialinsäure- als auch von Fucoseresten
an der Ligandenaktivität
wurde in diesen Untersuchungen gezeigt. Schließlich reinigten Tiemeyer et
al. (Proc. Natl. Acad. Sci. USA (1991)) mehrere myeloid-abgeleitete
Glycolipide, die in einem Festphasentest eine Ligandenaktivität für mit E-Selectin
transfizierte Zellen aufwiesen. Eine massenspektroskopische Analyse
von gereinigtem, E-Selectin bindendem Glycolipid ergab, dass die
für die Aktivität erforderliche
Mindeststruktur ein sialyliertes Lactosamin mit einer zweiten internen
N-Acetyllactosamin-Einheit mit einem Gehalt an einer 1,3-verknüpften Fucose
am N-Acetylglucosamin (CD65) war. Wie bei der Slex-Determinanten
waren sowohl die Sialinsäure
als auch die Fucose für
die Bindungsaktivität
des mutmaßlichen
Liganden wesentlich.
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Fortschritte wurden auch bezüglich der
Identifizierung von Liganden für
P-Selectin gemacht.
Larsen et al. (Cell, Bd. 63 (1990), S. 467) haben die Lex-Determinante (Galb1-4(a1-3Fuc)GlcNAc)
als wichtiges Element des P-Selectin-Liganden an myeloiden Zellen ins Spiel
gebracht. Jedoch ist auch Sialinsäure für die volle Ligandenaktivität erforderlich,
vermutlich in einer 2,3-Verknüpfung
(Corall et al., Biochem. Biophys. Res. Commun., Bd. 172 (1990),
S. 1349; Moore et al., J. Cell Biol., Bd. 112 (1991), S. 491). Es
besteht die Möglichkeit, dass
der Ligand für
P-Selectin gleich
oder sehr ähnlich
wie der Ligand für
E-Selectin ist, da insbesondere beide Selectine an ein sehr ähnliches
Spektrum von Zelltypen binden (Polley et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. USA, Bd. 88 (1991), S. 6224).
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Die bemerkenswerte Homologie in den
Selectinstrukturen sowie die bereits nachgewiesenen Ähnlichkeiten
in den Liganden lassen darauf schließen, dass sie ligandenverwandte
Strukturen aufweisen, zwischen denen aber doch feine Unterschiede
bestehen.
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Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung
ist es, ein Verfahren zur Reinigung eines Selectin-Liganden bereitzustellen.
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Eine weitere Aufgabe der Erfindung
besteht in der Bereitstellung von gereinigten Selectin-Liganden und
insbesondere von L-Selectin-Liganden.
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Eine weitere Aufgabe der vorliegenden
Erfindung ist es, Nucleinsäuresequenzen
bereitzustellen, die für
Selectin-Glycoproteinliganden kodieren.
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Eine weitere Aufgabe der Erfindung
besteht in der Bestimmung der Aminosäuresequenzen der Selectin-Liganden
und in der Identifizierung der (O- und N-verknüpften) Glycosylierungsstellen
an diesen Liganden.
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Eine weitere Aufgabe der Erfindung
ist es, die Herstellung einer Aminosäuresequenz und/oder von Glycosylierungsvarianten
von Selectin-Liganden, die ansonsten in der Natur nicht auftreten,
zu ermöglichen.
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Ein weiterer Aspekt der Erfindung
besteht in der Bereitstellung eines Verfahrens zur Konstruktion
von Selectin-Inhibitoren, die auf Kohlenhydraten beruhende Determinanten
der Selectin-Liganden nachahmen.
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Zusammenfassende
Darstellung der Erfindung
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Unsere anfängliche Analyse des HEV-assoziierten
Liganden hat einen besonderen Aspekt des HEV-Metabolismus ausgenützt. Frühe Arbeiten
von Andrews et al. (J. Cell Sci., Bd. 57 (1982), S. 277) hat gezeigt,
dass HEV in situ insofern besondere Eigenschaften aufwiesen, als
sie große
Mengen an anorganischem Sulfat in Makromoleküle einbauten. Wir haben daher
die Fähigkeit
von L-Selectin-IgG-Chimären zur
Fällung von
mit anorganischem Sulfat markiertem Material aus Lymphknoten unter
Markierung mit 35S-Sulfat in Organkulturen
analysiert. Eine überwiegende
50 kD-Komponente und ein schwächeres
90 kD-Molekül
(Sgp50 und Sgp90)
wurden aus Lymphknoten gefällt,
waren aber in keinen anderen getesteten Organen vorhanden. Die Fällung dieser
Komponenten mit der L-Selectin-IgG-Chimären
erwies sich auch als calciumabhängig
und empfindlich gegenüber
MEL-14-mAb und spezifischen
Kohlenhydraten. Diese Reaktion konnte durch Behandlung der mit Sulfat
markierten Proteine mit Sialidase oder durch Teilnahme des Kohlenhydrat-Polymeren
Fucoidin bei der Umsetzung beseitigt werden. Schließlich fällte ein
monoklonaler Antikörper
mit der Bezeichnung MECA-79, der selektiv mit sogenannten "vaskulären Addressinen" von pln-HEV reagiert
und die Adhäsivität für Lymphozyten
blockiert (Streeter et al., J. Cell Biol., Bd. 107 (1988), S. 1853),
beide Komponenten. Eine vorläufige
biochemische Analyse ergab, dass die ~50 kD- und ~90 kD-L-Selectin-Liganden
trypsinempfindliche Glycoproteine sind, die vorwiegend O-verknüpfte Ketten
enthalten (vergl. Imai et al., J. Cell Biol., Bd. 113 (1991), S.
1213). Das Auffinden von O-verknüpften
Ketten ist von Interesse im Hinblick auf Belege dafür, dass O-verknüpfte Regionen
Zelloberflächen-Glycoproteine
zur Bildung von hochgradig ausgedehnten und starren Strukturen veranlassen
(Jentoft et al., Trends in Biochem. Sci., Bd. 15 (1990), S. 291)
und somit in idealer Weise zur Ausführung von Erkennungsfunktionen
positioniert sind.
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Fucose, Sulfat und Sialinsäure wurden
in den O-verknüpften
Ketten dieser Moleküle
gefunden. Es wird angenommen, dass Fucose, ähnlich wie Sialinsäure, für die vollständige Ligandenaktivität erforderlich
ist.
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Um die Natur des endothelialen Liganden,
der durch L-Selectin erkannt wird, weiter zu charakterisieren, haben
wir einen neuen Weg der Affinitätsreinigung
des sulfatierten ~50 kD-HEV-Glycoproteins mit der L-Selectin-IgG-Chimären eingeschlagen.
Das gereinigte Glycoprotein wurde einer N-terminalen Aminosäuresequenzierung
unterzogen. Diese Sequenzinformation wurde zur Klonierung einer
cDNA, die für
die Proteinkomponente dieses L-Selectin-Liganden kodiert, ausgenützt. Es
wurde festgestellt, dass die cDNA für ein neues, hochgradig O-verknüpftes (mucinartiges)
Glycoprotein kodiert, das offensichtlich die Funktion eines Gerüstes ausübt, das
der Lectin-Domäne
von L-Selectin Kohlenhydrate präsentiert.
Einzelheiten der experimentellen Arbeiten zusammen mit den Befunden
und ihrer Interpretation finden sich in den Beispielen.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
somit ein isoliertes Nucleinsäuremolekül gemäß Anspruch
1, das eine für
einen Selectin-Liganden kodierende Nucleotidsequenz umfasst.
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Ein derartiges Nucleinsäuremolekül umfasst
eine Nucleotidsequenz, die zur Hybridisierung mit dem Komplement
einer Nucleotidsequenz, die für
ein Protein mit der Aminosäuresequenz
gemäß 4 kodiert, befähigt ist.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform
umfasst das Nucleinsäuremolekül eine Nucleotidsequenz, die
für ein
Selectin-Ligandenprotein mit einer Aminosäuresequenz, die zu mehr als
etwa 40% homolog mit der in 4 dargestellten
Aminosäuresequenz
ist, kodiert.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform
wird das Nucleinsäuremolekül aus folgender
Gruppe ausgewählt:
- (a) ein cDNA-Klon mit einer Nucleotidsequenz,
die von der kodierenden Region eines nativen Selectin-Liganden-Gens
abgeleitet ist;
- (b) eine DNA-Sequenz, die zur Hybridisierung zu einem Klon von
(a) unter wenig stringenten Bedingungen befähigt ist; und
- (c) eine genetische Variante von einer der DNA-Sequenzen gemäß (a) und
(b), die für
ein Glycoprotein kodiert, das eine biologische Eigenschaft eines
natürlich
vorkommenden Liganden eines Selectinmoleküls aufweist.
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Das erfindungsgemäße Nucleinsäuremolekül kann ferner eine Nucleotidsequenz
umfassen, die für eine
konstante Immunoglobulin-Domäne
kodiert. Gemäß einem
weiteren Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung ein Expressionsvehikel,
das eine Nucleotidsequenz nach Anspruch 1 umfasst und funktionell
mit Kontrollsequenzen, die von einer mit dem Vehikel transformierten
Wirtszelle erkannt werden, verknüpft
ist.
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Gemäß einem weiteren Aspekt betrifft
die Erfindung eine Wirtszelle, die mit dem vorstehend beschriebenen
Expressionsvehikel transformiert ist, sowie Verfahren zur Züchtung von
derart transformierten Wirtszellen zur Expression eines Selectin-Liganden.
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Gemäß einem weiteren Aspekt betrifft
die vorliegende Erfindung ein isoliertes L-Selectin-Liganden-Polypeptid
nach Anspruch 16. Ein derartiges Polypeptid kann die extrazelluläre Region
eines endothelialen Zelloberflächen-Glycoproteins
umfassen. Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
handelt es sich bei dem Polypeptid um Sgp50 oder Sgp90.
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Das erfindungsgemäße Polypeptid umfasst vorzugsweise
eine Aminosäuresequenz
mit einer sterischen Struktur, die die Präsentation eines L-Selectin bindenden
Restes an seinen Rezeptor ermöglicht.
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Gemäß einer speziellen Ausführungsform
umfasst das vorstehende Polypeptid eine Aminosäuresequenz, die durch Nucleinsäure kodiert
wird, die unter wenig stringenten Bedingungen zur Hybridisierung
mit dem Komplement einer Nucleotidsequenz befähigt ist, die für das Protein
mit der in 4 dargestellten
Aminosäuresequenz
kodiert.
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Gemäß einer weiteren speziellen
Ausführungsform
handelt es sich beim vorstehend beschriebenen Polypeptid um einen
nativen Selectin-Liganden, der im wesentlichen frei von anderen
Proteinen der gleichen tierischen Spezies, in dem es normalerweise
vorkommt, ist.
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Gemäß einem weiteren Aspekt betrifft
die Erfindung ein Polypeptid gemäß der vorstehenden
Definition, das zusätzlich
eine konstante Immunoglobulin-Domänensequenz
umfasst.
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Gemäß einem anderen Aspekt betrifft
die Erfindung eine Zusammensetzung, die eine Menge eines L-Selectin-Liganden-Polypeptids
gemäß der vorstehenden
Definition umfasst, die eine Blockierung der Bindung eines entsprechenden
Selectin-Rezeptors
an seinen nativen Liganden bewirkt, im Gemisch mit einem nicht toxischen,
pharmazeutisch verträglichen
Exzipiens.
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Gemäß einem weiteren Aspekt betrifft
die Erfindung die Verwendung des L-Selectin-Liganden-Polypeptids bei der
Behandlung eines Symptoms oder Zustands, der mit einer übermäßigen Bindung
von zirkulierenden Leukozyten an Endothelzellen in Verbindung steht.
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Gemäß einem weiteren Aspekt betrifft
die Erfindung einen Antikörper,
der mit dem Proteinteil des L-Selectin-Liganden-Polypeptids immunoreaktiv
ist. Bevorzugte Antikörper
binden den entsprechenden Selectin-Liganden, gehen aber im wesentlichen
keine Kreuzreaktion mit anderen bekannten Liganden ein und hindern
Selectin-Liganden daran, eine Bindung mit ihren Rezeptoren einzugehen.
Die anti-Selectin-Liganden-Antikörper können immobilisiert
sein. In dieser Form eignen sie sich beispielsweise zum Nachweis
oder zur Reinigung der erfindungsgemäßen Selectin-Liganden.
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Gemäß einem weiteren Aspekt betrifft
die Erfindung ein Verfahren zur Feststellung der Anwesenheit eines
Nucleotids, das für
das L-Selectin-Liganden-Polypeptid
kodiert, wobei das Verfahren folgendes umfasst:
- (a)
Hybridisieren einer Nucleinsäure,
die für
das Protein mit der in 4 dargestellten
Aminosäuresequenz kodiert,
mit einer Testprobe einer Nucleinsäure; und
- (b) Nachweisen einer Hybridisierung zur Feststellung der Anwesenheit
des Nucleotids in der Probe.
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Gemäß einem weiteren Aspekt wird
erfindungsgemäß ein Verfahren
zur Reinigung des L-Selectin-Liganden-Polypeptids bereitgestellt,
das die Absorption des Liganden an einer Chimäre umfasst, die das entsprechende
L-Selectin und eine schwere Immunoglobulin-Kettensequenz umfasst.
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Schließlich betrifft die Erfindung
ein Verfahren zum Präsentieren
eines L-Selectin-Bindungsrestes
gegenüber
einem entsprechenden L-Selectin, das die Bindung des Restes an das
L-Selectin-Liganden-Polypeptid umfasst.
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Kurze Beschreibung der
Zeichnung
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1 zeigt
die Strukturen der Mitglieder der Selectin (LEC-CAM)-Familie gemäß Bestimmung
durch cDNA-Klonierung. Dargestellt sind die Strukturen für L-Selectin, E-Selectin
und P-Selectin. Das Lectin, der epidermale Wachstumsfaktor (EGF)
und mehrfache kurze Konsensus-Wiederholungen (SCRs) sind mit hypothetischen
Disulfidbindungsstrukturen gemäß dem ursprünglichen
Vorschlag für
GMP-140 von Johnston et al., Cell, Bd. 56 (1989), S. 1033, dargestellt.
Ferner sind eine N-terminale Sequenz (anschließend im reifen Protein abgespalten)
sowie ein hydrophober Transmembran-Spannanker (TM) und cytoplasmatischer
Schwanz dargestellt. Ferner sind zwei weitere Formen von P-Selectin
dargestellt, eines mit einer deletierten scr-7-Domäne und ein
anderes mit einem deletierten Membran-Spannanker.
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2 zeigt
die Struktur der Gene, die für
die Mitglieder der Selectin-Familie kodieren. Dargestellt sind die
genomischen Strukturen, die für
humanes und murines L-Selectin, humanes E-Selectin und humanes P-Selectin
kodieren. Die schwarzen Kästchen
zeigen Exons, die für
die verschiedenen strukturellen Motive kodieren, einschließlich das
Startcodon für
das murine Gen (ATG), die Signalsequenz (SS), das Lectin (LEC), den
epidermalen Wachstumsfaktor (E), kurze Konsensus-Wiederholungssequenzen (SCR), den Transmembrananker
(TM) und cytoplasmatische Domänen
(CD) sowie die dazwischen liegenden Regionen, die für die Introns
kodieren, die diese Protein-Kodierungsdomänen trennen. Beim Menschen
liegen alle diese drei Selectin-Gene innerhalb von 200 Kilobasen
am langen Arm von Chromosom 1 in der Nähe eines Locus, der für eine Familie
von Proteinen kodiert, die alle eine variable Anzahl des kurzen
SCR-Exons enthalten. Das murine L-Selectin wird ebenfalls am murinen Chromosom
1 in einer Region kodiert, die syntonisch mit der im humanen Chromosom
1-Homologen gefundenen Region ist.
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3A erläutert die
Reinigung und N-terminale Aminosäuresequenz
des ~50 kD-L-Selectin-Liganden. Die Reinigung des Liganden aus konditioniertem
Medium wurde durch Verfolgen von zugesetztem 35S-markiertem
Liganden überwacht.
Bahn A: Konditioniertes Ausgangsmedium. Bahn B: Wässrige Phase nach
Ausschütteln
mit Chloroform/Methanol. Bahn C: LEC-IgG-gebundenes Material, wobei
der eingeklammerte Bereich für
die Gasphasen-Proteinsequenzierung ausgeschnitten wurde. Die Bahnen
A-C stellen eine mit Coomassie R-250 gefärbte ProBlott-Membran dar. Die
Bahn D stellt ein Autoradiogramm der Bahn C dar.
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3B zeigt
die N-terminate Aminosäuresequenz.
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3C:
Die 21-C-terminalen Aminosäuren
wurden mit dem Wheel-Programm analysiert. Dieses Programm stellt
eine nach unten gerichtete Ansicht des Zylinders einer helikalen
Region dar und zeigt die die Helix umgebenden Aminosäurereste.
Apolare Aminosäuren
sind in hellen Kästchen
und polare Aminosäuren
in dunklen Kästchen
dargestellt.
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3D zeigt
ein von der in A vorhergesagten Aminosäuresequenz abgeleitetes Hydropathie-Diagramm.
Die schwarzen Kügelchen
entsprechen Serin- oder Threoniniesten, während das helle Kügelchen
das ASN der einzigen potenziellen, N-verknüpften Glycosylierungsstelle
zeigt. Die vorhergesagte Domänenstruktur
des ~50 kD-Liganden ist darüber
dargestellt: Signalsequenz (SS), O-verknüpfte Regionen I und II und
die C-terminale, amphipathische, helikale Region.
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4 zeigt
die Nucleotidsequenz und die kodierte Aminosäuresequenz des Kernproteins
eines endothelialen Liganden für
L-Selectin. Die hellen Kästchen
zeigen eine Kozak-Translationsinitiationsstelle, die das erste Methionin-Codon
umgibt. Die unterbrochen unterstrichene Aminosäuresequenz, die am Rest 20
beginnt, entspricht der Aminosäuresequenz,
die durch N-terminale Sequenzierung des gereinigten L-Selectin-Liganden
bestimmt wurde (3B),
mit Ausnahme eines THR in Position 34 (ein MET in der N-terminalen
Sequenz). Die Serin- und Threoninreste in der vorhergesagten Aminosäuresequenz
sind in dunklen Kästchen dargestellt.
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5A und 5B zeigen die Immunopräzipitation
des gereinigten ~50 kD-L-Selectin-Liganden
durch Peptid-Antikörper.
Die Abkürzungen
in der Legende der 5A und 5B haben folgende Bedeutungen:
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P1 = Präimmun-CAM01 – Kügelchen
-
PS1 = Präimmun-CAM01 – nach der
Immunopräzipitation
verbleibender Überstand
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I1 = Immun-CAM01 – Kügelchen
-
IS1 = Immun-CAM01 – nach der
Immunopräzipitation
verbleibender Überstand
-
PS2 = Präimmun-CAM02 – nach der
Immunopräzipitation
, verbleibender Überstand
-
IS2 = Immun-CAM02 – nach der
Immunopräzipitation
verbleibender Überstand
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I2 = Immun-CAM02 – Kügelchen
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PEP = freies Peptid
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6 zeigt
die Northern-Blot-Analyse der Expression der mRNA, die für den ~50
kD-L-Selectin-Liganden kodiert. A: Gesamte (a) oder Poly-A + (b,
c) RNA wurde aus normalen (a, b) oder entzündeten (c) peripheren Lymphknoten
isoliert, auf Formaldehydgelen laufen gelassen und durch Northern-Blot-Analyse
mit der in 4 dargestellten
cDNA analysiert. B: Poly-A + RNA wurde aus a) brachialen, b) axillaren,
c) zervikalen, d) poplitealen und e) gesamten peripheren Lymphknoten
isoliert und an Northern-Blots mit der in A, C und D beschriebenen
Liganden-cDNA hybridisiert. Poly-A + RNA wurde aus a) peripheren
Lymphknoten, b) Leber, c) Peyer-Plaques, d) Thymus, e) Skelettmuskel,
f) mesenterischen Lymphknoten, g) Testes, h) Lunge, i) Herz, j) Milz,
k) Hirn und I) Niere isoliert und an Northern-Blots mit C. der cDNA,
die dem L-Selectin-Liganden entspricht, oder mit D. einer Hühner-beta-Actin-cDNA hybridisiert.
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7 zeigt
die in situ-Hybridisierungsanalyse der Expression der mRNA, die
für den
~50 kD-L-Selectin-Liganden kodiert. Schnitte von peripheren Lymphknoten
wurden entweder mit einer antisense-Hybridisierungssonde (A) oder
einer sense-Hybridisierungssonde
(B), die der L-Selectin-Liganden-cDNA entsprechen, hybridisiert,
gewaschen, 6 Wochen einer Emulsion ausgesetzt und entwickelt. Die
Morphologie der HEV ist mit einer punktierten Linie, die die Venole
umgibt, dargestellt.
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8 zeigt
ein Modell der Struktur des ~50 kD-Selectin-Liganden. Es ist ein
mögliches
Modell für
die Struktur des ~50 kD-L-Selectin-Liganden an der luminalen Oberfläche der
peripheren Lymphknoten-HEV dargestellt. Die bürstenartigen Erweiterungsbereiche
entsprechen O-verknüpften
Regionen I und II in einem hochgradig O-glycosylierten Zustand.
Die weniger ausgedehnten Regionen entsprechen den N-terminalen und zentralen,
an Serin/Threonin armen Domänen.
In diesem Modell wird die Haftung an der Membran durch Oligomerisierung
der C-terminalen,
amphipathischen, helikalen Regionen und durch Insertion dieser Regionen
in die Membranen erreicht, so dass die polaren Regionen miteinander
unter Bildung eines Oligomeren in Wechselwirkung treten und die
apolaren Flächen
der Helices mit der Lipid-Doppelschicht in Wechselwirkung treten. Wie
im Text beschrieben, ist eine Anzahl von anderen Modellen ebenfalls
gleichermaßen
wahrscheinlich.
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Ausführliche Beschreibung der Erfindung
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I. Definitionen
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Der Ausdruck "Selectin-Ligand" und seine grammatikalischen Varianten
werden zur Bezeichnung eines Polypeptids verwendet, das mit einem
natürlich
vorkommenden Liganden eines Selectin-Moleküls eine qualitative biologische
Eigenschaft gemeinsam hat.
