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Zur
Behandlung von Erregungszuständen, zur
präoperativen
oder sonst gebotenen Ruhigstellung von Patienten ist die Gabe von
bewusstseinsdämpfenden,
d.h. leicht narkotisierenden/sedierenden Medikamenten allgemein üblich.
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Die
gebräuchlichen
Mittel sind in erster Linie Psychopharmaka, z.B. Benzodiazepine,
insbesondere tetrazyklische Benzodiazepine wie Midazolam, ferner
Propofol, Ketamin, sowie die seit langem bewährten Barbitursäure-Derivate
wie Thiopental-Natrium ("Trapanal").
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Der
Nachteil der üblichen
Sedierungsmaßnahmen,
die meistens durch i.m. oder i.v. Injektion, Suppositorien usw.
erfolgen, ist der häufig
zu beobachtende Widerwillen des Patienten gegen diese Behandlung.
Auch die perorale Gabe, die überdies manchmal
objektiv schwer vertragen und gelegentlich auch durch unwillkürliches
Erbrechen des Patienten vereitelt wird, ist nicht immer anwendbar.
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Aus
WO-A1-9 323 019 ist ein transdermal wirksames System bekannt, mit
dem ein ACE-Hemmer administriert werden kann und mit dem auch eine
Depotwirkung erzielbar sein soll, und das besteht aus
einer
undurchlässigen
Abdeckschicht (Backing Layer),
einem schichtartigen Element
mit Hohlraum,
einem die Wirkstoffabgabe steuernden Mittel und
einer
abziehbaren Deckschicht (Release Liner) auf Papierbasis.
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Transdermal
applizierbare Systeme mit einem Gehalt an einem ACE-Hemmer werden
ferner in EP-A2-0 439 430 (Reservoir-TTS) und EP-A2-0 468 875 (Matrix-TTS)
beschrieben, wobei nach EP-A2-0 468 875 Silikon-Elastomere als Matrixmaterial
(d.h. als wirkstoffhaltiger Kleber) verwendet werden. EP-A3-0 452
837 beschreibt ein transdermales System mit einer Matrix auf der
Grundlage von u. a. Polyisobutylenkautschuk und mit einem Gehalt,
u. a. an ACE-Inhibitoren. Neben Polyisobutylen-Kautschuken werden
als weitere mögliche
Matrices auch Polymere vom Typus der Acrylharze i.w.S. und Silikon-Kautschuke angeführt. Als
transdermal applizierbares Medikament wurde auch schon Acetylsalicylsäure (2-Acetoxybenzoesäure; Aspirin)
vorgeschlagen (WO 00/76315) und ferner Dextromethorphan [(+)-3-methoxy-17-methyl-9a,13a,14a-morphinan] und
dessen pharmakologisch akzeptable Verbindungen als Mittel gegen
Hustenanfälle.
Aus Anesthesia Analgesia 2000/91 1479-82 ist bekannt, dass racemisches
Ketamin transdermal appliziert werden kann, jedoch nicht allein,
sondern unterstützend
bei schmerzlindernder postoperativer Behandlung nach gynäkologischen
Unterleibsoperationen.
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In
den vorstehenden Dokumenten sind weitere Fundstellen für transdermale
Anwendungen von Pharmazeutika angegeben.
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Es
ist eine Aufgabe der Erfindung, eine Zubereitung für die Administrierung
eines bewusstseinsdämpfenden
Medikaments, das auch Beruhigungs- und/oder Sedierungswirkung aufweist
und das die oben angegebenen Nachteile nicht oder nur in geringerem
Maße aufweist.
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindung ist es, ein System für die transdermale
Zufuhr eines bewusstseinsdämpfenden
Medikaments mit Beruhigungs-, Sedierungs- und/oder Kurznarkosefunktion vorzuschlagen,
mit dem sich eine verlängerte
Wirksamkeit dieses Mittel, beispielsweise bis zu etwa einer Woche
erreichen lässt,
so dass für
eine etwa entsprechende Dauer durch eine kontinuierliche Abgabe an
Wirkstoff ein therapeutisch wirksamer Plasmaspiegel erreicht werden
kann.
