DE4320597A1 - Verwendung von Polyphosphaten zur antiviralen Therapie und als Immunmodulatoren - Google Patents
Verwendung von Polyphosphaten zur antiviralen Therapie und als ImmunmodulatorenInfo
- Publication number
- DE4320597A1 DE4320597A1 DE19934320597 DE4320597A DE4320597A1 DE 4320597 A1 DE4320597 A1 DE 4320597A1 DE 19934320597 DE19934320597 DE 19934320597 DE 4320597 A DE4320597 A DE 4320597A DE 4320597 A1 DE4320597 A1 DE 4320597A1
- Authority
- DE
- Germany
- Prior art keywords
- polyphosphates
- hiv
- cells
- iiib
- aids
- Prior art date
- Legal status (The legal status is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the status listed.)
- Withdrawn
Links
Classifications
-
- A—HUMAN NECESSITIES
- A61—MEDICAL OR VETERINARY SCIENCE; HYGIENE
- A61K—PREPARATIONS FOR MEDICAL, DENTAL OR TOILETRY PURPOSES
- A61K33/00—Medicinal preparations containing inorganic active ingredients
- A61K33/42—Phosphorus; Compounds thereof
Landscapes
- Health & Medical Sciences (AREA)
- Chemical & Material Sciences (AREA)
- Inorganic Chemistry (AREA)
- Medicinal Chemistry (AREA)
- Pharmacology & Pharmacy (AREA)
- Epidemiology (AREA)
- Life Sciences & Earth Sciences (AREA)
- Animal Behavior & Ethology (AREA)
- General Health & Medical Sciences (AREA)
- Public Health (AREA)
- Veterinary Medicine (AREA)
- Pharmaceuticals Containing Other Organic And Inorganic Compounds (AREA)
Description
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen
erfolgversprechenden Weg zur Bekämpfung von AIDS bzw. ARC mit
Hilfe von Polyphosphaten aufzuzeigen.
AIDS wird durch das Human Immunodeficiency Virus (HIV), auch
genannt Human-T-Cell Leukemia/Lymphotropic Virus vom Typ III
(HTLV-III) oder Lymphadenopathy-Associated Virus (LAV),
verursacht. HIV gehört zum Typ der RNA-Viren. Der Virusbefall
ist die Hauptursache für ein Spektrum immunologischer
Störungen, von denen AIDS sich am schwersten in Form des
Kaposi-Sarcoms (KS) oder des ARC klinisch manifestiert. Eine
wirksame therapeutische Behandlung von AIDS oder ARC war bis
jetzt noch nichtmöglich.
Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß Polyphosphate mit
einer Kettenlänge von größer als 3 Phosphateinheiten zur
Bekämpfung von AIDS oder des ARC sehr geeignet sind. Basis
dieser Erfindung ist der Nachweis, daß Polyphosphate (1) einen
anti-HIV Effekt und (2) einen immunmodulierenden Einfluß
bewirken.
Die erfindungsmäßig zur Anwendung kommenden Verbindungen werden
im allgemeinen zu pharmazeutischen Mitteln verarbeitet, die als
Dosiseinheiten vorliegen und systemisch also oral, rektal oder
parenteral (intramuskulär, intravenös und subkutan),
verabreicht werden können.
Die Mittel enthalten eine zur Behandlung, Eliminierung,
Linderung oder Verbesserung von AIDS oder ARC wirksame oder
immundefekt-beseitigende Menge wenigstens einer Verbindung aus
der Klasse der Polyphosphate mit einer Kettenlänge von größer
als 3 Phosphateinheiten, gegebenenfalls zusammen mit einem
pharmazeutisch verträglichen Träger und Hilfsstoffen.
Beispielsweise enthalten derartige pharmazeutische Mittel 0,5
bis 98 Gew.-% mindestens einer erfindungsgemäßen Verbindung
zusammen mit einem pharmazeutischen Träger.
Wenn das Mittel in Form einer Dosiseinheit vorliegt, enthält
diese vorzugsweise 50 bis 500 mg der erfindungsgemäß zur
Anwendung kommenden Verbindung.
Die pharmazeutischen Mittel können zur oralen Verabreichung in
fester Form, beispielsweise als Tabletten, Pastillen, Kapseln,
Pulver, oder in flüssiger Form, beispielsweise als wäßrige oder
ölige Suspension, Sirup, Elixier, Lösung oder mit Flüssigkeit
gefüllte Kapseln vorliegen.