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Unter "biologischer Eigenschaft" ist in diesem Zusammenhang
eine in vivo-Effektor-
oder antigene Funktion oder Aktivität zu verstehen, die direkt
oder indirekt durch einen natürlich
vorkommenden Liganden eines Selectin-Moleküls oder durch ein beliebiges
Nachfolgeprodukt davon ausgeübt
wird. Zu Effektorfunktionen gehören
die Rezeptorbindung, beliebige enzymatische Aktivitäten oder
enzymmodulatorische Aktivitäten, beliebige
Trägerbindungsaktivitäten, beliebige
hormonelle Aktivitäten, beliebige
Aktivitäten
in Bezug auf eine Förderung
oder Hemmung der Haftung von Zellen an einer extrazellulären Matrix
oder an Zelloberflächenmolekülen oder
beliebige strukturelle Rollen. Die antigenen Funktionen bedeuten
im wesentlichen das Vorliegen eines Epitops oder einer antigenen
Stelle, die zur Vernetzung mit Antikörpern gegen einen natürlich vorkommenden
Liganden eines Selectin-Moleküls
befähigt
sind.
-
"Biologisch
aktive" Selectin-Liganden
haben eine Effektorfunktion eines natürlich vorkommenden Liganden
eines Selectin-Moleküls
gemeinsam, der (nicht notwendigerweise) ferner eine antigene Funktion
besitzen kann.
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Der Selectin-Ligand gemäß der Definition
für die
Zwecke der vorliegenden Erfindung umfasst vorzugsweise eine Sequenz,
die die qualitative Fähigkeit
zur Bindung an ein Selectin aufweist und eine hochgradig O-verknüpfte, stabartige
Struktur vom Mucin-Typ besitzt, die es ermöglicht, die Kohlenhydrate der
Lectin-Domäne eines
Selectins zu präsentieren.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
umfasst der Selectin-Ligand eine Aminosäuresequenz, die durch eine
Nucleotidsequenz kodiert wird, die zur Hybridisierung (unter wenig
stringenten Bedingungen) mit dem Komplement einer Nucleotidsequenz,
die für
das Protein mit der in 4 dargestellten
Aminosäuresequenz
kodiert, befähigt
ist.
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Die Aminosäuresequenz des Proteinkerns
des Selectin-Liganden weist vorzugsweise eine Homologie von mehr
als etwa 40%, insbesondere von mehr als etwa 60%, ganz besonders
von mehr als etwa 70%, noch mehr bevorzugt von mehr als etwa 80%
und ganz besonders bevorzugt von mindestens etwa 90% mit der in 4 dargestellten Aminosäuresequenz
auf.
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Als "homolog" ist der prozentuale Anteil von Resten
der als Kandidat in Frage kommenden Aminosäuresequenz zu verstehen, die
identisch mit den Resten der in 4 dargestellten
Aminosäuresequenz
sind, und zwar gegebenenfalls nach Ausrichtung der Sequenzen und
Einführung
von Lücken,
um eine maximale prozentuale Homologie zu erreichen.
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Der Ausdruck "Selectin-Ligand" umfasst speziell Aminosäure- und
Glycosylierungsvarianten von nativen Selectin-Liganden sowie deren
Derivate, wie sie beispielsweise durch kovalente Modifikationen
erhalten worden sind, vorausgesetzt, dass sie qualitativ eine biologische
Eigenschaft, die ein natürlich
vorkommender Ligand eines Selectin-Moleküls besitzt, und vorzugsweise
die qualitative Fähigkeit
zur Bindung an deren Rezeptoren behalten.
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Der Ausdruck umfasst speziell Glycoproteine
mit einer Aminosäuresequenz,
die mit einem natürlich vorkommenden
Liganden eines Selectins, das mit einem stabilen Plasmaprotein fusioniert
ist, eine biologische Eigenschaft gemeinsam haben.
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"Stabile
Plasmaproteine" sind
Proteine mit typischerweise etwa 30 bis etwa 2 000 Resten, die in
ihrer nativen Umgebung eine verlängerte
Halbwertszeit im Kreislauf aufweisen, d. h. eine Halbwertszeit von
mehr als etwa 20 Stunden. Zu Beispielen für geeignete stabile Plasmaproteine
gehören
Immunoglobuline, Albumin, Lipoproteine, Apolipoproteine und Transferrin.
Die Aminosäuresequenz,
die mit einem natürlich
vorkommenden Selectin-Liganden eine qualitative biologische Eigenschaft
gemeinsam hat, wird im allgemeinen C-terminal in einer stabilen
Plasmaproteinsequenz fusioniert, z. B. mit einer Sequenz der konstanten
Domäne
eines Immunoglobulins.
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Der Ausdruck "Immunoglobulin" bezeichnet allgemein Polypeptide, die
eine leichte oder schwere Kette umfassen, die üblicherweise in der nativen "Y"-Konfiguration
beide durch Disulfidbindungen gebunden sind, obgleich auch andere
Verknüpfungen
umfasst werden, wie Tetramere oder Aggregate davon.
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Immunoglobuline (Ig) und bestimmte
Varianten davon sind bekannt und wurden zahlreich in rekombinanter
Zellkultur hergestellt; vergl. beispielsweise US-4 745 055; EP-256
654; Faulkner et al., Nature, Bd. 298 (1982), S. 286; EP-120 694;
EP-125 023; Morrison,
J. Immun., Bd. 123 (1979), S. 793; Köhler et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. USA, Bd. 77 (1980), S. 2197; Raso et al., Cancer Res., Bd.
41 (1981), S. 2073; Morrison et al., Ann. Rev. Immunol., Bd. 2 (1984),
S. 239; Morrison, Science, Bd. 229 (1985), S. 1202; Morrison et
al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 81 (1984), S. 6851; EP-255
694; EP-266 663; und WO-88/03559. Es sind auch reassortierte Immunoglobulinketten
bekannt; vergl. beispielsweise US-4 444 878; WO-88/03565; und EP-68
763 sowie die darin genannten Literaturstellen. Stabile Chimäre aus Ligandenbindungsproteinen
und Plasmaproteinen und insbesondere L-Selectin-Immunoglobulin-Chimäre sind beispielsweise in WO-91/08298
(veröffentlicht
am 13. Juni 1991) beschrieben. Der Immunoglobulinrest in der erfindungsgemäßen Chimäre kann
aus LgG1-, IgG2-,. IgG3- oder IgG4-Subtypen, IgA, IgE, IgD oder
IgM und vorzugsweise aus IgG1 oder IgG3 erhalten werden.
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Eine Selectin-Bindung, z. B. eine
L-Selectin-Bindung, kann beispielsweise getestet werden, indem man
die Bindung von radioaktiv markierten (z. B. 35S-markierten) Liganden
an eine immobilisierte Rezeptor-Immunoglobulin-Chimäre in Gegenwart
oder Abwesenheit von löslichen
Inhibitoren im wesentlichen gemäß den Angaben
von Imai et al., J. Cell Biol., Bd. 113 (1991), S. 1213, bestimmt.
Alternativ oder zusätzlich
kann die Haftung an Zellen, die den entsprechenden Rezeptor exprimieren,
zum Test der Ligandenbindung herangezogen werden. Beispielsweise
ist von EL-4-Zellen (ATCC TIB39) bekannt, dass sie an ihren Oberflächen hohe Konzentrationen
an L-Selectin exprimieren und daher bei Zellhaftungstests auf L-Selectin-Liganden
verwendet werden können.
Haftende Zellen können
quantitativ durch ihre Lactat-dehydrogenase-Aktivität bestimmt
werden (Bradley et al., J. Cell Biol., Bd. 105 (1987), S. 991).
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Die Ausdrücke "Nucleinsäuremolekül, kodierend für", "DNA-Sequenz, kodierend
für" und "DNA, kodierend für" beziehen sich auf
die Reihenfolge oder Sequenz von Desoxyribonucleotiden entlang eines
Stranges einer Desoxyribonucleinsäure. Die Reihenfolge dieser
Desoxyribonucleotide legt die Reihenfolge der Aminosäuren entlang
der Polypeptidkette fest. Die DNA-Sequenz kodiert somit für die Aminosäuresequenz.
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Der Ausdruck "isoliert" bezieht sich bei Verwendung im Zusammenhang
mit einer Nucleinsäure
oder einem Protein auf eine Nucleinsäure oder ein Protein, die aus
einer Ansammlung von Nucleinsäuren
oder Proteinen, die üblicherweise
in der natürlichen
Umgebung damit assoziiert sind, identifiziert und abgetrennt worden
sind. Isolierte Nucleinsäuren
oder Proteine sind somit in einer Form oder einem Zustand vorhanden,
der sich von der in der Natur auftretenden Situation unterscheidet.
Jedoch umfasst eine isolierte Nucleinsäure, die für einen Selectin-Liganden kodiert,
eine derartige Nucleinsäure
in Zellen, die üblicherweise
Selectin-Liganden exprimieren, wobei sich die Nucleinsäure in einer
chromosomalen Position, die sich von der von natürlichen Zellen unterscheidet,
befindet oder anderweitig durch eine andere DNA-Sequenz, als sie
in der Natur gefunden wird, flankiert ist.
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"Wenig
stringente Bedingungen" bedeuten
eine Inkubation über
Nacht bei 37°C
in einer Lösung
mit folgenden Bestandteilen: 20% Formamid, 5xSSC (150 mM NaCl, 15
mM Trinatriumcitrat), 50 mM Natriumphosphat (pH-Wert 7,6, 5 × Denhardt-Lösung, 10% Dextransulfat und
20 μg/ml
denaturierte, einer Scherbehandlung unterzogene Lachssperma-DNA;
und anschließendes
Waschen der Filter in 1 × SSC
bei etwa 50°C.
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Eine Nucleinsäure ist "funktionell verknüpft", wenn sie in eine funktionelle Beziehung
mit einer anderen Nucleinsäuresequenz
gebracht worden ist. Beispielsweise ist eine DNA für eine Präsequenz
oder einen sekretorischen Leader funktionell mit einer DNA, die
für ein
Polypeptid kodiert, verknüpft,
wenn sie als Präprotein exprimiert
wird, das an der Sekretion des Polypeptids teilnimmt. Ein Promotor
oder Verstärker
ist funktionell mit einer Kodierungssequenz verknüpft, wenn
er die Transkription der Sequenz beeinflusst; oder eine Ribosomen-Bindungsstelle ist
funktionell mit einer Kodierungssequenz verknüpft, wenn sie so positioniert
ist, dass sie die Translation erleichtert. Im allgemeinen bedeutet
der Ausdruck "funktionell
verknüpft", dass die zu verknüpfenden
DNA-Sequenzen benachbart sind und im Fall eines sekretorischen Leaders
sich in Nachbarstellung und in der Lesephase befinden. Jedoch müssen Verstärker nicht
benachbart sein. Eine Verknüpfung
wird durch Ligation an zweckmäßigen Restriktionsstellen
erreicht.
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Wenn derartige Stellen nicht existieren,
so werden synthetische Oligonucleotid-Adaptoren oder Linker gemäß herkömmlicher
Praxis verwendet.
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Die Ausdrücke "replizierbares Expressionsvehikel" und "Expressionsvehikel" beziehen sich auf
ein Stück
einer DNA (üblicherweise
doppelsträngig),
die möglicherweise
in ein Stück
einer fremden DNA inseriert worden ist. Fremde DNA ist als heterologe
DNA definiert, d. h. DNA, die in der Wirtszelle natürlicherweise
nicht gefunden wird. Das Vehikel wird zum Transport der fremden
oder heterologen DNA in eine geeignete Wirtszelle verwendet. Nachdem
sich das Vehikel in der Wirtszelle befindet, kann es unabhängig von
der chromosomalen Wirts-DNA replizieren und es können mehrere Kopien des Vehikels
und seiner inserierten (fremden) DNA erzeugt werden. Außerdem enthält das Vehikel
die erforderlichen Elemente, die eine Translation der fremden DNA
in ein Polypeptid ermöglichen.
Zahlreiche Moleküle
des Polypeptids, die durch die fremde DNA kodiert werden, können auf
diese Weise rasch synthetisiert werden.
-
Im Zusammenhang mit der vorliegenden
Erfindung werden die Ausdrücke "Zelle", "Zelllinie" und "Zellkultur" in austauschbarer
Weise verwendet. Alle diese Ausdrücke umfassen auch die Nachkommenschaft.
Ferner ist darauf hinzuweisen, dass jegliche Nachkommen möglicherweise
nicht genau den identischen DNA-Gehalt
aufweisen, was auf beabsichtigte oder unbeabsichtigte Mutationen
zurückzuführen ist.
Mutante Nachkommen, die die gleichen Funktionen oder biologischen
Eigenschaften, wie sie bei der ursprünglich transformierten Zelle
ermittelt worden sind, aufweisen, fallen ebenfalls unter diese Ausdrücke.
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Die Ausdrücke "transformierte Wirtszelle" und "transformiert" beziehen sich auf
die Einführung
von DNA in eine Zelle. Die Zelle wird als "Wirtszelle" bezeichnet. Es kann sich um eine prokaryontische
oder eukaryontische Zelle handeln. Zu typischen prokaryontischen
Wirtszellen gehören
verschiedene Stämme
von E. coli. Typische eukaryontische Wirtszellen sind Säugetierzellen,
wie Ovarialzellen des chinesischen Hamsters oder humane, embryonale
Nieren-293-Zellen. Die eingeführte
DNA liegt üblicherweise
in Form eines Vektors vor, der ein inseriertes DNA-Stück enthält. Die
eingeführte
DNA-Sequenz kann aus der gleichen Spezies wie die Wirtszelle oder
aus einer von der Wirtszelle unterschiedlichen Spezies stammen oder
es kann sich um eine hybride DNA-Sequenz handeln, die einen gewissen
Anteil an fremder und einen gewissen Anteil an homologer DNA enthält.
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"Ligation" bezieht sich auf
ein Verfahren zur Bildung von Phosphodiesterbindungen zwischen zwei
Nucleinsäurefragmenten.
Zur gegenseitigen Verknüpfung
von zwei DNA-Fragmenten müssen
ihre Enden kompatibel sein. In den meisten Fällen sind die Enden nach dem
Endonuclease-Verdau
direkt kompatibel. Es kann jedoch erforderlich sein, zunächst die
versetzt angeordneten Enden, die üblicherweise nach dem Endonuclease-Verdau
gebildet werden, in stumpfe Enden umzuwandeln, um sie für die Ligation
kompatibel zu machen. Um die Enden abzustumpfen, wird die DNA in
einem geeigneten Puffer mindestens 15 Minuten bei 15°C mit etwa
10 Einheiten Klenow-Fragment von DNA-Polymerase I oder T4-DNA-Polymerase
in Gegenwart der vier Desoxyribonucleotidtriphosphate behandelt.
Anschließend
wird die DNA durch Phenol-Chloroform-Extraktion und Ethanolfällung gereinigt.
Die DNA-Fragmente, die miteinander zu verknüpfen sind, werden in etwa äquimolaren
Mengen in Lösung
gebracht. Die Lösung
enthält
ferner ATP, Ligase-Puffer und eine Ligase, wie T4-DNA-Ligase in einer
Menge von etwa 10 Einheiten pro 0,5 μg DNA. Wenn die DNA in einen
Vektor einzubinden ist, wird der Vektor zunächst durch Verdau mit einer
oder mehreren geeigneten Restriktionsendonucleasen linearisiert.
Das linearisierte Fragment wird sodann mit bakterieller alkalischer
Phosphatase oder Kalbsdarm-Phosphatase
behandelt, um während
der Ligationsstufe eine Selbstligation zu verhindern.
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Die Ausdrücke "Aminosäure" und "Aminosäuren" beziehen sich auf sämtliche natürlich vorkommenden L-α-Aminosäuren. Diese
Definition soll Norleucin, Ornithin und Homocystein umfassen. Die
Aminosäuren werden
mit dem Einbuchstabencode oder Dreibuchstabencode bezeichnet:
-
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Diese Aminosäuren lassen sich je nach der
chemischen Zusammensetzung und den Eigenschaften ihrer Seitenkette
einteilen. Sie werden breit in zwei Gruppen eingeteilt, nämlich geladene
und ungeladene Aminosäuren.
Jede dieser Gruppen wird in Untergruppen eingeteilt, um die Aminosäuren noch
genauer zu klassifizieren.
- I. Geladene Aminosäuren
Saure
Reste: Asparaginsäure,
Glutaminsäure
Basische
Reste: Lysin, Arginin, Histidin
- II. Ungeladene Aminosäuren
Hydrophile
Reste: Serin, Threonin, Asparagin, Glutamin
Aliphatische Reste:
Glycin, Alanin, Valin, Leucin, Isoleucin
Unpolare Reste: Cystein,
Methionin, Prolin
Aromatische Reste: Phenylalanin, Tyrosin,
Tryptophan
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Die Ausdrücke "Abänderung", "Aminosäuresequenz-Abänderung", "Variante" und "Aminosäuresequenz-Variante" beziehen sich auf
Moleküle
mit einigen Unterschieden in ihren Aminosäuresequenzen, verglichen mit
der nativen Sequenz eines Selectin-Liganden, z. B. eines L-Selectin-Liganden. Üblicherweise
besitzen die Varianten eine Homologie von mindestens 70% mit einem
nativen Selectin-Liganden und vorzugsweise von mindestens etwa 80%
und insbesondere von mindestens etwa 90% mit einem nativen Selectin-Liganden.
Die unter die Erfindung fallenden Aminosäuresequenz-Varianten besitzen
Substitutionen, Deletionen und/oder Insertionen an bestimmten Stellen
innerhalb der Aminosäuresequenz
eines nativen Selectin-Liganden. Bei Substitutionsvarianten handelt
es sich um Produkte, bei denen mindestens ein Aminosäurerest
in einer nativen Sequenz entfernt und eine andere Aminosäure an der
gleichen Position an deren Stelle inseriert worden ist. Es kann
sich um eine einfache Substitution handeln, bei der nur eine einzige
Aminosäure
im Molekül
substituiert worden ist, oder es kann sich um Mehrfachsubstitutionen
handeln, bei denen zwei oder mehr Aminosäuren im gleichen Molekül substituiert
worden sind.
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Substanzielle Veränderungen der Eigenschaften
des Liganden lassen sich erreichen, indem man eine Substitution
mit einer Aminosäure
mit einer Seitenkette vornimmt, deren Ladung und/oder Struktur sich
erheblich von der Beschaffenheit der nativen Aminosäure unterscheidet.
Es ist zu erwarten, dass diese Art von Substitution die Struktur
des Polypeptidgerüstes
und/oder die Ladung oder Hydrophibizität des Moleküls im Substitutionsbereich
beeinflusst.
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Mäßige Veränderungen
in den Ligandeneigenschaften lassen sich erwarten, wenn man eine
Substitution mit einer Aminosäure
mit einer Seitenkette vornimmt, die in Bezug auf Ladung und/oder
Struktur ähnlich wie
im nativen Molekül
ist. Dieser Substitutionstyp, der als konservative Substitution
bezeichnet wird, lässt
keine wesentlichen Veränderungen
der Struktur des Polypeptidgerüstes
oder der Ladung oder der Hydrophobizität des Moleküls im Substitutionsbereich
erwarten.
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Bei Insertionsvarianten handelt es
sich um Varianten, bei der eine oder mehrere Aminosäuren unmittelbar
neben einer Aminosäure
in einer bestimmten Position in einer nativen Selectin-Liganden-Sequenz
inseriert sind. Unter dem Ausdruck "unmittelbar neben einer Aminosäure" ist zu verstehen,
dass eine Verbindung entweder mit der funktionellen α-Carboxygruppe
oder der funktionellen α-Aminogruppe
der Aminosäure
vorliegt. Die Insertion kann aus einer oder mehreren Aminosäuren bestehen. Üblicherweise
besteht die Insertion aus einer oder zwei konservativen Aminosäuren. Aminosäuren mit ähnlicher
Ladung und/oder Struktur wie die Aminosäuren neben der Insertionsstelle
werden als konservativ definiert. Alternativ umfasst die Erfindung
die Insertion einer Aminosäure
mit einer Ladung und/oder Struktur, die sich von der Beschaffenheit
der Aminosäuren
neben der Insertionsstelle erheblich unterscheiden.
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Bei Deletionsvarianten handelt es
sich um Varianten, bei der eine oder mehrere Aminosäuren in
der nativen Selectin-Liganden-Aminosäuresequenz entfernt worden
sind. Üblicherweise
sind bei Deletionsvarianten eine oder zwei Aminosäuren in
einer bestimmten Region des Moleküls deletiert.
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Eine wesentliche Rolle des Proteinkerns
der vorliegenden Selectin-Liganden, besteht darin, dass sie die
spezielle Kohlenhydratstruktur, die von einem Selectin-Rezeptor erkannt
wird, dem entsprechenden Rezeptor präsentieren.
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Demzufolge ist von beliebigen Abänderungen
innerhalb der beiden, in starkem Umfang O-glycosylierten, an Serin
und Threonin reichen Regionen (Aminosäuren 42-63 und Aminosäuren 93–122 in 4) der L-Selectin-Liganden-Aminosäuresequenz
zu erwarten, dass sie einen stärkeren
Einfluss auf die Lymphozyten-HEV-Wechselwirkungen
als Veränderungen
in anderen Regionen des Proteins ausübt. Wie. nachstehend dargelegt,
sind die hochgradig O-glycosylierten Regionen wesentlich, um eine
starre, inflexible "Flaschenbürsten"-Struktur bereitzustellen,
die es erlaubt, dass eine große
Anzahl von O-verknüpften
Kohlenhydratliganden an die Serin- und Threoninreste gebunden wird,
um sie in geeigneter Weise den an der Leukozytenoberfläche lokalisierten
L-Selectin-Lectin-Domänen
zu präsentieren,
um dadurch die kohlenhydratabhängige
Haftwechselwirkung zu vermitteln. Von Abänderungen innerhalb dieser
Regionen ist zu erwarten, dass sie zu Molekülen führen, deren Rezeptorbindungsaktivitäten sich
deutlich von denen des entsprechenden nativen Liganden unterscheiden.
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Die erfindungsgemäßen Glycoprotein-Liganden umfassen
Fucose, Sialinsäure
und eine anionische Komponente, vorzugsweise Sulfatester von O-verknüpften Kohlenhydratkomponenten.
