DE205019C - - Google Patents
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
■'- M 205019 KLASSE 12 «V GRUPPE
Dr. FELIX SILBERMANN in AUGSBURG.
Patentiert im Deutschen Reiche vom 7. November 1907 ab.
Bei der elektrolytischen Darstellung von Chloraten hat sich bekanntlich gezeigt, daß
der anfangs neutrale Elektrolyt nach kurzer Zeit alkalisch wird und daß der sich hierbei
ergebende Überschuß an freiem Alkali eine nachteilige Wirkung auf die Ausbeute ausübt.
Andererseits ist bekannt, daß eine schwach saure Reaktion die Ausbeute sehr günstig beeinflußt.
Diese saure Reaktion kann nun, wie
ίο dies bei bestehenden Verfahren zur Darstellung
von Chloraten geschieht, durch ständiges oder zeitweises Zugeben von Säuren erreicht
werden, doch entsteht hierbei der Nachteil, daß es sehr schwierig ist, gerade den richtigen
Säurezusatz zu treffen, und daß Chlorverluste und Chlordämpfe, die entweder sehr belästigen
oder durch besondere Vorrichtungen entfernt werden müssen, unvermeidlich sind.
Auch ist es bereits bekannt, den Elektrolyten dadurch schwach sauer zu erhalten, daß
man eine Nebenkathode in einen von dem Elektrolyten durch eine poröse Scheidewand
getrennten Teil des Elektrolyten bringt, so daß bei durchfließendem elektrischen Strom
an der Nebenkathode ein Überschuß an Alkali gebildet und so der Elektrolyt schwach
sauer gemacht wird.
Das vorliegende Verfahren löst die gleiche Aufgabe durch andere Mittel, nämlich dadurch,
daß der das Elektrolysiergefäß durchfließende Elektrolyt gezwungen wird, vor
seinem Austritt aus dem Gefäß an einem Teil bzw. Element der Kathode mit passender
Geschwindigkeit entlang zu fließen, so daß von dem gebildeten freien Alkali stets kleine
Mengen dem Elektrolyten entnommen werden, bevor sie in Reaktion mit dem an der Anode
gebildeten Chlor treten können, und entsprechend der Theorie von Förster und Müller
nach der Formel
X2 + OH1Z^ X + XOH
■ XOR + OH' z£l XO' + H2O
der Elektrolyt sauer wird.
Die Formel zeigt, daß, wenn auf 1 Mol. Halogen zwischen 1 und 2 Mol. Alkali einwirken,
neben Hypohalogenit je nach der Menge des entzogenen Alkalis auch mehr oder weniger freie unterhalogenige Säure auftritt,
durch welch lelztere ja bekanntlich eben die Ausbeute günstig beeinflußt wird.
Die Praxis lehrt, daß zur Erreichung einer guten Ausbeute schon eine ganz schwach saure
Reaktion genügt.
Die Entnahme von freiem Alkali, um diese schwach saure Reaktion gemäß der oben erwähnten
Formel zu erreichen, kann auf verschiedene Weise-geschehen.
Z. B. bei Verwendung einer aus mehreren stabförmigen Elementen α (Fig. 1 und 2), z. B.
Graphitstäben, zusammengesetzten Kathode können einer oder mehrere dieser Stäbe a
von einem oben und unten offenen Rohr b, welches mit einer seitlichen Abzweigung c versehen
ist, aus einem von Elektrolyten unangreifbaren Material, wie Glas, Steingut, Porzellan
usw., besteht und einen größeren Durchmesser als der betreffende Kohlenstab hat,
umschlossen werden, und zwar in der Weise, daß das obere Ende des Rohres über das
Flüssigkeitsniveau herausragt, so daß von oben keine Flüssigkeit in das Rohr gelangen
kann und daß die Abzweigung in der Höhe, in der das Niveau des Elektrolyten gehalten
werden soll, angebracht ist und die Gefäßwandung nach außen durchsetzt.
Die Arbeitsweise gestaltet sich nun folgendermaßen :
Die zu elektrolyseerende Chloridlösung mit
oder ohne Zusatz von Kaliumbichromat oder Kaliumchromat tritt an der Anode, aber auf
der der Kathode entgegengesetzten Seite in das Gefäß d (Fig. 3 und 4) ein und verläßt
dieses wieder durch das oben' genannte Abzweigrohr c. Die Anode kann aus Platinblech
oder -drahtnetz, Graphitplatten oder ebenfalls stabförmigen Elementen (Graphitstäben) zusammengesetzt
sein. Hierbei ist die Flüssigkeit gezwungen, zunächst einen Teil der Anode zu bestreichen, dann von unten in das
Rohr b einzutreten und hier das von dem Rohr umschlossene Kathodenelement seiner
ganzen Länge nach zu umspülen. Die Geschwindigkeit des Durchfließens kann nun so
reguliert werden, daß nach Belieben größere oder kleinere Mengen des an dem umspülten
Kathodenelement gebildeten freien Alkalis aus dem Elektrolysiergefäß austreten, bevor sie in
Wechselwirkung mit dem anodischen Chlor treten können.
