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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
optischen Elementen, insbesondere Linsen, aus einer Optokeramik
mit einem Formgebungsschritt, der die Herstellung eines Grünkörpers
beinhaltet, sowie optische Elemente hergestellt durch ein derartiges
Verfahren.
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Optokeramiken
können aufgrund ihrer grundlegend sehr günstigen
optischen Eigenschaften (Brechwerte, Dispersionen) Beiträge
zur Verbesserung optischer Abbildungssysteme leisten. In besonderen
Fällen werden neue Abbildungskonzepte erst mit solchen
neuen optischen Materialoptionen möglich. Hier seien insbesondere
Möglichkeiten einer kompakteren Bauweise z. B. von Digitalkameras
bzw. verbesserte bzw. vereinfachte Farbkorrekturen (chromatisch
oder apochromatisch) genannt.
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Eine
Optokeramik ist ein im Wesentlichen einphasiges, polykristallines,
auf einem Oxid basierendes Material hoher Transparenz. Optokeramiken
sind demzufolge eine spezielle Untergruppe von Keramiken. „Einphasigkeit"
ist dabei so zu verstehen dass mindestens mehr als 95% des Materials,
bevorzugt mindestens 97%, weiter bevorzugt mindestens 99% und am
meisten bevorzugt 99,5–99,9% des Materials in Form von Kristallen
der Zielzusammensetzung vorliegen. Die einzelnen Kristallite sind
dicht angeordnet und es werden Dichten bezogen auf die theoretischen
Dichte von mindestens 99%, bevorzugt mindestens 99,9%, weiter bevorzugt
mindestens 99,99% erreicht. Entsprechend ist die Optokeramik fast
porenfrei.
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Die
Kristallstruktur der Kristallite ist bevorzugt kubisch. Beispielhaft
hierfür sind Granate, kubisch stabilisiertes Zirkonoxid,
kubische Sesquioxide, wie Y2O3,
Yb2O3, Lu2O3, Sc2O3 usw., oder kubische Mischkristalle dieser
Oxide untereinander oder mit anderen Oxiden, Al-Oxinitride, Spinelle
oder Perovskite genannt. Bei ZTO2 erfolgt
eine Stabilisierung in der kubischen Symmetrie durch die Zugabe
von bestimmten Oxiden oder Oxidmischungen in abgestimmten Mengen.
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Gegenüber
Optokeramiken weisen herkömmliche Keramiken nicht die hohen
Dichten, die in Optokeramiken vorliegen, auf. Deshalb werden diese
meist mit Sinterhilfsmitteln verdichtet. Dabei tritt während
der Sinterung neben der kristallinen Phase einen hoher Anteil amorpher
Glasphase auf, der sich meistens bevorzugt an den Korngrenzen ablagert.
Auch Glaskeramiken weisen neben der kristallinen Phase einen hohen
Anteil amorpher Glasphase auf, deshalb weisen weder diese noch andere
herkömmliche Keramiken die vorteilhaften Eigenschaften
von Optokeramiken auf, wie bestimmte Brechwerte, Abbe-Zahlen, Werte
für die relative Teildispersion und vor allem die vorteilhafte
hohe Transparenz für Licht im sichtbaren Bereich und/oder
Infrarotlicht. Im sichtbaren Wellenlängenbereich ist bei
diesen Keramiken die Transmission größer als 70%
des theoretischen Limits, vorzugsweise größer
als 80% des theoretischen Limits, besonders bevorzugt größer
als 90% des theoretischen Limits, idealerweise größer
als 99% des theoretischen Limits.
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Optokeramiken
sind daher in bestimmten Anwendungen gegenüber herkömmlichen
Linsen aus Glas bevorzugt. Voraussetzung für die erfolgreiche
Platzierung am Markt ist die Bereitstellung ausreichender Mengen
hochqualitativer Linsen in guter Reproduzierbarkeit zu akzeptablen
Preisen. Letztere orientieren sich an den Preisen von Linsen aus
Glas.
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Linsen
weisen je nach ihrem Einsatzzweck definiert gekrümmte Oberflächen
quer zu ihrer optischen Achse auf. Sphärische Linsen werden
von Kugelabschnitten begrenzt, deren Kugelmittelpunkte auf der optischen
Achse liegen. Daneben sind asphärische Linsen und Freiform-Linsen
bekannt.
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Für
die Anwendung von Optokeramiken als Linsenmaterial vorteilhaft sind
die guten chemischen und mechanischen Eigenschaften. Beispielsweise
weisen Optokeramiken aus der Familie der Sesquioxide X203 Knoophärten
HK0,1/20 gemäß DIN 9385
oberhalb von Kieselglas auf (Y2O3: ca. 750; Sc2O3: ca. 900); YAG (Yttrium-Aluminium-Granat),
Spinell und ZrO2 liegen mit HK-Werten zwischen
1300 und 1600 noch deutlich darüber.
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Auf
der anderen Seite ist eine hohe Härte ungünstig
in Bezug auf die Fertigung einer Linse. Werden letztere aus Vollmaterial
hergestellt, sind die Kosten, die durch Nachbearbeitung entstehen,
wie beispielsweise mittels CNC (Computerized Numerical Control/computerisierte
numerische Steuerung von Werkzeugmaschinen) beachtlich. Darüber
hinaus handelt es sich bei herkömmlichen Herstellungsverfahren
häufig um seriell ausgeführte Verfahren, die eine
geringe Effektivität aufweisen.
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Wünschenswert
ist es daher, die Prozessschritte parallel auszuführen,
Mehrfachformen zu verwenden und die Nachbearbeitung der Keramiken
zu minimieren.
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Ferner
sind häufig mechanische Funktionen zusätzlich
zu der optischen Funktion erforderlich, wie beispielsweise Auflageflächen,
die seitlich ringförmig an die Linse angrenzen und eine
Positionierung der Linse in einer Halterung ermöglichen.
Auch komplexere Anformungen die z. B. an einer lokalen Stelle der
Linsen angreifen, sind beispielsweise erforderlich, um die Integration
in einem optischen System zu ermöglichen (monolithische
optische Bauteile). Diese Formen erhöhen ebenfalls die
Kosten und den Aufwand bei der Nachbearbeitung.
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Die
Herstellung von keramischen Bauteilen mit hoher Transluzenz und
optischer Güte ist bereits mehrfach beschrieben worden.
Das Verfahren umfasst im Wesentlichen folgende Hauptschritte:
- 1. Pulverherstellung
- 2. Pulverkonditionierung
- 3. Formgebung
- 4. ggf. Trocknung bzw. Entbindern
- 5. Sintern
- 6. HIP (Hot Isostatic Pressing, Heißisostatisches Pressen)
- 7. ggf. Post Annealing (Thermische Nachbehandlung).
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Hierbei
sind die Schritte 4, 6 und 7 optional und hängen von den übrigen
Prozessparametern bzw. den Eigenschaften der gewünschten
Keramik ab Die Wahl der einzelnen Prozessschritte sowie die zugrunde
liegenden Prozessparameter hängen von einer Vielzahl von
Faktoren ab. Hierzu gehören insbesondere die Pulvereigenschaften
(primäre Partikelgröße, Agglomeratgröße,
spezifische Oberfläche, Kornform etc.), das physiko-chemische
Verhalten des jeweiligen Materiales, insbesondere während
des Aufbereitungs- und Sinterprozesses, die adressierte Größe/Geometrie
des Produktes bzw. dessen Zielgröße im Hinblick
auf die gewünschten optischen Eigenschaften. Entsprechend
sind von den oben erwähnten und im Weiteren beschriebenen Prozessmodulen
die Zielführenden auszuwählen, wobei auch Kostenaspekte
von Relevanz sind.
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1. Pulverherstellung
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Die
Herstellung einer Optokeramik erfolgt durch Verwendung von geeigneten
nanoskaligen Pulvern. Diese Pulver können erhalten werden
mittels (Co)-Fällungen, Flammenhydrolyse, Gaskondensation,
Laserablation, Plasmaspray-Methoden (CVS Verfahren), Sol-Gel-Methoden,
Hydrothermal-Methoden, Verbrennen etc.