Es wird angenommen, dass Fucose gleichermaßen wie Sialinsäure und
Sulfat für
die volle Ligandenaktivität
erforderlich sind.
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Beispiele für spezielle Kohlenhydratkomponenten
der erfindungsgemäßen Glycoprotein-Liganden
lassen sich folgendermaßen
wiedergeben:
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NeuNAca2-3Galβ1-4(Fuca1-3)GlcNAc
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NeuNAcA2-3Galβ1-4GlcNAcB1-3GalB1-4(FucA1-4)(FucA1-3)GlcNAc.
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Die "Northern-Blot-Analyse" stellt ein Verfahren
zur Identifizierung von RNA-Sequenzen
dar, die mit einer bekannten Sonde, wie Oligonucleotiden, DNA-Fragmenten, cDNA
oder Fragmenten davon oder RNA-Fragmenten, hybridisieren. Die Sonde
wird mit einem Radioisotop, wie 32P, oder
durch Biotinylierung oder mit einem Enzym markiert. Die zu analysierende
RNA wird üblicherweise
elektrophoretisch an einem Agarose- oder Polyacrylamidgel aufgetrennt,
auf eine Nitrocellulose-, Nylon- oder eine andere geeignete Membran übertragen
und mit der Sonde hybridisiert, wobei man sich üblicher Techniken bedient,
die aus dem Stand der Technik bekannt sind; vergl. beispielsweise
die Abschnitte 7.39–7.52
von Sambrook et al., Molecular Cloning: A Laboratory Manual, New
York: Cold Spring Harbor Laboratory Press, 1989.
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"Oligonucleotide" sind kurze, einzel-
oder doppelsträngige
Polydesoxynucleotide, die chemisch durch bekannte Verfahren synthetisiert
werden (z. B. durch das Phosphotriester-, Phosphit- oder Phosphoramidit-Verfahren,
unter Anwendung von Festphasentechniken, z. B. gemäß EP-266
032 (veröffentlicht
am 4. Mai 1988), oder über
Desoxynucleosid-H-phosphanat-Zwischenprodukte (vergl. beispielsweise
Froehler et al., Nucl. Acids Res., Bd. 14 (1986), S. 5399). Anschließend werden
sie an Polyacrylamidgelen gereinigt.
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Die hier angewandte Technik der "Polymerase-Kettenreaktion" oder "PCR" bezieht sich allgemein
auf ein Verfahren, bei dem winzige Mengen eines bestimmten Stückes von
Nucleinsäuren,
RNA und/oder DNA amplifiziert werden; vergl. US-4 683 195 (Ausgabetag 28. Juli 1987)
und Current Protocols in Molecular Biology, Hrsg. Ausubel et al.,
Greene Publishing Associates and Wiley-Interscience, Bd. 2 (1991),
Kapitel 15.
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Der Ausdruck "Transformation" bedeutet die Einführung von DNA in einen Organismus,
so dass die DNA replizierbar ist, und zwar als ein extrachromosomales
Element oder durch chromosomale Integration.
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Der Ausdruck "Transfektion" bedeutet die Aufnahme eines Expressionsvektors
durch eine Wirtszelle, unabhängig
davon, ob Kodierungssequenzen tatsächlich exprimiert werden oder
nicht.
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Die Ausdrücke "Behandlung", "Behandeln" und grammatikalische
Varianten davon bedeuten und umfassen im breitesten Sinn die Verhinderung
und Besserung bestimmter unerwünschter
Symptome oder Zustände.
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Eine "Gasphasen-Mikrosequenzierung" wurde auf der Grundlage
folgender Verfahren erreicht. Das gereinigte Protein wurde entweder
direkt durch automatisierten Edman-Abbau mit dem Gasphasen-Sequenziergerät Modell
470A (Applied Biosystems), der mit einem 120A PTH-Aminosäure-Analysiergerät ausgerüstet war,
sequenziert oder erst nach Abbau mit verschiedenen Chemikalien oder
Enzymen sequenziert. PTH-Aminosäuren
wurden unter Einsatz eines ChromPerfect-Datensystems (Justice Innovations,
Palo Alto, CA) integriert. Die Sequenzinterpretation wurde mit einem
VAX 11/785 Digital Equipment Corporation-Rechner gemäß den Angaben von Henzel et
al., J. Chromatography, Bd. 404 (1987), S. 41, durchgeführt. In
einigen Fällen
wurden Aliquotanteile der HPLC-Fraktionen an 5–20%-SDS-Polyacnlamidgelen
der Elektrophorese unterzogen, auf elektrischem Wege auf eine PVDF-Membran
(ProBlott, ABI, Foster City, CA) übertragen und mit Coomassie-Brillantblau
gefärbt
(P. Matsudaira, J. Biol. Chem., Bd. 262 (1987), S. 10035). Das spezielle
Protein wurde aus dem Blot für
die N-terminale Sequenzierung ausgeschnitten. Zur Bestimmung interner
Proteinsequenzen wurden HPLC-Fraktionen
unter Vakuum (SpeedVac) getrocknet, in geeigneten Puffern resuspendiert
und mit Bromcyan, dem lysinspezifischen Enzym Lys-C (Wako Chemicals,
Richmond, VA) oder Asp-N (Boehringer Mannheim, Indianapolis, Ind.)
verdaut. Nach dem Verdau wurden die erhaltenen Peptide in Form eines
Gemisches auf die vorstehend angegebene Weise sequenziert oder vor
der Sequenzierung durch HPLC an einer C4-Säule unter Verwendung eines
Propanolgradienten in 0,1% TFA als Laufmittel aufgetrennt.
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Der hier verwendete Ausdruck "monoklonaler Antikörper" bezieht sich auf
einen Antikörper,
der aus einer Population von im wesentlichen homogenen Antikörpern erhalten
worden ist, d. h. die individuellen Antikörper, die die Population ausmachen,
sind identisch, ausgenommen natürlich
auftretende Mutationen, die in untergeordneten Anteilen vorliegen
können.
Somit bedeutet das Attribut "monoklonal" den Charakter des
Antikörpers,
d. h. dass es sich nicht um ein Gemisch von diskreten Antikörpern handelt.
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Die unter den Umfang der Erfindung
fallenden monoklonalen Antikörper
umfassen hybride und rekombinante Antikörper, die hergestellt worden
sind durch Spleißen
einer variablen (einschließlich
hypervariablen) Domäne
eines anti-Selectin-Liganden-Antikörpers mit
einer konstanten Domäne
(z. B. "humanisierte" Antikörper), wovon
nur einer gegen einen Selectin-Liganden gerichtet ist, oder einer
leichten Kette mit einer schweren Kette oder einer Kette aus einer
Spezies mit einer Kette einer anderen Spezies oder Fusionen mit
heterologen Proteinen, unabhängig
von der Herkunftsspezies oder der Immunoglobulin-Klassen- oder Unterklassenbezeichnung,
sowie Antikörper-Fragmente
(z. B. Fab, F(ab')2 und Fv); Cabilly et al., US-Patent 4 816
567; Mage & Lamoyi,
in Monoclonal Antibody Production Techniques and Applications, Marcel
Dekker, Inc., New York, 1987, S. 79–97.
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Somit bedeutet das Attribut "monoklonal" den Charakter des
Antikörpers,
wie er aus einer derartigen, im wesentlichen homogenen Population
von Antikörpern
erhalten worden ist. Der Ausdruck ist nicht so auszulegen, dass
die Herstellung des Antikörpers
durch ein bestimmtes Verfahren notwendig ist.
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II. Allgemeine Verfahren
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A. Herstellen einer für einen
Selectin-Liganden kodierenden DNA
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Die für einen Selectin-Liganden kodierende
DNA lässt
sich aus einer beliebigen cDNA-Bank erhalten, die aus Gewebe hergestellt
worden ist, von dem man annimmt, dass es eine mRNA für den Selectin-Liganden aufweist
und diesen in einer nachweisbaren Konzentration exprimiert. Ein
L-Selectin-Liganden-Gen lässt
sich somit aus einer cDNA-Bank, die aus (mesenterischen oder peripheren)
Lymphknoten hergestellt worden ist, erhalten. Gene die für die anderen
Selectin-Liganden kodieren, lassen sich auf analoge Weise aus anderen cDNA-Banken
herstellen.
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Die Banken werden mit Sonden abgesucht,
die zur Identifizierung des infrage stehenden Gens oder des durch
dieses Gen kodierten Proteins konstruiert sind. Für cDNA-Expressionsbanken
umfassen geeignete Sonden üblicherweise
mono- und polyklonale Antikörper,
die das gewünschte
Protein erkennen und spezifisch daran binden; Oligonucleotide mit
einer Länge
von etwa 20 bis 80 Basen, die für
bekannte oder vermutete Bereiche der Selectin-Liganden-cDNA aus
der gleichen oder aus unterschiedlichen Spezies kodieren; und/oder komplementäre oder
homologe cDNAs oder deren Fragmente, die für das gleiche oder ein ähnliches
Gen kodieren.
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Eine alternative Maßnahme zur
Isolierung des für
einen Selectin-Liganden, z. B. einen L-Selectin-Liganden, kodierenden
Gens besteht in der Anwendung der Polymerase-Kettenreaktion (PCR)
gemäß Abschnitt 14
von Sambrook et al. (a.a.O.) oder in Kapitel 15 von "Current Protocols
in Molecular Biology (a.a.O.).
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Eine weitere Alternative besteht
in einer chemischen Synthese des für den gewünschten Selectin-Liganden kodierenden
Gens unter Anwendung eines der von Engels et al., Angew. Chem. Int.
Ed. Engl., Bd. 28 (1989), S. 716, beschriebenen Verfahren. Diese
Verfahren umfassen Triester-, Phosphit-, Phosphoramidit- und H-Phosphonat-Verfahren,
PCR und andere Autoprimer-Verfahren und Oligonucleotid-Synthesen an festen Trägern. Diese
Verfahren können
herangezogen werden, wenn die gesamte Nucleinsäuresequenz des Gens bekannt
ist oder die Sequenz der Nucleinsäure, die zum Kodieren als Strang
komplementär
ist, verfügbar
ist, oder alternativ, wenn die Ziel-Aminosäuresequenz bekannt ist, kann
man potenzielle Nucleinsäuresequenzen ableiten,
wobei man bekannte und bevorzugte Kodierungsreste für jeden
einzelnen Aminosäurerest
verwendet.
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Ein bevorzugtes Verfahren zur Ausführung der
Erfindung besteht in der Verwendung von sorgfältig ausgewählten Oligonucleotidsequenzen
zum Absuchen von cDNA-Banken aus verschiedenen Geweben, vorzugsweise
Säugetier-Lymphknoten mit hohen
endothelialen Venolen (L-Selectin-Ligand) oder Myeloidzellen (E-Selectin-
und P-Selectin-Liganden). Zu den bevorzugten Säugetieren gehören Menschen
und jeder der folgenden Ordnungen: Rinder, Schafe, Pferde, Mäuse und
Nagetiere.
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Die als Sonden ausgewählten Oligonucleotidsequenzen
sollen ausreichend lang und ausreichend eindeutig sein, so dass
falsche positive Ergebnisse auf ein Minimum begrenzt werden. Die
aktuelle(n) Nucleotidsequenz(en) basieren auf konservierten oder
hochgradig homologen Nucleotidsequenzen oder Regionen eines Selectin-Liganden,
z. B. dessen L-Selectin-Liganden.
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Die in 4 dargestellte
DNA kann zur Isolierung von DNA, die für andere Selectin-Liganden
kodiert, oder zur Isolierung von DNA, die für einen L-Selectin- Liganden einer anderen
Tierspezies kodiert, durch Hybridisierung unter Anwendung der vorstehend
erörterten
Verfahren herangezogen werden. Bei den bevorzugten Tieren handelt
es sich um Säugetiere,
insbesondere Menschen, Rinder, Schafe, Pferde, Katzen, Kaninchen und
Nagetiere und insbesondere um Menschen, Rinder, Ratten und Kaninchen.
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B. Konstruktion von Aminosäure-Sequenzvarianten
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Die Aminosäure-Sequenzvarianten der erfindungsgemäßen Selectin-Liganden
werden vorzugsweise konstruiert, indem man die DNA-Sequenz, die
für den
Proteinkern eines Wildtyp-Selectins, z. B. für den L-Selectin-Liganden,
kodiert, mutiert. Im allgemeinen werden spezielle Regionen oder
Stellen der DNA einer zielgerichteten Mutagenese unterzogen. Die
allgemeine Methodik, die zur Erreichung dieses Ziels verwendet wird, wird
als ortsgerichtete Mutagenese bezeichnet. Die Mutationen werden
unter Verwendung von DNA-modifizierenden Enzymen, wie Restriktionsendonucleasen
(die DNA an bestimmten Stellen spalten), Nucleasen (die DNA abbauen)
und/oder Polymerasen (die DNA synthetisieren) vorgenommen.
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1. Einfache Deletionen
und Insertionen
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Ein Restriktionsendonuclease-Verdau
von DNA unter anschließender
Ligation kann zur Erzeugung von Deletionen gemäß dem Abschnitt 15.3 von Sambrook
et al., a.a.O., herangezogen werden. Zur Durchführung dieses Verfahrens ist
es bevorzugt, dass die fremde DNA in einen Plasmidvektor inseriert
ist. Eine Restriktionskarte sowohl der fremden (inserierten) DNA
als auch der Vektor-DNA muss verfügbar sein oder die Sequenz
der fremden DNA und der Vektor-DNA muss bekannt sein. Die fremde
DNA muss besondere Restriktionsstellen aufweisen, die im Vektor
nicht vorhanden sind. Sodann werden Deletionen in der fremden DNA durchgeführt, indem
man sie zwischen diesen besonderen Restriktionsstellen verdaut,
wobei man sich entsprechender Restriktionsendonucleasen unter den
vom Hersteller der Enzyme empfohlenen Bedingungen bedient. Wenn
die verwendeten Restriktionsenzyme stumpfe Enden oder kompatible
Enden erzeugen, können die
Enden direkt miteinander unter Verwendung einer Ligase, wie Bakteriophagen-T4-DNA-Ligase,
und durch 1- bis 4-stündige
Inkubation des Gemisches bei 16°C
in Gegenwart von ATP und Ligase-Puffer gemäß dem Abschnitt 1.68 von Sambrook
et al., a.a.O. verknüpft
werden. Wenn die Enden nicht kompatibel sind, müssen sie zunächst unter
Verwendung des Klenow-Fragments von DNA-Polymerase I oder Bakteriophagen-T4-DNA-Polymerase
stumpfendig gemacht werden, wobei in beiden Fällen die vier Desoxyribonucleotidtriphosphate
zum Auffüllen
der überhängenden,
einzelsträngigen
Enden der verdauten DNA erforderlich sind. Alternativ können die
Enden unter Verwendung einer Nuclease, wie Nuclease S1 oder Mungobohnen-Nuclease,
die beide ein Zurückschneiden
der überhängenden,
einzelsträngigen
DNA bewirken, stumpfendig gemacht werden. Die DNA wird sodann unter
Verwendung einer Ligase religiert. Beim erhaltenen Molekül handelt
es sich um eine Deletionsvariante.
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Eine ähnliche Strategie kann zur
Konstruktion von Insertionsvarianten gemäß den Angaben im Abschnitt
15.3 von Sambrook et al., a.a.O., herangezogen werden. Nach Verdau
der fremden DNA an der oder den besonderen Restriktionsstellen wird
ein Oligonucleotid in die Stelle, wo die fremde DNA ausgeschnitten worden
ist, ligiert. Das Oligonucleotid ist so konstruiert, dass es für die erwünschten
Aminosäuren,
die zu inserieren sind, kodiert und zusätzlich 5'- und 3'-Enden aufweist, die mit den Enden der
fremden DNA, die verdaut worden ist, kompatibel sind, so dass eine
direkte Ligation möglich
ist.
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2. Oligonucleotid-vermittelte
Mutagenese
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Eine Oligonucleotid-gerichtete Mutagenese
stellt das bevorzugte Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen Substitutionsvarianten
dar. Es kann auch dazu verwendet werden, in zweckmäßiger Weise
die erfindungsgemäßen Deletions-
und Insertionsvarianten herzustellen. Diese Technik wird in der
Literatur von Adelman et al. beschrieben (DNA, Bd. 2 (1983), S.
183).
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Im allgemeinen werden Oligonucleotide
mit einer Länge
von mindestens 25 Nucleotiden zur Insertion, Deletion oder Substitution
von zwei oder mehr Nucleotiden im t-PA-Molekül verwendet. Ein optimales
Oligonucleotid weist 12 bis 15 perfekt passende Nucleotide an beiden
Seiten der Nucleotide, die für
die Mutation kodieren, auf. Dies gewährleistet, dass das Oligonucleotid
einwandfrei mit dem einzelsträngigen
DNA-Matrizenmolekül
hybridisiert. Die Oligonucleotide lassen sich leicht unter Anwendung
bekannter Techniken herstellen; vergl. beispielsweise Crea et al.
(Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 75 (1978), S. 5765).
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Beim DNA-Matrizenmolekül handelt
es sich um die einzelsträngige
Form des Vektors mit seinem Wildtyp cDNA-t-PA-Insert. Die einzelsträngige Matrize
kann nur von solchen Vektoren erzeugt werden, die entweder von Bakteriophagen-M13-Vektoren (die handelsüblichen
M13mp18- und M13mp19-Vektoren sind geeignet) oder von Vektoren,
die eine einzelsträngige
Phagen-Replikationsursprungsstelle (gemäß Veira et al., Meth. Enzymol.,
Bd. 153 (1987), S. 3) enthalten, abgeleitet sind. Somit muss die
t-PA-cDNA, die zu mutieren ist, in eine dieser Vektoren eingeführt werden,
um eine einzelsträngige
Matrize zu erzeugen. Die Herstellung der einzelsträngigen Matrize
wird in den Abschnitten 4.21 bis 4.41 von Sambrook et al., a.a.O.,
beschrieben.
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Zur Mutagenisierung der nativen Selectin-Liganden-Sequenz
wird das Oligonucleotid einem Annealing mit dem einzelsträngigen DNA-Matrizenmolekül unter
geeigneten Hybridisierungsbedingungen unterworfen. Ein DNA-Polymerisationsenzym, üblicherweise
das Klenow-Fragment von E. coli-DNA-Polymerase I, wird sodann zugesetzt.
Dieses Enzym bedient sich des Oligonucleotids als Primer, um die
Synthese des die Mutation tragenden DNA-Stranges zu beenden. Somit wird ein
Heteroduplex-Molekül
in der Weise gebildet, dass ein DNA-Strang für den in den Vektor inserierten
nativen Selectin-Liganden kodiert und der zweite DNA-Strang für die mutierte
Form des in den gleichen Vektor inserierten Selectin-Liganden kodiert.
Dieses Heteroduplex-Molekül
wird sodann in eine geeignete Wirtszelle transformiert, üblicherweise
einen Prokaryonten, wie E. coli JM101. Nach Züchtung der Zellen werden sie
auf Agaroseplatten ausgestrichen und unter Verwendung des radioaktiv
mit 32-P markierten Oligonucleotid-Primers abgesucht, um die Kolonien
zu identifizieren, die den im Proteinkern mutierten Selectin-Liganden
enthalten. Diese Kolonien werden selektiert und die DNA wird sequenziert,
um das Vorliegen von Mutationen im Proteinkern des Moleküls zu bestätigen.
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Mutanten, bei denen mehr als eine
Aminosäure
substituiert ist, lassen sich auf verschiedenen Wegen erzeugen.
Wenn die Aminosäuren
sich in der Polypeptidkette nahe beieinander befinden, können sie
gleichzeitig unter Verwendung eines Oligonucleotids mutiert werden,
das für
sämtliche
erwünschten
Aminosäuresubstitutionen
kodiert. Befinden sich jedoch die Aminosäuren in einem gewissen Abstand
voneinander (beispielsweise um mehr als 10 Aminosäuren getrennt),
so ist es schwieriger, ein einziges Oligonucleotid, das für sämtliche
erwünschten
Veränderungen
kodiert, zu erzeugen. Statt dessen kann eines von zwei alternativen Verfahren
angewandt werden. Beim ersten Verfahren werden getrennte Oligonucleotide
für jede
zu substituierende Aminosäure
erzeugt. Die Oligonucleotide werden sodann gleichzeitig einem Annealing
mit der einzelsträngigen
Matrizen-DNA unterzogen und der zweite DNA-Strang, der aus der Matrize
synthetisiert wird, kodiert für
sämtliche
erwünschten
Aminosäuresubstitutionen.
Das alternative Verfahren beinhaltet zwei oder mehr Runden der Mutagenese
zur Erzeugung der gewünschten
Mutante. Die erste Runde entspricht den Angaben für die einzelnen
Mutanten: DNA, die für
den Proteinkern eines nativen Selectin-Liganden kodiert, wird für die Matrize
verwendet, ein Oligonucleotid, das für die erste erwünschte Aminosäuresubstitution
oder -substitutionen kodiert, wird einem Annealing mit dieser Matrize
unterzogen, und anschließend
wird das Heteroduplex-DNA-Molekül
erzeugt. Die zweite Runde der Mutagenese bedient sich der in der
ersten Mutageneserunde erzeugten mutierten DNA als Matrize. Somit
enthält
diese Matrize bereits eine oder mehrere Mutationen. Das Oligonucleotid,
das für
die zusätzliche(n)
erwünschte(n)
Aminosäuresubstitutionen)
kodiert, wird einem Annealing mit dieser Matrize unterzogen, und
der erhaltene DNA-Strang kodiert nunmehr für Mutationen aus der ersten
und zweiten Runde der Mutagenese. Die erhaltene DNA kann als Matrize
in einer dritten Mutageneserunde verwendet werden und so weiter.
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3. PCR-Mutagenese
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Die PCR-Mutagenese eignet sich auch
zur Herstellung von Aminosäurevarianten
der erfindungsgemäßen Selectin-Liganden.
