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Visiervorrichtung zum jeweils augenblicklichen Bestimmen der Lage
eines beweglichen Gegenstandes. Die neue Visiervorrichtung dient zur genauen augenblicklichen
Entfernungs-, Höhen-und geographischen Logenbestimmung namentlich sehr schnell bewegter
Gegenstände, insbesondere von Flugzeugen, die- von einem festen Standort oder auch
von sehr schnell bewegten Fahrzeugen aus, wie Automobile oder Schiffe in voller
Fahrt, beobachtet werden sollen, so daß ihre sofortige Beschießung mit großer Treffsicherheit
erfolgen kann, wofür die bisherigen Einrichtungen nicht genügen. Auch kann man nach
der Erfindung außerdem die Bahn des betreffenden Gegenstandes genau feststellen
und gegebenenfalls gleichzeitig aufzeichnen. Die neue Vorrichtung ist eine Weiterbildung
der bekannten Dreiecksrichtgeräte in eigenartiger Weise.
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Auf der Zeichnung ist beispielsweise in Abb. z schematisch eine ortsfeste
Anlage für Flugzeugbeobachtung und in Abb. a ein dazu bestimmtes Dreiecksrichtgerät
schematisch dargestellt. Dieses Richtgerät oder mechanische Dreieck bedingt eine
durch zwei voneinander entfernte Beobachtungsstellen, den Meßstand A und
den Beobachtungsstand B,
festgelegte Standlinie, die zusammen. mit dem Ziel
C ein Dreieck A-B-C bildet. Es erzeugt mechanisch jeweils ein diesem ähnliches Dreieck
A'-B'-C in verkleinertem Maßstabe, in welchem die Entfernung Meßstand-Ziel A-C und
Beobachtungsstand-Ziel B-C ohne weiteres abgelesen werden können.
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Gemäß der Erfindung wird eine Landkarte li in demselben Maßstabe..wie
das mechanische Dreieck ausgeführt und auf dem Meßstand A genau im Raum orientiert
derart aufgestellt, daß die Standlinie A'-B' der Karte genau in die Richtung Meßstand
A-Beobachtungsstand B fällt. Auf der Karte wird das Dreiecksrichtgerät derart aufgestellt,
daß seine Standlinie A'-B' möglichst genau mit der Standlinie A-B' auf der Karte
zusammenfällt, also auch der Anfangspunkt A' mit dem wirklichen Punkte A im Raum,
und das Dreieck um diese Linie als Achse schwenkbar ist. Die Dreiecksseite, die
der Entfernung Meßstand-Ziel entspricht, ist mit einem Visierfernrohr o. dgl. verbunden,
das vom Beobachter in A dauernd auf das bewegliche Ziel C gerichtet wird und das
mechanische Breieck somit dauernd in der Ebene erhält, die durch das Ziel und die
Standlinie hindurchgeht. Um nun noch äm mechanischen Dreieck #lie Strecke B'-C'
entsprechend der Entfernung Beobachter B-Ziel C in Größe und Richtung genau einzustellen,
ist es nur nötig, z. 13. in bekannter Weise elektrisch, dauernd den Winkel (Winkel
A-B-C) von B nach I' auf dem Meßstand zu übertragen und dort einzustellen. Wie dieser
Winkel im Raume liegt, ist dabei ganz gleichgültig, da er tets in der Dreiecksebene
A'-B'-C oder A-B-C infolge der besonderen Anordnung; des Richtgerätes im Raume und
auf der Karte K liegen muß und diese Ebene bereits durch Anvisieren de< Zieles
C von a aus festgelegt ist. Das mechanische Dreieck ist also dann maßstäblich und
im Raum orientiert dem Dreieck .1-13-C, Ueßstand-Beobachtungsstand-Ziel, iihnlich
und gleichgerichtet gelagert, #:o daß us die Entfernungen a - C,' und 11- C durch
die Seiten A'-(" und B'-C' angibt.
