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Gegenwärtig wird
intensiv an Möglichkeiten zur
elektrischen Stimulation und/oder Ableitung elektrischer Signale
aus biologischen Zellen oder Geweben geforscht. Ziel ist, eine möglichst
impedanzarme Kopplung zwischen der Zelle bzw. dem Gewebe und einer
leitfähigen
Elektrode zu erreichen.
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Während traditionelle
Patch-Clamp-Messtechniken Messsignale nur über einzelne Membranfragmente
(so genannte Patches) und darin befindliche Kanäle erfassen und so nur bedingt
Aussagen über
intakte Zellen im physiologischen Zustand erlauben, sind weiter
entwickelte Ganz-Zell-Clamp-Techniken (engl.: whole cell voltage
clamping, whole cell patch clamp) insofern von Nachteil, als sie
stets mit der Zell-Penetration (durch eine Kapillare oder direkt
durch eine Elektrode) und damit der Verletzung der Zellmembran einhergehen. Die
impedanzarme Verbindung zur Kapillare oder ihrer Entsprechung erfordert
besondere Vorkehrungen, welche die Automatisierung oder Messungen über längere Zeiträume häufig zumindest
erschweren. Die ausschließlich
kapazitive Erfassung elektrophysiologischer Signale von Einzelzellen,
Zellverbünden
(Gewebeschnitten) oder Geweben wird bekanntermaßen durch hohe Leckstromanteile
und unzureichende Signaleinkopplung erschwert.
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Eine
im allgemeinen schlechte elektrische und mechanische Kopplung zwischen
Elektrode und Zelle bzw. Gewebe ergibt sich bei einer rein externen Ableitung
z. B. in Multielektrodenarrays (MEAs) durch den im Allgemeinen relativ
großen
Abstand von durchschnittlich über
40 nm zwischen Elektrode und Zelle und den Einfluss der elektrischen
Doppelschichten in der wässrigen
Phase sowohl auf der Elektrodenoberfläche als auch auf der Zellmembran. Bei
dem für
die elektrische Signalübertragung
notwendigen Stromfluss führen
Gleichstrom- oder nie derfrequente Anteile zu nachteiligen elektrochemischen
Prozessen an den Oberflächen
und in der wässrigen
Phase; solche elektrochemischen Prozesse führen zu Verzerrungen applizierter
oder abgeleiteter elektrischer Signale.
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Ausgehend
von dem oben skizzierten Stand der Technik liegt der Erfindung die
Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum elektrischen Kontaktieren eines
membranumhüllten
Objekts, wie beispielsweise einer biologischen Zelle, anzugeben,
bei dem eine möglichst
geringe Kopplungsimpedanz zwischen dem membranumhüllten Objekt
und der Elektrode erreicht wird.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein
Verfahren mit den Merkmalen gemäß Anspruch
1 gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens sind in Unteransprüchen angegeben.
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Danach
ist erfindungsgemäß vorgesehen, dass
zum Kontaktieren mindestens eine Elektrode mit einem leitfähigen Träger verwendet
wird, auf dem eine Vielzahl an Nanonadeln angeordnet ist und auf dem
benachbarte Nanonadeln zueinander einen Abstand aufweisen, der kleiner
als die Größe des membranumhüllten Objekts
ist, und dass das membranumhüllte
Objekt in Kontakt mit den Nanonadeln gebracht wird. Bei dem membranumhüllten Objekt
kann es sich beispielsweise um eine biologische (menschliche, tierische
oder pflanzliche) Zelle, ein Liposom, einen Lipidfilm (z. B. Black-Lipid-Membran)
oder ein Gebilde mit multilamellarem Aufbau handeln.
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Die
Formgestaltung der Nanonadeln ist im Übrigen beliebig; die Nanonadeln
können
einen beliebigen Querschnitt (rund, eckig, oval, usw.) sowie ein
beliebiges Verhältnis
zwischen Länge
und Breite aufweisen: So können
die Nanonadeln länger
als breit oder alternativ auch breiter als lang sein. Beispielsweise
können
sie säulen-
oder keulenförmig sein
und Nanostäbchen
oder Nanodrähte
bilden. Auch die Form der „Nadelspitze" bzw. der Nadelstirnfläche kann
sehr unterschiedlich ausgestaltet sein: Beispielsweise kann die
Nadelstirnfläche
einen Grat aufweisen oder spitz zulaufen.
