<B>Verfahren zur Herstellung von</B> Pre & lingen <B>aus</B> eiwei & gefüllten Aminoplastpre & massen und nach dem Verfahren hergestellter Preiling. Im allgemeinen unterscheidet man zwei Arten von Pressmassen, die thermohärtbaren und die thermoplastischen.
Zu den ersteren gehören die reinen, ange füllten oder die cellulosegefüllten Aminoplast- pressmassen. In reinem, angefülltem Zustande ergeben sie - heissgepresst in den sogenannten Pressstempeln - durchsichtige Presslinge; mit Cellulosefüllung sind diese mehr oder weniger durchscheinend. Enthalten sie daneben noch Füllmittel anorganischer Art, wie z. B.
Erd farben oder Pigmente, so werden sie undureh- sichtig. Alle diese Spielarten aber haben deit grossen Vorzug, dass sie bei Presstemperatur aus dem geöffneten Stempel genommen wer den können (Demoulage), ohne dass Gefahr für ihr Gefüge, ihre Dimensionen oder die Glätte ihrer Oberflächen besteht. Haben sie einmal ihre Form durch die Heisspressung er halten, so kann diese durch nochmalige Heiss pressung nicht. mehr geändert werden. Dies ist eine der hauptsäehlichsten guten Eigen schaften der thermohärtbaren Formmassen.
Anders verhalten sich die Eiweissstoffe, von denen hauptsächlich natürliehes Horn, ferner Casein, dann Trockenblut für Press- zwecke Verwendung findet. Diese Eiweiss stoffe, die unter Zusatz von Feuchtigkeit heiss- pressbar werden, sind thermoplastischer Natur, d. h. eine ihnen durch Heisspressung gegebene Form kann, insbesondere nach Wiederan feuchtung, durch eine nachfolgende Heiss pressung wieder geändert werden.
Wie alle thermoplastischen Pressstoffe können die Ei- weiss-Presslinge nicht. aus der pressheissen, son dern nur der stark gekühlten Pressform ent nommen werden, weil sie andernfalls Gefahr laufen, durch zu grosse Schrumpfung die ge gebene Form, mindestens aber ihre glatten Pressoberflächen zu verlieren.
Man hat seit längerer Zeit Aminoplastpress- massen (Presspulver) hergestellt, welche als Füller die genannten Eiweissstoffe, hauptsäch lich natürliches gemahlenes Horn, ferner Casein, besonders in entfettetem, durehsicht.i- gem Zustand, und auch Trockenblut enthalten. Diese Pressmassen lassen sich gut zur Imita tion natürlicher Horngegenstände durchsich tiger oder undurchsichtiger (dunkler) Art ver wenden.
Diese Pressmassen stellen insofern ein Novum dar, als die Eiweissfüller die thermohärt- baren Eigenschaften des Aminoplastteils auf heben. Es können also diese, aus solchen Press- massen hergestellten Heisspressartikel nicht ohne Druckkühlung der heissen Pr essforin ent nommen werden, wenn man nicht Gefahr lau fen will, dass zumindest die glatte Pressober- fläehe durch Schrumpfung Schaden leidet.
Die Ursache dieses Rückfalles solcher Aminoplaste auf die thermoplastische Seite dürfte darin zu suchen sein, dass die Eiweiss füller vom Aminoplast nicht voll durchdrun gen werden, wie es der Cellulosefüller tut und deshalb ihren Eiweisscharakter nicht voll ver lieren. Dieser Zwang zur Druckkühlung sol cher Pressungen hat offensichtlich grosse fabrikatorische Nachteile.
Die KühlLLUgs- periode verlängert den Pressvorgang um Mi nuten, die gekühlten Stempel bedürfen grosser Kalorienmengen zur Aufheizung bis zur Press- temperatur. Mindestens die doppelte Stempel anzahl gegenüber gekühlter Stempelentnahme ist notwendig, um den Fluss der Arbeit auf recht zu erhalten. Somit würde es einen gro ssen Fortschritt bedeuten, wenn diese, z.
B. für die Knopfindustrie, wichtigen Pressmassen, mit denen sich natürliches Horn gut imitieren lässt, auf die thermohärtbare Stufe der nicht eiweissgefüllten Pressmassen bringen liesse. Bis heute nimmt z. B. die Industrie der Press- knöpfe die geschilderten Nachteile in Kauf, weil die Kimsthornknöpfe sich einer grossen Beliebtheit in der Kleiderbranche erfreuen.
Überraschenderweise hat sich nun gezeigt, dass eiweissgefüllte Pressmassen sich dann den Stempeln bei Presshitze entnehmen lassen, wenn man ihnen cellulosegefüllte Aminoplaste beimischt. Bereits verhältnismässig geringe Zusätze dieser Art z.
