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Die vorliegende Erfindung bezieht
sich auf eine presbyopiekorrigierende Kontaktlinse gemäß dem Oberbegriff
des Anspruches 1.
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Mit zunehmendem Alter verliert bei
jedem Menschen die Augenlinse ihre Elastizität, so dass die betroffenen
Personen in der Nähe
nicht mehr schart sehen können.
Diese nachlassende Adaptionsfähigkeit
des Auges wird als Alterssichtigkeit oder Presbyopie bezeichnet.
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Um Presbyopie zu behandeln, können die betroffenen
Personen eine Kontaktlinse erhalten. Diese Kontaktlinsen korrigieren
zum einen die sphärische
und ggf. zylindrische Fehlsichtigkeit des Auges. Zum anderen erzeugen
sie in Verbindung mit den optischen Elementen des Auges (Hornhaut
und Augenlinse) eine Mehrzahl unterschiedlicher Brennpunkte, sind
also bi- oder multifokal.
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Presbyopiekorrigierende Kontaktlinsen
haben mindestens eine Nahsicht- und eine Fernsichtzone und können nach
ihrem Wirkprinzip in zwei Kategorien eingeteilt werden: simultane
oder alternierende Kontaktlinsen. Bei simultanen presbyopiekorrigierenden
Kontaktlinsen liegen Nahsicht- und Fernsichtzone stets gleichzeitig
vor der Pupille, während
bei alternierenden Kontaktlinsen stets nur eine einzige Zone vor
der Pupille liegt. Beiden Systemen liegt die Überlegung zu Grunde, das einfallende
Licht möglichst
auf den Punkt schärfsten
Sehens auf der Netzhaut, die Fovea Centralis, zu fokussieren. Bei
alternierenden Linsen wird ohnehin in jeder Stellung des Auges nur
ein einziger Brennpunkt gebildet, der möglichst nah an der Fovea Centralis
liegt. Bei bekannten simultanen Linsen liegen die Brennpunkte der
Nah- und Fernsichtzonen räumlich
hintereinander und zur Fovea Centralis zentriert.
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Refraktive, simultane presbyopiekorrigierende
Kontaktlinsen sind daher herkömmlich
so geformt, dass sie ringförmige,
konzentrische Zonen mit jeweils unterschiedlicher Brechkraft aufweisen.
Dabei wechseln sich Zonen für
das Distanz-Sehen mit Zonen für
das Nah-Sehen ab, wie es in der
US 5,835,192 beschrieben
ist. Die
US 5,691,797 offenbart,
dass zwischen ringförmigen
Zonen für
das Distanz-Sehen und Zonen für
das Nah-Sehen Zwischenzonen
eingefügt
werden können,
die eine mittlere Brechkraft aufweisen. Sie stellt damit für die vorliegende
Erfindung die Gattung dar.
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Nachteilig an solchen Strukturen
ist, dass Bilder aus dem Nahbereich und Bilder aus dem Fernbereich
auf denselben Punkt auf der Netzhaut des Auges fokussiert werden.
Die Bilder aus dem Nah- und Fernbereich überlagern sich. Jedes Bild
stellt für
das jeweils andere Bild einen verwaschenen Licht-Hintergrund dar.
Das Gehirn des Betrachters muss nun aus dem Gesamtbild herausfiltern,
welche Anteile aus dem Nahbereich und welche aus dem Fernbereich stammen.
Es ist kaum vermeidbar, dass dabei Irrtümer auftreten. Weiter erschwert
wird die Aufgabe für das
Gehirn bei sich ändernder
Beleuchtungs-Intensität
dadurch, dass sich die Pupille des Betrachters öffnet oder schließt und daher
unterschiedlich viele Nahsicht- und Fernsichtzonen der Kontaktlinse
zum Gesamtbild auf der Netzhaut beitragen. Insbesondere ändert sich
im Gesamtbild der prozentuale Beitrag des Nahbereichs gegenüber dem
Beitrag des Fernbereichs. Dies kann beispielsweise beim nächtlichen Autofahren
zu Schwierigkeiten führen,
wenn die Beleuchtung mal sehr hell, dann wieder sehr schwach ist.
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Bei diffraktiven, simultanen Kontaktlinsen wird
die Beugung an feinen, ringförmigen
Strukturen auf der Kontaktlinse ausgenutzt, um ebenfalls mehrere
Foki hintereinander zu erzeugen. Das Problem der Überlagerung
der Bilder auf der Netzhaut ergibt sich in gleicher Weise wie bei
refraktiven simultanen Kontaktlinsen. Zudem kommt hinzu, dass bei
der Beugung ein großer
Anteil des Lichtes, ca. 20%, in höhere Beugungsordnungen verloren
geht. Dadurch verschlechtert sich die Sehfähigkeit des Benutzers insbesondere
bei schwacher Beleuchtung.
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Bei alternierenden Kontaktlinsen
erfolgt das Umschalten von Fern- auf Nahsicht, indem der Kontaktlinsenträger seine
Blickrichtung ändert
und so durch eine andere Zone der Linse blickt. Eine solche Kontaktlinse
ist in der
DE 32 19
585 A1 offenbart. Im mittleren Bereich dieser Kontaktlinse
liegt stets eine Fernsichtzone, in der die Brechkraft auf fernliegende Objekte
eingestellt ist. Eine Nahsichtzone ist sektorförmig auf der Kontaktlinse angeordnet.
Der Übergang
zwischen Nahsichtzone und Fernsichtzone ist möglichst schart, im Idealfall
eine Kante, da stets nur eine einzige Zone zum Sehen beitragen soll
und durch einen Übergangsbereich
lediglich der vom Auge zum Umschalten zwischen Fern- und Nahsicht zurückzulegende
Weg unnötig
vergrößert würde. In der
Regel liegt die Nahsichtzone unten, da zum Nahsehen, beispielsweise
beim Lesen, meistens der Blick gesenkt wird. Eine alternierende
Kontaktlinse vermeidet zwar die Vermischung der Bilder, ist jedoch insgesamt
nachteilig, da sie die Nahsicht nur in einer bestimmten Blickrichtung
erlaubt. Liegt ein zu betrachtendes, nahes Objekt in einer anderen
Richtung oder rotiert die Kontaktlinse auf dem Auge, so kann der
Kontaktlinsenträger
nicht mehr auf das Objekt fokussieren.
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Sowohl simultane, als auch alternierende presbyopiekorrigierende
Kontaktlinsen weisen folglich Probleme hinsichtlich der Sehfähigkeit
ihres Benutzers auf.