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Ein
wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin,
dass aufgrund der an der Oberfläche
der Elektrode angeordneten Nanonadeln ein sehr inniger Kontakt zwischen
Elektrode und Objekt und damit ein sehr niedriger Kontaktwiderstand
bzw. Kontaktimpedanz erreicht werden. Während sich Zellen auf glatten
planaren Oberflächen
im Allgemeinen mit einem Abstand von mindestens 40 nm zur Oberfläche ansiedeln,
wird bei der erfindungsgemäß eingesetzten
Elektrode ein deutlich kleinerer Abstand erreicht, wodurch der elektrische Übergangswiderstand
bzw. Übergangsimpedanz
reduziert und das Ableiten bzw. das Auslesen elektrischer Messsignale
mit höherer
Genauigkeit erfolgen kann als bei bisherigen Kontaktierungsverfahren.
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Ein
weiterer wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist darin zu
sehen, dass trotz des Vorhandenseins von Nadeln die Kontaktierung
nicht invasiv ist; dies ist u. a. darauf zurückzuführen, dass die Nadeln als Nanonadeln
ausgestaltet sind und außerdem
einen Abstand untereinander aufweisen, der kleiner als die Größe des Objekts
ist. Diese Anordnung führt
außerdem
dazu, dass das Objekt zwischen den Nanonadeln einsinkt, ohne dass
dabei die Membran des membranumhüllten
Objekts beschädigt
oder penetriert wird.
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Ein
dritter Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist darin zu
sehen, dass durch die Verwendung der beschriebenen „nanodadeldekorierten" Elektrode das Mapping
der elektrischen Zellaktivität bzw.
die Stimulation sehr fehlerarm sowohl orts- als auch zeitaufgelöst möglich ist.
Darüber
hinaus können
Impedanzcharakteristika adhärent
wachsender Zellen unter physiologischen Bedingungen sehr genau erfasst
werden.
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Bevorzugt
stellen die Nadelspitzen des durch die Nanonadeln gebildeten „Nanorasens" fokale Kontaktpunkte
dar, an denen der Abstand zwischen Membran und Nadeloberfläche kleiner
als 10 nm ist, und zwar ohne dass die Membran penetriert wird. Durch
die Kleinheit der Membran-Kontaktflächen zur Nanonadelspitze werden,
insbesondere in Zellen in der Membran oder in unmittelbarer Membrannähe, besondere
molekulare Strukturen formiert, diese unterstützen den inniglichen Kontakt
der Membran zur Nadeloberfläche.
Aufgrund der hohen attraktiven Wechselwirkungskräfte durch den kleinen Abstand
(z. B. Van der Waals-Kraft) wird die Kontaktsicherheit weiter verbessert.
Dies kann zur Ausbildung von anisotropen Membranbereichen führen.
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Vorzugsweise
wird eine Elektrode verwendet, bei der die Nanonadeln auf dem Träger zumindest
abschnittsweise unregelmäßig, insbesondere stochastisch,
verteilt sind. Sind nämlich
die Nanonadeln auf dem Träger
unregelmäßig oder
stochastisch verteilt und bilden sie somit zumindest teilweise Areale
von in unterschiedlichem Abstand zueinander benachbarten Nadeln
oder Nadelgruppen, so werden zusätzlich
zellphysiologisch förderliche
Effekte induziert: Im Unterschied zu streng symmetrischen Nanonadel-Arrays
wird nämlich
bei unregelmäßig oder stochastisch
angeordneten Nanonadeln eine Überstimulation,
die zu einer Stresssituation (z. B. Phagozytose-Induktion durch
Carbon Nano Tubes) und damit zu unphysiologischen Bedingungen führen kann, im
Allgemeinen vermieden.
