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Verfahren zur Aufnahme von Tonvorgängen, insbesondere Musikdarbietungen
zum Zwecke der elektrischen Ubertragung auf Schallwiedergeber, Schallkonserven,
Rundfunk- und Fernsehsender Es ist bekannt, Tonvorgänge, insbesondere Musikdarbietungen,
zum Zweck der elektrischen übertragung auf Schallwiedergeber, Schallkonserven, Rundfunk-
und Fernsehsender aufzunehmen, wobei Dirigent und Mitwirkende nur elektroakustisch
und durch Sicht miteinander verbunden sind. Die Erfindung betrifft ein Verfahren
hierzu und stellt sich die Aufgabe, die sich dabei bisher für die Tätigkeit des
Dirigenten ergebenden erheblichen Mängel und Schwierigkeiten zu beseitigen.
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Beim Orchesterspiel hat der Dirigent unter anderem die Aufgabe, den
einzelnen Musikern oder einzelnen Instrumentengruppen Einsätze zu geben, für genaues
Zusammenspiel zu sorgen, Korrekturen der Tonhöhen rechtzeitig zu veranlassen und
die zahlreichen Stimmen der Mitwirkenden lautstärkenmäßig aufeinander abzustimmen.
Gerade durch dieWahl derLautstärkenverhältnisse kann und muß er das Wesentliche
und Charakteristische einer Komposition hervorheben, das unwichtige, oft triviale
Füll- und Beiwerk zurücktreten lassen. Er kann eine vollwertige künstlerischeAufführung
des Musikwerkes nur dann zustande bringen, wenn er die Lautstärkenverhältnisse dauernd
und sofort und bis in die feinsten Einzelheiten nach seiner künstlerischen Auffassung
zu steuern und zu regulieren in der Lage ist.
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Bei dem üblichen Aufnahmeverfahren hört der Dirigent seineMitwirkenden
nur,ebenso wie imOrchesterraum der Oper oder auf dem Konzertpodium, unmittelbar,
d. h., daß der Schall auf dem direkten natürlichen Weg von den Schwingungsflächen
der Musikinstrumente bzw. dem Kehlkopf der Sänger zum Ohr des Dirigenten gelangt.
Die bei diesem Aufnahmeverfahren hergestellte elektroakustische Tonaufzeichnung
kann sich der Dirigent dagegen bisher erst nach der Aufnahme anhören und kritisch
bewerten. In der Wiedergabe der elektroakustischen Tonaufzeichnung hört sich aber
die Musik erfahrungsgemäß in vieler Hinsicht anders an als der natürliche, unmittelbare
Klang im Aufnahmesaal.
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Da aber bei der Herstellung von Aufnahmen von Tonvorgängen der Erfolg
nur von der Qualität der Wiedergabe der Musik in ihrer elektroakustisch umgesetzten
Form abhängig und der hervorragendste Klang im Aufnahmesaal völlig nunütz ist, wenn
der Wiedergabeklang der elektroakustisch umgesetzten Aufzeichnung unzulänglich bleibt,
besteht ein Bedürfnis, den Dirigenten bereits während des Dirigierens der Aufführung
und bereits während der vorangehenden Proben den Klang der Aufführung nicht in der
natürlichen, sondern in der elektroakustisch umgesetzten Form, d.h. so, wie der
Schallplattenkäufer oder der Rundfunkhörer sie hören, hören zu lassen. Der Dirigent
hat eine bestimmte Vorstellung des akustischen Gesamteindruckes, den er seinen Zuhörern
durch die Aufführung eines Musikwerkes mitteilen will. Das, was die Zuhörer hören
sollen, muß der Dirigent durch seine Einwirkung auf die Mitwirkenden während der
Aufführung aus diesen gewissermaßen herausholen. Dies gelingt ohne weiteres in der
Oper oder im Konzertsaal, weil hier der Dirigent den Klang auf dem gleichen direkten
natürlichen Weg hört, wie er Bruchteile von Sekunden später zu den Ohren des hinter
ihm sitzenden Publikums gelangt. Bei der Aufführung zur Herstellung einer elektroakustisch
umgeschlagenen Schallaufnahme hört er dagegen bisher den natürlichen Klang, also
