DE162698A - - Google Patents
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
Die Reinigung großer Trinkwassermengen, wie solche beispielsweise zur Versorgung
von Städten gebraucht werden, erfolgt bekanntlich bis jetzt durch Sand- und Kiesfilter.
Eine solche Filterkammer ist in der Grundanordnung durch die Fig. ι dargestellt.
Das Rohwasser wird in hochliegende Mittelkanäle geleitet und gelangt von dort durch
gleichmäßig geordnete Überlaufkerbe in breite
ίο Seitenwannen mit siebartig durchlochten
Böden. Durch die feinen öffnungen rieselt es
im freien Falle in eine flache Betonschale und tritt über deren Ränder hinweg in das eigentliche
Kammerbassin, dessen Boden mit Schichten aus Steinschlag, Kies und Sand bedeckt ist.
Die oberste Lage ist aus sehr feinem Sande
gebildet, welcher die gesundheitsschädlichen Bakterien abfangen soll. Die fortschreitende
Verstopfung der porösen Sandschicht durch diese Niederschläge erkennt man leicht daran,
daß der Wasserspiegel des Sammelbrunnens stets weiter unter den der Filterkammer sinkt.
Wird infolge dieser Selbstregelung der Druck auf die Filterhaut so groß, daß ihr Durchbrechen
zu befürchten ist, so muß man den Zufluß abstellen, das in der Kammer befindliche
Wasser durch das Filter ablaufen lassen und die Oberfläche durch Abkratzen der Niederschläge wieder genügend porös machen.
Ist die Feinsanddecke durch wiederholtes Abkratzen nahezu verbraucht, so muß sie wieder
neu aufgeschüttet werden.
Das Wiederinbetriebsetzen einer abgelassenen ■ Filterkammer erfolgt nach der umständlichen
Arbeit des Abkratzens dadurch, daß man Wasser von einer höher liegenden Kammer durch die Schicht von unten nach oben leitet,
bis sich ein genügend hoher Wasserstand gebildet hat. Darauf erst setzt man das Rieselfilter
in Tätigkeit. Außerdem muß man drei Tage lang das nitrierte Wasser einer neu angesetzten
Kammer als ungeeignet zum Trinken fortlaufen lassen, weil sich erst nach dieser Zeit eine sogenannte neue Filterhaut gebildet
hat, welche das Durchdringen der Bazillen verhindert.
Diese Umständlichkeiten und Wasserverluste, welche sich bei einer großen städtischen
Filteranlage sehr fühlbar machen, haben nun zur Untersuchung der Niederschläge angeregt,
welche in ihrer Gesamtheit die Filter verstopfen. Man fand, daß grobe, dem Auge sichtbare Unreinlichkeiten, wie mitgeführte
Erde, die Filterschicht nicht verstopfen, sie vielmehr, vom hygienischen Standpunkte aus
betrachtet, sogar verbessern. Denn jene bilden eine Wasser noch gut durchlassende Filterhaut,
welche die mikroskopischen Lebewesen sicher abfängt. Diese Lebewesen, welche durch
den Wasserstrom in die winzigen Räume, welche die Sandkörner zwischen sich lassen,
gezogen werden, verstopfen die oberste Filterschicht. Man hat sie mit dem Sammelnamen
Plankton belegt. Sie bestehen nur zum geringen Teil aus Bakterien; den größten Teil
bilden Algen, Schaltierreste und vor allem gallertartige Infusorien. Die größeren Lebewesen
pflanzen sich nicht in der gefährlichen Weise fort wie die Bakterien, auch wirken sie
kaum krankheitserregend auf den menschlichen Körper ein. Zu ihrer Zurückhaltung wären
keineswegs so feine und sorgfältig zu wartende
Filterschichten nötig, als sie das Abfangen von Bakterien erfordert.
