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Verfahren zum Färben von Strähngarn, insbesondere von versponnenem
Woll-Strickgarn, in mechanischen Färbevorrichtungen. Es ist an sich bekannt, beim
Naßbehandeln und insbesondere auch beim Färben von Textilgut mit verschiedenen Relativgeschwindigkeiten
zwischen Flotte und Behandlungsgut zu arbeiten.
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So soll beispielsweise bei einer bekannt gewordenen Färbevorrichtung,
welche vorzugsweise für die Indigofärberei von Garn in Spulenform bestimmt ist,
die Flotte mit beliebiger Geschwindigkeit durch das Material geführt werden können.
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Ebenso ist bei einer weiteren bekannten Färbevorrichtung Vorkehrung
getroffen, daß je nach den Eigenschaften des zu färbenden Materials die Geschwindigkeit
der Flotte eingestellt bzw. geregelt werden kann.
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Eine dritte Färbevorrichtung besitzt statt einer Pumpe deren zwei,
von denen die eine die Flotte durch die im Aufstecksystem behandelten Spulen in
der Richtung von innen nach außen, die andere von außen nach innen treibt. Dabei
läuft die zweite Pumpe schneller als die erste, damit die Flotte den durch das Zusammenpressen
der Spulen erhöhten Durchflußwiderstand überwinden kann.
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Endlich ist bei einer Vorrichtung zum Färben von Textilgut im Packsystem
bekannt geworden, die Flotte in wechselnder Richtung mit periodisch zwischen Null
und einem Höchstwert schwankender Geschwindigkeit durch das Textilgut zu führen,
um zu vermeiden, daß sich das letztere zu einem festen Block zusammensetzt, welcher
dem Durchgang der Flotte zu großen Widerstand entgegensetzt und zu Fehlfärbungen
führen würde.
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Dieser allgemeine Gedanke der Anwendung im Laufe des Behandlungsverfahrens
wechselnder Geschwindigkeiten liegt auch der Erfindung zugrunde, welche ihn auf
das Gebiet der Strähngarnfärberei übertragen will, für welches er in seiner besonderen
Ausgestaltung neu und von großem Werte ist. Die ausgedehnten Versuche des Erfinders
haben erwiesen, daß es durch die Anwendung der Erfindung möglich geworden ist, auch
die feinsten Wollgarne mit den hellsten und empfindlichsten Farbennuancen im Großbetriebe
so gleichmäßig und unter so weitgehender Erhaltung aller derjenigen Eigenschaften
dieser Wollen zu färben, welche deren eigentlichen Wert ausmachen, daß die damit
erzielten Produkte sich von den hochwertigsten Erzeugnissen der Handfärberei nicht
unterscheiden. Dabei ist die Erfindung so einfach und deren Anwendung so wohlfeil,
daß sie auch für die Behandlung weniger kostbaren Textilguts noch mit wesentlichem
Nutzen verknüpft ist.
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Der Anwendung der Apparatefärberei, insbesondere auf das Färben feinster,
lose gesponnener Wollgarne, wie solche beispielsweise
zur Herstellung
von Damenoberkleidem gebraucht werden, stand bisher hauptsächlich im Wege, daß es
entweder gelang, die Garne gleichmäßig zu färben, wobei sie jedoch an Elastizität,
Volumen und Glanz einbüßten, oder daß ihnen diese wertvollen Eigenschaften zwar
erhalten blieben, sie dafür aber nicht gleichmäßig gefärbt werden konnten.
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Die Erklärung dafür liegt darin, däß einerseits alle Farbstoffe, sobald
ihnen dazu Gelegenheit gegeben wird, und das ist naturgemäß je-, weils zu Beginn
des Färbens und nach dem Einbringen neuer Farbstoffzusätze in die Flotte zwecks
Nuancierens der Fall, während einer im Vergleich zu der gesamten Färbedauer verhältnismäßig
kurzen Zeit, bekannt als die Periode des Anfärbens, je nach den Eigenschaften der
einzelnen Farbstoffgruppen zu 7o bis go Prozent aus der Flotte auf das Garn gehen,
wobei natürlich diejenigen Teile der Beschickung satter gefärbt werden, welche dem
Angriff der Flotte energischer ausgesetzt sind als die anderen Teile. Diese Stellen
liegen an den Ein-und Austrittsstellen für die Flotte zum und vom Textilgut, bei
der Strähngarnfärberei im Hängesystem also dort, wo die Garne auf den Stöcken liegen.
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Man hat nun zwar schon versucht, diese Anfärbeperiode zu verlängern
und dadurch zu vermeiden, daß die Farbstoffe sich allzu ungleichmäßig .auf den Garnen
verteilen, indem man das Färbebad beim Eingehen mit den Garnen kühler hielt und
auch nach dem Eingehen nur langsam zum Kochen trieb; aber einen befriedigenden Erfolg
konnte dieses Verfahren nicht bringen, andererseits hatte es den Nachteil, daß die
Färbedauer dadurch wesentlich verlängert wurde.