Bevorzugte orale Mittel liegen in Form von Tabletten oder
Kapseln vor und können übliche Träger, wie Bindemittel (z. B.
Sirup, Akazia, Gelatine, Sorbit, Tragant oder
Polyvinylpyrrolidon), Füllstoffe (z. B. Lactose, Zucker,
Maisstärke, Kartoffelstärke, Calciumphosphat, Sorbit oder
Glycin), Gleitmittel (z. B. Magnesiumstearat, Talk,
Polyethylenglykol oder Siliciumoxid), Disintegrationsmittel
(z. B. Stärke) und Netzmittel (z. B. Natriumlaurylsulfat),
enthalten.
Mittel zur parenteralen Verabreichung liegen im allgemeinen in
Form einer Lösung oder Suspension der erfindungsgemäß zur
Anwendung kommenden Verbindung zusammen mit üblichen
pharmazeutischen Trägern vor, beispielsweise in Form einer
wäßrigen Lösung für intravenöse Injektion oder einer öligen
Suspension für die intramuskuläre Injektion. Zur parenteralen
Verabreichung geeignete Mittel erhält man, indem man 0,1 bis 10
Gew.-% der erfindungsgemäßen Verbindung in Wasser oder einem
Träger, der aus einem aliphatischen Polyalkohol, wie Glycerin,
Propylenglykol oder Polyäthylenglykolen oder einer Mischung
davon besteht, löst. Die Polyäthylenglykole bestehen aus einer
Mischung nicht flüchtiger, gewöhnlich flüssiger
Polyäthylenglykole, die sowohl in Wasser als auch in
organischen Flüssigkeiten löslich sind und deren
Molekulargewichte von 200 bis 1500 reichen.
Pharmazeutische Mittel zur rektalen Verabreichung liegen in
Form von Suppositorien vor, wobei die erfindungsgemäßen
Verbindungen einer geeigneten Suppositoriengrundlage, wie
Kakaobutter, gehärtete Fette, Polywachse oder
Polyethylenglykole, in einer Menge von 1 bis 10 Gew.-%
einverleibt sind.
Die Herstellung der pharmazeutischen Mittel erfolgt anhand
üblicher Verfahren, beispielsweise durch Tablettieren,
Einverleiben der erfindungsgemäß zur Anwendung kommenden
Verbindungen in eine Suppositoriengrundlage, Sterilfiltration
und Abfüllen in Ampullen oder Tropfflaschen einer Lösung der
erfindungsgemäß zur Anwendung kommenden Verbindungen in
Injektionswasser zusammen mit üblichen Zusätzen, wie
Natriumchlorid, Natriumhydrogenphosphat, Dinatrium-EDTA
(Ethylendiaminotetraessigsäuredinatriumsalz), Bezylalkohol oder
Natriumhydroxyd zur Einstellung des pH.
Das Verfahren zur Behandlung von AIDS oder ARC umfaßt die
Verabreichung einer therapeutisch (antiviral oder
immunomodulierenden oder prophylaktisch) wirksamen Menge an
Polyphosphaten mit einer Kettenlänge von größer als 3
Phosphateinheiten an Patienten, die dieser Behandlung bedürfen.
Die Dosierung hängt in erster Linie von der spezifischen
Verabreichungsform und vom Zweck der Therapie ab. Die Größe der
Einzeldosen sowie das Verabreichungsschema können am besten
anhand einer individuellen Beurteilung des jeweiligen
Krankheitsfalles durch den Arzt bestimmt werden, wobei das
Alter, das Gewicht und der Zustand des Empfängers, der
Verabreichungsweg und die Art und die Schwere der Krankheit
berücksichtigt werden müssen. Im allgemeinen beträgt die
Tagesdosis 2-20, vorzugsweise 3-10, insbesondere 6-7 mg/kg
Körpergewicht.
Die Dauer der Behandlung richtet sich nach Art und Schwere der
Erkrankung. Sie erstreckt sich im allgemeinen über mehrere
Wochen, beispielsweise 4 bis 8 Wochen.
Die erfindungsgemäß zur Anwendung kommenden Verbindungen wirken
auf vielfältige Weise gegen das Human Immunodeficiency Virus
(HIV) und sie wirken stimulierend auf das Immunsystem, so daß
die körpereigenen Abwehrkräfte gegen AIDS, ARC und verwandte
Erkrankungen gestärkt werden. Diese Verbindungen sind deshalb
zur therapeutischen und prophylaktischen Behandlung der durch
das AIDS-Virus verursachten Erkrankungen brauchbar.
