Verfahren zur Reinigung von Acetylen. Die technische und insbesondere die che mische Weiterverarbeitung von Acetylen ver langt in der Regel die Beseitigung seiner Verunreinigungen, deren wichtigste Phos phorwasserstoff und Schwefelwasserstoff sind. Für diese Reinigung sind eine grosse Zahl von Verfahren vorgeschlagen worden, von denen die meisten die Beseitigung der Verunreinigungen durch Oxydation anstre ben Beispielsweise sind als Reinigungsmit tel vorgeschlagen worden: Halogene, Hypo- halogenite, chromsaure Salze, Eisensalze und andere mehr. Allen diesen bekannten Mit teln haften jedoch Nachteile an, indem sie zum Teil zu intensiv wirken, wie zum Bei spiel die Halogene, zum Teil aber auch das Acetylen in bedeutendem Umfange angreifen.
Ferner stellt sich die Reinigung mit den be kannten Mitteln meistens ziemlich teuer, wie zum Beispiel mit Chromsäure und unter chlorigsauren Salzen. Bei den an sich billi gen Eisensalzen ist die Reinigungswirkung für technische Zwecke zu langsam. Diese Nachteile der bekannten Reinigungsverfahren treten insbesondere dann in Erscheinung, wenn es sich um die fortlaufende Reinigung grosser Acetylenmengen handelt.
Es wurde nun gefunden, dass die Reini gung des Acetylens in einfachster Weise durchgeführt werden kann, wenn man das Gas mit konzentrierter Schwefelsäure behan delt, wobei man zweckmässig eine Konzen tration der Säure von über 80% H2S04-Ge- halt wählt.
Es ist zwar bereits bekannt, dass Phos- phorwasserstoffgas von konzentrierter Schwe felsäure absorbiert wird. Dass jedoch diese Absorptionswirkung so intensiv ist, dass Phosphorwasserstoff von dem niedrigen Par tialdruck, wie er im Acetylen vorkommt, (Gehalt 0,1 bis 0,2 Vol. %) fast vollständig durch; konzentrierte Schwefelsäure aus dem Acetylen herausgenommen werden kann, be deutet ein neues und überraschendes Ergeb nis. Dabei überrascht besonders die Schnel ligkeit, mit welcher der sehr verdünnte Phos- phorwasserstoff absorbiert wird.
Aus dieser Tatsache ergibt sich der wichtige technische Vorteil des vorliegenden Verfahrens, dass mit grosser Gasgeschwindigkeit gearbeitet werden kann.
Dazu kommt die weitere Feststellung, dass die Einwirkung der konzentrierten Schwefelsäure auf das Acetylen geringfügig bleibt, sofern höhere Temperaturen vermie den werden. Am besten arbeitet man nicht über Zimmertemperatur. Es ist jedoch oft vorteilhaft, bei tieferen als Zimmertempera turen zu arbeiten, da hierdurch die Einwir kung der Säure auf das Acetylen .sehr weit zurücktritt. Eine wirtschaftliche und hin sichtlich des Acetylenangriffes meist genü gende Kühlung kann bereits mit Wasser von 5 bis 10' C erzielt werden.
Soll dagegen der Angriff des Acetylens und damit die Verharzung der Waschsäure mö glichst weit gehend unterdrückt werden, so ist eine tiefere Kühlung, zum Beispiel auf 0', durch Sole zweckmässig.
Bei der Entfernung von Phosphorwasser- stoff aus Acetylen durch konzentrierte Schwefelsäure bei niedrigeren Temperaturen, beispielsweise bei 0', geht die Reinigungs wirkung der Säure langsam zurück, weil der in dem zu reinigenden Gas vorhandene Phos phorwasserstoff allmählich mit dem von der Säure aufgenommenen ins Gleichgewicht tritt. In Gegenwart der Reaktionsprodukte und insbesondere beim Arbeiten bei höheren Temperaturen, zum Beispiel bei Zimmertem- peratur, wird jedoch die zur Reinigung ver wendete Schwefelsäure in kürzerer oder län gerer Zeit zu schwefliger Säure, niederen Oxydationsstufen des Schwefels und zu Schwefel selbst reduziert.
Dabei bilden: sich aus -dem Phosphorwasserstoff verschieden. hoch oxydierte Phosphorsäuren.
Durch die Wahl einer geeigneten; Ar beitstemperatur ergeben sich demnach die folgenden Ausführungsweisen der vorliegen den Erfindung, wobei man es in der Hand hat, durch Variation .der Temperatur wäh rend des- Reinigungsprozesses den Übergang von der einen Arbeitsweie zur andern zu beschleunigen oder zu verzögern.
1. Hoch getrocknetes Acetylen wird mit konzentrierter, zu Beginn. am besten wasser freier Schwefelsäure behandelt, und -vr hei möglichst kräftiger Kühlung, zum Beispiel auf 0 und darunter. Dabei geht die Reini gungswirkung der Schwefelsäure langsam zurück, weil der im Acetylen vorhanden Phosphorwasserstoff allmählich mit dem von der Schwefelsäure aufgenommenen ins Gleichgewicht tritt.
