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Bitumenhaltige, kationenaktive, wäßrige Emulsion, insbesondere für
den Straßenbau Im Straßenbau ist es bekannt, bituminöse Bindemittel in heiß- oder
kaltflüssigem Zustand in dünner Schicht auf einer vorhandenen Fahrbahn zu verteilen,
beispielsweise um eine Decklage aus bituminösem Mischgut fest mit der Unterlage
zu verbinden.
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Eine besondere Schwierigkeit liegt dabei darin, den auszubreitenden
Bindemittelfilm möglichst dünn zu halten, da es bekannt ist, daß der vorgelegte
Bindemittelfilm bei einer Überdosierung zum Durchschlagen durch die Decklage neigt.
Man verwendet daher zum Voranstrich des Untergrundes Kaltbindemittel in Form von
Lösungen der bituminösen Stoffe in leichtflüchtigen, organischen Lösungmitteln oder
in Form wäßriger, bituminöser Emulsionen, die beide auf Grund ihrer niedrigen Viskosität
die Verteilung dünner Filme erleichtern.
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Es hat sich jedoch gezeigt, daß Schwierigkeiten auftreten, wenn der
Untergrund staubig oder feucht ist und ein festhaftender bituminöser Film von sehr
geringer Filmdicke erzielt werden soll. Es liegt nahe, diese Schwierigkeiten durch
eine weitere Verdünnung der bekannten Kaltbindemittel zu überwinden, jedoch ist
eine Erhöhung des Lösungsmittelanteils in Bitumenlösungen auf 30 bis 40 ovo wegen
der Feuergefährlichkeit oder der physiologischen Bedenklichkeit großer Mengen leichtfiüchtiger
Lösungsmittel unerwünscht.
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Derartige Lösungen sind außerdem mit den gebräuchlichen Straßenbaudruckspritzen
kaum zu handhaben.
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Auch haben Versuche ergeben, daß die Benetzung feuchter und staubiger
Flächen trotz der Dünnflüssigkeit derartiger Lösungen unzureichend ist. Auch die
Erhöhung des Wasseranteils in den bekannten bituminösen Emulsionen bringt nicht
den gewünschten Erfolg.
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Es ist ferner bekannt, zerkleinertes, mineralisches und organisches
Material mit einem plastischen Bindemittel unter Verwendung einer anionenaktiven
Emulsion zu umhüllen, wobei der anionenaktiven Emulsion Lösungsmittel wie Benzin,
Nitrobenzol, Benzol, Anilin od. dgl. zugesetzt werden, um die Brechung der Emulsion
zu erleichtern.
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Während die bisher im Straßenbau fast ausschließlich verwendeten
anionenaktiven Emulsionen, gleichviel ob sie leichtflüchtige organische Lösungsmittel
enthielten oder nicht, nicht in der Lage waren, feuchte oder staubige Flächen in
zufriedenstellender Weise zu benetzen, wurde gefunden, daß befriedigende Ergebnisse
mit einer kationenaktiven bituminösen Emulsion erzielt werden, bei deren Herstellung
sowohl bestimmte Mengen leichtflüchtiger organischer Lösungsmittel als auch erhöhte
Wassermengen ver-
wendet werden. Dabei hat sich ergeben, daß ein derartiges Kaltbindemittel
nicht nur die Verteilung sehr dünner Filme ermöglicht, sondern eine Reihe weiterer
Vorteile für den Straßenbau bringt. Gegenstand der Erfindung ist eine als Kaltbindemittel
im Straßenbau verwendbare, kationenaktive, wäßrige Emulsion, bei der das Bitumen
in mindestens 25 0/o, vorzugsweise 30 bis 4O0/o, bezogen auf die bituminöse Phase,
eines leichtflüchtigen Lösungsmittels gelöst und diese Lösung unter Verwendung von
mindestens 10/o, vorzugsweise 1,5 bis 3 0/o. bezogen auf die Gesamtemulsion, langkettiger
Amine und/oder quaternärer Ammoniumverbindungen als Emulgatoren in mindestens der
gleichen Menge Wasser emulgiert ist. Unter einem leicht flüchtigen Lösungsmittel
ist dabei ein Lösungsmittel verstanden, dessen Anteile mit ihrem Siedepunkt unter
