DE177172C - - Google Patents
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
KLASSE 12#. GRUPPE
Bisher wurde das Ammoniumnitrat dadurch hergestellt, daß man Ammoniak in Salpetersäure
einleitete, oder daß man Natriumnitrat einem dem Ämmoniaksodaprozeß nachgebildeten
Verfahren unterwarf.
Es hat sich nun gezeigt, daß man die Herstellung des Ammoniaksalpeters dadurch
wesentlich vereinfachen kann, daß man die Alkali- oder Erdalkalinitrate der Einwirkung
ίο von Gasen unterwirft, welche, wie die Destillationsgase
der Kohle (Leuchtgas, Kokereigas, Hochofengase, Generatorgas) Ammoniak und Kohlensäure gewissermaßen als Verunreinigung
in verhältnismäßig großer Verdünnung nebeneinander enthalten.
Während man bei dem bisher gebräuchlichen Verfahren das Ammoniak aus diesen
Gasen durch Auswaschen derselben mit Wasser entfernte und danach erst wieder aus der so
erhaltenen, sehr verdünnten wässerigen Lösung das Ammoniak durch Destillation austrieb
und auf Natriumnitrat einwirken ließ, wird bei dem neuen Verfahren eine wesentliche
Vereinfachung und damit ein bedeutender neuer wirtschaftlicher Effekt erreicht, indem
man schon bei der Gasreinigung selbst unmittelbar Ammoniumnitratlaugen erhält, aus
welchen durch bloßes Eindampfen das Salz gewonnen werden kann.
Während bei Verwendung von Erdalkalinitraten im allgemeinen der Kohlensäuregehalt
der betreffenden Gase ausreicht, um das Erdalkali in Karbonat überzuführen, muß bei
Verwendung von Alkalinitratlaugen ein sol-
eher Überschuß von Kohlensäure zur Anwendung kommen, daß das Alkali in Bikarbonat
übergeführt werden kann.
In solchen Fällen, wo der Kohlensäuregehalt des Gases hierzu nicht ausreicht, setzt
man entweder dem betreffenden Gase Kohlensäure zu, oder man behandelt die Nitratlösung
zuerst mit dem zu reinigenden Ammoniak und Kohlensäure enthaltenden Gase und nachträglich
noch mit Kohlensäure allein; man kann auch die Lösung abwechselnd mit den erwähnten Ammoniak und Kohlensäure enthaltenden
Gasen und dann mit Kohlensäure bezw. mit ammoniakfreien, Kohlensäure enthaltenden
Gasen behandeln.
Zur Ausführung des Verfahrens verfährt man derart, daß man das möglichst von Teer
und Wasser gereinigte Gas in einem Wäscher mit einer möglichst gesättigten Lösung des
zu verwendenden Waschsalzes in innige Berührung bringt. Besonders bei Verwendung
von Alkalinitraten ist es zweckmäßig, noch ungelöstes Salz der Waschlösung zuzusetzen.
Je konzentrierter die zur Gaswaschung verwendete Lauge ist, desto höher wird die Ausbeute
an Älkalibikarbonat und desto vollkommener die Überführung in Ammoniumnitrat.
In der Möglichkeit, sehr konzentrierte Nitratlaugen verwenden zu können, besteht
ein Hauptvorzug des vorliegenden Verfahrens vor den bisher bekannten. Bei letzteren verfuhr
man im allgemeinen derart, daß man die Natriumnitratlauge mit Ammoniak sättigte
und dann Kohlensäure einleitete. Bei diesem Verfahren bestand der Übelstahd, daß das
Nitrat in ammoniakhaltiger Flüssigkeit viel' weniger löslich war als in Wasser und daß
infolgedessen beim Einleiten von Ammoniak sich Salz ausschied. Ein fernerer Ubelstand
des bisherigen Verfahrens bestand darin, daß beim Einleiten der Kohlensäure in die ammoniakhaltige
Lauge sehr viel Wärme entwickelt wurde und infolgedessen, selbst bei
gutem Kühlen, stets Ammoniak mit den aus
ίο dem Sättigungsgefäß austretenden Gasen mitfortgeführt
wurde, wodurch die Ausscheidung von Natriumbikarbonat und die Überführung des Natriumnitrates. in Ammoniumnitrat nur
unvollkommen blieb. Nach einem Vorschlag von Gerlach (Lunge, Handbuch der Sodaindustrie,
2. Aufl., III. Bd. [1896], S. 134 unten) wird das beim Abtreiben von sogenanntem
Gaswasser erhaltene Destillat in Natriumnitratlaugen aufgefangen. Hierbei
besteht der Übelstand, daß die Nitratlauge zunächst stark verdünnt wird, und daß die
Kohlensäurezufuhr selbst für die Monokarbonatbildung unzureichend ist. Bei dem vorliegenden
Verfahren werden alle diese Nachteile Vermieden. Da die genannten Gase in
bezug auf ihren Gehalt an Ammoniak und Kohlensäure sehr verdünnt sind, so findet die
Ammoniak- und Kohlensäureaufnahme so'langsam und allmählich statt, daß eine Erwärmung
überhaupt nicht eintritt; ebenso ist die Verdünnung der Laugen ausgeschlossen, da
die Gase wenig Feuchtigkeit enthalten. Demzufolge kann man die Laugen so lange der
Einwirkung des Ammoniaks und Kohlensäure enthaltenden Gases aussetzen, bis die Lauge
überhaupt kein Ammoniak mehr aufnimmt und bis die Überführung des Natriumnitrats
in Ammoniumnitrat und Natriumbikarbonat vollendet ist.
Claims (2)
1. Verfahren zur Gewinnung von Ammoniumnitrat durch Einwirkenlassen von
Ammoniak und Kohlensäure enthaltenden Gasen auf Alkali- oder Erdalkalinitratlösungen,
gekennzeichnet durch die Verwendung von Destillationsgasen der Kohle und ähnlichen Gasen, welche neben nur
wenig Feuchtigkeit Ammoniak und Kohlensäure als Verunreinigung in großer Verdünnung nebeneinander enthalten.
2. Ausführungsform des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man bei Verwendung von Alkalinitratlösungen diese zunächst mit Ammoniak und Kohlensäure enthaltenden
Destillationsgasen der Kohle und darauf noch mit Kohlensäure allein oder mit
Kohlensäure und kein Ammoniak enthaltenden Gasen behandelt, zum Zwecke, das Alkalisalz vollkommen in Bikarbonat
überzuführen.
Publications (1)
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