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Mit
Blick auf hohe Packungsdichten werden vorzugsweise runde oder kugelige
Kornformen bevorzugt, wobei die Körner nur locker über
Van-der-Waals-Kräfte aneinander gelagert (weiche Agglomerate)
sind. Die Körner sind Idealerweise nur durch schwache Brücken
in Form von Sinterhälsen miteinander verbunden. Bezogen
auf chemische Fällungsreaktionen besteht eine große
Abhängigkeit von den Fällungsbedingungen im Hinblick
auf die Kornfraktion und Kornform. So ist durch Wahl des Fällungsmediums
(Carbonatfällung, Hydroxidfällung, Oxalatfällungen)
einer z. B. nitratischen oder chloridischen Lösung aus
z. B. Yttriumnitrat bzw. Yttriumchlorid ein weites Spektrum unterschiedlicher
Ausgangspulver herstellbar.
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Auch
durch unterschiedliche Trocknungsmethoden des Filterkuchens (einfache
Trocknung an Luft, Gefriertrocknung, azeotrope Destillation) sind
Pulver unterschiedlicher Qualitäten und Ausgangseigenschaften (z.
B. spez. Oberflächen) erzielbar.
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Bei
den Fällungen sind weiterhin eine Vielzahl von weiteren
Parametern (pH-Wert, Rührerdrehzahlen, Temperatur, Fällungsvolumen,
Fällungsrichtung etc.) zu berücksichtigen.
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Die
Reinheit des Pulvers ist ebenfalls ein wesentliches Kriterium. Jede
Verunreinigung kann zu veränderten Sinterbedingungen oder
zur inhomogenen Verteilung der optischen Eigenschaften führen.
Verunreinigungen können außerdem die Ausbildung
von Flüssigphasen begünstigen, welche zu breiten,
inhomogenen Korngrenzregionen führen. Die Ausbildung von
intergranularen Phasen (amorph oder kristallin) ist jedoch nicht wünschenswert,
da hieraus Brechwertunterschiede mit der Folge von Streuverlusten
beim Lichtdurchgang resultieren können.
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Die
Verwendung von harten Agglomeraten, d. h. Primärpartikel
die während der Fällung bzw. der Kalzinierung
mehrfach Brücken gebildet haben bzw. dadurch mehr oder
weniger miteinander „verbacken" sind, ist je nach Wahl
des Verfahrens möglich. So beschreibt z. B.
J.
Mouzon in einer veröffentlichten "Licenciate Thesis" mit
dem Titel „Synthesis of Yb:Y2O3 Nanoparticles and Fabrication
of Transparent Polycrystalline Yttria Ceramic", Lulea University
of Technology, Int. No. 2005:29, dass zur Vermeidung von
intragranularen Poren, d. h. Poren im Inneren eines Kornes, differentielles
Sintern von Vorteil ist. Dies wird durch harte Agglomerate gewährleistet.
D. h. die primären Partikel innerhalb eines Agglomerates
sintern zunächst dicht und verbleibende Poren befinden
sich vorzugsweise im Korngrenzbereich. Diese könnten durch
das Verfahren des heißisostatischen Pressens aus dem Gefüge
entfernt werden.
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Bei
der Herstellung von (Co-)gefällten Pulvern besteht weiterhin
die Möglichkeit, durch gezielte Zugabe von Agenzien die
Agglomerationsneigung zu verringern. Damit wird ein Mahlprozess
vermieden. Beispielsweise kann vor der Kalzinierung einer gefällten
Oxalat-Suspension NH4OH beigegeben werden.
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2. Pulverkonditionierung
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Die
Pulver werden je nach Formgebung unterschiedlich weiterbehandelt.
In der Regel erfolgt das Mahlen des Pulvers mit dem Ziel, einerseits
noch vorliegende Agglomerate aufzulösen und andererseits
die Pulver bei Zugabe von Additiven zu homogenisieren. Die Mahlung
kann trocken oder feucht erfolgen, wobei für letztere beispielsweise
Alkohole oder auf Wasser basierende Medien verwendet werden. Die
Zeiten für den Mahlvorgang können bis 24 Stunden
betragen, sollten jedoch so gewählt werden, dass kein Abrieb
erfolgt, weder von den Mahlkörpern (Al2O3, ZrO2) noch von
der Mahltrommelauskleidung, da diese Verunreinigungen darstellen,
die vermieden werden sollen. Als Mühlen eigenen sich Ringspalt-,
Attritor- oder Kugelmühlen etc..
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Es
kann entweder trocken gemahlen werden oder nass, wobei als Medium
beispielsweise Wasser, flüssige Alkohole bzw. flüssige
Kohlenwasserstoffe, wie Heptane oder andere, in Frage kommen.
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Die
Trocknung der nass gemahlenen Gemenge kann an Luft bei geringen
Temperaturen erfolgen, im günstigen Fall wird die Mahlsuspension
mittels Sprühtrocknung getrocknet. Hierbei können
Granulate definierter Größe und Qualität
hergestellt werden. In vorteilhafter Weise werden mittels Sprühtrocknung
weiche Agglomerate erzeugt. Bei Sprühtrocknung empfiehlt
sich die Verwendung von Bindern. Der Durchmesser der Agglomerate
sollte etwa 100 μm nicht übersteigen, Agglomerate
in der Größenordnung zwischen etwa 10 μm
und 50 μm sind günstig, Agglomerate mit einer
Größe kleiner als etwa 10 μm sind ideal.
Auch Gefriertrocknung oder Wirbelstromtrocknung sind denkbar.
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3. Formgebung
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Der
Schritt der Formgebung (Formgebungsprozess oder -verfahren) dient
dem Ziel, ein keramisches „Haufwerk" durch äußere
Kräfte soweit umzuformen und einen Grünkörper
zu erzeugen, so dass ein bleibender Zusammenhalt bei optimaler homogener
Verdichtung erreicht wird. Die bekannten Möglichkeiten
der keramischen Formgebung sind außerordentlich vielfältig.
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Grundsätzlich
lassen sich drei Grundtypen der keramischen Formgebungsverfahren
unterscheiden. Als Kriterium für deren Unterscheidung dient
der Feuchtigkeitsgehalt der jeweils verwendeten Ausgangsmassen (hiernach
bezeichnet als Pulvermassen). Jedem der drei Grundtypen der keramischen
Formgebung – Gießen (25–40% Feuchte),
plastische Formgebung (15–25% Feuchte) und Pressen (0–15%
Feuchte) – lassen sich wiederum verschiedene Untertypen
oder Varianten zuordnen: Dem Giessen werden beispielsweise der Schlickerguss,
das Gel-Casting, der Druckguss, der Folienguss, und die Elektrophorese
zuge ordnet. Die plastische Formgebung umfasst beispielsweise das
Extrudieren, Quetschen, Drehen und Freiformen. Beim Pressen wird
beispielsweise das Nasspressen, Trockenpressen, Stampfen und Vibrationsverdichten
unterschieden.
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Eine
Sonderstellung nimmt der keramische Spritzguss ein. Dieses Verfahren
ist kein Gießverfahren sondern ein aus der Kunststoffverarbeitung
entlehntes thermoplastisches Formgebungsverfahren.
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Von
den oben genannten Formgebungsverfahren wurden bislang nur Trockenpressen,
Schlickerguss, Elektrophorese, keramischer Spritzguss und Gel-Casting
im Zusammenhang mit der Herstellung der Optokeramiken erwähnt.
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Für
einige Formgebungsmethoden sind die nachfolgend aufgezählten
Zusätze erforderlich.
- a) LÖSUNGSMITTEL
(Wasser, organische Lösungsmittel (meist Methy-ethyl-aceton,
Trichlorethylen, Acetone, Alkohole, flüssige Wachse, raffiniertes
Erdöl, Polymere (z. B. PVB, PVA) und Mischungen davon)
dienen dazu, Partikel in Lösung zu bringen.
- b) Mittels TENSIDEN (polare und nicht-polare Tenside, ionische
Tenside und nicht-ionische Tenside, wie beispielsweise ethoxyliertes
Nonylphenol oder ethoxy-lierter Tridecylalkohol, Natriumstearat
oder Natriumdiisopropylnaphtalensulfat, und Dodecyltrimethylammoniumchlorid,
kann die Benetzung der Partikel mit dem Lösungsmittel verbessert
werden.