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Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung
ist es, bekannte Kontaktlinsen zur Korrektur von Presbyopie im Hinblick
auf eine gesteigerte Sehfähigkeit des
Benutzers zu verbessern.
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Diese Aufgabe wird gelöst durch
eine Kontaktlinse mit den Merkmalen des Anspruches 1.
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Die erfindungsgemäße presbyopiekorrigierende
Kontaktlinse verbindet die Vorteile alternierender Kontaktlinsen
mit denen simultaner Kontaktlinsen, indem sie vom herkömmlichen
Ziel der Fokussierung aller Lichtstrahlen auf der Fovea Centralis abweicht.
Durch die rotations-asymmetrische Anordnung der mindestens einen
Nahsichtzone und der mindestens einen Fernsichtzone werden die jeweiligen
Brennpunkte für
Nah- und Fernsicht auf der Netzhaut des Benutzerauges räumlich lateral
voneinander getrennt, während
die Bilder aus dem Nah- und Fernbereich simultan entstehen. Dies
bietet mehrere entscheidende Vorteile: Zum einen stellt es eine
Erleichterung für
das Gehirn dar, das die Bilder nun nicht mehr voneinander trennen
muss, so dass eine verwirrende Vermischung der Bilder vermieden wird.
Zum anderen führt
die verringerte Vermischung der Bilder dazu, dass sich der Visus
des Betrachters, d.h. sein Auflösungsvermögen, entscheidend
verbessert. Ein weiterer, wichtiger Vorteil bietet die im Wesentlichen
zentrische Anordnung des Übergangsbereiches
in Bezug auf die optische Achse der Kon taktlinse. Um die optische
Achse der Kontaktlinse liegt derjenige Bereich, durch den das Auge
des Benutzers am häufigsten
hindurch blicken wird. Die zentrische Anordnung des Übergangsbereiches
stellt daher sicher, dass das Auge sowohl einen Teil der Nahsichtzone,
als auch einen Teil der Fernsichtzone gleichzeitig erfasst.
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Vorteilhaft ist es, wenn auf fiktiven
kreisförmigen
Bereichen mit verschiedenen, beliebigen Radien um den Mittelpunkt
der Kontaktlinse die jeweiligen Anteile der Nahsicht- und Fernsichtzonen
im Wesentlichen konstant sind. Daraus folgt, dass die Anteile der
Nahsicht- und Fernsichtzonen nahezu unabhängig vom Öffnungsgrad der Pupille werden,
da stets gleich große
Anteile erfasst werden. Dies wiederum verhindert, dass sich bei
einer Änderung
der Beleuchtungsintensität
bedingt durch ein Öffnen
oder Schließen
der Pupille die relativen Beiträge
des Fernsicht- und Nahsichtbildes ändern, was den Benutzer verwirren
könnte.
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Zweckmäßig ist eine solche Aufteilung,
bei der der Anteil der Nahsichtzone oder Nahsichtzonen in dem fiktiven
kreisförmigen
Bereich zwischen 25 und 60% liegt, noch spezieller zwischen 40 und
55%. Ein Spezialfall bestünde
darin, dass die Anteile der Nahsichtzonen und der Fernsichtzonen
in mindestens einem fiktiven kreisförmigen Bereich einander gleich
sind. Damit würden
die Intensitäten
der Nahsicht- und Fernsichtbilder auf der Netzhaut in etwa gleich
stark.
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Zur Korrektur der Fehlsichtigkeit
eines Benutzerauges kann die presbyopiekorrigierende Kontaktlinse
eine mittlere sphärische
und/oder zylindrische Brechkraft aufweisen. Dieser mittleren Brechkraft
sind dann die Nahsicht- und Fernsichtzonen mit höherer, beziehungsweise niedrigerer
Brechkraft überlagert.
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In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel weist
die erfindungsgemäße Kontaktlinse
genau eine Nahsicht- und eine Fernsichtzone auf. So muss das Gehirn
des Betrachters auf der Netzhaut nur zwischen einem einzigen Nahbild
und einem einzigen Fernbild unterscheiden, was eine Veriwirrung
zwischen den Bildern weiter verringert.
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Eine weitere vorteilhafte Variante
der Kontaktlinse besteht darin, dass die Verteilung der lokalen
Brechkräfte
der Kontaktlinse abzüglich
einer mittleren sphärischen
und/oder zy lindrischen Brechkraft im Wesentlichen einer Koma entsprechen.
Als Koma wird in der Optik üblicherweise
ein bestimmter Abbildungsfehler von sphärischen Linsen bezeichnet,
bei dem seitlich der optischen Achse gelegene Punkte in Form eines
Kometenschweifes abgebildet werden, da die von den Punkten ausgehenden
Lichtstrahlen unter einem Winkel zur optischen Achse der Linse einfallen.
Mathematisch beschreiben lässt
sich der Effekt der Koma besser wellenoptisch. Die Wellenfront besteht
in einer wellenoptischen Beschreibung aus denjenigen Punkten, auf
denen das Licht dieselbe Phase hat. Wellenfronten haben häufig eine
sehr komplizierte Struktur. Mathematisch beschreiben lassen sie
sich durch eine Zerlegung in zueinander orthogonale Funktionen.
Ein Beispiel für
eine solche Zerlegung, mit deren Hilfe sich insbesondere Wellenfronten
für optische
Systeme mit kreisförmigen Öffnungen
beschreiben lassen, ist eine Zerlegung in Zernike-Polynome. Diese
Zernike-Polynome Z haben folgende Struktur:

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Dabei ist θ der Azimutwinkel in der Ebene der Öffnung mit
0 ≤ θ ≤ 2π und ρ ist der
normierte radiale Abstand vom Mittelpunkt der Öffnung, d.h. 0 ≤ ρ ≤ 1
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Der radiale Anteil des Zernike-Polynoms
ist die sogenannte Radiale Funktion:
n wird als die „Ordnung"
jedes Terms bezeichnet. Es gilt: n ≥ 0 n und l sind immer entweder
beide gerade oder beide ungerade; alle anderen Terme entfallen. Für l gilt
in Abhängigkeit
von n: |l| ≤ n
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Für
jede mögliche
Kombination aus n und l ergibt sich m zu
Ein Beispiel: Für die dritte
Ordnung ist n=3. Für
l stehen
dann die Werte -3, -1, 1 und 3 zur Verfügung. In den Termen mit n=3
und l=1, -1 ist m=1. In der Radialen Funktion R
n
l nimmt der Index s daher die Werte s=0 und
s=1 an.