2500 C liegen und von denen mindestens die Hälfte bis 2000 C überdestilliert.
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Gut geeignete Emulgatoren werden erhalten, wenn die langkettigen
Amine durch Zugabe organischer oder anorganischer Säuren in ihre Salze übergeführt
sind. Zweckmäßig enthält die gebrauchsfertige Emulsion 50 bis 70°/o, vorzugsweise
etwa 60°/o, Wasser.
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Besonders geeignet sind Emulsionen, bei denen die Ölphase eine Viskosität
von höchstens 200 Sekunden Auslaufzeit, gemessen im Straßenteerviskosimeter mit
der Viermillimeterdüse bei 250 C, aufweist.
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Die Feuergefährlichkeit niedrigsiedender Lösungsmittel ist durch
die Emulgierung in Wasser an sich schon weitgehend vermindert. Zur weiteren Vermeidung
der Feuergefährlichkeit ist es zweckmäßig, wenn wenigstens die niedrigsiedenden
Bestandteile des leichtflüchtigen Lösungsmittels chlorierte Kohlenwasserstoffe sind.
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Es hat sich ergeben, daß sich eine derartige Emulsion auf Grund ihrer
hohen Anteile verflüssigender Stoffe zur Ausbreitung sehr dünner, bituminöser Filme
eignet, wobei sie infolge der Dünnflüssigkeit der Gesamtemulsion in Poren einsinkt
und Staubteilchen umnetzt. Dabei können die zu behandelnden Flächen sowohl trocken
als auch feucht sein.
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Es wurde weiter gefunden, daß die Emulsion auch dickere Schichten
feinkörniger und selbst staubförmiger Mineralstoffe zu durchdringen vermag und daß
hierbei, im Gegensatz zu den gebräuchlichen Bitumenemulsionen, die bituminöse Phase
nicht in Form mehr oder weniger viskoser, bituminöser Tröpfchen abfiltriert wird.
Vielmehr setzt beim Kontakt mit staubförmigen Mineralstoffen sehr rasch eine Emulsionsbrechung
ein, und zwar in der Weise, daß die bituminöse Phase an der hohen spezifischen Oberfläche
dieser Mineralstoffe in extrem dünnen Filmen adsorbiert wird. Es hat sich überraschenderweise
gezeigt, daß die Ausbildung dieser Bitumenfilme das Vordringen der Emulsion in feinkörnigen
Schichten nicht behindert und daß auch die bituminöse Phase der Emulsion nach der
Emulsionsbrechung noch selbsttätig weiter eindringt.
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Versuche haben ergeben, daß Emulsionen gemäß der Erfindung im Straßenbau
die Lösung einer Reihe bisher nicht befriedigend gelöster Aufgaben ermöglicht. Infolge
des Vermögens der Emulsion, auch staubförmige Mineralstoffe zu durchdringen, ist
die Emulsion zur Behandlung von staubigem Untergrund oder alten Straßendecken vor
dem Aufbringen von bituminösen Deckschichten besonders geeignet. Auch kann sie zur
» Kaltverschweißung « bituminöser Schichten untereinander, die in mehreren Lagen
aufgebracht werden, mit Vorteil verwendet werden. Vermöge ihrer hohen Diffussionsgeschwindigkeit
eignet sie sich auch zum Tränken und Absiegeln von Schüttungen mit hohem Feinkornanteil.
