DE351785C - Verfahren zum Regenerieren von Altkautschuk aller Art - Google Patents
Verfahren zum Regenerieren von Altkautschuk aller ArtInfo
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Description
Γ ΒΓΒΠΟΤΗΕΕΚΤ
No.
^JNOUiJTRItELEN ElSENO(W J
AUSGEGEBEN
AM 13. APRIL 1922
AM 13. APRIL 1922
KLASSE 39b GRUPPE 2
Es sind viele Verfahren bekannt, die sich mir der Regeneration von Altkautschuk oder
vulkanisiertem Kautschuk befassen. Nach den meisten Vorschriften werden Weichkautschukabfälle
von kompakter, krümliger oder pulvriger Beschaffenheit bei hoher Temperatur und unter Druck bearbeitet. Kein Ver-.
fahren ist aber bis heute bekannt, das eine Entvulkanisierung schon unter ioo° oder sogar
bei Zimmertemperatur gestattet und das auch aus Hartkautschukabfällen ein brauchbares
Regenerat liefert.
Nach dem vorliegenden Verfahren gelingt es, aus Altkautschuk durch Bearbeiten in fein
•5 verteiltem, dispersem Zustand bei niedriger Temperatur (zwischen 15 und 110°) ohne
Anwendung von Druck ein gutes Regenerat zu erzeugen.
Dies hat den großen Vorteil, daß man den ao Zersetzungsprozeß vermeidet, der beim Entvulkanisieren
unter hohem Druck und bei hoKer Temperatur stets auftritt.
Das vorliegende Verfahren führt nur dann
zu diesem Ergebnis, wenn der angewendete
-; a5 Kautschuk nicht erschöpfend vulkanisiert
oder bei höherer Temperatur und während längerer Zeit einer Nachbehandlung, einer
.;. sogenannten Nachvulkanisation unterworfen
; war. Das in letzterem Falle erhaltene Re-. 30 generat ist als ein Polymeres des Naturkautv
schuks anzusehen; es ist in den gewöhnlichen
! . Kautschuklösungsmitteln nicht löslich und
verhält sich in kolloidchemischer Hinsicht anders als dieser.
Die neue Grundlage dieses Verfahrens besteht darin, daß Hart- oder Weichkautschukmehl
(-flocken) bei Ab- oder besser bei Anwesenheit kleiner Mengen von Seifen (Fett-,
Harz-, Naphthen- u.dgl. Seifen) oder Kolloiden (wie Leimstoffe, Stärke, Dextrin, Albumin,
Kasein, Harzemulsionen, Kautschukmilch, Disulfonaphthensäuren oder deren Alkaliverbindungen) am besten in Gegenwart
genügender Mengen Schwefelammonium; Ammoniak oder organischer Amine (Methylamin,
Äthylamin usw.) oder reiner Alkalien, Soda, Pottasche usw. als dispersionsbefördernde
Mittel oder unter Zusatz kleiner Mengen eines Qjellungsmittels
für Hart- oder Weichkautschuk, wie Benzol, Xylol, Pseudocumol, Dichlorhydrin,
Anilin, Toluidin, Xylidin, Phenol, Kresol usw., Teer-, Harz- oder Pflanzenöle usw., in
sogenannten Schlag-, Naben-, Kreuz-, Stift-, Dismembratormühlen mit Wasser geschlagen
wird, bis ein himogenes, fast strukturloses, kautschukmilchähnliches Produkt erhalten
wird.
Es war nicht bekannt und nicht vorauszusehen, daß es möglich sein würde, Altkautschuk,
besonders aber bei Anwesenheit von iVaturkolloiden oder quellenden Mitteln zwecks
Beschleunigung der Dispersion durch genügend langes Schlagen in Schlagmühlen nicht nur mit kautschuklösenden organischen
Dispersionsmitteln, sondern sogar mit Wasser so weitgehend zu dispergieren (bis zur
Hydro- oder Organosolform), daß ein kautschukmilchähnliches Produkt resultiert, · in
welchem sich neben Hart- oder Weichkautschuk auch freier Schwefel in kolloidaler
Form befindet. Durch Behandlung mit verschiedenen Mitteln kann nun der äußerst fein
verteilte Kautschuk entschwefelt werden.
CCPV
Durch Erhitzen auf etwa ioo° wird der Dispersionsprozeß
erheblich abgekürzt, die Mischung muß aber nachher so lange weiter geschlagen
werden, bis sie fast kalt geworden ist, da der Dispersitätsgrad durch Wärme beeinträchtigt
wird. Durch die folgenden Beispiele wird das Verfahren näher erläutert:
Beispiel i.