Dieses Ergebnis hat alsbald dahin geführt, sogenannte Vorfilter einzurichten, durch welche
die gröberen Stoffe zurückgehalten werden, so daß die Sandschicht der Filterkammer vorwiegend
durch die zarten Bakterienniederschläge bedeckt wird. Es zeigte sich auch, daß bei Anwendung eines geeigneten Vorfilters
ίο die Betriebsdauer einer Filterkammer von rund
einem Monate auf drei Monate verlängert werden konnte.
Diese Vorfilter stellte man über die Hauptfilter und wußte sie bisher nur so herzustellen,
daß man sie in ähnlicher Weise wie die Hauptfilter mit Kies und Sand füllte. Ihre Erhaltung
und Erneuerung, die entweder ebenfalls durch Abkratzen oder durch eine Sandwascheinrichtung
innerhalb des Vorfilters erreicht wurde, erforderte daher gerade so viel Spülwasser und
womöglich noch mehr Zeit und Arbeitsaufwand, als die Wartung der Hauptfilter ohne
die Zugabe des Nebenfilters beanspruchen würde. Je kleiner nämlich die Vorfilterfläche im
Verhältnis zur Niederschlagsfläche der Hauptkammer war, desto häufiger müßte natürlich
die Reinigung erfolgen. Bei genauer Abwägung der Vorteile blieb dann nur die aus
hygienischen Gründen allerdings willkommene Tatsache übrig, daß das Hauptfilter möglichst
lange unberührt blieb.
Hier setzt nun die durch die Zeichnung veranschaulichte Erfindung ein, welche aus einer
neuen Art von Vorfilter besteht, das
i. in der Anlage und Unterhaltung billiger ist als ein Sandfilter,
2. in der Dichtigkeit sofort dem schwankenden Gehalte des Rohwassers an Niederschlagstoffen
(Plankton) angepaßt werden kann,
3. nur einer kurzen Zeit von etwa 10 Minuten zur Neuauswechselung bedarf,
4. so wenig Zeit, Wasser und Arbeit zur Reinigung nötig hat, daß gegenüber den bisherigen
Reinigungsarten ein ganz wesentlicher Fortschritt zu verzeichnen ist.
Das neue Vorfilter besteht nach Fig. 2 aus einem langen Tuche a, welches über den mit
walnußgroßen Kieselsteinen bedeckten durchlöcherten Boden der Rieselwannen gelegt und an
den Auflagestellen durch Gewichtsstücke b beschwert wird. Nicht jede Gewebeart läßt sich
dazu verwenden, insbesondere eignen sich nicht jene aus glatten Fäden hergestellten Gewebe,
wie sie bei Kleinwasserfiltern, wohl mehr zum Festhalten der zwischengestopften Filtermasse,
angewendet werden. Letztere bestehen aus feinem Drahtgeflecht, aus Haargewebe, Seidengewebe oder ineinandergeflochtenen
Fischbeinfasern. Solche Kleinfilterdecken sollen nur als feine Siebe wirken, die grobe
Verunreinigungen von der Filtermasse so fernhalten, daß man diese durch einfaches Abspülen,
also ohne das Gewebe zu waschen oder es überhaupt zu entfernen, wegschaffen kann.
Mikroskopische Infusorien oder gar Bakterien gehen durch die Sieböffnungen natürlich einfach
hindurch.
Das hier verwendete Gewebe besteht aus rauhem Stoff, wie Tuch, Flanellstoff u. dergl,
welcher erforderlichenfalls durch Rauhverfahren auf einer oder auf beiden Seiten eine
dichte Faserdecke bekommen hat, die solche Verschlingungen bildet, daß gallertartige Infusorien
sich sicher, Bakterien sich zum Teil darin verfangen. Ein Abstreichen oder Abspülen
des ausgebreiteten Gewebes genügt daher auch nicht, um die schließlich erfolgende
Verstopfung wieder zu beseitigen. Vielmehr gehört ein regelrechtes Waschen des Gewebes
dazu, damit die Infusorien wieder frei werden. Die Verstopfung ist durch das bloße Auge
nicht zu erkennen, die gewaschenen Tücher sehen also genau so aus wie die durch Plankton
gesättigten.