Die durch das Rohr c ausgetretene Flüssigkeit wird in einem Gefäß e gesammelt, in
welches auch der übrige Inhalt des Elektrolysiergefäßes ununterbrochen oder zeitweise
abgelassen wird. Hierbei wird die im Elektrolyten gebildete unterchlorige Säure wieder
neutralisiert. Es ergibt sich hieraus der Vorteil, daß die nunmehr vorhandene schwach
alkalische Lösung beim Weiterleiten usw. Metallgegenstände weit weniger angreift als eine
saure Lösung.
Nachdem aus der vereinigten Lösung das Chlorat auskristallisiert ist, ,.wird die Mutterlauge
wieder mit Chlorid -gesättigt, wobei durch das vorhandene Alkali Verunreinigungen
von Eisen usw. ausgefällt werden.
Sollte die geklärte Lösung dann noch zu stark alkalisch sein, so kann man sie vor
dem Eintritt in die Elektrolysiergefäße dadurch neutral oder schwach sauer machen,
daß man sie ein Gefäß passieren läßt, in dem eine geeignete Anode und eine von einem
Diaphragma umschlossene Kathode sich befinden. Dadurch ist es möglich, bei passender
Stromstärke und Geschwindigkeit des Durchströmens, entsprechend der oben genannten
Formel, das vorhandene Alkali in Hypochlorit zu überführen bzw. etwas freie unterchlorige
Säure zu erzeugen.
An Stelle der oben genannten Umspülung des stabförmigen Kathodenelementes kann
auch eine Durchspülung der ganzen Kathode oder eines Teiles derselben angewandt werden,
zu welchem Zweck die ganze Kathode oder ein Teil davon durchbohrt oder als Rohr ausgebildet
wird. Die nachfolgenden Fig. 5 bis 10 stellen hiervon einige Möglichkeiten dar.
In allen Fällen tritt die Flüssigkeit durch das Rohr b unten ein und verläßt das Gefäß
durch das obere seitliche Rohr c.
Bei der Ausführungsform nach Fig. 5 und 6, welche einen senkrechten Schnitt und eine
Oberansicht darstellen, ist die Kathode durchbohrt und mit einem von der Bohrung ausgehenden
Ableitungsrohr für den Elektrolyten versehen. Der die Bohrung der Kathode in passender Geschwindigkeit durchfließende Elektrolyt
führt eine geringe Menge Alkali mit sich, so daß er schwach sauer wird.
Die Ausführungsform nach Fig. 7 und 8 unterscheidet sich von der vorhergehenden
nur dadurch, daß die Kathode plattenförmig ist. \
Bei der Ausführungsform nach Fig. 9 und 10 ist die Kathode aus Metallblech hergestellt.
Hierbei ist der mit dem Ableitungsrohr für den Elektrolyten versehene Kanal direkt durch
Umbiegung des Kathodenrandes gebildet.
Claims (3)
1. Verfahren zur elektrolytischen Darstellung von Chloraten und Perchloraten
der Alkalien unter ständiger Entnahme kleiner Mengen Alkali an der Kathode,
dadurch gekennzeichnet, daß der das Elektrolysierungsgefäß in passender Geschwindigkeit
durchfließende Elektrolyt so geleitet wird, daß er beim Verlassen des Gefäßes eine geeignet geformte Kathode
ganz oder teilweise umspült oder von der Kathode selbst gebildete Hohlräume oder
Röhren durchströmt, zum Zweck, aus dem Elektrolyten stets kleine Mengen freies Alkali zu entfernen, bevor sie in Wechselwirkung
mit dem anodischen Chlor treten können.
2. Vorrichtung zur Ausübung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß von den stabförmig angeordneten Kathodenelementen (a) eines oder
mehrere von einem beiderseits offenen und mit einem seitlichen, nach außen führenden
Ansatzrohr (c) versehenen Rohr (b) umgeben sind, welches den Elektrolyten
von unten nach oben leitet.
3. Ausführungsform der Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die ganze Kathode oder ein Teil derselben durchbohrt oder als Rohr ausgebildet
ist.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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