Bohreinrichtung, insbesondere zum Tief- und Kernbohren Die Erfindung betrifft eine Bohreinrichtung, insbe sondere zum Tief- und Kernbohren, mit einem Bohrer, dem das zur Kühlung, Schmierung und Spülung notwen dige Öl unter Druck zugeführt wird, und mit einer Bohrbuchse zum Führen des Bohrers, die auf das zu bohrende Werkstück aufgepresst wird, um mit diesem eine kraftschlüssige, den beim Anbohren und Bohren entstehenden Radialkräften standhaltende, ein radiales Ausweichen des Bohrers verhütende Verbindung zu schaffen.
Die Anwendung der Hartmetall-Tiefbohrer und der Hartmetall-Kernbohrer auf Radialbohrmaschinen, Hori zontalbohrwerken, Fräsmaschinen, Drehbänken, usw. war bis vor kurzem nicht möglich, da es nicht gelang, Bohrbuchsenträger herzustellen, welche die beim An bohren des Werkstückes auftretenden Radialkräfte auf nehmen können. Die ungenügende Stabilität des Bohr buchsenträgers hat zur Folge, dass die Hartmetallschnei den beim Anbohren der Werkstücke zerstört werden und dadurch den wirtschaftlichen Einsatz der Hartmetall- Tiefbohrer und Kernbohrer verunmöglichen.
Bekannt ist eine Bohreinrichtung zum Tiefbohren mit einer den Bohrer eng umschliessenden, axial ver schiebbaren Bohrbuchse, deren Ende eine Einprägkante aufweist, die in das zu bohrende Werkstück unter entsprechender Kraftwirkung eingedrückt wird. Dadurch kann die Bohrbuchse die vom Tiefbohrer hervorgerufene umlaufende Radialkraft aufnehmen und verhütet gleich zeitig ein Ausfliessen des dem Bohrer unter Druck zugeführten Öls, das der Kühlung, Schmierung und dem Spänetransport dient.
Die grosse Kraft, die zum Einprä gen der Bohrbuchsenkante in das Werkstück mit plasti scher Verformung notwendig ist, begrenzt die Anwen dung dieser Einrichtung auf Tiefbohrer mit einem Durchmesser von 30, maximal 40 mm. Darüberhinaus würde die notwendige Kraft in den konventionellen Maschinen nicht mehr aufgebracht werden können und selbst Neukonstruktionen können aus wirtschaftlichen Überlegungen nicht für derartige Kräfte ausgelegt wer den. Damit ist aber auch die Verwendung von Kernboh rern in der bekannten Bohreinrichtung ausgeschlossen, da sie erst von den genannten Durchmessern an wirt schaftlich sind.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die Bohrbuchse am Werkstück derart zu fixieren, dass sie die insbesondere beim Anbohren im Bohrer auftretenden Radialkräfte aufnehmen kann. Ferner muss dafür vorge sorgt sein, dass das unter Druck stehende Öl nicht durch Undichtigkeiten ausfliessen kann. Erfindungsgemäss er folgt die Lösung dieser Aufgabe durch Mittel zur Verankerung der Bohrbuchse auf dem Werkstück und durch einen zentrisch zur Bohrbuchse angeordneten Dichtungsring.
Ausführungsbeispiele des Erfindungsgegenstandes werden anschliessend anhand der Zeichnung erläutert: Es zeigen: Fig. 1 einen Ausschnitt aus einem Meridianschnitt durch eine Tiefbohreinrichtung mit Teilen in Ansicht, im Einsatz auf einer un- oder rohbearbeiteten Werkstückflä che, Fig. 2 einen Ausschnitt analog Fig. 1 einer weitem Ausführungsform, im Einsatz auf einer fertig bearbeite ten Werkstückfläche, Fig. 3 eine Ansicht auf die Ausführung nach Fig. 2 von der Bohrschneide her gesehen.
- In Fig. 1 ist ein Ausschnitt aus einer Tiefbohrein- richtung mit einem Hartmetalltiefbohrer 9 zum Bohren eines Werkstückes 8 ersichtlich. Dieser Bohrer 9 ist an einem Bohrrohr 19 fixiert, welches in bekannter Weise mit einem Antrieb verbunden ist. Zur Halterung des Hartmetalltiefbohrers 9 ist eine Führungs- oder Bohr buchse 14 angeordnet, welche den Bohrer 9 derart eng führt, dass die beim Bohren auftretenden Rädialkräfe auf die Buchse 14 abgestützt werden. Die Stirnseite 1 der Bohrbuchse 14 ist als Fräser ausgebildet. In. Fig. 1 ist eine Fräserschneide 12 ersichtlich.
