DE234580C - - Google Patents
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Description
KAISERLICHES Λ
PATENTAMT.
Die Herstellung von Ameisensäure durch
. Einwirkung von Schwefelsäure auf Formiate ist bekannt. Bei der Durchführung der üblichen
Verfahren hat sich die Berücksichtigung und Beseitigung der bei der Reaktion frei werdenden
Wärme als ganz besonders wichtig erwiesen. Ungenügende Beseitigung dieser Reaktionswärme
ist für den Verlauf des Prozesses und für die Ausbeute von der nachteiligsten Wirkung.
ίο Um die durch die Reaktionswärme herbeigeführten Schwierigkeiten zu beseitigen, hat
man sich bisher unter anderem in der Weise geholfen, daß man das Volumen der Substanz
durch Hinzufügung verhältnismäßig großer Mengen indifferenter Stoffe erhöhte, so daß die
von der jeweils stattfindenden Reaktion herstammende Wärme sich auf ein verhältnismäßig
großes Volumen verteilen mußte und die Temperatur sich dadurch entsprechend erniedrigte.
Für die Volumvermehrung kommen solche
StoH'e in Frage, welche den chemischen Vorgang nicht störend beeinflussen, beispielsweise die
Ameisensäure selbst oder Essigsäure usw.
Die Beseitigung der Reaktionswärme durch Vergrößerung der Masse oder des Volumens
besitzt zwar gegenüber älteren Verfahren schon wesentliche Vorteile, beschränkt sich aber
darauf, die Temperatur gerade so weit zu erniedrigen^ daß die Gefahr des Eintretens von
Zersetzungen durch die konzentrierte Schwefelsäure möglichst verhindert ist. Da ferner bei
• dem älteren Verfahren die Temperatur allmählich zu steigen bestrebt ist, muß entweder von
Anfang an die ganze Menge verhältnismäßig stark gekühlt oder es muß die Külüung allmählich
gesteigert werden.
Es ist aber außerordentlich schwierig, eine intensive Kühlung der Reaktiorismasser selbst
bei Anwendung indifferenter Stoffe als Verdünnungsmittel zu erzielen, weil bei der Mischung
des Formiats mit Schwefelsäure das jeweils im Überschuß vorhandene Formiat die in Ameisensäure und Sulfat umgesetzten Partien
gleichsam isoliert. Die Folge ist, daß die . konzentrierte Schwefelsäure die in der nicht
genügend gekühlten Reaktionsmasse frei gewordene Ameisensäure zerstört.
Vorliegende Erfindung schlägt nun einen ;
neuen Weg ein, bei welchem die Reaktion nicht mehr in der zum nachherigen Abdestillieren
dienenden Blase oder in einer Sammelblase, sondern in einem besonderen kleinen Vorbehälter
vorgenommen werden soll, welcher etwa als Reaktionsblase bezeichnet werden könnte.
In dieser Reaktionsblase werden gemäß der Erfindung unter gleichzeitiger intensiver Kühlung
verhältnismäßig sehr kleine Mengen von Formiat und Schwefelsäure in .selbsttätiger Aufeinanderfolge
gleichzeitig und in äquivalenten Mengen zusammengeführt. Dies ist wesentlich, weil durch die Verarbeitung äquivalenter Mengen
jeder schädliche Überschuß sowohl von Formiat wie von Schwefelsäure vermieden wird,
deren zerstörende Wirkungen auf Ameisensäure in der Hitze bekannt sind. Die Reaktion der im 65 ,
äquivalenten Verhältnis aufeinander einwirkenden kleinen Teilchen findet sofort und durchaus
vollkommen statt, so daß eine quantitative
Ausbeute gewährleistet ist. Die störende Wärme wird im Augenblick der Reaktion gewissermaßen
von jeder einzelnen Portion im Entstehen beseitigt. Die Wärme aber, welche nach der
5-Umsetzung keine Zerstörung mehr herbeizu-'■■;'
führen vermag, welche man also in der gebildeten Flüssigkeit belassen darf, wird durch Ablassen
jeder einzelnen Portion in die Hauptblase aus der Reaktionsblase entfernt.
λο Die Reaktionsblase ist also vom Einflüsse des
Inhaltes der Hauptblase befreit, und letztere wird von der Reaktionswärme nicht beeinflußt.'
