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Verfahren zur Herstellung von Kautschukfäden und deren Verarbeitungsprodukten
Nach dem Patent 613 z35 werden Kautschukfäden dadurch hergestellt, daß Kernfäden
aus Natur- oder Kunstfasern mit Kautschuk überzogen, vulkanisiert und innerhalb
des so erhaltenen Kautschukfadens, gegebenenfalls nach dessen Verarbeitung, die
Kernfäden in ihrem Gefüge zerstört werden.
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Diese Zerstörung der Kernfäden kann z. B. durch eine Behandlung mit
Lösungsmitteln vorgenommen werden, welche durch die den Kernfaden umhüllende Kautschukschicht
hindurch zu diffundieren vermögen. Ferner können dabei -die als Kernfäden verwendeten
Natur- oder Kunstfaserfäden vor dem Überziehen mit Kautschuk auch mit Säure, Lauge
o. dgl. vorbehandelt und getrocknet und nach erfolgtem Überziehen mit Kauschuk durch
Einwirkung von Hitze, Belichtung o. dgl. zermürbt bzw. aufgelöst werden. Ebenso
können dabei die nach einer Behandlung vorerwähnter Art im Innern der Kautschukfäden
etwa noch vorhandenen Kernfädenrückstände durch eine Nachbehandlung mit Lösungs-oder
Spülmitteln entfernt werden.
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Man kann also auf diese Weise nicht nur reine Kautschukfäden, sondern
auch elastische Verarbeitungsprodukte solcher erhalten, welche für die verschiedensten
Zwecke, bei welchen es auf eine durchgehende Elastizität der Produkte ankommt, verwendet
werden können.
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In Verfolg weiterer Arbeiten wurde nun gefunden, daß es bei einem
bestimmten Vorgehen auch möglich ist und je nach Bedarf besondere Vorteile bieten
kann, wenn man im Rahmen des vorerwähnten Verfahrens die Entfernung der Kernfäden
nur an einzelnen Stellen derselben oder der Verarbeitungsprodukte beziehungsweise
Fertigwaren vornimmt. Hierdurch lassen sich die verschiedensten bisher überhaupt
nicht herstellbaren Kombinationen von teils elastischen und teils nicht elastischen
Produkten, wie Kautschulzgewebe, Kautschukgeflechte u. dgl. erzielen.
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Eine derartige nur teilweise Elastischmachung der die Kernfäden noch
enthaltenden Kautschukfäden beziehungsweise Gewebe o. dgl. läßt sich in einfachster
Weise dadurch herstellen, daß diejenigen Stellen, welche unelastisch bleiben sollen,
mit Gelatine- oder Leimlösung oder sonstigen. Pflanzen- oder Tierschleimen abgedeckt
und so gegen die Einwirkung der für die Herauslösung der Kernfäden bestimmten Agentien
geschützt werden. Am zweckmäßigsten hat sich in dieser Hinsicht die bekannte Siebdruckmethode
nach
dem sogenannten Screen-Printing-Verfahren erwiesen.
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Auch im Rahmen eines solchen Vorgehens kann man dann ebenso wie im
Sinne des Verfahrens nach dem Hauptpatent die an den je-
weils gewünschten
Stellen zu erfolgende Entfernung der Kernfäden und damit verbundene Elastischmachung
des Materials nicht nur an den Fäden als solchen und deren verschiedensten Verarbeitungsprodukten
und in jeweils geeigneten Zwischenstufen derselben vornehmen, sondern .z. B. auch
an dem umsponnenen, mit Faserstaub bestäubten oder sonstwie noch weiter verwebten
Material vor sich gehen lassen. Nur ist auch hierbei, ebenso wie im Sinne des Verfahrens
nach dem Hauptpatent, dafür Sorge zu tragen, daB für die Gefügezerstörung beziehungsweise
Entfernung der Kernfäden solche Mittel, z. B. organische Lösungsmittel, verwendet
werden, welche das Umhüllungs- oder Bestäubungsmaterial als solches nicht angreifen,
beziehungsweise daß umgekehrt das Kernfadenmaterial von dem fasrigen Umhüllungsmaterial
entsprechend differiert.