Hierdurch können beispielsweise solche Bodenmassen, die an sich infolge eines hohen
Feinkomanteiles zur Herstellung einer frostsicheren Unterbauschüttung ungeeignet
wären, in einen wasserabweisenden Zustand übergeführt werden. Auch können Flächen,
die mit Asche, Schlacke od. dgl. bedeckt sind und die nicht mit einer festen bituminösen
Deckschicht versehen werden sollen, durch ein- oder mehrmaliges Aufbringen der Emulsion
von einer lästigen Staubbildung befreit werden. Auf diese Weise ergibt sich die
Verwendung der erfindungsgemäßen Emulsion zur Beseitigung der Staubbelästigung auf
nicht befestigten Wegen und Plätzen, beispielsweise auf Schulhöfen, Sportplätzen
u. dgl.
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Emulsionen gemäß der Erfindung können ferner in geringen Mengen von
l °/o und weniger, bezogen auf das Mineral, mit gebrochenem Gesteins splitt vermischt
werden. Auf diese Weise entsteht auf der Splittoberfläche ein ganz dünner, festhaftender,
bituminöser Film, dessen Entstehung auch durch die Anwesenheit von Staub und Feuchtigkeit
nicht gestört wird. Dieser sogenannte mager umhüllte Splitt eignet sich zum Einwalzen
in bituminöse Decklagen, die hierdurch rauh gestaltet werden. Im Gegensatz zu den
bekannten Methoden zur Herstellung derartigen Abdecksplitts kann bei Verwendung
der erfindungsgemäßen Emulsion eine viel niedrigere Menge an effektiv wirksamen
bituminösen Bindemitteln eingesetzt werden, wodurch der so behandelte Splitt
schon
kurz nach Beendigung des Mischvorganges nicht mehr klebt. Er besitzt eine ausgezeichnete
Streu- und Rieselfähigkeit und ist deshalb in Verteilungsgeräten gut zu verarbeiten.
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Schließlich können die erfindungsgemäßen Emulsionen auch zum Dichten
poröser Bauwerke selbst unter Wasser verwendet werden. Dabei diffundiert die Emulsion
mit dem Sickerwasser in die Bauwerke hinein und vermag infolge der Dünnflüssigkeit
der Ölphase die porösen Schichten selbst in der Tiefe zu durchdringen und abzudichten.
Auch Fließsandschichten können durch Injizieren derartiger Emulsionen zum Stehen
gebracht werden.
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Durch Testversuche konnte zusätzlich auch festgestellt werden, daß
sich bei einer Verarbeitung von geeigneten Kernsandmischungen die Herstellung von
Formkernen, die mit einer Emulsion nach der Erfindung durchtränkt und unter Druckeinwirkung
von angewärmter Kohlensäure verfestigt wurden, bei Sandformen für die verschiedensten
Gußlegierungen bestens bewährt hat.
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Die Emulsionen gemäß der Erfindung können auch in der Weise hergestellt
werden, daß in wäßrige kationaktive Bitumenemulsion mit den beanspruchten Mengenverhältnissen
nachträglich das leichtflüchtige Lösungsmittel eingearbeitet wird oder daß eine
solche Bitumenemulsion mit einer wäßrigen Emulsion der leichtilüchtigen Lösungsmittel
vermischt wird.
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Die folgenden Ausführungsbeispiele zeigen einige Möglichkeiten für
die Zusammensetzung von erfindungsgemäßen bitumenhaltigen, kationaktiven, wäßrigen
Emulsionen gemäß der Erfindung.
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Rezeptbeispiele Beispiel 1 Emulsion mit hohem Netzvermögen, Verhältnis
Bitumen zu Lösungsmittel = 70:30 In 58 Teilen Wasser, 1,2 Teilen Fettsäuremonoamin
mit 12 bis 18 Kohlenstoffatomen im Fettsäuremolekül, 0,6 Teilen Essigsäure (600/oig),
0,2 Teilen Kalziumchlorid wird eine Lösung aus 28 Teilen Bitumen 200, 7 Teilen Kerosin
(Siedebereich 180 bis 2200 C), 5 Teilen Trichloräthylen Kp. 870 C in bekannter Weise
emulgiert.