B. 10-15 % des Gewich tes, haben einen entscheidenden Einfluss in dieser Richtung. Weiter überrascht die Tat sache, dass die durchsichtigen Eigenschaften solcher mit durchsichtig werdenden Eiweiss stoffen gefüllten Aminoplaste nur unwesent lich durch Zusätze der celliilosegefüllten Va rietät vermindert werden, so dass selbst Ge mische mit 50-60 % cellulosehaltiger Amino- plaste Presslinge ergeben,
die noch genügende Transparenz und eine der natürlichen soge- nannten blonden Hornfarbe noch immer ähnelnde Tönung besitzen, -um als Imitations- hornknöpfe Verwendung zu finden.
Gleichzeitig gibt dieser Zusatz dem Ei- weissaminoplastpressling, der an sich eine nicht allzugrosse Witterungsbeständigkeit besitzt und daneben eine höchst unbefriedigende Bü gelechtheit aufweist - Nachteile, welche sich durch Blindwerden der polierten Oberflä chen bekanntgeben und so das Kleidungsstück im Aussehen stark beeinträchtigen - diese Eigenschaft in stark verbessertem Ausmasse, so dass eine weitere, sehr wertvolle Eigenschaft hinzutritt, die nicht vorauszusehen war.
Darüber hinaus macht sich der Cellulose- zusatz in einer weiteren Eigenschaftsverbesse rung bemerkbar. Casein, und insbesondere ent fettetes Casein, mit welchem man fast farblose und sehr schön lichtbrechende, glasklare Preh- linge in Verbindung mit den Aminoplasten erhält, sowie Blutpulver, das naturähnliche braLtuschwarze, sog. Marengobüffelhorn mög lich macht, formen etwas spröde Presslinge, die Schwierigkeiten beim Abkanten des Aus triebes (Pressgrates) und beim Bohren ma chen.
In dieser Richtung vermindert der Cel- lulosezusatz die Sprödigkeit solcher spröd ma chenden Eiweissstoffe erheblich.
So macht also die Kombination eiweiss- cellulosegefüllter Aminoplast den Eiweiss füller erst zur -wertvollen Pressmasse und er weitert dadurch auch den sonst sehr beschränk ten Anwendungskreis dieser Pressmassen.
<I>Beispiele:</I> a) Ein horngefülltes AminoplastpresspLd- ver, das beispielsweise aus 60 Gewichtsteilen Aminoplast und 40 Gewichtsteilen Naturhorn pulver besteht, wird in einer Kugelmühle mit 15 Gewichtsteilen eines handelsüblichen, cellu- losehaltigen Aminoplastpresspulvers innig ver- mahlen, gegebenenfalls unter Zusatz von 0,8 Gewichtsteilen Phthalsäure. Dieser Misch- aminoplast,
heissgepresst zwischen 135 und 150 C bei einem spezifischen Pressdruck von etwa 150 kg, ergibt Hornimitationspresslinge sehr heller Farbe, die sich ohne Gefahr der Oberflächenbenachteiligung ohne Kühlung aus dem Pressstempel nehmen lassen.
b) Das gleiche Ergebnis wird erzielt, wenn an Stelle von Horn entfettetes Casein verwen det wird.
c) Ein Blutpresspulver aus beispielsweise 70 Gewichtsteilen Aminoplast und 30 Ge wichtsteilen Trockenblut wird in einer Kugel mühle innig mit 30 Gewichtsteilen eines Aminoplastpresspulvers vermahlen, das 40% Cellulose enthält.
Aus dieser MischLmg erhält man, wie unter a) heissgepresst, schwarzbraune, hochglänzende, durchscheinende Presslinge, die wie Beispiel a) aus dem heissen Pressstem- pel entnommen werden können.
Die Bein iischung des Celluloseanteils inuss nicht auf der Basis eellulosehaltigen Presspul- vers erfolgen; sondern - und mit sogar noch besserem Erfolg - lässt sich die Herstellung entweder ganz oder zum Teil aus den Roll stoffen selbst. durchführen.
d)<B>100</B> kg horngefülltes Aminoplastpulver wie z. B. unter a) wird mit 25 kg Formaldehyd von 40<I>5v o,</I> auf PH = 7.0-7,2 neutralisiert., in einer Tischmaschine verarbeitet. Es entsteht eine sehr feuchte Masse, in welcher der Horn anteil stark aufquillt. In dieses -Hagma wer den eingetragen 12 kg Harnstoff und portions- weise 8 kg gemahlene Cellulose, das Ganze auf das innigste vermischt, 24 Stunden sich selbst überlassen, dann auf Blechen getrocknet, ge mahlen und gesiebt.
