DE1267804B - Verfahren zur Behandlung von Glas zur Erhoehung seiner Zaehigkeit und Festigkeit durch Ionenaustausch - Google Patents
Verfahren zur Behandlung von Glas zur Erhoehung seiner Zaehigkeit und Festigkeit durch IonenaustauschInfo
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Description
BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
JlULk
AUSLEGESCHRIFT
Int. CL:
C03c
Deutsche Kl.: 32 b - 21/00
Nummer:
Aktenzeichen:
Anmeldetag:
Auslegetag:
Aktenzeichen:
Anmeldetag:
Auslegetag:
1267 804
P 12 67 804.5-45
24. Februar 1965
9. Mai 1968
P 12 67 804.5-45
24. Februar 1965
9. Mai 1968
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung von Glas zur gleichzeitigen Erhöhung seiner
Zähigkeit und Festigkeit.
Das Verfahren zum Erhitzen von Glas auf eine Temperatur gerade unterhalb seines Erweichungspunktes
und das anschließende rasche Abkühlen entweder im Luftstrom oder durch Eintauchen in ein
Flüssigkeitsbad ist als Tempern oder Anlassen bekannt. Man erhält Glas mit erhöhter Festigkeit, das
in kleine Stücke mit einem Mindestmaß an scharfen Kanten zerbricht. Diese Art von Glas wird häufig
als zäh gemachtes Glas bezeichnet, und auf Grund seiner Brucheigenschaften wird es für Windschutzscheiben
von Kraftfahrzeugen verwendet, da bei einem durch Unfall hervorgerufenen Bruch des
Glases die gebildeten Glassplitter weniger schwere Verletzungen hervorrufen als größere Stücke von
unbehandeltem Glas.
In der deutschen Auslegeschrift 1243 342 ist ein Verfahren zur Erhöhung der Festigkeit von Glas
durch Behandlung in Salzschmelzen beschrieben, z. B. Schmelzen, die ein Gemisch von Kaliumnitrat,
Kaliumborfluorid und Silbernitrat enthalten. Wenn man Glas 10 Minuten in dieser Salzschmelze bei
etwa 350 bis 450° C behandelt, so erhält man vierbis fünfmal stärkeres Glas als unbehandeltes Glas,
doch ist die Art seines Bruches unverändert. Aus diesem Grund ist derartig in seiner Festigkeit erhöhtes
Glas ungeeignet für zahlreiche Verwendungszwecke, bei denen Glas erhöhter Zähigkeit bevorzugt
wird.
Es wurde nun ein Verfahren gefunden, bei dem man die erwünschten Brucheigenschaften von Glas
erhöhter Zähigkeit einem Glas verleihen kann, während es nach dem Verfahren der deutschen Auslegeschrift
1243 342 in seiner Festigkeit erhöht wird.
Somit betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Erhöhen der Zähigkeit und Festigkeit von Glas durch
Ionenaustausch in einer Salzschmelze, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß man das Glas durch
und durch auf eine Temperatur erhitzt, die gerade unterhalb seines Erweichungspunktes liegt, worauf
man das Glas rasch in einer Salzschmelze auf eine Temperatur unterhalb der oberen Kühltemperatur
des Glases abkühlt, wobei die Schmelze mindestens ein Ätzmittel der nachstehend definierten Art, gelöst
in einer Salzschmelze, enthält, deren Kationen bei der Temperatur der Schmelze einen Teil der Kationen
in der Oberfläche des Glases ersetzen und anschließend ein größeres Volumen im Glas einnehmen
als die ursprünglich anwesenden Kationen.
Als Ätzmittel werden hier Verbindungen bezeich-Verfahren zur Behandlung von Glas zur
Erhöhung seiner Zähigkeit und Festigkeit durch Ionenaustausch
Erhöhung seiner Zähigkeit und Festigkeit durch Ionenaustausch
Anmelder:
Imperial Chemical Industries Ltd., London
Vertreter:
Dr.-Ing. H. Fincke, Dipl.-Ing. H. Bohr
und Dipl.-Ing. S. Staeger, Patentanwälte,
8000 München 5, Müllerstr. 31
und Dipl.-Ing. S. Staeger, Patentanwälte,
8000 München 5, Müllerstr. 31
Als Erfinder benannt:
Neil Hunter Ray,
Northwich (Großbritannien)
Neil Hunter Ray,
Northwich (Großbritannien)
Beanspruchte Priorität:
Großbritannien vom 24. Februar 1964 (7573)
net, welche eine dünne gleichmäßige Schicht vom Glas unter den Verfahrensbedingungen entfernen
können und welche keine Wasserstoffionen oder andere Ionen bilden, die eine größere Affinität zum
tfias haben als die Kationen der Salzschmelze, in der
das Ätzmittel gelöst ist. Beispiele für Ätzmittel sind: Natrium- und Kaliumborfluoride, Natrium- und
Kaliumfluoride, Ammoniumfluorphosphat und Silberfluorid.