Die Aktivität der erfindungsgemäß zur Anwendung kommenden
Verbindungen werden nachfolgend am Beispiel von Polyphosphaten
mit einer Kettenlänge von 2 [ab jetzt abgekürzt mit Poly Pn=2],
3 [= Poly Pn=3] bzw. 13-18 Phosphateinheiten [= Poly Pn=13-15]
erläutert. Diese Substanzen wurden von der Fa. Sigma Chemie
(Deisenhofen; Deutschland) bezogen.
Die Polyphosphate wurden anhand pharmakologischer in vitro-
Testsysteme untersucht.
1) Nachweis der anti-HIV-Aktivität von Polyphosphaten;
2) Nachweis der immunodulierenden Aktivität von Polyphosphaten.
2) Nachweis der immunodulierenden Aktivität von Polyphosphaten.
Dabei kam die Zellinie H9 zur Anwendung, bei der es sich um
eine klonierte OKT4+ T-Zellinie handelt, in der sich das AIDS-
Virus der Isolatbezeichnung HIV-IIIB (ehemals HTLV-IIIB
genannt) vermehrt (M. Popovic, M.G. Sarngadharan, E.Reed und
R.C. Gallo; Science 224, 497-500 (1984)).
Reinigung von HIV-1 Reverser Transkriptase und
Assaybedingungen:
Die für die vorliegenden Versuche verwendete HIV-1 Reverse
Transkriptase (Herstellung nach dem Verfahren von: P.S. Sarin,
y. Taguchi, D. Yun, A. Thornton, R.C. Gallo, B. Oeberg;
Biochem. Pharmacol. 34, 4075 4079; 1985) wurde mittels
sequentieller Chromatographie an DEAE-Cellulose,
Phosphocellulose und Hydroxylapaptit gereinigt. Das gereinigte
Enzym wurde in 50 mM Tris-HCl (Tris(hydroxymethyl-aminomethan)
(pH 7.5), 1 mM Dithiothreitol (DTT), 0,01% Triton X-100 und 20%
Glycerin aufbewahrt. Die Versuchsansätze auf Reverse
Transkriptase wurden in einer Reaktionsmischung (50 µl)
durchgeführt, die 50 mM Tris-HCl (pH 7,5), 5 mM DTT, 10 mM
MgC12 , 100 mM Kaliumchlorid, 0,01 Triton X-100 (C₈H₁₇-C₆H₄-
(OCH₂CH₂)9-10-OH) oder NP40 (nicht-ionisches Detergens Nonidet
P 40, Produktbezeichnung der Fa. Sigma, d.i.
Octylphenolethylenoxid-Kondensat), 10 µg/ml (dT)₁₅·(A)n
(Hybridpolymere aus den Oligo- bzw. Polynucleotiden
Oligodesoxythymidylsäure und Polyadenylsäure) als
Templateprimer und ³H-Desoxythymidintriphosphat (³H-dTTP)
enthielt. Die Reaktionsmischung wurde 1 h bei 37°C inkubiert
und die Reaktion wurde durch Zugabe von 50 µg Hefe-tRNA und 2
ml einer 10%-igen Trichloressigsäurelösung (TCA), die 1 mM
Natriumpyrophosphat enthielt, gestoppt. Die Proben wurden über
Milliporefilter (0,45 µm) filtriert, zuerst mit 5%-iger TCA-
Lösung (5x) und anschließend mit 2 ml 70%-igem Ethanol
gewaschen. Die Filter wurden unter einer Heizlampe getrocknet,
anschließend wurde Scintillationsflüssigkeit zugegeben und die
Radioaktivität in einem β-Scintillationzähler bestimmt.
H9-Zellen (M: Popovic, M.G. Sarngadharan, E. Reed, R.C. Gallo,
Science: 224, 497-500, 1984) wurden mit Polybren (im Handel
erhältliches Hexadimethrinbromid; 2 µg/ml) 30 Min. bei 37°C
behandelt, polybrenfrei gewaschen und mit 200 000 000 HIV-IIIB-
Virusteilchen (isoliert aus H9-Zellenkulturen nach M. Popovic,
vgl. oben) pro 4 × 100 000 H9-Zellen infiziert. Ein nicht mit
Arzneimittel behandelter Teil dieser Proben wurde als posivite
Kontrollprobe verwendet, wohingegen zu den Testproben
unterschiedliche Konzentrationen an zu testender Verbindung
(Polyphosphate) gegeben wurden. Die HIV-IIIB Reverse
Transkriptase-Aktivität dieser Kulturen wurde wie oben
beschrieben analysiert.