- c) Mit VERFLOSSIGERN/DISPERGIERMITTELN wird Agglomeration durch
elektrostatische Abstoßung (wasserbasiertes [wässriges]
Milieu) oder durch sterische Abstoßung vermieden. Anorganische
Dispergiermittel im wasserbasierten Milieu basieren beispielsweise
auf Natriumcarbonat, Natriumsilikat, Natriumborat und Tetranatriumpyrophosphat.
Organische Dispergiermittel sind vorzugsweise Natriumpolyacrylat,
Ammoniumpolyacrylat, Natriumzitrat, Natriumsuccinat, Natriumtartrat,
Natriumpolysulfonat oder Ammoniumzitrat.
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Andere,
vorzugsweise im Bereich der technischen Keramik eingesetzten Verflüssigungs-
und Dispergiermittel basieren beispielsweise auf alkalifreien Polyelektrolyten,
Carbonsäureestern sowie Alkanolaminen. Beispiele für
starke Polyelektrolyte sind Natrium-Polystyrolsulfonat (anionisch)
oder Poly-Diallyldimethyl-Ammoniumchlorid (kationisch), Vertreter
der schwachen Polyelektrolyte sind Polyacrylsäure (sauer)
oder Polyethylenimin (basisch). Die Eigenschaften einer Polyelektrolytlösung
werden größtenteils von den abstoßenden Wechselwirkungen
der gleichgeladenen Gruppen an der Polymerkette bestimmt.
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Weitere
Beispiele für Dispergatoren sind H2O,
ROH, C7H8 (Toluol),
C2HCl3 (Trichlorethylen),
welche die Agglomeration oder Flokkulation der Pulverteilchen durch
Wechselwirkung mit Pulveroberfläche verhindern.
- d) BINDEMITTEL/FLOCKUNGSMITTEL werden eingesetzt,
um die Viskosität zu erhöhen oder die Absetzung
der Partikel zu verzögern. Zudem kann durch die Bindemittel
die mechanische Festigkeit des Grünkörpers erhöht
werden (von Vorteil für Spritzguss-, Druckgusstechniken).
Es gibt kolloidale Bindemittel (vorwiegend im Bereich der traditionellen
Keramik eingesetzt) und molekulare Bindemittel (Polymere: ionische, kationische
und anionische). Als Beispiele für synthetische Bindemittel
sind genannt: Polyvinylalkohol (PVA), Polyvinylbutyral (PVB), Polyvinylmetacrylat
(PMA), und Polyacetale. Beispiele für Bindemittel auf pflanzlicher
Basis sind Zellstoff, Wachse, Öle oder Paraffin.
- e) PLASTIFIZIERUNGSMITTEL dienen dazu, die Transformationstemperatur
eines Polymer-Bindemittels auf Temperaturen unterhalb der Umgebungstempera tur
einzustellen. Beispiele hierfür sind Restwasser, PVB, PMMA,
leichte Glykole (Polyethylenglycol (PEG), Glycerol), Phthalate (Dibutylphtalat,
DBP, Benzylphthalat, BBP) und andere.
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Die
Verwendung von Zusätzen bei der Herstellung von Optokeramiken
muss jedoch, anders als bei der Herstellung von herkömmlichen,
technischen Keramiken, genau abgestimmt sein, so dass diese entweder während
des Sintervorgangs völlig ausbrennen oder zumindest auf
ein Minimum beschränkt bleiben. Anderenfalls können
die hohen Anforderungen an Transparenz (gute Transmission für
sichtbares Licht un/oder UV-Licht) der Optokeramiken nicht erfüllt
werden, da sich beispielsweise an den Korngrenzphasen amorphe Bereiche
ausbilden, die eine unerwünschte Brechung von Licht und/oder
Infrarotstrahlung bewirken können.
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Die
Zusätze werden auf die verwendeten Formgebungsmethoden
abgestimmt. Für die Formgebung durch Giessen, z. B. Schlickerguss
oder Druckguss wird das Pulvergemenge in geeigneten Verflüssigern
dispergiert. Hierfür eignen sich beispielsweise Darvan®, Dolapix®,
Polyarylsäuren, Ammoniumoxalat (als Monohydrat), Oxalsäure,
Sorbit-Ammoniumcitrat oder andere.
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Außerdem
können Additive zur Sinterung zugegeben werden, um die
Sintertemperatur zu reduzieren.
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Für
thermoplastische Formgebung wie Spritzguss werden organische Binder
vom Typ Polyolefin z. B. HOSTAMOND® der
Fa. Clariant oder katlaytisch zersetzende Binder, z. B. des Typs
CATAMOLD® der Fa. BASF, in das
Pulver eingebracht und in geeigneter Form homogenisiert. Um den
Binder aus dem Bauteil zu entfernen, wird überkritisches
Kohlendioxid (CO2) eingesetzt. In stark
komprimierten und erwärmten CO2 (T > 31°C und
p > 74 bar) lösen
sich spezielle Binder besonders gut. In vergleichsweise kurzer Zeit
kann das Bauteil so vom Binder befreit werden. Problematisch ist
allerdings dabei, dass die Gefahr be steht, dass in dem Grünkörper
bei der Ausgasung der Binder Risse oder Blasen entstehen, die die
mechanischen und optischen Eigenschaften des Bauteils beeinträchtigen.
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Im
Bereich von Optokeramiken wurden bislang folgende Formgebungsverfahren
diskutiert:
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3.1 Formgebung durch Pressen
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Zum
Zwecke von Untersuchung von Lasereffekten beschreibt beispielsweise
Ikesue (J. Am. Ceram. Soc. 78, 1033) die Herstellung von mit Selten
Erden dotierten YAG Optokeramiken. Dabei wird das zuvor granulierte
nanoskalige Pulver durch uniaxiales Pressen zunächst scheibenförmig
vorgeformt. Die hohe Verdichtung erfolgt durch anschließendes
kaltisostatisches Pressen.
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Eine
Vielzahl anderer Arbeitsgruppen verfolgt den Weg des Pressens zur
Herstellung von transluzenten bzw. transparenten Keramiken. Beispielsweise
beschreibt
DE 101
95 586 T1 die Herstellung von Optokeramiken mit Perowskitstruktur.
Dabei wird „... das keramische Pulvermaterial mit einem
Bindemittel zu einer festgelegten Form verarbeitet, so dass ein
keramischer Grünling entsteht ...". Beim anschließenden
Brennen ist der keramische Grünling vorzugsweise in arteigenem
Pulver eingebettet. Die Verarbeitung des keramischen Pulvermaterials
zu einer festgelegten Form erfolgt mit einem Binder. Gemäß einem
in dieser Druckschrift erwähntem Ausführungsbeispiel
erfolgt die Formgebung durch Pressen bei 2000 kg/cm
2 (196
MPa) und führt zur Herstellung von Scheiben mit einem Durchmesser
von 30 mm und 1,8 mm Dicke. Die in der Druckschrift beschriebenen
Linsen werden dadurch hergestellt, dass auf Grünlingsplattenelementen
runde Formen durch Bedrucken oder Beschichten mit einem Dotierungsmittel
aufgebracht werden. Mehrere der runden Formen ergeben dabei eine
Linsenform. Nach dem Laminieren der einzelnen Platten elemente zu
einer Platte und dem Sintern dieser entsteht eine Platte mit eingebetteten
oder an der Oberfläche der Platte angeordneten Linsen.
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Sämtliche
bisher bekannten Arbeiten zu Optokeramiken, welche das Pressen als
Formgebung nutzen, beinhalten die Herstellung von so genanntem Bulkmaterial
ohne die spezielle Geometrie des gewünschten optischen
Elements zu berücksichtigen (bspw. in
DE 10 2004 004 259 ,
A.
Ikesue and Y: l: Aung; Synthesis and Performance of Advanced Ceramic
Lasers, J. Am. Ceram. Soc. 89[6] 1936-1944 (2006) und C. Huang et
al., Preparation and Properties of nonstoichiometric MgOnAl2O3 transparent
ceramics, Chinese Journal of Materials Research, Vol. 20 No. 1 (2006)).
Die Herstellung von Optokeramiken mit für die Anwendung
dieser notwendigen Geometrien ist mittels eines Pressverfahrens
noch nicht beschrieben worden.