Die Reinigungssäure ist sodann durch frische Säure zu ersetzen und kann zum Zwecke der Regeneration einer Weiterbehandlung unterworfen werden, wel- eh.e die Freisetzung des Phosphorwasserstof fes bezweckt. Es kann dies beispielsweise durch Evakuieren oder durch Spülen mit einem inerten Gas erfolgen, eventuell nach Verdünnen der Säure mit Wasser oder aber nur durch Verdünnen: der Säure mit Wasser. Der gewonnene Phosphorwasserstoff kann hierbei natürlich Nebenfalls einer Verwertung zugeführt werden, beispielsweise durch oxy- dative Überführung in Phosphorsäure.
2. Die zweite Ausführungsform der Er findung stützt sich auf die bereits erwähnte Beobachtung, dass die zur Reinigung verwen dete Schwefelsäure durch den Phosphorwas serstoff in kürzerer oder längerer Zeit redu ziert wird. Diese Reaktion wird vor allem durch die höhere Temperatur begünstigt, ferner durch, die Gegenwart der Reaktions produkte. Nach dieser Arbeitsweise kann auf die Anwendung besonders tiefer Temperatu ren verzichtet werden. Mit Rücksicht auf die Vermeidung stärkerer Verharzungen der Säure ist es aber zweckmässig, mit der Re aktionstemperatur nicht nennenswert über 20 C hinauszugehen. Am besten bleibt man in einem Temperaturbereich von 10 bis 20' C.
Die Ausnützung der Säure ist hierbei eine wesentlich weitgehendere als beim Arbeiten gemäss der ersten Ausführungsart. Die Rei nigungswirkung der Säure fällt jedoch nach einiger Zeit ebenfalls ab, was hauptsächlich auf die Bildung von Wasser, also auf Ver dünnung der Schwefelsäure zurückzuführen ist. Dieses Wasser bildet sich beispielsweise nach der Gleichung: PH3 + 4H2S04 = H3P04 + 4S02 + 4H20. Dementsprechend ist es möglich, das Rei nigungsmittel wieder zu regenerieren und zu mehrfacher Benützung zu verwenden, da durch, dass das gebildete Reaktionsgas be seitigt wird, was am einfachsten durch Zu fügen von Schwefeltrioxyd in der Form von hochprozentigem Oleum geschehen kann.
Diese Art der Regeneration ist jedoch nicht unbeschränkt durchführbar, da allmäh lich durch die Einwirkung der Säure auf das Acetylen eine Verharzung derselben, zu gleich aber auch eine Verschlammung durch den ausgeschiedenen Schwefel eintritt. Eine vom wirtschaftlichen Standpunkt besonders wichtige Ausführungsform des Verfahrens besteht darin, dass die verbrauchte Säure, deren Regeneration nicht mehr zweckmässig erscheint zur Trocknung des eintretenden Acetylengases verwendet wird. Diese Trock nung des eintretenden Gases ist natürlich be sonders wichtig, da die Absorptionswirkung der Säure durch ihren Wassergehalt begrenzt ist. Unter Umständen genügt bereits eine Trocknung durch Auskühlen des Gases.
Es ist aber zweckmässig eine weitergehende Küh lung auszustreben, was beispielsweise, wie bereits erwähnt, durch Waschen mit ver brauchter Säure geschehen kann. Eine vor teilhafte Hochtrocknung des Gases kann aber auch durch Calciumkarbid erzielt werden. Ausführungsbeispiel: 100 m3 Acetylen pro Stunde werden nach Passieren eines Kühlers und eines Wasch turms, dessen. Raschigringe mit 60 bis 70%iger Schwefelsäure (Abfallsäure) berie selt sind, wodurch das Gaseine ausreichende Trocknung erfährt, in zwei hintereinander ge schalteten Rieselwäschern gereinigt. In die sen zirkulieren in stationärem Kreislauf kon zentrierte Säuren von 80 bis 95 % für die Vorwaschung und von 95 bis 100% für die Nachwaschung.
Die frisch zugeführte, kon- zentrierte, zweckmässig 100 % ige Schw efel- säure wird hierbei nacheinander für die Nachreinigung, für die Vorreinigung und für die Trocknung des Acetylens ausgenützt. Ihre Reinigungswirkung stellt sich hierbei auf zirka 30 bis 40 m3 Acetylen pro kg. Das aus dem Nachreiniger austretende Gas, des sen ursprüngliche Verunreinigungen nahezu vollständig entfernt sind, hat aus dem Rei- nigungsprozess einen Gehalt an schwefliger Säure bekommen, dessen Beseitigung durc?i wasserberieselten Kalkstein erfolgt.
Um Ver luste an Acetylen zu vermeiden, wird hierbei das Waschwasser im Kreislauf geführt.