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Verfahren zur Haltbarmachung von Blausäure Durch das Patent 447 913
ist die Haltbarmachung von Blausäure geschützt, die darin besteht, daß flüssige
Blausäure mit saugfähigen Stoffen, mit Ausnahme von Aktivkohle, .vorzugsweise mit
saugfähigen Stoffen von körniger -Gestalt, gegebenenfalls über deren Absorptionsfähigkeit
hinaus, gemischt wird, wobei gegebenenfalls chemische Stabilisatoren zugesetzt werden
können.
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Bei der Verwendung von Diatomit, Kieselger, Randanit und anderen Infusorienerden
als Aufsaugmittel 'für Blausäure haben sich Unterschiede ergeben, für die man bisher
keine Erklärung hatte. Es zeigte sich nämlich, daß bei: einigen Sorten von Infusorienerden
gelegentlich Zersetzungserscheinungen der Blausäure auftraten, die ihre Verwendbarkeit
als stabilisierendes Aufsaugemittel für flüssige Blausäure in Frage stellten.
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Es wurde nun gefunden, daß die zersetzenden Einflüsse hauptsächlich
durch bestimmte, der Infusorienerde beigemengte Stoffe, z. B. Calciumcarbonat, Calciumoxvd
u. dgl., hervorgerufen werden und daß sie vornehmlich bei solchen.Infusorienerden
auftreten, die vor ihrer Verwendung einem Röstprozeß, z. B. in Gegenwart von organischen
Stoffen, unterworfen werden.
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Die Erfinderin hat insbesondere festgestellt, daß bei solchen Infusorienerden
Zersetzungserscheinungen vorkommen, die in natürlichem Zustand Verunreinigungen,
wie z. B. Gips, enthalten und bei denen während des Röstprozesses diese Stoffe,
z. B. Gips, ganz oder teilweise .@n Schwefelcalcium und Carbonat oder in gebrannten
Kalk umgewandelt werden. , Der schädliche zersetzende Einfluß dieser Verunreinigungen
auf Blausäure ist wahrscheinlich dadurch zu erklären, daß die alkalischen Substanzen
verseifend auf die Blausäure einwirken. Gleichzeitig entsteht Ammoniak, ' das .
ebenfalls schädlichen Einfluß ausübt.
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Ein Weg zur Beseitigung dieses Cbel, standes besteht in .der Behandlung
der urigerösteten oder z. B. in der herkömmlichen Weise gerösteten Infusorienerde
mit Säuren, z. B. Salzsäure, Schwefelsäure, Oxalsäure o. dgl. Ein bei dieser Behandlung
etwa zurückbleibender L`berschuß an Säure kann entweder entfernt oder auch in der
Infu,-sorienerde belassen werden, da er auf die Stabilität der flüssigen Blausäure
keine ungünstige Einwirkung besitzt. 'Man kannauch die Menge Säure, welche erforderlich
ist, um die zersetzenden Stoffe unschädlich zu machen, der Blausäure selbst zusetzen.
Dabei kann man Säuremengen verwenden, die gerade zur Neutralisierung der in der
Infusorienerde enthaltenen alkalischen Substanzen ausreichen und somit dieser einen
neutrafen
Charakter geben. Auch kann man gegebenenfalls größere
Säuremengen verwenden, als an sich zur Neutralisierung der alkalischen Substanz-en
bzw. zur chemischen Stabilisierung der Blausäure benötigt werden.
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Es ist bekannt (Chemiker-Zeitung i 9 i 9, Seite 26z1, hieselgur von
säurelöslichen Verunreinigungen, Arie. z. B. Eisenhydroxyd oder Aluminiumhydroxyd,
unter Vermeidung der Zeastörung der filzartigen Struktur des Stoffes zu befreien.
Die so behandelte Kiesel.-gur wird gemäß der Veröffentlichung mittlels -eeigneter
Bindemittel und Brennen in poröse, säurebeständige Filtersteine übergeführt.
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'Über die Durchführung des Reinigungsverfahrens ist in der Veröffentlichung
nichts ausgeführt. Es liegt jedoch in der Natur des Verfahrens, daß die Durchführung
der Reinigung - nur bei nicht vorbehandelten Infu-# sorienerden möglich ist.