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Der
Nachteil der Formgebung mittels Pressen besteht darin, dass einerseits
vergleichsweise hohe Drücke verwendet werden, die in dem
Grünling Risse erzeugen können. Hierdurch können
die mechanischen Eigenschaften des nach Beendigung des Herstellungsverfahrens
vorliegenden optischen Elements verschlechtert werden. Andererseits
ist die Druckverteilung im Grünkörper inhomogen,
so dass die im Innern des Grünkörpers angeordneten
Körner nicht so stark kompaktiert werden wie die im Außenbereich
angeordneten Körner. Hierdurch verläuft auch der
nachfolgende Sinterprozess inhomogen.
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3.2 Formgebung durch Gießen
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JP 2092817 AA und
JP 2283663 (Konoshima) offenbaren
die Herstellung von Yttrium-Aluminium-Oxid Pulvern mit und ohne
Dotierung von Selten-Erden Elementen und/oder Chrom durch Ausfällung
und anschließender Sinterung in Vakuum zu transparenter
Keramik mit SiO
2-Additiv zur Massenproduktion
von Multikomponent-Keramiken mit optischer Qualität. Die
Grünformgebung wird nicht genauer beschrieben.
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JP2003020288 A (Konoshima)
sowie Ueda (
„Scalable Ceramic Lasers for IFE Driver".
Institute for Laser Science, Univ. of Electro-Communications, Japan-US
Workshop ILE/Osaka, March 13, 2003) beschreiben die Herstellung
von YAG-Keramik über den Prozess des Schlickergusses. In
JP200302088 A wird
das zylindrische polykristalline Element nach dem Sintern mit einem
einkristallinen Laserstab verbunden.
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US 2004/0159984 A1 beschreibt
die Anwendung von Schlickerguss für die Herstellung einer
Y
2O
3-Keramik. Eine
genaue Beschreibung des Schlickerguss-Schrittes ist dem Dokument
jedoch nicht zu entnehmen.
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Der
Nachteil des Schlickergusses besteht darin, dass der Formkörper
einen hohen Binderanteil besitzt, der anschließend durch
Entbindern wieder entfernt werden muss. Dies kann zu Rissen im Grünkörper führen.
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Gel-Casting
ist eine Art der flüssigen Formgebung, bei welcher dem
keramischen Schlicker wenige Prozent eines polymerisierbaren Binders
zugesetzt werden. Hierdurch werden hohe Feststoffgehalte bei niedriger
Schlickerviskosität verwirklicht und es entstehen formstabile
Grünkörper, die schwindungsarm durch druckloses
Gießen bei Raumtemperatur, Konsolidierung mittels Polymerisation
(< 80°C)
und Trocknung erzeugt werden.
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In J.
Am. Ceram. Soc. 89, 1985 (Prof. Kreli, Fraunhofer Institut für
Keramische Technologien und Sinterwerkstoffe, IKTS) wird
die Herstellung von transparentem Al2O3-Keramiken erwähnt. Diese weisen
einen gegenüber mittels Pressverfahren hergestellten Proben
eine verminderte Porosität und damit erhöhte "Durchsichtigkeit"
auf, da sich beim "Gelcasting” die sich frei bewegenden
Parti kel in Selbstorganisation anordnen. Dies führt zu
einer hohen Gleichmäßigkeit der Partikelkonzentration
und damit zu einer hohen Transparenz der nach Abschluss des Herstellungsverfahrens
vorliegenden Optokeramik. Nachteile des Gel-Castings bestehen darin,
dass die Form während des Gelierens luftabgeschlossen sein
muss, da sonst die Gelation behindert wird. Dies ist sehr aufwändig.
Zudem müssen im Schlicker hohe Ladungsdichten erreicht
werden, so dass ein hoher Feststoffanteil notwendig ist. Ein derartiger
Schlicker lässt sich nur schwierig herstellen.
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Glasen
(Ber. DKG 82 (2005) No. 13) beschreibt die Vorteile der Elektrophorese
zur Herstellung von transparenten Keramiken aus kubisch stabilisiertem
Zirkonoxid. Besonders vorteilhaft ist dabei die Tatsache, dass neben
monomodalen Pulvern auch nanoskalige Pulver mit bimodaler Korngrößenverteilung
verarbeitbar sind. Hintergrund ist die Unabhängigkeit der
Beweglichkeit von Partikeln im elektrischen Feld von der Größe der
Partikel. Man erreicht dadurch sehr dichte, homogene porenfreie
Grünkörper, trotzdem sind die erreichten Transmissionen
der Materialien, die mittels des in Clasen beschriebenen Verfahrens
erhalten werden, ungenügend, so dass die Materialien als
Optokeramiken ungeeignet sind. Insbesondere ist die Anwendung dieses Verfahrens
für Linsen mit größerer Dicke infolge
der Limitierung in den erreichbaren Dicken (<= 10 mm) höchst fraglich.
Durch die zunehmend isolierende Wirkung der bereits abgeschiedenen
Masse fällt die Abscheidungsrate von Partikeln mit zunehmender
Dicke stark ab.
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3.3 Formgebung durch Spritzgießen
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Aus
einer Pressemitteilung von TOSHIBA, die im Jahr 2006 im Internet
zugänglich war, ist bekannt, dass auch transparente, YAG-
und Y2O3- basierende
Materialien durch modifizierten keramischen Spritzguss herstellbar
sind. Jedoch werden die genauen Versuchsbedingungen nicht angegeben.
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In
der Patentliteratur, beispielsweise
DE 101 59 289 A1 , sind Vor- und Nachteile
des keramischen Spritzgussverfahrens im Zusammenhang mit der Herstellung
von Optokeramiken zusammengefasst. Die Nachteile liegen insbesondere
in den hohen Anteilen an Binder, der zur Einstellung der passenden
plastischen Viskosität dem Ausgangspulver beigemengt wird.
Der Binder muss nach dem Formgebungsprozess aus dem entformten Grünling
beseitigt werden. Dies erfolgt je nach Art des Binders thermisch
(Polyolefine, Fa. Hostamond), katalytisch (z. B. CATMOLD) oder durch überkritisches
CO
2. Meist müssen kostenintensive
Entbinderöfen mit einer thermischen Nachverbrennung der
entstehenden Kohlenwasserstoffe eingesetzt werden. Nach dem Entbindern
entsteht außerdem meist ein sehr poröser Körper
mit vergleichsweise geringer Gründichte. Dieser zeichnet
sich durch ein sehr großes Schrumpfverhalten in der Sinterung
aus. Dies kann zu Rissen im Körper führen.
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Zudem
kommen beim Spritzguss hohe Drücke zum Einsatz, so dass
insbesondere die Düsen einem starken Verschleiß unterliegen.
Die Formen sind außerdem sehr teuer, da sie aus gehärtetem
Stahl bestehen. Das Spritzgießen ist somit sehr kostenintensiv,
insbesondere bei geringen bis mittelhohen Stückzahlen.
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4. Trocknung oder Entbindern
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Einzelheiten
zum Trocknen oder Entbindern gemäß dem Stand der
Technik ist beispielsweise in der Beschreibungseinleitung von
DE 101 59 289 A1 im
Hinblick auf die Formgebung mittels keramischem Spritzgussverfahren
beschrieben. Die Formteile müssen so z. B. in einem langwierigen
thermischen, katalytischen oder lösungsmittelgestütztem
Entbinderungsprozess von Kunststoff befreit werden. Da sich zur
Bindung der feinkörnigen keramischen Massebestandteile
ein sehr hoher Volumenanteil an Kunststoff in der Kunststoff-Keramik-Mischung
befindet, entstehen beim Entbindern hochporöse Formteile,
so dass im Material der Formteile Spannungen entstehen, die zu Rissen
und inneren Gefügeschäden führen wenn
zu schnell entbindert wird. Oder, wenn der Masse ein wasserlösliches
Bindemittel zugefügt worden ist, kann dieses im Anschluss
an die Formgebung mit Wasser heraus gewaschen werden. In den Bereichen
des ausgewaschenen Bindemittels ergeben sich so Kanalstrukturen,
die beim folgenden Sintern der Keramik eine verbesserte Sauerstoffzufuhr
ins Gefüge ermöglichen und ebenfalls zu einer
starken Verkleinerung des Keramikteils und zu Spannungen im Keramikmaterial
führen.