Von diesen Verbindungen sind die Natrium- und Kaliumborfluoride besonders wirksam. Der Anteil
des Ätzmittels in der Salzschmelze liegt gewöhnlich zwischen 20 und 60 Gewichtsprozent.
Eine geeignete Salzschmelze, in welcher das Ätzmittel gelöst wird, ist geschmolzenes Kaliumnitrat.
Andere Verbindungen, die als Katalysatoren und Modifiziermittel wirken, können gegebenenfalls mit
Vorteil der Salzschmelze einverleibt werden, ζ. Β metallisches Silber, Silbersalze, die in geschmolzenem
Kaliumnitrat bei Temperaturen unterhalb 500° C löslich sind, sowie einwertige Thalliumsalze, die ähnlich
löslich sind.
Ein geeigneter Anteil des Katalysators oder Modifiziermittels liegt zwischen 2 und 5 Gewichtsprozent
der Salzschmelze. Die Temperatur der Salzschmelze, die Mengenverhältnisse der Bestandteile in ihr und
die Dauer der Behandlung des Glases in der SaIz-
&09 548/168
schmelze hängen miteinander zusammen und erlauben eine individuelle Variation. Das bevorzugte
Salz, dessen Kationen die Kationen in der Glasoberfläche ersetzen sollen, ist Kaliumnitrat, und die bevorzugten
Ätzmittel sind die Kalium- und Natriumborfluoride. Wenn diese Verbindungen ohne ein
Modifiziermittel verwendet werden, liegt eine besonders wirksame Kombination bei 60 bis 70 % Kaliumnitrat
und 30 bis 40 % Kaliumborfluorid. Wenn als der bevorzugte Katalysator Silbernitrat anwesend ist,
liegt eine besonders wirksame Kombination bei 58 bis 60% Kaliumnitrat, 38 bis 40% Kaliumborfluorid
und 2 bis 4% Silbernitrat. Sämtliche Prozentangaben beziehen sich auf das Gewicht. Der brauchbare Bereich von Salzschmelzen umfaßt Kombina-
tionen von Kaliumnitrat, Kaliumborfluorid oder Natriumborfluorid und Silbernitrat, wobei die Schmelzen
20 bis 60 Gewichtsprozent des Borfluorids und 0 bis 5 Gewichtsprozent Silbernitrat enthalten.
Das Verfahren kann, wie im Beispiel 1 und 2 erläutert, in einer Stufe oder, wie im Beispiel 3 erläutert,
auch in zwei Stufen durchgeführt werden. Beispiel 1 schildert eine Schmelze, die Silbernitrat
als Modifiziermittel enthält, während im Beispiel 2 eine Schmelze ohne Modifiziermittel verwendet wird.
Im einstufigen Verfahren wird das Glas, nachdem es durch und durch auf eine Temperatur gerade
unterhalb seines Erweichungspunktes erhitzt ist} rasch in die Salzschmelze übergeführt, die vorzugsweise
zur Verbesserung der Wärmeübertragung in Bewegung gehalten wird. Das Glas wird in der
Schmelze etwa 2 bis 15 Minuten bei einer Temperatur gehalten, die gewöhnlich im Bereich zwischen
400 und 5000C und unterhalb der oberen Kühltemperatur
des Glases liegt. Danach wird das Glas aus der Schmelze entnommen, die Schmelze wird
abtropfen gelassen, und das Glas wird auf Raumtemperatur abgekühlt. Anhaftendes Material von der
Schmelze wird dann durch Waschen mit Wasser entfernt. Das auf diese Weise behandelte Glas hat die
typischen Brucheigenschaften von Glas mit erhöhter Zähigkeit, und seine Zugfestigkeit in der Größenordnung
liegt von 4220 kg/cm2.