Die Immunofluoreszenz-Assays wurden an Methanol:Aceton (1 : 1)-
fixierten Zellen unter Verwendung monoklonaler Antikörper (aus
der Maus) gegen HIV-IIIB p17 (Gag-Protein mit MG = 17 000) und
p24 (Gag-Protein mit MG = 24 000) durchgeführt. Diese beiden
Proteine sind Markerproteine, welche die Anwesenheit von
Viruspartikeln ihn den Zellen anzeigen. Die HIV-IIIB infizierten
Zellen wurden mit oder ohne Arzneimittelbehandlung an
Toxoplasmose-Slides fixiert. Nach der Fixierung mit Methanol-
Aceton (1 : 1) während 30 Min. bei Raumtemperatur, wurden die
Slides in versiegelten Plastikbehältern bei -20°C bis zum
Gebrauch aufbewahrt. Die monoklonalen Antikörper wurden auf die
Zellen gegeben, bei Raumtemperatur in einer Feuchtigkeitskammer
1 h inkubiert mit PBS (Phosphatpuffer), der 0.25% Triton X-100
enthält, 2 h gewaschen. Die Zellen wurden dann 1 h mit
Fluorescein (FICT) markiertem Ziege-Antimaus IgG (Capell Labs.)
behandelt, und mit PBS-Puffer, der 0,25% Triton X-100 enthält,
über Nacht gewaschen. Auf die Slides wurde 50%-iges Glycerin
gegeben und die Zellfluoreszenz wurde mit einem Zeiss-
Fluoreszenzmikroskop bestimmt.
H9-Zellen sowie mit HIV-IIIB infizierte H9-Zellen wurden in
einer Konzentration von 0,2 × 1 000 000 Zellen/ml Kultur-medium
zum Beimpfen eines Kulturmediums verwendet. Nach 4-tägiger
Inkubation betrug die Dichte der H9-Zellen 1,3 × 1 000 000
Zellen/ml, während die Dichte der mit HIV-IIIB infizierten H9-
Zellen lediglich 0,5 × 1 000 000 Zellen/ml war; diese beiden
Werte bildeten die Kontrollwerte.
Dann wurden Proben von H9-HIV-IIIB-Zellen 0,2 × 1 000 000
Zellen/ml 4 Tage mit unterschiedlichen Konzentrationen von
Polyphosphaten behandelt. Es wurden folgende Ergebnisse
erhalten:
Es ist ersichtlich, daß Poly Pn=2 keinen antiviralen
(cytoprotektiven) Effekt zeigt. Dagegen steigen die
Wachstumsraten von H9-HIV-IIIB-Zellen in Anwesenheit von
Polyphosphaten mit einer Kettenlänge von größer als 3
Phosphateinheiten bei Konzentrationen von zwischen 10 und 50
µg/ml auf Werte an, die im Bereich der Kontrolle, nämlich der
H9-Zellen ohne HIV-IIIB liegen.
Es wurde untersucht, ob die 4-tägige Zugabe von Polyphosphaten
zu H9-HIV-IIIB-Zellen die Produktion von HIV-IIIB-Viren
einstellt. Als Maß für die Virusmenge im Kulturmedium wurde die
Reverse Transkriptase gewählt. Also die Hemmung der Reversen
Transkriptase zeigt Hemmung der Virusproduktion an. Die
Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt:
Es ist ersichtlich, daß im Überstand der H9-HIV-IIIB-Zellen,
die nicht mit Polyphosphaten behandelt wurden, eine
beträchtliche Aktivität an Reverser Transkriptase vorlag. Die
Zugabe von Poly Pn=2 bewirkte keine Änderung. Jedoch Zugaben
von Poly Pn=3 und Poly Pn=13-15 bewirkten eine dosisabhängige
Verringerung der Reversen Transkriptase-Aktivität im Überstand.
Bereits bei der Dosis von 10 µg/ml wurde eine beträchtliche
Inhibierung beobachtet. Die erfindungsgemäß zur Anwendung
kommenden Verbindungen, Polyphosphate mit einer Kettenlänge von
größer als 3 Phosphateinheiten, sind deshalb in der Lage, die
Virusreplikation beinahe vollständig bei Dosen zu inhibieren,
bei denen verschiedene in vitro-Parameter, beispielsweise das
Zellwachstum, praktisch nicht nachteilig beeinflußt werden.
