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Einrichtung zum Vermessen von Lokomotivrahmen mittels Urmaßlinealen
Zur Erzielung eines ruhigen Laufes sowie möglichst hoher Kilometerleistungen bis
zur nächsten notwendig werdenden größeren Ausbesserung müssen bei jeder Ausbesserung
Lauf- und Triebwerk der Lokomotiven genau vermessen und bearbeitet werden. Die übliche
Rahmenvermessung wird gewöhnlich in der Weise vorgenommen, daß die Meßinstrumente
an den auf Böcke gesetzten Rahmen herangebracht und nach demselben ausgerichtet
werden, worauf die Vermessung erfolgt; bei jedem weiteren zu vermessenden Rahmen
muß das Einrichten aller Meßwerkzeuge immer wieder von neuem erfolgen. Insbesondere
gilt dies von der Rahmenvermessung mittels sogenannter Urmaßlineale, wobei also
Lineale benutzt werden, welche lediglich eine der jeweiligen Lokomotivtype entsprechende
Urmaßteilung der Achsgehäusemittenentfernungen tragen. Diese Urmaßlineale werden
beiderseits an den zu vermessenden Rahmen angehängt oder mittels Winkel befestigt,
was fast niemals genau und sehr umständlich ist. Der Rahmen muß zunächst mittels
Wasserwaagen genau waagerecht ausgerichtet werden, worauf dann die Lineale ebenfalls
mittels Wasserwaage in die waagerechte Lage gebracht werden. Danach werden die Lineale
mit einem Stichmaß zueinander und zum Rahmen parallel ausgerichtet und schließlich
mittels eines angelegten Kreuzwinkels so gegeneinander eingestellt, daß die Urmaßrisse
beider Lineale sich genau in Fluchtlinie gegenüberliegen. Alle diese Einstellungen
der langen und schweren Meßlineale werden von Hand besorgt, wobei eine genaue Einstellung
selten erzielt wird und hohen Zeitaufwand erfordert. Die Lineale liegen im übrigen
infolge der großen Stützweiten nicht genau waagerecht, sondern biegen sich unter
ihrem Eigengewicht und dem Gewicht der aufgesetzten Meß- und Anreißgeräte durch,
so daß der Anreißstock für die Urmaßpfropfen der Treibachsmitte und ähnliches Meßgerät
erst durch Stützschraubeneinstellung jedesmal wieder genau senkrecht aufgesetzt
werden muß. Die auf die Urmaßlineale aufgesetzten Meß- und Anreißgeräte werden durch
Klopfen mit der Hand oder einem Holzhammer so eingestellt, daß eine Kante dieser
Meßgeräte mit den Urmaßstrichen sich deckt; eine Feineinstellung und genaue Ablesung
ist auf diese Weise nicht möglich. Bei Einstellung durch verschiedene Personen ergeben
sich hierbei Abweichungen in der Ablesung bis zu 0,4 mm.
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Um diese Nachteile der bisher üblichen Rahmenvermessung zu beseitigen,
wird der Erfindung gemäß vorgeschlagen, die zu vermessenden Rahmen zwischen zwei
parallel zueinander liegende und ortsfest angeordnete Urmaßlineale zu bringen und
nach den ortsfesten Urmaßlinealen auszurichten und zu vermessen. Während also bisher
jedesmal durch Anbringung der Urmaßlineale an den waagerecht ausgerichteten Rahmen
ein rechtwinkliges Raumkoordinatennetz für die Vermessung in der oben geschilderten
umständlichen
und ungenauen Weise geschaffen werden muß, ist jetzt
dieses Koordinatennetz durch - die ortsfest angeordneten Urmaßlineale festgelegt,
so daß nur noch die Rahmen nach demselben ausgerichtet werden, worauf die Vermessung
ohne weiteres vor sich gehen kann. Durch Anordnung der Lineale auf Supporten, die
eine bequeme Einstellung mittels Spindeln o. dgl. ermöglichen, und Einfahren der
Rahmen mittels auf Schienen laufender Rahmentransportwagen, welche eine Höhenverstellung
und ein seitliches Verschieben der Rahmenenden gestatten, sowie Anordnung von Feineinstellvorrichtungen
für die Meßwerkzeuge auf den Urmaßlinealen ergibt sich dann ein ortsfester, bequem
zu handhabender Rahmenmeßstand, welcher eine weitere Beschleunigung und erhöhte
Genauigkeit der Vermessung ermöglicht.
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In der Zeichnung ist ein solcher Rahmenmeßstand für Lokomotivrahmen
beispielsweise dargestellt, und zwar zeigt Abb. i den Rahmenmeßstand mit eingefahrenem
Lokomotivrahmen im Aufriß, Abb. 2 im Grundriß, Abb.3 den Rahmentransportwagen gemäß
Schnitt a-b der Abb. 2 im vergrößerten MaB-stabe, Abb.4 den Rahmentransportwagen
gemäß Schnitt c-d der Abb. 3 im vergrößerten Maßstabe.