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Die Viskosität der Emulsion ist 2,5 E/200 C, die Viskosität der bituminösen
Phase ist 60 Sekunden Auslaufzeit in der 4-mm-Düse des Straßenteerviskosimeters
bei 250 C, der Flammpunkt der Lösungsmittelanteile liegt über 550C. Die Emulsion
kann ohne Gefahr aus den gebräuchlichen Straßenbauspritzgeräten aufgesprüht werden.
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Beispiel 2 Kationaktive Emulsion mit weiter gesteigertem Netzvermögen
Verhältnis Bitumen zu Lösungsmittel= 60 : 40, Emulgatorkombination von verstärkter
Basizität der lipophilen Seite und auf 2,4 Gewichtsprozent erhöhter Emulgatormenge
In 54 Teilen Wasser, 1,5 Teilen primärem Oleyl-Monoamin, 0,8 Teilen Salzsäure (380/oig),
0,7 Teilen Alkyltrimethylammoniumchlorid wird eine Lösung von 25 Teilen Verschnittbitumen
nach DIN 1995 (Ausgabe Februar 1960), 3 Teilen Testbenzin (Siedebereich 130 bis
1600 C), 6 Teilen Lösungsbenzol
(150 bis 180 C), 4 Teilen Athylenchlorid
Kp. 830 C, 5 Teilen Tetrachlorkohlenstoff Kr. 760 C in bekannter Weise emulgiert.
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Beispiel 3 Kationaktive Emulsion zum Tränken und Absiegeln poröser
Oberflächen. Durch die Verwendung von Steinkohlenteerpech und flüchtigen Aromaten
entsteht eine gewisse Benzinfestigkeit der Absiegelung In 58,6 Teilen Wasser, 1,8
Teilen Stearyl-Propylen-Diamin, 1,2 Teilen Essigsäure (600/oig), 0,4 Teilen Dodecylbenzyl-trimethylammonium-chlorid
wird eine Lösung aus 22 Teilen Steinkohlenteerpech (Erweichungspunkt nach Kraemer-Sarnow
70° C), 8 Teilen Steinkohlenteerleichtöl (Siedebereich 170 bis 2003 C), 3 Teilen
Xylol Kp. etwa 1400 C, 5 Teilen Tetrachlorkohlenstoff Kp. 760 C in bekannter Weise
emulgiert.
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Als bituminöse Stoffe sind verwendbar: alle Bitumina, die in aliphatischen,
aromatischen oder chlorierten Kohlenwasserstoff-Lösungsmitteln ohne Rückstand löslich
sind, beispielsweise die Straßenbaubitumen B 80, B 200, B 300. Grundsätzlich können
jedoch auch härtere bituminöse Stoffe, insbesondere Hochvakuumbitumen, Teerpeche,
Erdwachse oder sogenannte »geblasene Bitumen« auf die erfindungsgemäße Weise zu
Emulsionen mit hohem Netzvermögen verarbeitet werden.
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Schließlich ist es auch möglich, in die bituminösen Stoffe bei ihrer
Auflösung kleine Menge von Gummi oder in Kohlenwasserstofflösungsmitteln lösliche,
thermoplastische Kunststoffe einzuarbeiten.
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Die kationaktiven Emulsionen gemäß der Erfindung unterscheiden sich
in ihrem Verhalten wesentlich von den bisher bekannten Lösungen von Bitumen in Lösungsmitteln
sowie von den Bitumenemulsionen.
