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Verfahren zur Herstellung von Anstrich-, Anstrichzusatz- und Imprägnierungsmitteln.
Bei der Herstellung und Anwendung dauerhafter Anstrich-, Anstrichzusatz- und Imprägnierungsmittel,
plastischer, elastischer, kittartiger Massen und Aufstriche bildet die Erzielung
und Erhaltung einer gewissen Elastizität, Plastizität bzw. Streichfähigkeit einerseits
und die gleichzeitig angestrebte Erreichung zweckmäßiger Trocknungs- und Härtegrade
ein Problem, das sich bisher in vielen Fällen nicht befriedigend lösen ließ. Es
gilt dies vor allem für Massen, welche trocknende Öle und Harze oder deren Ersatzmittel
enthalten. Daher sind z. B Pigmentanstriche, welche trocknende Öle als hauptsächlichstes
Bindemittel enthalten, nicht auf die Dauer witterungsbeständig, insbesondere, falls
von gleichzeitiger Verwendung gesundheitsschädlicher Bleifarben Abstand genommen
wird. Ebenso kommen für die Herstellung . von wetterbeständigen Lackfarbenanstrichen
nur wenige Harzsorten in Betracht.
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Sucht man z. B. durch -Zusatz langsam, trocknender Öle,, kleiner Mengen
nicht trocknender Öle oder von Weichharzen Elastizität oder Plastizität solcher
Massen zu erhalten oder zu verbessern, so wird hierdurch (abgesehen von der meist
schwer zu erratenden richtigen Dosierung) das Anwendungsgebiet sehr eingeschränkt,-
Trocknung oder Erhärtung meist unerwünscht verzögert oder überhaupt nicht vollkommen
erreicht und in vielen Fällen die Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einflüsse herabgesetzt.
Umgekehrt läßt sich die Trocknung und Erhärtung bei Gegenwart trocknender Öle zwar
häufig durch Zusatz von Sikkativen beschleunigen, jedoch nimmt dann die Sprödigkeit
oder Volumv eränderung bald so zu, daß die Lebensdauer herabgesetzt wird. Die Wirkung
solcher Sikkative, welche meist Verbindungen einiger Schwermetalle mit Leinölsäuren
oder Harzsäuren, also von Natur trocknender Stoffe, darstellen, beruht bekanntlich
auf der spezifischen, sauerstoffübertragenden Wirkung gewisser Schwermetalloxyde,
während die Art des organischen Säurerestes von nebensächlicher Bedeutung ist.
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Das vorliegende neue Verfahren bezweckt, in eingangs benannten Massen
durch ein und dieselben Zusätze besonderer Natur und Anwendungsweise geeignete physikalische
und chemische Wirkungen hervorzubringen und miteinander zu verknüpfen. Die chemischen
Effekte kennzeichnen sich hauptsächlich durch Herbeiführung zeitlich abgestufter
Trocknungs-und Erhärtungszustände sowie erhöhter Wetterbeständigkeit, während die
physikalischen Wirkungen vornehmlich in der Erhöhung der Bindekraft, Streichfähigkeit,
Elastizität, Plastizität, Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Einflüsse sowie
in speziellen maltechnischen Effekten, wie Verhinderung des Nachdunkelns selbst
bei Verwendung bleihaltiger Farben usw., bestehen können.
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Zum Zustandekommen dieser kombinierten Wirkungen ist es notwendig,
daß öl- oder harzhaltige Bindemittel in Form von Suspensionen, Emulsionen oder Lösungen
zusammenwirken mit gewissen festen Bestandteilen und wasserun- oder schwerlöslichen
Verbindungen, welche Ölsäure oder dieser chemisch
und physikalisch
verwandte Säuren oder Säuregemische enthalten. Als letztere sind z. B. anzusprechen
Rizinusölsäuren oder Tran-bzw. Fischölsäuren bzw. Gemische solcher, welche aus nicht
oder schwer trocknenden pflanzlichen oder tierischen Ölen direkt oder auch nach
Durchführung polymerisierend wirkender Operationen erhalten werden können, ferner
auch Substitutionsprodukte aus den vorgenannten Verbindungen. Diese Stoffe können
entweder von vornherein zugesetzt oder in irgendeinem Stadium in der Masse erzeugt
werden.