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Sind an den beiden Stellen A und B Geschütze aufgestellt, so sind
die dafür in Frage
kommenden Zielentfernungen für die Beschießung
bestimmt. Man kann in der bisherigen Weise diese Entfernungen ablesen und telephonisch
oder mittels einer Zeichenübertragung nach den Geschützen übermitteln oder Vorrichtungen
an dem Dreieck vorsehen, die elektrisch diese Anzeige selbsttätig dauernd nach den
Geschützen geben. Zweckmäßig ist es jedoch, außerdem am Dreieck Einrichtungen vorzusehen,
die selbsttätig dauernd die genauen Entfernungen auf die Höhenrichteinrichtungen
der Geschütze übertragen und somit selbsttätig die Geschütze derlijeweiligen Entfernung
entsprechend einstellen. Dazu ist nur nötig, daß die Geschütze mit unabhängiger
Visierlinie derart ausgerüstet sind, daß die Höhenrichtmaschinen diese Entfernungseinstellung
in jedem Augenblick etwa vermöge eines entsprechend einzubauenden Differentialgetriebes
zulassen, während die Ziellinie dauernd von den Richtwarten auf das Ziel richtig
gehalten wird. In diesem Falle hat sich also die Bedienungsmannschaft der Geschütze
überhaupt nicht um die Entfernungseinstellung zu kümmern.
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Die Höhenrichteinrichtung wird zweckmäßig mit einer selbsttätigen
Regelvorrichtung zum Berücksichtigen der Neigung der Ziellinie gegen die Wagerechte
in bekannter Weise ausgerüstet, indem z. B. eine Kurvenscheibe bei gleicher Entfernung
eine andere Erhöhung bei kleinem Zielwinkel erteilt als bei großem Zielwinkel.
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Durch entsprechend angeordnete und geschaltete Kontakte und elektrisch
zu bedienende Anzeigevorrichtungen wird erreicht, daß die Entfernungsangabe nur
dann als richtig und selbsttätig eingestellt dem Abfeuern der Geschütze zugrunde
gelegt wird und der Entfernungs- und Lagenbestimmung, wenn beide Beobachter, in
_A und in B, gleichzeitig das Ziel mit ihren Visiervorrichtungen gefaßt haben, da
sonst das Dreieck nicht richtig anzeigen und die Entfernungen einstellen könnte.
Die Geschützbedienungsmannschaft braucht die Zielentfernungen nur dann zu wissen,
wenn mit Zeitzünder geschossen werden soll, in welchem Falle sie die Entfernung
an der Höhenrichtmaschine ihres Geschützes abliest. Das Abfeuern der Geschütze kann
statt einzeln von den Geschützständen aus auch zentral, etwa vom Meßstand A aus,
erfolgen.
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Wenn man die Entfernungen graphisch mit bekannten Einrichtungen über
der Zeit als Abrisse aufzeichnet, so kann man auch noch eine Korrektur der Zündereinstellungen
daraus ersehen, um die Entfernungsänderungen während der Flugzeit der Geschosse
züi berücksichtigen. Wählt man eine Übersetzung etwa im Antriebe der Papierbahn
gegenüber dem Schreibstift und im Antriebe des letzteren so, daß eine Voreilung
stattfindet, so kann man die eben erwähnte EntfernungsänderLing selbsttätig einstellen
lassen.
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Solange die beiden Beobachter :l, B und die Richtwarte der Geschütze
mit ihren Visierfernrohren o. dgl. das Ziel gleichzeitig gefaßt haben, sind sämtliche
Geschütze auf dieses gerichtet und auf die richtige Entfernung eingestellt, auch
die Zünder richtig gestellt. Infolgedessen muß das Ziel bei Berücksichtigung der
ballistischen Gesetze für die Luftzielbeschießung und der Tageseinflüsse auch getroffen
werden, wenn in dieser Zeit geschossen wird und die Geschütze genau schießen, ganz
gleichgültig, mit welcher Geschwindigkeit und in welcher Richtung sich auch das
Ziel, Flugzeug o. dgl., gegenüber der Meßeinrichtung A bewegt.
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Zum besseren Ausgleich der Entfernungsänderung während der Flugzeit
der Geschosse wird man für Flugzeugabwehr vorteilhaft drei oder vier Rohre um eine
ideelle, der Visierlinie genau parallele Achse symmetrisch anordnen, und zwar mit
einer gegebenenfalls regelbaren Neigung der einzelnen oder aller Rohre gegen diese
ideelle Achse, so daß sie um diese streuen und das Ziel möglichst einschließen.