Beim zweistufigen Verfahren wird das Glas durch und durch auf eine Temperatur gerade unterhalb
seines Erweichungspunktes erhitzt und dann rasch In eine Salzschmelze verbracht, die kein Modifiziermittel
enthält und bei einer Temperatur unterhalb der oberen Kühltemperatur des Glases etwa 5 bis
10 Minuten in der Schmelze eintauchen gelassen. Danach wird das Glas rasch, und ohne die anhaftende
Salzschmelze abtropfen zu lassen, in eine zweite Salzschmelze bei der gleichen Temperatur und von
der gleichen oder einer ähnlichen Zusammensetzung wie die erste Schmelze verbracht, die jedoch ein
Modifiziermittel, vorzugsweise Silbernitrat, enthält. Das Glas wird in der zweiten Schmelze eine kürzere
Zeit versenkt, z.B. 3 bis 6Minuten, anschließend aus der Schmelze entnommen, abgekühlt, mit Wasser
gewaschen und getrocknet.
Die nachstehenden Beispiele erläutern die Erfindung.
Eine 38,7 cm2 große und 6,35 mm starke Glasplatte wird während 20 Minuten in einem Ofen auf
700° C erhitzt und dann rasch in eine Salzschmelze eingetaucht, die 39 Gewichtsprozent Kaliumborfluorid,
59 Gewichtsprozent Kaliumnitrat und 2 % Silbernitrat enthält. Die Temperatur der Salzschmelze
wird bei 410° C gehalten. Die Platte wird in der Salzschmelze 10 Minuten bewegt, dann entnommen,
auf Raumtemperatur innerhalb 30 Minuten abgekühlt und dann mit warmem Wasser gewaschen, bis
sämtliches anhaftendes Salz abgelöst ist.
Zur Bestimmung der Schlagfestigkeit wird die Glasplatte an ihren Kanten auf Träger aufgelegt und
nach der Kugelfallmethode mit einer 225 g schweren Stahlkugel geprüft. Zu Beginn des Versuches beträgt
die Fallhöhe 45,7 cm, und bei jedem Versuch wird die Fallhöhe um 15,2 cm erhöht, bis die Platte zerbricht.
Bei einer Fallhöhe von 2,43 m zerbricht die Platte noch nicht. Bei einer Fallhöhe von 2,60 m
erfolgt Bruch. Unter ähnlichen Bedingungen zerbricht eine unbehandelte Glasplatte aus dem gleichen Glas
bei einer Fallhöhe von 0,61 m, und eine Probe aus kommerziell erhältlichem Glas erhöhter Zähigkeit
der gleichen Stärke bricht bei 1,36 m. Wenn die auf die vorstehend beschriebene Weise behandelte Glasplatte
zerbrochen wird, haben die Bruchstücke nahezu rechteckige Form, die keine scharfen Kanten aufweisen
und ein durchschnittliches Volumen von etwa 0,52 cm3 haben. Dieses Verhalten ist ähnlich dem
Verhalten von kommerziell erhältlichem Glas erhöhter Zähigkeit, doch behält die zerbrochene Glasplatte
eine größere Durchsichtigkeit bei als Proben aus dem kommerziell erhältlichen Glas.
6,35 mm starke Glasplatten werden in einem Ofen 4 Minuten auf die Temperatur T° C erhitzt und dann
so rasch wie möglich in eine Salzschmelze verbracht, die aus 60 Gewichtsprozent Kaliumnitrat und 40 Gewichtsprozent
Kaliumborfluorid besteht und die bei 410° C gehalten wird. Die Glasplatten werden in
diesem Gemisch 10 Minuten bewegt, dann entnommen, abgekühlt, mit Wasser gewaschen und getrocknet.
Ihre Schlagfestigkeit wird nach der im Beispiel 1 beschriebenen Kugelfallmethode mit der 225 g schweren
Stahlkugel bestimmt, die auf das Zentrum einer 38,7 cm2 großen Glasplatte, die an ihren Kanten von
Trägern gestützt wird, fallengelassen wird, bis sie zerbricht.
Eine unbehandelte Glasplatte zerbricht bei einer Fallhöhe von 0,60 m, und auf herkömmliche Weise
in seiner Zähigkeit erhöhtes Glas bricht bei 1,36 m. Mit den erfindungsgemäß behandelten Glasplatten
werden folgende Ergebnisse erhalten:
T0C | Fallhöhe |
730 745 760 790 |
1,67 m 1,82 m 1,82 m 1,82 bis 1,97 m (20Proben) |
Die beim Bruch erzeugten kleinen Glasstücke haben keine scharfen Ecken und Kanten.