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Die Terme im Zernike-Polynom Z, die
sich für diese
Werte ergeben, haben folgende Form:
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Diese beiden Terme (n = 3, l = 1,
-1) werden als Koma dritter Ordnung bezeichnet. Die Oberflächenformen,
die mit diesen Termen beschrieben werden, unterscheiden sich nur
durch eine Drehung um 90° in
Azimutrichtung. Sie sind in 5 in
perspektivischer Ansicht dargestellt.
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Die beiden Terme mit n = 5 und l
= 1, -1 (m = 2) werden als Koma fünfter Ordnung bezeichnet.
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Eine komaförmige Verteilung der lokalen Brechkräfte schafft
gerade eine Nahsicht- und eine Fernsichtzone, die sich in Bezug
auf den Mittelpunkt der Kontaktlinse genau gegenüber liegen. Untersuchungen
haben gezeigt, dass eine solche Verteilung der Brechkräfte beim
Benutzer der Kontaktlinse zu einer besonders guten Sehfähigkeit,
insbesondere einem besonders hohen Visus führt. Dies gilt sowohl für eine Verteilung
der lokalen Brechkräfte
gemäß einer
Koma dritter Ordnung, als auch einer Verteilung gemäß einer
Koma fünfter
Ordnung. Mit „im
Wesentlichen komaförmig"
ist gemeint, dass die Verteilung der Brechkräfte nicht exakt dem entsprechenden Term
im Zernike-Polynom gleichen muss. Beispielsweise ist es möglich, dass
die Verteilung gegenüber einer
mathematisch exakten Koma in jeder radialen Richtung oder nur in
bestimmten radialen Vorzugsrichtungen gedehnt oder gestaucht ist.
Zudem wäre es
möglich,
dass die Koma unter einer seitlichen Neigung, einem sogenannten
Tilt, liegt. Dies könnte dazu
führen,
dass der Nahsichtteil etwas stärker
ausgebildet wäre
als der Fernsichtteil oder umgekehrt.
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Die Brechkraft-Differenz zwischen
einer Zone maximaler und einer Zone minimaler lokaler Brechkraft
der Kontaktlinse beträgt
vorzugsweise zwischen 0,5 und 7 Dioptrien. Die jeweils gewählte Stärke würde sich
nach dem Grad der Presbyopie des Benutzers richten. Für die meisten
Benutzer wäre
eine Brechkraft-Differenz zwischen 0,7 und 5 Dioptrien ausreichend.
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Sehr zweckmäßig ist es, wenn die erfindungsgemäße presbyopiekorrigierende
Kontaktlinse Mittel zur Lagestabilisierung auf dem Auge, insbesondere
zur Rotationsstabilisierung aufweist. Damit wird gewährleistet,
dass die Nah- und Fernbilder stets in gleicher Weise zueinander
auf der Netzhaut angeordnet sind, was dem Benutzer das Sehen erheblich
erleichtert. Rotationsstabilität
kann beispielsweise durch Beschweren des unteren Kontaktlinsenrandes
oder durch Abflachen der unteren und oberen Trageränder der
Kontaktlinse erzielt werden. Die jeweilige Anordnung der Nahsicht-
und Fernsichtzonen in der stabilisierten Stellung ist weitgehend
unerheblich. Es wäre
beispielsweise möglich,
dass die Zonen horizontal nebeneiner oder vertikal übereinander
liegen, aber auch eine diagonale Anordnung wäre denkbar. Entscheidend ist
lediglich, dass die einmal gewählte
Anordnung stabil bleibt, damit sich das Gehirn des Betrachters an
die räumliche
Trennung der Bilder gewöhnen
kann.
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Mittels eines besonderen Herstellungsverfahrens
können
presbyopiekorrigierende Kontaktlinsen hergestellt werden, die an
die individuellen Bedürfnisse
des Benutzers angepasst sind. Dazu werden die gemessenen Aberrationen
eines Auges berücksichtigt
und damit die Verteilung der lokalen refraktiven Eigenschaften des
Auges. Vorzugsweise werden vor der Herstellung der Kontaktlinse
die optischen Aberrationen nicht des Auges allein, sondern eines
Auges mit aufsitzender Kontaktlinse gemessen. Auf diese Weise wird
berücksichtigt,
welche Form die Kontaktlinse auf dem Auge annimmt und welche Aberrationen
sich in dem gesamten optischen System ergeben. Die Kontaktlinse
wird dann so hergestellt oder bearbeitet, dass das resultierende gesamte
optische System aus Auge und Kontaktlinse mindestens eine Nahsichtzone
und mindestens eine Fernsichtzone aufweist, die rotations-asymmetrisch zur
optischen Achse des Systems angeordnet sind. Damit wird bei der
Herstellung der benutzerspezifischen Kontaktlinse berücksichtigt,
dass der Übergangsbereich
zwischen Nahsicht- und Fernsichtzone nicht unbedingt zentrisch auf
der Kontaktlinse angeordnet sein muss, sondern dass es wichtig ist,
ihn zentrisch vor der Pupille des Benutzerauges anzuordnen. Wie
oben ausgeführt,
wird damit erreicht, dass sich die jeweiligen Anteile des Nah- und
Fernbereiches beim Öffnen
oder Schließen
der Pupille kaum ändern.
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Um die Bewegung der Kontaktlinse
auf dem Auge zu berücksichtigen,
ist es vorteilhaft, die gemessenen Werte der optischen Aberrationen
des Auges über
den gemessenen Bereich hinaus mathematisch zu extrapolieren. So
werden Kanten auf der Kontaktlinse vermieden, die die Sehfähigkeit
beeinträchtigen
könnten.
Die Ränder
der Nah- und Fernsichtzonen gehen weich in die umliegenden Bereiche über.
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In einer besonderen Ausführungsform
wird die Kontaktlinse so hergestellt, dass bedingt durch die Anordnung
einer Nahsichtzone, einer Fernsichtzone und des Übergangsbereiches eine von
einem Punkt auf der Netzhaut des Auges ausgehende Wellenfront nach
dem Durchgang durch das Auge und die Kontaktlinse im Wesentlichen
eine Koma aufweist. Wie oben ausgeführt, erzielen Benutzer mit
einer solchen Wellenfront die beste Sehfähigkeit.