Während
sich die vorstehende Erörterung
auf DNA bezieht, ist darauf hinzuweisen, dass diese Technik auch
bei RNA Anwendung finden kann. Die PCR-Technik bezieht sich allgemein
auf das folgende Verfahren. Wenn geringe Mengen einer Matrizen-DNA
als Ausgangsmaterial bei einer PCR verwendet werden, können Primer,
die sich in ihrer Sequenz geringfügig von der entsprechenden
Region in einer Matrizen-DNA unterscheiden, verwendet werden, um
relativ große
Mengen eines spezifischen DNA-Fragments zu erzeugen, das sich von
der Matrizensequenz nur an den Positionen unterscheidet, an denen
sich die Primer von der Matrize unterscheiden. Zur Einführung einer
Mutation in eine Plasmid-DNA wird einer der Primer so konstruiert,
dass er die Position der Mutation überlappt und die Mutation enthält. Die
Sequenz des anderen Primers muss mit einer Sequenzfolge des entgegengesetzten
Plasmidstranges identisch sein, jedoch kann sich diese Sequenz an
einer beliebigen Stelle entlang der Plasmid-DNA befinden. Es ist
jedoch bevorzugt, dass sich die Sequenz des zweiten Primers innerhalb
einer Entfernung von 200 Nucleotiden vom ersten Primer befindet,
so dass das Ende der gesamten amplifizierten DNA-Region, die durch
die Primer gebunden wird, leicht sequenziert werden kann. Eine PCR-Amplifikation unter
Verwendung eines Primerpaars, das den vorstehend beschriebenen Angaben
entspricht, führt
zu einer Population von DNA-Fragmenten, die sich an der Position
der Mutation, die durch den Primer angegeben wird, und möglicherweise
an anderen Positionen unterscheidet, da das Matrizen-Kopierverfahren einer
gewissen Fehleranfälligkeit
unterliegt.
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Wenn das Verhältnis von Matrize zu Produktmaterial äußerst gering
ist, so wird der weit überwiegende Teil
der Produkt-DNA-Fragmente die gewünschte(n) Mutationen) beinhalten.
Dieses Produktmaterial wird zum Ersatz der entsprechenden Region
im Plasmid, das als PCR-Matrize diente, gemäß üblicher DNA-Technik verwendet.
Mutationen an getrennten Positionen können gleichzeitig eingeführt werden,
indem man entweder einen zweiten mutanten Primer verwendet oder
eine zweite PCR mit verschiedenen mutanten Primern durchführt und
die beiden erhaltenen PCR-Fragmente gleichzeitig in einer dreiteiligen
(oder mehrteiligen) Ligation mit dem Vektorfragment verknüpft.
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C. Insertion von DNA in
einen replizierbaren Vektor
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Die cDNA oder genomische DNA, die
für (native
oder variante) Selectin-Liganden
der Erfindung kodiert, wird zur weiteren Klonierung oder Expression
in einen replizierbaren Vektor inseriert. Es stehen zahlreiche Vektoren
zur Verfügung.
Die Auswahl des geeigneten Vektors hängt von folgenden Punkten ab:
1) von der Frage, ob der Vektor für eine DNA-Amplifikation (Klonierung)
oder für
eine Expression zu verwenden ist; 2) von der Größe der in den Vektor zu inserierenden DNA;
und 3) von der mit dem Vektor zu transformierenden Wirtszelle. Jeder
Vektor enthält
in Abhängigkeit
von seiner Funktion und von der Wirtszelle, mit er kompatibel ist, verschiedene
Komponenten. Die Vektorkomponenten umfassen im allgemeinen (ohne
Beschränkung
hierauf) einen oder mehrere der folgenden Bestandteile: eine Signalsequenz,
eine Replikationsursprungsstelle, ein oder mehr Markergene, ein
Verstärkerelement,
einen Promotor und eine Transkriptionsterminatorsequenz. Spezifische
Vektoren werden nachstehend in Verbindung mit den Wirtszellen, mit
denen sie verträglich
sind, erörtert.
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Geeignete Vektoren werden unter Anwendung üblicher
rekombinanter DNA-Verfahren
hergestellt. Isolierte Plasmide und DNA-Fragmente werden gespalten,
zugeschnitten und in einer bestimmten Reihenfolge miteinander verknüpft, um
die gewünschten
Vektoren zu erzeugen.
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Die DNA wird unter Verwendung des
oder der entsprechenden Restriktionsenzyme in einem geeigneten Puffer
gespalten. Im allgemeinen werden etwa 0,2 bis 1 μg Plasmid oder DNA-Fragmente
mit etwa 1 bis 2 Einheiten der entsprechenden Restriktionsenzyme
in etwa 20 μl
Pufferlösung
verwendet. (Geeignete Puffer, DNA-Konzentrationen und Inkubationszeiten
und -temperaturen werden von den Herstellern der Restriktionsenzyme
angegeben.) Im allgemeinen sind Inkubationszeiten von etwa 1 oder
2 Stunden bei 37°C
angemessen, obgleich mehrere Enzyme höhere Temperaturen erfordern.
Nach der Inkubation werden die Enzyme und andere Verunreinigungen
durch Extraktion der Verdauungslösung
mit einem Gemisch aus Phenol und Chloroform entfernt. Die DNA wird
aus der wässrigen
Fraktion durch Fällung
mit Ethanol gewonnen.
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Zur Verknüpfung der DNA-Fragmente miteinander
unter Bildung eines funktionellen Vektors müssen die Enden der DNA-Fragmente
miteinander kompatibel sein. In einigen Fällen sind die Enden nach Endonuclease-Verdau
direkt kompatibel. Jedoch kann es erforderlich sein, zunächst die
klebrigen Enden, die üblicherweise
durch einen Endonuclease-Verdau erzeugt werden, in stumpfe Enden
umzuwandeln, um sie für
die Ligation kompatibel zu machen. Um die Enden stumpfendig zu machen,
wird die DNA in einem geeigneten Puffer mindestens 15 Minuten bei
15°C mit
10 Einheiten des Klenow-Fragments von DNA-Polymerase I (Klenow) in
Gegenwart der vier Desoxynucleotidtriphosphate behandelt. Sodann
wird sie durch Phenol/Chloroform-Extraktion und Ethanolfällung gereinigt.
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Die gespaltenen DNA-Fragmente können durch
DNA-Gelelektrophorese einer Trennung nach ihrer Größe und einer
Selektion unterworfen werden. Die DNA kann entweder an einer Agarose-
oder einer Polyacrylamid-Matrix der Elektrophorese unterworfen werden.
Die Selektion der Matrix hängt
von der Größe der zu trennenden
DNA-Fragmente ab. Nach der Elektrophorese wird die DNA aus der Matrix
durch Elektroelution extrahiert oder, sofern niedrigschmelzende
Agarose als Matrix verwendet worden ist, indem man die Agarose schmilzt
und die DNA daraus gemäß den Angaben
in den Abschnitten 6.30 bis 6.33 von Sambrook et al., a.a.O., extrahiert.
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Die DNA-Fragmente, die miteinander
zu verknüpfen
sind (vorher mit den entsprechenden Restriktionsenzymen verdaut,
so dass die Enden der einzelnen, zu verknüpfenden Fragmente miteinander
kompatibel sind), liegen in der Lösung in etwa äquimolaren
Mengen vor. Die Lösung
enthält
auch ATP, Ligase-Puffer und eine Ligase, wie T4-DNA-Ligase in einer
Menge von etwa 10 Einheiten pro 0,5 μg DNA. Wenn das DNA-Fragment
einer Ligation in einen Vektor zu unterwerfen ist, muss der Vektor
zunächst
durch Schneiden mit dem oder den entsprechenden Restriktionsendonucleasen
linearisiert und anschließend
entweder mit bakterieller alkalischer Phosphatase oder alkalischer
Kälberdarm-Phosphatase
phosphatiert werden. Dadurch wird eine Selbstligation des Vektors
während
der Ligationsstufe verhindert.
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Nach der Ligation wird der Vektor
mit dem nunmehr inserierten fremden Gen in eine geeignete Wirtszelle
transformiert. Die transformierten Zellen werden aufgrund ihres
Wachstums auf einem Antibiotikum, üblicherweise Tetracyclin (tet)
oder Ampicillin (amp), gegenüber
denen sie aufgrund der Anwesenheit von tet- und/oder amp-Resistenzgenen
im Vektor resistent geworden sind, selektiert, Wenn das Ligationsgemisch
in eine eukaryontische Wirtszelle transformiert worden ist, können die
transformierten Zellen durch das vorstehend beschriebene DHFR/MTX-System
selektiert werden. Die transformierten Zellen werden in Kultur gezüchtet, und
die Plasmid-DNA (der Ausdruck Plasmid bezieht sich auf den Vektor,
der mit dem fremden Gen von Interesse verknüpft worden ist) wird sodann
isoliert. Diese Plasmid-DNA
wird sodann durch Restriktionskartierung und/oder DNA-Sequenzierung
analysiert. Die DNA-Sequenzierung wird im allgemeinen entweder gemäß dem Verfahren
von Messing et al., Nucleic Acids Res., Bd. 9 (1981), S. 309, oder
gemäß dem Verfahren
von Maxam et al., Methods of Enzymology, Bd. 65 (1980), S. 499,
durchgeführt.
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D. Selektion und Transformation
von Wirtszellen
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Die Kohlenhydratkomponente der erfindungsgemäßen Glycoprotein-Liganden
ist für
die Rezeptorerkennung und Rezeptorbindung wesentlich. Demzufolge
werden eukaryontische Wirtszellen, die Proteine in einer glycosylierten
Form exprimieren, für
die Expression der Liganden hier bevorzugt. Jedoch ist auch eine
Expression in Prokaryonten, die Proteine nicht glycosylieren, wie
E. coli, möglich.
Das unglycosylierte Protein kann anschließend glycosyliert werden, z.
B. gemäß den nachstehend
erläuterten
chemischen und/oder enzymatischen Verfahren.
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1. Eukaryontische multizelluläre Organismen
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Multizelluläre Organismen werden als Wirte
zur Ausführung
der Erfindung bevorzugt. Obgleich sowohl Zellkulturen von wirbellosen
Tieren und von Wirbeltieren akzeptabel sind, werden Wirbeltier-Zellkulturen
und insbesondere Säugetier-Zellkulturen bevorzugt.
Zu Beispielen für
geeignete Zelllinien gehören:
die Affennieren-CVI-Linie transformiert mit SV40 (COS-7, ATCC CRL
1651); humane, embryonale Nieren-Zelllinie 293S (Graham et al.,
J. Gen. Virol., Bd. 36 (1977), S. 59); Babyhamster-Nierenzellen
BHK, ATCC CCL 10); Ovarialzellen des chinesischen Hamsters (Urlab
und Chasin, Proc. Natl. Acad. Sci USA, Bd. 77 (1980), S. 4216; Sertoli-Mäusezellen
(TM4, Mather, Biol. Reprod., Bd. 23 (1980), S. 243; Affennierenzellen
(CVI-76, ATCC CCL 70); Nierenzellen der afrikanischen grünen Meerkatze
(VERO-76, ATCC CRL-1587); humane zervikale Karzinomzellen (HELA,
ATCC CCL 2); Hundenierenzellen (MDCK, ATCC CCL 34); Leberzellen
der Büffelratte
(BRL 3A, ATCC CRL 1442); humane Lungenzellen (W138, ATCC CCL 75);
humane Leberzellen (Hep G2, HB 8065); Mäuse-Mammakarzinomzellen (MMT
060562, ATCC CCL 51); Ratten-Hepatomzellen (HTC, MI.54, Baumann et
al., J. Cell Biol., Bd. 85 (1980), S. 1; und TRI-Zellen (Mather
et al., Annals N. Y. Acad. Sci., Bd. 383 (1982), S. 44). Expressionsvektoren
für diese
Zellen umfassen üblicherweise
(sofern erforderlich) DNA-Sequenzen für eine Replikationsursprungsstelle,
einen Promotor vor dem zu exprimierenden Gen, eine Ribosomenbindungsstelle,
eine RNA-Spleißstelle,
eine Polyadenylierungsstelle und eine Transkriptionsterminationsstelle.
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Promotoren, die in Säugetier-Expressionsvektoren
verwendet werden, sind häufig
viralen Ursprungs. Diese viralen Promotoren werden üblicherweise
von Polyoma-Virus, Adenovirus 2 und am häufigsten von Simianvirus 40
(SV40) abgeleitet. Das SV40-Virus enthält zwei Promotoren mit der
Bezeichnung früher
und später
Promotor. Diese Promotoren sind besonders geeignet, da sie leicht
aus dem Virus als ein einziges DNA-Fragment erhalten werden können, das
auch die virale Replikationsursprungsstelle enthält (Fiers et al., Nature, Bd.
273 (1978), S. 113). Es können
auch kleinere oder größere SV40-DNA-Fragmente
verwendet werden, vorausgesetzt, sie enthalten die Sequenz mit annähernd 250
bp, die sich von der HindIII-Stelle zur BglI-Stelle in der viralen
Replikationsursprungsstelle erstreckt.
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Alternativ können Promotoren, die natürlicherweise
mit dem fremden Gen assoziiert sind (homologe Promotoren) verwendet
werden, vorausgesetzt sie sind mit der für die Transformation ausgewählten Wirtszelllinie
kompatibel.
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Eine Replikationsursprungsstelle
lässt sich
aus einer exogenen Quelle, wie SV40 oder einem anderen Virus (z.
B. Polyoma, Adeno, VSV, BPV), erhalten und in den Klonierungsvektor
inserieren. Alternativ kann die Replikationsursprungsstelle durch
den chromosomalen Replikationsmechanismus der Wirtszelle bereitgestellt werden.
Wenn der das fremde Gen enthaltende Vektor in das Wirtszellenchromosom
integriert ist, reicht das letztgenannte Produkt häufig aus.
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Zufriedenstellende Mengen des Selectin-Liganden
lassen sich durch transformierte Zellkulturen erzeugen. Jedoch kann
die Verwendung einer sekundären
DNA-Kodierungssequenz die Produktionsmengen erhöhen. Die sekundäre Kodierungssequenz
umfasst typischerweise das Enzym Dihydrofolatreduktase (DHFR). Die
Wildtypform von DHFR wird normalerweise durch die chemische Verbindung
Methotrexat (MTX) gehemmt. Der Grad der DHFR-Expression in einer Zelle variiert je
nach der Menge an MTX, die den gezüchteten Wirtszellen zugesetzt
wird. Ein weiteres Merkmal von DHFR, das für eine sekundäre Frequenz
besonders wertvoll ist, besteht darin, dass sie als Selektionsmarker
zur Identifikation von transformierten Zellen verwendet werden kann.
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Zwei Formen von DHFR stehen zur Verwendung
als sekundäre
Sequenz zur Verfügung,
nämlich
Wildtyp-DHFR und MTX-resistente DHFR. Der Typ der verwendeten DHFR
in einer bestimmten Wirtszelle hängt davon
ab, ob die Wirtszelle einen DHFR-Mangel aufweist (so dass sie endogen
entweder nur sehr geringe Konzentrationen an DHFR bildet oder überhaupt
keine funktionelle DHFR erzeugt). Zelllinien mit einem DHFR-Mangel,
wie die CHO-Zelllinie (vergl. Urlaub und Chasin (Proc. Natl. Acad.
Sci. (USA), Bd. 77 (1980), S. 4216)) werden durch Wildtyp-DHFR-Kodierungssequenzen
transformiert. Nach der Transformation exprimieren die Zelllinien
mit DHFR-Mangel funktionelle DHFR und sind zum Wachstum in einem
Kulturmedium, dem die Nährstoffe
Hypoxanthin, Glycin und Thymidin fehlen, befähigt. Nicht-transformierte
Zellen überleben in
diesem Medium nicht.
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Die MTX-resistente Form von DHFR
kann als Mittel zum Selektieren von transformierten Wirtszellen unter
den Wirtszellen, die endogen normale Mengen an funktioneller DHFR,
die MTX-empfindlich ist, bilden, verwendet werden. Die CHO-K1-Zelllinie (ATCC Nr.
CL 61) besitzt diese Eigenschaften und stellt eine wertvolle Zelllinie
für diesen
Zweck dar. Die Zugabe vom MTX zum Zellkulturmedium ermöglicht nur
den Zellen, die mit DNA, die für
MTX-resistente DHFR kodiert, transformiert sind, das Wachstum. Die
nicht-transformierten Zellen sind zum Überleben in diesem Medium nicht
befähigt.
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Die zur Bildung der erfindungsgemäßen Varianten
verwendeten Säugetier-Wirtszellen können in
einer Reihe von Medien gezüchtet
werden. Handelsübliche
Medien, wie Ham's
F10 (Sigma), minimales essentielles Medium ((MEM), Sigma), RPMI-1640
(Sigma) und Dulbecco-modifiziertes Eagle's Medium ((DMEM), Sigma) eignen sich
für die
Züchtung
der Wirtszellen. Beliebige dieser Medien können je nach Bedarf mit Hormonen und/oder
anderen Wachstumsfaktoren (wie Insulin, Transferrin oder epidermaler
Wachstumsfaktor), Salzen (z. B. Natriumchlorid, Calcium, Magnesium
und Phosphat), Puffern (wie HEPES), Nucleosiden (wie Adenosin und Thymidine),
Antibiotika, (wie Gentamycin), Spurenelementen (als anorganische
Verbindungen definiert, die üblicherweise
in Endkonzentrationen im mikromolaren Bereich vorliegen) und Glucose
oder einer äquivalenten Energiequelle
ergänzt
werden. Beliebige andere erforderliche Ergänzungsstoffe können in
geeigneten Konzentrationen, die dem Fachmann geläufig sind, enthalten sein.
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2. Eukaryontische
Mikroorganismen
-
Neben multizellulären Eukaryonten eignen sich
auch eukanontische Mikroorganismen, wie filamentöse Pilze oder Hefen zur Ausführung der
Erfindung. Saccharomyes cerevisiae oder übliche Bäckerhefe stellt den am häufigsten
verwendeten niederen eukaryontischen Wirtsmikroorganismus dar. Jedoch
sind eine Reihe von weiteren Gattungen, Spezies und Stämmen verfügbar und
hier geeignet, z. B. Schizosaccharomyces pombe (Beach und Nurse,
Nature, Bd. 290 (1981), S. 140; EP-139 383, veröffentlicht am 2. Mai 1985);
Kluyveromyces-Wirte (US-4
943 529; Fleer et al., a.a.O.), wie K. lactis (MW98-8C, CBS683,
CBS4574; Louvencourt et al., J. Bacteriol., (1983), S. 737), K.
fragilis (ATCC 12 424), K. bulgaricus (ATCC 16 045), K. wickeramii
(ATCC 24 178); K. waltii (ATCC 56 500), K. drosophilarum (ATCC 36
906; Van den Berg et al., a.a.O.), K. thermotolerans und K. marxianus,
varrowia (EP-402 226); Pichia pastoris (EP-183 070; Sreekrishna
et al., J. Basic Microbiol., Bd. 28 (1988), S. 265–278); Candida;
Trichoderma reesii (EP-244
234); Neurospora crassa (Case et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA,
Bd. 76 (1979), S. 5259); Schwanniomyces, wie Schwanniomyces occidentalis (EP-394
538, veröffentlicht
am 31. Oktober 1990); und filamentöse Pilze, wie Neurospora, Penicillium,
Tolypocladium (WO-91/00357, veröffentlicht
am 10. Januar 1991) und Aspergillus-Wirte, wie A. nidulans (Ballance
et al., Biochem. Biophys. Res. Commun., Bd. 112 (1983), S. 284;
Tilburn et al., Gene, Bd. 26 (1983), S. 205; Yelton et al., Proc.
Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 81 (1984), S. 1470) und A. niger (Kelly
und Hynes, EMBO J., Bd. 4 (1985), S. 475).
-
Zu geeigneten Promotorsequenzen in
Hefevektoren gehören
die Promotoren für
3-Phosphoglycerat-kinase (Hitzeman et al., J. Biol. Chem., Bd. 255
(1980), S. 2073) oder andere glycolytische Enzyme (Ness et al.,
J. Adv. Enzyme Reg., Bd. 7 (1968), S. 149; Holland et al., Biochemistry,
Bd. 17 (1978), S. 4900), wie Enolase, Glycerinaldehyd-3-phosphat-dehydrogenase,
Hexokinase, Pyruvat-decarboxylase, Phosphofructokinase, Glucose-6-phosphat-isomerase,
3-Phosphoglycerat-mutase, Pyruvat-kinase, Triosephosphat-isomerase,
Phosphoglucose-isomerase und Glucokinase. Bei der Konstruktion von
geeigneten Expressionsplasmiden werden die mit diesen Genen assoziierten
Terminationssequenzen ebenfalls in den Expressionsvektor in 3'-Stellung zur erwünschten,
zu exprimierenden Sequenz ligiert, um für eine Polyadenylierung der
mRNA und für
eine Termination zu sorgen. Weitere Promotoren, die den zusätzlichen
Vorteil einer durch die Wachstumsbedingungen kontrollierten Transkription
aufweisen, sind die Promotorregion für Alkohol-dehydrogenase 2, Isocytochrom
C, saure Phosphatase, mit dem Stickstoffstoffwechsel verbundene
abbauende Enzyme und die vorerwähnte
Glycerinaldehyd-3-phosphat-dehydrogenase sowie Enzyme, die für die Verwertung
von Maltose und Galactose verantwortlich sind. Es sind beliebige
Plasmidvektoren, die hefeverträgliche
Promotoren, Replikationsursprungsstellen und Terminationssequenzen
enthalten, geeignet.
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3. Prokaryontische
Zellen
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Prokaryonten eignen sich in besonderer
Weise zur raschen Bildung von großen Mengen an DNA zur Erzeugung
von für
die ortsspezifische Mutagenese verwendeten einzelsträngigen DNA-Matrizen,
zum gleichzeitigen Screening zahlreicher Mutanten und zur DNA-Sequenzierung
der erzeugten Mutanten. Zu geeigneten prokaryontischen Wirtszellen
gehören
E. coli K12 Stamm 294 (ATCC Nr. 31 446), E. coli Stamm W3110 (ATCC Nr.
27 325), E. coli X1776 (ATCC Nr. 31 537) und E. coli B. Jedoch können auch
zahlreiche andere Stämme von
E. coli, wie HB101, JM101, NM522, NM538, NM539 und zahlreiche andere
Spezies und Gattungen von Prokaryonten ebenfalls verwendet werden.