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Als besonders bequem anzuwendende und günstig wirkende Zusätze dieser
Art haben sich die Aluminiumverbindungen der Ölsäure bewährt. Jedoch kann auch Ölsäure
usw. in freier Form zugesetzt werden. Es hat sich nun gezeigt, daß Zusätze dieser
Art von etwa q. bis 15 Prozent des angewandten Gesamtbindematerials meist ausreichend
sind.
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Weiterhin ist es aber notwendig, daß die festen Bestandteile der Massen
selbst mit vorgängigen Zusätzen reagierende, basisch wirkende, wasserun- oder schwerlösliche
Verbindungen enthalten oder hieraus bestehen, wie Zinkweiß, Litopon oder Bleiweiß.
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Um die gewünschten, im Verhältnis zu den zugesetzten Mengen vervielfachten
Wirkungen zu erlangen, ist es ferner erforderlich, daß die erstgenannten Zusätze
in den Massen in einer gewissen Verdünnung vorhanden sind. Während nämlich beispielsweise
aus einem bloßen Zusammenwirken von reinem Firnis mit Litopon und ölsaurer Tonerde
kleben bleibende oder äußerst langsam trocknende Massen entstehen, wird bei Gegenwart
von Verdünnungsmitteln (wie Terpentin oder Ersatzstoffen desselben) ein rascher
trocknender und mit der Zeit steinhart werdender, aber trotzdem genügend elastisch
und widerstandsfähig bleibender Anstrich erzielt. Das gleiche gilt auch z. B. für
I Kitte ähnlicher Herstellungsweise.
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Nun sind wetterfeste und säurebeständige Anstrichfarben bekannt, bestehend
aus einer Mischung von venetianischem und dickem Terpentin, das in Benzin o. dgl.
und Ölsäure gelöst ist, welcher Mischung Kieselgur, Kaolin oder ähnliche gegen Säuren
widerstandsfähige Stoffe, Kreide, Erdfarbe oder metallische Farbe (z. B. Zinkweiß)
zugesetzt ist. Hierbei soll die genannte Mischung, welche nicht trocknet, durch
das Kieselgur, Kaolin o. dgl. physikalisch verdickt, aufgesaugt werden, um die Trocknung
herbeizuführen. Derartige Maßnahmen und Zusätze werden durch das vorliegende Verfahren
beseitigt. Das im eben behandeltenVerfahren beispielsweise angegebene Zinkweiß hat
die Rolle eines neutralen Färbemittels bzw. Deckmittels. Handelt es sich um einen
Anstrich auswendiger Gebäudeteile, so setzt man noch Magnesia oder Magnesiakalk
zu, der mit der Ölsäure "Magnesiakalkseife" bilden soll. Versuche haben ergeben,
daß die letzteren für Bindemittel, welche nicht trocknende Öle oder lackartige Stoffe
enthalten, die Masse kurz und mürbe machen und sich gegen Feuchtigkeit nicht immer
bewähren. Die Verwendungsmöglichkeit der eben behandelten wetterfesten und säurebeständigen
Anstrichfarben ist übrigens eine beschränkte.
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Ferner kennt man ein Verfahren zur Herstellung einer für die Erzeugung
matter Drucke auf Blech geeigneten Grundierungsmasse, wobei einer mit einem leicht
trocknenden Firnis angeriebenen Erd- oder Metallfarbe Glyzerin-oder Stearinöl zugesetzt
wird. Hierbei ist der Zweck des Produktes auf das engste begrenzt. Durch den Zusatz
des Stearin-oder Glyzerinöles sind keinerlei chemische Umsetzungen beabsichtigt.