Dabei wird dasjenige Rohr, das in Bewegungsrichtung des Flugzeuges voreilt, dieses
noch erreichen, die anderen Rohre allerdings werden etwas dahinter bleiben; aber
man verliert auf diese Weise keine Zeit mit Erwägungen und Fesstellungen der Flugrichtung
und der Fluggeschwindigkeit des Zieles, gleicht etwaige Ungenauigkeiten der Geschütze
und ihrer Richtmittel ans und kann erwarten. daß sofort mit der festgestellten Entfernung
das Ziel wenigstens von einem der drei oder vier Schüsse der Salve erreicht wird.
Regelungen während der Beschießung eines Flugzeuges - abgesehen von der selbsttätigen
Entfernungs- (Höhenricht-) Änderung gemäß der Messung - dürfen nur hinsichtlich
der gegenseitigen Neigung der gemeinsam in Salve abzufeuernden Rohre im Hinblick
darauf Zweck haben, daß -ein Einschießen in der sonst üblichen Weise bei Flugzeugen
erfolglos ist.
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Läßt man von den dem Ziel C entsprechenden Punkte C des mechanischen
Dreiecks ein Fadenlot C'-<I' auf die Karte K herab, so mißt dieses die senkrechte
Höhe des Zieles über der Kartenebene, die Strecke C-Z, und gibt auch auf der Karte
an, über welchem Punkte sich das Ziel jeweils befindet. Versieht man das untere
Ende dieses Lotes mit einem Schreibstift, so zeichnet dieser die Projektionen der
Bahn des Zieles auf der Karte auf, nur -#izrd diese Schreibvorrichtung zwcckmäßig
mit einer elektrischen Einrichtung derart
ausgerüstet werden, daß
sie nur schreibt, wenn die beiden Beobachter in A und in B gleichzeitig das Ziel
in ihren Visieren haben, also dann, wenn auch die Höhenrichtmaschinen der Geschütze
richtig' eingestellt sind.
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Ebenso können die Entfernungen des Zieles C von beliebig vielen, beliebig
im Gelände verteilten Punkten, Geschützständen, gleichzeitig festgestellt und auf
die einzelnen Punkte richtig übertragen werden, so daß z. B. im Falle einer Flugzeugbeschießung
alle Geschütze gleichzeitig von der Meßstelle A aus eingestellt und abgefeuert werden
können. Steht z. B. ein Geschütz in M (Bild x), so braucht man nur die Entfernung
des 11T entsprechenden Punktes M' der Karte K von C des mechanischen Dreiecks
durch einen 14leßfaden zu bestimmen, der von C nach H', etwa ein dort in der Karte
angebrachtes Loch, und von da weiter nach unten geführt und durch ein Gewicht beschwert
ist, um stets in gleichmäßiger Spannung gehalten zu werden. Ist C der Nullpunkt
der Meßteilung dafür im gleichen Maßstabe wie die der Karte und des mechanischen
Dreiecks, so ist bei M' die genaue Länge von C-JI abzulesen, also die Entfernung
des Zieles C vom Punkte AI. Das Spanngewicht kann beispielsweise mit einem Zeiger
versehen werden, der vor einer Skala für die Entfernungsangabe spielt, und diese
Zeigerstellung und damit die wirkliche Entfernung M-C kann in beliebiger bekannter
Weise von dem Meßstand A 'nach dem Punkte i'12 bzw. der Höhenrichteinrichtung eines
dort aufgestellten Geschützes übertragen werden. Dies geschieht ebenso selbsttätig
wie die Übertragung der EntfernungsangabenA-C und B-C nach den Geschützen in A und
B. Die Meßeinrichtung für diese kann in der gleichen Weise wie eben für 3I beschrieben
ausgeführt werden. Die Nullpunkte der Skalen für die Dreiecksseiten A'-C
und B'-C' bzw. für die Meßfäden werden nach C verlegt werden.
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Man kann auch in A', B' und 3I' Aufwickeltrommeln für die Meßfäden
C'-A', C'-B' und C'-31' mit selbsttätiger Aufwicklung vorsehen, die Trommelumdrehung
als Maß für die Meßfadenlängen benutzen und auf die Höhenrichtmaschinen der Geschütze
übertragen.
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Für das Höhenfadenlot C'-1' wird z. B. eine selbsttätige Aufwickelvorrichtung
in (" angeordnet, die den Faden stets in gleicher Spannung erhält, damit das Lot
mit einem leichten Druck sich auf der Karte bewegt und. weder von ihr sich abhebt
noch sich umlegt, weil in diesen Fällen die Messungen, wie ersichtlich, ungenau
sein würden.