Es hat sich gezeigt, daß Polyphosphate mit einer Kettenlänge
von größer als 3 Phosphateinheiten eine stark inhibierende
Wirkung auf die Expression von HIV p15 und p24 in infizierten
H9-Zellen besitzt. Wenn die Target H9-Zellen mit dem HIV-IIIB-
Isolat behandelt und ohne die zu testende Verbindung kultiviert
wurden, wurden die H9-Zellen infiziert und es kam, wie mittels
indirekten Immunofluoreszenz-Assays festgestellt, zur
Expression des p15 und p24-Proteins. Nach Inkubierung der H9-
HIV-IIIB-Zellen mit den zu testenden Verbindungen wurde ein
beinahe vollständiger Schutzeffekt beobachtet. Es wurden
folgende Ergebnisse erhalten:
Es ist ersichtlich, daß Poly Pn=2 keine Änderung im Vergleich
zur Kontrolle zeigt. Dagegen bewirken Polyphosphate mit einer
Kettenlänge von größer als 3 Phosphateinheiten eine
signifikante Reduktion der Expression der HIV-IIIB-Proteine p15
und p24.
Kultivierung von menschlichen peripheren Blut Lymphozyten
Periphere Blutlymphozyten wurden von gesunden Probanden nach
der bekannten Ficoll-Hypaque Methode gewonnen. Nachdem sie
gewaschen waren, wurden sie in einer Konzentration von
5 000 000 Zellen/ml in RPMI 1640 Medium mit 10% fötalem
Kälberserum in 1-ml Ansätzen inkubiert (G. Leyhausen et al.,
Antimicrob. Agents Chemother. 26 : 752, 1984).
Zur Bestimmung des Einflusses von Polyphosphaten auf das
Wachstumsverhalten von Lymphozyten wurde der Einfluß dieser
Substanzen auf die Inkorporation von radioaktivmarkiertem
Thymidin (³H-dThd) in die DNA bestimmt. Die Versuchsbedingungen
wurden wie früher beschrieben, durchgeführt (G. Leyhausen et
al.; s. o.). Die Hemmkonzentration, durch die die
Inkorporationsrate von ³H-dThd auf 50% reduziert wird, wurde
durch das Logit-Regressions-Verfahren bestimmt (L. Sachs.
Angewandte Statistik; Springer Verlag, Berlin; 1984).
Der Einfluß von Polyphosphaten auf die Produktion von
Interferon-gamma (IFN-gamma) wurde wie folgt bestimmt. 1-ml
Kulturen wurden für 0-72 Std. in Anwesenheit verschiedener
Polyphosphat-Konzentrationen alleine oder zusammen mit dem
Mitogen Phytohaemagglutinin A (PHA) inkubiert. Anschließend
wurden die Kulturen abzentrifugiert, der Überstand gesammelt
und der IFN-gamma-Titer bestimmt.
Die Menge an IFN-gamma wurde nach dem Verfahren von H. Gallati
(J. Clin. Chem. Clin. Biochem. 20 : 907, 1982) auf der Basis
eines Enzyme-Immuno-Assays bestimmt. In Kürze, 96er
Kulturplatten wurden mit monoklonalen Antikörpern, gerichtet
gegen IFN-gamma, beschichtet. Dann wurden 50 µl Kulturüberstand
in die einzelnen Vertiefungen der Kulturplatten gegeben.
Anschließend wurde Peroxidase-markiertes anti-Mensch IFN-gamma
hinzugegeben: Nach erfolgter Waschung wurde die Menge an
gebundener Peroxidase bestimmt. Die Höhe der Peroxidase-
Aktivität wurde über eine Eichkurve mit der INF-gamma-Menge
korreliert. Die IFN-gamma-Menge wird angegeben in NIH-units/ml
Kulturüberstand.
In Abwesenheit von Polyphosphaten wurde in Lymphozyten eine
Inkorporationsrate von 1300 Zerfälle pro Minute × 1 000 000
Zellen gemessen.