etwas anderes als den elektroakustisch umgesetzten Klang, welchen nachher der Schallplattenkäufer
oder der Rundfunkhörer wahrnimmt. Dieser Hörer weiß daher gar nicht, ob irgendeine
ihm auffallende Eigenheit des Klangausdruckes, die im Widerspruch zur ihm bekannten
Komposition steht, auf technische Mängel, auf Steuerungsfehler der technischen Mitarbeiter,
auf künstlerisches Versagen des Dirigenten und/oder der Mitwirkenden oder auf eine
neuartige Auffassung des Dirigenten über aufeinanderfolgende Lautstärkenabstufungen
sowie gleichzeitig erklingende relative Lautstärken zurückzuführen ist. Das bisherige
Übel besteht also darin, daß einerseits der Dirigent nur den natürlichen Klang beeinflußt,
den der Schallplatten- oder Rundfunkhörer nicht so, sondern nur durch die elektroakustische
Umsetzung verändert hören kann, und daß der Schallplatten- oder Rundfunkhörer einen
.elektroakustisch umgesetzten Klang hört, den der Dirigent seinerseits nicht hören
und daher nicht beeinflussen kann.
Man hat diese Schwierigkeit zwar
bereits gelegentlich erkannt und versucht, den Dirigenten während der zur Aufnahme
bestimmtenAufführung vom natürlichen Raumklang akustisch zu isolieren und ihm gleichzeitig
die elektrisch umgeschlagene Klangform zuzuleiten. Diese Versuche hatten jedoch
keinen praktischen Erfolg, weil die gewählten Anordnungen weder den Eigenarten des
Orchesterbetriebes noch den physikalischen Gesetzen der Weiterleitung des Schalles
Rechnung trugen. Die Schallreflexion ist bei Musik stets mit Verwischung des Klangbildes
verbunden. Kopfhörer, die man dem Dirigenten aufsetzt, können das Gehör bei größeren
Lautstärken nicht völlig gegen einen direkt herangeführten Klang abdichten. Ganz
tiefe Schwingungen werden auch in Form von Beben und Schwingungen des Bodens wahrgenommen.
Wer mit aufgesetzten Kopfhörern in einem Musikaufführungsraum sitzt, hört also immer
noch nebeneinander den natürlich und unmittelbar entwickelten Klang und den durch
die Membran des Kopfhörers übermittelten elektroakustischen Klang.
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Außerdem beeinflußt ein längeres Abdrücken der Adern und Nerven der
Ohrmuschel und ihrer Umgebung, wie sie beim aufgesetzten Kopfhörer, und ganz besonders,
wenn er gegen direkte Klangeinwirkungen abdichten soll, unvermeidlich ist, auch
die Aufnahmefähigkeit des Innenohres sehr nachteilig, so daß hierin eine weitere
Quelle von Wahrnehmungstäuschungen gegeben ist.
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Kopfhörer sind also für jeden untauglich, der als Musiker, Sänger
oder Dirigent an einer Musikaufführung teilnehmen soll und -dabei auf Grund seines
zu besonderer Verfeinerung entwickelten musikalischen Gehörs sein eigenes Musizieren
dem Musizieren der anderen Teilnehmer anpassen bzw. das Musizieren aller Teilnehmer
aufeinander abstimmen muß. Deswegen konnte auch ein bekannter Vorschlag keinen Erfolg
haben, wonach jedem einzelnen Musiker des Orchesters ein Kopfhörer aufgesetzt werden
soll und die einzelnen Musiker bzw. Musikergruppen in eine entsprechende Anzahl
von akustisch isolierten Zellen eingeschlossen werden, von denen der jeweiligeMusikklang
über getrennte Mikrophone und Lautsprecher dem Dirigenten zugeleitet wird,der seinerseits
in einer ebensolchen Isolierzelle eingeschlossen werden soll, die gegenüber den
Musikerzellen aufgestellt ist. Mittels der Kopfhörer soll der Dirigent während des
Spieles zu den Musikern sprechen können, während gleichzeitig die Musiker mit ihren
Kopfhörern den Gesamtklang aller Mitwirkenden, also auch den Klang aus ihrer eigenen
Zelle, hören sollen.