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Es
wurde nun gefunden, dass sich für
die transdermale Zufuhr eines bewusstseinsdämpfenden Medikaments mit Beruhigungs-,
Sedierungs- und/oder Kurz narkosefunktion, d.h. durch Aufbringen einer
vorzugsweise mit permeationsfördernden
Mitteln versetzten Zubereitung auf die Haut im besonderen Maße Propofol
eignet.
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Propofol
(= 2,6-Di-isopropyl-phenol) ist ein vom Isopropylphenol abgeleitetes
Dialkylphenol. Wegen der Einfachheit der Struktur ist keine Strukturformel
beigefügt.
Es handelt sich um ein relativ junges Narkotikum, das bisher intravenös angewendet
wird. Seine chemische Struktur erinnert an Thymol. Es besitzt bei
i.v. Applikation eine kurze Wirkungsdauer und wahrscheinlich einen
physikochemischen Wirkungsmechanismus. Zur Einleitung einer Narkose werden
bisher 1,0–2,5
mg/kg i.v. als wässrige
Emulsion gegeben (Hilfsstoffe: Sojaöl, Ei-Phosphatid, Glycerin). Aufgrund der
schnellen Verteilung tritt der Effekt in ca. 1 Minute ein. Propofol
wird nach i.v. Gabe mit einer Halbwertszeit von ca. 2 Stunden vollständig metabolisch
abgebaut. Eine längere
Narkose mit Propofol muss daher bei Bedarf durch Nachinjektion unterhalten
werden. Die Kopplungsprodukte werden renal ausgeschieden. Es werden
jedoch Nebenwirkungen wie u.a. Venenreizungen an der Injektionsstelle
beobachtet. Dies lässt
eine andere Administrierung als die intravenöse Gabe wünschenswert erscheinen.
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Zur
Herstellung einer erfindungsgemäßen Zubereitung
eines transdermal applizierbarenen Systems auf der Grundlage von
Propofol wird eine pharmakologisch wirksame Menge von Propofol mit
einer Matrix z. B. auf Basis von Polyisobutylen oder Butylkautschuk
sowie bedarfsweise einem oder mehreren Emulgatoren vom Typ gemischt
und auf eine neutrale Pflastergrundlage aufgebracht.
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Überraschenderweise
wurde festgestellt, dass Propofol in dieser Zubereitung anders als
andere Sedierungsmittel oder deren Wirkformen, die die menschliche
Haut nur schwer permeieren können, mit
Hilfe eines transdermal applizierbaren Arzneimittels die Haut gut
durchdringen kann und einen zuverlässigen, kontinuierlichen Blutspiegel
erzeugt.
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Unmittelbarer
Erfindungsgegenstand ist eine geschichtete Anordnung in Form eines
Pflasters, die in mindestens einer Schicht eine wirksame Menge Propofol
enthält
und vorzugsweise aufgebaut ist aus:
- (1) einer
ersten Abdeckschicht (Backing Layer)
- (2) einer gegebenenfalls begrenzten Schicht ("Matrix"), die mindestens
den Wirkstoff sowie Mittel enthält,
die Abgabe und Wirkungsweise des Wirkstoffs steuern,
- (3) gegebenenfalls einer einen Hohlraum zur Aufnahme der Schicht
(2) aufweisenden Trägerschicht,
- (4) einer Klebstoffschicht, die die Wirkstoffschicht und gegebenenfalls
den sie enthaltenden Hohlraum der Trägerschicht freilässt,
- (5) gegebenenfalls einer vor der Anwendung abzuziehenden Deckschicht
(Release Liner) auf der Grundlage einer Kunststofffolie oder eines
beschichteten Papiers.
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Ein
weiterer Erfindungsgegenstand ist eine Anordnung der vorstehenden
Art, die den Wirkstoff unmittelbar eingebettet in die Kleberschicht
(4) enthält,
mit der Maßgabe,
dass in diesem Fall eine besondere Schicht (2) und die einen Hohlraum
zur Aufnahme der Schicht (3) aufweisende Trägerschicht entfällt.