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Die dünnflüssige Emulsion vermag, wie erwähnt, feinkörnige, selbst
staubförmige Mineralstoffe zu durchdringen. Es ist nicht erforderlich, daß die Emulsion
sehr stabil eingestellt ist, da auch nach der Entmischung bei der Phase, wie sie
beim Durchdringen feinkörniger oder poröser Stoffe erfahrungsgemäß schnell eintritt,
die dünnflüssige Form der Ölphase ein weiteres Vordringen ermöglicht, was überraschenderweise
selbst durch Anwesenheit von Wasser nicht verhindert wird. In Lösungsmitteln gelöste,
bituminöse Stoffe sind dagegen nicht in der Lage, Staubfilme zu durchdringen, insbesondere
wenn in diesen Feuchtigkeit vorhanden ist.
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Im Gegensatz zu bestimmten, sogenannten »hochstabilen« bituminösen
Emulsionen, mit denen man bisher feinkörnige Mineralstoffe zu durchdringen versucht
hat, zieht die sich abscheidende Ölphase der erfindungsgemäßen Emulsion auf die
Oberflächen der Mineralstoffteilchen sehr leicht auf, wobei sie sogar das Wasser
von den Oberflächen zu verdrängen vermag. Infolge der raschen Adsorption der Ölphase
kann ein System Mineralstoff-Luft-Bitumenlösung-Wasser, das durch Tränken feinkörniger
Mineralstoffe mit der erfindungsgemäßen Emulsion gebildet wurde, kurze Zeit nach
der Tränkung nicht mehr in Wasser aufgeschlämmt werden. Vielmehr bildet sich eine
Masse, die je nach Kornaufbau und den Mengenverhältnissen eine etwas unterschiedliche
Konsistenz besitzen kann, die aber von Anfang an wasserunempfindlich ist und die
durch Lösungsmittel-
verdunstung fortschreitend erhärtet. Dieses Verhalten macht
die Emulsion zur Herstellung frostsicherer Unterbauschüttungen besonders geeignet.
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Wird die kationaktive Emulsion auf ebenem, festem Untergrund ausgebreitet,
so zeigt sie eine hohe Netzfähigkeit, und auch die Ölphase besitzt nach der Brechung
ein hohes Netzvermögen, so daß sich selbst bei Anwendung extrem niedriger Mengen
geschlossene Bitumenfilme bilden. Diese Filme werden auch im Beisein von Wasser
am Untergrund adsorbiert, und sie haften so fest, daß sie beim Hinzutritt weiteren
Wassers, beispielsweise bei einer Anwendung im Regen, nicht fortgespült werden.
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Aus dem hohen Netzvermögen ergibt sich der Vorteil, daß bei Verwendung
einer kationaktiven Emulsion gemäß der Erfindung bereits 0,2 kg/qm zur vollständigen
Benetzung einer alten Straßendecke genügen, wobei nach Verdunstung aller flüchtigen
Anteile der fest haftende Bitumenfilm nur ein Viertel und ein Drittel der aufgebrachten
Emulsionsmenge beträgt. Dagegen werden die gebräuchlichen Kaltbindemittel zur Erzielung
eines geschlossenen Films üblicherweise in Mengen von 0,6 bis 0, 8 kg/qm aufgespritzt,
und es besteht bei ihrer Anwendung die dem Fachmann bekannte Gefahr, daß ein Teil
dieses vorgespritzten Bindemittels in die darauf aufgebrachte Decklage abwandert,
was insbesondere bei dünnen, bituminösen Teppichbelägen, wie sie beispielsweise
mit 25 kg/qm Asphaltfeinbeton hergestellt werden, den Nachteil der »Überfettung«
des Mischgutes und damit des Weichwerdens und der Wellenbildung des Belages ergibt.
Mit der erfindungsgemäßen Emulsion wird diese Gefahr vermieden.