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Besonders
bevorzugt wird eine Elektrode verwendet, bei der die Nanonadeln
auf dem Träger
in zumindest einem Abschnitt unregelmäßig, insbesondere stochastisch,
verteilt sind und in zumindest einem anderen Abschnitt regelmäßig verteilt
sind. Ein Wechsel zwischen Bereichen mit regelmäßiger Nadelanordnung und solchen
mit unregelmäßiger Nadelanordnung
stellt ein gutes Anschmiegen des Objekts an den Träger sicher
und vereinfacht außerdem eine
automatische, beispielsweise computergestützte Wiedererkennung der Elektrodenbereiche
und damit eine automatische, insbesondere optische Charakterisierung
der Zellen.
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Auch
kann die Elektrode allein durch ein Substrat gebildet sein, auf
dem Zellen anwachsen können.
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Die
Nanonadeln können
beispielsweise metallisch (mono- oder polykristallin) sein. Die
Nanonadeln und der Träger
können
dabei aus demselben oder aus unterschiedlichen Materialien bestehen, beispielsweise
können
der Träger
und/oder die Nanonadeln aus einem Edelmetall, vorzugsweise Gold oder
Platin, einem unedlen Metall, vorzugsweise Titan, aus einem leitfähigen, nichtleitfähigen oder schlecht
leitfähigen
Polymer oder einem Halbleitermaterial bestehen oder ein solches
Material aufweisen.
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Im Übrigen wird
es als vorteilhaft angesehen, wenn eine nanonadeltrangende Oberfläche Nadeln eines
begrenzten Gebietes elektrisch an der Oberfläche verbunden sind und eine
Elektrode bilden, wobei benachbarte Nadeln entweder einer anderen
Elektrode zugeordnet sein können
oder elektrisch nach außen
nicht kontaktiert sind. Bei der letztgenannten Ausführungsform
werden also beispielsweise mindestens ein Nadelabschnitt, der elektrisch
kontaktierbar ist, und mindestens ein Nadelabschnitt, der elektrisch
nicht kontaktierbar ist, miteinander kombiniert.
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Bestehen
die Nanonadeln aus einem leitfähigen
Material, so wird es als vorteilhaft angesehen, wenn die Krümmungsradien
der Nadelstirnflächen bzw.
Nadelspitzen so klein sind, dass sie als Feldemitter arbeiten können; geeignete
Nadelspitzendurchmesser liegen in der Größe zwischen 10–25 nm und
1–2 μm.
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Ein
besonders gutes Anschmiegen des Objekts an den Träger und
damit einen besonders geringer Abstand zwischen Träger und
membranumhülltem
Objekt lässt
sich erreichen, wenn eine Elektrode verwendet wird, bei der die
Nanonadeln nichtleitfähig oder
zumindest schlechter leitfähig
als der leitfähige Träger sind.
Bei einer solchen Ausgestaltung der Elektrode kommt es zu einem
sehr geringen Kontaktwiderstand, obwohl die Nanonadeln selbst nicht
oder nur schlecht leitfähig
sind; die Nanonadeln tragen in diesem Fall zur Reduktion des Kontaktwiderstands dennoch
bei, weil sie das Anschmiegen der Zelle an den leitfähigen Träger fördern und
damit den Abstand zwischen Träger
und Zelle reduzieren.
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Vorzugsweise
wird eine Elektrode verwendet, bei der der Abstand benachbarter
Nanonadeln zueinander im Mittel (über die Anzahl der Nanonadeln
gemittelt) kleiner als 10 μm
und/oder im Mittel kleiner als das Einhundertfache des Nanonadeldurchmessers
ist. Die Größenangabe
bezieht sich auf durchschnittlich große biologische Zellen mit einem
Durchmesser von 3–50 μm. Bei größeren Zellen kann
der Abstand auch entsprechend vergrößert sein. Die Nanonadeln besitzen
bevorzugt einen Durchmesser zwischen 10 nm und 1200 nm, vorzugsweise
zwischen 50 und 800 nm. Die Länge
der Nanonadeln liegt vorzugsweise zwischen 100 nm und 20 Mikrometern,
besonders bevorzugt zwischen 300 nm und 10 Mikrometern.
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Auch
können
die Nanonadeln eine Beschichtung aufweisen, um den Kontakt zu dem
Objekt noch zu verbessern bzw. eine lokale Zuordnung zu erreichen.