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Zudem kann auch die Lage der auf
dem Auge aufsitzenden Kontaktlinse gemessen und bei der Herstellung
berücksichtigt
werden. Die Lagedaten können
dabei die horizontale und/oder vertikale Dezentrierung der Kontaktlinse
gegenüber
der Pupille des Auges umfassen. Bei zylindrischen Kontaktlinsen
kann zudem die Lage der Zylinderachse, beziehungsweise bei richtungsstabilisierten,
markierten Kontaktlinsen die Lage der Markierungsachse gemessen
werden.
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Um besonders aussagekräftige Werte
zu erhalten, kann die Messung der Lagedaten über eine Mehrzahl von Messzeitpunkten
erfolgen und anschließend
aus den gemessenen Lagedaten ein bestimmter Wert berechnet werden,
der dann der Herstellung der Kontaktlinse zugrunde gelegt wird.
Bei dem berechneten Wert kann es sich beispielsweise um das Maximum
einer Häufigkeitsverteilung
der Messwerte oder um einen Mittelwert der Messwerte handeln. Er
gibt eine Vorzugslage der Kontaktlinse auf dem Auge an.
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Es bietet sich an, zur Messung der
optischen Aberrationen des Auges beziehungsweise des Augenkontaktlinsen-Systems
eine Wellenfrontmessung durchzuführen,
beispielsweise mittels eines Hartmann-Shack-Sensors. Mit einer solchen
Messung können
auch die höheren
Aberrationen erfasst werden. Zudem kann die herzustellende Form
der Kontaktlinse aus der gemessenen Wellenfront auf einfache Weise
berechnet werden, indem die Abweichung der gemessenen Wellenfront
von einer Soll-Wellenfront ermittelt wird. Vorzugsweise wird eine
solche Soll-Wellenfront verwendet, die selbst eine Koma aufweist.
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Eine Möglichkeit für die Herstellung der Kontaktlinse
besteht darin, dass die auf das Auge aufgesetzte und auf ihm vermessene
Kontaktlinse nachbearbeitet wird. Dies hat den Vorteil, dass ihr
Verhalten auf dem Auge des Benutzers gut bekannt ist. Das Verfahren
kann insbesondere mit harten Kontaktlinsenmaterialien durchgeführt werden.
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Eine andere Möglichkeit besteht darin, zur Messung
der optischen Aberrationen des Auges zunächst eine hydratisierte (oder
hydrierte), weiche Kontaktlinse auf das Auge aufzusetzen und anschließend einen
zu ihr herstellungsgleichen Kontaktlinsen-Rohling entsprechend der
gemessenen Daten vor seiner Hydratisierung nachzubearbeiten. Dieses Verfahren
bietet für
weiche Kontaktlinsenmaterialien enorme Vorteile. Um das Verhalten
der Kontaktlinse auf dem Auge festzustellen, muss das Kontaktlinsenmaterial
hydratisiert werden. Im hydratisierten Zustand ist das Material
jedoch nicht auf vorhersagbare Weise zu bearbeiten, da sich durch
eine Verminderung des Wasseranteils während der Nachbearbeitung die
Materialeigenschaften ändern
können.
Um diesen Nachteil zu vermeiden, wird ein herstellungsgleicher Kontaktlinsen-Rohling
vor seiner Hydratisierung bearbeitet, da in diesem Zustand die Bearbeitung
sehr exakt vorhersagbar durchführt
werden kann.
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Zum Herstellen der Kontaktlinse stehen
verschiedene Bearbeitungsverfahren zur Verfügung, beispielsweise Gussverfahren,
Abtragsverfahren, Komprimierungsverfahren oder Materialablagerungsverfahren.
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Besonders gute Ergebnisse werden
durch ein Material-Abtragsverfahren mittels Laserstrahlung erzielt.
Dabei können
sowohl UV-Laser mit einem fotoablativen Abtragspro zess, als auch
Ultrakurzpuls-Laser mit einem fotodisruptiven Abtragsverfahren zum
Einsatz kommen.
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Im Folgenden werden vorteilhafte
Ausführungsbeispiele
der Erfindung anhand einer Zeichnung dargestellt. Es zeigen:
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1 eine
Draufsicht auf ein erstes Ausführungsbeispiel
einer ertindungsgemäßen presbyopiekorrigierenden
Kontaktlinse,
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2 eine
Draufsicht auf ein zweites Ausführungsbeispiel
einer erfindungsgemäßen presbyopiekorrigierenden
Kontaktlinse,
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3 eine
Draufsicht auf ein drittes Ausführungsbeispiel
einer Kontaktlinse,
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4 eine
schematische Ansicht eines Auges mit aufgesetzter, erfindungsgemäßer Kontaktlinse,
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5 eine
perspektivische Ansicht eines Höhenprofils
einer reinen Koma dritter Ordnung und einer Sphäre,
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6 eine
perspektivische Ansicht eines Höhenprofils,
das sich durch Summation der in 4 gezeigten
Koma und Sphäre
ergibt, und
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7 eine
perspektivische Ansicht eines vierten Ausführungsbeispiels einer presbyopiekorrigierenden
Kontaktlinse.
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Gleiche Teile sind in allen Figuren
jeweils mit gleichen Bezugszeichen versehen.
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1 zeigt
ein erstes Ausführungsbeispiel einer
erfindungsgemäßen, presbyopiekorrigierenden Kontaktlinse 1.
Die Kontaktlinse 1 ist richtungsstabilisiert, indem sie
abgeflachte untere und obere Trageränder 2 aufweist. Bedingt
durch den Lidschlag richten sich die Trageränder 2 der Kontaktlinse 1 auf
dem Auge im Wesentlichen nach oben beziehungsweise nach unten aus.
Die Kontaktlinse 1 kann sowohl aus hartem, als auch aus
weichem Kontaktlinsenmaterial geformt sein. An der breitesten Stelle
des unteren Tragerandes 2 ist eine kreuzförmige Markierung 3 angebracht.
Ein verlängerter
Arm der Markierung 3 ist auf den Mittelpunkt 4 der
Kontaktlinse 1 ausgerichtet. Er gibt damit die Lage einer
Markierungsachse 5 an, die sich von der Markierung 3 zum
Kontaktlinsenmittelpunkt 4 erstreckt.