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Versuche haben ergeben, daß die durch Verwendung von kationaktiven
Emulsionen gemäß der Erfindung erzielten Vorteile mit den gebräuchlichen butiminösen
Emulsionen, die durch Emulgierung eines heißflüssigen, bituminösen Stoffes hergestellt
sind, auch dann nicht erreicht werden können, wenn diese Emulsionen mit Wasser verdünnt
und auf einen entsprechend geringen Bitumengehalt eingestellt werden. Vergleichsversuche
ergaben folgendes: Auf einer vorhandenen Fahrbahn wurden vier verschiedene bituminöse
Emulsionen in jeweils zweierlei Weise ausgebreitet. Die zu behandelnde Fahrbahn
bestand aus einer Tragschicht, die in bekannter Weise aus einem bituminierten Kies-Sand-Gemisch
im Heißverfahren hergestellt war. Auf diese Unterlage war eine Verschleiß schicht
aus Asphaltfeinbeton aufzubringen. Die Tragschicht war durch den üblichen Baustellenverkehr
verschmutzt. Die groben Verunreinigungen waren mit mechanischen Kehrgeräten beseitigt
worden, während feinere Staub- und Lehmfilme noch an der Tragschicht hafteten.
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Die dem Fachmann bekannte Schwierigkeit, solche Staubfilme mechanisch
zu beseitigen, erforderten zur Staubbindung vor dem Aufbringen der Verschleißschicht
die Ausbreitung eines möglichst dünnen Bindemittelfilms auf der Tragschicht. Zur
Vermeidung von »Uberfettungen« der Verschleißschicht wurden in allen Fällen nur
0,2 kg/qm der zu vergleichenden bituminösen Emulsionen angewandt. Bei den Versuchen
1 a), 2 a), 3 a) und 4a) wurde das Bindemittel lediglich aufgespritzt, bei den Versuchen
lb), 2b), 3b) und 4b) wurde das Bindemittel nach dem Aufspritzen zur innigeren Berührung
mit dem Untergrund noch mit Piassavabesen verbürstet. Bei den
Versuchen
1 bis 3 wurden bekannte, bituminöse Emulsionen, die mit Wasser auf vergleichbare
Konzentration gebracht wurden, angewandt, während Versuch 4 die Ergebnisse mit einer
Emulsion gemäß der Erfindung zeigt.
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Versuch 1 Eine mit Ton als Emulgator hergestellte stabile, bituminöse
Emulsion wurde mit Wasser auf 400/0 Bitumengehalt eingestellt. Ein gleichmäßiges
Verteilen der geringen Menge von 0,2 kg/qm war mit dem Besen wegen des unzureichenden
Netzvermögens der Emulsion nicht möglich. Eine auf 0,5 kg/qm erhöhte Menge bildete
beim Verstreichen mit dem Staub einen bituminösen Mörtel. Die Verschleißschicht
konnte jedoch auf diesen Mörtelfilm nicht sofort aufgebracht werden, da zunächst
keine Haftung am Untergrund eintrat. Der Mörtel haftete an der Unterlage, wenn er
1 bis 3 Tage vor dem Aufbringen der Verschleiß schicht ausgebreitet wurde. Vor Beendigung
der Austrocknung wurde der Mörtel wieder aufgeweicht und sogar fortgespült, wenn
Regenfälle auftraten. Außerdem bestand die Gefahr, daß während der Austrocknungszeit
der Film durch Baustellenverkehr erneut beschädigt und verschmutzt wurde.
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Versuch 2 Eine mit Harzseife hergestellte alkalische, anionaktive
Emulsion wurde auf 400/0 Bitumengehalt eingestellt. a) Die Emulsion zeigte auch
bei Verwendung von 0,2 kg/qm eine ausreichende Netzfähigkeit, es bildete sich ein
geschlossener Emulsionsfilm. Die Emulsion brach einige Zeit nach dem Kontakt mit
dem Staub und ließ einen dünnen, lederartigen Bitumenfilm entstehen. Dieser Film
konnte vom Untergrund leicht wieder gelöst werden, es trat keine Haftung oder Verbindung
der Verschleißschicht mit der Tragschicht ein. b) Das Verteilen mit dem Besen war
nicht möglich. Auch eine auf 0,5 kglqm erhöhte Menge rollte sich unter dem Besen
auf. Es entstanden feste Zusammenballungen von Schmutz und Bitumen, die keinerlei
Haftwirkung zeigten.