In den Figuren ist dargestellt, wie die Räume zur Aufnahme der Filtertücher beschaffen sind
und wie das Gewebe ausgebreitet, befestigt und zum Zwecke der Auswechselung aufgenommen
wird.
In Fig. ι ist eine Filterkammer mit doppelseitig
angeordneten Rieselwannen dargestellt, welche entweder gemeinsam, oder, wie gezeichnet,
wechselseitig in Betrieb genommen werden können. Dementsprechend zeigt auch die Fig. 2 den vergrößert gezeichneten oberen
Wannenteil an der einen Seite im Betriebe, an der anderen außer Betrieb. Man sieht an der
wasserfreien Stelle, wie die Belastungsgewichte b' weggestellt sind, so daß man das
mit Plankton gesättigte Tuch a' aufrollen und durch ein neues ersetzen kann.
Wenn Wasser eingelassen wird, so drückt sich durch die Belastung das Tuch sofort saugfest
an, so daß es der Gewichtsbeschwerung kaum mehr bedarf. Gerade so wie im Hauptbehälter steigt auch das Wasser über dem
Tuche, seiner Verstopfung entsprechend, immer höher. Tritt es bis zum Rande der Wanne,
so muß der Zufluß abgestellt oder auf die no andere Seite geleitet werden, damit das Filtertuch
ausgewechselt werden kann. In der Fig. 2 sind an der Seite des durchlöcherten Wannenbodens
Treppen angeordnet. Die oberste Stufe dient gewöhnlich dazu, die Belastungsgewichte
zur Seite stellen zu können, wenn man das Filtertuch auf- und abrollt. Wird jedoch der
Planktongehalt des Wassers, wie dies manchmal vorkommt, zeitweise außergewöhnlich groß,
so dient diese obere Stufe c auch als Auflage für ein breiteres Tuch, welches bei gleicher
Dichtigkeit eine größere Durchlaßfähigkeit be-
sitzt. Selbstverständlich ist es bei diesen neuen Rollfiltern ein leichtes, auch durch Einlegen
verschieden dichter Gewebe die Durchlaßfähigkeit der Niederschlagneigung des Rohwassers
entsprechend abzustimmen.
Das Reinigen der verstopften Tücher erfolgt außergewöhnlich leicht durch Hin- und Herschwenken
bezw. leichtes Waschen in wenigem Wasser. Ein Abnutzen der Tücher ist dabei ίο kaum wahrzunehmen.
Claims (3)
- Patent-Ansprüche:i. Verfahren zur Ausscheidung des Planktongehalts aus dem Rohwasser vor dem Durchfließen desselben durch die Bakterien fangenden Sandschichten größerer Filteranlagen, dadurch gekennzeichnet, daß das Wasser durch flach hingelegten, in Flächenausdehnung und Dichtigkeit dem jeweiligen Planktongehalte des Wassers anzupassenden, mit gerauhter, zum Abfangen von Infusorien und event, auch Bakterien eingerichteter Decke versehenen Webstoff geleitet wird, welcher nach erfolgter Verstopfung aufgehoben und durch ausgewaschenen ersetzt wird.
- 2. Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß lange, aufrollbare Stoffstücke (a) über den mit Steingeröll bedeckten durchlöcherten Boden der Rieselkanäle einer Filterkammer gelegt und zu beiden Längsseiten durch Belastungsgewichte (b) sowie durch die darüberstehende Wassermasse gegen die Ränder gedrückt werden.
- 3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Boden des Rieselkanals treppenstufenartig ausgebildet ist, zu dem Zwecke, einerseits die die Stoffstücke haltenden Belastungsgewichte zur Seite stellen zu können, andererseits je nach dem Planktongehalte des Wassers die Ausbreitung eines schmaleren oder breiteren Tuches zu ermöglichen.Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.
Family
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