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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Trokarhülse.
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In der endoskopischen und laparoskopischen Chirurgie werden die weit überwiegende Anzahl der Eingriffe minimal-invasiv durchgeführt. Dies betrifft alle operativ tätigen Fachgebiete wie die Chirurgie, Gynäkologie und Urologie. Der Begriff minimal-invasiv bezeichnet Operationstechniken über kleinste Zugänge mit speziell dafür entwickelten Instrumenten. Alle minimal-invasiven Eingriffe im Bereich der Bauchhöhle umfassen die Benutzung von Trokaren, mit deren Hilfe ein Zugang zur Körperhöhle des Patienten geschaffen wird, und welche als Führung für bei der Operation eingesetzte Instrumente und endoskopische Optik dienen.
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Ein Trokar wiest üblicherweise einen Trokardorn auf, der verschieblich in einer Trokarhülse sitzt, die ein durch einen Schaft (Trokarschaft) verlaufendes Lumen mit einem Innendurchmesser von üblicherweise zwischen drei und zwölf Millimeter aufweist. Der Trokardorn ist an die Trokarhülse angepasst und kann sowohl eine schneidende als auch eine stumpfe Spitze aufweisen. Daneben gibt es noch sog. Sicherheitstrokare, bei denen die schneidende Spitze mit einer Klinge versehen ist, die nach dem Durchdringen der Bauchdecke zurückfährt, um eine Verletzung von inneren Organen zu vermeiden. Die Spitze des Trokardorn verschließt die Öffnung des Lumens am distalen Ende des Trokarschafts. Der Trokar schafft den Zugang z. B. durch die Bauchdecke oder die Nabelgrube in die Körperhöhle, indem nach vorheriger Hautincission die Bauchdecke punktiert und der Schafft eingeführt wird. Dabei wird der Bauchraum zuvor häufig mit vorgewärmtem CO2 aufgebläht, um bessere Sichtverhältnisse zu schaffen. Durch den Trokarschaft wird der Zugang offen gehalten.
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Nach Herausziehen des Trokardorns aus der Trokarhülse hat der Operateur die Möglichkeit, mit einer endoskopischen Optik durch die Trokarhülse in den Bauchraum zu schauen sowie mit Greif-, Schneide- und anderen Instrumenten innerhalb des Bauchraumes minimal invasiv zu operieren. Dies kann durch einen mit der Trokarhülse verbundenen Trokarkopf geschehen, der einen gasdichten proximalen Port für die vorgenannten Instrumente aufweist. Die Trokarhülsen können auch einen Ventilmechanismus oder Anschluss aufweisen, welcher zum Absaugen, Insufflieren oder dgl. genutzt wird.
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Moderne Trokarsysteme sind entweder aus Metall, wie chirurgischem Stahl oder Titan, oder geeignetem Kunststoff oder einer Kombination dieser Materialien ausgebildet.
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Insbesondere bei Trokarhülsen mit metallischem Schaft entstehen über den Patienten laufende Ableitungsströme, wenn der Operateur ein Hochfrequenz-Instrument (etwa bei einer Elektrokauterisation) einsetzt. Diese Ableitungsströme dürfen einen gewissen Wert nicht überschreiten, um thermische Verbrennungen beim Patienten zu vermeiden.
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Die Nennweite bezeichnet den Innendurchmesser im Lumen des Trokarschafts und ist zur Verwendung geeigneter Instrumente genormt. Um einen Trokarschaft bei gegebener Nennweite möglichst schlank ausführen zu können, muss er möglichst dünnwandig gestaltet werden. Zugleich muss der Trokarschaft möglichst starr und biegesteif sein, um die Führungseigenschaften für Instrumente bei den während der Operation nötigen Manipulationen zu gewährleisten. Zur Beibehaltung der Biegesteifigkeit bei gleichzeitiger Dünnwandigkeit werden daher insbesondere dünne Trokarschäfte zumeist aus Metall gefertigt. Insbesondere bei der Verwendung dünner Trokare, etwa 3 mm-Trokare in der Pädiatrie, besteht daher die Gefahr einer deutlichen Überschreitung der zulässigen Ableitungsströme.
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Zwar können resultierende Ableitungsströme durch geeignete Generatoreinstellungen für das verwendete HF-Instrument verringert werden, der Operateur wird jedoch zusätzlich belastet, wenn er seine Aufmerksamkeit auch der Einstellung dieses Parameters widmen muss.
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Angesichts der obigen Probleme in der Anwendung herkömmlicher Trokarhülsen liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, die Gefahr für Patienten durch Ableitungsströme bei Trokarbenutzung zu vermindern.
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Gemäß einem Aspekt der Erfindung wird diese Aufgabe mittels einer Trokarhülse gemäß Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung können gemäß einem der Ansprüche 2–8 gestaltet werden. Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung wird die zugrundeliegende Aufgabe mittels eines Trokars gemäß Anspruch 9 gelöst.
