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Die
Erfindung betrifft eine wegwerfbare Inkontinenzwindel für Erwachsene,
mit einem Vorderbereich, einem Rückbereich
und einem in einer Längsrichtung
dazwischen liegenden im Schrittbereich des Benutzers zu liegen kommenden
Mittelbereich, und mit mechanisch oder klebend wirkenden Verschlussmitteln,
die an Seitenabschnitten, insbesondere an Längsrandabschnitten des Rückbereichs
oder des Vorderbereichs angeordnet sind und zum Schließen der
Windel mit einem Auftreffabschnitt am Vorderbereich oder Rückbereich haftend
zusammenwirken, wobei an einem jeweiligen Seitenabschnitt oder Längsrandabschnitt
wenigstens zwei Verschlussmittel vorgesehen sind, die in Längsrichtung
voneinander beabstandet sind.
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Eine
derartige Windel ist in
EP
0 000 969 B1 vorbeschrieben. Auch
US 4,209,016 offenbart eine Windel
mit Verschlussmitteln, die entweder geteilt oder teilbar ausgebildet
sind, so dass neben der Primärschließfunktion
durch einen dem Hüftrand
nahen Tapestreifen ein zweiter Tapestreifen zur Erreichung zusätzlicher Spannkräfte, welche
einen guten Sitz der Windel am Körper
des Benutzers vermitteln sollen, unterhalb des ersten Tapestreifens
positioniert werden kann.
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Ferner
offenbart WO 00/37005 eine gattungsgemäße Inkontinenzwindel mit beidseits
wenigstens drei Verschlussmitteln.
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Der
vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine wegwerfbare
Inkontinenzwindel der genannten Art dahingehend zu verbessern, dass
sie besser an in einer Tragesituation auftretende Belastungen im
Verschlussbereich angepasst ist.
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Diese
Aufgabe wird bei einer in Rede stehenden Inkontinenzwindel erfindungsgemäß dadurch
gelöst, dass
das jeweilige vom Hüftrand
weiter entfernt angeordnete Verschlussmittel und der diesem zugeordnete Auftreffabschnitt
so ausgebildet sind, dass sich ihre Haftverbindung ausgehend vom
geschlossenen Zustand der Windel erst bei einer höheren Kraft
löst als
die Haftverbindung bei dem näher
am Hüftrand vorgesehenen Verschlussmittel
und seinem zugeordneten Auftreffabschnitt.
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Die
vorliegende Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass gerade bei
Inkontinenzwindeln für
Erwachsene, und zwar sowohl für
mobile als auch immobile, pflegebedürftige Erwachsene, in der tatsächlichen
Tragesituation größere Belastungen
auf das hüftferne
Verschlusssystem einwirken als auf das hüftnahe Verschlusssystem. Diese
Belastungen treten auf in Form von Zugkräften in der flächenhaften
Erstreckung des Verschlusssystems. Diesen überraschenden Sachverhalt hat
die Anmelderin durch umfangreiche Messungen unter Verwendung von
Dehnungsmessstreifen bei hüftnah
und hüftfern,
also in einer Tragesituation oberen und unteren Verschlusssystemen
bei Inkontinenzwindeln im Versuch ermittelt. Die Ergebnisse solcher
Messungen sind in den 1 und 2 dargestellt und werden
an späterer
Stelle erläutert
werden.
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Wenn
seither bei der Konfiguration von Inkontinenzwindeln für Erwachsene
hohe Belastungssituationen berücksichtigt
werden sollten, so führte
dies nicht selten zu einer rohstoffintensiven Überdimensionierung von Verschlussmitteln,
die in Tapeform oder Laschenform mit klebenden oder mechanisch wirkenden
Verschlusselementen verwirklicht wurden.