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Zwischen den Tragerändern 2 verbleibt
auf der kreisförmigen
Kontaktlinse 1 eine ellipsenförmige optische Zone 6,
durch die der Träger
der Kontaktlinse 1 hindurchblicken kann, wenn die Zone 6 vor
seiner Pupille 7 angeordnet ist. Die Kontaktlinse 1 ist
so geformt, dass der Mittelpunkt 4 der Kontaktlinse meistens
direkt über
dem Mittelpunkt der Pupille 7 des Benutzers liegt.
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Die optische Zone 6 der
Kontaktlinse 1 weist drei schraffiert gezeichnete Zonen
mit unterschiedlicher Brechkraft auf: Eine Nahsichtzone 8 mit
relativ hoher Brechkraft, eine Fernsichtzone 9 mit niedrigerer
Brechkraft sowie einen Übergangsbereich 10,
in dem die unterschiedlichen Brechkräfte kontinuierlich ineinander übergehen.
Die lokalen Änderungen
in der Brechkraft sind durch die jeweilige innere und äußere Oberflächentopografie
der Kontaktlinse 1 bedingt. Bereiche mit einer stärkeren Krümmung weisen
dabei eine größere Brechkraft
auf als Bereiche mit einer geringeren Oberflächenkrümmung.
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Es wäre jedoch auch denkbar, die Änderungen
in der Brechkraft bei konstanter Oberflächenkrümmung durch Änderungen
in der lokalen Materialzusammensetzung zu erreichen. Dazu könnte das Material
der Kontaktlinse beispielsweise lokal so dotiert werden, dass Zonen
mit einem höheren
Brechungsindex und Zonen mit einem niedrigeren Brechungsindex entstehen.
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In den einzelnen Zonen 8, 9, 10 ist
die jeweilige Brechkraft nicht notwendigerweise konstant. Beispielsweise
kann die lokale Brechkraft an einem Punkt der Nahsichtzone 8 ein
Maximum annehmen und zum Rand der Nahsichtzone 8 hin niedriger
werden. Entsprechend könnte
die lokale Brechkraft an einem Punkt der Fernsichtzone 9 ein
Minimum annehmen und zum Rand der Fernsichtzone 9 hin zunehmen.
Entscheidend ist vor allem, dass die Brechkräfte der Nahsichtzone 8 und
der Fernsichtzone 9 im Übergangsbereich 10 ohne
eine Kante beziehungsweise ohne einen Sprung in der Brechkraft weich
ineinander übergehen.
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Der Übergangsbereich 10 ist
zentrisch auf der Kontaktlinse 1 angeordnet, der Mittelpunkt 4 der Kontaktlinse 1,
durch den die optische Achse der Kontaktlinse 1 verläuft, liegt
demnach im Übergangsbereich 10.
In horizontaler Richtung beträgt
die Breite des Übergangsbereiches 10 nur
etwa 50μm
bis 1 mm, vorzugsweise etwa 100 bis 300 μm, damit auch noch bei starker
Beleuchtung und somit verengter Pupille 7 sowohl ein Teil
der Nahsichtzone 8, als auch ein Teil der Fernsichtzone 9 vor
der Pupille 7 liegen. Nur in einer solchen Situation, in
der die Pupille 7 sowohl einen Teil der Nahsichtzone 8,
als auch einen Teil der Fernsichtzone 9 erfasst, ist für den Träger der Kontaktlinse 1 gleichzeitig
Nah- und Fernsicht möglich.
Im Zusammenspiel mit den lichtbrechenden Eigenschaften des Auges
des Kontaktlinsenträgers entstehen
auf dessen Netzhaut zwei räumlich
nebeneinander liegende Bilder – eines
aus dem Nahbereich und eines aus dem Fernbereich, da die Anordnung der
Nahsichtzone 8 und der Fernsichtzone 9 auf der Kontaktlinse 1 rotations-asymmetrisch
ist. Richtet sich die Kontaktlinse 1 auf dem Auge in der
in 1 gezeigten Weise
aus, so liegen die beiden Bilder horizontal nebeneinander.
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Öffnet
sich die Pupille 7 des Kontaktlinsenträgers bei schwächer werdender
Beleuchtung, so erfasst die Pupille 7 einen größeren, stets
kreisförmigen
Bereich der optischen Zone 6. Bedingt durch die Form der
Nahsichtzone 8, der Fernsichtzone 9 und des Übergangsbereiches 10 bleiben
die jeweiligen Anteile der Nahsichtzone 8 und der Fernsichtzone 9 dabei
im Wesentlichen konstant. Im dargestellten Ausführungsbeispiel sind, ausgehend
vom Mittelpunkt 4 der Kontaktlinse 1, die jeweiligen
Anteile der Nahsicht- und Fernsichtzonen 8, 9 einander
auf kreisförmigen
Bereichen um den Kontaktlinsenmittelpunkt 4 fast gleich,
unabhängig
vom Radius. Ihr jeweiliger Anteil an dem kreisförmigen Bereich um den Kontaktlinsenmittelpunkt 4 liegt
bei etwa 30%.
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2 zeigt
ein zweites Ausführungsbeispiel einer
erfindungsgemäßen Kontaktlinse 20.
Die Kontaktlinse 20 ist ebenfalls rotationsstabilisiert
durch abgeflachte untere und obere Trageränder 2, zwischen denen
sie eine optische Zone 6 aufweist. Im Unterschied zum ersten
Ausführungsbeispiel
weist die Kontaktlinse 20 zwei Nahsichtzonen 21 und
zwei Fernsichtzonen 22 auf, die jeweils etwa die Form eines
Kreisviertels einnehmen. Die Zonen 21, 22 sind so
angeordnet, dass sich die beiden Nahsichtzonen 21 genau
um 180° gegenüber liegen,
ebenso wie die beiden Fernsichtzonen 22 um 180° zueinander
versetzt sind. Zum Kontaktlinsenmittelpunkt 4 zentriert, befindet
sich zwischen den Nahsicht- und Fernsichtzonen 21, 22 ein Übergangsbereich 23 mit
einer mittleren Brechtkraft. Auch in Umfangsrichtung gehen nebeneinander
liegende Nahsicht- und Fernsichtzonen 21, 22 weich,
d.h. ohne einen Sprung in der Brechkraft, ineinander über.