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Erfindungsgemäß kann eine
Abgaberate des Wirkstoffs von 0,01 bis 0,1 mg Wirkstoff/cm2/24 h und insbesondere 0,025 bis 0,050 mg
Wirkstoff/cm2/24 h aus beispielsweise einer
Polymermatrix erreicht werden, so dass ein erfindungsgemäßes transdermales System
eine Plasmakonzentration an Wirkstoff in einer therapeutisch wirksamen
Menge bietet. Beispielsweise lässt
sich für
Propofol eine therapeutisch wirksame Konzentration im Blut von mehr
als etwa 0,5 ng/ml erzielen.
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Der
Fachmann ist mit geeigneten Matrizes aus Polyisobutylen oder Butylkautschuk
vertraut; vgl. beispielsweise Higgins et al. in Satas, Handbook
of Pressure Sensitive Adhesive Technology, 14 : 374 etc., Butyl
Rubber and Polyisobutylene; Van Nostrand Reinhold, New York.
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Bei
dem erfindungsgemäßen transdermalen System
kann das Propofol in einer Konzentration von mindestens 0,1 %, bevorzugt
mindestens 5 Gew.-% und insbesondere in einer Konzentration von
10 bis 20 Gew.-% (bezogen auf die Matrix) vorliegen. Es ist überraschend,
dass das bisher als Kurznarkotikum eingesetzte Propofol bei der
erfindungsgemäßen Anwendung
sich als Langzeitwirkstoff eignet, ohne dass eine Nachinjektion
oder Gabe eines weiteren Wirkstoffs erforderlich wird.
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Propofol
kann in Substanz oder als therapeutisch wirksames Salz vorliegen.
Ebenso kann der Wirkstoff eingebettet sein in einen Körper, der
die Wirkstoffabgabe verzögert,
also einen Träger.
Dabei handelt es sich vorzugsweise um einen oberflächenreichen
Körper
vom Typ eines Ionenaustauschers oder ein Kieselgel mit großer innerer
Oberfläche.
Wegen der rein äußerlichen
Anwendung muss keine besondere Rücksicht
auf die physiologische Verträglichkeit
dieses Trägers
genommen werden.
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Das
erfindungsgemäße transdermale
System kann einem Permeationsförderer
umfassen, beispielsweise 2-Octyldodecanol und insbesondere DMSO
(Dimethylsulfoxid).
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Bei
den erfindungsgemäßen Transdermalsystemen
können
unterschiedliche Formen Anwendung finden, beispielsweise matrix-
oder membrankontrollierte Systeme.
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Matrixkontrolliert
heißt,
dass die Abgabegeschwindigkeit wesentlich von der Diffusionsgeschwindigkeit
des Wirkstoffs innerhalb des Matrixkörpers bestimmt wird. Membrankontrolliert
heißt,
dass die Geschwindigkeit der Wirkstoffabgabe überwiegend durch eine Membran
bestimmt wird, die der Matrix vorgeschaltet ist, in dem Sinne, dass
der Wirkstoff zunächst
(relativ schnell) die Matrix, und dann nach Maßgabe der spezifischen Diffusionsgeschwindigkeit die
Folie durchwandert. Als Folienmaterial eignen sich vorzugsweise
Cellulose und deren Derivate, wie Ethylcellulose. Mikroporöse oder
semipermeable Membranen erhält
man auch aus gewissen inerten Polymeren, die während des Herstellprozesses
mit Poren unterschiedlicher Weite versehen werden können, beispielsweise
Polypropylen, Polyvinylacetat oder Silikon. Wenn eine solche Membran
vorgesehen ist, kann sie je nach Porenweite eine die Freisetzung
des Wirkstoffs kontrollierende Wirkung oder auch keinen Einfluss
auf die Wirkstofffreisetzung aus dem System haben.
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Gemäß einer
speziellen Ausführungsform kann
das erfindungsgemäße transdermale
System gekennzeichnet sein durch
- – eine undurchlässige Abdeckschicht
(Backing Foil),
- – eine
Matrixschicht für
den Wirkstoff,
- – (sofern
die Schicht gemäß (b) nicht
selbstklebend ist) eine wirkstoffdurchlässige Haftklebeschicht und
- – gegebenenfalls
eine abziehbare Deckschicht (Release Liner).
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Als
Matrix kann erfindungsgemäß ein selbstklebender
Polyisobutylenkleber verwendet werden.