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Mit
der vorliegenden Erfindung wurde in Abkehr hiervon festgestellt,
dass es ausreichend ist, das Verschlusssystem bei einer gattungsgemäßen Inkontinenzwindel
auf die maximalen Belastungen im Bereich der hüftfern angeordneten Verschlussmittel
abzustimmen und bei hüftnah
angeordneten Verschlussmitteln eine demgegenüber schwächere Auslegung der Haftverbindung
zwischen dem hüftnahen
Verschlussmittel und dem korrespondierenden Auftreffabschnitt vorzusehen.
Dies ermöglicht
eine ökonomische
und auch ökologische
Optimierung des Rohmaterialeinsatzes.
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Es
sei darauf hingewiesen, dass es im allgemeinen nicht der besonderen
Optimierung der in der Regel tapeförmigen oder laschenförmigen Verschlussmittel
selbst bedarf, um Belastungskräfte
zerstörungsfrei
aufzunehmen; sie sind in der Regel hinreichend stabil und geeignet,
die in einer Tragesituation im Gebrauch auftretenden Zugkräfte oder
Zugbelastungen aufzunehmen. Vielmehr steht, wie vorstehend ausgeführt und
beansprucht, die Ausbildung der Haftverbindung zwischen den Verschlussmitteln
und den korrespondierenden Auftreffabschnitten im Vordergrund des
Interesses. Es besteht nämlich
die Gefahr, dass diese Haftverbindung sich bei besonderen Belastungssituationen
löst. Durch
die erfindungsgemäße Erkenntnis
und den erfindungsgemäßen Vorschlag
der Konfigurierung des Verschlusssystems wurde eine weitere Verbesserung
von Inkontinenzwindeln im Hinblick auf die tatsächlich auftretenden Belastungen
in einer Tragesituation, aber auch im Hinblick auf die Möglichkeit
eines optimierten Rohmaterialeinsatzes erreicht.
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Eine
im Bereich der hüftfern
angeordneten Verschlussmittel stärkere
Haftverbindung lässt
sich beispielsweise dadurch erreichen, dass das betreffende hüftfern angeordnete
Verschlussmittel einen flächenmäßig größeren aktiven
Haftbereich aufweist als das näher
am Hüftrand
angeordnete. Wenn solchenfalls insbesondere die Ausbildung der Verschlussmittel
oder des aktiven Haftbereichs der Verschlussmittel und der zugeordneten
Auftreffbereiche gleich sind, es sich also um dasselbe Haken/Schlaufen-Material
(hook and loop) oder um dasselbe klebende Verschlusstapematerial
handelt, so ergibt sich durch die flächenmäßig größere Ausbildung des aktiven
Haftbereichs bei dem hüftfern
angeordneten Verschlussmittel eine stärkere Haftkraft als bei dem
hüftnah
angeordneten Verschlussmittel.
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Die
größere Fläche des
aktiven Haftbereichs des weiter vom Hüftrand entfernt angeordneten
Verschlussmittels beträgt
dabei wenigstens das 1,2-Fache, insbesondere das 1,2 – 2-Fache
und vorzugsweise bis höchstens
das 1,6-Fache oder das 1,5-Fache der Fläche des aktiven Haftbereichs
des näher
am Hüftrand
angeordneten Verschlussmittels.
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Nach
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung ist die Abmessung des aktiven Haftbereichs des vom
Hüftrand
weiter entfernt angeordneten Verschlussmittels in Längsrichtung
der Windel größer als
die Abmessung des aktiven Haftbereichs des näher am Hüftrand angeordneten Verschlussmittels
in dieser Längsrichtung.
Es könnten
solchenfalls also zur Ausbildung der hüftfernen und hüftnahen
Verschlussmittel Verschlusstapes oder -laschen oder allgemein einen
klebend oder mechanisch wirkenden aktiven Haftbereich aufweisende
Verschlussmittel unterschiedlicher Abmessung in Längsrichtung
der Windel verwendet werden, wobei insbesondere deren Abmessung
in Querrichtung der Windel gleich sein kann.