Da nun einerseits die Beseitigung der störenden, nur portionsweise entwickelten und sofort abgeführten
Reaktionswärme leichter und zuverlässiger in jedem gewünschten Maße erfolgen
kann und andererseits die Hauptblase außerhalb des Einflusses der Reaktionsvorgänge steht,
so kann man jetzt im Sinne vorliegender Erfindung in ununterbrochenem Betriebe Formiat
und Schwefelsäure aufeinander einwirken lassen und gewünschtenfalls auch gleich aus der Hauptblase
die Ameisensäure überdestillieren, wobei man in der Hauptblase einen mäßigen Unterdruck
erzeugt.
Im allgemeinen wird man in der Praxis so vorgehen, daß man während der anfänglichen
Tätigkeit der Reaktionsblase zunächst in der Haupt blase einen gewissen Vorrat an Rohprodukt
sich ansammeln läßt und nach dessen Erreichung mit der Destillation beginnt, dann
aber auch der Regel nach die Destillation in ununterbrochenem Betriebe fortdauernd beibehält.
Wenn also der ununterbrochene Betrieb begonnen hat, so verläuft er in folgender Weise; Die beiden Rohstoffe werden in ver-
.; hältnismäßig sehr kleinen Mengen, absatzweise oder ganz ununterbrochen, gleichzeitig und im
richtigen Mengenverhältnis in der Reaktionsblase unter sofortiger vollkommener Beseitigung
der störenden Reaktionswärme zusammengebracht, die fertige rohe Ameisensäure mit dem
neutralen Sulfat wird ebenfalls absatzweise oder ganz ununterbrochen in die Destillationsblase
45'abgelassen, von wo die Ameisensäure ununterbrochen
überdestilliert werden kann.
Die Vorrichtungen zur Ausübung des neuen Verfahrens können verschiedenartige Formen,
annehmen. In der beiliegenden Zeichnung sind zwei Ausführungsbeispiele dargestellt, von
denen das eine sich rein mechanischer Hilfsmittel für absatzweisen kontinuierlichen Betrieb
und das andere physikalischer Hilfsmittel für ganz ununterbrochenen' Betrieb zur Regelung
der richtigen und exakten Aufeinanderfolge der Vorgänge bedient.
. Fig. ι bis 3 zeigen das ersterwähnte Ausfüh-■
.;· rungsbeispiel.
Fig. 4 ist die zweite beispielsweise Ausführungsform.
Gemäß: Fig. ι bis 3 ist über der Haupt-,
Sammel- oder Destillationsblase α eine kleine Blase b angeordnet, welche als Reaktionsblasc
dient. Ein Stutzen c mit großem Hahn oder Drehschieber c1 verbindet beide Blasen. An
die Reaktionsblase h ist mittels eines Hahnes d ein Schwefelsäurebehälter d1 und mittels eines
Hahnes e ein Formiatbehälter e1 angeschlossen.
Am Boden der Reaktionsblase arbeiten Rührflügel oder Schaber f.
Um ein Zusammenstauen des trockenen Formiatpulvers zu verhindern, ist der Formiat- ;
behälter e1 an den Hahn e z. B. nicht fest angeschlossen,
sondern mündet mit seinem verjüngten Ende in einen auf dem Hahn e sitzenden
Trichter so, daß er gerüttelt werden kann. Zur Kühlung der Reaktionsblase ist in den Zeichnungen
beispielsweise ein Mantelgefäß g angedeutet, in welchem eine Kühlflüssigkeit zirkulieren
kann. Selbstverständlich wird je nach den Verhältnissen und Wünschen in beliebiger Weise
gekühlt: mit einer Kältemischung, Eis oder auf irgendeinem sonstigen Wege.
Bei der in Fig. 1 gezeichneten Stellung vollzieht sich gerade die Reaktion unter Umrühren
der Masse mittels der Rührflügel f. Nach Beendigung der Reaktion wird Hahn c1 geöffnet,
so daß die Flüssigkeit abfließt, worauf sich Hahn c1 sofort wieder schließt. Hierauf öffnen
sich gleichzeitig die Hähne d und e. Durch ersteren fließt die bestimmte Portion Schwefelsäure
und durch letzteren die zugehörige Portion Formiat in die Blase b, wobei der Formiatbehälter
e1 gerüttelt wird. Die beiden Portionen
werden dadurch bemessen, daß die Durchgänge für Schwefelsäure und Formiat die entsprechenden
Abmessungen erhalten, und daß die Hähne d und β eine ganz bestimmte Zeit hindurch geöffnet
sind, nach welcher sie sich von selbst wieder schließen. Haben sich beide Hähne
wieder geschlossen, so findet bei ununterbrochen umlaufenden Rührflügeln f die Reaktion statt,
Hahn c1 öffnet sich, schließt sich wieder, die Hähne d und e öffnen sich usw.