Es handelt sich hier vielmehr darum, damit der Oberfläche des Anstrichs körnige,
rauhe Beschaffenheit und dadurch den gewünschten matten Ton zu geben. Werden Metallfarben
verwendet, so dienen dieselben, ebenso wie die Erdfarben, ausschließlich färbenden
oder deckenden Zwecken. Da dieses Verfahren ferner mit entsprechenden Lösungs- oderV
erdünnungsmitteln nicht arbeitet, so können Reaktionen im Sinn des Verfahrens der
vorliegenden Erfindung hier nicht eintreten.
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Bei gleichzeitiger Anwesenheit von Harzen, wie sie für die Herstellung
von Terpentinlacken benutzt werden, können mit den letzteren auf die beschriebene
Weise höchst wetterbeständige edle Produkte erhalten werden, welche sich stets gleichzeitig
durch außerordentliche Binde- und Deckkraft und bedeutend bessere Streichfähigkeit
wie die gleichen ohne die Merkmale des neuen Verfahrens hergestellten Anstriche
auszeichnen.
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Ganz besonders gilt dies bezüglich der Streichfähigkeit und Pigmentaufnahmefähigkeit
auch für nur unter Benutzung von fetten Lacken oder Ersatzprodukten derselben hergestellte
Massen, woraus sehr deutlich ein spezieller Fortschritt in der besseren technischen
und wirtschaftlichen Ausnutzung trocknender Öle und Harze ersichtlich wird. Auch
bei Gegenwart von Ersatzstoffen für Firnisse oder Harze, ja selbst z. B. bei Gegenwart
von Bindemittelgemischen, welche gleichzeitig Öl und Lack oder verschiedenartige
Harze in an sich ungünstigem Verhältnis enthalten, die für sich nicht oder nur schwer
trocknen, können nach diesem Verfahren gute Trocken- und Härtungsresultate erzielt
werden. Auch ergibt sich eine Erhöhung der Haltbarkeitsdauer. Dagegen erscheint
die ausschließliche oder vorwiegende Mitverwendung von sehr weichem,
bleibend
klebendem Harz, wie Terpentinharz, hierbei unzweckmäßig.
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Auf die beschriebene Weise kann nunmehr auch ermöglicht werden, daß
in der Masse gebildete sikkativartige Stoffe von an sich langsamer und geringer
sikkativartiger Wirkung eine sehr gleichmäßig trocknende oder härtende Wirkung ausüben,
während z. B. Zinkverbindungen als Sikkativzusätze sonst praktisch von geringem
Wert sind und brauchbare Sikkative bisher als trocknende Zusätze in Mengen von über
q. Prozent eher schädliche als nützliche Eigenschaften entwickelten.
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auch die Gegenwart kleiner Mengen von Feuchtigkeit kann auf Grund
der vorstehenden Überlegungen in manchen Fällen reaktionsbefördernd ausgenutzt werden.
Das Wasser kann man entweder zusetzen, oder es kann auch seine natürliche Gegenwart
bei der Herstellung, Anwendung oder auch später in Betracht kommen.
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Es ist daher nicht verwunderlich, daß durch dieses Verfahren eine
ganze Reihe von Verbesserungen und auch neuartigen Verwendungen, insbesondere bei
Anstrichen, erzielt werden kann, von denen einige der wichtigsten benannt seien
Hochwetterbeständige und sehr volumbeständige Monumentalanstriche, Kitze- und kältebeständige
Anstriche, wetterbeständige bleifreie Anstriche, mit Terpentin oder ähnlichen Lösungsmitteln
leicht wieder entfernbare waschbare Dekorationsanstriche, wetterbeständige und elastisch
bleibende, schnell trocknende Anstriche und Massen, dauerhafte Renovations- und
Konservierungsanstriche und Imprägnierungen, besonders auch für Gips oder Stuckuntergrund,
bleifreie Rostschutzanstriche, plastisch oder elastisch bleibende Stein- oder Glaskitte
usw.