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Abb. 5 ist ein Teilschnitt des Rahmentransportwagens nach Abb. 3 und
zeigt denselben im angehobenen Zustand.
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Abb. 6 zeigt die Anordnung eines Urmaßlineales auf einem ortsfesten
Traggestell im Aufriß, Abb. 7 im Grundriß.
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Abb.8 zeigt einen der die Urmaßlineale tragenden verstellbaren Ständer
teilweise im Schnitt.
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Abb. 9 bis 15 zeigen Einzelheiten der Anordnung und Einstellvorrichtungen
der Urmaßlineale.
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Der Meßstand besteht im wesentlichen aus den auf ortsfesten Traggestellen
i angeordneten Urmaßlinealen 2, zwischen welche der zu vermessende Lokomotivrahmen
3 mittels auf Schienen 4 laufender Transportwagen 5 eingefahren wird, wie es Abb.
i bis 3 zeigen. Die beiden langen Urmaßlineale 2 ruhen auf je einem breitflanschigen
I-Träger 6, die von verstellbaren Ständern 7 getragen werden. Die Urmaßlineale 2
liegen nicht unmittelbar auf den Trägern 6, sondern werden von etwa vierzehn im
Abstand voneinander befindlichen Keilpaaren 8 und 9 getragen. Diese Auflagerung
der Lineale (Abb. 14) ermöglicht, durch Verstellung der oberen Keile 9 mittels der
Stellschrauben io die Lineale in genaue waagerechte Lage einzustellen. Die Träger
6 sind an einem Ende abgeschrägt, so daß beim Einfahren des Rahmens in den Meßstand
Lineal und Träger in die Lokomotivzylinder i i hineinragen können. Die Träger 6
ruhen auf je drei Quersupporten 12 der Ständer 7 (Abb. 8) ; die Schlitten 13 der
Quersupporte 12 werden mittels Kurbel 14 über ein Kegelrädergetriebe 15 bewegt.
Die Kegelrädergetriebe 15 jeder Meßstandseite sind durch Wellen 16 miteinander verbunden
(Abb. 6), so daß die Bewegung der Quersupporte 13 einer Meßstandseite stets gleichzeitig
und gleichmäßig erfolgt. Diese Querbewegung der Supporte 13 mit den auf ihnen ruhenden
Trägern 6 bzw. Urmaßlinealen 2 ermöglicht es, den Abstand der beiden Lineale entsprechend
den verschiedenen Lokomotivgattungen zu verändern. Beim Bau des Meßstandes werden
die Lineale 2 mit Stichmaß und Meßuhren unter sich und zur Gleisachse parallel eingestellt;-mit
den gleichen Mitteln kann von Zeit zu Zeit die Parallelität der beiden Lineale nachgeprüft
werden.
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Die Supporte 12 sitzen mittels Spindeln 17 in den oberen Teilen der
Ständer 7 (Abb. 8). Die Muttern 18, welche zur Aufnahme des Spindelgewindes dienen,
können zur groben Höheneinstellung der Urmaßlineale benutzt werden und werden dann
durch Feststellschrauben in ihrer Lage gesichert. Die Ständer 7 sind auf je einer
angeschraubten Bettplatte i9 in der Längsrichtung des Rahmens verschiebbar angeordnet.
Die Verschiebung kann für die drei Ständer 7 jeder Meßstandseite gemeinsam durch
ein Handrad 2o mittels Kettenübertragung 21 und gekuppelter Spindeln 22 bewirkt
werden. Die Führungsflächen der angeschraubten Bettplatten i9 liegen genau in einer
Ebene auf den einbetonierten Grundplatten der Traggestelle i, wodurch. die Aufstellung
und Ausrichtung vereinfacht wird.
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Außerdem sind auf beiden Seiten des Meßstandes je drei gußeiserne
Säulen 23 in der Nähe der Ständer 7 angeordnet (Abb. 6). Diese tragen Einstellplatten
24 und 25, die auf den Ständern festgeschraubt, durch Fixierstifte in ihrer Lage
gesichert sind. Diesen Einstellplatten gegenüber sind an den Urmaßlinealen2 je drei
kleineWinkelstücke26 bzw. 27 seitlich befestigt, die eine Noniusteilung tragen (Abb.
io bis 13). Die mittleren Ständer 23 tragen Einstellplatten 24., die eine Millimeterstrichteilung
parallel zur Querachse des Meßstandes tragen. Mittels der am Urmaßlineal befestigten
Nonien der Winkelstücke 26 wird dann die Stellung des Lineals in aXialer Richtung
des Meßstandes abgelesen. Gleiche Ablesungen für beide Lineale gewährleisten das
Gegenüberliegen der Zusammengehörigen Urmaßstriche in
Fluchtlinie.