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5. Sintern
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Durch
das Sintern treten die nach der Formgebung im losen Kontakt befindlichen
Einzelkörner durch Massetransport bzw. Diffusion miteinander
in festen Kontakt. Es bilden sich Sinterhälse aus und offene
Porosität wird aus dem Kompaktpulver entfernt.
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Vorteilhaft
ist dabei meist das Sintern unter Vakuum. Die Vakuumbedingungen
liegen oberhalb von 10–3 mbar (=
10–3 hPa), vorzugsweise werden
zwischen 10–5 bis 10–6 mbar
(= 10–5–10–6 hPa)
verwendet. Die Sinterbedingungen variieren je nach Material. Beispielhaft
seien Sintertemperaturen zwischen 1400°C und 1800°C
und Sinterzeiten zwischen 1 und 10 Stunden genannt.
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Alternativ
kann auch in speziellen Atmosphären gesintert werden (He,
Wasserstoff (trocken oder feucht), N2, Ar).
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Beim
Vakuumsintern ist darauf zu achten, dass das Kornwachstum nicht
zu schnell und unkontrolliert verläuft. Ziel ist, dass
keine Poren in die Körner eingeschlossen werden. Hierzu
können z. B. die Sintertemperaturen recht gering gehalten
werden. Die Probe ist danach ggf. wegen der hohen Porendichte noch
opak, aber die Poren sind geschlossen.
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6. Heißisostatisches Pressen
(HIP)
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Durch
einen anschließenden HIP Prozess wird die geschlossene
Porosität zwischen den Korngrenzen aus dem Gefüge
gepresst. Beispielhafte Bedingungen sind Temperaturen zwischen 1500°C
und 1800°C, Drücke zwischen 100 MPa (1000 bar)
und 200 MPa (2000 bar). Temperzeiten zwischen 1 und 10 Stunden (ohne Aufheiz-
und Abkühlrampen) sind üblich. Als Heizelement
bietet sich W oder Mo, ggf. auch Graphit an.
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Als
Druckmedium kann Argon verwendet werden. Um eine Lösung
von Ar in den Korngrenzen, z. B. in glasigen Zwischenphasen zu umgehen,
kann die Probe verkapselt bzw. in arteigenem Pulver eingebettet werden.
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7. Thermische Nachbehandlung
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Die
Keramiken, welche dem HIP-Schritt unterzogen wurden, können
bei Bedarf thermisch nachbehandelt werden.
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Die
thermische Nachbehandlung erfolgt vorzugsweise an Luft oder Sauerstoff.
Beispielhafte Bedingungen sind 1 bis 48 Stunden, bei Temperaturen
von bis zu etwa 1400°C.
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Um
die Lösung von Ar in den Korngrenzen, z. B. in glasigen
Zwischenphasen zu umgehen, kann die Probe auch bei der thermischen
Nachbehandlung verkapselt bzw. in arteigenem Pulver eingebettet
werden. Durch letzteres kann – je nach Material – Verfärbungen
durch Reduktion von Material an der Oberfläche bzw. Kontamination
der Probe durch im Ofenraum befindliche Heizelementbestandteile
umgangen werden.
-
Durch
eine besondere Prozessführung, bei der die Probe nach dem
HIP Prozess nochmals einem Sinterschritt unterzogen wird, werden
Sauerstoffleerstellen und Graphitverunreinigungen entstanden durch
die Ofenatmosphäre während des HIP-Prozesses aus
dem Material entfernt und hierdurch die intragranulare Feinporosität
verringert. Dies geschieht durch gezieltes Kornwachstum, welches
so verläuft, dass neu gebildete Korngrenzen über
den Bereich des im Korn eingeschlossen Porenvolumens „hinüber
wachsen". Bei dieser besonderen Prozessführung wird die
Probe mit konstanter Heizrate auf eine Temperatur unterhalb der
HIP-Temperatur (z. B. 1450°C) aufgeheizt wird und für
mehrere Stunden in Luft auf dieser Temperatur gehalten.
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Anstelle
von Vakuumsintern und anschließendem HIP-Schritt kann auch
der kombinierte Prozess des "Vacuum hot pressing", d. h. uniaxiales
Heißpressen unter Vakuumatmosphäre angewendet
werden.
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Die
aus dem Stand der Technik bekannten Herstellungsverfahren, insbesondere
deren Formgebungsschritt, erlauben keine effiziente und kostengünstige
und damit wirtschaftliche Herstellung von Optokeramiken bei gleichzeitiger
Sicherstellung einer hohen Transparenz der Optokeramiken. Die Nachteile
der einzelnen Verfahren sind oben ausgeführt.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine kostengünstiges
und effizientes Herstellungsverfahren für ein optisches
Element, insbesondere eine Linse, bestehend aus einer Optokeramik
anzugeben bzw. ein entsprechendes optisches Element zu schaffen.
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Die
vorliegende Erfindung geht aus von der Idee, bereits im Formgebungsschritt,
der die Herstellung des Grünkörpers des optischen
Elements beinhaltet, mindestens eine endkonturnahe Form zu verwenden,
so dass bereits in diesem Verfahrensschritt eine möglichst
nahe Anpassung des Grünkörpers an die gewünschte Form
des optischen Elements erreicht wird.
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Hierbei
bedeutet "endkonturnahe Formgebung" im Zusammenhang mit der vorliegenden
Erfindung, dass die Form des hergestellten Grünlings (Grünkörper
mit Grünform) sehr nah der Endform des gesinterten Körpers
ist. Der nach Abschluss der Keramisierungsroute hergestellte Körper
(Verfahrensschritte 1 bis 7) weist die im Folgenden genannte Rohform
auf. Der mittels Schleifen, Polieren, Läppen, allerdings
ohne Fräsen nachbehandelte Körper (Endprodukt)
hat die im Folgenden als Produktform bezeichnete Form.
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Der
durch die erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte
endkonturnahe Grünkörper mit der Grünform
entspricht in seinem Aspektverhältnis im Wesentlichen sowohl
der Rohform als auch der Produktform. Dies bedeutet, dass Grünform
und die Rohform und Produktform sich zueinander im Wesentlichen
wie eine form- und/oder winkeltreue Abbildung verhalten.
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Zeitaufwändige
Nachbearbeitungsprozesse an der Rohform, herkömmlich durchgeführt
z. B. an CNC Maschinen, sind kaum und idealerweise gar nicht erforderlich.
Die Nachbearbeitung der Rohform beschränkt sich auf Polieren/Läppen,
ggf. geringfügiges Schleifen.
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Es
ist möglich, dass die Sinterung abhängig von dem
Material und dem Herstellungsverfahren nicht homogen verläuft,
was z. B. durch Dichtegradienten im Grünkörper
und damit differentiellem Sintern bedingt ist. Bevorzugt ist jedoch,
dass das Aspektverhältnis bei Grünform und Rohform
eine Abweichung von maximal etwa ± 10%, besonders bevorzugt
maximal etwa ± 5%, ganz besonders bevorzugt maximal etwa ± 2%,
idealerweise maximal etwa ± 1% des Aspektverhältnisses
der Grünform aufweist. Die Absolutvolumina von Grünform
und Rohform können jedoch, je nach Wahl des Verfahrens,
Packungsdichte, Reaktivität des Pulvers etc. deutlich voneinander
abweichen. Volumenschrumpfraten können bis zu 75%, bezogen
auf das Volumen des Grünkörpers, betragen und
liegen in der Regel oberhalb von 10%.
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Der
Schleif- und Polieraufwand der Rohform ist durch das Formgebungsverfahren
deutlich herabgesetzt, idealerweise ist Schleifen überhaupt
nicht erforderlich. Der Oberflächenabtrag ist minimiert.
Der Abtrag kann beispielsweise 2 mm, bevorzugt 1 mm, weiter bevorzugt
0,5 mm, am meisten bevorzugt 0,3 mm betragen.