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Versuch 3 Eine mit Hilfe kationaktiver Emulgatoren hergestellte bituminöse
Emulsion aus einem Verschnittbitumen nach DIN 1995 wurde auf 400/( Bitumengehalt
eingestellt. Es ergab Schwierigkeiten in der Spritzmaschine, die vorher mit der
harzseifenhaltigen Emulsion (gemäß Versuch 2) gefüllt gewesen war. Ausfällungen
von Bitumen infolge Unverträglichkeit der Emulgatoren und Verstopfungen der Spritzdüsen
mußten durch Spülen der Spritzmaschine mit verdünnter Salzsäure vor dem Gebrauch
der kationischen Emulsion verhütet werden. a) Beim Aufspritzen von 0,2 kg/qm zeigte
die kationische Verschnittbitumenemulsion die schlagartige Ausbildung von ziemlich
wei-
chen Bitumenfilmen, sobald die Emulsion auf den Staubfilm auftraf. Die gleichmäßige
Benetzung des Untergrundes war jedoch mit dieser niedrigen Menge nur teilweise möglich.
Die Durchdringung des Staubes und die Haftung an der Tragschicht waren unzureichend,
vor allem an Stellen, an denen der Staubfilm dichter war. b) Die geringe Menge von
0,2 kg/qm war mit Besen nicht zu verteilen. Bei Erhöhung der Menge auf 0,5 kg/qm
bildeten sich beim Streichen aus der ausgeschiedenen, bituminösen Phase und den
Verschmutzungen Klumpen und Fladen, die zäh bis schmierig und nicht gleichmäßig
zu verteilen waren.
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Versuch 4 Eine kationaktive bituminöse Emulsion gemäß der Erfindung
ergab keine festen bituminösen Ausscheidungen in der Spritzmaschine, auch wenn die
Maschine vorher mit alkalischen, seifenhaltigen Emulsionen gefüllt gewesen war.
Der Lösungsmittelanteil der erfindungsgemäßen Emulsion verflüssigte etwaige Bitumenrückstände
in der Maschine und reinigte diese selbsttätig. a) Beim Aufspritzen von 0,2kg/qm
bildete sich auf dem Untergrund ein gleichmäßiger Emulsionsfilm, aus dem sich sofort
geschlossene Filme der ebenfalls dünnflüssigen bituminösen Phase ausschieden. Die
aufschlämmbaren Bestandteile des Staubes flockten aus und wurden von der dünnflüssigen
bituminösen Phase durchtränkt, wobei auch die unter dem Staubfilm liegende Tragschicht
benetzt und deren Bindemittel in ganz dünner Schicht oberflächlich angelöst wurde.
Das Mischgut der Verschleißschicht wurde sofort aufgebracht, es verschweißte fest
mit der Unterlage. Der Versuch wurde im Regen mit gleichem Erfolg wiederholt. b)
Die aufgespritzte Emulsionsmenge brauchte mit dem Besen nicht verteilt zu werden,
da die innige Berührung der bituminösen Phase mit der Trageschicht selbsttätig eintrat.
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Steht jedoch kein Spritzgerät zur Verfügung und die bituminöse Emulsion
gemäß der Erfindung muß mit dem Besen aufgetragen werden, so bildet sich aus der
bituminösen Phase und dem ausgeflockten Staub ein dünnflüssiger Mörtel, der bequem
mit dem Besen verteilt werden kann. Die Mörtelschicht ist sofort nach dem Ausbreiten
wasserunempfindlich, und das aufzubringende Mischgut verschweißt ebenfalls sofort
mit dem Untergrund.