Spulvorrichtung
Die Erfindung betrifft eine Spulvorrichtung, bei welcher der aufzuspulende Faden oder mehrere nebeneinander aufzuspulende Fäden, nach Durchgang durch einen gestellfesten Fadenführer durch ein weiteres Führungsorgan längs der in Wicklung begriffenen Spule hin und her bewegt werden.
Bei einer viel benutzten Spulvorrichtung dieser Art, die sich namentlich für das Aufspulen mit grosser Geschwindigkeit eignet, besteht das weitere Führungsorgan aus einer Rillentrommel, auf welcher die Spule liegt, so dass sie von der Trommel in Drehung mitgenommen wird. Bei einer Fadengeschwindigkeit von z.B. etwa 1000 m/min gerät der Faden zwischen dem gestellfesten Fadenführer, z.B. einem Haken oder einer Öse, und der Rillentrommel in heftige Schwingungen ( Flattern ), was zu Unregelmässigkeiten im Aufspulen führt. Insbesondere können der oder die Fäden aus der Trommelrille herausspringen und dann zeitweise unregelmässig aufgewickelt werden.
Wenn der Faden von einem Abzugskörper über Kopf abgewickelt wird, können ferner eine oder mehrere Windungen gleichzeitig abgezogen werden, was einen sog. Schlingenwurf ergibt, der sich bis zur Rillentrommel erstreckt. Wie später noch näher erläutert werden soll, sind die dadurch bewirkten Unregelmässigkeiten der Spulenwicklung besonders nachteilig, wenn mehrere Fäden nebeneinander aufgewickelt werden.
Zur Vermeidung dieser Nachteile, bzw. zur Erzielung von sehr gleichmässig gewickelten Spulen zeichnet sich die Spulvorrichtung nach der Erfindung dadurch aus, dass zwischen dem gestellfesten Fadenführer und dem weiteren Führungsorgan wenigstens zwei mindestens angenähert zueinander parallele Stäbe als Fadenstabilisator so angeordnet sind, dass der oder die durch den Zug der Spule gespannten Fäden an diesen Stäben anliegen und dabei mindestens einmal zwischen zwei dieser Stäbe hindurchgehen.
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstands schematisch dargestellt. Es ist:
Fig. 1 eine Stirnansicht einer Spulvorrichtung,
Fig. 2 eine Draufsicht zu Fig. 1 und
Fig. 3 eine Draufsicht auf eine Detailvariante.
Die dargestellte Spulvorrichtung weist eine Rillentrommel 1 auf, die auf einer in Richtung des Pfeiles 2 angetriebenen Welle 3 sitzt und deren Rille 4 in bekann- ter Weise so ausgebildet ist, dass sie bei der Drehung der Trommel 1 einen Faden 5 (oder eine Mehrzahl von parallelen Fäden) in axialer Richtung längs derselben hin und her führt. Auf einem um eine Achse 6 schwenkbar gelagerten Spulenhalter 7 ist eine Spule 8 frei drehbar gelagert, welche auf der Rillentrommel 1 liegt und von derselben durch Reibung in Richtung des Pfeiles 9 in Drehung versetzt wird, so dass sich der Faden 5 auf ihr aufwickelt. Der Faden 5 tritt durch einen gestellfesten Fadenführer 10 in die Spulvorrichtung ein.
Von bekannten Spulvorrichtungen unterscheidet sich die vorliegende Spulvorrichtung durch einen zwischen dem Fadenführer 10 und der Rillentrommel 1 angeordneten, aus zwei parallelen, gestellfesten Stäben 11 und 12 bestehenden Fadenstabilisator. Die Stäbe 11 und 12 sind so angeordnet, dass der durch den von der Spule 8 ausgeübten Zug gespannte Faden 5 den Stab 11 auf seiner unteren Seite, den Stab 12 dagegen auf seiner oberen Seite berührt. Dadurch wird eine Stabilisierung des Fadens 5 in seiner Bewegungsfläche bewirkt, die sich wie ersichtlich - aus drei leicht zueinander geneigten ebenen Teilen 13, 14 und 15 zusammensetzt, die seitlich durch die in Fig. 2 strichpunktiert dargestellten Endlagen 5' des Fadens begrenzt sind.