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Gemäß vorliegender Erfindung wird somit insbesondere eine Trokarhülse zur Verfügung gestellt, welche einen Trokarschaft und mit dem diesem (direkt oder indirekt) elektrisch leitend verbundene Erdungsmittel aufweist. Durch eine vom Trokarschaft beabstandete Erdung kann erfindungsgemäß der an der Kontakstelle zwischen Trokarschaft und Patient auftretende elektrische Fluss und somit die Gefahr thermischer Verbrennungen stark reduziert werden.
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Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform weisen die Erdungsmittel eine Patientenelektrode auf, die beabstandet vom Trokarschaft am Patienten anbringbar ist. Alternativ oder zusätzlich kann auch eine externe Erdung über ein Erdungskabel vorgesehen sein, das von der Trokarhülse zu einem Erdungsanschluss führt. Eine externe Erdung kann insbesondere dann von Vorteil sein, wenn die Gefahr besteht, dass über eine Patientenelektrode abgeleitete Ströme am Patienten angeschlossene Messtechnik, wie etwa ein EKG oder eine Bioimpedanzmessung, stören könnten. Der Fachmann wird für das Erdungskabel Leitungsquerschnitt und Leitungsmaterial, beispielsweise Kupfer oder Silber, geeignet anpassen, um bei benötigter Kabellänge den ohmschen Widerstand für die durch das Erdungskabel geleiteten Ströme ausreichend gering zu halten.
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Die Patientenelektrode kann vorteilhaft über ein Elektrodenkabel angeschlossen oder direkt mit dem Trokarschaft verbunden sein.
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Sofern ein Elektroden- oder Erdungskabel vorgesehen ist, weisen die Erdungsmittel vorzugsweise Steckverbindermittel zum Anschluss des Elektrodenkabels oder Erdungskabels auf.
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Die Patientenelektrode weist vorzugsweise eine elektrisch leitende Kontaktfläche mit einer Flächenausdehnung von mindestens zwei Quadratzentimetern, besonders bevorzugt sechs bis 15 Quadratzentimetern auf. Der Fachmann kann die Elektrodenkontaktfläche je nach gewünschten Eigenschaften unterschiedlich ausbilden, beispielsweise als durchgehende metallische Oberfläche, als Metallgitter, Drahtgewebe oder als Matrix aus Kontaktpunkten. Zur Herstellung eines guten Kontakts zwischen Patient und Patientenelektrode kann eine flexible Ausführung der Patientenelektrode und somit auch der Elektrodenkontaktfläche vorteilhaft sein. Hierzu können beispielsweise Metallfolien und oben erwähnte Drahtgewebe dienen. Auch elektrisch leitfähige Kunststoffe, insbesondere Elastomere, können eingesetzt werden. Durch ein auf die Kontaktfläche aufgebrachtes Kontaktgel kann der elektrische Kontakt zum Patienten verbessert werden. Bei Verwendung eines geeigneten Gels kann auch die Kontaktfläche selbst aus Kontaktgel bestehen.
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Vorzugsweise sind Befestigungsmittel zum Befestigen der Patientenelektrode am Patienten vorgesehen. Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform kann hierbei, wie aus dem Stand der Technik per se beispielsweise für Elektroden bei der Elektrotherapie bekannt, selbstklebendes Hydrogel verwendet werden, das zugleich als Kontaktgel dient. Weitere geeignete Befestigungsmittel umfassen Saugsysteme (Saugelektroden sind per se aus dem Stand der Technik bekannt), vorzugsweise elastische Spannbänder und Klebestreifen.
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Besonders vorteilhaft ist die Erfindung für Trokarschafte deren Lumen einen Innendurchmesser von 5 mm oder weniger, insbesondere 3 mm oder weniger besitzt.
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Insbesondere bei dünnen Wandstärken ist der Trokarschaft vorzugsweise aus einem metallischen Werkstoff, beispielsweise chirurgischem Stahl oder einer Titanlegierung gefertigt.
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Die Erfindung wird nachfolgend in beispielhafter Weise anhand der beigefügten schematischen Zeichnung näher erläutert. Die Zeichnungen sind nicht maßstabsgetreu; insbesondere entsprechen Verhältnisse der einzelnen Abmessungen zueinander aus Gründen der Anschaulichkeit nicht den Abmessungsverhältnissen in tatsächlichen technischen Umsetzungen. Es werden mehrere bevorzugte Ausführungsbeispiele beschrieben, auf welche die Erfindung jedoch nicht beschränkt ist. Grundsätzlich kann jede im Rahmen der vorliegenden Anmeldung beschriebene bzw. angedeutete Variante der Erfindung besonders vorteilhaft sein, je nach wirtschaftlichen, technischen und ggf. medizinischen Bedingungen im Einzelfall. Soweit nichts gegenteiliges dargelegt ist, bzw. soweit grundsätzlich technisch realisierbar, sind einzelne Merkmale der beschriebenen Ausführungsformen austauschbar oder miteinander sowie mit per se aus dem Stand der Technik bekannten Merkmalen kombinierbar.
