Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur temporä
ren Fixierung eines erhöhte Kontaktmetallisierungen aufweisen
den elektronischen Bauelements auf einem mit Anschlußflächen
versehenen Substrat für eine nachfolgende thermische Verbin
dung der Kontaktmetallisierungen mit den Anschlußflächen, wo
bei auf das Bauelement und/oder das Substrat ein Haftvermitt
ler aufgetragen wird.
Verfahren der eingangs genannten Art werden angewandt, um bei
spielsweise eine lösbare mechanische Vorfixierung bei der so
genannten Flip-Chip-Kontaktierung zu erzielen. Bei diesem Kon
taktierungsverfahren wird der Chip mit seinen erhöhten Kon
taktmetallisierungen, die auch als Bumps bezeichnet werden,
nach unten weisend auf die Anschlußflächen eines Substrats
aufgesetzt. Die eigentliche Verbindung zwischen dem Chip und
dem Substrat erfolgt dann über Beaufschlagung der Bumps mit
thermischer Energie, mit der ein Umschmelzen der Bumps durch
geführt wird. Um die Relativpositionierung zwischen dem Chip
und dem Substrat vor dem Umschmelzen zu fixieren, ist es be
kannt, zwischen den Bumps und den Anschlußflächen einen
Flußmittelauftrag vorzusehen, der eine Haftung zwischen dem
Chip und dem Substrat bewirkt, solange die Bumps noch nicht
aufgeschmolzen sind. Im schmelzflüssigen Zustand der Bumps ist
die fixierende Wirkung des Flußmittels aufgehoben, so daß der
Chip quasi auf dem Substrat schwimmend gelagert ist. Dabei
kann sich ein durch die Oberflächenspannung des Kontaktmetal
lisierungsmaterials bewirkter Selbstausrichtungsvorgang (self
alignment) auswirken, der für eine exakte Positionierung des
Chips auf dem Substrat sorgt.
Bei dem vorstehend geschilderten Verfahren zur temporären Fi
xierung wird diese vorteilhafte Ausnutzung des self-alignment-
Effekts mit dem Nachteil erkauft, daß auch nach Fertigstellung
der Verbindung zwischen dem Chip und dem Substrat anionische
bzw. kationischeFlußmittelrückstände auf den umgeschmolzenen
Bumps verbleiben. Dies wirkt sich häufig nachteilig auf die
Zuverlässigkeit der geschaffenen Verbindung aus.
Ein anderes bekanntes Verfahren zur temporären Fixierung be
steht darin, vor Durchführung der endgültigen Verbindung zwi
schen dem Chip und dem Substrat eine press-Schweißverbindung
zwischen den Chipbumps und den Substratanschlußflächen vorzu
nehmen, die bei der anschließenden thermischen Verbindung wie
der gelöst wird und somit auch in diesem Fall den vorteilhaf
ten self-alignment-Effekt ermöglicht. Allerdings erweist sich
die mit der Press-Schweißung verbundene, hohe mechanische
Beanspruchung des Chips als nachteilig, da bei diesem Verfah
ren größere Ausfallquoten durch mechanische Beschädigung der
Chips zu verzeichnen sind.
Aus H.-J. Hacke: "Montage Integrierter Schaltungen", Springer
Verlag, Berlin (1987), Seiten 108-117, ist ein Verfahren zur
Flip-Chip-Kontaktierung bekannt, bei dem vor der Kontaktierung
des Chips auf dem Substrat das Substrat mit Flußmittel be
schichtet wird. Das Flußmittel dient dabei als Kleber.
Aus der US 50 90 609 ist ein Verfahren zur temporären Fixierung
eines Chips auf einem Substrat bekannt, bei dem die erhöhten
Kontaktmetallisierungen des Chips mit einer auf den Kontaktme
tallisierungen abgeschiedenen separaten Lotmaterialschicht zur
Herstellung der temporären Verbindung versehen sind.
Aus "IEEE Transactions" Bd. CHMT-15 (992), Seiten 225-230, ist
ein Verfahren zur Flip-Chip-Kontaktierung bekannt, bei dem vom
"Selbstausrichtungseffekt" der aufgeschmolzenen Kontaktmetalli
sierungen Gebrauch gemacht wird.