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Hierbei kommen, was vermieden werden soll, außer dem Gesamtklang der
Darbietung auch noch die an die einzelnen Musiker gerichteten Bemerkungen des Dirigenten
auf die elektroakustische Gesamtaufzeichnung. Ferner können die Musiker bei dieser
Anordnung vom Klang ihres eigenen Instrumentes nichts oder fast nichts hören, es
sei denn innerhalb des Gesamtklanges des ganzen Orchesters. Sie sind schon aus diesem
Grunde gehindert, sauber und künstlerisch zu spielen. Außerdem erfordert das Spielen
der meisten Instrumente, abgesehen allenfalls von der Harfe und der Kesselpauke,
sehr häufige und lebhafte Kopfbewegungen, man denke nur an die heftigen Kopfbewegungen
der Streicher und an das ständige Spielen der Backen- und Kiefermuskeln bei den
Bläsern. Diese unentbehrlichen Bewegungen werden praktisch durch aufgesetzte Kopfhörer
unmöglich gemacht, die bei verhältnismäßig hohem Gewicht und einem verhältnismäßig
leichten Haltebügel bei jeder heftigeren Kopf-Bewegung ihren Sitz an den Ohrmuscheln
zu verlieren drohen.
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Dies sind nur einige der aus den Gegebenheiten der Musizierpraxis
folgenden Gründe, die bei einer solchen Anordnung keine auch nur einigermaßen brauchbare
Musikaufnahme zustande kommen lassen.
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Die Musikerzellen und die Dirigentenzelle der bekannten Anordnung
sollen, damit Dirigent und Musiker sich gegenseitig sehen können, Vorderwände aus
Glas besitzen. Zur Schalldichtigkeit sind aber bekanntlich mindestens drei Scheiben
mit zwei Luftzwischenräumen erforderlich. Der Blick der :Musiker und des Dirigenten
kann den anderen Teil also immer nur durch sechs Glasscheiben erreichen, so daß
schon aus diesem Grund die gegenseitige Sicht sehr schlecht sein muß.
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Außerdem kann in einem Raum von den Ausmaßen einer Fernsprechzelle
niemand mit Erfolg auch nur ein Solo spielen. In einer solchen Zelle kann kein schöner
Raumklang entstehen, der Schall wird von der vorderen Glaswand zurückgeworfen, während
er der Reinheit und Deutlichkeit wegen nur einmal auf die Membran des Mikrophons
gelangen sollte. Gewisse Instrumente, wie beispielsweise die Zugposaune, erfordern
einen sehr großen Raum oder sind durch die vorgesetzte Glaswand behindert. Viele
Instrumente, wie z. B. Blasinstrumente mit Klappen- und-Mechanikgeräuschen oder
die bei langen Tönen schnarchenden, bei technischen Figuren kratzenden Darmsaiten
des Kontrabasses, erfordern mindestens sechs Meter Abstand vom Mikrophon, so daß
die Zellen der bekannten Anordnung die Größe ganzer Zimmer annehmen müssen und die
gegenseitige Sicht der Mitwirkenden noch weiter verschlechtert wird.