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Ebenso wie im ersten Ausführungsbeispiel ist
auf der Kontaktlinse 20 die Ausdehnung des Übergangsbereiches 23 so
gering, dass auch bei relativ weit geschlossener Pupille 7 sowohl
Nahsichtzonen 21, als auch Fernsichtzonen 22 von
der Pupille 7 erfasst werden. Ferner sind auch hier die
Zonen 21, 22 so geformt und angeordnet, dass über einen
relativ weiten Bereich die jeweiligen Anteile der Nahsichtzonen 21 und
Fernsichtzonen 22 unabhängig
von einem vom Kontaktlinsenmittelpunkt 4 ausgehenden Radius
sind. Sowohl die Nahsichtzonen 21, als auch die Fernsichtzonen 22 haben
etwa einen Anteil von 30% an kreisförmigen Bereichen um den Kontaktlinsenmittelpunkt 4.
Bedingt durch die sektorförmige Anordnung
der Nahsichtzonen 21 und Fernsichtzonen 22 werden
durch die Kontaktlinse 20 vier voneinander räumlich getrennte
Bilder auf der Netzhaut des Kontaktlinsenträgers erzeugt, wovon zwei Bilder
aus dem Nahbereich und zwei Bilder aus dem Fernbereich stammen.
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3 zeigt
ein drittes Ausführungsbeispiel einer
erfindungsgemäßen presbyopiekorrigierenden Kontaktlinse 30.
Im Gegensatz zu den ersten beiden Ausführungsbeispielen ist die Kontaktlinse 30 an
einen bestimmten Benutzer angepasst worden. Dargestellt ist die
mittlere Lage, die die richtungsstabilisierte Kontaktlinse 30 bedingt
durch den Tränenfilm,
die Lidspannung und die Augenoberflächenform des Kontaktlinsenträgers bei
diesem einnimmt. In dieser mittleren Lage ist die Kontaktlinse 30 gegenüber der Pupille 7 translatorisch
dezentriert, und zwar in horizontaler Richtung um Δx, in vertikaler
Richtung um Δy. Δx und Δy bezeichnen
dabei die Abweichung des Kontaktlinsenmittelpunktes 4 vom
Mittelpunkt 31 der Pupille 7. Ferner weist die
Markierungsachse 5 der Kontaktlinse 30 nicht mehr
senkrecht nach unten, sondern sie steht unter einem Winkel zur Vertikalen.
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Ebenso wie das erste Ausführungsbeispiel einer
Kontaktlinse 1 weist auch die Kontaktlinse 30 eine
Nahsichtzone 32 mit höherer
Brechkraft, eine Fernsichtzone 33 mit niedri gerer Brechkraft
und dazwischen einen Übergangsbereich 34 mit
mittlerer Brechkraft auf. Im Gegensatz zum ersten Ausführungsbeispiel
sind die Zonen 32, 33, 34 bei der Kontaktlinse 30 nicht
mehr auf den Kontaktlinsenmittelpunkt 4, sondern statt
dessen auf den Pupillenmittelpunkt 31 zentriert. Dabei
wurde die mittlere Dezentrierung des Kontaktlinsenmittelpunktes 4 gegenüber dem
Pupillenmittelpunkt 31 berücksichtigt, die beispielsweise
durch Mittlung über
eine Vielzahl von Messzeitpunkten berechnet wurde.
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Der Übergangsbereich 34 liegt
in diesem Ausführungsbeispiel
vor dem Pupillenmittelpunkt 31. Die Nahsicht- und Fernsichtzonen 32, 33 sind
bei der in 3 dargestellten,
gemessenen mittleren Lage der Markierungsachse 5 so auf
der Kontaktlinse 30 angeordnet, dass sie sich horizontal
gegenüber
liegen. Diese mittlere Achslage der Markierungsachse 5 kann
ebenfalls über
eine Vielzahl von Messzeitpunkten ermittelt und durch Berechnung
eines Mittelwertes oder als Maximum einer Häufigkeitsverteilung der Messwerte
berechnet worden sein. Es handelt sich damit um die Stellung, die
die Kontaktlinse 30 am Häufigsten auf dem Auge des Kontaktlinsenträgers einnehmen
wird. In dieser Stellung werden zwei horizontal räumlich voneinander
getrennte Bilder auf der Netzhaut des Benutzers erzeugt.
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In 4 ist
im Horizontalschnitt schematisch ein Auge 35 gezeichnet.
Seine Hornhaut (Cornea) ist mit 36 bezeichnet, die Netzhaut
(Retina) mit 37. Die optische Achse 38 des Auges
ist diejenige Gerade, die durch den Mittelpunkt 31 der
Pupille 7 hindurch läuft.
Die Darstellung in 4 ist
nicht maßstabsgetreu.
Insbesondere ist eine erfindungsgemäße Kontaktlinse 30,
die auf das Auge 35 aufgesetzt ist, vergrößert dargestellt.
Sie befindet sich in einer lagestabilisierten Vorzugslage auf dem
Auge 35. Der Kontaktlinsenmittelpunkt 4 liegt
in dieser Vorzugslage nicht auf der optische Achse 38 des
Auges, sondern seitlich versetzt zu ihr. Die optische Achse des
gesamten Augen-Kontaktlinsen-Systems
wird jedoch durch die optische Achse 38 des Auges definiert.
Aus diesem Grund sind bei der Kontaktlinse 30 die Nah- und
Fernsichtzonen 32, 33 nicht auf den Kontaktlinsenmittelpunkt 4,
sondern auf die optische Achse 38 des gesamten Augen-Kontaktlinsen-Systems
zentriert.
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5 zeigt
eine perspektivische Darstellung des Höhenprofils einer Oberflächenform,
die sich bei einer reinen Koma dritter Ordnung ergibt. Wie oben ausgeführt, handelt
es sich dabei um denjenigen Term in einem Zernike-Polynom, der durch
die Koeffizienten n = 3 und l = 1, -1 entsteht und daher folgende
Form hat:
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Die kreisförmige Koma 40 weist
auf der einen Seite eine Senke 41 und auf der anderen Seite eine
Erhebung 42 auf. Eine radiale Achse 43 hat dieselbe
Höhe wie
der Rand der Koma 40.
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Unterhalb der Koma 40 ist
eine konvexe, sphärische
Oberfläche 44 dargestellt,
die dieselbe radiale Ausdehnung R wie die Koma 40 hat.
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Das in 6 dargestellte
Höhenprofil 50 entsteht
durch Addieren der beiden in 5 dargestellten
Höhenprofile,
d.h. der Koma 40 und der sphärischen Oberfläche 44.
Das Zentrum 51 des Höhenprofils 50 hat
dieselbe Höhe
wie der Mittelpunkt der sphärischen
Oberfläche 44,
da die Koma 40 an diesem Punkt nichts beiträgt. Im linken
Bereich heben sich die Krümmungen
der sphärischen
Oberfläche 44 und
der Senke 41 der Koma 40 gerade gegenseitig auf,
so dass in diesem Bereich eine ebene Zone 52 entsteht.