Zum genauen Einstellen der Abstände der Urmaßlineale voneinander tragen sämtliche
Nonienplatten 2d. und 25 eine Strichteilung parallel zur Längsachse des Meßstandes;
je nach der Anzahl und Art der zur Vermessung kommenden Lokomotivtypen sind mehrere
solcher Strichteilungen auf jeder Einstellung für verschiedene Querabstände der
Meßlineale erforderlich. In dem dargestellten Ausführungsbeispiel sind die Einstellplatten
2d. und 25 mit Strichteilungen für zwei verschiedene Querabstände der Meßlineale
versehen; die Einstellplatten tragen daher je zwei Einstellstriche 2S parallel zur
Meßstandlängsachse. Rechts und links von jedem der Einstellstriche ist je eine Millitneterteilung
auf einen Zentimeter eingeritzt. Diese Teilung gewährleistet im Zusammenhange mit
den gegenüberliegenden Linien der an den Urmaßlinealen befestigten Winkelstücke
26 und 27 eine genaue Einstellung der beiden Lineale 2 auf den festgelegten Abstand
voneinander. An sich würden wohl die mittleren Einstellplatten 24 zur genauen Einstellung
genügen; es ist aber beim Aufstellen und Einmessen des Meßstandes mittels Kreuzwinkel
und Stichmaß mit Meßuhr beobachtet worden, daß infolge der Reibung in den Supporten
12 und des unvermeidlichen, mit dem Gefühl nicht wahrnehmbaren Spieles in den Kegelräderpaaren
15 die Enden der Lineale in der Querrichtung gegenüber der Linealmitte bis zu o,i5
mm zurückbleiben.
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Um diesen Fehler auszuschalten, können die Linealenden mit den Feinstellschrauben
29 (Abb. 7 und 15) nach innen nachgestellt werden. Die Prüfung und Ablesung der
richtigen Lage der Linealenden geschieht dann mittels der obenerwähnten Einstellplatten
25 und Nonien 27.
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In den genau eingestellten Meßstand wird dann der Rahmen 3 mittels
der auf den Schienen d. laufenden Transportwagen 5 eingefahren, auf denen der Rahmen
mit seinen Enden aufliegt. Der Rahmen ruht auf Holzblöcken 30 (Abb. 3 und q), die
von einem aus [)-Eisen gebildeten, sich quer über den Transportgagen erstreckenden
Support 31 getragen werden. Dieser Support 31 ist zwischen den [)-Eisen 32 des Transportwagens
verschiebbar gelagert und kann mittels der vertikalen Spindeln 33 in der Höhe verstellt
werden. Ebenso kann dieser Support auch in seiner Längsrichtung, d. i. quer zur
Rahmenlängsachse, mittels der Spindel 34 verschoben werden. Sobald nun der Rahmen
eingefahren ist, wird er durch Drehen der Spindeln 33 mittels einer Wasserwaage
genau waagerecht ausgerichtet. Daraufhin wird mittels Tiefenmaßen, die auf die Urmaßlineale
aufgelegt «-erden, die Entfernung der Rahmenaußen-Flächen von der inneren Oberkante
der Meßlineale nachgeprüft und gegebenenfalls mittels der Spindel 3.1 durch entsprechendes
seitliches Verschieben des Supports 31 bzw. der Rahmenenden korrigiert. Hierauf
kann dann die Vermessung und Nachprüfung der Achsgehäusemitten und der sonstigen,
zur Sicherung eines ruhigen Laufes erforderlichen Maße des Lauf- und Treibwerkes
durch aufgesetzte Meßgeräte ohne weiteres erfolgen. Die Einstellung des Meßstandes
bzw. die Ausrichtung der Urmaßlineale erfolgt also im wesentlichen nur einmal, nämlich
bei Aufstellung des Meßstandes, und wird lediglich in längeren Zeitabschnitten nachgeprüft,
so claß beim Vermessen der Lokomotivrahmen jedesmal nur der Rahmen mittels weniger
Handgriffe ausgerichtet zu werden braucht.
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Zur Beseitigung des ungenauen Einstellens der aufgesetzten Meßwerkzeuge
durch Klopfen mit Hand oder Holzhammer können sämtliche Meß- und Anreißgeräte mit
Feineinstellung ähnlich den Schiebern von Schublehren ausgerüstet werden. Ein am
Lineal festzuklemmender Klemmbügel trägt eine Schleppschraube zur Feinverschiebung
der eigentlichen Meßgeräte. Zur genauen Einstellung werden außerdem neben den Urmaßstrichen
auf den Linealen auf je einen Zentimeter rechts und links von diesen Millimeterteilungen
eingeritzt und die Meßgeräte mit einer entsprechenden Noniusteilung versehen. Über
jeder Noniusteilung kann wiederum eine aufklappbare Lupe befestigt werden. Gegebenenfalls
kann auch der Klemmbügel mit der Schleppschraube an dem aufgesetzten Meßwerkzeug
angeklemmt werden.