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Bei
dem erfindungsgemäßen transdermalen System
kann die Abdeckschicht (Backing Foil) z.B. aus Polyester, Polypropylen,
Polyethylen oder Polyurethan gebildet sein.
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Nach
einer weiteren, besonders einfach applizierbaren Ausführungsform
der Erfindung wird eine gewebe- oder vliesverstärkte Folie verwendet, wie sie
z.B. unter der Handelsbezeichnung "Fixomull® stretch" von der Firma Beiersdorf
im Handel ist. Dabei kann eine abgemessene Menge einer erfindungsgemäßen Zubereitung
auf die Haut aufgetragen und mit der entsprechend zugeschnittenen
Folie abgedeckt werden. In diesem Falle hat es der behandelnde Arzt
in der Hand, die vorgesehene Wirkstoffmenge selbst zu dosieren.
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Ferner
kann bei dem erfindungsgemäßen transdermalen
System die abziehbare Deckschicht (Release Liner) aus Polyester,
Polypropylen oder beschichtetem Papier (Papier mit Beschichtung)
gebildet sein, insbesondere mit einer Silikon- und/oder Polyethylen-Beschichtung.
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Schließlich kann
das erfindungsgemäße transdermale
System eine Abdeckschicht (Backing Foil) und/oder abziehbare Deckschicht
(Release Liner) mit einer Dicke im Bereich von 5 bis 100 μm aufweisen.
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Beispiel 1
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Versuchsanordnung
zur Ermittlung des Verlaufs einer transdermalen Applikation von
Propofol zu Sedationszwecken beim Menschen
1 männliche
Versuchsperson 38 J 182 cm, 78 kg;
1 weibliche Versuchsperson
36 J 160 cm, 51 kg.
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Die
Versuchspersonen waren im Hinblick auf die applizierte Substanz
geblindet. 2 ml Gel in der für den
Placebo- bzw. in der für
den Verum-Ansatz beschriebenen Zusammensetzung wurde volarseitig auf
den rechten Unterarm aufgebracht, durch einen Okklusivverband aus
Kunststoff-Verbandfolie (Tegaderm®) abgedeckt
und 45 Minuten auf der Applikationsstelle belassen.
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Es
wurde an zwei verschiedenen Tagen jeweils ein Ansatz durchgeführt, beide
Versuchspersonen also crossover getestet.
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Placebo-Ansatz:
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2
ml Gel enthaltend eine Grundlage aus u.a. Macrogol-Glycerol-Hydroxystearat,
Propylenglycol, Polyacrylsäure,
Trometamol, Isopropylalkohol, gereinigtem Wasser und als Wirkstoffen:
0,075 g DMSO 75 IE Heparin-Na; 0,0125 g Dexpanthenol.
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Verum-Ansatz:
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2
ml Gel enthaltend eine Grundlage aus u.a. Macrogol-Glycerol-Hydroxystearat,
Propylenglycol. Polyacrylsäure,
Trometamol, Isopropylalkohol, gereinigtem Wasser und als Wirkstoffen:
0,0375 g DMSO; 37,5 IE Heparin-Na; 0,00625 g Dexpanthenol; 20 mg Propofol,
zugesetzt als 1 ml 2%ige Sojaöl/Wasser-Emulsion.
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Es
konnte ein leichter sedierender Effekt durch die Verum-Zusammensetzung
beobachtet werden, während
die Placebo-Formulierung wirkungslos blieb.
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Beispiel 2
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In
einer in-vivo-Vergleichsstudie eines erfindungsgemäßen TTS
mit einer oralen Gabe von Trandolapril (Kapsel) wurde bei 6 gesunden
Probanden das pharmakokinetische Verhalten für TTS-Applikation geprüft. Dabei
wurden im offenen 2-Perioden-cross-over-design die TTS über einen
Zeitraum von 7 Tagen (1 TTS 4 Tage, anschließend 1 TTS 3 Tage) appliziert
und im Vergleich 7 Tage lang 1 Kapsel à 2 mg Trandolapril täglich appliziert.
Blutproben wurden nach Applikation nach folgenden Zeiten genommen: 0,5-1-2-4-6-8-10-12-24-48-72-96-98-100-102-104-106-108-120-132-144-156-168
h.