Auf der rechten Seite hingegen entsteht ein überhöhter Bereich 53, indem
die Erhebung 42 der Koma 40 zur sphärischen
Oberfläche 44 addiert
wird. Dieser überhöhte Bereich 53 hat
eine zum Rand des Höhenprofils 50 steil
abfallende Flanke 54.
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Das Höhenprofil 50 repräsentiert
stark überhöht ein Profil,
das bei einer erfindungsgemäßen presbyopiekorrigierenden
Kontaktlinse 1, 30 eingesetzt werden kann. Die
Brechkraft der sphärischen Oberfläche 44 wird
dabei so gewählt,
dass sie die mittlere sphärische
Fehlsichtigkeit des Kontaktlinsenträgers korrigiert. Die sphärische Korrektur
kann insbesondere auch Null betragen, wenn der Benutzer der Kontaktlinse 1,30 keine
sphärische
Fehlsichtigkeit hat. In diesem Fall würde die Krümmung der sphärischen
Oberfläche 44 etwa
der Krümmung
der Hornhaut 36 des Kontaktlinsenträgers entsprechen.
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Im überhöhten Bereich 53 liegt
die stärkste Oberflächenkrümmung des
Profils 50 vor, und damit auch die stärkste Brechkraft. Dieser Bereich
stellt daher die Nahsichtzone 8, 32 dar. Die schwächste Krümmung hingegen
liegt im weitgehend ebenen Bereich 52 vor, so dass dieser
Bereich die Fernsichtzone 9, 33 bildet. Die Nahsicht-
und Fernsichtzonen gehen über
das Zentrum 51 des Höhenprofils 50 weich ineinander über, so
dass am Zentrum 51 der Übergangsbereich 10, 34 liegt.
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Die radiale Ausdehnung R des Höhenprofils 50 richtet
sich nach einem mittleren Pupillenradius und beträgt daher
beispielsweise zwischen 1,5 und 4 mm. Die vertikale Ausdehnung V
zwischen dem Rand des Profils 50 und der Spitze des überhöhten Bereiches 53 ist
demgegenüber
stark überhöht dargestellt.
Bei einer realen Kontaktlinse 1, 20, 30 würde die
vertikale Ausdehnung V im Bereich einiger Mikrometer liegen, beispielsweise
zwischen 5 und 100 Mikrometern.
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Eine Kontaktlinse kann mit einem
Höhenprofil 50 versehen
werden, indem zunächst
eine sphärische
Kontaktlinse ausgewählt
wird, deren gestrichelt dargestellte, ursprüngliche Oberfläche 55 so
stark gekrümmt
ist, dass sie mit der steilsten Flanke 54 des Profils 50 übereinstimmt.
Ausgehend von der Oberfläche 55 kann
dann durch Materialabtrag, beispielsweise mittels eines Lasers,
das Oberflächenprofil 50 gewonnen
werden. Im Bereich 52 muss dafür mehr Material abgetragen
werden als im Bereich 53. Die Differenz zwischen der ursprünglichen
Oberfläche 55 und
dem Profil 50 stellt das Abtragsprofil 56 dar.
Für eine
benutzerspezifische Kontaktlinse 30 würde das Zentrum 51 des
Höhenprofils 50 so
gelegt, dass es mit dem Pupillenmittelpunkt 31 des Benutzers
möglichst
gut übereinstimmt,
da durch diesen die optische Achse 38 des Augen-Kontaktlinsen-Systems verläuft.
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Alternativ zum Abtrag von Material
von einem Oberflächenprofil 55 wäre es möglich, einen noch
nicht hydratisierten Kontaktlinsen-Rohling einzusetzen, der erst
im hydratisierten Zustand eine Oberfläche 55 hätte. Von
diesem Kontaktlinsen-Rohling könnte
dann in einer solchen Weise Material abgetragen werden, dass der
nachbearbeitete Kontaktlinsen-Rohling nach seinem Hydratisieren
die Oberflächenform 50 hätte. Bei
weichen Kontaktlinsenmaterialien bietet diese Vorgehensweise enorme
Vorteile hinsichtlich der Vorhersagbarkeit des Bearbeitungsergebnisses.
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Bisher wurde das in 6 gezeigte Höhenprofil 50 als reales,
wenn auch überhöhtes, Oberflächenprofil
einer Kontaktlinse 1, 20, 30 beschrieben. In
abstrakter Weise könnte
es jedoch auch als Darstellung des lokalen Brechkraft-Profils einer
ertindungsgemäßen presbyopiekorrigierenden
Kontaktlinse aufgefasst werden. Es zeigt an, dass im Bereich 53 die
größte Brechkraft
und im Bereich 52 die niedrigste Brechkraft vorliegt. Eine
solche Betrachtungsweise ist angebracht, wenn die Unterschiede der
lokalen Brechkräfte
nicht durch eine Veränderung
des Höhenprofils
erzielt werden, sondern durch eine Variation der lokalen Brechungsindizes,
indem im Bereich 53 ein Material mit höherem Brechungsindex und im
Bereich 52 ein Material mit niedrigerem Brechungsindex
verwendet wird.
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7 zeigt
eine perspektivische Ansicht eines vierten Ausführungsbeispiels einer erfindungsgemäßen Kontaktlinse 60.
Die Kontaktlinse 60 hat einen ringförmigen sphärischen Randbereich 61.
Ein kleiner Absatz 62 deutet an, wo die innere optische Zone 6 der
Kontaktlinse 60 liegt. Das Oberflächenprofil 63 der
Kontaktlinse 60 in der optischen Zone 6 ähnelt dem
in 6 gezeigten Profil 50 und
ist gegenüber
dem Randbereich 61 überhöht dargestellt. Es
ist gebildet durch Addieren des Profils 50 zu einer sphärischen
Kontaktlinse und Glätten
der Übergänge am Rand
des Profils 50. Dem resultierenden Profil 63 liegt
damit eine mittlere Sphäre 64 mit
einer stärkeren Krümmung als
bei der in den 5 und 6 gezeigten Situation zugrunde.
Zu dieser mittleren Sphäre 64, die
die mittlere sphärische
Brechkraft der Kontaktlinse 60 definiert, ist eine Koma 40 addiert.