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Auf diese Weise lassen sich z. B. auch Bandagen, Gürtel und Binden
herstellen, die im Endprodukt teils nachgiebig, teils formhaltend sind und so Bedingungen
erfüllen, wie sie bisher mit derartigen Materialien überhaupt nicht verwirklicht
werden konnten.
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Die Durchführung der vorliegenden Erfindung sei in folgender beispielsweiser
Schilderung im einzelnen noch näher erläutert: Als Kernfaden für den zu bildenden
Kautschukfaden wird ein Spinnfaden normaler Stärke und möglichst von rundem Querschnitt
aus Acetylcellulose verwendet. Dieser Kernfaden wird zweckmäßigerweise zunächst
mit einem Netzmittel präpariert, um seine Wasseraufnahmefähigkeit zu steigern, und
hierauf durch ein mit wäßriger Kautschukdispersion gefülltes Bad gezogen. Diese
Dispersion kann z. B. folgende Zusammensetzung aufweisen:-ioo Teile Kautschukmilch
(auf Trockensubstanz bezogen), i Teil kolloider Schwefel, 2 Teile Zinkoxyd, i Teil
Beschleuniger.
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Am bestgeeignetsten ist das Bad, wenn es die Viskosität von Rohöl
aufweist. Nach Passieren -dieses Bades wird der mit Kautschuk überzogene Faden durch
eine geeignete Abstreifvorrichtung, z. B. eine Düse oder einen Schlitz, geführt,
um etwaige Kautschuküberschüsse zu entfernen und die Kautschukumhüllung auf die
gewünschte Stärke zurückzuführen. Hierauf wird der mit dem Kautschuküberzug versehene
Kernfaden, ohne mit irgendwelchen Rollbändern o. dgl. in Berührung zu kommen, bis
zur endgültigen Trocknung durch einen mit Trockenluft von etwa 6o° beschickten Trockenraum
geführt, worauf in einer besonderen Vorrichtung die Oberfläche des Fadens geglättet
und mit Talkum, Seifenstaub o.,dgl. eingepudert wird, um ihm seine Klebrigkeit zu
nehmen und ihn ohne weiteres aufhaspeln zu können.
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Nachdem, eine genügende Fadenlänge aufgehaspelt worden ist, kann der
Strang vom Haspel entfernt und schließlich bei einer jeweils der verwendeten Kautschukdispersion
entsprechenden Temperatur der Vulkanisation, z. B. für q.o bis 6o Minuten bei 8o°,
unterworfen werden.
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Der so erhaltene kombinierte Faden wird hierauf, sei es nun, daß er
vorher noch besonders umsponnen bzw. bestäubt wurde oder nicht, auf einer Web-,
Wirk-, Strick- o. dgl. Maschine weiter verarbeitet und das so erhaltene Gebilde
dann an den Stellen, die den eingelagerten Kernfaden beibehalten, also unelastisch
bleiben sollen, mit einem der für das sogenannte Siebdruckverfahren üblichen Gelatine-
oder Leimpräparate, wie z. B. dem sogenannten British Gum, Traganthgummi, Gummiarabikum
o. dgl., bedruckt, bemalt, bestrichen oder sonstwie an seiner Oberfläche 'präpariert.
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Nach dem Antrocknen des aufgebrachten Präparates wird dann das gesamte
Gebilde durch eine mit einer auf den Kernfaden lösend wirkenden Flüssigkeit, z.
B. Aceton oder einem Gemisch von Methylenchlorid und Methylalkohol, im Falle von
Kernfäden aus Acetylcellulose, gefüllte Extraktionsanlage, z. B. eine solche vom
Soxleth-Typ, bei etwa 40° geleitet. In dieser wird das Gebilde so lange belassen,
bis die Lösungsflüssigkeit das Kernfadenmaterial genügend herausgelöst hat.
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Sind auf diese Weise die nicht präparierten Stellen des gesamten Gebildes
genügend extrahiert, so wird dann durch einfaches Auswaschen der Präparatüberzug
entfernt, und es liegt so das gewünschte, teils elastische, teils unelastische Produkt
vor.