Ist die Flüssigkeit in die Blas© α herabgefallen,
so kann sie dort etwa nach Ansammlung eines gewissen Vorrates der ununterbrochenen Destillation
unterworfen werden. Die abdestillierte Ameisensäure wird etwa mittels geringen Unterdruckes
durch das Rohr h in die Kühlvorlage. geleitet;
Um das Spiel der Abschlußorgane c1, d, e in
richtiger Aufeinanderfolge zu bewirken, kann beispielsweise folgende Einrichtung getroffen
werden. Von der Antriebswelle i (Fig. 2) der Vorrichtung aus wird mittels eines kleinen Zahnrades
k ein großes Zahnrad Z angetrieben. Die beiden Hähne d und e sind durch eine Stange m . ■: .j j
(Fig. 3) miteinander verbunden. Einer der beiden I ί
Hähne trägt beispielsweise einen Daumen n. iao I]
Außerdem ist auch der Hahn c1 mit einem j \
Daumen 0 ausgerüstet. Gegengewichte f, fi1 [ · j
sorgen dafür, daß alle Hähne aus ihrer geöffneten Stellung sofort in die geschlossene Stellung
zurückfallen, wenn sie losgelassen sind. Die Daumen η, ο finden in ihrem Bereich am ZaImrad
I je einen Stift oder Zapfen q bzw. r. Die Daumen und Zapfen sind so angeordnet, daß
Zapfen q niemals den Daumen ο und Zapfen r niemals den Daumen η treffen kann. Nach Maßgabe
des Übersetzungsverhältnisses zwischen
ίο den Zahnrädern k und I dreht sich ununterbrochen
Zahnrad L Gemäß Fig. 3 ist der Zapfen r gerade im Begriff, den Hahn c1 durch Mitnehmen
des Daumens 0 um 90° zu öffnen. Zapfen
q ist dabei so weit vom Daumen η entfernt,
daß die Hähne d und e geschlossen bleiben, bis der Zapfen r wieder über den Daumen 0
■ vollkommen hinweggeglitten ist und das Gegengewicht p den Hahn c1 geschlossen hat. Erst
wenn dies geschehen ist, trifft der Zapfen q
ao gegen den Daumen η und öffnet nun infolge
der Verbindung m gleichzeitig die Hähne d und c. Sobald der Zapfen q über den Daumen η
hinweggeglitten ist, zieht das Gegengewicht px die Hähne d und e in ihre geschlossene Stellung
zurück, und es steht nun die Zeit zwischen dem Schluß der Hähne d -und e und dem Augenblick,
wo der Zapfen r wieder auf den Daumen 0 trifft, für die Beendigung der Reaktion zur Verfügung.
Durch das Übersetzungsverhältnis zwisehen Ii und I läßt sich also die Zeit für die Reaktion
beliebig festlegen.
Am Zahnrad I ist ein Segment s mit Zähnen
befestigt (Fig. 3). Der Formiatbehälter e1 wird
in Zapfen t oder sonst beweglich aufgehängt und besitzt beispielsweise ein Konsol u mit einer
Schneide m1, welche im Bereich des Segmentes s
liegt. Gewünschtenfalls kann man das Konsol u durch ein Gewicht ν belasten. Kurz nachdem der
. Zapfen q den Hahn e geöffnet hat, tritt das
Segment unter die Schneide w1 und rüttelt infolgedessen
während der offenen Stellung des Hahnes e den Formiatbehälter, nachdem es
diesen beim ersten Auftreffen des Segmentes von dem die Mündung verschließenden Vorsprung
w abgehoben hat. Hat sich Hahn c geschlossen, so verläßt das Segment s die
Schneide M1 wieder, und die Mündimg des Formiatbehälters
fällt auf den Abschlußvorsprung w zurück. '■·■■'
Bei dem zweiten Ausführungsbeispiel nach Fig. 4 münden oben in die Reaktionsblase B
zwei ineinandergestecktc Hohlkörper D und E, welche eine geeignete Querschnittsform erhalten.
Der Hohlkörper D kann beispielsweise an der Blase B so befestigt sein, daß er unten /,wischen
sich und dem Körper E einen feinon Spalt frei
läßt. Trichter E besitzt einen Boden und am
' unteren Rande feine Schlitze oder Löcher. Der
Trichter E ist an der Hohlwelle I befestigt.