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Wenn
vorstehend von einem Auftreffabschnitt für die jeweiligen Verschlusselemente
die Rede ist, so ist dieser Auftreffabschnitt im weitesten Sinne
zu verstehen. Es kann sich hierbei beispielsweise um die Backsheet-Folie
der Inkontinenzwindel handeln, die einen Auftreffbereich für die Verschlussmittel
bildet, der nicht einmal notwendigerweise in irgendeiner Weise gekennzeichnet
sein muss. Es wäre
auch denkbar, dass der jeweilige Auftreffabschnitt für die jeweiligen
Verschlussmittel von einem einzigen oder mehreren Abschnitt (en) einer
Flachmaterialware, beispielsweise eines Haken-Schlaufen-Materials
oder eines eher glatten Materials zur Bildung einer klebenden Haftverbindung,
gebildet ist. Insbesondere könnten
die Auftreffabschnitte für
das obere und untere Verschlussmittel an einem jeweiligen Seitenabschnitt
der Windel von einem einzigen durchgehenden Auftreffabschnitt gebildet
sein. In entsprechender Weise könnte
sich ein Auftreffabschnitt von einem Seitenabschnitt zum anderen
in Querrichtung erstrecken, was dann eine in Querrichtung weitgehend
variable Positionierung der jeweiligen Verschlussmittel gestattet,
um die Inkontinenzwindel an den jeweiligen Hüftumfang eines Benutzers und
die gewünschte
Anlegespannung anpassen zu können.
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Nach
einer weiteren Ausführungsform
entspricht dabei die Abmessung des aktiven Haftbereichs des jeweiligen
Verschlussmittels in Längsrichtung
der Windel im wesentlichen der Abmessung dieses Verschlussmittels
in dieser Richtung. Beispielsweise könnte also ein klebend ausgebildetes
Verschlusstape über
die gesamte Tapebreite (die dann bei beispielhafter Ausrichtung
des Tapes in Querrichtung der Windel in deren Längsrichtung verläuft) mit
einer über
die gesamte Breite des Verschlusstapes erstreckten Kleberbeschichtung versehen
sein.
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Vorzugsweise
ist die Abmessung des gesamten vom Hüftrand weiter entfernt angeordneten
Verschlussmittels in Längsrichtung
der Windel größer als
die Abmessung des näher
am Hüftrand
angeordneten Verschlussmittels in dieser Richtung.
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Wie
schon erwähnt,
kann die Abmessung des aktiven Haftbereichs des vom Hüftrand weiter
entfernt angeordneten Verschlussmittels in Querrichtung der Windel
im wesentlichen der Abmessung des aktiven Haftbereichs des näher am Hüftrand angeordneten
Verschlussmittels in dieser Querrichtung entsprechen. Im Hinblick
auf ein optisch ansprechendes Erscheinungsbild des Hygieneartikels
werden auch die Abmessungen der jeweiligen Verschlussmittel als
Ganzes in der Querrichtung der Windel vorzugsweise gleich gewählt.
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Bevorzugte
Abmessungen der Verschlussmittel ergeben sich aus den abhängigen Patentansprüchen.
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Nach
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung sind die Verschlussmittel und die zugeordneten Auftreffbereiche
so ausgebildet, dass die Ablösekraft,
bei der sich die Haftverbindung zwischen dem weiter vom Hüftrand entfernt
angeordneten Verschlussmittel und dem zugeordneten Auftreffabschnitt
löst, wenigstens
45 N beträgt,
wobei diese Ablösekraft
als maximale Scherkraft bei einem Abzugsversuch zwischen dem Verschlussmittel
und dem Auftreffabschnitt gemessen wird. Der Begriff der Scherkraft
bedeutet dabei, dass einerseits das Verschlussmittel und andererseits
der Auftreffabschnitt in einer noch zu beschreibenden Versuchsanordnung
in einem Zugprüfgerät eingespannt
und dann in einer Ebene und unter einem Abzugswinkel von im wesentlichen
0° auseinanderbewegt
werden (bei der Bestimmung der Abschälkraft oder auch peel-Kraft
würde das
Verschlussmittel unter einem Abzugswinkel von im wesentlichen 180° abgezogen
werden, so dass das Verschlussmittel nach und nach abgelöst wird).