ίο In ioo Teilen Wasser werden io Teile
-Schwefelammonium, ι Teil Ätzalkali und 2 Teile Kaliseife aufgelöst. Hierzu werden
bei einer Temperatur von ioo bis iio°C
etwa io Teile vulkanisierter Weichkautschuk (Autoschläuche usw.) in krümliger oder gekörnter
Beschaffenheit gegeben und die Mischung in Schlag-, Naben-, Kreuz-, Stift-, Dismembratormühlen geschlagen. Das geschlagene
Gemisch wird durch eine Schlamm-■ ao pumpe in ein Reservoir gepumpt und von da
aus kontinuierlich in die Schlagmühle wieder zurückgeführt. Das Reservoir und damit auch
die Flüssigkeit kann mit Dampf auf 100 bis ι io° C erhitzt werden, doch ist das nicht un-
»5 umgänglich nötig. Schon nach. x/2stündigem
Schlagen wird die Kautschukmasse homogen. Nach einer Stunde bekommt sie ein emulsionartiges
Aussehen, der freie Schwefel ist bereits aus dem Kautschuk ausgelaugt und befindet
sich teils in kolloidaler Form in der Flüssigkeit, teils ist er vom Schwefelammonium
aufgenommen.
Die weitere Bearbeitung hängt vom Endzweck ab:
Entweder kühlt man die Mischung durcB Zusatz von kaltem Wasser unter fortwährendem
Schlagen und entfernt dann durch FiI-' trieren unter Druck den größten Teil der
Flüssigkeit und damit auch den freien Schwe- , fei, welcher in dieser teils kolloidal, teils im
Schwefelammonium gelöst vorhanden ist, oder man extrahiert den Schwefel aus der Emulsion mit schwefellösenden, organischen
Kohlenwasserstoffen. Die Kautschukmasse -kann man ein zweites Mal mit denselben Dispersionsmitteln
einige Stunden aber unter erhöhtem Zusatz von Alkali bearbeiten, wodurch dann auch der chemisch gebundene
Schwefel teilweise entfernt wird. .Durch eine Erhöhung des Alkalizusatzes
bis auf etwa 10 Teile kann schon durch einmaliges Schlagen ein fast von dem gesamten
Schwefel (freien und gebundenen) befreites Regenerat erhalten werden. Statt Alkali und
Ammonsulfid kann auch direkt eine Alkalisulfidlösung verwandt werden.
Bei Zusatz von 10 Teilen Benzol oder Xylol usw. und S bis 10 Teilen Ätzalkali kann
die Auslaugung des Schwefels z. B. auch ohne Schwefelammonium ausgeführt werden.
Ferner wurde festgestellt, daß der vulkanisierte Weichkautschuk auch schon durch
Schlagen mit gewöhnlichem Wasser ohne ! Alkalizusatz bei Anwesenheit eines der oben
: genannten dispersionsbeschleunigenden Mittel, Avozu in diesem Falle auch Kolloidstoffe,
wie Kolophonium, Leim, Gelatine, Kasein, Eiweiß usw., geeignet sind, und unter Zusatz
von 5 bis 10 Prozent eines der genannten Kohlenwasserstoffe einen genügend hohen
■ Dispersitätsgrad erreicht. Durch Zusatz von Alkali aller Art wird der Prozeß aber stets
beschleunigt.
In 100 Teilen Wasser werden 1 bis 3 Teile
; Leim und 3 bis 5 Teile Phenol oder Kresol aufgelöst und mit S bis 8 Teilen Weichkaut-.
schule, in Form von Flocken oder Pulver, bei j etwa 100 bis 1100C wie in Beispiel 1 geschlagen.
In 3 bis 4 Stunden liegt eine feine Emulsion des Kautschuks vor, der freie Schwe-
! fei ist ausgelaugt und kolloidal im Wasser gelöst. Nach dem Entfernen desselben wie in
Beispiel 1 und nach Behandlung mit organisehen Säuren und dem Neutralisieren mit Ammoniak
erhält man ein Regenerat, welches nach dem Austrocknen in den meisten Fällen direkt als Zusatz zu neuen Kautschukmischun- '
gen angewendet werden kann.