Die Beschichtung der Nanonadeln mit Molekülen (unspezifisch z. B. Polylysin,
spezifisch mit Rezeptoren bzw. Liganden) kann die mechanische und elektrische
Kopplung der Membran an die Nadeln zusätzlich verbessern. Dabei können die
Moleküle
in die Membran bzw. durch sie hindurch reichen.
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Das
beschriebene Kontaktierungsverfahren wird vorzugsweise im Rahmen
eines Verfahrens zum Durchführen
elektrischer Messungen an einem membranumhüllten Objekt und/oder zur Stimulation
eines membranumhüllten
Objekts eingesetzt, wobei das Objekt wie beschrieben kontaktiert
wird und anschließend
elektrische Messsignale des Objekts mit der Elektrode gemessen werden
und/oder durch Anlegen einer elektrischen Spannung bzw. durch elektrischen
Strom eine Stimulation des Objekts durchgeführt wird.
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Die
beschriebenen Verfahren können
beispielsweise zur Signalableitung – und/oder zur elektrischen
Stimulation, d. h. bidirektional eingesetzt werden:
- – an
Zellen des Nervensystems oder elektrisch erregbaren Zellen, wie
z. B. Muskelzellen, Muskelpartien, Gewebe, wobei Nervenzellen und
dem Myocard besondere Bedeutung zukommt,
- – bei
biohybriden Systemen,
- – bei
Interfaces von Mikroelektronikkomponenten zu lebenden Zellen und
Geweben,
- – zwecks
Signal-Ableitung an elektrisch aktiven Zellen oder elektrisch stimulierbaren
oder erregbaren Zellen oder Multizellsystemen, z. B. Muskelzellen
und/oder Zellen des Nervensystems wie Neuronen, neuronale Netzwerke,
Mikrogliazellen, Oligodendrozyten, und/oder Astrozyten,
- – zwecks
Messungen an und/oder mit künstlichen zellähnlichen
Gebilden, die z. B. von einer Phospholipid-Membran umhüllt sind,
die nicht verletzt werden soll, etwa an Liposomen, Vesikeln oder komplexer
geformten, von einer ein- oder mehrschichtigen Molekülschicht
(z. B. Block-Copolymer-Membranen)
umhüllten
Kompartimenten, oder Lipid-Proteinschichten
(z. B. Black-Lipid-Membranen),
- – zur
Beaufschlagung von lebenden Zellen und Geweben mit elektrischen
Signalen (unterschiedliche Frequenzen, insbesondere gepulste und HF-Signale),
und
- – bei
Mensch-Maschine-Schnittstellen.
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Angewandt
werden können
die beschriebenen Verfahren beispielsweise auch:
- – zur erleichterten
Elektrofusion von lebenden Zellen unter „milderen" Bedingungen, insbesondere von Zellen,
die sonst nur schwer oder mit unzureichender Ausbeute Hybride bilden,
oder von gemischten Zellarten (z. B. adhärente Feederlayer und Suspensionszellen),
von denen eine oder beide adhärent
wachsend ist,
- – zur
erleichterten Elektroporation von Zellen zur verbesserten Ausbeute
an transfizierten Zellen,
- – zur
verlustarmen (z. B. kapazitiven) Kopplung von Zellkörper und
Elektrodenoberfläche
mit verringertem Leckstromanteil, ohne dabei die Zellmembran zu
verletzen oder zu penetrieren
- – zur
verbesserten integralen Impedanzmessung an Zellen, z. B. in 96-Well-Platten,
wie sie kommerziell zum Beispiel durch die Firma Applied Biophysics,
USA angeboten werden,
- – zur
Vermeidung der Beeinflussung des Messsignals durch Elektrodenprozesse
(Minimierung elektrochemischer Oberflächenreaktionen auf der Elektrode
und auf der angekoppelten biologischen Membran oder Oberfläche),
- – zur
Prothetik: Steuerung von Prothesen oder Muskeln mit Hilfe neuronaler
Signale,
- – für Implantate:
verbesserte Bioverträglichkeit von
Elektrodenflächen
und Oberflächen
sensorischer Komponenten,
- – für zell-basierte
Biosensoren, z. B. in Zellsensorchips,
- – für elektrisch
induzierte Zell-Zell, Zell-Vesikel, Vesikel-Vesikel-Fusion (Elektrofusion) und
- – für zellbiologische
und/oder medizinische Grundlagenforschung; z. B. in so genannten
Neurosensorchips.