Die Stäbe 11 und 12 dämpfen in äusserst wirksamer Weise die Entstehung von Fadenschwingungen sowohl in zur Fläche 13, 14, 15 senkrechter Richtung als auch in dieser Fläche selbst. Die eingangs erwähnten Schlingenwürfe werden dadurch ebenfalls vermieden. Die Reibung des Fadens 5 an den Stäben 11 und 12 verursacht ausserdem eine dem Fadenzug entgegenwirkende Fadenbremsung. Diese Faden- bremsung ist am stärksten, wenn sich der Faden in der in Fig. 2 ausgezogen dargestellten Mittellage befindet, weil dann der Abstand a zwischen den Berührungsstellen des Fadens mit den Stäben 11 und 12 am kleinsten ist und somit die Berührungswinkel am grössten sind. Dies wirkt in sehr erwünschter Weise einer sonst auftretenden Erhöhung der Fadenspannung in den Endlagen 5' des Fadens 5 entgegen.
Da der zwischen dem Fadenführer 10 und der Spule 8 befindliche Fadenabschnitt in den Endlagen 5' um einen Betrag b länger ist als in der Mittellage, ist nämlich bei den bisherigen Spulvorrichtungen zum zusätzlichen Ausziehen dieses Betrages b eine Zunahme der Fadenspannung in den Endlagen nötig, so dass bisher die Spulen an ihren Enden fester gewickelt waren als in der Mitte.
Dadurch, dass die von den Stäben 11 und 12 bewirkte Bremsung in den Endlagen geringer ist als in der Mittellage wird jetzt eine gleichmässigere Faden abgabe und ein schönerer Aufbau der Spule erzielt.
Von ganz besonderem Vorteil ist die beschriebene Spulvorrichtung, wenn sie zum Fachen benützt wird, d.h.
um zwei (oder mehr) parallele Fäden gleichzeitig aufzuspulen, insbesondere um diese Fäden in einem späteren Arbeitsgang miteinander zu verwirnen. In Ermangelung des Fadenstabilisators 11, 12 kann es dann nämlich vorkommen, dass an einer Stelle der Trommelrille 4, an der sich dieselbe in bekannter Weise selbst kreuzt, ein Faden dem einen Rillenzweig und der andere Faden dem anderen Rillenzweig folgt. Die Fäden werden dann nicht mehr nebeneinander aufgespult, sondern kreuzen sich immer wieder auf der Spule, wodurch sich dann ein sehr mangelhafter Zwirn ergibt.
Bei der vorliegenden Vorrichtung kommt es praktisch gar nicht vor, dass ein Faden aus der Rille herausspringt und in den falschen Rillenzweig gerät; sollte dies aber doch je einmal der Fall sein, so würden die durch die Stäbe 11, 12 in der Fläche 13 bis 15 gehaltenen Fäden bei der nächsten axialen Hin- und Herbewegung aufeinandertreffen und wieder gemeinsam aufgespult werden.
Die Stäbe 11 und 12 müssen nicht unbedingt genau parallel zueinander sein. Eine gewisse Abweichung von der Parallelität kann sogar erwünscht sein, nämlich dann, wenn leicht konische Spulen gewickelt werden sollen, wobei dann eventuell auch eine leicht konische Rillentrommel verwendet werden kann. Es ist klar, dass bei geeigneter Versetzung der Stäbe 11 und 12 der Faden 5 über den Stab 11 und unter den Stab 12 gelegt werden könnte.
In Fig. 1 ist eine besonders zweckmässige Ausführung der Fadenstabilisation dargestellt, bei welcher der untere, horizontale Stab 11 durch den unteren Schenkel eines etwa V-förmigen Bügels 16 gebildet ist, dessen oberer Schenkel 17 höher als der obere, horizontale Stab 12 liegt und in Richtung auf sein freies Ende hin ansteigt. Bei Beginn des Spulens oder nach einem Fadenbruch genügt es, den Faden 5 auf den oberen Schenkel 17 in die durch einen Punkt 5a angedeutete Lage zu legen. Bei der nächsten Fadenbewegung nach rechts rutscht dann der Faden vom Schenkel 17 auf den Stab 12 ab, wie durch den Punkt 5b angedeutet ist. Bei der nächsten Bewegung nach links kommt der Faden 5 dann in die dargestellte Lage, in welcher er unter dem Stab 11 und über dem Stab 12 liegt, wie in Fig. 1 und 2.
Das Einringen (oder Einfädeln ) des Fadens in den Stabilisator 11, 12 erfolgt im Falle von Fig. 3 somit automatisch.
Der Fadenstabilisator 11, 12 kann vorteilhaft auch bei Spulvorrichtungen vorgesehen werden, bei welcher die Hin- und Herbewegung des Fadens längs der Spule nicht durch eine Rillentrommel, sondern durch einen mechanisch bewegten Fadenführer bewirkt wird. Da die Fadengeschwindigkeit bei solchen Spulvorrichtungen meistens geringer ist als bei solchen mit Rillentrommel, ist der Stabilisator aber bei Spulvorrichtungen mit Rillentrommel in der Regel von erheblich grösserer Bedeutung.