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Es zeigt
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1 die schematisch perspektivische Ansicht einer ersten Ausführungsform der Erfindung mit über ein Elektrodenkabel angeschlossener Patientenelektrode, und
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2 die schematisch perspektivische Ansicht einer weiteren Ausführungsform der Erfindung mit direkt am Trokarschaft angebrachter Patientenelektrode.
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Einander entsprechende Elemente sind in den Zeichnungsfiguren jeweils mit den gleichen Bezugszeichen bezeichnet. In der Ansicht verdeckte Linien sind teilweise strichliert dargestellt.
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1 zeigt eine am Patienten 2 applizierte erfindungsgemäße Trokarhülse 1, die aus Anschaulichkeitsgründen gegenüber dem Patienten 2 in vergrößertem Maßstab dargestellt ist. Wie per se aus dem Stand der Technik bekannt weist die Trokarhülse 1 einen metallischen Trokarschaft 3 und einen Trokarkopf 4 mit proximalem Port 5 auf. Ein zum Einführen genormter Instrumente, insbesondere HF-Instrumente, geeignetes Lumen erstreckt sich vom proximalen Port 5 bis zum distalen Ende 6 des Trokarschafts 3. Ein Ventilanschluss 7 kann zum Absaugen, Insufflieren oder dgl. dienen.
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Mit dem Trokarschaft 3 verlötet ist die Anschlussleitung 8 des Steckverbinders 9a der Trokarhülse 1. Über das Gegenstück 9b des Steckverbinders 9a ist das Elektrodenkabel 10 angeschlossen, so dass ein im Elektrodenkabel 10 zur Patientenelektrode 11 verlaufender Leiter mit der Anschlussleitung 8 leitend verbunden ist. Die Patientenelektrode 11 besitzt patientenseitig eine mit selbstklebendem Kontaktgel beschichtete Kontaktfläche die elektrisch leitend mit dem Leiter des Elektrodenkabels 10 verbunden ist.
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Die Patientenelektrode 11 ist mittels des Kontaktgels auf der Bauchdecke 12 des Patienten 2 angebracht und vom Trokarschaft 3 beabstandet, so dass im Trokarschaft 3 entstehende Ströme über die Anschlussleitung 8, den Leiter des Elektrodenkabels 10 und die Kontaktfläche der Patientenelektrode 11 abgeleitet werden können. Die Kontaktfläche der Patientenelektrode 11 ist ausreichend bemessen, um den maximal auftretenden elektrischen Fluss gering zu halten.
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Anstelle des Elektrodenkabels 10 kann am Steckverbinder 9a auch ein zu einer externen Erde führendes Erdungskabel angeschlossen werden.
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2 zeigt in ähnlicher Darstellung wie 1 ein weiteres Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung. Wiederum weist die Trokarhülse 1 einen metallischen Trokarschaft 3 und einen Trokarkopf 4 mit proximalem Port 5 und Ventilanschluss 7 auf. Ein zum Einführen genormter Instrumente, insbesondere HF-Instrumente, geeignetes Lumen erstreckt sich vom proximalen Port 5 bis zum distalen Ende (in 2 nicht dargestellt) des Trokarschafts 3.
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Im Unterschied zu 1 ist die Patientenelektrode 11 nicht über ein Elektrodenkabel 10 angeschlossen, sondern über eine Lasche 13 mit den Trokarschaft 3 umschließenden Kragen 14 elektrisch mit dem Trokarschaft 3 verbunden. Die Verbindung kann gelötet oder als Presspassung ausgeführt sein. Der Kragen 14 kann auch entfallen und die Lasche 13 direkt auf den Trokarschaft 2 aufgelötet sein. Grundsätzlich stehen den Fachmann auch andere per se aus dem Stand der Technik bekannte Fügetechniken zur Verfügung, beispielsweise Klemmverbindungen, Schweißverbindungen, Klebeverbindungen, insbesondere mit elektrisch leitfähigem Klebstoff oder Harz.
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Elektrode 11, Lasche 13 und Kragen 14 können aus einem durchgehenden, insbesondere metallischen, Leiterstück gefertigt sein oder aber auch aus miteinander verbundenen elektrischen Leitern. Vorzugsweise können Elektrode 11, Lasche 13 und Kragen 14, außer an der patientenseitigen Kontaktfläche der Elektrode 11, isolierend beschichtet oder ummantelt sein.
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Die Lasche 13 und Elektrode 11 können flexibel ausgebildet sein, beispielsweise als Laminat aus einer oder mehreren Leiterfolie(n) und einer oder mehreren Trägerfolie(n). Es ist jedoch auch möglich, insbesondere die Lasche 13 mit einer ausreichenden Biegesteifigkeit zu versehen, so dass die Anordnung aus Elektrode 11, Lasche 13 und Kragen 14 als weitere Funktionen eine definierte Eindringtiefe des Trokarschafts 3 in den Patienten 2 vorgibt. Hierfür können am Kragen 14 auch mehr als eine Lasche 13 befestigt sein.