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Die bekannte Anordnung läßt sich von dem Gedanken leiten, von derMusik
aus jeder einzelnenMusikerzelle getrennte Aufnahmen herzustellen, wobei der Dirigent
während des Spieles bei Bedarf die einzelnen Zellenklänge klangfarblich variieren
und die einzelnen Lautstärken ändern soll, und zwar auf elektrischem Wege, damit
dann diese getrenntenAufnahmen gleichzeitig aus verschiedenen Lautsprechern erklingen
können, von denen jeder eine klangliche Eigenart hat und deren Stückzahl der Anzahl
der getrennten Aufnahmezellen entspricht. Diese Bemühung ist schon deswegen müßig,
weil die einzelnen in Zellen eingeschlossenen und mit Kopfhörern belasteten Musiker
ohnehin bereits für sich allein keinesfalls künstlerisch zu musizieren in der Lage
sind und dieser Mangel sich durch Mischkünste irgendwelcher Art nicht ausgleichen
läßt. Außerdem ist der Gedanke, Musikergruppen und Gesangspartien getrennt aufzunehmen
und auf getrennten Lautsprechern wiederzugeben, der in verbesserter Form bei Breitwandfilmen
in den großen Lichtspielhäusern Anwendung gefunden hat, für Rundfunkhörer und private
Schallplatten- oder Tonbandhörer unverwendbar.
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Die bekannte Anordnung mißachtet vollkommen die Tatsache, daß die
in jahrhundertelanger Erfahrung erprobte Plazierung der einzelnen Mitwirkenden eines
Klangkörpers, insbesondere die Sitzanordnung im sogenannten Großen Orchester, nicht
geändert werden kann, ohne den künstlerischen Charakter der Gesamtleistung des Klangkörpers
zu schädigen. Die Mitwirkenden müssen aus Gründen des Zusammenspieles so eng wie
möglich beieinander sitzen, weil bei größeren Entfernungen dieses Zusammenspiel
sofort gefährdet wird. Der Dirigent muß aus den gleichen Gründen unmittelbar vor
den Mitwirkenden plaziert sein. Jeder Mitwirkende muß jeden anderen Mitwirkenden
jederzeit
gut hören und nach Möglichkeit auch gut sehen können.
Die Begleitenden müssen möglichst nahe beim Solisten sitzen. Die Mitwirkenden lesen
ihre Noten mit direktem Blick, während sie mit indirektem Blick die Bewegungen ihrer
Kollegen und vor allem die des Dirigenten sehen, der ja manchmal dem einzelnen Mitwirkenden
gerade nur die Bewegung eines einzelnen Fingers widmen kann. Blasen etwa zwei Klarinettisten
eine zweistimmige Solostelle, so muß der zweite die Finger des ersten Klarinettisten
gut sehen können. Bei der Bogentechnik der Streicher gibt es selbst für Virtuosen
kleine unlösbare Schwierigkeiten, die unvermeidlich zu kleinen Tempoverschiebungen
führen. Diese sind nur dann erträglich anzuhören, wenn sie von allen Streichern
und möglichst auch von den Nicht-Streichern mitgemacht werden. Deshalb müssen alle
parallel spielenden Streicher gleichen Strich und auch gleiche Fingersätze, wenigstens
innerhalb ihrer Gruppe, haben, was aber nur gelingt, wenn jeder zu jedem gute Sicht
hat.
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Betonungen einzelner Töne werden häufig auch durch zeitliches Überdehnen
des jeweiligen Notenwertes, sogenanntes Tenuto, bewirkt, ohne daß der Komponist
dies in den einzelnen Stimmen vermerkt hat. Solche Tenuti, wie auch andere Tempoverschiebungen,
müssen immer vom ganzen Orchester mitgemacht bzw. berücksichtigt werden, was aber
ebenfalls nur bei guter gegenseitiger Sicht möglich ist.