Diese Stirnseite 1 mit ihren Fräserschneiden 12 dient dem Ausfräsen einer Nute 13 im Werkstück B. Der achsennähere Teil der Bohrbuchsenstirnseite 1 ist als Dichtungsring 10 ausge bildet. Die Bohrbuchse 14 ist mittels nicht dargestellter Schrauben mit einem Druckkolben 15 verbunden, wobei die Drehmomentübertragung zwischen dem Druckkol ben 15 und der Bohrbuchse 14 beim Fräsen über Mitnehmerbolzen 2 sichergestellt wird. Die Drehbewe gung des Druckkolbens 15 und der Bohrbuchse 14 erfolgt von einem nicht dargestellten Antrieb über Zahnräder 7. Der Druckkolben 15 ist mit einer mittigen Zentrierbohrung 16 zum Zentrieren der Bohrbuchse 14 versehen. Der Druckkolben 15, mit einer Dichtung 28 ausgerüstet, ist in Lagern 3 und 5 im Gehäuse 6 geführt.
Das Gehäuse 6 weist ferner zwei Druckölbohrungen 26 und 27, welche auf den beiden Seiten des Druckkolbens 15 in den Zylinderraum einmünden, auf.
Während des Bohrens fliesst in Pfeilrichtung 20 durch das Bohrrohr 19 Kühl- und Transportöl zum Hartmetalltiefbohrer 9 und von dort durch die Spannu ten des Bohrers 9 und den Ringraum 22 zwischen dem Bohrrohr 19 und der Zentrierinnenwand des Druckkol bens 15 in Pfeilrichtung 24 nach oben, wobei die Bohrspäne mitgeschwemmt werden. Bei tieferem Ein dringen des Bohrers 9 in das Werkstück 8 wird sich ein entsprechender Ringkanal zwischen der Werkstückwan dung und dem Bohrrohr ergeben.
Der Bohrvorgang wird folgendermassen durchge- führt: Nach dem Einfahren der Bohreinrichtung in die entsprechende Position, beispielsweise numerisch gesteu ert, wird der Druckkolben 15 hydraulisch durch Beauf schlagung der Druckölbohrung 26 abgesenkt, bis die Bohrbuchsenstirnseite 1 die Werkstückoberfläche er reicht. Hierauf wird, unter Belassung des Drucköls auf dem Druckkolben 15, die Bohrbuchse 14 über die Zahnräder 7 in Drehung versetzt, so dass die Fräser schneiden 12 eine Nute 13 aus dem Werkstück 8 ausfräsen. Sobald der Dichtungsring 10 auf der Werk stückoberfläche zum Aufliegen kommt, erhöht sich der Reibungswiderstand der Bohrbuchse 14.
Bei Erreichung eines vorbestimmten Drehmomentes wird der Antriebs motor, beispielsweise durch einen thermischen Schalter, ausgeschaltet und hierauf der Anpressdruck der Bohr buchse 14 auf das Werkstück 8 erhöht. Sobald dieser Druck den vorbestimmten Wert erreicht hat, setzt sich der Antriebsmotor für den Bohrer 9 in Bewegung und der Bohrvorgang beginnt.
Dadurch, dass die Bohrbuchse 14 in der Nute 13 festgehalten wird, ist ein seitliches Ausweichen des Bohrers 9, das gegebenenfalls zu Schwingungen des Bohrers führen kann, verunmöglicht. Durch diese Einla gerung der Bohrbuchse 14 in der Nute 13 werden die, insbesondere beim Anbohren auftretenden Radialkräfte, welche bei grossen Bohrdurchmessern ausserordentliche Höhen erreichen können, aufgenommen und der Bohrer 9 sicher geführt. Es wird damit zwischen der Bohrbuchse 14 und dem Werkstück 18 sowohl eine kraftschlüssige als auch eine formschlüssige Verbindung erreicht.
Die formschlüssige Verbindung wird durch .entsprechende Bemessung der Druckölkräfte im elastischen Deforma tionsbereich gehalten.
Anstelle des Vollbohrers 9 kann grundsätzlich ein Kernbohrer verwendet werden.