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Prokaryonten können auch als Wirte zur Expression
von DNA-Sequenzen verwendet werden. Die vorstehend aufgeführten E.
coli-Stämme,
Bazillen, wie Bacillus subtilis, andere Enterobacteriaceae, wie
Salmonella typhimurium oder Serratia marcescens, und verschiedene
Pseudomonas-Spezies können
alle als Wirte verwendet werden.
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Plasmidvektoren, die Replikon- und
Kontrollsequenzen enthalten, die sich von mit der Wirtszelle verträglichen
Spezies ableiten, können
zusammen mit diesen Wirten verwendet werden. Der Vektor weist üblicherweise
eine Replikationsstelle, Markergene, die eine phänotypische Selektion in transformierten
Zellen ermöglichen,
einen oder mehrere Promotoren und eine Polylinkerregion, die einige
Restriktionsstellen zur Insertion von fremder DNA enthält, auf.
Zu Plasmiden, die typischerweise zur Transformation von E. coli
verwendet werden, gehören
pBR322, pUC18, pUC19, pUC118, pUC119 und Bluescript M13, die alle
in den Abschnitten 1.12 bis 1.20 von Sambrook et al., a.a.O., beschrieben
sind. Jedoch sind auch zahlreiche weitere geeignete Vektoren verfügbar. Diese
Vektoren enthalten Gene, die für
Ampicillin und/oder Tetracyclin-Resistenz kodieren, was es den mit
diesen Vektoren transformierten Zellen ermöglicht, in Gegenwart dieser
Antibiotika zu wachsen.
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Zu den gebräuchlichsten Promotoren in prokaryontischen
Vektoren gehören
die β-Lactamase-
(Penicillinase-) und Lactose-Promotorsysteme (Chang et al., Nature,
Bd. 375 (1978), S. 615; Itakura et al., Science, Bd. 198 (1977),
S. 1056; Goeddel et al., Nature, Bd. 281 (1979), S. 544) und ein
Tryptophan (trp)-Promotorsystem (Goeddel et al., Nucl. Acids Res.,
Bd. 8 (1980), S. 4057; EP-36 776) und alkalische Phosphatase-Systeme.
Obgleich es sich hierbei um die gebräuchlichsten Systeme handelt,
wurden auch andere mikrobielle Promotoren verwendet. Einzelheiten
bezüglich
ihrer Nucleotidsequenzen wurden veröffentlicht, die es dem Fachmann
ermöglichen,
sie funktionell in Plasmidvektoren einzubinden (vergl. Siebenlist
et al., Cell, Bd. 20 (1980), S. 269.
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4. Sekretionssysteme
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Zahlreiche eukaryontische Proteine,
die normalerweise aus der Zelle sezerniert werden, enthalten eine
endogene Signalsequenz als Teil der Aminosäuresequenz. Diese Sequenz dirigiert
das Protein zum Export aus der Zelle über das endoplasmatische Retikulum
und den Golgi-Apparat. Die Signalsequenz befindet sich typischerweise
am Aminoterminus des Proteins und weist eine Länge im Bereich von etwa 13
bis etwa 36 Aminosäuren
auf. Obgleich die tatsächliche
Sequenz unter Proteinen variiert, enthalten sämtliche bekannten eukaryontischen
Signalsequenzen mindestens einen positiv geladenen Rest und eine
stark hydrophobe Folge von 10 bis 15 Aminosäuren (üblicherweise reich an den Aminosäuren Leucin,
Isoleucin, Alanin, Valin und Phenylalanin) in der Nähe des Zentrums
der Signalsequenz. Die Signalsequenz fehlt üblicherweise in der sezernierten
Form des Proteins, da sie durch eine Signal-peptidase, die sich
auf dem endoplasmatischen Retikulum befindet, während der Translokation des
Proteins in das endoplasmatische Retikulum abgespalten wird. Das Protein
mit seiner noch daran haftenden Signalsequenz wird häufig als "Präprotein" oder unreife Form
des Proteins bezeichnet.
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Jedoch enthalten nicht alle sezernierten
Proteine eine aminoterminale Signalsequenz, die abgespalten wird.
Einige Proteine, wie Ovalbumin, enthalten eine Signalsequenz, die
sich in einer inneren Region des Proteins befindet. Diese Sequenz
wird normalerweise während
der Translokation nicht abgespalten.
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Normalerweise im Zytoplasma auftretende
Proteine können
für eine
Sekretion durch Verknüpfung
einer Signalsequenz mit dem Protein markiert werden. Dies wird in
einfacher Weise erreicht, indem man für eine Signalsequenz kodierende
DNA mit dem 5'-Ende
der für
das Protein kodierenden DNA verknüpft und anschließend dieses
Fusionsprotein in einer geeigneten Wirtszelle exprimiert. Die für die Signalsequenz
kodierende DNA kann als ein Restriktionsfragment aus einem beliebigen
Gen, das für
ein Protein mit einer Signalsequenz kodiert, erhalten werden. Somit
können
hier je nach dem Typ der zur Ausführung der Erfindung verwendeten Wirtszelle
Signalsequenzen von Prokaryonten, Hefen und Eukaryonten verwendet
werden. Die für
den Signalsequenzteil des Gens kodierende DNA wird unter Verwendung
geeigneter Restriktionsendonucleasen ausgeschnitten und sodann mit
der für
das zu sezernierende Protein kodierenden DNA verknüpft.
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Die Auswahl einer funktionellen Signalsequenz
macht es erforderlich, dass die Signalsequenz durch die Wirtszellen-Signal-peptidase
erkannt wird, so dass es zu einer Spaltung dieser Signalsequenz
und zu einer Sekretion des Proteins kommt. Die für den Signalsequenzbereich
von mehreren eukaryontischen Genen kodierende DNA-Sequenz und die
entsprechende Aminosäuresequenz,
z. B. menschliches Wachstumshormon, Proinsulin und Proalbumin, sind
bekannt (vergl. Stryer, Biochemistry, W. N. Freeman and Company,
New York (1988), S. 769) und können
als Signalsequenzen in geeigneten eukaryontischen Wirtszellen verwendet
werden. Hefe-Signalsequenzen, z. B. saure Phosphatase (Arima et
al., Nuc. Acids Res., Bd. 11 (1983), S. 1657), alpha-Faktor, alkalische
Phosphatase und Invertase können
zum Dirigieren der Sekretion aus Hefe-Wirtszellen verwendet werden.
Prokaryontische Signalsequenzen aus Genen, die beispielsweise für Lama oder
OmpF (Wang et al., Gene, Bd. 68 (1988), S. 193, MalE, PhoA oder
beta-Lactamase kodieren, sowie andere Gene können zur Abgabe von Proteinen
aus prokaryontischen Zellen in das Kulturmedium verwendet werden.
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Eine alternative Technik zur Bereitstellung
eines Proteins von Interesse mit einer Signalsequenz, so dass es
sezerniert werden kann, besteht in der chemischen Synthese der für die Signalsequenz
kodierenden DNA. Bei diesem Verfahren werden beide Stränge eines
Oligonucleotids, das für
die gewählte
Signalsequenz kodiert, chemisch synthetisiert und sodann miteinander
unter Bildung eines Duplex verschmolzen. Das doppelsträngige Oligonucleotid
wird sodann mit dem 5'-Ende
der für
das Protein kodierenden DNA verknüpft.
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Das Konstrukt, das die DNA enthält, die
für das
Protein mit der damit verknüpften
Signalsequenz kodiert, kann sodann einer Ligation in einen geeigneten
Expressionsvektor unterzogen werden. Dieser Expressionsvektor wird
in eine geeignete Wirtszelle transformiert. Das Protein von Interesse
wird exprimiert und sezerniert.
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E. Transformationsverfahren
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Kulturen von Säugetier-Wirtszellen und anderen
Wirtszellen, die keine starren Zellmembran-Barrieren aufweisen,
werden üblicherweise
unter Anwendung des Calciumphosphat-Verfahrens transformiert, das
ursprünglich
von Graham und Van der Eb (Virology, Bd. 52 (1978), S. 546) beschrieben
wurde, wobei eine Modifikation gemäß den Abschnitten 16.32–16.37 von
Sambrook et al. (a.a.O.) vorgenommen wird. Jedoch können auch
andere Verfahren zur Einführung
von DNA in Zellen, wie das Polybrene-Verfahren (Kawai und Nishizawa,
Mol. Cell. Biol., Bd. 4 (1984), S. 1172), die Protoplastenfusion
(Schaffner, Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 77 (1980), S. 2163),
die Elektroporation (Neumann et al., EMBO J., Bd. 1 (1982), S. 841)
und die direkte Mikroinjektion in Zellkerne (Capecchi, Cell, Bd.
22 (1980), S. 479) herangezogen werden.
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Hefe-Wirtszellen werden üblicherweise
mit dem Polyethylenglykol-Verfahren gemäß den Angaben von Hinnen (Proc.
Natl. Acad. Sci. U.S.A, Bd. 75 (1978), S. 1929) transformiert.
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F. Züchtung der Wirtszellen
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Die zur Erzeugung der erfindungsgemäßen Selectin-Liganden
verwendeten Säugetier-Wirtszellen können in
verschiedenen Medien gezüchtet
werden. Handelsübliche
Medien, wie Ham's
F10 (Sigma), minimales essentielles Medium (MEM, Sigma), RPMI-1640
(Sigma) oder Dulbecco's-modifiziertes
Eagle-Medium (DMEM, Sigma) eignen sich zur Züchtung der Wirtszellen. Ferner
können
beliebige der in den folgenden Literaturstellen beschriebenen Medien
als Kulturmedien für
die Wirtszellen verwendet werden: Ham und Wallace, Meth. Enz., Bd.
58 (1979), S. 44; Barnes und Sato, Anal. Biochem., Bd. 102 (1980),
S. 255; US-4 767 704; US-4
657 866; US-4 927 762; US-4 560 655; WO-90/03430; WO-87/00195; US-Re-30 985. Beliebige
dieser Medien können
je nach Bedarf mit Hormonen und/oder anderen Wachstumsfaktoren (z.
B. Insulin, Transferrin und/oder epidermaler Wachstumsfaktor), Salzen
(wie Natriumchlorid, Calcium, Magnesium und Phosphat), Puffern (wie
HEPES), Nucleosiden, (wie Adenosin und Thymidin), Antibiotika (wie
GentamycinR), Spurenelementen (anorganische
Verbindungen, die üblicherweise
in Endkonzentrationen im mikromolaren Bereich vorhanden sind) und
Glucose oder einer gleichwertigen Energiequelle ergänzt werden.
Beliebige weitere erforderliche Ergänzungsstoffe können in
Konzentrationen, die dem Fachmann geläufig sind, zugesetzt werden. Die
Züchtungsbedingungen,
wie Temperatur, pH-Wert und dergl., entsprechen den Bedingungen,
wie sie vorstehend für
die Wirtszelle, die für
die Expression gewählt
wird, herangezogen wurden. Diese Bedingungen sind dem Fachmann geläufig.
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G. Glycosylierungsvarianten
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Die Glycosylierung von Polypeptiden
ist typischerweise N-verknüpft
oder O-verknüpft. Die
N-Verknüpfung
bezieht sich auf die Bindung des Kohlenhydratrestes an die Seitenkette
eines Asparaginrestes. Bei den Tripeptidsequenzen Asparagin-X-Serin und Asparagin-X-Threonin,
bei denen X eine beliebige Aminosäure mit Ausnahme von Prolin
bedeutet, handelt es sich um Erkennungssequenzen für die enzymatische
Bindung des Kohlenhydratrestes an die Asparagin-Seitenkette. Eine
o-verknüpfte
Glycosylierung bezieht sich auf die Bindung von einem der Zucker
N-Acetylgalactosamin,
Galactose oder Xylose an eine Hydroxyaminosäure, am häufigsten Serin oder Threonin,
obgleich auch 5-Hydroxyprolin oder 5-Hydroxylysin an der o-verknüpften Glycosylierung
beteiligt sein können.
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Die erfindungsgemäßen Selectin-Liganden sind
durch überwiegende
O-verknüpfte Glycosylierungsstellen
gekennzeichnet. Diese können
beispielsweise durch Hinzufügen
oder Substitution durch einen oder mehrere Serin- oder Threoninreste
an die Aminosäuresequenz
des Liganden modifiziert werden. Einfachheitshalber werden die Veränderungen üblicherweise
auf dem DNA-Niveau vorgenommen, wobei man sich im wesentlichen der
vorstehend bezüglich
der Aminosäure-Sequenzvarianten
erörterten
Techniken bedient.
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Eine chemische oder enzymatische
Kupplung von Glycosiden an die erfindungsgemäßen Liganden kann auch dazu
herangezogen werden, die Anzahl oder das Profil von Kohlenhydrat-Substituenten
zu modifizieren oder zu erhöhen.
Diese Verfahren sind insofern vorteilhaft, da sie nicht der Herstellung
des Polypeptids, das zu einer O-verknüpften (oder N-verknüpften) Glycosylierung
befähigt
ist, bedürfen.
Je nach der verwendeten Kupplungsart können der oder die Zucker an
(a) Arginin und Histidin, (b) freie Carboxylgruppen, (c) freie Hydroxylgruppen,
wie die von Cystein, (d) freie Sulfhydrylgruppen, wie die von Serin,
Threonin oder Hydroxyprolin, (e) aromatische Reste, wie die von
Phenylalanin, Thyrosin oder Tryptophan, oder (f) die Amidgruppe von
Glutamin gebunden werden. Diese Verfahren sind in WO-87/05330 (veröffentlicht
am 11. September 1987) und in Aplin und Wriston, CRC Crit. Rev.
Biochem., (1981), S. 259–306,
beschrieben.
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An einem Selectin-Liganden vorhandene
Kohlenhydratreste können
auch chemisch oder enzymatisch entfernt werden. Eine chemische Deglycosylierung
erfordert die Behandlung mit Trifluormethansulfonsäure oder
einer gleichwertigen Verbindung. Diese Behandlung führt zur
Spaltung der meisten oder sämtlicher
Zucker, mit Ausnahme des verknüpfenden
Zuckers, wobei das Polypeptid intakt bleibt. Eine chemische Deglycosylierung
wird von Hakimuddin et al., Arch. Biochem. Biophys., Bd. 259 (1987),
S. 52 und von Edge et al., Anal. Biochem., Bd. 118 (1981), S. 131,
beschrieben. Kohlenhydratreste lassen sich mit verschiedenen Endo-
und Exoglycosidasen gemäß den Angaben
von Thotakura et al., Meth. Enzymol., Bd. 138 (1987), S. 350, entfernen.
Eine Glycosylierung wird durch Tunicamycin gemäß den Angaben von Duskin et
al., J. Biol. Chem., Bd. 257 (1982), S. 3105, unterdrückt. Tunicamycin
blockiert die Bildung von Protein-N-glycosidase-Bindungen.
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Glycosylierungsvarianten der hier
beschriebenen Selectin-Liganden lassen sich auch durch Auswahl entsprechender
Wirtszellen erzeugen. Hefe bewirkt beispielsweise eine Glycosylierung,
die sich erheblich von der Glycosylierung von Säugetiersystemen unterscheidet.
Gleichermaßen
werden Säugetierzellen
unterschiedlicher Spezies (z. B. Hamster, Maus, Insekten, Schwein,
Rind oder Schaf) oder Gewebe (z. B. Lunge, Leber, lymphoide, mesenchymale
oder epidermale Gewebe), deren Ursprung von der Quelle des Selectin-Liganden
abweicht, routinemäßig auf
die Einführung
einer varianten Glycosylierung abgesucht, die beispielsweise durch
erhöhte
Konzentrationen an Mannose oder abgeänderten Anteilen an Mannose,
Fucose, Sialinsäure und
anderen Zuckern, die für
die Selectin-Bindung
wesentlich sind, charakterisiert sind.
-
H. Kovalente Modifikationen
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Kovalente Modifikationen von natürlich vorkommenden
Selectin-Liganden-Molekülen oder
einer Sequenz, die mit einem derartigen Molekül eine biologische Eigenschaft
gemeinsam hat, fallen unter den Umfang der Erfindung. Derartige
Modifikationen werden herkömmlicherweise
durch Umsetzung bestimmter Aminosäurereste des Selectin-Liganden-Proteins
mit einem organischen Derivatisierungsmittel, das zur Umsetzung
mit ausgewählten
Seitenketten oder terminalen Resten befähigt ist, oder durch "Harnessing"-Mechanismen von posttranslationalen
Modifikationen, die in ausgewählten
rekombinanten Wirtszellen funktionieren, eingeführt. Die erhaltenen kovalenten
Derivate eignen sich in Programmen, die, auf die Identifizierung
von Resten abgestellt sind, die für die biologische Aktivität, für Immunoassays
der Selectin-Liganden oder für
die Herstellung von anti-Selectin-Liganden-Antikörpern für die Immunoaffinitätsreinigung
des rekombinanten Glycoproteins von Bedeutung sind. Beispielsweise
würde eine
vollständige
Inaktivierung der biologischen Aktivität des Proteins nach Umsetzung
mit Ninhydrin darauf hinweisen, dass mindestens ein Arginyl- oder
Lysylrest für
die Aktivität
kritisch ist, wonach die individuellen Reste, die unter den gewählten Bedingungen
modifiziert worden sind, durch Isolierung eines Peptidfragments,
das den modifizierten Aminosäurerest
enthält,
identifiziert werden. Derartige Modifikationen sind dem Fachmann
geläufig
und werden ohne unangemessene experimentelle Bemühungen vorgenommen.
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Eine Derivatisierung mit bifunktionellen
Mitteln eignet sich zur Herstellung von intramolekularen Aggregaten
des Selectin-Liganden-Glycoproteins mit Polypeptiden sowie zur Vernetzung
des Selectin-Liganden-Glycoproteins mit einer in Wasser unlöslichen
Trägermatrix
oder Oberfläche
zur Verwendung in Assays oder bei der Affinitätsreinigung. Zusätzlich liefert
eine Untersuchung der Vernetzungen zwischen den Ketten direkte Informationen über die
Konformationsstruktur. Zu üblicherweise
verwendeten Vernetzungsmitteln gehören 1,1-Bis-(diazoacetyl)-2-phenylethan,
Glutaraldehyd, N-Hydroxysuccinimidester, homobifunktionelle Imidoester
und bifunktionelle Maleinimide. Derivatisierungsmittel, wie Methyl-3-[(p-azidophenyl)-dithio]-propioimidat,
ergeben photoaktivierbare Zwischenprodukte, die in Gegenwart von
Licht zur Bildung von Vernetzungen befähigt sind. Alternativ werden
reaktive, in Wasser unlösliche
Matrices, wie mit Bromcyan aktivierte Kohlenhydrate und die in den
US-Patenten 3 959 642, 3 969 287, 3 691 016, 4 195 128, 4 247 642,
4 229 537, 4 055 635 und 4 330 440 beschriebenen Systeme mit reaktiven
Substraten zur Protein-Immobilisierung und -Vernetzung verwendet.
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Bestimmte posttranslationale Modifikationen
sind das Ergebnis der Einwirkung von rekombinanten Wirtszellen auf
das exprimierte Polypeptid. Glutaminyl- und Asparaginylreste werden
häufig
posttranslational zu den entsprechenden Glutamyl- und Aspartylresten desamidiert. Alternativ
können
diese Reste unter schwach sauren Bedingungen desamidiert werden.
Beide Formen dieser Reste fallen unter den Umfang der Erfindung.
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Zu weiteren posttranslationalen Modifikationen
gehören
die Hydroxylierung von Prolin und Lysin, die Phosphorylierung der
Hydroxylgruppen von Seryl- oder Threonylresten, die Methylierung
der α-Aminogruppen von
Lysin-, Arginin- und Histidin-Seitenketten (T. E. Creighton, Proteins:
Structure and Molecular Properties, W. H. Freeman & Co., San Francisco,
(1983), S. 79–86).
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Weitere Derivate umfassen die erfindungsgemäßen neuen
Peptide unter kovalenter Bindung an ein nicht-proteinartiges Polymeres.
Beim nicht-proteinartigen Polymeren handelt es sich üblicherweise
um ein hydrophiles, synthetisches Polymeres, d. h. ein Polymeres,
das ansonsten in der Natur nicht auftritt. Jedoch sind auch Polymere,
die in der Natur vorkommen und durch rekombinante oder in vitro-Verfahren erzeugt
werden, geeignet, sowie Polymere, die aus natürlichen Quellen isoliert werden.
Hydrophile Polyvinyl-Polymere fallen unter den Umfang der Erfindung,
z. B. Polyvinylalkohol und Polyvinylpyrrolidon. Besonders geeignet
sind Polyvinylalkylenether, wie Polyethylenglykol und Polypropylenglykol.
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Die Selectin-Liganden können mit
verschiedenen nicht-proteinartigen Polymeren, wie Polyethylenglykol,
Polypropylenglykol oder Polyoxyalkylenen, gemäß den Verfahren der US-Patente
4 640 835, 4 496 689, 4 301 144, 4 670 417, 4 791 192 oder 4 179
337 verknüpft
werden.
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Die Selectin-Liganden können in
Mikrokapseln, die beispielsweise durch Koazervierungstechniken oder
durch Grenzflächenpolymerisation
hergestellt worden sind, in kolloidalen Arzneistoff-Abgabesystemen
(z. B. Liposomen, Albumin-Mikrokügelchen,
Mikroemulsionen, Nanoteilchen oder Nanokapseln) oder in Makroemulsionen
eingeschlossen werden. Derartige Techniken sind in Remington's Pharmaceutical
Sciences, 16. Auflg., Hrsg. A. Osol (1980), beschrieben.
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I. Selectin-Ligand – Stabile
Plasmaprotein-Chimären
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Eine Selectin-Liganden-Sequenz kann
gemäß den vorstehenden
Angaben mit einer stabilen Plasmaproteinsequenz verknüpft werden.
Bei der stabilen Plasmaproteinsequenz kann es sich beispielsweise
um die konstante Domäne
einer Immunoglobulinsequenz handeln. Die erhaltenen Moleküle werden üblicherweise
als Selectin-Liganden-Immunoglobulin-Chimären bezeichnet.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
wird der C-Terminus einer Sequenz, die die Bindungsstelle(n) für ein Selectin
enthält,
mit dem N-Terminus des C-terminalen Bereiches eines Antikörpers (insbesondere
der Fc-Domäne),
der die Effektorfunktionen eines Immunoglobulins, z. B. von Immunoglobulin
G1, enthält,
fusioniert. Es ist möglich,
die gesamte konstante Region der schweren Kette mit der Sequenz,
die die Selectin-Bindungsstelle(n) enthält, zu fusionieren. Jedoch
wird insbesondere eine Sequenz, die mit dem Gelenkbereich unmittelbar
stromaufwärts
von der Papain-Spaltungsstelle (die IgG-Fc chemisch definiert; Rest
216, wobei man den ersten Rest der konstanten Region der schweren
Kette als Rest Nr. 114 nimmt (Kobet et al., a.a.O.) oder analogen
Stellen anderer Immunoglobuline) beginnt, bei der Fusion verwendet.
Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird die Aminosäuresequenz,
die die Selectin-Bindungsstelle(n) enthält, mit der Gelenkregion und
CH2 und CH3 oder
mit den CH1-, Gelenk-, CH2-
und CH3-Domänen einer schweren IgG1-, IgG2- oder IgG3-Kette fusioniert. Die genaue Stelle, an
der die Fusion vorgenommen wird, ist nicht kritisch. Die optimale Stelle
lässt sich
durch routinemäßige Versuche
ermitteln.
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J. Reinigung der Selectin-Liganden
-
Der Selectin-Ligand kann aus rekombinanten
Zellkulturen durch bekannte Verfahren gewonnen und gereinigt werden,
einschließlich
Ammoniumsulfat- oder Ethanolfällung,
Säureextraktion,
Anionen- oder Kationenaustauschchromatographie, Hydroxylapatitchromatographie,
Immunoaffinitätschromatographie
und Lectinchromatographie. Weitere bekannte Reinigungsverfahren,
die unter den Umfang der Erfindung fallen, bedienen sich der Umkehrphasen-HPLC-Chromatographie unter
Verwendung von anti-Selectin-Liganden-Antikörpern. Diese Verfahren eignen
sich zur Reinigung der erfindungsgemäßen Liganden.
-
Ein besonders vorteilhaftes Reinigungsschema,
das speziell für
die Reinigung des L-Selectin-Liganden entwickelt wurde, ist in Beispiel
1 beschrieben. Dieses Verfahren nützt eine besondere Selectin-Rezeptor-Immunoglobulin-Chimäre (als
L-Selectin-IgG bezeichnet),
die durch rekombinante Verfahren hergestellt worden ist, aus. Diese
Chimäre
eignet sich zur Fällung
des entsprechenden (mit Sulfat markierten) Liganden.
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K. Therapeutische Zusammensetzungen
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Die erfindungsgemäßen Selectin-Liganden können zur
Blockierung der Bindung eines entsprechenden Selectin-Rezeptors
an seinen nativen Liganden verwendet werden. Beispielsweise blockiert
der L-Selectin-Ligand in wirksamer Weise die Bindung eines L-Selectin-Rezeptors,
der sich an einem zirkulierenden Leukozyten befindet, an dessen
nativen Liganden, der sich an einer Endothelzelle befindet. Diese
Eigenschaft eignet sich zur Behandlung eines Symptoms oder Zustands,
der mit einer übermäßigen Bindung
von zirkulierenden Leukozyten an Endothelzellen verbunden ist, z.
B. einer mit rheumatoider Arthritis, Psoriasis, multipler Sklerose
und dergl. verbundenen Entzündung.
-
Die erfindungsgemäßen Selectin-Liganden können nach
bekannten Verfahren zur Herstellung von pharmazeutisch wertvollen
Zusammensetzungen zubereitet werden, wobei der Ligand mit einem
pharmazeutisch verträglichen
Trägerstoff
kombiniert wird. Geeignete Träger
und ihre Zubereitungen sind in Remington's Pharmaceutical Sciences, 16. Auflg.
(1980), Mack Publishing Co., Hrsg. Oslo et al., beschrieben. Diese
Zusammensetzungen enthalten typischerweise eine wirksame Menge des
Liganden, z. B. in der Größenordnung von
etwa 0,5 bis etwa 10 mg/ml zusammen mit einer geeigneten Menge eines
Trägers,
um pharmazeutisch verträgliche
Zusammensetzungen, die sich für
eine wirksame Verabreichung an den Patienten eignen, herzustellen.
Die Liganden können
parenteral oder durch andere Verfahren, die eine Abgabe in den Blutkreislauf
in wirksamer Form gewährleisten,
verabreicht werden.
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Zu Zusammensetzungen, die sich für die klinische
Verabreichung der erfindungsgemäß verwendeten Liganden
besonders gut eignen, gehören
sterile wässrige
Lösungen
oder sterile hydratisierbare Pulver, z. B. ein lyophilisiertes Protein.
Typischerweise wird auch eine geeignete Menge eines pharmazeutisch
verträglichen
Salzes in der Zubereitung verwendet, um diese isotonisch zu machen.
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Die Dosierungen und erwünschten
Arzneistoffkonzentrationen der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzungen
können
je nach dem vorgesehenen Anwendungszweck variieren.
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K. Monoklonale Antikörper
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Monoklonale Antikörper werden aus einer Population
von im wesentlichen homogenen Antikörpern erhalten, d. h. die individuellen
Antikörper
der Population sind identisch, ausgenommen natürlich auftretende Mutationen,
die in untergeordneten Anteilen vorliegen können. Somit bedeutet das Attribut "monoklonal", dass es sich beim
Antikörper
nicht um ein Gemisch von verschiedenen Antikörpern handelt.
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Beispielsweise lassen sich die erfindungsgemäßen monoklonalen
Antikörper
unter Anwendung des Hybridomverfahrens von Kohlen & Milstein, Nature,
Bd. 256 (1975), S. 495, oder durch rekombinante DNA-Verfahren (Cabilly
et al., US-4 816
567) herstellen.
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Beim Hybridomverfahren wird eine
Maus oder ein anderes geeignetes Wirtstier, z. B. ein Hamster, mit dem
Selectin-Ligandenprotein auf subkutanem, intraperitonealem oder
intramuskulärem
Weg immunisiert, um die Bildung von Lymphozyten anzuregen, die Antikörper bilden
oder zu deren Bildung befähigt
sind, die spezifisch an das für
die Immunisierung verwendete Protein binden. Alternativ können die
Lymphozyten in vitro immunisiert werden. Die Lymphozyten werden
sodann mit Myelomzellen unter Verwendung eines geeigneten Fusionierungsmittels,
wie Polyethylenglykol, fusioniert, um eine Hybridomzelle zu bilden
(Goding, Monoclonal Antibodies: Principles and Practice, S. 59–103, Academic
Press (1986)).
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Die auf diese Weise hergestellten
Hybridomzellen werden auf ein geeignetes Kulturmedium überimpft und
darin gezüchtet,
wobei dieses Medium vorzugsweise eine oder mehrere Substanzen enthält, die
das Wachstum oder das Überleben
der unfusionierten, parentalen Myelomzellen hemmt. Wenn in den parentalen Myelomzellen
beispielsweise das Enzym Hypoxanthin-guanin-phosphoribosyltransferase
(HGPRT oder HPRT) fehlt, umfasst das Kulturmedium für die Hybridome
typischerweise Hypoxanthin, Aminopterin und Thymidin (HAT-Medium),
wobei diese Substanzen das Wachstumm von Zellen mit HGPRT-Mangel
verhindern.
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Bei bevorzugten Myelomzellen handelt
es sich um Zellen, die in wirksamer Weise fusionieren, eine stabile
hochgradige Expression des Antikörpers
durch die ausgewählten,
antikörperbildenden
Zellen unterstützen
und gegenüber
einem Medium, z. B. einem HAT-Medium empfindlich sind. Unter diesen
Myelom-Zelllinien werden Mäuse-Myelomlinien
bevorzugt, die sich beispielsweise von MOPC-21- und MPC-11-Mäusetumoren ableiten,
erhältlich
vom Salk Institute Cell Distribution Center; San Diego, Kalifornien,
USA, sowie SP-2-Zellen, erhältlich
von der American Type Culture Collection, Rockville, Maryland USA.
Humane Myelom-Zelllinien und Mäuse-Menschen-Heteromyelom-Zelllinien
wurden ebenfalls für
die Herstellung von humanen monoklonalen Antikörpern beschrieben (Kozbor,
J. Immunol., Bd. 133 (1984), S. 3001; Brodeur et al., Monoclonal
Antibody Production Techniques and Applications, S. 51–63 (Marcel
Dekker, Inc., New York, 1987).
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Das Kulturmedium, in dem Hybridomzellen
wachsen, wird auf die Bildung von monoklonalen Antikörpern gegen
TNFR1 getestet. Vorzugsweise wird die Bindungsspezifität von durch
die Hybridomzellen erzeugten monoklonalen Antikörpern durch Immunopräzipitation
oder durch einen in vitro-Bindungstest, z. B. einen Radioimmunoassay
(RIA) oder einen enzymgebundenen Immunosorbenstest (ELISA) bestimmt.
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Die Affinität des monoklonalen Antikörpers zur
Bindung des entsprechenden Liganden kann beispielsweise durch die
Scatchard-Analyse von Munson & Pollard,
Anal. Biochem., Bd. 107 (1980), S. 220, bestimmt werden.
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Anschließend werden Hybridomzellen,
die Antikörper
der gewünschten
Spezifität,
Affinität
und/oder Aktivität,
bilden, identifiziert. Die Klone können durch Grenzverdünnungsverfahren
subkloniert und durch übliche
Verfahren gezüchtet
werden; Goding, Monoclonal Antibodies: Principles and Practice,
S. 59–104
(Academic Press, 1986). Zu geeigneten Kulturmedien für diesen
Zweck gehören
beispielsweise Dulbecco-modifiziertes Eagle-Medium oder RPMI-1640-Medium.
Ferner können
Hybridomzellen in vivo als Aszites-Tumoren in einem Tier gezüchtet werden.
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Die von den Subklonen sezernierten
monoklonalen Antikörper
werden in geeigneter Weise aus dem Kulturmedium, der Aszites-Flüssigkeit
oder dem Serum durch herkömmliche
Immunoglobulin-Reinigungsverfahren abgetrennt, beispielsweise durch
Chromatographie an Protein A-Sepharose und Hydroxylapatit, Gelelektrophorese,
Dialyse oder Affinitätschromatographie.
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Für
die erfindungsgemäßen monoklonalen
Antikörper
kodierende DNA lässt
sich leicht unter Anwendung herkömmlicher
Verfahren isolieren und sequenzieren (z. B. unter Verwendung von
Oligonucleotidsonden, die zur spezifischen Bindung an Gene, die
für die
schweren und leichten Ketten von murinen Antikörpern kodieren, befähigt sind).
Die erfindungsgemäßen Hybridomzellen
dienen als bevorzugte Quelle für
eine derartige DNA. Nach der Isolierung kann die DNA in Expressionsvektoren
eingebracht werden, die sodann in Wirtszellen, wie Affen-COS-Zellen,
Ovarialzellen des chinesischen Hamsters (CHO) oder Myelomzellen,
die ansonsten kein Immunoglobulinprotein erzeugen, transfiziert
werden, wodurch man die Synthese von monoklonalen Antikörpern in
den rekombinanten Wirtszellen erreicht. Die DNA kann beispielsweise
auch durch Substitution der Kodierungssequenz für humane konstante Domänen von
schweren und leichten Ketten anstelle der homologen murinen Sequenzen
modifiziert werden (Morrison et al., Proc. Nat. Acad. Sci., Bd.
81 (1984), S. 6851) oder indem man mit der Immunoglobulin-Kodierungssequenz
die Gesamtheit oder einen Teil der der Kodierungssequenz für ein Nichtimmunoglobulin-Polypeptid verbindet.
Auf diese Weise werden "chimäre" oder "hybride" Antikörper hergestellt,
die die Bindungsspezifität
eines monoklonalen anti-Selectin-Liganden-Antikörpers gemäß der Erfindung aufweisen.
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Typischerweise dienen derartige Nichtimmunoglobulin-Polypeptide
als Ersatz für
die konstanten Domänen
eines erfindungsgemäßen Antikörpers oder
sie dienen als Ersatz für
die variablen Domänen
von einer einzigen Antigen-Kombinationsstelle eines erfindungsgemäßen Antikörpers, um
einen chimären,
bivalenten Antikörper
zu schaffen, der eine einzige Antigen-Kombinationsstelle mit Spezifität für einen
Selectin-Liganden und eine weitere Antigen-Kombinationsstelle mit
Spezifität
für ein
davon abweichendes Antigen aufweist.
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Chimäre oder hybride Antikörper lassen
sich auch in vitro unter Anwendung bekannter Verfahren der synthetischen
Proteinchemie herstellen, einschließlich Verfahren unter Verwendung
von Vernetzungsmitteln. Beispielsweise lassen sich Immunotoxine
unter Anwendung einer Disulfid-Austauschreaktion oder durch Bildung
einer Thioetherbindung konstruieren. Zu Beispielen für geeignete
Reagenzien für
diesen Zweck gehören Iminothiolat
und Methyl-4-mercaptobutyrimidat.
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Für
diagnostische Anwendungen werden die erfindungsgemäßen Antikörper typischerweise
mit einem nachweisbaren Rest markiert. Beim nachweisbaren Rest kann
es sich um einen beliebigen Rest handeln, der entweder direkt oder
indirekt zur Erzeugung eines nachweisbaren Signals befähigt ist.
Beispielsweise kann es sich beim nachweisbaren Rest um ein Radioisotop,
wie 3H, 14C, 32P, 35S oder 125I, eine fluoreszierende, oder chemilumineszierende
Verbindung, wie Fluoresceinisothiocyanat, Rhodamin oder Luciferin,
radioaktive isotope Markierungen, wie 125I, 32P, 14C oder 3H, oder um ein Enzym, wie alkalische Phosphatase,
beta-Galactosidase oder Meerrettich-peroxidase, handeln.
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Beliebige aus dem Stand der Technik
bekannte Verfahren zur getrennten Konjugation des Antikörpers mit
dem nachweisbaren Rest können
herangezogen werden, einschließlich
der in folgenden Literaturstellen beschriebenen Verfahren: Hunter
et al., Nature, Bd. 144 (1962), S. 945; David et al., Biochemistry,
Bd. 13 (1974), S. 1014; Pain et al., J. Immunol. Meth., Bd. 40 (1981),
S. 219; und Nygren, J. Histochem. and Cytochem., Bd. 30 (1982),
S. 407.
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Die erfindungsgemäßen Antikörper können bei einem beliebigen Testverfahren
herangezogen werden, z. B. bei kompetitiven Bindungstests, direkten
und indirekten Sandwichtests und Immunopräzipitationstests; Zola, Monoclonal
Antibodies: A Manual of Techniques, S. 147–158 (CRC Press, Inc., 1987).
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Kompetitive Bindungstests stützen sich
auf die Fähigkeit
eines markierten Standards (bei dem es sich um einen Selectin-Liganden
oder um einen immunologisch reaktiven Teil davon handeln kann) zur
Konkurrenz mit dem Testproben-Analyten (Selectin-Liganden) bezüglich der
Bindung mit einer begrenzten Menge an Antikörper. Die Menge des Selectin-Liganden
in der Testprobe ist umgekehrt proportional zur Menge des Standards,
der an die Antikörper
gebunden wird. Um die Bestimmung der Menge des Standards, der gebunden wird,
zu erleichtern, werden die Antikörper
vor oder nach der kompetitiven Reaktion im allgemeinen unlöslich gemacht,
so dass der Standard und der Analyt, die an die Antikörper gebunden
werden, in zweckmäßigerweise vom
Standard und dem Analyt, der in ungebundenem Zustand verbleibt,
abgetrennt werden kann.
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Bei Sandwich-Tests sind zwei Antikörper beteiligt,
von denen jeder zur Bindung an einen unterschiedlichen immunogenen
Bereich oder Epitop des nachzuweisenden Proteins befähigt ist.
Bei einem Sandwich-Test wird der Testproben-Analyt durch einen ersten
Antikörper
gebunden, der an einem festen Träger
immobilisiert ist. Anschließend
bindet ein zweiter Antikörper
an den Analyten, wodurch ein unlöslicher
dreiteiliger Komplex entsteht; David & Greene, US-4 376 110. Der zweite
Antikörper
kann selbst mit einem nachweisbaren Rest markiert sein (direkte
Sandwich-Tests) oder er kann unter Verwendung eines anti-Immunoglobulin-Antikörpers, der
mit einem nachweisbaren Rest markiert ist, gemessen werden (indirekter
Sandwich-Test).
Beispielsweise handelt es sich bei einem Typ eines Sandwich-Tests
um einen ELISA-Test, wobei es sich in diesem Fall beim nachweisbaren
Rest um ein Enzym handelt.
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Nachstehend wird die Erfindung durch
die folgenden, nicht-beschränkenden
Beispiele näher
erläutert.
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III. Beispiele
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Beispiel 1
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Identifizierung von Oberflächen-Glycoproteinen
an durch L-Selectin erkannten Endothelzellen
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Dieses Beispiel zeigt, dass rekombinantes
L-Selectin in selektiver Weise an 35SO4-markierte Makromoleküle aus Lymphknoten bindet.
Insbesondere wurden zwei sulfatierte, fucosylierte und sialylierte
Glycoproteine identifiziert.
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A. Metabolische Markierung
von Organen mit 35S-Sulfat
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Mesenterische oder periphere (zervikale,
brachiale, axillare) Lymphknoten wurden 8 bis 16 Wochen alten weiblichen
ICR-Mäusen
entnommen. Die Lymphknoten wurden mit einer Rasierklinge in Scheiben
von 1 mm Dicke aufgeschnitten. Die Scheiben (typischerweise mit
einem Feuchtgewicht von 0,2 g) wurden in 1 ml RPMI-1640 Medium mit
einem Gehalt an 25 mM HEPES, 100 U/ml Penicillin G, 100 μg/ml Streptomycin
und 200 μCi
trägerfreiem
[35S]-Natriumsulfat (ICN Biochemicals Inc.,
Costa Mesa, CA) gemäß dem Verfahren
von Ager, J. Cell Sci., Bd. 87 (1987), S. 133) suspendiert. Nach
4-stündiger
Inkubation bei 37°C
wurden die Scheiben gründlich
mit phosphatgepufferter Kochsalzlösung (Dulbecco, PBS) gewaschen
und sodann in 1 ml Lysis-Puffer (2% Triton X-100 in PBS mit einem
Gehalt an 1 mM PMSF, 1% (Vol./Vol.) Aprotinin, 10 μg/ml Pepstatin,
0,02% NaN3) auf Eis mit einem Potter-Elvehjem-Homogenisiergerät homogenisiert.
Die Lysis wurde 1 Stunde bei 4°C
auf einem Rüttelgerät fortgesetzt.
Das Lysat wurde 1 Stunde bei 4°C
mit 10 000 × g
zentrifugiert. Der Überstand
wurde mit EDTA bis zu einer Endkonzentration von 2 mM versetzt.
Anschließend
wurde der Überstand
durch Schütteln
mit Affi-Gel Protein A (250 μl
gepackte Kügelchen,
BioRad Laboratories, Richmond, CA) über Nacht bei 4°C vorgeklärt.
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B. Identifizierung der
an den L-Selectin-IgG-Kügelchen
adsorbierten Komponenten
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Affi-Gel Protein A (10 μl gepackte
Kügelchen)
wurden mit 30 μg
entweder an L-Selectin-IgG (WO-91/08298,
veröffentlicht
am 13. Juni 1991), CD4-IgG (hergestellt gemäß Capon et al., Nature, Bd.
337 (1989), S. 525) oder humanem IgG1 (Calbiochem, La Jolla, CA)
in 1 ml PBS über
Nacht bei 4°C
unter Schütteln inkubiert.
Die Kügelchen
(als L-Selectin-IgG-Kügelchen,
CD4-IgG-Kügelchen
und HuIgG-Kügelchen
bezeichnet) wurden 3-mal in PBS und 1-mal mit Lysispuffer gewaschen.
Die CD4-IgG- und HuIgG-Kügelchen
wurden als Kontrollen verwendet.
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Das im vorstehenden Abschnitt A beschriebene
vorgeklärte
Lysat wurde 10 Sekunden mit 10 000 × g zentrifugiert. Der Überstand
wurde bis zu einer Endkonzentration von 5 mM mit CaCl2 versetzt.
Sodann wurde der Überstand
sofort entweder mit L-Selectin-IgG-Kügelchen, CD4-IgG-Kügelchen
oder HuIgG-Kügelchen
(typischerweise 200 μl
vorgeklärtes
Lysat pro 10 μl
gepackte Kügelchen
versetzt). Sodann wurde 4 Stunden bei 4°C auf einem Schüttelgerät inkubiert.
Die Kügelchen
wurden 6-mal mit Lysispuffer gewaschen, in ein neues Röhrchen übertragen
und sodann noch einmal mit Lysispuffer gewaschen.
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Die an die L-Selectin-IgG-Kügelchen
gebundenen Materialien wurden durch Siedebehandlung in SDS in Gegenwart
von 2-Mercaptoethanol in Lösung
gebracht und der Elektrophorese an SDS-Polyacrylamidgelen (9 oder
10%) und der Fluorographie mit ENTENSIFY oder EN3HANCE
(NEN) unterworfen. Bei der Fluorographie war die 50 kD-Komponente
tendenziell diffuser mit ENTENSIFY als mit EN3HANCE.
Beim Repräzipitationsversuch
wurde die mit SDS in Lösung
gebrachte Probe der Elektrophorese an einem 7,5% SDS-Gel mit vorgefärbten Standards
(BioRad, hoher Bereich) als Marken unterzogen. Der Bereich um 50
kD am Gel wurde unter Verwendung von vorgefärbtem Ovalbumin (49,5 kD) als
Positionsmarker ausgeschnitten. Das Protein wurde durch Elektroelution
(BioRad Modell 422) bei 60 mA über
Nacht in Laemmli-Laufpuffer überführt. Das Eluat
wurde eingeengt. Der Puffer wurde gegen 10 mM CAHPS in PBS an einer
Centricon 30-Anlage
(Amicon, Danvers, MA) ausgetauscht. Anschließend wurde eine Inkubation
mit L-Selectin-IgG-Kügelchen,
CD4-IgG-Kügelchen
oder HuIgG-Kügelchen
gemäß den vorstehenden
Angaben durchgeführt.