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Die Feinstimmung im Orchester bis zur letzten Genauigkeit ist ein
unlösbares Problem. Nur führenden Orchestern gelingt die Erreichung eines wenigstens
befriedigenden Genauigkeitsgrades. Die Differenzen zwischen den Intervallen der
in der Praxis notwendigen sogenannten Temperierten Stimmung und den physikalischen
Intervallen sind eine ständige Fehlerquelle, ebenso wie die Schwankungen der Raumtemperatur
und derAtemluft der Bläser. Ansteigende Raumtemperatur läßt die Bläser höher, die
Streicher tiefer werden. Beim Fortissimo werden die Bläser tiefer, nur die Flöte
höher, beim Pianissimo ist alles umgekehrt. Bei steigender Raumtemperatur sollen
die Streicher als Regel mit den Bläsern mitsteigen, so daß also die Gesamstimmung
steigt, während nur Klavier. Elektroorgel und -harmonium, Glockenspiel, Xylophon
usw. nicht mitmachen. Außerdem hat jeder Musiker noch regelmäßig andere konstante
oder wechselnde Stimmungsmängel seines Instrumentes zu beachten. Auf Temperaturänderungen
reagiert Holz langsamer als Metall, Silber schneller als Messing. Auf Atemluft reagieren
lange und dicke Rohre langsamer als kurze und dünne. Beim Pizzicato klingen Streichinstrumente
höher als beim Arco. Aus psychologischen Gründen, je nach Temperament und Beherrschungskunst,
steigen bei erhöhter Lautstärke Instrumentalmusiker und vor allem Sänger in der
Stimmung.
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Alle diese zahlreichen in sich verzahnten Probleme und Schwierigkeiten
finden beim Verfahren der Erfindung Berücksichtigung und können daher nunmehr beherrscht
werden. Das Verfahren besteht erfindungsgemäß darin, daß die ausübenden Mitwirkenden
in einem gemeinsamen Raum unter an sich bekannten natürlichen Raum- und Sichtverhältnissen
angeordnet und tätig sind und daß dem Dirigenten an seinem üblichen Platz vor den
ausübenden Mitwirkenden, jedoch von ihnen durch ein schalldichtes durchsichtiges
Gehäuse akustisch getrennt, das Klangbild der Darbietung über vor den Mitwirkenden
befindliche Aufnahmemikrophone und im Gehäuse befindlicheWiedergabelautsprecher,
ggf. unter Zwischenschaltung einer Schallkonserve, zugeleitet wird, so daß er die
Darbietung nach dem nach der elektroakustischen Wiedergabe auftretenden Klangbild
dirigieren kann. Dieses Aufnahmeverfahren zeichnet sich dadurch aus, daß sämtliche
Mitwirkenden auf ihren traditionellen Plätzen belassen werden, daß keiner der Mitwirkenden
mit Kopfhörern belastet wird, daß jeder der ausübenden Musiker im vollen gewohnten
Umfang seine Kollegen zu sehen und zu hören vermag und daß trotzdem der Dirigent
ausschließlichdie elektroakustischumgesetzte Form des Klanges seines Orchesters
hört und ausschließlich hiernach dirigiert.
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Zur Ausführung des Verfahrens dient eine schalldichte Dirigentenkanzel,
die mindestens im vorderen Teil aus klar durchsichtigem Material besteht. Sie wird
im Orchesterraum dort aufgestellt, wo sonst das Dirigentenpult steht, und sie kann
auch bei Freilichtaufführungen an den Platz gestellt werden, den sonst das Podium
des Dirigenten einnimmt. Der Klang der Darbietung des Orchesters wird über vor den
Mitwirkenden befindliche Aufnahmemikrophone einem innerhalb der Dirigentenkanzel
befindlichen Lautsprecher zugeleitet, wobei ggf. auch noch eine Schallkonserve zwischengeschaltet
sein kann, etwa in der Weise, daß dieAufnahmemikrophone zunächst ein Magnettonband
bespielen und dessen Aufzeichnung dann auf den Lautsprecher der Dirigentenkanzel
übertragen wird. Da die meisten Instrumente ihren Schall hauptsächlich in der Blickrichtung
der Musiker abstrahlen und diese ihre Körperfront dem Dirigenten zuwenden, wird
das Hauptmikrophon zweckmäßigerweise etwas vor und etwas oberhalb des Kopfes des
Dirigenten angeordnet. Der Vorderteil der Dirigentenkanzel soll zweckmäßigerweise
so klein wie möglich gehalten werden, nur daß der Dirigent gerade noch sitzend Raum
für seine Dirigierbewegungen hat. Nach rückwärts soll das Gehäuse der Dirigentenkanzel
sich vergrößern, um für den Lautsprecher eine gute Raumakustik zu bilden und ggf.