60" Der Behälter D empfängt das Formiatpulver,
der Behälter £ die Schwefelsäure oder umgekehrt. Die Welle / setzt den Behälter E in entsprechend
rasche Umdrehung. Hierbei werden die den Trichtern D und E in äquivalenter
Menge genau gleichmäßig zugeiührten Rohstoffe unter dem Einfluß der Fliehkraft nach
Maßgabe der Größe der Durchgangsöffnungen und der Umlaufgeschwindigkeit nach außen in
die Blase B abgeschle\idert. Die Öffnungen sind
zweckmäßig so gerichtet, daß beide Streuflächen zusammenliegen oder aufeinandertreffen
und bereits unterwegs die Einwirkung beider Stoffe aufeinander beginnt bzw. erfolgt. Die
Masse trifft auf die Wandung der Blase B. Der Blasenmantel ist z. B. gewellt, um den Weg
für die Masse so lang zu gestalten, daß die Reaktion während des Herabfließens am Blasenmantel
sicher beendet wird, wobei die Abführung der Reaktionswärme aus der sehr dünnen Masseschicht besonders rasch und vollkommen
gelingt. Anstatt den Blasenmantel zu wellen, kann man ihn auch glatt, aber so lang ausführen,
daß die Reaktion unterwegs beendet wird. Ein Rührer oder Schaber F wird andauernd von der
Welle P langsam gedreht. Die Reaktionsblase B wird entsprechend energisch gekühlt. Am Boden
der Blase B ist der Verbindungsstutzen C zur Hauptblase angebracht, vor welchem z. B. eine
Düse C1 eingeschaltet ist, um etwa die Flüssigkeit in solchem Maße abfließen zu lassen, daß
auf einer gewissen Höhe frisch gebildete Flüssigkeit in der Reaktionsblase verbleibt.
Die Verteilung der Schwefelsäure in einem Streumantel soll für sich nicht unter Schutz
gestellt werden.
Claims (3)
- Patent-An sprüche:. i. Verfahren zur Herstellung von Ameisensäure aus Formiaten und Schwefelsäure, dadurch gekennzeichnet, daß man in einer besonderen Reaktionsblase von entsprechend geringer Größe Formiat und Schwefelsäure in kleinen Mengen in selbsttätiger Aufeinanderfolge im äquivalenten Verhältnis und gleichzeitig zusammenführt, durch nach Erfordernis energische Kühlung der Reaktionsblase die störende Reaktionswärme sofort im Entstehen ableitet und erst die fertige, abgekühlte Rohmasse in die Hauptblase ab-' läßt, von wo man gewünschtenfalls die Ameisensäure ununterbrochen abdestillieren kann.
- 2. Vorrichtung zur Ausübung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Formiat- und Schwefelsäurebehältcr einerseits und die Hauptblase andererseits gegen die Reaktionsblase durch geeignete Absperrorgane abgeschlossen sind, welche so gesteuert werden, daß Formiat- no und Schwefelsäurebehälter die Rohstoffe ununterbrochen absatzweise gleichzeitig undÄ'.i^10. im richtigen Mengenverhältnis an die gekühlte Rcaktionsblase bei Abschluß derselben gegen die Hauptblase ,abgeben, worauf nach beendeter Reaktion und Kühlung sich die■ Verbindung zwischen Reaktioiisblasc und Hauptblase öffnet und wobei sämtliche Absperrorgane sich nach erfolgtem Durchfluß der von ihnen abgesperrten Stoffe sofort selbsttätig wieder schließen.
- 3. Vorrichtung zur Ausübung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Formiat und Schwefelsäure mittels beispielsweise ineinandergesteckter, umlaufender Behälter ununterbrochen in einem Strcumantcl zusammcngcschlctulert und gegen den durch Wellung oder in'sonst geeigneter Weise einen genügend langen Weg bietenden Mantel· der Reaktioiisblasc gc-. worfen werden, welchen die Masse in dünner Schicht unter wirksamster Abführung der ao Reaktionswärme langsam herabricseln läßt, worauf die Rohflüssigkeit etwa unter ständiger Belassung einer gewissen Menge in der Reaktionsblase, beispielsweise durch eine Düse oder ein regelbares Absperrorgan kon- as tinuierlich in die Hauptblase abfließt.Hierzu a Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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