Im Bereich 65 liegt das Profil 63 daher niedriger
als die Sphäre 64,
während
es im Bereich 66 gegenüber
der mittleren Sphäre 64 eine
Erhöhung
aufweist. Im Bereich 65 liegt die Fernsichtzone der Kontaktlinse 60,
während im
Bereich 66 ihre Nahsichtzone liegt. Der Übergangsbereich 67 ist
am Kontaktlinsenmittelpunkt 4 zentriert.
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Bei einem Benutzer, dessen Auge 35 höchstens
eine sphärische
Fehlsichtigkeit aufweist, hat die Kontaktlinse 60 die Wirkung,
dass eine von einem Punkt auf der Netzhaut 37 des Benutzerauges 35 ausgehende
Wellenfront nach dem Durchgang durch das Auge 35 und die
Kontaktlinse 60 im Wesentlichen eine Koma 40 aufweist.
Der Teil der Wellenfront, der aus dem Bereich 66 austritt,
ist wegen des Durchgangs durch eine dickere Materialschicht retardiert,
während
der aus dem Bereich 65 austretende Teil der Wellenfront
avanciert ist. Die Form der aus dem Augen-Kontaktlinsen-System 35, 60 austretenden
Wellenfront kann mittels einer Wellenfrontmessung bestimmt werden,
beispielsweise mittels eines Hartmann-Shack-Sensors. Eine solche
Wellenfront, die von einer ebenen Wellenfront lediglich in Form
einer Koma 40 abweicht, ist zur Korrektur von Presbyopie
ideal, da mit ihr eine besonders gute Sehfähigkeit des Benutzers erzielt
wird.
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Bei den meisten Benutzern liegen
neben einer sphärischen
Fehlsichtigkeit auch zylindrische oder höhere Aberrationen vor. Um die
eben beschriebene, ideale Wellenfront zu erzeugen, müssen mittels
einer benutzerspezifischen Kontaktlinse 30, 60 die
Aberrationen des Benutzerauges 35 so aufgehoben werden,
dass lediglich eine Koma (dritter oder fünfter Ordnung) verbleibt. Zu
diesem Zweck werden zunächst
die Aberrationen des Auges 35 gemessen, vorzugsweise mit
einer aufgesetzten sphärischen oder
zylindrischen Kontaktlinse. Aus der gemessenen Wellenfront beziehungsweise
den daraus errechneten Aberrationen wird dann berechnet, wie ein Brechkraftprofil
einer Kontaktlinse aussehen muss, um mit diesem Brechkraftprofil
in Verbindung mit den Aberrationen des Auges 35 eine ideale
Wellenfront zu erzeugen. Das Brechkraft-Profil kann auch als Höhenprofil 50, 63 dargestellt
werden. Durch Abzug des berechneten Höhenprofils 50, 63 von
einem Ausgangsprofil 55 einer Kontaktlinse wird ein Abtragsprofil 56 ermittelt,
das die Aberrationen des Benutzerauges 35 berücksichtigt.
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Die vorliegende Erfindung kann dahingehend
verallgemeinert werden, dass zur Korrektur von Presbyopie für das presbyobe
Auge 35 mindestens eine Nahsichtzone, und mindestens eine
Fernsichtzone geschaffen werden, die durch einen etwa zentrisch
vor der optischen Achse 38 des Auges 35 angeordneten Übergangsbereich
ineinander übergehen,
wobei die Anordnung der mindestens einen Nahsichtzone und der mindestens
einen Fernsichtzone vor dem Auge 35 rotations-asymmetrisch
ist. Dies kann nicht nur durch eine Kontaktlinse erzielt werden,
sondern beispielsweise auch durch eine Brille. Der Übergangsbereich
läge auf
dem Brillenglas etwa an derjenigen Stelle, durch die das Auge 35 am Häufigsten
hindurchblickt. Nahsicht- und Fernsichtzonen sind so dicht an dem Übergangsbereich
angeordnet, dass sie dem Auge 35 die simultane Nah- und Fernsicht
ermöglichen.
Vorzugsweise würden
die beiden Brillengläser
die gleiche räum liche
Verteilung der lokalen Brechkräfte
aufweisen, damit die auf den Netzhäuten 37 der beiden
Augen 35 erzeugten Bilder einander etwa gleich sind.
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Eine weitere Möglichkeit bestünde darin,
die Hornhaut des presbyopen Auges 35 direkt so zu verformen,
dass vor der Pupille des Auges 35 eine rotations-asymmetrische
Verteilung von Nahsicht- und Fernsichtzonen entsteht. Der Übergangsbereich könnte bei
einem solchen Vorgehen exakt vor dem Pupillenmittelpunkt 31 angeordnet
werden. Er müsste
so klein sein, dass auch bei einer weitgehend geschlossenen Pupille 7 sowohl
Nahsicht- als auch Fernsicht-Zonen zum Sehen beitragen. Vorzugsweise
würde auch
hier die Verteilung der lokalen Brechkräfte im Wesentlichen einer Koma 40 entsprechen.
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Ein Vorteil einer solchen direkten
Bearbeitung der Hornhautoberfläche
liegt darin, dass die mittels der Hornhautoberflächentopographie erzeugte Wellenfront
in jeder Blickrichtung exakt gleich ist, da sie sich nicht durch
eine Verschiebung einer Kontaktlinse vor der Hornhaut 36 verändern kann.
Aus diesem Grund ist auch die räumliche
Verteilung der Nah- und Fernbilder auf der Netzhaut 37 stets
gleichbleibend, was dem Gehirn des Betrachters die Eingewöhnung enorm
erleichtert. Es muss nun nicht mehr zwischen einem Zustand mit aufgesetzter
Kontaktlinse und einem Zustand ohne aufgesetzte Kontaktlinse unterscheiden.
Ein weiterer Vorteil liegt insbesondere für empfindliche Patienten darin,
dass sie nicht länger eine
die Hornhaut reizende Kontaktlinse tragen müssen.
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Für
eine refraktive Chirurgie an der Augenhornhaut 36 stehen
inzwischen weit entwickelte Verfahren zur Verfügung, beispielsweise die herkömmliche
LASIK (Laser in situ keratomileusis), oder die neuere Femtosekunden-LASIK,
bei der das Stroma der Hornhaut zunächst mittels eines Femtosekundenlasers
in gewünschter
Weise „perforiert"
wird und nach dem Aufklappen der Hornhautvorderfläche ein durch
die Perforation erzeugtes Lentikel entnommen wird.