Bei der hier angesprochenen Bestimmung der maximalen Scherkraft
wird das Verschlussmittel quasi schlagartig bei Erreichen der hierfür erforderlichen Ablösekraft
vom Auftreffabschnitt, der durch ein Versuchssubstrat simuliert
wird, abgelöst.
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Die
vorstehend erwähnte
Ablösekraft
beträgt
bei dem hüftfern
angeordneten Verschlussmittel und dem zugeordneten Auftreffabschnitt
insbesondere höchstens
105 N, vorzugsweise zwischen 55 N und 95 N.
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Die
entsprechende Ablösekraft
bei dem hüftnah
angeordneten Verschlussmittel – wiederum
gemessen als maximale Scherkraft – beträgt vorzugsweise wenigstens
38 N. Eine bevorzugte obere Grenze stellen 60 N dar. Die Ablösekraft
liegt nach einer bevorzugten Ausführungsform zwischen 40 N und
55 N.
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Weitere
Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus
den beigefügten
Patentansprüchen
und der zeichnerischen Darstellung und nachfolgenden Beschreibung
von der Erfindung vorausgehenden Messungen der Belastungskräfte bei
Inkontinenzwindeln, der erfindungsgemäßen Inkontinenzwindel und des
Versuchsaufbaus zur Bestimmung der erwähnten Ablösekraft. Es sei darauf hingewiesen,
dass für die
jeweiligen Merkmale der Patentansprüche auch jeweils unabhängig von
ihrer Rückbeziehung
auf andere Patentansprüche
selbständig
Schutz in Anspruch genommen wird. In der Zeichnung zeigt:
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1 und 2 bei verschiedenen Tragsituationen ermittelte
Kräfte,
die im Verschlusssystem von Inkontinenzwindeln auftreten;
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3 eine Draufsicht auf eine
erfindungsgemäße Inkontinenzwindel
in schematischer Darstellung und
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4 den Versuchsaufbau zur
Bestimmung der maximalen Ablösekraft.
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Die 1 und 2 zeigen das Ergebnis von Untersuchungen
von Zugkräften,
die bei verschiedenen Tragesituationen von Inkontinenzwindeln für Erwachsene
im Bereich der Verschlussmittel gemessen wurden. Die Untersuchungen
wurden anhand zweier Versuchspersonen durchgeführt. Dabei wurden eher große und schwere
Versuchspersonen ausgewählt,
die aber zusätzlich
unterschiedlichen Konstitutionstypen, nämlich eher korpulent bzw. eher
schlank, zugeordnet wurden. Es wurden des weiteren verschiedene
Tragesituationen nachempfunden. Einmal (1) wurden mobile Patienten mit normalem
Bewegungsablauf simuliert, und zwar während des Gehens und Hockens,
als beispielhafter Bewegungszustände.
Zudem wurde noch zwischen einer hohen Windelanlegespannung und einer
niedrigen Windelanlegespannung unterschieden, die durch strammes
oder straffes Schließen
der Windel durch entsprechendes Positionieren der Verschlusselemente
variiert werden kann (1 links
und rechts). Es sind dann in einem jeweiligen Block in 1 der Mittelwert und der
Maximalwert der gemessenen Kraftwerte (Zugspannungskräfte) jeweils
für das
obere und für
das untere tage-förmige
Verschlussmittel angegeben.
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Man
erkennt, dass bei beiden Belastungssituationen, Hocken und Gehen,
sowohl bei hoher als auch bei niedriger Anlegespannung die im oberen,
also hüftnah
angeordneten Verschlussmittel gemessenen Kräfte geringer sind als die im
unteren, also hüftfern
angeordneten Verschlussmittel gemessenen Kräfte.
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Messtechnisch
wurden die Zugkräfte
dadurch ermittelt, dass in die jeweiligen tapeförmigen Verschlussmittel Dehnmessstreifen
als spezielle Zugkraftsensoren integriert wurden.