Die DE 39 07 261 A1 beschreibt schließlich die Anwendung eines
Klebstoffs zum temporären Verbinden von Stoffen.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde,
ein Verfahren vorzuschlagen, das eine temporäre Fixierung von
elektronischen Bauelementen, wie z. B. Chips, auf einem Sub
strat ermöglicht, ohne daß damit die vorstehend geschilderten,
nachteiligen Begleiterscheinungen verbunden sind.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des
Anspruchs 1 gelöst.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird als Haftvermittler
ein alkoholisches flüssiges Medium mit einem Alkohol gewählt,
dessen Oberflächenspannung zur Ausbildung von Haftkräften zwi
schen den Kontaktmetallisierungen und den Anschlußflächen ge
nutzt wird, und dessen Siedepunkt unterhalb der Umschmelztempe
ratur der Kontaktmetallisierung liegt.
Bei der Verwendung eines derartigen alkoholischen Mediums, das
auf das Substrat oder das Bauelement teilweise oder ganzflä
chig aufgetragen werden kann, macht man sich die Eigenschaft
vieler Alkohole zunutze, daß sie, bewirkt durch ihre hohen
Grenz- oder Oberflächenspannungen, entsprechend hohe Oberflä
chenkräfte im Kontaktbereich zwischen der Kontaktmetallisie
rung und der Anschlußfläche ausbilden, die hohe Haftkräfte be
wirken. Darüber hinaus wird die vorteilhafte Eigenschaft des
Alkohols genutzt, rückstandsfrei zu verdampfen, so daß anders
als bei den konventionelle Flußmittel verwendenden Verfahren
keine anionischen bzw. kationischen Rückstände auf den umge
schmolzenen Kontaktmetallisierungen verbleiben, die die
Zuverlässigkeit der Verbindung nachteilig beeinflussen. Durch
die Einstellung des Siedepunktes unterhalb der Umschmelztempera
tur der Kontaktmetallisierung ist sichergestellt, daß einer
seits die Haftkräfte bis zum Umschmelzen der Kontaktmetalli
sierung wirken und andererseits nach dem Umschmelzen der Kon
taktmetallisierung der als Haftvermittler verwendete Alkohol
rückstandsfrei beseitigt ist.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist natürlich ebenso vorteil
haft anwendbar, wenn sich die erhöhten Kontaktmetallisierungen
auf dem Substrat oder sowohl auf dem Bauelement als auch auf
dem Substrat befinden.
Gemäß einer bevorzugten Variante des Verfahrens wird der Haft
vermittler lediglich auf die erhöhten Kontaktmetallisierungen
aufgetragen, wodurch eine besonders dosierte Verwendung des
Haftvermittlers ermöglicht und darüber hinaus eine eventuell
erforderliche Reinigung der übrigen Oberfläche des elek
tronischen Bauelements und/oder des Substrats von etwaigen
Haftvermittlerresten nach Durchführung der thermischen Verbin
dung überflüssig wird.
Gemäß Anspruch 3 läßt sich das Verfahren bei einer sogenannten
face-down-Kontaktierung des Bauelements einsetzen. Eine derar
tige Kontaktierung wird beispielsweise bei dem bekannten Flip-
Chip-Kontaktierungsverfahren durchgeführt. Wenn der Haftver
mittler hierzu auf der Kontaktmetallisierung aufgetragen ist,
kann das Verfahren ohne besondere Vorbehandlung der Substrat-
Anschlußflächen durchgeführt werden.
Bei den Alkoholen, die ausreichende Oberflächenspannungen zur
Ausbildung der Haftkräfte zwischen den Kontaktmetallisierungen
und den Anschlußflächen aufweisen, handelt es sich in der Re
gel um molekular langkettige und daher eher hochsiedende Alko
hole mit einer relativ hohen Viskosität. Als besonders vor
teilhaft erweist es sich daher, wenn der Haftvermittler neben
einem relativ hochsiedenden Alkohol zur Ausbildung der vorste
hend erläuterten Haftkräfte zwischen den Kontaktmetalli
sierungen des Bauelements und den Anschlußflächen des Sub
strats ein Lösungsmittel aufweist, um eine besonders dünn
schichtige Applikation des Haftvermittlers zu ermöglichen.
Wenn als Lösungs- bzw. Verdünnungsmittel ein relativ nied
rigsiedender Alkohol verwendet wird, ist sichergestellt, daß
durch den Zusatz des Lösungsmittels die inerte Wirkung des Al
kohols nicht negativ beeinträchtigt wird.
Als besonders geeignet zur Verwendung bei dem erfindungsge
mäßen Verfahren erweisen sich relativ hochsiedende Alkohole,
wie Glycol, Glycerin, Pyrolydol oder andere, eine entsprechend
hohe Grenzflächenspannung aufweisende Alkohole.