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Die
Angaben für den Unterschied Produktform/Rohform beziehen
sich auf den Fall, dass durch das Verfahren die gesamte Linse, d.
h. gleichzeitig beide funktionalen Flächen hergestellt
werden. Im Falle, dass das Verfahren lediglich nur eine funktionale
Fläche abbilden kann (z. B. Zentrifugalguss) muss die gegenüberliegende,
nicht dargestellte Fläche, erst konturiert werden (z. B.
durch Fräsen). In diesem Fall wird als Produktform nicht
die fertige Linse sondern nur die teilfertige Linse, bei der nur
eine Fläche lediglich das Finshing durchlaufen muss, definiert.
Bzw. in diesem Fall umfassen die Begriffe Grünform, Rohform,
Produktform die jeweilige, endkonturnah hergestellte Grünkontur,
Rohkontur bzw. Produktkontur.
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Zudem
werden moderate Drücke zwischen etwa 0,1 MPa und 50 MPa,
vorzugsweise zwischen etwa 0,5 MPa und 25 MPa, besonders bevorzugt
zwischen etwa 1 MPa und 12 MPa auf eine keramische Pulvermasse ausgeübt.
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Hierdurch
erhält der Grünkörper für die
nachfolgenden Verfahrensschritte ideale Ausgangseigenschaften, z.
B. im Hinblick auf Homogenität und Grünkörperdichte,
so dass die Keramik des optischen Elements am Ende des Herstellungsverfahrens
die gewünschten optischen Eigenschaften aufweist. Zudem
unterliegen die verwendeten Formen aufgrund der moderaten Drücke
nur einem geringen Verschleiß und es können kostengünstige
Formmaterialien verwendet werden, so dass das Herstellungsverfahren
z. B. verglichen mit dem Spritzgießen kostengünstig
ist.
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Die
Aufgabe wird außerdem gelöst durch ein Verfahren
und ein optisches Element hergestellt nach einem entsprechenden
Verfahren. Das nach dem angegebenen Verfahren hergestellte optische
Element weist besonders gute optische Eigenschaften auf und lässt
sich einfach und kostengünstig sowie mit geringem Aufwand
herstellen.
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In
vorteilhafter Weise ermöglicht das erfindungsgemäße
Verfahren hochvolumige bzw. parallelisierte Formgebung zur Erzeugung
einer hohen Gründichte und damit hoher theoretischer Dichte
in der Keramik, wobei gleichzeitig der Binderanteil möglichst
gering gehalten werden kann. Somit kann eine wirtschaftliche Lösung
zur Herstellung von optokeramischen Elementen, insbesondere Linsen,
für Konsumer- und Industrieanwendungen ermöglicht
werden.
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Die
vorliegende Erfindung stellt erstmals ein Verfahren zur Herstellung
von Optokeramiken definierter Geometrien, insbesondere in Linsenform,
zur Verfügung, da es sich für die Verwendung entsprechender
Formen ausgezeichnet eignet. Hierdurch wird die erforderliche Nachbearbeitung
der optischen Elemente durch Schleifen oder Polieren minimiert.
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Besonders
bevorzugt ist das im Formgebungsschritt angewendete Formgebungsverfahren
aus Zentrifugalschlickerguss oder Heißgießen ausgewählt.
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Variante A: endkonturnaher Zentrifugalschlickerguss
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Überraschenderweise
wurde gefunden, dass bei einer Kombination aus keramischem Schlickerguss und
Zentrifugieren einer stabilen Suspension in eine Kunst stoffform
durch die gleichzeitige Zentrifugalwirkung und die Oberflächenenergie
der Kapillarwände im Formenmaterial ein unterschnittener
stabiler Grünkörper hergestellt werden kann, der
sich zu einer transparenten Linse sintern lässt. Das Zentrifugieren
bei 300–10000 Umdrehungen/Minute, vorzugsweise bei 1000
bis 4500 Umdrehungen/Minute, besonders bevorzugt bei 1000 bis 3500
Umdrehungen/Minute entspricht etwa der Anwendung der oben angegebenen
moderaten Drücke auf das in der Form enthaltene Gemenge
aufgrund der Zentrifugalkräfte.
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Als
Formmaterialien können sowohl die oben genannten Kunststoffe
als auch Keramiken sowie andere anorganische Materialien eingesetzt
werden. Als typische Trennmittel werden z. B. Bornitrid, Graphite
zwischen Form und Gussstück eingesetzt. Hierbei kann die
Innenseite der Form (Boden) konkav, konvex, planar oder als Freiformfläche
ausgebildet sein.
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Der
Vorteil des Zentrifugalschlickergusses besteht darin, dass sich
die in dem verarbeiteten Material enthaltene Flüssigkeit
oben auf dem Grünkörper absetzt und so einfach
entfernt werden kann. Es stellt zudem ein einfaches Verfahren dar,
das sehr effizient arbeitet. Es können außerdem
mehrere Ansätze gleichzeitig bearbeitet werden.
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Ausführungsbeispiel zur Herstellung
einer ZrO2-Optokeramik mittels Zentrifugalschlickerguss:
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Zunächst
werden die Bestandteile in der Kugelmühle zur Herstellung
eines Schlickers aus nanoskaligem Keramikpulver (35 Masse%), Lösemittel
(51 Masse% Wasser), Dispergiermittel (5 Masse% Carbonsäureester),
Bindemittel (4 Masse% PVA), Plastifizierer (4,5 Masse% Glycerol,
Ethylenglykol und Polyacrylat), Entschäumer (0,25 Masse%)
und Tensid (0,25 Masse%) gemischt. Anschließend erfolgt
ein Transfer der entstandenen Masse in Zentrifuge und das Zentrifugieren
bei 3000 Umdrehungen/Minute bis sich die gesamte Masse in der Kunststoffform (PMMA)
am Boden abgesetzt hat, danach noch 15 Minuten weiter zentrifugieren. Entformung
und danach Binderausbrand bei 700°C mit Aufheizrate von
100 K/h und Haltezeit von 8 h. Vakuumsintern erfolgt bei mit einer
Aufheizrate von 300 K/h bis zu 1300°C und einer Haltezeit
von 10 h. HIP wird danach mit einer Aufheizrate von 300 K/h bis
zu 1500°C und einer Haltezeit von 10 h und einem druck
von 200 MPa durchgeführt. Anschließend erfolgt
ein Post-Annealing bei einer Temperatur von 1100°C in Luft
mit einer Aufheizrate von 150 K/min.
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Ausführungsbeispiel zur Herstellung
einer Y2O3-Optokeramik
mittels Zentrifugalschlickerguss:
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Ein
Pulver der chemischen Zusammensetzung Y
2O
3 mit der spezifischen Oberfläche
20 m
2/g und einer Primärpartikelgrösse
von ca. 40 nm wurde mit verschiedenen Anteilen von Wasser sowie
Zusätzen (Verflüssigern und oder Bindern, siehe
Spalten 4 bis 7 der nachfolgenden Tabelle) zu Schlickern verarbeitet
(Angaben in Masse%).
Versuch | Y2O3-Pulver | Wasser (Lösungsmittel) | Sorbit (Tensid) | Glycerin (Plastifizierer) | Dolapix
PC 21 (Fa. Zschimmer & Schwartz), (Verflüssiger) | KV
5166 (Entschäumer) |
1 | 45 | 55 | 1 | 1 | 0 | 0 |
2 | 45 | 54 | 1 | 2 | 0 | 0 |
3 | 45 | 52 | 0 | 0 | 3 | 0 |
4 | 38 | 58 | 0 | 0 | 4 | 0 |
5 | 49 | 39 | 0 | 0 | 0 | 2 |
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Die
Schlicker wurden anschließend mit einer Laborzentrifuge
des Typs Multifuge KR4 der Fa. Heraeus zentrifugiert. Diese leistet
max. 400 U/min. Unter Verwendung eines Festwinkelrotors wurden die
Proben bei Umdrehungszahlen von ca. 9000 U/min zentrifugiert, dies
entspricht einer Zentrifugenbschleunigung von 12400 g (bei g = 9,81m/s2). Es wurden 11,5 g Schlicker in die reagenzglasartig
geformten, glasigen Probenbehälter eingefügt,
bei 13 mm Durchmesser betrugt die Füllhöhe ca.
60 mm. Der auf die Proben lastende Druck betrug ca. 10 MPa.
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Die
Böden der Form hatten eine spezielle kugelförmig
geformte Kontur.