Genaue Analysen haben ergeben, daß ein durch einmalige 3 bis 4Stündige Behandlung
nach dieser Art erhaltenes Regenerat keinen freien' Schwefel mehr, sondern nur noch
6,2 Prozent gebundenen Schwefel enthielten. Nach einer weiteren ostündigen Behandlung
war der Gehalt an gebundenem Schwefel auf 3,4 Prozent gesunken; "eine Analyse der verwendeten
Weichkautschukabfälle hatte einen Gehalt von 8,6 Prozent Gesamtschwefel und
von 2,8 Prozent azetonlöslichen Schwefel ergeben.
Bei der Regeneration von Altkautschuk, der mit Zeug oder Faserstoffen gemischt ist
(Automäntel, -reifen usw.) muß man diese Stoffe zunächst dadurch entfernen, daß man
die zerkleinerten Abfälle bei ioo bis iio° mit
3Oprozentiger Alkalilauge oder soprozentiger
Chlorzinklösung so lange in Schlagmühlen behandelt, bis die Zeugteile aufgelöst sind. Die
erhaltene Flüssigkeit wird dann zentrifugiert oder filtriert, und so die Kautschukmasse von
der Lösung getrennt. Der vorgereinigte Kautschuk kann nach Auswaschen (nur er- ·
forderlich Bei Verwendung von Chlorzinklösung) wie oben weiter bearbeitet werden.
Als Dispersionsmittel kann statt Wasser auch ein organischer Kohlenwasserstoff (Benzol,
dessen Homologe, Benzin, Petroleum, öle, Chlorkohlenwasserstoffe verschiedener
Art usw.) verwendet werden und als dispersionsbeförderndes Kolloid ein Harz (ζ. Β.
COPY
Kolophonium) ein Resinat, Oleat, Naphthendisulfonsäuren,
Fettsäuren, Fette u.dgl.; der betreffende Zusatz muß im angewendeten
Dispersionsmittel löslich sein. Diese Aus-S führungsart hat den \*orteil. daß die Regeneration
schon bei Zimmertemperatur oder bei nur wenig erhöhter Temperatur vor sich geht.
B e i s ρ i e 1 3.
In 100 Teilen Wasser werden 10 Teile
Dichlorhydrin, teils aufgelöst, teils emulgiert (Wasser löst nur etwa 9 Prozent Dichlorhydrin).
Zu dem Gemisch werden noch 1 bis 2 Teile Seife aus Harz-, Fett- oder Naphthendisulfonsäuren
hinzugefügt. Dann werden bei etwa 1000C 10 bis 20 Teile Hartkautschukmehl
zugefügt und 'das Gemisch 2 bis 5 Stunden geschlagen.
In dieser Zeit ist der Hartkautschuk in eine äußerst feine Dispersion übergegangen
und teilweise entschwefelt. Es tritt dabei ein' Geruch nach Schwefelwasserstoff
auf. Die weitere Bearbeitung geschieht wie in Beispiel 1.
Man kann die Regenerierung aber auch insofern
verändert ausführen, wenn man das Hartkautschukmehl in einem Quellmittel quellen läßt oder mit diesem zusammen auf
Walzen vorbearbeitet, bis sich eine homogene Masse gebildet hat und erst dann diese nacht
einem der vorstehenden Beispiele weiterbearbeitet.
Die Dispersionsflüssigkeiten können nach Entfernung des Schwefels und der Schwefelverbindungen
von neuem verwendet werden. Dichlorhydrin usw. kann durch Destillation zurückgewonnen werden.
Nach der vollendeten Regenerierung und dem Auswaschen, wie im Beispiel 1, erhält man
eine schwer oder unlösliche, aber in einigen
_ Kohlenwasserstoffen quellbare kautschukartige Masse. Die Erscheinung der Unlöslichkeit ist
nur dadurch zu erklären, daß bei der Hartvulkanisation gleichzeitig eine Polymerisation
der Kautschukmoleküle vor sich geht, und daß Schwefel dabei teilweise die Rolle des Katalysators
für die Polymerisation spielt, teilweise sich aber auch selbst an Kautschukmoleküle
anlagert und in solcher Form vom hochpolymerisierten Kautschuk aufgelöst wird.
Eine ähnliche Polymerisationserscheinung tritt auf, wenn Natur- oder Kunstkautschuke
lange der Einwirkung von Licht ausgesetzt werden, ferner bei gewissen synthetischen
Kautschukarten. Da aber hier Schwefel nicht zugegen ist, also auch keine Rolle spielen
kann, so kann höchstens eine Auflösung von hochpolymeren Teilen in nicht polymerisierten
oder umgekehrt stattgefunden haben.