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Die
Erfindung bezieht sich außerdem
auf eine Elektrode, die zum elektrischen Kontaktieren eines membranumhüllten Objekts,
insbesondere einer biologischen Zelle (menschliche, tierische oder pflanzliche
Zelle), geeignet ist.
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Erfindungsgemäß ist vorgesehen,
dass die Elektrode einen leitfähigen
Träger
aufweist, auf dem eine Vielzahl an Nanonadeln angeordnet ist und
auf dem benachbarte Nanonadeln zueinander einen Abstand aufweisen,
der kleiner als die Größe des membranumhüllten Objekts,
insbesondere kleiner als eine biologische Zelle ist.
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Bezüglich der
Vorteile der erfindungsgemäßen Elektrode
und bezüglich
der Vorteile vorteilhafter Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Elektrode sei
auf die obigen Ausführungen
im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Verfahren verwiesen.
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Die
Erfindung bezieht sich außerdem
auf eine Anordnung mit mehreren Elektroden, beispielsweise auf ein
Multielektrodenarray, bei der bzw. bei dem mehrere Elektroden der
beschriebenen Art zweidimensional oder dreidimensional, beispielsweise
arrayartig, angeordnet sind.
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Beispielsweise
gilt, dass eine Zelle durch mehrere Elektroden oder mehrere Zellen
durch eine Elektrode oder genau eine Zelle durch eine Elektrode kontaktiert
werden kann. Dies erleichtert weiterhin eine individuelle Zuordnung
der Signale zu einer Zelle.
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Auch
eine Vorrichtung zum Durchführen elektrischer
Messungen an einem membranumhüllten
Objekt und/oder zum elektrischen Stimulieren eines membranumhüllten Objekts
wird als Erfindung angesehen, soweit diese eine oder mehrere Elektrode(n)
der beschriebenen Art aufweist.
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Die
Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert; dabei
zeigen beispielhaft
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1 zur
allgemein Erläuterung
eine Elektrode ohne Nanonadeln mit aufsitzender biologischer Zelle,
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2 ein
erstes Ausführungsbeispiel
für eine
erfindungsgemäße Elektrode
mit Nanonadeln,
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3 ein
Ausführungsbeispiel
für die
Herstellung der Elektrode gemäß der 2,
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4 beispielhaft
eine elektronenmikroskopische Aufnahme einer erfindungsgemäßen Elektrode
mit Träger
und Nanonadeln,
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5 schematisch
ein Ausführungsbeispiel einer
erfindungsgemäßen Elektrode
mit einer regelmäßigen bzw.
symmetrischen Nanonadel-Verteilung,
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6 schematisch
ein Ausführungsbeispiel einer
erfindungsgemäßen Elektrode
mit einer unregelmäßigen bzw.
stochastischen Nanonadel-Verteilung,
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7 schematisch
ein Ausführungsbeispiel einer
erfindungsgemäßen Elektrode
mit Nanonadelabschnitten mit einer unregelmäßigen bzw. stochastischen Nanonadel-Verteilung
und Nanonadelabschnitten mit einer regelmäßigen bzw. symmetrischen Nanonadel-Verteilung und
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8 eine
Transmissionselektronenmikroskopieaufnahme einer Zelle, die auf
einem Ausführungsbeispiel
einer erfindungsgemäßen Elektrode angeordnet
ist.
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In
den 1 bis 8 werden für identische oder vergleichbare
Komponenten stets dieselben Bezugszeichen verwendet.