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Bei
dem Zentrifugieren setzt sich der Feststoff am Boden des Gefäßes
ab, die Flüssigkeit wird abdekantiert. Es folgt eine Trockung
der Körper bei 120°C/10 h. Die Entbinderung der
Proben erfolgte bei 500°C/2 h.
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Am
Ende des Versuches liegen dichte, mechanisch stabile Grünkörper
vor. Beispielsweise beträgt der Durchmesser des Körpers
12,5 mm.
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Die
Proben wurden anschließend einer Sinterung und danach einem
Heißisostatischen Pressen unterzogen. Das Sintern erfolgte
unter Vakuum bei 10–5 mbar bei
1650°C für 2 h. HIP erfolgte bei 1800°C
für 90 min bei 200 MPa, Druckmedium war Argon. Alle Proben
führten zu transparenten Keramiken hoher Inline-Transmission
mit mindestens > 70%
des theoretischen Limits.
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Variante B: endkonturnahes Heißgießen
-
Das
Niederdruck-Keramik-Spritzgießen (Low Pressure Ceramic
Injection Moulding, LP-CIM), auch Niederdruck-Warmspritzen oder
Heißgießen genannt, verwendet zur Plastifizierung
der keramischen Pulver niedrig schmelzende Paraffine und Wachse.
Beim Heißgießen wird das Gemenge mit den oben
angegebenen moderaten Drücken in die entsprechende Form
gegeben.
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Überraschenderweise
wurden gefunden, dass bei der Verwendung von reinen, homogenen keramischen
Ausgangspulvern in Verbindung mit geeigneten thermoplastischen Bindemitteln
(z. B. Paraffine, Wachse) und oberflächenaktiven Substanzen
ein Grünkörper mit homogener Korn- und Porengrößenverteilung
herstellen lässt. Bei der Ausgasung der Binder muss darauf
geachtet werden, dass in dem Grünkörper keine
Risse oder Blasen entstehen, die die mechanischen und optischen
Eigenschaften des Bauteils beeinträchtigen würden.
Dieses geschieht durch eine geeignete Prozessführung während
des Ausbrennens der Bindemittel und der oberflächenaktiven
Substanzen. So kann ein Keramikkörper mit hoher Transparenz
hergestellt werden.
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Die
Temperatur des in die Heißgieß-Form eingefüllten
Materials beträgt vorzugsweise zwischen etwa 60°C
und 110°C. Der Einfülldruck liegt vorzugsweise
zwischen etwa 0,1 MPa und 5 MPa.
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Ausführungsbeispiel zur Herstellung
einer ZrO2-Optokeramik mittels Heißgießen:
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In
einer beheizten Kugelmühle wird das keramische nanoskalige
Pulver mit dem thermoplastischen Bindemittel (Mischung aus 75 Masse%
Paraffin und 25 Masse% mikroskaliges Wachs) und dem grenzflächenaktiven
Mittel Siloxanpolyglycolether (einmolekulare Bedeckung der Keramikpartikeloberfläche)
bei 80°C zusammen gemischt. Dabei beträgt die
Viskosität des Endschlickers 2,5 Pas bei einem Feststoffgehalt
von 60 Vol%. Mit einem Spritzdruck von 1 MPa wird der Schlicker
direkt in die gegengehaltene Kunststoffform gefördert (Heißgießen).
Das Austreiben des Bindemittels erfolgt nach Entformung oberhalb
des Schmelzpunktes des benutzten Wachses wobei etwa 3 Masse% im
Grünling verbleiben, um eine Formstabilität zu
gewährleisten. Die nun im Grünling verbliebenen
Bindemittel und Tenside werden während des sich anschließenden
Sintervorgangs ausgebrannt. Vakuumsintern erfolgt bei mit einer
Aufheizrate von 300 K/h bis zu 1300°C und einer Haltezeit
von 10 h. HIP erfolgt mit einer Aufheizrate von 300 K/min bis zu
1500°C und einer Haltezeit von 10 h mit einem Druck von
200 MPa. Ein Post-Annealing bei einer Temperatur von 1100°C
erfolgt in Luft mit einer Aufheizrate von 150 K/h.
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In
einem bevorzugten Ausführungsbeispiel werden bei Gießverfahren
als Formgebungsverfahren kurzkettige Verflüssigungs- bzw.
Dispergiermittel auf Basis von Polyelektrolyten, Carbonsäureestern
oder Alkanolaminen angewendet, um so eine vorteilhafte Dispergierung
der nanoskaligen Keramikpartikel zu erreichen. Hierdurch kann eine
elektrostatische und/oder sterische Abstoßung der Nanopartikel
erreicht werden und ein stabiler Schlicker hergestellt werden. In
vorteilhafter Weise beträgt der Anteil der Dispergiermittel
dabei zwischen etwa 0,1 und 10 Masse%, bevorzugt zwischen etwa 0,1
und 5 Masse%, weiter bevorzugt zwischen etwa 0,1 und 3 Masse% beträgt.
Die Dispergierung erfolgt sowohl im basischen Milieu als auch im
sauren Milieu. Insgesamt gilt, dass je weniger Dispergiermittel
benötigt wird, desto kleiner der Anteil der eventuell in
der Keramik verbleibenden Verunreinigungen ist.
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Bei
den Ausführungsbeispielen A und B wird die Verwendung von
Zusätzen bei Optokeramiken, im Gegensatz zu technischer
Keramik, genau abgestimmt, damit diese entweder während
des Sintervorgangs völlig ausbrennen oder zumindest auf
eine Minimum gehalten werden, da ansonsten die extrem hohen geforderten
Transmissionen nicht erreicht werden können (Problem Korngrenzphasen).
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Vorzugsweise
werden beim erfindungsgemäßen Herstellungsverfahren
geeignete nanoskalige Ausgangspulver hoher Reinheit, mit einem Gehalt
von 50 ppm insgesamt (oder weniger) der Oxide folgender Elemente
verwendet: Zn, V, Ti, Pb, Mn, Ga, Cu und Cr. Bevorzugt weisen die
Pulver einen Gehalt von 25 ppm insgesamt oder weniger der vorgenannten
Oxide auf.
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Ferner
ist in einem bevorzugten Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen
Verfahrens der Gehalt an Übergangsmetallen in den Ausgangsmaterialien
kleiner als etwa 250 ppm, besonders bevorzugt kleiner als etwa 125
ppm, besonders bevorzugt kleiner als etwa 75 ppm.
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In
vorteilhafter Weise werden für das erfindungsgemäße
Herstellungsverfahren Pulver mit Primärkorngrößenverteilungen
bzw. Sekundärkorngrößenverteilungen mit
d50-Werten kleiner als etwa 5 μm, bevorzugt kleiner als
etwa 1 μm, besonders bevorzugt kleiner als etwa 500 nm,
ganz besonders bevorzugt kleiner als etwa 100 nm verwendet.
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Typische
Grünkörperdichten (ohne Organikanteil, d. h. nach
Ausbrennen der Binder und oberflächenaktiven Substanzen)
liegen im Bereich von größer als etwa 30%, bevorzugt
größer als etwa 40%, besonders bevorzugt größer
als etwa 50%, ganz besonders bevorzugt größer
als etwa 60%, in höchstem Maße bevorzugt größer
als etwa 70% der theoretischen Dichte.
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In
einem bevorzugten Ausführungsbeispiel wird in dem Formgebungsschritt
ein temporäres Bindemittel angewendet, das bei seiner Ausgasung
im Grünling kleine Poren, vorzugsweise einer Porengröße
etwa < 100 nm,
bevozugt etwa < 75
nm, besonders bevorzugt etwa < 50
nm, hinterlässt. Hierdurch kann die Dichte der resultierenden
Optokeramik erhöht werden.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren ist für alle
Arten von aktiven oder passiven Optokeramiken, basierend z. B. auf
Granaten (YAG, LuAG oder andere), Sesquioxiden (Y2O3, Lu2O3,
Yb2O3 oder andere),
kubisch stabilisiertes ZrO2, HfO2, Spinell, AION, Perowskite oder andere
Material(misch)systeme mit kubischer Kristallstruktur anwendbar.
Auch nicht-kubische Systeme von Optokeramiken, wie beispielsweise
Al2O3, sind mittels der
erfindungsgemäßen Verfahren herstellbar.