Für die
Analyse des rohen Lysats wurden 200 μl des vorgeklärten Lysats
mit kaltem Aceton (80% Vol./Vol.) gefällt und sodann der Elektrophorese
auf die vorstehend angegebene Weise unterzogen.
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L-Selectin-IgG-Kügelchen fällten eine diffuse 50 kD-Komponente
(scheinbarer Molekulargewichtsbereich 50 kD bis 58 kD) aus mit [35S]-Sulfat markierten mesenterischen Lymphknoten
(MLN) oder peripheren Lymphknoten (PN). Eine Bande von ~90 kD (83
kD bis 102 kD) in Bezug auf den Sulfateinbau in einem untergeordneten
Anteil) wurde bei den meisten Analysen ebenfalls beobachtet. Bei
Kontrollfällungen
erkannten CD4-IgG- und HuIgG-Kügelchen
die 50 kD-Hauptkomponente
oder die 90 kD-Komponente in den Lysaten nicht. Wenn rohe Lysate
direkt analysiert wurden, stellte die 50 kD-Komponente neben mehreren
anderen Banden den Hauptbestandteil dar. Die Gewebeverteilung der
50 kD-Komponente
wurde ferner unter Anwendung der gleichen Verfahrensweise für die Markierung
mit [35S]-Sulfat und Fällung mit LHR-IgG auf eine
Anzahl von Organen geprüft.
Unter lymphoiden Geweben zeigten nur periphere Lymphknoten und mesenterische Lymphknoten
die 50 kD- und 90 kD-Banden, wobei Peyer-Plaques, Milz und Thymus
bei beiden negativ waren. Nicht-lymphoide Organe, wie Niere, Leber,
Cerebrum und Cerebellum, waren ebenfalls vollständig negativ.
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L-Selectin-IgG-Kügelchen fällten die 50 kD-Komponente,
wenn Calcium vorhanden war, jedoch nicht in dessen Abwesenheit.
Die Spezifität
der Wechselwirkung wurde ferner unter Verwendung von MEL-14 mAb geprüft. Eine
Vorinkubation von L-Selectin-IgG-Kügelchen mit diesem Antikörper blockierte
die Bindung der 50 kD-Bande an die Kügelchen vollständig, während ein
klassenmäßig angepasster
Kontrollantikörper
(anti-CD45) keine Wirkung zeigte. Fucoidin hemmte die Fällung der
50 kD-Komponente durch L-Selectin-IgG-Kügelchen vollständig, während Kontrollpolysaccharide
(Chondroitinsulfat B, Chondroitinsulfat A, Keratansulfat) vollständig inaktiv
waren. Ferner verringerte die Anwesenheit von PPME in signifikanter
Weise die Intensität der
50 kD-Bande, obgleich eine relativ hohe Konzentration erforderlich
war. Ein Kontroll-Hefe-Mannan (mnn 2) hatte bei der gleichen Konzentration
keine Wirkung. Die Fällung
der untergeordneten 90 kD-Bande
durch L-Selectin-IgG-Kügelchen
war ebenfalls von Calcium abhängig
(durch MEL-14 mAb hemmbar) und wurde durch Fucoidin und PPME blockiert.
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Schließlich wurde festgestellt, dass
eine Behandlung der Glycoproteine mit Sialidase die Bindung durch
L-Selectin-IgG hemmte. Somit ist Sialinsäure an den Glycoproteinen offensichtlich
für die
Bindung wesentlich. Dieses Ergebnis stimmt mit früheren Charakterisierungen
der Wechselwirkungen zwischen Selectinen und ihren Liganden überein.
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Beispiel 2
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Reinigung des 50 kD-L-Selectin-Liganden
für die
Klonierung und Sequenzbestimmung
-
Die in Beispiel 1 beschriebenen Arbeiten
bestätigten,
dass die L-Selectin-IgG-Chimäre zur biochemischen
Charakterisierung des sulfatierten, von peripheren und mesenterischen
Lymphknoten gebildeten endothelialen Liganden mit ~50 kD verwendet
werden kann. Weitere Arbeiten zeigten, dass dieser Ligand bereitwillig
in das Medium abgegeben wird, wenn periphere Lymphknoten (PLN) in
Organkultur gebracht werden (unveröffentlichte Feststellungen
von S. Watson). Somit bestand die anfängliche Stufe der Reinigung
des L-Selectin-Lliganden zur Sequenzbestimmung in der Erzeugung
von großen
Mengen an durch Mäuse-PLN konditioniertem
Medium. Eine zweite Beobachtung, die eine erhebliche Reinigung zuließ, bestand
darin, dass der sulfatierte L-Selectin-Ligand mit ~50 kD nach Behandlung
von mit Chloroform/Methanol konditioniertem Medium löslich war.
Diese Stufe führte
zu einer >350-fachen
Reinigung des sulfatierten Liganden. Die nächste Reinigungsstufe bestand
in einer Weizenkeim-Agglutinin-Affinitätssäule, wobei man den offensichtlich
hohen Kohlenhydratgehalt in diesen Liganden ausnützte. Bei der letzten Reinigungsstufe
bediente man sich einer L-Selectin-IgG-Chimären-Affinitätssäule zur Reinigung des Liganden.
Diese letzte Stufe gewährleistete,
dass das enthaltene Material innerhalb der ~50 kD-Region einem Glycoprotein
entsprach, das mit relativ hoher Affinität an L-Selectin bindet.
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Mesenterische oder periphere (zervikale,
brachiale und axillare) Lymphknoten wurden aus weiblichen ICR-Mäusen mit
einem Alter von 8 bis 16 Wochen gewonnen. Die Mäuse wurden getötet. Ihre
mesenterischen Lymphknoten wurden entnommen. Typischerweise wurde
ein einziger Ansatz mit konditioniertem Medium aus den mesenterischen
Lympfknoten von 30 Mäusen
hergestellt. Gelegentlich wurde ferner eine geringe Anzahl (etwa
5% des Gewichts der gesamten Lymphknoten) an peripheren Lymphknoten
zugegeben. Die Knoten wurden mit einer Rasierklinge zu Scheiben
mit einer Dicke von etwa 1 mm aufgeschnitten. Die Scheiben wurden in
das übliche
Zellkulturmedium RPMI-1640, das mit 25 mM HEPES-Puffer, 1 U/ml Penicillin
und 1 μg/ml
Streptomycin ergänzt
war, in einer 100 ml fassenden Zellkulturflasche gegeben. Das Verhältnis des
Mediums zu den Knoten betrug 6 ml/30 mesenterische Lymphknoten.
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Die Kulturflasche wurde sodann in
einen Inkubator von 37°C
gegeben. Nach 4 Stunden wurde das Medium in ein 15 ml fassendes,
konisches Röhrchen
gegeben und 10 Minuten mit 500 × g
zentrifugiert, um große Gewebebruchstücke zu entfernen.
Der Überstand
wurde erneut in einem 15 ml-Corex-Röhrchen 15 Minuten mit 20 000 × g zentrifugiert.
Der erhaltene Überstand
wurde zunächst
durch ein Nitex-Sieb gegossen, um Fettteilchen, die während der
Zentrifugation nicht pelletisierten, zu entfernen, und anschließend mit
flüssigem Stickstoff
rasch eingefroren und bei –20°C gelagert.
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Um das Protein-Reinigungsschema zu überwachen,
wurde 35SO4-markiertes
Sgp50 zu dem auf die vorstehend beschriebene Weise hergestellten
konditionierten Medium gegeben. Dieses Material wurde hergestellt,
indem 5 mesenterische Lymphknoten von Mäusen in 1 ml des vorstehend
beschriebenen Kulturmediums mit 0,5: mCi
Na35SO4 (ICN) markiert
wurden. Nach 4 Stunden wurde das konditionierte Zellkulturmedium
entfernt und 10 Minuten in einer Mikrozentrifuge zentrifugiert.
Der Überstand
wurde entfernt und durch Zugabe zu 100 μl gepackten Protein A-Agarose-Kügelchen (Zymed Corp.) vorgeklärt und über Nacht
bei 4°C
geschüttelt. Das
vorgeklärte
Medium wurde auf 3 ml einer kovalent vernetzten LEC-IgG-Protein
A-Agarose (LEC × Protein A-Agarose)-Säule, die
mit 10 mg L-Selectin-IgG pro 1 ml gepackter Protein A-Agarose (Zymed)
gemäß dem auf
den Seiten 522–523
von Antibodies, A Laboraton Manual (1988) Harlow and Lane, Gold
Spring Harbor Laboraton, hergestellt worden war, gegeben. Nach Schütteln von
6 Stunden bis über
Nacht mit L-Selectin × Protein
A-Agarose wurde die Säule
mit 10 Volumina phosphatgepufferter Kochsalzlösung (Dulbecco, (PBS)) gewaschen.
Das gereinigte Material (50 kD L-Selectin-Ligand, auch bezeichnet
als GlyCAM) wurde mit 10 ml 4 mM EDTA in PBS eluiert. Dieses Material
wurde mit einem Centricon 30-Gerät
(Amicon Corp.) auf ein Endvolumen von etwa 100 μl eingeengt. Es wurden etwa
60 000 cpm Material erhalten.
-
Zur Herstellung von gereinigtem Protein
für die
Mikrosequenzierungsanalyse wurden vier Ansätze (etwa 120 Mäuse) von
konditioniertem Medium (24 ml) aufgetaut. 50 μl 35SO4-markiertes Sgp50 (32 000 cpm) wurden zugegeben.
9 Volumenteile (216 ml) Chloroform : Methanol (2 : 1) wurden zugesetzt.
Nach 30-minütigem Schütteln bei
Raumtemperatur in 50 μl
fassenden konischen Röhrchen
wurde 20 Minuten bei 500 × g
zentrifugiert. Die obere wässrige
Phase wurde gesammelt. Die Grenzphase wurde erneut zentrifugiert,
um einen möglichst
großen
Anteil der wässrigen
Phase zu extrahieren. Die Chloroform/Methanol-Extraktion wurde wiederholt.
Um eine wässrige
Phase auftreten zu lassen, wurden etwa 20 ml PBS zugegeben. Die
wässrige
Phase wurde gewonnen. Restliches Chloroform/Methanol wurde durch
3-stündiges
Rühren
in einem 1 Liter fassenden Becherglas auf einem warmem Wasserbad
unter dem Abzug abgedampft. Das Material, das nunmehr als <C : M ("nach Ausschütteln mit
Chloroform/Methanol")
bezeichnet wurde, wurde sodann 4 Stunden gegen PBS dialysiert. Bei
einer ähnlichen
Zubereitung wurde eine 1 385-fache Reinigung erzielt. Das dialysierte <C : M mit 19 200
cpm wurde über
Nacht bei 4°C
mit 4 ml Weizenkeim-Agglutinin (WGA)-Agarosegel (Vector Laboratories)
geschüttelt.
Das Gel wurde in einer Säule
gesammelt, mit 40 ml PBS gewaschen und mit 0,2 M N-Acetylglucosamin
in PBS eluiert. In einem ähnlichen
Versuch wurde eine zusätzliche
4,4-fache Reinigung erzielt. Dieses Material mit einem Gehalt an
etwa 15 000 cpm, das 60 Mäusen
entspricht, wurde an einem Centricon 30-Gerät eingeengt und nach einem üblichen
Laemmli-Verfahren auf 10% SDS-Gel laufen gelassen. Bei einem ähnlichen
Versuch ergab eine endgültige
Reinigung an LEC × Protein
A-Agarose insgesamt eine 60 606-fache Reinigung. Sodann wurde das
Protein einem Elektroblotting in einem BioRad-Miniblotter (250 mA, konstanter
Strom für
2 Stunden) an einer ProBlott-Membran
(Applied Biosystems Incorp.) unterzogen. Die Membran (Blot) wurde
gemäß den Empfehlungen
des Herstellers mit Coomassie R-250 gefärbt und entfärbt. Der
Blot wurde an der Luft getrocknet. Eine Autoradiographie wurde mit
Kodak XAR-Film durchgeführt.
-
Das gereinigte Material wurde sodann
einer Gasphasen-Mikrosequenzierung unterzogen.
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Beispiel 3
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Proteinsequenzbestimmung
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Die Polypeptidsequenz wurde durch
Gasphasen-Mikrosequenzierung des gemäß Beispiel 2 gereinigten Materials
bestimmt. Das aus der L-Selectin-IgG-Affinitätssäule eluierte Protein wurde
an einem 10% SDS-Gel laufen gelassen, an einer Problott-Membran
(Applied Biosystems Inc.) einem Elektroblotting unterworfen, mit
Coomassie R-250 gefärbt
und entfärbt.
Der Blot wurde an der Luft getrocknet und auf einen Kodak XAR-Film
aufgelegt, um die Position des mit Sulfat markierten Liganden zu
erfassen. Diese Region des Gels wurde ausgeschnitten und einer Gasphasen-Mikrosequenzierung
unterworfen. Die Sequenzierung wurde im wesentlichen gemäß den vorstehenden
Angaben durchgeführt.
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Eine Polypeptid-Sequenzierung ergab
eine unzweideutige Folge von 25 Aminosäuren auf einem Niveau von etwa
5 pM (3B).
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Beispiel 4
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cDNA-Klonierung und Sequenzanalyse
des ~50 kD L-Selectin-Liganden
-
Eine murine periphere Lymphknoten-cDNA-Bank
wurde unter Verwendung eines in vitro-Gen-cDNA-Bankkits und von
poly A + RNA, die aus murinen peripheren Lymphknoten isoliert worden
war, konstruiert. Ein redundanter Oligonucleotid-Sondenpool wurde von den Resten 9–17 der
N-terminalen Sequenz (QMKTQPMDA) unter Verwendung von degenerierten
Codons, die auf der Grundlage der Säugetier-Codon-Verwendungsregel ausgewählt wurde,
abgeleitet. Bei den Codons handelte es sich um CAG, ATG, AAG, AAA,
ACA, ACT, ACC, CCA, CCT, CCC, GAT oder GAC. Für das 5'-Ala-Codon wurde nur GC verwendet. Das
26-mere Oligonucleotid wurde unter Verwendung von Polynucleotid-kinase
mit 32P markiert und mit doppelten Nitrocellulosefiltern,
abgeleitet von 20 Platten mit einem Gehalt an 1 Million gT10-Bakteriophagen
in 20% Formamid, 5X SSC (150 mM CaCl2, 15
mM Trinatriumcitrat), 50 mM Natriumphosphat (pH-Wert 7,6), 5X Denhardt-Lösung, 10
Dextransulfat und pro ml 20 μg
denaturierte, einer Scherbehandlung unterworfene Lachssperma-DNA, über Nacht
bei 42°C
hybridisiert. Die Filter wurden in 1X SSC, 0,1% SDS 2-mal 30 Minuten
bei 42°C gewaschen
und bei –70°C über Nacht
der Autoradiographie unterworfen. Eine einzelne Duplikat-positive
Phage wurde einer Plaquereinigung unterworfen. Das EcoRI-Insert
wurde in den pGEM-Vektor subkloniert. Die gesamte Nucleotidsequenz
beider Stränge
wurde durch Supercoin-Sequenzierung
mit dem Sequenase-Kit erhalten. Für die in situ-Hybridisierung
und Northern-Blotanalyse wurde ein Polymerase-Kettenreaktion-Fragment,
dem der poly A-Schwanz fehlte, synthetisiert und sodann in den pGEM-Vektor
(PROMEGA) subkloniert. Die Nucleotidsequenz der kodierten cDNA ist
in 4 dargestellt. Der
Klon enthielt eine kurze (etwa 600 bp) cDNA mit einem einzigen offenen
Leseraster von 151 Aminosäuren.
Eine "Kozak-Box" (CCACCATGA) wurde in
der Umgebung des ersten kodierten Methionins gefunden (M. Kozak,
Cell Biology, Bd. 115 (1991), S. 887). Diesem Methionin folgte eine
19 Aminosäuren
lange, stark hydrophobe Sequenz, die offensichtlich als Signalsequenz
für die
Translokation des Proteins in den Sekretionsweg dient. Dieser Region
folgt eine Sequenz, die fast genau der durch N-terminale Sequenzierung
des gebundenen L-Selectin-IgG-Materials bestimmten Sequenz entspricht.
Das in Bezug auf die Signalsequenz prozessierte Protein mit 132
Aminosäuren
ist äußerst reich
an Serin und Threonin, wobei etwa 29% der kodierten Aminosäuren diesen
Resten entsprechen.
-
Möglicherweise
von größerem Interesse
ist, dass diese Serin- und Threoninreste als Cluster in zwei Regionen
des Glycoproteins vorlagen (3D).
Für die
Region I (Reste 42-63) wurde festgestellt, dass sie 12 Serin- oder
Threoninreste (~55%) enthielt, während
für die
Region II (Reste 93–122)
14 Serin- oder Threoninreste (~48%) gefunden wurden. Innerhalb dieser
Regionen wurden Serin- und
Threoninreste im allgemeinen in Clustergruppen von zwei, drei oder
vier Resten festgestellt. Dem Protein fehlten Cysteinreste, und
es lag nur eine potenzielle N-verknüpfte Glycosylierungsstelle
vor (Reste 115–117).
Das Fehlen von Cysteinresten stimmte mit früheren Daten überein,
die belegten, dass die Beweglichkeit des mit Sulfat markierten Liganden an
SDS-Polyacrylamidgelen bei Abwesenheit von Disulfid-Reduktionsmitteln
nicht beeinflusst wurde (S. Imai und S. Rosen, unveröffentlichte
Feststellungen). Ferner stimmte die einzige potenzielle N-verknüpfte Stelle
mit der früher
gemachten Feststellung überein,
dass in Bezug auf N-Glycanase empfindliche Kohlenhydrat-Seitenketten
am ~50 kD-Liganden nur in geringem Umfang vorhanden waren. Schließlich wurde
für das
Molekulargewicht des prozessierten Proteins ein Wert von 14154 kD
festgestellt. Da das Molekulargewicht des isolierten L-Selectin-Liganden
~50 kD beträgt,
lässt dieses
Ergebnis darauf schließen,
dass der Wert von ~70 kD der Glycoproteinmasse dem O-verknüpften Kohlenhydrat
entspricht (Carraway und Hull, BioAssays, 10 (4) (1989), S. 117–121), ein
Ergebnis, das mit der fehlenden Möglichkeit, das isolierte Glycoprotein
mit Coomassie-Blau zu färben, übereinstimmt.
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Eine Prüfung des C-Terminus des durch
diese cDNA kodierten Proteins ergab eine schwach hydrophobe Domäne, aber
kein offensichtliches Transmembran-Verankerungsmotiv. Obgleich es möglich ist,
dass diese Region einem Signal entspricht, das die Addition eines
Phosphatidylinosit (PI)-Schwanzes dirigiert, scheint eine Behandlung
von Lymphknotenschnitten mit Phosphatidylinosit-phospholipase C
(PIPLC) nicht den Liganden vom Endothel zu entfernen (M. Singer,
S. Watson, R. Mebius, unveröffentlichte
Feststellungen). Obgleich dieses Ergebnis nicht die Möglichkeit
ausschließt,
dass der ~50 kD-Ligand unter Einsatz eines PI-Schwanzes eine Assoziation
mit der Zelloberfläche
eingeht, wird der Schluss nahegelegt, dass sich dieses Glycoprotein
anderer möglicher
Verknüpfungen
mit der Zelloberfläche
bedient. Eine Überprüfung der
C-terminalen 21 Aminosäuren
durch ein Programm zum Absuchen auf amphipathische Helices ergibt,
dass der C-Terminus dieses Glycoproteins für eine hochgradig signifikante
amphipathische Helix kodiert (3C),
wobei eine Seite dieser potentiell helikalen Region apolare Reste
enthält,
während
die andere Seite polare Reste enthält (J. Mol. Biol., Bd. 81 (1984),
S. 155).
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Beispiel 5
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Herstellung von Antikörpern gegen
Peptide
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Um einen letzten Nachweis zu erbringen,
dass die isolierte cDNA für
eine Sequenz kodiert, die dem Proteingerüst eines L-Selectin-Liganden
entspricht, stellten wir Peptide her, die von der aus der Nucleotidsequenz
der isolierten Liganden-cDNA vorhergesagten Aminosäuresequenz
abgeleitet waren. Die Herstellung der Peptide erfolgte mit einem
Applied Biosystems-Peptid-Synthesegerät. Peptide vom N-Terminus (CAM01 : LPSKDELQMKTC),
der mittleren Region des Proteins (CAM02 : CKEPSIFREELISKD) und
dem C-Terminus des Proteins (CAM05 : CIISGASRITKS) wurden mit Schlüsselloch-Napfschnecken-Hämocyanin über die
addierten, unterstrichenen Cysteinreste gekuppelt und nach einem üblichen
Immunisierungsverfahren Kaninchen injiziert. Präimmunseren und Seren von geimpften,
mit einem Booster versehenen Kaninchen wurden gewonnen (die polyklonalen
Antipeptid-Kaninchenseren erhielten nunmehr die Bezeichnungen CAM01,
CAM02, CAM05). Die einzelnen Seren wurden auf ihre Fähigkeit
zur Immunopräzipitation
des mit Sulfat markierten L-Selectin-Liganden, der durch Bindung
an die L-Selectin-IgG-Chimäre
auf die vorstehend beschriebene Weise gereinigt worden war, getestet.
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Um zu bestätigen, dass das klonierte Protein
identisch war mit dem 35S-markierten Material,
das aus konditioniertem Medium mit der L-Selectin-IgG-Chimäre gereinigt
worden war, wurde eine Immunopräzipitation
des mit L-Selectin-IgG gereinigten 35S-markierten Materials durchgeführt. Das
folgende Verfahren wurde für
zwei getrennte Versuche herangezogen. Für die Herstellung von Immunopräzipitationsperlen
wurden 25 μl gepackte
Protein A-Sepharose-Perlen (Zymed Laboratories) + 25 μl Kaninchenserum
+ 350 μl
PBS miteinander 3 Stunden bei 4°C
in einem Mikroröhrchen
geschüttelt.
Die einzelnen Röhrchen
wurden 3-mal mit PBS gewaschen, um ungebundenes Immunoglobulin zu
entfernen. Dabei blieben nur die 25 μl Perlen zurück. 60 μl PBS mit einem Gehalt an etwa
6 000 cpm mit L-Selectin-IgG
gereinigtem, 35S-markiertem Material wurde zugegeben. Das Gemisch
wurde 3 Stunden auf Eis inkubiert, wobei das Röhrchen alle 15 Minuten aufgewirbelt wurde.