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In
der 1 ist zur allgemeinen Erläuterung eine Elektrode 10 mit
einer glatten Elektrodenoberfläche 20 ohne
Nanonadeln gezeigt. Eine mit der Elektrode 10 kontaktierte
biologische (menschliche, tierische oder pflanzliche) Zelle 30 bildet über Membranausstülpungen 40 fokale
Kontaktpunkte 50 mit der Elektrode 10. Der Abstand
zwischen der Membran 60 der Zelle 30 und der glatten
Elektrodenoberfläche 20 ist
im Mittel (über
die der Elektrode 10 zugewandten Membranfläche gemittelt)
typischerweise größer als 40
nm.
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In
der 2 ist ein Ausführungsbeispiel
für eine
erfindungsgemäße Elektrode 100 gezeigt.
Die Elektrode 100 weist einen Träger 110 und Nanonadeln 120 auf,
die zum Teil senkrecht (Winkel β =
90°) und
zum Teil winklig (Winkel β < 90°) zu der
Oberfläche 130 des
Trägers 110 ausgerichtet
sind. Die Nanonadeln 120 bilden auf dem Träger einen „Nano-Rasen", der beispielsweise
unter Nutzung von Nanoimprint-Techniken, halbleitertechnisch oder/und durch
elektrolytische Abscheidung erzeugt worden ist.
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Der
Abstand zwischen unmittelbar benachbarten Nanonadeln ist vorzugsweise
kleiner als die Größe der Zelle 30.
Fokale Kontaktpunkte 140 zwischen der Zelle 30 und
der Elektrode 100 werden an den Nadelspitzen 150 ausgebildet.
Aufgrund der Nanonadeln 120 ergibt sich ein Anschmiegen
der Zelle an die Oberfläche 130 des
Trägers 110 und
damit im Mittel ein geringerer Abstand zwischen der Membran 60 der
Zelle 30 und der Elektrodenoberfläche 20 als bei der
Elektrode 10 ohne Nanonadeln gemäß der 1. Typischerweise
ist der Abstand zwischen der Membran 60 der Zelle 30 und
der Oberfläche 130 des Trägers 110 bei
einer Elektrode wie der gemäß der 2 im
Mittel kleiner als 5 nm.
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Die
Winkelausrichtung der Nanonadeln 120 ist vorzugsweise derart
eingestellt, dass die Nanonadeln abschnittsweise bzw. „populationsweise" ähnliche Winkel β zur Oberfläche 130 des
Trägers 110 aufweisen.
Vorzugsweise ist die Winkelabweichung der Winkel in ein und demselben
Abschnitt des Trägers 110 kleiner
als 20 Grad, vorzugsweise kleiner als 10 Grad.
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In
der 8 ist eine Transmissionselektronenmikroskopieaufnahme
einer Zelle 30 gezeigt, die auf einer Elektrode 100 angeordnet
ist. Man erkennt den innigen Kontakt zwischen der Oberfläche 130 des
Trägers 110 und
der Membran 60 der Zelle 30.
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In
der 3 ist anhand von fünf Bildern A bis E beispielhaft
dargestellt, wie sich die Elektrode 100 gemäß der 2 herstellen
lässt.
Im obersten Bild A sieht man eine nanoporöse Polymer-Folie 200,
die auf der Unterseite einseitig besputtert und mit einer dünnen elektrisch
leitfähigen
Schicht 210 beschichtet wird (vgl. Bild B). Anschließend wird
eine galvanische Abscheidung einer als Arbeits-Elektrode 220 dienenden
Schicht durchgeführt
(Bild C). Während
der galvanischen Abscheidung kommt es nicht nur zu einer Abscheidung
auf der Unterseite 230 der Schicht 210, sondern
auch auf der Oberseite 240, auf der die nanoporöse Polymer-Folie 200 aufliegt.
Das Wachstum erfolgt dabei durch die Poren 250 der nanoporösen Polymer-Folie 200 hindurch,
wodurch die Nanonadeln 120 gebildet werden (Bild D).
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Nach
Abschluss des Nadelwachstums wird die nanoporöse Polymer-Folie 200 entfernt,
beispielsweise durch ein Lösungsmittel
oder durch Ätzen,
wodurch die Elektrode 100 mit den Nanonadeln 120 fertig
gestellt ist (Bild E).