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Bevorzugt
wird nach dem Formgebungsschritt ein Trocknungsschritt bei Temperaturen
von etwa 25°C bis 700°C für etwa 1 h
bis 500 h, mit einer Aufheizrate von etwa 5 K/min, bevorzugt bei
einer Aufheizrate von etwa 2,5 K/min, besonders bevorzugt bei einer
Aufheizrate von etwa 1 K/min durchgeführt. Dieser Trocknungsschritt
dient dazu, die Flüssigkeit auszutreiben, bevor zu hohen
Sintertemperaturen gegangen wird, da sonst die Keramik während
des Sinterns zerspringen würde. Der Trocknungsschritt wird
sowohl nach dem Zentrifugalschlickerguss als auch nach dem Heißgießen
angewendet.
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Dem
Formgebungsschritt folgen stets thermische Behandlungen wie im Stand
der Technik beschrieben. Dies sind insbesondere Sintern in Luft,
speziellen Atmosphären (O2, Ar, N, He, H) oder vorzugsweise
im Vakuum, anschließendes heißisostatisches Pressen,
daran anschließend ggf. ein thermisches Nachbehandeln in
Sauerstoff oder Luft zur Reoxidation ggf. reduzierter Bestandteile.
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Besonders
bevorzugt folgt nach dem Formgebungsschritt und ggf. nach dem Trocknungsschritt
ein Sinterschritt mit folgenden Parametern:
- – Vakuum
von mindestens 10–3 mbar (= 10–3 hPa), vorzugsweise zwischen etwa
10–5 bis 10–6 mbar
(= 10–5–10–6 hPa)
- – Sinterzeit etwa 1 bis 50 Stunden bei Temperaturen
zwischen etwa 1400°C und etwa 1800°C
- – mit einer Aufheizrate zwischen etwa 2 und etwa 40
K/min und Ofenkennlinienabkühlrate (OKL-Abkühlrate)
oder einer Abkühlrate von etwa 2 bis 20 K/min.
-
Der
Sinterprozess erfolgt in Vakuum, bei einer schnelle Aufheizrate,
um mögliche Oberflächendefekte im Pulver auszunutzen,
und für gute Sinteraktivität. Hierdurch wird eine
Relaxation der Defekte bei niedrigen Temperaturen vermieden. Zudem
werden erste Agglomerate vermieden und so eine bessere Dichte erreicht. Die
Abkühlrate ist relativ klein, um Spannungen während
des Abkühlens und damit Rissbildung zu vermeiden.
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Bevorzugt
folgt nach dem Sinterschritt ein HIP-Schritt bei Drücken
zwischen etwa 15 MPa (150 bar) und etwa 300 MPa (3000 bar), Temperaturen
von etwa 1500°C bis etwa 2000°C und Haltezeiten
von etwa 1 Stunde bis etwa 50 Stunden (ohne Aufheiz- und Abkühlraten)
mit einer Aufheizrate von etwa 2 bis etwa 20 K/min und OKL-Abkühlrate
oder einer Abkühlrate zwischen etwa 2 und etwa 15 K/min.
Besonders bevorzugt wird als Heizelement W oder Mo oder Graphit
verwendet wird. Weiter bevorzugt wird der HIP-Schritt in inerter Atmosphäre
(z. B. Argon, Stickstoff) durchgeführt. Analog zum Sinterschritt
wird auch beim HIP-Prozess eine schnelle Aufheizrate bevorzugt,
um mögliche Oberflächendefekte für gute
Sinteraktivität im Pulver auszunutzen. Zudem wird eine
Relaxation der Defekte bei niedrigen Temperaturen und von ersten
Agglomeraten vermieden, so dass eine höhere Dichte erreicht
werden kann. Die Abkühlrate ist klein gewählt,
um Spannungen während des Abkühlens und damit
eine Rissbildung zu vermeiden.
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Die
endkonturnahe Form wird dann abschließend auf Endformat
geschliffen und poliert, Bearbeitungszeiten und Kosten werden durch
den geringeren Bedarf an Materialabtrag deutlich reduziert. Im Falle
von asphärischen Formen und Freiformflächen erfolgt
eine abschießende zonale Bearbeitung (CNC; zonales Polieren).
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Denkbar
ist auch die Aufbringung einer Glasschicht auf der Keramiklinse
a) vor bzw. b) nach der Endbearbeitung. Dies gewährleistet
entweder a) einen prinzipiell einfacheren Materialabtrag bzw. b)
es können Rest-Unebenheiten nach dem Polieren noch einmal
ausgeglichen werden. Glasschichten können aufgepresst oder
abgeschieden werden (z. B. über PVD Verfahren o. ä.
Beschichtungsverfahren).
-
Alternativ
zur Nachbearbeitung der Keramik kann auch der – im Vergleich
zur Keramik – viel weichere Grünkörper
(d. h. vor dem Sintern) mechanisch nachbearbeitet werden. Neben
Anpassung der Oberflächengeometrie können auch
Bohrungen, Vertiefungen eingearbeitet werden.
-
Die
Oberflächenrauhigkeit, die nach dem Sintern und vor der
Nachverarbeitung erreicht werden kann ist kleiner als etwa 5 nm
RMS, bevorzugt kleiner als etwa 2,5 nm RMS und weiter bevorzugt
kleiner als etwa 1 nm RMS (RMS bedeutet die sogenannte quadratische
Rauigkeit (englisch: rms-roughness = root-meansquared roughness:
Wurzel des Mittelquadrates) und wird aus dem Mittel der Abweichungsquadrate
berechnet).
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Die
Spannungsdoppelbrechung als ein wesentliches Qualitätskriterium
der Linse liegt nach dem optischen Element nach Abschluss des gesamten
Herstellungsverfahrens unterhalb etwa 100 nm/cm, bevorzugt unterhalb
etwa 50 nm/cm, besonders bevorzugt unterhalb etwa 10 nm/cm. Ganz
besonders bevorzugt ist diese kleiner als etwa 5 nm/cm. Sofern die
Werte nicht erreicht wurden, kann dies ggf. durch entsprechendes
Nachtempern erzielt werden. Beispielhafte Bedingungen sind eine
Nachtemperzeit von etwa 1 bis 48 Stunden bei Temperaturen von bis
zu 1450°C.
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Die
Abmessungen der Linsen liegen bei einem bevorzugten Ausführungsbeispiel
des optischen Elements in folgenden Bereichen: Durchmesser kleiner
als etwa 200 mm, vorzugsweise kleiner als etwa 100, besonders bevorzugt
kleiner als etwa 50 mm, weiter besonders bevorzugt kleiner als etwa
25 mm, weiter besonders bevorzugt kleiner als etwa 10 mm, weiter
besonders bevorzugt kleiner als etwa 5 mm und Dicken kleiner als
etwa 100 mm, bevorzugt kleiner als etwa 50 mm, besonders bevorzugt
kleiner als etwa 25 mm, weiter besonders bevorzugt kleiner als etwa
10 mm, weiter besonders bevorzugt kleiner als etwa 5 mm.
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Die
Linsen können verschiedenste Flächenkonturen aufweisen
(konkav, konvex, planar, Kugelform, Zylinderform, Freiform).
-
Das
erfindungsgemäße Herstellungsverfahren eröffnet
den wirtschaftlichen Zugang zu einer großen Geometrievielfalt,
darunter auch monolithische Optiken, komplexe Geometrien mit planen,
konvexen, konkaven, sphärischen, asphärischen
Flächen und Freifrom–Flächen mit refraktiver
und reflektiver Funktion sowie Bohrungen, Hinterschneidungen, Kanten,
Vertiefungen mit vorwiegend mechanischen Funktionen zur Halterung,
Positionierung, Fixierung, so dass eine Gewichtsersparnis erreicht
werden kann.
-
Die
Linsen bzw. monolithischen Bauteile finden Einsatz in einer Vielzahl
von Applikationsfeldern, wie Consumer Optics (Digitalkameras, Handykameras
usw.), Industrial Optics (Großformatobjektive, Mikroskopie, Endoskopie,
Lithographie, Datenspeicherung usw.) und Militäroptik (hochfeste
Bauteile, IR transmittive Optiken, UV-VIS & IR transmittive Optiken usw.).
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
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Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt
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-
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