Die ED₅₀-Werte in den Ansätzen mit Polyphosphaten wurden wie
folgt ermittelt:
Polyphosphate | |
ED₅₀ Wert (µg/ml) | |
Poly Pn=2 | |
< 150 | |
Poly Pn=3 | < 150 |
Poly Pn=13-15 | < 150 |
Bei Konzentrationen an Polyphosphaten unterhalb von 150 µg/ml
wurden keine Effekte auf die Inkorporationsraten gemessen.
Diese Untersuchungsreihe zeigt, daß Polyphosphate erst in sehr
hohen Dosen zytostatisch wirken.
Die Kulturen wurden wie folgt mit den Polyphosphaten für 72
Std. behandelt:
Aus diesen Befunden wird deutlich, daß Poly Pn=2 keinen Effekt
zeigt. Jedoch Poly Pn=3 und Poly Pn=13-15 induzieren in dem
sehr niederigen Konzentrationsbereich von 0,05 bis 3 µg/ml
signifikante Mengen an IFN-gamma.
Auch diese Untersuchungen wurden in dem oben beschriebenen
Lymphozyten-Ansatz während einer Inkubationsperiode von 72 Std.
durchgeführt.
Aus diesen Experimenten muß der Schluß gezogen werden, daß
Polyphosphate mit einer Kettenlänge von größer als 3
Phosphateinheiten den INF-gamma induzierenden Effekt von PHA
potenzieren.
In den nachfolgenden Formulierungsbeispielen kann als Wirkstoff
jeweils eine der erfindungsgemäß zur Anwendung kommenden
Verbindungen einzeln oder im Gemisch mit einer anderen
erfindungsgemäßen Verbindung eingesetzt werden.
Tablettenformulierung:
Wirkstoff 10 mg
Lactose 18 mg
Kartoffelstärke 38 mg
Gelatine 2 mg
Talkum 2 mg
Magnesiumstearat 0,1 mg
Wirkstoff 10 mg
Lactose 18 mg
Kartoffelstärke 38 mg
Gelatine 2 mg
Talkum 2 mg
Magnesiumstearat 0,1 mg
Tablettenformulierung:
Wirkstoff 10 mg
Kartoffelstärke 40 mg
Polyvinylpyrrolidon 5 mg
Die Tabletten werden mit einer gefärbten Zuckerschicht überzogen.
Wirkstoff 10 mg
Kartoffelstärke 40 mg
Polyvinylpyrrolidon 5 mg
Die Tabletten werden mit einer gefärbten Zuckerschicht überzogen.
Kapselformulierung:
Wirkstoff 10 mg
Maisstärke 90 mg
Lactose 50 mg
Talkum 2 mg
Diese Mischung wird in Gelatinekapseln gefüllt.
Wirkstoff 10 mg
Maisstärke 90 mg
Lactose 50 mg
Talkum 2 mg
Diese Mischung wird in Gelatinekapseln gefüllt.
Flüssige orale Formulierung:
Wirkstoff 2 g
Saccharose 250 g
Glucose 300 g
d-Sorbit 150 g
Agar-agar 0,15 g
Methylparaben 0,5 g
Propylparaben 0,05 g
Geschmacksstoff (Orangengeschmack) 10 g
Tartazin gelb
Gereinigtes Wasser auf 1000 ml
Wirkstoff 2 g
Saccharose 250 g
Glucose 300 g
d-Sorbit 150 g
Agar-agar 0,15 g
Methylparaben 0,5 g
Propylparaben 0,05 g
Geschmacksstoff (Orangengeschmack) 10 g
Tartazin gelb
Gereinigtes Wasser auf 1000 ml
Flüssige orale Formulierung:
Wirkstoff 2 g
Tragacanth 7 g
Glycerin 50 g
Saccharose 400 g
Methylparabren 0,5 g
Propylparabren 0,05 g
Geschmacksstoff (Geschmack von schwarzer Johannisbeere)
Roter Farbstoff Nr. 2C.E.184 0,02 g
Gereinigtes Wasser auf 1000 ml
Wirkstoff 2 g
Tragacanth 7 g
Glycerin 50 g
Saccharose 400 g
Methylparabren 0,5 g
Propylparabren 0,05 g
Geschmacksstoff (Geschmack von schwarzer Johannisbeere)
Roter Farbstoff Nr. 2C.E.184 0,02 g
Gereinigtes Wasser auf 1000 ml
Flüssige orale Formulierung:
Wirkstoff 2,4 g
Saccharose 400 g
Tinktur von Bitterorangenschalen 20 g
Tinktur von Süßorangenschalen 15 g
Gereinigtes Wasser auf 1000 ml.