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2 zeigt das Ergebnis weiterer
Zugspannungsmessungen im Verschlusssystem einer gattungsgemäßen Inkontinenzwindel
für Erwachsene,
wobei wiederum jeweils der Mittelwert und der Maximalwert von einer
Mehrzahl von Messungen in verschiedensten Praxissituationen angegeben
ist. Bei der Simulation mobiler Patienten sind diese verschiedenen
Praxissituationen oder Tragesituationen gegeben u. a. durch Gehen
auf einer Ebene, Treppensteigen, Bücken, Hocken, Vorbeugen, Hinlegen,
Hin- und Herrutschen, Aufstehen. Bei der Simulation immobiler, pflegebedürftiger
Patienten, die von einer Pflegeperson zumeist liegend manipuliert werden,
sind diese Praxissituationen gegeben u. a. durch Anwinkeln einer
oder zweier Beine, Hochstellen des Fußteils oder des Oberkörperteils
eines klinischen Bettes, Drehen der Versuchsposition in 30°, 60°, 90° oder 135° Seitenlage
und Zurückdrehen,
Durchführen
eines Bettwäschewechsels
bei liegenden Patienten. Die jeweils dargestellten Blöcke zeigen
wieder am Mittelwert und Maximalwert beim oberen (hüftnahen) und
unteren (hüftfernen)
Verschlussmittel, wobei zusätzlich
zwischen den eingangs erwähnten
Konstitutionstypen korpulent bzw. schlank unterschieden wird. Auch
hier zeigen die Untersuchungen eindeutig, dass das untere, also hüftfern angeordnete
Verschlusssystem, stärker
beansprucht wird als das obere, also hüftnahe Verschlusssystem.
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3 zeigt schematisch in der
Draufsicht eine erfindungsgemäße Inkontinenzwindel 2 mit
einem Rückbereich 4,
einem Vorderbereich 6 und einem dazwischen liegenden Mittel- oder Schrittbereich 8 sowie
mit Längsseitenrändern 10, 12 von
Vorderbereich 6 und Rückbereich 4 und
mit Hüfträndern 14, 16.
Ferner ist ein verhältnismäßig schmaler
Saugkörper 18 dargestellt.
In Längsrandabschnitten 18, 20 eines
jeweiligen Seitenabschnitts 22, 24 des Rückbereichs 4 sind
ein hüftnah
angeordnetes Verschlussmittel 24 und ein hüftfern angeordnetes
Verschlussmittel 26 im Abstand h von 105 mm voneinander
vorgesehen, die vorliegend auf die Sichtseite der Inkontinenzwindel 2 gefaltet
sind. Sie lassen sich nach außen
auffalten, so dass sie über
den jeweiligen Längsrand 10, 12 in
einer Querrichtung 28 der Windel 2 vorstehen.
Sie könnten
aber auch ganz innerhalb der Seitenabschnitte 22, 24 vorgesehen
sein. Senkrecht zu dieser Querrichtung 28 verläuft eine Längsrichtung 30 der
Inkontinenzwindel 2.
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Die
schematisch dargestellten Verschlussmittel 24, 26 können klebend
oder mechanisch haftend, etwa mittels eines Haken/Schlaufenmaterials,
ausgebildet sein. Es handelt sich hierbei insbesondere um Längsabschnitte
eines in Längs-
oder Querrichtung zugeführten
endlosen Streifen- oder Bandmaterials, welche im "cut and place"-Verfahren im Rückenbereich 4 der
Inkontinenzwindel 2 angeordnet werden.