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Bei
der nanoporösen
Polymer-Folie 200 kann es beispielsweise um ein nanoporöses Polymertemplate,
auch "Kernspurmembran" oder "track etched membranes" genannt, handeln.
Hergestellt werden kann die nanoporöse Polymer-Folie 200,
indem eine Polymer-Folie mit hochenergetischen Teilchen bestrahlt
wird und die nach der Bestrahlung latent vorliegenden Störungen in
der Polymer-Folie mit geeigneten Ätzmitteln zu den durchgängigen Poren 250 aufgeweitet
werden.
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In
Abhängigkeit
von der Ätzzeit,
den Ätzmedien
und weiteren Parametern können
sehr definierte Porenweiten im Bereich zwischen 10 nm bis über 5 μm, sogar
bis zu 10 μm,
erzeugt werden. Die Dichte der Poren je Flächeneinheit kann durch die
Bedingungen des primären
Teilchen-Beschusses unterschiedlich gestaltet werden.
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Um
unterschiedliche Nadelwinkel β zu
erreichen, wird die Polymer-Folie 200 beispielsweise sequentiell
mehrfach unter verschiedenen Winkeln bestrahlt und erst dann in
einem Schritt geätzt.
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Die 4 zeigt
beispielhaft eine elektronenmikroskopische Aufnahme einer Elektrode
mit Träger und
mit Nanonadeln.
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In
der 5 ist schematisch ein Ausführungsbeispiel mit einer regelmäßigen bzw.
symmetrischen Nanonadel-Verteilung dargestellt. Es lässt sich erkennen,
dass die symmetrische Verteilung der Nanonadeln eine symmetrische
Ausformung der Zelle 30 induziert, was üblicherweise nicht der physiologischen
Situation in vivo entspricht.
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Besser
als eine regelmäßige bzw.
symmetrische Nanonadel-Verteilung
ist daher eine unregelmäßige oder
stochastische Verteilung der Nanonadeln, wie sie als weiteres Ausführungsbeispiel
in der 6 dargestellt ist. Man erkennt, dass sich die
Zelle 30 der Nanonadelverteilung anpasst, wodurch ein noch
besseres Anschmiegen an den Träger 110 erreicht
wird und der Abstand zwischen der Zelle 30 und dem Träger 110 noch
weiter reduziert wird.
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Um
eine automatische Ortung auf dem Träger 110 für eine automatisierte
Zellerkennung zu vereinfachen, wird es als vorteilhaft angesehen,
wenn ein oder mehrere Nanonadelabschnitte mit einer unregelmäßigen oder
stochastischen Verteilung der Nanonadeln sowie ein oder mehrere
Nanonadelabschnitte mit einer regelmäßigen bzw. symmetrischen Nanonadel-Verteilung
vorhanden bzw. miteinander kombiniert sind; ein solches Ausführungsbeispiel
ist in der 7 gezeigt. Die Zellen werden
sich in den Nanonadelabschnitten 300 mit der unregelmäßigen oder
stochastischen Verteilung der Nanonadeln 120 gut an den
Träger 110 anschmiegen,
und die Nanonadelabschnitte 310 mit der regelmäßigen oder
symmetrischen Verteilung der Nanonadeln 120 vereinfachen
eine automatische Bildverarbeitung.
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- 10
- Elektrode
- 20
- Elektrodenoberfläche
- 30
- biologische
Zelle
- 40
- Membranausstülpungen
- 50
- Kontaktpunkte
- 60
- Membran
- 100
- Elektrode
- 110
- Träger
- 120
- Nanonadeln
- 130
- Oberfläche des
Trägers
- 140
- fokale
Kontaktpunkte
- 150
- Nadelspitzen
- 200
- Polymer-Folie
- 210
- elektrisch
leitfähige
Schicht
- 220
- leitfähige Schicht
- 230
- Unterseite
- 240
- Oberseite
- 250
- Poren
- 300
- Nanonadelabschnitt
mit unregelmäßiger oder
stochastischer Verteilung der Nanonadeln
- 310
- Nanonadelabschnitt
mit regelmäßiger oder symmetrischer
Verteilung der Nanonadeln
- β
- Winkel
zwischen Nanonadel und Oberfläche des
Trägers