-
Verfahren zur Aufbereitung von Flachsfasern Die Aufbereitung .der
Flachsfaser wird zur Zeit noch fast unverändert so betrieben wie im Altertum. Der
Rohflachs wird in Wasser einem Röstprozeß unterzogen, wobei das Flachsstroh vollständig
zerstört wird und die Flachsfaser mit graubrauner Farbe zurückbleibt.
-
Vorliegende Erfindung ermöglicht es; die Faser etwa in. 8 bis io Stunden
in schneeweißer Beschaffenheit unter vollständiger Erhaltung es Flachsstrohes und
eines Teils der Pektinstoffe zu gewinnen.
-
Gemäß der Erfindung werden die vom Stroh befreiten Flachsfasern, gegebenenfalls
nach einer Vorreinigung durch Hydrolyse mittels Hexamethylentetramin, mit Papain
biehandelt. Die Behandlung der vom Stroh getrennten Flachsfasern mit einem Enzymbad
ist an sich bekannt, indes hat das Papain vor den anderen Enzymen den Vorteil einer
besonders raschen, vorteilhaften Wirkung. Es hat sich. ergeben, daß mit sehr ,geringen
Mengen Papain bereits Wirkungen erzielt werden können, die bei anderer Enzymen nur
mit größeren Mengen und langwieriger Behandluing zu erreichen sind.
-
Eine vorteilhafte Arbeitsweise für das Verfahren nach der Erfindung
ist folgende: Der .getrocknete Rohflachs wird in einer Maschine vollständig von
dem Stroh befreit, das zur Herstellung von Cellulose Verwendung finden kann. Die
so auf mechanischem Wege bearbeitete rohe Flachsfaser wird in warm@ern Wasser von
etwa 6o° mit i bis 2% Hexamethylentetramin (auf .das Fasergewicht bezogen) behandelt,
hierbei bildet sich eine in Wasser lösliche Doppelverbindung mit einem Teil der
Pektinstoffie. Statt des Hexamethylentetramins kann auch Ameisensäure vorteilhaft
verwendet werden, die sich noch besonders durch .große Konservierungskraft auszeichnet.
Die Faser wird nun mit Wasser ,gut abgespült, darauf gibt man frisches warmes Wasser
von etwa 30° hinzu mit einem Aufguß von Carica Papaya, wodurch. :die Pektinstoffe
innerhalb von einigen Stunden hydrolysiert und vollends zur Lösung gebracht werden.
-
Alsdann wird die Faser wieder mit Wasser abgespült und zum Schluß
in viel Wasser bei einer Temperatur von go bis g5° mit einer toluolhaltigen Seifenemulsicin
unter fortwährender Bewegung bearbeitet. Statt des Toluols, das besonders, geeignet
ist, können auch. seine Homologen und andere als Lösungsmittel bekannte Kohle@nwasserstoffe,
die allyer nicht durch Chlor, Stickstoff oder Sauerstoff substituiert sind, verwendet
werden. Nach nochmaliger Abspülung wird die Faser getrocknet. Sie ist langfaserig,
rein und weiß.
Ausführungsbeispiele 1. ioo kg rohe Flachspflanzen
werden in ;der Entholzungsmaschine vom Flachsstroh-.-befreit und die gewonnenen
2o kg rohe Flachsfaser in einer Spülmaschine mit ei n em Bade von q,o bis 6o g Hexam@ethylentetranzri
in- etwa Zoo 1 Wasser bei einer Temperdtur von etwa 6o° unter beständiger Bewegung
etwa i Stunde behandelt. Hierbei verwandelt sich das Wasser in eine dunkelbraune
Brühe, welche einen Teil .der Pektinstofie und die meisten der mechanischen Verunreinigungen
der Faser enthält. Die Faser wird nach Ablassen der Brühe mehrmals gründlich mit
reinem lauwarmem Wasser durchgespült. Hierauf wird warmes Wasser von 3o° zugegeben
und dieses Bad mit einem Au gguß von Carica Papaya versetzt. Dien Aüfguß ;darf nicht
über 35' warm sein. In diesem Bade wird die Fässer 2 bis 3 Stunden lang unter
beständiger Bewegung behandelt. Die gut abgespülte Faser gelangt dann in ein Bad
einer Kaliseifenennulsion mit etwa i/2o/o Seifengehalt und etwa i olo Tolüolzusatz.
In ;diesem Bade wird unter starker Bewegung bei 9o bis 95° die Faser etwa 2 Stunden
behandelt,: dann reichlich ausgewaschen und getrocknet.
-
II. Statt des Hexamethylentetramins wird Ameisensäure in einer Konzentration
von etwa 3% bei etwa 25 bis 35' angewandt; im übrigen wird nach Beispiel i gearbeitet.
-
Das Verfahren nach der Erfindung hat gegenüber dem üblichen Röstverfahren
besönders den Vorteil einer bedeutend größeren Wirtschaftlichkeit. Da. die Röstung
in üffentliehen Gewässern, insbesondere Flüssen und Seen, wegen der Verunreinigung
des Wassers und Belästigung durch üble Gerüche gesetzlich verboten ist, müssen die
Röstanstalten über größere Grundstüc=ke mit Wasserversorgung verfügen, und der Aufwand
an Wassererhöht ,die Betriebskosten. Ferner ist der Raumbedarf wegen der vürhältnismäßig
,großen Menge ,des Flachsstrohes, :das: bei .dem Rösten mitbehandelt wird, sehr
be-,4,eatend; und der Aufwand an Arbeit und Betriebskosten wird ebenfalls dadurch
@er-Ilöht. 'In allen diesen Beziehungen stellt sich das Verfahren nach der Erfindung
wesentlich vorteilhafter. Außerdem ist das Produkterheblich besser als das der gewöhnlichen
Flarhsröste, obgleich die Herstellung nicht teurer ist. Die nach her Erfindung hergestellte
Faser ist sehr lang und gleichmäßig und zeichnet sich durch große Reinheit und schneeweiße
Farbe aus, ohne daß die Faser durch besondere Bleichverfahren geschwächt ist. Der
Hauptvorteil ist aber die wesentliche Abkürzung der Behandlungsdauer. Während das
gewöhnliche Wannröstverfahren mindestens eine Behandlungsdauer von 6 Tagen erfordert
und auch die weitere Verarbeitung :des gerotteten Flachses wegen der Menge -des
vermoderten Strohes sehr zeitraubend und umständlich ist, dauert das Verfahren nach
der Erfindung von crem Rohflachs bis zur spinnfertigen Faser höchstens 8 bis I o
Stunden, und ,eine Nachbehandlung verrotteten Flachsstrohes findet nicht statt.
Das Stroh wird vielmehr bereits vor der chemischen Behandlung in trockenem Zustande
in der Entholzungsmaschine von den Fasern getrennt, und eine Behandlung von nassem,
verfaultem Stroh findet überhaupt nicht statt. Die gewonnene Faser fällt dadurch
besonders lang aus, daß ein Schwingen und Entholzen nach der Rottun- nicht stattfindet.