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Im
dargestellten Fall mag die angedeutete flächenhafte Erstreckung der Verschlussmittel 24, 26 auch deren
aktiven Haftbereich darstellen, also etwa eine vollflächige Kleberbeschichtung
der Verschlussmittel, gegebenenfalls mit einem nicht beschichteten
Anfassbereich, so dass man erkennt, dass die Fläche dieses aktiven Haftbereichs
bei dem hüftfern
angeordneten Verschlussmittel 26 größer ist als bei dem hüftnahen
Verschlussmittel 24. Dies führt dann, insbesondere bei
funktional gleich ausgebildeten Verschlusssystemen, erfindungsgemäß zu einer
stärkeren
Haftverbindung bei dem hüftfernen
Verschlussmittel 26, die sich erst bei einer höheren Ablösekraft
löst, als
bei dem hüftnahen
Verschlussmittel 24. Diese Haftverbindung ergibt sich, wenn
die Windel 2 an einen Benutzer angelegt wird und die Verschlussmittel 24, 26 auf
ihnen zugeordnete Auftreffbereiche 32, 34 im Vorderbereich 6 der
Windel aufgebracht oder aufgedrückt
werden. Es erweist sich als vorteilhaft und einfach, wenn die jeweiligen
Auftreffbereiche 32, 34 gleich ausgebildet werden;
sie können, insbesondere
von der Oberseite eines Schichtmaterials der Windel gebildet werden,
beispielsweise von einer Folienschicht der Windel, etwa aus Polyethylen
oder aus Polypropylen. Es kann sich dabei aber auch um ein auf eine
Windelseite aufgebrachtes Haken- oder Schlaufenmaterial handeln.
Auf die eingangs gemachten Ausführungen
zur Ausbildung der Auftreffabschnitte wird ausdrücklich hingewiesen. Wenn also
die Verschlussmittel 24, 26 und die zugehörigen Auftreffbereiche 32, 34 funktional
gleich ausgebildet sind, so führt – wie im
dargestellten Fall - die größere flächenhafte
Erstreckung des hüftfern
angeordneten Verschlussmittels 26 zu einer stärkeren Haftverbindung.
Anders ausgedrückt,
kann mit der Erfindung erreicht werden, dass dort, wo hohe Belastungen
auftreten, nämlich
bei den hüftfern
angeordneten Verschlussmitteln 26, eine entsprechende Dimensionierung
der Verschlussmittel und/oder ihrer aktiven Haftbereiche vorgenommen
wird, während
bei hüftnah
angeordneten Verschlussmitteln eine weniger aufwendige Dimensionierung
der Verschlussmittel bzw. deren aktiver Haftbereiche hinreichend
ist. Hierdurch kann der Rohmaterialeinsatz den Anforderungen entsprechend
optimiert werden. Es sei aber darauf hingewiesen, dass die erfindungsgemäß vorgeschlagene
unterschiedliche starke Ausbildung der Haftverbindung auch in anderer
Weise als durch verschieden große
Verschlussmittel oder verschieden große aktive Haftbereiche bei
Verschlussmitteln erreicht oder unterstützt werden kann. Beispielsweise
wäre es
auch denkbar, das bei den hüftfern
angeordneten Verschlussmitteln ein anderer stärker haftender Kleberauftrag
oder eine zu einer stärkeren
Haftverbindung führende
Ausbildung des Verschlussmittels und/oder des zugeordneten Auftreffbereichs
vorgesehen werden könnte.
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Wenn
vorstehend von einer stärkeren
Haftverbindung zwischen den hüftfern
angeordneten Verschlussmitteln 26 und den diesen zugeordneten
Auftreffbereichen 34 die Rede ist, so kann dies vorzugsweise durch
Angabe der Ablösekräfte, und
zwar gemessen als in einem Zugspannungstest auftretende Scherkräfte angegeben
bzw. überprüft werden.
Dies wird nachfolgend anhand des in 4 schematisch
dargestellten Versuchsaufbaus erläutert: Es wird mit dieser Prüfmethode
die Verbundhaftkraft von Tapematerialien, welche ein Verschlussmittel
simulieren, zu einem Testsubstrat, welches einen Auftreffbereich
simuliert, bestimmt. Diese Verbundhaftkraft wird mittels einer Scherbeanspruchung
in einem Zugprüfgerät ermittelt.
Es handelt sich hierbei beispielsweise um ein schematisch angedeutetes
Zugprüfgerät 40 nach
EN ISO 527-1 (vom April 1996) mit einer feststehenden Klemme 42 und
einer bewegbaren Klemme 44, die zum Einspannen des Testsubstrats 46 einerseits
und des Verschlussmittel-Tapes 48 andererseits dient.