Die in den Fig. 2 und 3 ersichtliche, im Ausschnitt dargestellte Ausführung einer Bohreinrichtung umfasst einen Hohkolben 30 mit einer Zentrierbohrung 31 zum Zentrieren einer Führungs- oder Bohrbuchse 33. Deren Stirnseite 11 ist mit Stützringsegmenten 35 versehen, sowie mit einem Dichtungsring 34, welcher, wie bei der Ausführung gemäss Fig. 1, dazu dient, ein Ausströmen von Kühl- und Transportöl zwischen der Bohrbuchse 33 und der Oberfläche des Werkstückes 42 zu verhüten. über einen Flanschring 37 ist die Bohrbuchse 33 mittels Schrauben 38 am Hohlkolben 30 befestigt. Der Bohrer 41 ist mit dem Bohrrohr 39 verbunden.
Zum Zwecke der Späneabfuhr ist das Rohr 39 profilgezogen, so dass das im Innern des Bohrrohres 39 in Pfeilrichtung 40 zum Boher 41 strömende Kühlöl auf seiner Rückkehr durch die V-förmigen Spannuten des Bohrers 41 aussen am Bohrrohr 39 vorbei nach oben strömen kann.
Im Gegensatz zu der Ausführung gemäss der Fig. 1 sind hier Stützringsegmente 35 vorgesehen, welche auf die Oberfläche des Werkstückes 42 zum Aufliegen kommen und, ohne diese Oberfläche zu beschädigen, im rein elastischen Bereich kraftschlüssig mit dieser verbun den werden. Dabei kann die Oberfläche des Werkstückes 42 nicht nur eben sondern gekrümmt sein, wobei, je nach der Krümmung, die Stützringsegmente 35 eine entsprechende Form aufweisen, um eine möglichst voll ständiges Aufliegen auf dem Werkstück sicherzustel len.
Auch hier erfolgt der Bohrvorgang in dem Sinne, dass man zuerst in die Position fährt, anschliessend die Bohrbüchse hydraulisch oder mechanisch absenkt und mit einer vorbestimmten Kraft auf das Werkstück 42 presst, derart, dass eine kraftschlüssige Verbindung im elastischen Bereich entsteht, welche genügt, um die beim anschliessenden Bohren auftretenden Radialkräfte des Bohrers 41 aufzunehmen und ein Ausweichen des Bohrers zu verhüten.
Anstelle der segmentartigen Aufteilung ist es natür lich auch möglich, entweder ringförmige Auflageflächen vorzusehen, oder einzelne, radial verlaufende Flächen, welche zudem kamm- oder schneidenartig ausgebildet sein können. Wesentlich ist aber, dass durch achsialen Druck immer nur eine kraftschlüssige Verbindung im elastischen Bereich stattfindet, was einerseits nur bei genau bearbeiteten Oberflächen zur Erreichung der nötigen Haftkräfte möglich ist, und andererseits verhü tet, dass derartige Oberflächen durch plastisches Verfor men beschädigt werden. Es handelt sich hier insbesonde re um feinst-bearbeitete Flächen, wie diese z.
B. durch Schleifen, Feindrehen oder Schaben zu erreichen sind.
Die auf dem Werkstück aufliegende Stirnseite der Bohrbuchse ist im Sinne der Neuerung so zu gestalten, dass diese Stirnseite: - bei geschruppten oder rohen Werkstückoberflä- chen (Fig. 1) und bei grossen Radialkräften, z.
B. bei Kernbohrer mit einem 0 von 30 mm und mehr (praktisch unbegrenzt) zum Fräsen einer Nute in die Oberfläche des Werkstückes verwendet werden kann und nach beendigter Fräsoperation durch eine axialwir- kende Druckkraft in der gefrästen Nute fixiert werden kann.
- auf genau geschliffenen, gedrehten oder auf ande re Weise mit hoher Genauigkeit bearbeiteten, ebenen oder gebogenen Flächen angepresst werden kann, derart, dass die Stirnseite der Bohrbuchse die Werkstückoberflä che nicht oder höchstens im elastischen Bereich ver formt, ohne aber auf dem Werkstück Beschädigung, tun lichst auch keine Kerben oder Rillen zu hinterlassen, und trotzdem die Bohrbuchse in Folge der Haftreibung auf der Werkstückoberfläche derart fixiert, dass die durch die Bearbeitung des Werkstückes erzeugte Radialkraft die Bohrbuchse nicht aus ihrer Lage und insbesondere nicht in Schwingung versetzen kann.