Wirkstoff 2,4 g
Saccharose 400 g
Tinktur von Bitterorangenschalen 20 g
Tinktur von Süßorangenschalen 15 g
Gereinigtes Wasser auf 1000 ml.
Claims (3)
1. Verwendung von Polyphosphaten mit einer Kettenlänge von
größer als 3 Phosphateinheiten als Arzneimittel.
2. Arzneimittel, gekennzeichnet durch einen Gehalt an
Polyphosphaten mit einer Kettenlänge von größer als 3
Phosphateinheiten.
3. Verwendung von Polyphosphaten mit einer Kettenlänge von
größer als 3 Phosphateinheiten zur antiviralen und/oder
immuntherapeutischen Behandlung von AIDS (Acquired
Immunodeficiency Syndrom) bzw. ARC (AIDS-related Complex).
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934320597 DE4320597A1 (de) | 1993-06-22 | 1993-06-22 | Verwendung von Polyphosphaten zur antiviralen Therapie und als Immunmodulatoren |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934320597 DE4320597A1 (de) | 1993-06-22 | 1993-06-22 | Verwendung von Polyphosphaten zur antiviralen Therapie und als Immunmodulatoren |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4320597A1 true DE4320597A1 (de) | 1995-01-05 |
Family
ID=6490871
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19934320597 Withdrawn DE4320597A1 (de) | 1993-06-22 | 1993-06-22 | Verwendung von Polyphosphaten zur antiviralen Therapie und als Immunmodulatoren |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4320597A1 (de) |
Cited By (6)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US20170079914A1 (en) * | 2004-05-03 | 2017-03-23 | Merrimack Pharmaceuticals, Inc. | Liposomes Useful for Drug Delivery |
US9737528B2 (en) | 2004-05-03 | 2017-08-22 | Ipsen Biopharm Ltd. | Liposomes useful for drug delivery to the brain |
US10456360B2 (en) | 2015-10-16 | 2019-10-29 | Ipsen Biopharm Ltd. | Stabilizing camptothecin pharmaceutical compositions |
WO2021215616A1 (ko) * | 2020-04-24 | 2021-10-28 | 졸로마시모 | 폴리포스페이트를 포함하는 코로나바이러스 감염 또는 감염 질환의 치료용 조성물 |
WO2021215617A1 (ko) * | 2020-04-24 | 2021-10-28 | 연세대학교 산학협력단 | 폴리포스페이트를 포함하는 코로나바이러스 감염 또는 감염 질환의 예방 또는 소독용 조성물. |
WO2022100877A1 (en) * | 2020-11-10 | 2022-05-19 | Mueller Werner E G | Method for preventing infections by respiratory viruses including sars-cov-2 through strengthening airway mucus function |
-
1993
- 1993-06-22 DE DE19934320597 patent/DE4320597A1/de not_active Withdrawn
Cited By (13)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US10722508B2 (en) | 2004-05-03 | 2020-07-28 | Ipsen Biopharm Ltd. | Liposomes useful for drug delivery |
US9724303B2 (en) | 2004-05-03 | 2017-08-08 | Ipsen Biopharm Ltd. | Liposomes useful for drug delivery |
US9737528B2 (en) | 2004-05-03 | 2017-08-22 | Ipsen Biopharm Ltd. | Liposomes useful for drug delivery to the brain |
US10350201B2 (en) | 2004-05-03 | 2019-07-16 | Ipsen Biopharm Ltd. | Liposomes useful for drug delivery |
US10413510B2 (en) | 2004-05-03 | 2019-09-17 | Ipsen Biopharm Ltd. | Liposomes useful for drug delivery |
US20170079914A1 (en) * | 2004-05-03 | 2017-03-23 | Merrimack Pharmaceuticals, Inc. | Liposomes Useful for Drug Delivery |
US20230181567A1 (en) * | 2004-05-03 | 2023-06-15 | Ipsen Biopharm Ltd. | Liposomes Useful for Drug Delivery |
US10456360B2 (en) | 2015-10-16 | 2019-10-29 | Ipsen Biopharm Ltd. | Stabilizing camptothecin pharmaceutical compositions |
US10993914B2 (en) | 2015-10-16 | 2021-05-04 | Ipsen Biopharm Ltd. | Stabilizing camptothecin pharmaceutical compositions |
US12059497B2 (en) | 2015-10-16 | 2024-08-13 | Ipsen Biopharm Ltd. | Stabilizing camptothecin pharmaceutical compositions |