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Zur
Probenpräparation
wird auf eine 55 mm breite Stahlplatte 50 mittels eines
doppelseitigen Klebebands 52 das ebenfalls 55 mm breite
Testsubstrat 46 aufgebracht. Es handelt sich bei dem Testsubstrat
um einen Abschnitt einer üblichen
Windel-Backsheet-Folie,
beispielsweise in Form einer Polyethylenfolie von 21 μm Dicke,
der quer zur Laufrichtung ausgestanzt ist.
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Der
das Verschlussmittel darstellende streifenförmige Abschnitt des Verschlussmittel-Tapes 48 wird mittels
eines U- förmigen Haltetapes
zwischen dessen Schenkeln fixiert. Der in der Ebene darüber hinausstehende
Abschnitt 56 trägt
eine Kleberbeschichtung mit einem Flächenauftragsgewicht von 38
g/m2 ± 4
g/m2. Es wird ein an sich üblicher
Isopren-Styrol-Copolymer haltiger Haftkleber verwendet. Wie aus
der Figur ersichtlich, wird das Tape 48 auf das Testsubstrat 46 aufgebracht
und unter einem Anpressdruck von 2,0 kg mit einer automatisierten
Anrolleinrichtung bei einer Geschwindigkeit von 300 mm/min überrollt
und dadurch angedrückt (hierfür kann eine
Anrolleinrichtung vom Typ Viehoever RDG-002-291 verwandt werden).
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Über einen
verhältnismäßig kurzen
Einspannabschnitt wird dann der Verbund aus Stahlplatte 50,
Klebeband 52 und Testsubstrat 46 in die eine Klemme 42 des
Zugprüfgeräts und das
U-förmige
Haltetape 54 in die andere Klemme 44 eingespannt.
Unter einem Abzugswinkel von im wesentlichen 0°, also in der Ebene des Flachmaterialverbunds,
wird dann die bewegliche Klemme 44 mit einer Geschwindigkeit
von insbesondere 300 mm/min von der feststehenden wegbewegt. Dabei
wird die zwischen den Klemmen auftretende Zugkraft gemessen und
in Newton auf zwei Dezimalen gerundet und unter Angabe der Probenbreite,
die vorzugsweise 29 mm betragen kann, angegeben. Bei den nachfolgend
wiedergegebenen Messwerten handelt es sich jeweils um die Mittelwerte
von sechs Einzelmessungen, wobei verschieden dimensionierte Flächen der
aktiven Haftverbindung gewählt
wurden, deren Abmessung aus den nachfolgend wiedergegebenen Tabellen
ersichtlich sind. Die Breite der verwandten Tapes 48, die
in der Windel in Querrichtung 28 erstreckt ist, beträgt bei allen Messungen
29 mm. Die als Länge
angegebene und variierende Abmessung wäre dann in der Windel in Längsrichtung 30 orientiert.
Man erkennt aus der rechten Spalte, dass das Verhältnis der
Erstreckung in Längsrichtung 30 (Länge) der
hüftnah
(oberes Tape) und hüftfern
(unteres Tape) angeordneten Verschlussmittel 24, 26 zwischen
1,2 und 2,0 liegt. Entsprechendes gilt dann auch für das Verhältnis der
Fläche
der aktiven Haftbereiche. Man erkennt, dass auch die gemessenen
Scherkräfte,
welche die Ablösekräfte, also
diejenige Kraft bezeichnen, bei der es quasi schlagartig zu einem
Ablösen
der Haftverbindung kommt, nahezu exakt dasselbe Verhältnis zeigen.
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Die
beschriebene Methode stellt daher eine Möglichkeit dar, Ablösekräfte, und
zwar als maximale Scherkräfte
unter einem Abzugswinkel von 0°,
anzugeben oder Ablösekräfte bei
verschiedenen Verschlussmittelanordnungen zu vergleichen.
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