6,35 τητη starke Glasplatten werden 4 Minuten in
einem Ofen auf 7900C erhitzt, dann so rasch wie
möglich in eine Salzschmelze verbracht, die aus 60 Gewichtsprozent Kaliumnitrat und 40 Gewichtsprozent
Kaliumborfluorid besteht und die bei 410° C gehalten wird. Die Glasplatten werden 10 Minuten in
diesem Gemisch bewegt und dann, ohne die anhaftende Salzschmelze abtropfen zu lassen, in eine zweite
Salzschmelze von der gleichen Temperatur verbracht, die 59 Gewichtsprozent Kaliumnitrat, 39 Gewichtsprozent
Kaliumborfluorid und 2 Gewichtsprozent Silbernitrat enthält. Nach einer Verweilzeit von 3 Minuten
werden die Glasplatten aus dieser Schmelze entnommen, abkühlen gelassen, mit Wasser gespült
und getrocknet. Ihre Schlagfestigkeit wird auf die gleiche Weise, wie im Beispiel 1 und 2 beschrieben,
mit einer 225 g schweren Stahlkugel geprüft. Die Fallhöhe, aus der die Kugel fallengelassen werden
muß, um eine 38,7 cm2 große Glasplatte, die an ihren Kanten gestützt wird, zu zerbrechen, liegt zwischen
1,97 und 2,13 m (20 Proben). Beim Bruch werden kleine Stücke ohne scharfe Kanten und Ecken
erzeugt.
Claims (10)
1. Verfahren zur Behandlung von Glas zur ao Erhöhung seiner Zähigkeit und Festigkeit durch
Ionenaustausch in einer Salzschmelze, dadurch
gekennzeichnet, daß man das Glas durch und durch auf eine Temperatur gerade unterhalb
seines Erweichungspunktes erhitzt und dann von dieser Temperatur rasch in einer Salzschmelze
auf eine Temperatur gerade unterhalb der oberen Kühltemperatur des Glases abkühlt, wobei die
Salzschmelze mindestens ein Ätzmittel aus der Gruppe Natriumborfluorid, Kaliumborfluorid,
Natriumfluorid, Kaliumfluorid und Silberfluorid gelöst enthält.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Ätzmittel Kaliumborfluorid
und in einer Menge von etwa 20 bis 60 Gewichtsprozent der Schmelze verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Salz Kaliumnitrat verwendet
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Salzschmelze ein Modifiziermittel
aus der Gruppe Silber, Silbersalze, Salze des einwertigen Golds und Salze des einwertigen
Thalliums enthält.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Modifiziermittel Silbernitrat
und in einer Menge von etwa 2 bis 5 Gewichtsprozent der Schmelze verwendet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur der Salzschmelze
zwischen 400 und 500° C und unterhalb der oberen Kühltemperatur des Glases liegt
und daß das Glas in der Schmelze während 2 bis 15 Minuten abgekühlt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmelze aus 60 bis 70 Gewichtsprozent
Kaliumnitrat und 30 bis 40 Gewichtsprozent Kaliumborfluorid besteht.
8. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmelze aus 58 bis 60 Gewichtsprozent
Kaliumnitrat, 38 bis 40 Gewichtsprozent Kaliumborfluorid und 2 bis 4 Gewichtsprozent
Silbernitrat besteht.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Glas nacheinander in zwei
getrennten Salzschmelzen von der gleichen Temperatur abgekühlt wird, wobei die erste Schmelze
kein Modifiziermittel und die zweite Schmelze ein Modifiziermittel enthält.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die erste Schmelze aus 60 bis
70 Gewichtsprozent Kaliumnitrat und 30 bis 40 Gewichtsprozent Kaliumborfluorid und die
zweite Schmelze aus 58 bis 60 Gewichtsprozent Kaliumnitrat, 38 bis 40 Gewichtsprozent Kaliumborfluorid
und 2 bis 4 Gewichtsprozent Silbernitrat besteht, die Temperatur jeder Schmelze zwischen 400 und 500° C beträgt und unterhalb
der unteren Anlaßtemperatur des Glases liegt, und daß das Glas in der ersten Schmelze während
5 bis 10 Minuten und in der zweiten Schmelze während 3 bis 6 Minuten abgekühlt wird.
In Betracht gezogene Druckschriften:
Deutsche Auslegeschrift Nr. 1 243 342;
französische Patentschrift Nr. 1329 126.
Deutsche Auslegeschrift Nr. 1 243 342;
französische Patentschrift Nr. 1329 126.
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GB7573/64A GB1055126A (en) | 1964-02-24 | 1964-02-24 | Treatment of glass |
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