Das Pulver gibt nach Zu satz von 1,w, Milchsäure heissgepresst wie a) goldblassgelbe, durchsichtige Presslinge, ohne Oberflächenbenachteiligung pressheiss ausnehmbar.
e) Statt voni fertigen eiweissgefüllten Presspulver auszugehen, geht. man von dessen Bestandteilen aus und mischt z. B. durchsich tiges Caseinpulver, Cellulose, Formaldehyd, Harnstoff gleichzeitig in der Misellmasehine zu einem Brei, den man auf pH 6,0, ein stellt, trocknet und mahlt. Wie unter d) ver- presst, erhält. man heiss ausnehmbare Press- 1 inge.
f) Es ist nicht immer notwendig, Press- pulver herzustellen. So kann man beispiels weise den unter e) gewonneneil Brei in einer Dicke von z. B. 3-5 min gleichmässig auf Bleche streichen und das Ganze bei<B>701C</B> teilweise trocknen. Die so gewonnene, noch elastische Platte wird nun, beispielsweise, in viereckige oder runde Rondellen ausgeschnit ten oder ausgestanzt, die so gewonnenen Ron- dell-Tabletten bis zur Pressfälligkeit weiter getrocknet, was bei einem durchschnittlichen Feuchtigkeitsgehalt von 6-8,w, erreicht ist und heissgepresst. Ergebnis wie bei d).
Sind die Eiweissstoffe in Harnstoff lös lich, so können diese zuerst in der allgewende ten Menge Harnstoff gelöst oder aufgequollen und dann der Herstellungsmischung zugesetzt werden, worauf im Sinne der Beispiele weiter- verfahren wird. Harnstofflösliche oder quell- bare Eiweissstoffe sind z. B. Lab- und Säure- casein, Blutpulver, Gelatine, Leim.
g) 50 kg Säurecasein, entfettet, werden mit 40 kg Harnstoff unter Zusatz von 5 Liter Wasser durell Eiwärmen zur Lösung gebracht, wobei sich die ganze Masse verflüssigt. Nun werden 80 kg Formaldehyd von -10 Volumpro- zent eingerührt und ein PH von 7,2 durch Zu gabe von Natronlauge hergestellt. Die Lösung wird aufgekocht und gleichzeitig 20 kg eines Aminoplastpresspulvers mit etwa 30 Gewichts prozent Cellulose und mit Ainmonsulfat auf pH = 5,8 eingestellt, eingerührt.
Die Masse wird in einer Vakuumknetmaschine weit gehend entwässert, gegebenenfalls nachgetrock net, gemahlen und gesiebt. Ihre Heisspresslinge zeigen den erfindungsgemäss verbesserten Charakter.
ZTin Missverständnisse zu vermeiden, sei er wähnt, dass diese Misch-Aminoplaste einer Einstellung des PH-Wertes von unter 7,0, am besten zwischen 4,5 und 5,7 vor oder während des Pressganges bedürfen.
Zur Herstellung der Aminoplaste können verwendet werden neben Harnstoff auch Di- eyandiamid und Melamin, wie auch direkte Harnstoffabkömmlinge, wie z. B. Aeetylharn- stoff. Thioliarnstoff, seine Abkömmlinge und. Verwandten können in bescheidenen Mengen, im allgemeinen bis zu 10 %, Harnstoff im Ge misch ersetzen.
Es können auch mehrere Eiweissstoffe im Gemisch miteinander den Aminoplastkonden- sationen einverleibt werden. Eiweissstoffe aller Art, tierische wie geeignete pflanzliche, z. B. Hühnereiweiss, Gelatine, Blutserum, Soja- Eiweiss können zur Mitverwendung heran gezogen werden. Die Eiweissstoffe können auch mechanisch oder chemisch vorbehandelt ver wendet werden, d. h. z. B. geröstet, entwässert durch Wärmebehandlung, gebleicht, mit Al clehyden v orgehä.rtet u. a. mehr.
Die Misellpresspitlver oder Tabletten, die Anfangsmischungen, seien sie trocken oder nass, dünnflüssig oder breiig, können in be kannter Weise gefärbt oder gemustert (ge masert) werden. Wenn es nötig sein sollte, können ihnen andere Füllstoffe, Pigmente, Metallpulver oder Flitter, Perlmutterimita- tionsprodukte usw. zu jeder Zeit vor der Pres sung zugesetzt werden.
Unter Cellulose ist jedes geeignete, aus Cellulose oder deren Abbauprodukten beste hende Material verstanden. Neben Papier und Holzeellulose wären zu erwähnen: Cellulose aus Steinnüssen, gemahlenes Stroh, Abfälle aus Kunstseide auf Cellulosebasis usw.
Die aufgeführten Mischungsrezepte sind nur richtunggebende Beispiele, die Mischungs verhältnisse können in weiten Grenzen schwan ken,. ebenso die Temperaturverhältnisse.