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Völlig gleichmäßige Durchfärbung hat sich nur dadurch erzielen lassen,
daß man, um die Farbstoffteilchen in der Flotte herumzutreiben und sie dadurch sowohl
gleichmäßig in ihr zu verteilen als auch ihre Aufnahme aus der Flotte auf das Garn
zu verlangsamen, eine verhältnismäßig sehr hohe Relativgeschwindigkeit zwischen
Flotte und Garnen angewendet hat (je
nach den Farbstoffen bis zu o,2o m/sec.
und noch mehr). Hierbei trat aber der Nachteil auf, daß durch die energische mechanische
Einwirkung der Flotte auf die Garne die letzteren ihre Elastizität größtenteils
einbüßten, daß sie an Volumen verloren und daß sie verwalkten, ja sogar verfilzten
und dadurch ein unschönes rauhes Aussehen oder Glanz erhielten. So kam es, daß dort,
wo feinere Wollgarne insbesondere auch mit hellen Farbtönen gefärbt werden sollten,
die teure Handfärberei durch die Apparatfärberei nicht ersetzt werden konnte, weil
die letztere den hochgesteigerten Ansprüchen noch nicht genügte, während die Färber
bei geringwertigem Material oben wohl oder übel den einen oder anderen Nachteil
in den Kauf genommen haben, um die Vorteile der Apparatfärberei nutzen zu können.
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Nun haben eingehende Versuche des Erfinders den, Nachweis geliefert,
daß es, entgegen den bisher herrschenden Anschauungen, nicht notwendig ist, während
der ganzen Färbedauer mit der für die Garne schädlichen hohen Relativgeschwindigkeit
zwischen Flotte und Garnen zu arbeiten, sondern daß es durchaus genügt, wenn jeweils
zu Beginn des Färbens und nach Einbringen neuer Farbstoffzusätze in die Flotte zwecks
Nuancierens verhältnismäßig kurze Zeit mit dieser hohen Geschwindigkeit (bis zu
o,2o m/sec.) behandelt wird, um eine durchaus gleichmäßige Ablagerung der Farbstoffe
auf den Garnen zu erzielen, und daß das darauffolgende Egalisieren im Innern des
Garnes und das Fixieren der Farbstoffe mit wesentlich niedriger Geschwindigkeit
erfolgen kann. Als besonders zweckmäßig für diesen letzteren Teil des Färbeverfahrens
hat sich eine Relativgeschwindigkeit zwischen Flotte und Garn von etwa
0,05 m/sec. erwiesen, bei welcher sich die Garne von den vorhergehenden schärferen
Angriffen erholen können, so daß sie am Schlusse des Färbens alle ihre wertvollen
Eigenschalten behalten bzw. wiedergewonnen haben.
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Damit war der Weg gefunden, um auch z. B. für das edelste Wollgarn
die Apparatefärberei zur Geltung zu bringen und die teure Handfärberei entbehrlich
zu machen.
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Die Erfindung besteht demgemäß darin, daß jeweils zu Beginn des Färbens
und nach Einbringen neuer Farbstoffzusätze -in die Flotte zwecks Nuancierens während
des Anfärbens, 'also so lange, bis je nach den Farbstoffen und Garnarten etwa 7o
bis go Prozent der ersteren auf den letzteren aus der Flotte aufgenommen sind, mit
hoher Relativgeschwindigkeit zwischen Flotte und Garnen (etwa o,zo bis o,--o m/sec.)
gearbeitet wird, während das- Egalisieren in den Garnen und das Fixieren der Farbstoffe
bei weit geringerer Relativgeschwindigkeit (etwa o,o5 m/sec.) zwischen Flotte und
Garnen vorgenommen wird.
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Sie kann sowohl angewendet werden bei solchen Färbevorrichtungen,
bei welchen die ruhenden Garne mit kreisender oder sonstwie bewegter Flotte gefärbt
werden, als auch bei solchen, bei welchen die Garne auf irgendeine Weise in der
ruhenden Flotte bewegt werden. Im ersteren Falle kann die Regelung der Flottengeschwindigkeit
durch die an sich bekannten Mittel der Beeinflussung der Geschwindigkeit der Pumpe
oder durch entsprechende Änderung der Querschnittsverhältnisse in den Flottenwegen,
insbesondere auch durch Öffnen und Schließen von Umlaufleitungen, und im zweiten
Falle kann die Regelung der Beschleunigung der Garnbewegung in der Flotte durch
geeignete
Beeinflussung der entsprechenden Antriebsvorrichtungen
erfolgen.