noch andere Mitarbeiter, wie Regisseur oder Textkontrolleur oder Elektriker aufzunehmen.
Die Dirigentenkanzel kann im Aufnahmeraum fest aufgestellt oder auf Rädern od. ä.
verschiebbar sein.
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Für den durchsichtigen Teil des Gehäuses kann ein neuzeitlicher blendfreier
Kunststoff verwendet werden. Die erforderlichen Nebeneinrichtungen der Dirigentenkanzel,
insbesondere die Beleuchtung und Belüftungsanlage, braucht nicht im einzelnen erläutert
zu werden.
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Der entscheidende technische Fortschritt des Verfahrens nach der Erfindung
besteht darin, daß erstmalig auch bei dem mechanisierten Vorgang der Herstellung
einer elektroakustisch umgesetzten Schallaufnahme oder Schallkonserve dem Dirigenten
die Möglichkeit gegeben wird, seine künstlerische Auffassung unmittelbar der elektroakustischen
Aufnahme bzw. Aufzeichnung aufzuprägen, weil er ausschließlich mit dieser im Gehör
dirigiert. Auf diese Weise wird im Gegensatz zu bisher auch die Schallplatte oder
die Rundfunksendung ein viel unmittelbareres Werk des Dirigenten. Außerdem bietet
das Verfahren der Erfindung dem Dirigenten auch die Möglichkeit, gewisse Beeinflussungen
der Schallaufnahme bzw. Schallaufzeichnung wieder an sich zu ziehen, die bisher
aus technischen Gründen an den außerhalb des Orchesterraumes in der Aufnahmekabine
befindlichen Tonmeister delegiert waren, obwohl sie künstlerischer, aber nicht technischer
Natur sind. Man kann mit elektroakustischen Mitteln jeden Ton nicht nur in der Lautstärke,
sondern auch in sonstiger Beziehung ggf. soweit verändern, bis der Ton überhaupt
nicht mehr wiederzuerkennen ist. Die Mittel dieser Veränderung
sind
elektroakustischer Art und werden rein technisch von dem als Schwachstromtechniker
ausgebildeten Tonmeister beherrscht. Der Zweck dieser Veränderungen bei der Schallaufnahme
oder Schallaufzeichnung ist aber rein künstlerisch und liegt daher jenseits der
Reichweite des Tonmeisters, der ja nicht auf dem Konservatorium ausgebildet ist.
Diese künstlerische Modulation der Schallaufzeichnung mittels technischer Mittel
kann der Dirigent, wenn er es für wünschenswert hält, beim Verfahren nach der Erfindung
wieder an sich ziehen, indem er in seine Dirigentenkanzel zusätzlich noch eine Steuereinrichtung
für die Aufnahmemikrophone einbauen läßt. Derartige technische Aggregate sind heute
handelsüblich in Ausführungsformen verfügbar, die auch in einfachster Weise zu bedienen
sind.
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Dazu tritt der wirtschaftliche Fortschritt, der darin besteht, daß
durch das Verfahren der Erfindung die bisher für elektroakustischeAufnahmen und
Aufzeichnungen erforderliche Arbeitszeit praktisch auf die Hälfte verkürzt wird,
weil viel weniger Wiederholungen erforderlich sind, die sich bisher daraus ergaben,
daß der Dirigent erst nach Beendigung derAufführung Fehler und Mängel der elektroakustischen
Aufzeichnung wahrnehmen konnte.