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@Veiterhin ist es bekannt, zum Aufbewahren und Transportieren von
Blausäure Aktivkohle von saurer Reaktion äls Träger für Blausäure zu verwenden.
Die Aktivkohle kann dabei entweder von Natur aus sauer sein oder z. B. durch Behandlung
mit flüchtigen Säuren sauer gemacht werden. Die Beladung der Aktivkohle erfolgt
gemäß der Patentschrift derart, daß dieselbe mit gasförmiger Blausäure in Berührung
gebracht wird, wobei gewisse Mengen von Blausäure durch Adsorption festgehalten
werden.
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Demgegenüber bezweckt vorliegende Erfindung nicht die Verwendung von
Adsorptionsmitteln, sondern eine. Stabilisierung von flüssiger Blausäure durch Vermischen
derselben mit saugfähigen, insbesondere körnigen Stoffen, wie Kieselgur, Diatomit,
Randanit u. dgl., wobei die saugfähigen Stoffe durch Behandlung z. B. mit Säuren
von schädlichen Begleitstoffen befreit werden.
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Die Behandlung solcher Stoffe bietet den Vorteil, daß man mit einer
bestimmten Menge der festen Aufsaugesubstanz sehr erhebliche Mengen von Blausäure
stabilisieren kann, wobei im Verwendungsfalle die Blausäure außerordentlich schnell
und praktisch vollständig aus den Stoffen wieder entfernt werden kann.
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.An Stelle der freien Säuren können auch andere Verbindungen, z. B.
saure Salze oder Säurederivate, z. B. Ester, im Sinne der Erfindung Verwendung finden.
M'ahrscheinlich beruht die günstige Wirkung dieser Stoff darauf, daß sie unter Einfluß
der in der Blausäure meist enthaltenen Feuchtigkeit oder auch durch die Anwesenheit
alkalisch wirkender Stoffe in der Infusorienerde Säure 'abzuspalten vermögen. Derartige
an Stelle von freien Säuren verwendbare Stoffe sind z. B. Chloressigsäureester,
Athylschwefelsäurechlorid ö. dgl. Vorteilhaft kann man dabei auch solche Stoffe
benutzen, welche niclit nur die störenden Verunreinigungen in den Stoffen unschädlich
-machen, sondern auch andere 'Wirkungen hiermit verbinden. So kann man Infusorienerde
u. dgl. mit solchen wirksamen Mitteln behandeln, die gleichzeitig als Reizstoffe
dienen können ivie die obengenannten Stoffe Chloressigsäureester, :ith,%-lschwefelsäurechlorid
o. dgl. Zur Verwendung können auch solche Stoffe kommen, welche zugleich einen stabilisierenden
Einfluß auf die Blausäure ausüben, wie z. B. Chlorkohiensäuremethylester.
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Ein . weiterer Weg zur Beseitigung der schädlichen, in der Infusorienerde
etwa vorhandenen Einflüsse besteht darin, daß man unter Erhitzen der Infusorienerde,
etwa während eines Röstprozesses, für reichliche Anwesenheit von Sauerstoff oder
sauerstoffhaltigen Gasen, z. B. Luft,- Sorge trägt, z. B. derart, daß man. mittels
Gebläse Luft durch die erhitzte Masse bläst.
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Gegebenenfalls kann diese Sauerstoff- oder Luftbehandlung auch mit
der Anwendung von Säure oder anderen im Sinne der Be= seitigung der schädlichen
Einflüsse wirkenden Stoffe kombiniert werden.
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Die Menge der Zusätze, mit denen die angestrebte Wirkung voll erreicht
wird, ist natürlich von der Art der Zusammensetzung der zur Verarbeitung gelangenden
Infusorienerde usw. abhängig. Man kann indessen leicht durch Vorv ersuche die jeweils
anzuwendenden Mengen, z. B. von Mineralsäuren, sauren Salzen, Säurederivaten .o.
dgl., bestimmen, durch welche die schädlichen Einflüsse beseitigt und eine ausreichende
stabilisierende Wirkung der Infusorienerde gewährleistet wird.