WO2021215616A1 (ko) * | 2020-04-24 | 2021-10-28 | 졸로마시모 | 폴리포스페이트를 포함하는 코로나바이러스 감염 또는 감염 질환의 치료용 조성물 |
WO2021215617A1 (ko) * | 2020-04-24 | 2021-10-28 | 연세대학교 산학협력단 | 폴리포스페이트를 포함하는 코로나바이러스 감염 또는 감염 질환의 예방 또는 소독용 조성물. |
WO2022100877A1 (en) * | 2020-11-10 | 2022-05-19 | Mueller Werner E G | Method for preventing infections by respiratory viruses including sars-cov-2 through strengthening airway mucus function |
Similar Documents
Publication | Publication Date | Title |
---|---|---|
AU606391B2 (en) | 3'-azido-2',3'-dideoxyuridine anti-retroviral composition | |
DE69635671T2 (de) | Verwendung von roxithromycin zur herstellung eines medikaments zur verbesserung der biologischen und antiviralen aktivität von protease-inhibitoren | |
DE3689220T2 (de) | Hemmung der In-vitro-Infektivität und des zytopathischen Effektes von HTLV-III/LAV durch 2'3'-Dideoxyinosin, 2'3'-Dideoxyguanosin oder 2'3'-Dideoxyadenosin. | |
DE69633398T2 (de) | Betulinsäure-derivate und ihre verwendungen | |
NL194728C (nl) | Farmaceutisch preparaat geschikt voor de profylaxe of therapie van een retrovirale infectie of een complicatie of gevolg daarvan. | |
DE69106493T2 (de) | Sulfonische Stilbenderivate zur Behandlung von Viruserkrankungen. | |
CA1286991C (en) | Medicament for the treatment of virus infections | |
WO1993016091A1 (de) | Neue liponucleotide, deren herstellung sowie deren verwendung als antivirale arzneimittel | |
WO1989007939A2 (en) | Coumarins to inhibit reverse transcriptase in humans | |
US5681831A (en) | Method of treating viral and retroviral infections including HIV by administration of N6 -(Δ)2 -isopentenyl) adenosine or an analogue thereof | |
DE69327153T2 (de) | Anti-hiv-medikament | |
HU201672B (en) | Process for producing pharmaceutical compositions comprising podophyllotoxin | |
DE3781488T2 (de) | Pharmazeutische zusammensetzung, enthaltend 2',3'-dideoxycytidin-2'-en(2',3'-dideoxy-2',3'-didehydrocytidin) zur behandlung von mit retrovirus infizierten patienten. | |
DE69032613T2 (de) | Zusammensetzung und verfahren zur behandlung viraler infektionen | |
US5254539A (en) | Method of treating HIV with 2',3'-dideoxyinosine | |
DE3780814T2 (de) | Verwendung von nukleosiden zur herstellung eines medikamentes zur behandlung von krankheiten, die durch einen retrovirus oder den hepatitis-b-virus verursacht werden. | |
DE3689221T2 (de) | Hemmung der In-vitro-Infektivität und des zytopathischen Effektes von HTLV-III/LAV durch 2'3'-Dideoxycytidin. | |
DE4320597A1 (de) | Verwendung von Polyphosphaten zur antiviralen Therapie und als Immunmodulatoren | |
WO1992002530A1 (en) | Hexa-n-(o-hydroxybenzyl) neomycin b for inhibiting human retroviruses and for the treatment of aids | |
DE3881864T2 (de) | Antivirale zusammensetzungen mit aromatischen polycyclischen dionen sowie methode zur behandlung retroviraler infektionen. | |
DE68914990T2 (de) | Verfahren zur inhibierung der wirkung des menschlichen immunschwäche-virus (hiv) in vivo. | |
DE4014672A1 (de) | Verwendung von adamantan-derivaten zur zytoprotektion von nicht-infizierten und virus-infizierten lymphozyten als auch anderen zelltypen | |
DE3724951A1 (de) | Arzneimittel, enthaltend modifizierte desoxyribonukleinsaeure und dessen verwendung | |
US5026732A (en) | Use of avarone for the control of AIDS and ARC | |
EP0429868A2 (de) | Verwendung eines Benzodiazepin- und eines Phenylpyrrylketon-Derivats bei retroviralen Infektionen |
Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
8130 | Withdrawal |