Für die Regenerierung von Altkautschuk !
.■,sw. nach den vorliegenden Verfahren ergeben
sich demnach die folgenden neuen Gedchtspunkte:
Ks werden nur kleine Mengen der teuren ^egenerierungsmittel benötigt, weil diese
lurch die geeignete Behandlungsweise mit 1cm äußerst fein verteiltem Kautschuk in innigste
Berührung kommen. Die angewendete Chemikalien wirken daher schnell und ener=-
gisch auf den zu regenerierenden Kautschuk ein, Nach älteren Verfahren dagegen kommen
die Chemikalien meist nur mit der Oberfläche in Berührung und dringen nicht tief genug
in die Kautschukmasse ein, höchstens bei Anwendung von hohem Druck und hoher Temperatur.
Bis sie aber auf die inneren Teile einwirken können, sind bereits die äußeren Schichten durch die Einwirkung der Agenzien,
des Druckes und der Temperatur zum Teil zersetzt.
Da die Entvulkanisierung bei niedriger Temperatur erfolgt, ist eine katalytische Rückwirkung
des Schwefels oder etwa gebildeter S chwef el verbindungen ausgeschlossen, während
die Möglichkeit bisher stets vorlag, daß der Schwefel pp. unter hohem Druck und
hoher Temperatur auf das' Regenerat einwirkte.
Ferner ist es ganz unmöglich, daß sich die Kautschukabfälle, die zu Anfang als Mehl
oder Krümel vorlagen,, während der RegeneJ
ration durch das Erhitzen wieder in eine klebrige, kompakte Masse verwandeln, wie
das bei den älteren Verfahren häufig der Fall war.
Nur durch gleichzeitige Anwendung von einer Substanz kolloidaler Natur als dispersionsbeschleunigendes
Mittel und einer verseifenden und/oder quellenden bzw. lösenden Substanz im Dispersionsmittel ist die Möglichkeit
gegeben, bei niedriger Temperatur auf einfache Weise gute Regenerate zu erhalten.
Aus vorgenannten Gründen -können alle bisher bekannten Regenerationsverfahren mit
dem vorliegenden bezüglich der Ausführungsart nicht verglichen werden. Auch bietet dieses
Verfahren hinsichtlich der Billigkeit wie in bezug auf die Qualität des erzeugten Regenerates
gegenüber den früher bekannten große Vorzüge.
Änderungen der angegebenen Mengenverhältnisse und der Reaktionsdauer fallen in den
Rahmen der Erfindung.
Claims (1)
- -Ansprüche :i. \'erfahren zum Regenerieren von Altkautschuk aller Art, dadurch gekennzeichnet, daß Hart- oder Weichkautschukabfälle durch Bearbeitung in sogenannten Schlag-, Naben-, Kreuz-, Stift-, Dismembrator-ο. dgl. !Mühlen mit einer hinreichenden Menge eines geeigneten Dispersionsmittels (z. B. Wasser) bei Ab- oder Anwesenheit von geringen Mengen die Dispersion oder die Regeneration befördernder Mittel in einen dispersen Zustand überführt und darauf bei einer ι ioJ nicht übersteigenden Temperatur weiterbearbeitet werden, bis eine sehr hohe Dispersität und die damit verbundene weitgehende Entschwefelung eingetreten ist, worauf das erhaltene Regenerat von der Flüssigkeit getrennt wird. _'. Besondere Ausführungsform des Verfahrens nach Anspruch i, dadurch gekennzeichnet, daß Altgummi mit Gewebe- oder Papiereinlagen zuerst in ßoprozentiger Atzalkali- oder 5oprozentiger Zinkchloridlösung so lange in Schlagmühlen behandelt wirrl, bis diese Stoffe gelöst sind, worauf die Kautschukmasse von der Lösung getrennt und nach dem Verfahren des Anspruchs 1 weiterbearbeitet wird.3. Besondere Ausführungsform des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Altgummi zuerst mit einer kleinen Menge eines Ouellungs- oder Lösungsmittels gemischt und auf Walzen am besten unter Erwärmen auf 100 bis 1100C bis zur völligen Homogenisierung bearbeitet und erst dann in Schlagmühlen nach dem Verfahren des Anspruchs 1 weiterbehandelt wird.CLHLIN. GEDIlUCKJ" IN UfIt-
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