Nach 3 Stunden wurde das Mikrozentrifugenröhrchen zur Pelletisierung der
Perlen zentrifugiert. 45 μl Überstand
wurden entnommen und mit 15 μl
4X Laemmli-Probenpuffer
vermischt und für
die SDS-PAGE-Analyse einer Siedebehandlung unterzogen. Die pelletisierten
Perlen wurden 3-mal mit PBS gewaschen und in ein frisches Röhrchen übertragen.
Nach Dekantieren des Überstands
verblieben 45 μl
Endvolumen im Röhrchen. 15 μl 4X Laemmli-Probenpuffer
wurden zugegeben. Die Röhrchen
wurden für
die SDS-PAGE-Analyse einer Siedebehandlung unterworfen. Dieser SDS-Gelansatz
wurde unter reduzierenden Bedingungen durchgeführt. Die schwere Immunoglobulinkette
läuft unter
reduzierenden Bedingungen mit 50 kD und die markierte Bande ist
komprimiert. Bei diesem Versuch tritt keines der Präimmunseren
in Wechselwirkung mit der Markierung, während CAM01 und CAM05 partiell
Effekte zeigen und CAM02 die Bande vollständig immunopräzipitiert.
Dieser Versuch wurde mit CAM02 mit folgenden Unterschieden wiederholt.
Das Gel wurde unter nicht-reduzierenden Bedingungen eingesetzt,
so dass die 50 kD-Bande nicht komprimiert wurde. (Wir hatten früher festgestellt, dass
das mit L-Selectin-IgG gereinigte, 35S-markierte
Material seine Beweglichkeit in einem SDS-Gel unter reduzierenden
Bedingungen nicht verändert.)
Ferner wurden in einem Röhrchen
die mit CAM02-Antikörper
beschichteten Perlen 30 Minuten auf Eis mit 1 mg/ml CAM02-Peptid vorinkubiert,
um die Spezifität
der Antikörper-Antigen-Wechselwirkung
zu zeigen. Schließlich
wurde ein irrelevantes Kontrollpeptid, der Antikörper gegen das C-Terminus-Peptid
von L-Selectin (mit der Bezeichnung ROSY 1 B), hergestellt ebenfalls
von Caltag nach einem ähnlichen
Verfahren, getestet. Beide Gele wurden der Fluorographie mit Enhance
(New England Nuclear) und der Autoradiographie mit einem Kodak Xar-Film
unterzogen. CAM02 immunopräzipitiert
vollständig
das mit L-Selectin-IgG
gereinigte 35S-markierte Material, während CAM02
Präimmun
und ROSY 1B keine Wirkung zeigen. Das freie CAM02-Peptid blockiert
die spezifische Immunopräzipitation.
Die Ergebnisse sind in den 5A und B dargestellt.
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Beispiel 6
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Expression
des L-Selectin-Liganden
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6 zeigt
eine Northern-Blot-Analyse der für
den ~50kD-L-Selectin-Liganden kodierenden mRNA. Wie aus 6A ersichtlich ist, wird
die mRNA in der polyA + -Fraktion
kodiert und entspricht einer diskreten Bande von ~0,7 kD. Die Schärfe der
Bande spricht gegen einen erheblichen Grad von alternativem RNA-Spleißen. Ein
erneutes Screening der murinen PLN-cDNA-Bank mit dem isolierten
Ligandenklon ergab keine weiteren gespleißten Formen der Message. Eine
Induktion einer entzündlichen
Reaktion im Drainagebereich eines Lymphknoten zeigt eine relative
Abnahme der Menge an mRNA, die für
den Liganden kodiert, was vermutlich auf den großen Beitrag an poly A + mRNA
aus frisch wandernden Lymphozyten zurückzuführen ist. Dieses Ergebnis lässt darauf
schließen,
dass der Ligand während
der Entzündung
nicht in erheblichem Maße im
PLN-HEV induziert wird, obgleich es schwierig ist, aus diesem Versuch
quantitative Schlüsse
zu ziehen. Eine Prüfung
der Expression dieser mRNA in verschiedenen regionalen Lymphknoten
zeigt, dass sie in sämtlichen
regionalen PLN, die wir untersuchten, exprimiert wird (6B).
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Eine Analyse der Expression der für den L-Selectin-Liganden
kodierenden mRNA in einer Anzahl von verschiedenen lymphoiden und
nicht-lymphoiden Geweben zeigt, dass diese Sequenz in hochgradig
gewebespezifischer Weise exprimiert wird. 6C zeigt, dass die dem Liganden entsprechende
mRNA in starkem Maße
sowohl in mesenterischen als auch in peripheren Lymphknoten exprimiert
wird. Dies stimmt mit früheren Arbeiten überein,
die zeigten, dass der mit Sulfat markierte Ligand nur in diesen
beiden Organen exprimiert wird. Diese Message wird auch in signifikantem
Ausmaß in
der Lunge und in sehr geringem Ausmaß in den Peyer-Plaques exprimiert.
Die mRNA ist in einer Anzahl von nichtlymphoiden Organen nicht nachweisbar
und wird auch in zwei anderen lymphoiden Organen nicht gefunden:
Milz und Thymus. Dieses letztgenannte Ergebnis lässt stark darauf schließen, dass
der Ligand in signifikanter Weise nur in einer Untergruppe des Gefäßsystems
exprimiert wird: d. h. in den in peripheren lymphoiden Geweben auftretenden
HEV.
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Um nachzuweisen, dass die Liganden-mRNA
in den HEV exprimiert wird, wurde eine in situ-Hybridisierung durchgeführt. Gewebe
wurden einer Ligandenexpression durch in situ-Hybridisierung unter
Anwendung bekannter Verfahren (Wilcox et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. USA, Bd. 86 (1989), S. 2839 analysiert. Periphere Lymphknoten
und Dünndarmschnitte
mit einem Peyer-Plaque wurden aus Mäusen gewonnen, in Paraformaldehyd
fixiert und anschließend
in Saccharose getaucht. Die Gewebe wurden in OCT-Masse (Miles Scientific)
eingebettet, in Isopentan eingefroren und zu 8 μm-Schnitten geschnitten. Die
Schnitte wurden auf mit Vectabond beschichteten Objektträgern (Vector
Laboratories) unter Auftauen montiert. Mit 35S-markierte RNA-Sonden
wurden in sense- und antisense-Orientierungen unter Anwendung früher beschriebener
Verfahren (Melton et al., 1984) erzeugt. Für die Hybridisierung wurden
Schnitte nacheinander mit 4% Paraformaldehyd (10 min) und Proteinase
K (1 μg/ml,
10 min) behandelt. Daran schloss sich eine 2-stündige Vorhybridisierung bei
42°C mit
100 μl Hybridisierungspuffer
an (50% Formamid, 0,03 M NaCl, 20 mM Tris-HCl, 5 mM EDTA, 1 X Denhard-Lösung, 5%
Dextransulfat, 10 mM Dithiothreit). Sonden wurden in einer Endkonzentration
von 8 × 106 cpm/ml zugegeben und sodann über Nacht
bei 55°C
inkubiert. Die Objektträger
wurden mit 2X SSC mit einem Gehalt an 10 mM beta-Mercaptoethanol
(BME) und 1 mM EDTA gewaschen und 30 Minuten behandelt (20 μg/ml für 30 Minuten).
Ein hochgradig stringenter Waschvorgang mit 0,1X SSC mit einem Gehalt
an EDTA und BME wurde 2 Stunden bei 55°C durchgeführt. Sodann wurden die Objektträger in 0,5X
SSC gewaschen, mit steigenden Konzentrationen an Ethanol entwässert und
unter Vakuum getrocknet. Hierauf wurden die Objektträger in NTB2-Nuklearemulsion
(Kodak) getaucht und 5 Wochen belassen. Sodann wurden die Objektträger entwickelt
und mit Hematoxylin und Eosin gegengefärbt. Negative Kontrollen bestanden
in einer Hybridisierung von seriellen Schnitten mit sense-Sonden.
Wie aus 7 ersichtlich
ist, hybridisiert der antisense-Strang,
der durch den isolierten Liganden-cDNA-Klon kodiert wird, in klarer
Weise mit den HEV von peripherem, lymphoidem Gewebe, während der
sense-Strang keine signifikante Hybridisierung zeigt. Dieses Ergebnis
belegt klar, dass die der Liganden-cDNA entsprechende mRNA durch HEV-Zellen
synthetisiert wird, was mit früheren
immunohistochemischen Daten übereinstimmt,
die zeigen, dass der L-Selectin-Ligand
in dieser Region der mesenterischen und peripheren Lymphknoten lokalisiert
ist.
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Die hier vorgelegten Daten stimmen
mit der Hypothese überein,
dass es sich beim endothelialen Liganden für L-Selectin um ein besonderes
Glycoprotein vom Mucin-Typ handelt. Mucine sind definitionsgemäß an Serin/Threonin
reiche Proteine, deren Molekulargewicht vorwiegend auf O-verknüpfte Kohlenhydrat-Seitenketten
zurückzuführen ist
(Cyster et al., The Embo J., Bd. 10 (1991), S. 893; M. Fukuda, Glycobiology,
Bd. 1 (1991), S. 347; Gendler et al., Am. Rev. Respir. Dis., Bd.
144 (1991), S. 42 ; Gum et al., The J. of Biol. Chem., Bd. 266 (1991),
S. 22733; Porchet et al., Am. Rev. Resp. Dis., Bd. 144 (1991), S.
15). Der hohe Serin- und Threoningehalt im hier beschriebenen L-Selectin-Liganden
legt es in Verbindung mit dem hohen Glycosylierungsgrad des Proteins
(~70%, bezogen auf das Molekulargewicht) nahe, dass die Masse der
Kohlenhydrate am Liganden tatsächlich
O-verknüpft
ist, und bestätigt
die früheren
Experimente, die die N-Glycanase-Beständigkeit
des sulfatierten ~50 kD-PLN-Liganden belegen. Die Tatsache, dass
die O-verknüpften
Kohlenhydrate offensichtlich direkt an den durch die L-Selectin-Lectin-Domäne vermittelten
Haftwechselwirkungen beteiligt sind, lässt darauf schließen, dass
die Rolle des hier beschriebenen Proteingerüstes offensichtlich in einer
Gerüstfunktion
für die
Kohlenhydratpräsentation
besteht. Dieses Protein stellt somit einen neuen Typ eines Zellhaftmoleküls dar,
dessen Funktion darin besteht, Kohlenhydrate in gewebespezifischer
Weise der Lectin-Domäne
von L-Selectin zu präsentieren.
Auf diese Weise kann die regionale Expression zu einem regionalen Transport
von Lymphozyten-Populationen führen.
-
Die Verwendung eines mucinartigen
Glycoproteins als Gerüst
für die
Kohlenhydrat-Präsentation
für ein
Selectin macht im Zusammenhang mit den derzeitigen Erkenntnissen über die
Mucin-Struktur Sinn. Frühere
Untersuchungen über
die Strukturen von hochgradig O-verknüpften Glycoproteinen, wie Mucinen,
haben ergeben, dass diese Moleküle
tendenziell hochgradig gestreckte, etwas stabartige Moleküle darstellen.
Beispielsweise wurde gezeigt, dass das Leukozyten-Oberflächenmucin
Leukosialin (Sialophorin, CD43) (Cyster et al., (1991), a.a.O.;
Fukuda, (1991), a.a.O.) eine starre, stabartige Struktur bildet.
Physikochemische Analysen anderer Mucine haben ähnliche stabartige Konformationen
bewiesen, insbesondere in den hochgradig O-glycosylierten Regionen
(S. E. Harding, Advances in Carbohydrate Chemistry and Biochemistry,
Bd. 47, Academic Press, Inc. (1989), S. 345; N. Jentoft, TIBS, Bd.
15 (1990), S. 291). Ferner enthalten andere Nichtmucin-Proteine, z. B. der
abbaubeschleunigende Faktor (DAF) und der Rezeptor für Lipoprotein
geringer Dichte (LDL) hochgradig O-verknüpfte Domänen nahe der Zelloberfläche, die
offensichtlich stabartige Domänen bilden,
die eine Erweiterung der Rezeptoren durch den Glycocalyx bewirken
können
(Jentoft, (1990), a.a.O.). Diese stabartige Struktur entspricht
genau den Erwartungen für
ein Molekül,
dessen Rolle darin besteht, Kohlenhydrate der Lectin-Domäne eines
Selectins zu präsentieren.
Wie in dem in 6 dargestellten
Modell gezeigt, kann man sich den L-Selectin-Liganden als "Flaschenbürste" vorstellen, der
sich in das Lumen der HEV erstreckt. Dies würde es einer großen Anzahl
an O-verknüpften
Kohlenhydrat-Liganden
(die Borsten an der Bürste)
erlauben, sich der an der Lymphozytenoberfläche lokalisierten L-Selectin-Lectin-Domäne zu präsentieren
und somit eine Haftung an das Endothel zu vermitteln. Die offensichtliche
Clusterbildung dieser Kohlenhydrate unter Bildung von zwei Domänen am Liganden
lässt darauf
schließen,
dass sie in polyvalenter Weise präsentiert werden können, um
die Bindungsavidität
der Lymphozyten-HEV-Haftwechselwirkung zu verstärken. Die mucinartige Natur
des L-Selectin-Liganden kann somit bewirken, dass polyvalente Kohlenhydrat-Liganden
der L-Selectin-Lectin-Domäne über eine
erweiterte, stabartige Plattform präsentiert werden. Wenn diese
Annahme zutreffend ist, würde
dies einen neuartigen Mechanismus der Zellhaftung im Immunsystem
definieren.
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Die hier beschriebene Expressionsanalyse
lässt darauf
schließen,
dass die Regulation des regionalen Lymphozyten-Verkehrs, die durch
L-Selectin vermittelt wird, auf die gewebespezifische Expression
der Liganden-mRNA zurückzuführen ist.
Wir stellten fest, dass nur solche Gewebe, für die früher eine Vermittlung von Lymphozyten-HEV-Wechselwirkungen über L-Selectin
angegeben wurde, hohe Konzentrationen der mRNA für den Liganden exprimierten,
obgleich die äußerst geringe
Konzentration an mRNA in Peyer-Plaques etwas überraschte (Gallatin, Cell,
Bd. 44 (1986), S. 673; Butcher, Am. J. Pathol., Bd. 136 (1990),
S. 3; Imai et al., J. Cell Biol., Bd. 113 (1991), S. 1213; Streeter
et al., J. Cell Biol., Bd. 107 (1988b), S. 1853; Woodruff et al.,
Annu. Rev. Immunol., Bd. 5 (1987), S. 201). Diese Ergebnisse stimmen
mit der Möglichkeit überein,
dass ein regionaler Verkehr zumindest teilweise durch die transkriptionale
Aktivierung der hier beschriebenen Liganden-mRNA gesteuert wird,
und legen es nahe, dass exogene Faktoren möglicherweise die durch L-Selectin vermittelte
Haftung durch eine Kontrolle der Transkription des Liganden-Gens regulieren.
Selbstverständlich reicht
das Proteingerüst
des Liganden nicht zur Vermittlung der L-Selectin-Haftung aus. Es
ist möglich,
dass die Gene, die die Glycosyl-transferasen, die bei der Herstellung
der an diesem Gerüst
gefundenen Kohlenhydratliganden beteiligt sind, steuern, ebenfalls
transkriptional reguliert werden können. Diese letztgenannte Möglichkeit
kann nunmehr durch Überprüfung der
Aktivität
des Liganden-Glycoproteins, das durch die hier beschriebene Expression
der cDNA in nicht-HEV-Zellen gebildet wird, getestet werden. An
einem weiteren Regulationsniveau können die Mechanismen beteiligt
sein, durch die der ~50 kD-Ligand die geeigneten, für L-Selectin
spezifischen Kohlenhydrat-Seitenketten aufnimmt, während dies
für andere
O-verknüpfte
Glycoproteine nicht der Fall ist. Die Möglichkeit, dass der hier beschriebene
L-Selectin-Ligand ektopisch an chronischen oder akuten Entzündungsstellen
exprimiert wird, um einen Transport von Lymphozyten oder Neutrophilen
zu vermitteln, ist noch zu untersuchen (Watson et al., Nature, Bd.
349 (1991), S. 164). Es ist möglich,
dass der äußerst geringe
Grad der Liganden-mRNA-Expression, der im Peyer-Plaque nachgewiesen
wurde, einen Hinweis auf eine derartige regulierbare ektopische
Expression darstellt.
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Obgleich es klar ist, dass der hier
beschriebene ~50 kD-Ligand bereitwillig über Protein-Kohlenhydrat-Wechselwirkungen
an L-Selectin haftet, muss der Mechanismus, durch den dieser Ligand
eine Assoziation mit der endothelialen Zelloberfläche eingeht,
erst noch ermittelt werden. Bei der hier festgestellten raschen
Ablösung
kann es sich um einen Artefakt einer Organkultur handeln, wobei
aber andere Daten, die belegen, dass eine aktive Ablösung des
Liganden aus Rinderserum (J. Gilbert, unveröffentlichte Feststellungen)
oder Mäuseserum
(S. Watson, unveröffentlichte
Feststellungen) gereinigt werden kann, darauf schließen lassen,
dass dieser Ligand in vivo abgelöst
wird. Von einer Anzahl von weiteren Zelloberflächen-Haftmolekülen, einschließlich L-
und P-Selectinen (Johnston et al., Cell, Bd. 56 (1989), S. 1033
und ICAM 1 (Rothlein et al., J. Immunol., Bd. 147 (1991), S. 3788)
wurde festgestellt, dass sie abgelöst werden. Es hat den Anschein,
dass die Ablösung von
physiologischer Bedeutung ist. Die hier beschriebene rasche Ablösung lässt auf
eine relative lose Assoziation mit der luminalen HEV-Oberfläche schließen. Eine
derartige Assoziation könnte
durch die vorstehend beschriebene und im Modell, das in 8 dargestellt ist, gezeigte
amphipathische Helix vermittelt werden. Diese helikale Region könnte die
Membran spannen und gleichzeitig eine Membranhaftung und die Bildung
von oligomeren Formen des Liganden vermitteln. Die Tatsache, dass
der Ligand zur Oligomerisierung befähigt ist, wurde bei Gelfiltrationsversuchen
festgestellt (Y. Imai und S. Rosen, unveröffentlichte Feststellungen).
Von einer Anzahl von weiteren Proteinen wurde festgestellt, dass
sie amphipathische Helices für
die Membranassoziation und Porenbildung verwenden (Haffar et al.,
J. Cell Biol., Bd. 107 (1988), S. 1677; Eisenberg et al., J. Mol.
Biol., Bd. 179 (1984), S. 125; Finer-Moore und Stroud, Proc. Natl.
Acad. Sci. USA, Bd. 81 (1984), S. 155). Daher ist es möglich, dass
diese Domäne
auf ähnliche
Weise wie der L-Selectin-Ligand wirkt. Eine alternative Hypothese
besteht darin, dass die amphipathische Helix in schwache Wechselwirkung
mit einem anderen Protein treten könnte, das fester mit der endothelialen
Zelloberfläche
assoziiert ist. Ferner ist es möglich,
dass der Ligand in den Glycocalyx in einer gegenwärtig schlecht
definierten Art und Weise eingebaut wird. Eine letzte Möglichkeit
besteht darin, dass mehrere HEV-Liganden vorliegen, die an die L-Selectin-Lectin-Domäne binden,
wobei einige fest mit der endothelialen Zelloberfläche assoziiert
sind, wie der von Imai et al., (1991), a.a.O., beschriebene sulfatierte
~90 kD-Ligand oder die von Streeter et al., J. Cell Biol., Bd. 107
(1988b), S. 1853, beschriebenen PLN-Addressine und andere Produkte, wie
der hier beschriebene ~50 kD-Ligand, die abgelöst werden.
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Die Beziehung zwischen dem hier beschriebenen
mucinartigen, endothelialen Liganden und der früher beschriebenen Gruppe von
Proteinen, die durch den monoklonalen Antikörper MECA 79 definiert wird
(die pln-"Addressine" (Streeter et al.,
Nature (London), Bd. 331, S. 41; J. Cell Biol., Bd. 107 (1988),
S. 1853; Berg et al., Immunol. Rev., Bd. 108 (1991), S. 5) ist noch
zu bestimmen. Imai et al. (1991), a.a.O., zeigten früher, dass
der hier beschriebene Ligand durch den MECA 79-Antikörper (ein Antikörper, der
an eine unbekannte Kohlenhydrat-Determinante bindet) erkannt wird,
jedoch haben Streeter et al. (1988b), a.a.O.; und Berg et al. (1991),
a.a.O., gezeigt, dass eine Anzahl von weiteren Glycoproteinen offensichtlich
ebenfalls dieses kohlenhydratartige Epitop exprimiert. Es ist daher
möglich,
dass weitere endotheliale Glycoproteine existieren, die der L-Selectin-Lectin-Domäne ein Kohlenhydrat
präsentieren.
Die Entwicklung von monoklonalen Antikörper-Reagenzien, die für den hier beschriebenen mucinartigen
Liganden spezifisch sind, wird daher von großer Bedeutung sein, da sie
es ermöglichen,
den relativen Beitrag dieses Glycoproteins (verglichen mit anderen
haftenden Liganden) zum durch L-Selectin
vermittelten Transport zu bestimmen.
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Der ~50 kD L-Selectin-Ligand stellt
den vierten Molekültyp
dar, der an der Zellhaftung im Immunsystem beteiligt ist: 1) die
Leukozyten-Integrine, 2) deren Liganden, die Mitglieder der Immunoglobulin
(Ig)-Superfamilie, 3) die Selectine und 4) der ~50 kD L-Selectin-Ligand.
Von den Integrinen, den Mitgliedern der Ig-Superfamilie und den Selectinen wurde
durchweg festgestellt, dass sie Familien mit einer Reihe von verwandten Molekülen enthalten.
Aufgrund der Eigenschaften des hier beschriebenen Liganden schlagen
wir vor, die in der vorliegende Anmeldung verwendete umständliche
Nomenklatur durch den stärker
beschreibenden Ausdruck GLYCAM 1 (von der Glycosylierung abhängiges Zellhaftmolekül) zu ersetzen.