Als besonders geeignet zur Verwendung als Lösungsmittel bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren erweisen sich relativ nied
rigsiedende Alkohole, wie Methanol, Isopropanol oder andere,
eine entsprechend niedrige Grenzflächenspannung und niedrigen
Siedepunkt aufweisende Alkohole.
Nachfolgend wird das Verfahren an einer beispielhaften Verfah
rensvariante unter Bezugnahme auf die Zeichnungen näher erläu
tert. Es zeigen:
Fig. 1 einen Chip, dessen Oberfläche mit einem Haftvermittler
versehen ist;
Fig. 2 die Applikation des in Fig. 1 dargestellten Chips auf
einem Substrat im Flip-Chip-Verfahren;
Fig. 3 das Umschmelzen der Chip-Bumps zur Verbindung mit An
schlußflächen des Substrats.
Fig. 1 zeigt einen Chip 10, der mehrere als sogenannte Bumps
bezeichnete, erhöhte Kontaktmetallisierungen 11 aufweist. Die
Kontaktmetallisierungen 11 sind mit einer Haftvermittler-Lö
sung 12 aus hochsiedendem, lange Molekülketten aufweisenden
Alkohol 13 und niedrig siedendem Alkohol 14 versehen, die bei
spielsweise in Tropfenform auf die Kontaktmetallisierungen 11
aufgetragen werden kann.
Die in Fig. 1 auf den Kontaktmetallisierungen 11 aus dem hoch
siedenden Alkohol 13 gebildete, filmartige Beschichtung 15
bleibt zurück, nachdem der als Lösungsmittel dienende nie
drigsiedende Alkohol 14 bei Raumtemperatur verdampft ist.
Die in Fig. 1 dargestellten Kontaktmetallisierungen 11 können
beispielsweise aus einer eutektischen Gold/Zinn-Legierung ge
bildet sein, die eine Erstarrungstemperatur von 278°C auf
weist. Als Auswahl für den hochsiedenden Alkohol 13, der nach
Abdampfung des Lösungsmittels als Beschichtung 15 auf den
Kontaktmetallisierungen 11 zurückbleibt, eignet sich Glycerin
mit einem Siedepunkt von 286°C. Zur Verwendung als Lösungsmit
tel eignet sich Methanol.
Wie Fig. 2 zeigt, wird der Chip 10 zur Kontaktierung auf einem
mit Anschlußflächen 16 versehenen Substrat 17, wie im Flip-
Chip-Verfahren üblich, mit den Kontaktmetallisierungen 11 nach
unten weisend auf die Anschlußflächen 16 des Substrats 17
aufgesetzt. Aufgrund der Trocknung der Beschichtung 15 entste
hen Oberflächenkräfte, die eine fixierende Haftung zwischen
dem Chip 10 bzw. den Kontaktmetallisierungen 11 und dem Sub
strat 17 bzw. den Anschlußflächen 16 bewirken.
Nach Ausbildung der Haftkräfte zwischen den Kontaktmetallisie
rungen 11 und den Anschlußflächen 15 erfolgt eine Beheizung
der Kontaktmetallisierungen 11, beispielsweise mittels Beauf
schlagung der Kontaktmetallisierungen mit Infrarotstrahlung,
auf eine Temperatur von ca. 300°C, die ein Umschmelzen der
Kontaktmetallisierungen 11, wie in Fig. 3 dargestellt, be
wirkt. Vor oder bei Erreichen der Umschmelztemperatur der Kon
taktmetallisierung 11 erfolgt ein Verdampfen der in Fig. 2
dargestellten Beschichtung 15. Daher kann sich der Chip 10
über die in den schmelzflüssigen Kontaktmetallisierungen 11
wirkenden Oberflächenkräfte ungehindert selbsttätig ausrich
ten, wobei die dabei erreichte Relativposition des Chips bei
Erstarrung der umgeschmolzenen Kontaktmetallisierungen quasi
eingefroren wird. Da die Beschichtung 15 spätestens im
schmelzflüssigen Zustand der Kontaktmetallisierungen 11 ver
dampft, ist im Vergleich zu einer konventionellen Fixierung
mit einem Flußmittel die Oberfläche der Kontaktmetallisierung
11 nach der Erstarrung frei von irgendwelchen Rückständen des
Haftvermittlers.
Als weitere Beispiele für geeignete Kombinationen von Kontakt
metallisierungen und hochsiedenden Alkoholen seien hier noch
erwähnt: Glycol (Siedepunkt 197°C) bei eutektischer Zinn/Blei-
Legierung (Sn/Pb 63/37, Erstarrungstemperatur 183°C) und Pyro
lidol und Glycerin bei hochbleihaltigen Kontaktmetallisierun
gen.