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Bei selbsttätiger Übertragung der Entfernungsangaben auf die Geschütze
brauchen sich die Beobachter in A und B überhaupt nicht um die Entfernungen zu kümmern,
sondern haben nur dauernd mit ihren Fernrohren ii. dgl. das Ziel dauernd zu verfolgen
und, solange bzw, sobald sie das Ziel richtig angeschnitten haben, den entsprechenden
Kontakt zu bedienen, der den anderen Stellen dies anzeigt. Nur im Falle von Störungen
in der Fernübertragung oder Ferneinstellung der Erhöhung der Geschütze würden ein
oder mehrere Beobachter in :I am mechanischen Dreieck die in Frage kommenden Entfernungen
ablesen und mit Fernsprecher oder auf andere Weise nach den Ständen A, 31
usw. weitergeben. Also auch in Störungsfällen ist mit der Anlage ebenfalls sicher
zu arbeiten, nur mit einem kleinen Zeitverlust. Wichtig ist nur, daß die Geschütze
von ihren Richtwarten dauernd auf das Ziel gehalten werden, so daß jederzeit, wenn
die sonstigen Bedingungen dafür erfüllt sind, ohne weiteres abgefeuert werden kann.
Jeder Zeitverlust ist wegen der inzwischen eintretenden Entfernungsänderungen, die
die Treffsicherheit sehr stark herabsetzen würden, unbedingt zu vermeiden.
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Ist das Gelände sehr uneben, so daß die Entfernungsangaben bei Verwendung
einer ebenen Karte K infolge der verschiedenen Höhenlagen der Beobachtungs- und
Geschützstände wesentlich ungenau werden, so verwendet man Reliefkarten statt ebener
oder man nimmt eine ebene Karte etwa im tiefstgelegenen in Frage kommenden Punkte
an und errichtet in den höhergelegenen Punkten der Karte die entsprechende Höhe
durch Aufsetzen von entsprechend bemessenen Bäckchen, so daß die Punkte in der richtigen
maßstäblichen Höhenlage erscheinen, und die wirklichen Luftentfernungen am Dreieck
genau bestimmt werden können. Die erforderlichen Karten können leicht im richtigen
Maßstab hergestellt werden, da im allgemeinen nur wenige Punkte darin eingetragen
zu werden brauchen.
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Damit das mechanische Dreieck sich leicht richten läßt und nicht von
selbst die eingestellte Schwenklage verändert, wird es vorteilhaft möglichst genau
ausbalanciert und gegebenenfalls mit einer Bremsung oder Sperrung versehen.
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Bei der großen zu erzielenden Genauigkeit und der verhältnismäßigen
Einfachheit und Betriebssicherheit der Einrichtungen wird man kaum noch Leuchtspurgeschosse
o. dgl. zur Beschießung von Luftfahrzeugen brauchen und ungemein viel Munition sparen
sowie die damit verbundenen Gefahren für die eigenen Leute, namentlich bei Abwehr
feindlicher Flieger im Inlande, vermeiden.
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Gewährleistet muß nur sein, daß die Beobachter in :1 und in B und
die Richtwarte der Geschütze alle gleichzeitig das gleiche von
etwa
vorhandenen mehreren Luftzielen anschneiden, dessen Lage bestimmt bzw. das beschossen
werden soll.
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Für die Fernübertragung vom mechanischen Dreieck nach den Geschützen
kann nian auch die Stangen A', B', C mit Zahnstangen ausrüsten und
beispielsweise bei :1' und 13' entsprechende Zahnräder vorsehen, denen gegenüber
sich die Zahnstangen bei der Einstellung des Dreiecks verschieben. Die so in Drehung
umgesetzte Längeneinstellung kann dann in beliebiger bekannter Weise in die Ferne
übertragen werden.
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Um die senkrechte Höhe C-h und die geographische Lage auf Ii, d. h.
die vertikale Projektion auf die Karte h ohne Belastung des Dreiecks zu bestimmen,
kann man durch parallele wagerechte und senkrechte Lichtstrahlen eine entsprechend
vorzusehende Marke C auf eine senkrechte, mit Höhenlinien versehene Fläche
bzw. auf die Karte Ii projezieren und diese Punkte mittels Stiftes festlegen, oder
man wählt entsprechende lichtempfindliche Papiere, Platten o. del. und eine geeignete
Lichtquelle, um die Aufzeichnungen selbsttätig verfolgen zu lassen.