<Desc/Clms Page number 1>
Verfahren zur Herstellung von Flusseisen und Stahl.
Gemäss dem Stammpatent. werden sauerstoffhaltige Eisen-und Stahlbäder, d. h. Bäder, welche bereits von ihren Verunreinigungen an Silizium, Phosphor, Schwefel, Kohlenstoff und Mangan im wesentlichen befreit sind und auch frei von einer Schlackenschicht sind, dadurch desoxydiert, dass man sie mit Kohlehydraten oder Stoffen, welche Kohlehydrate enthalten, wie z. B. Holz in Form von Holzwolle, Hobelspänen u. dgl., behandelt.
Es hat sich gezeigt, dass ähnliche günstige Desoxydationsergebnisse wie mit den Kohlehydraten, insbesondere mit Zellulose, mit Zelluloseumwandlungsprodukten, nämlich mit Torf und Braunkohle, und auch mit anderen Verbindungen von Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff erreicht werden können, welche so beschaffen sind, dass sie beim Erhitzen unter Gasentwicklung nicht mehr als 50% ihrer Masse an Kohlenstoff abscheiden. Solche Stoffe sind z. B. ausser Torf und Braunkohle der den Kohlehydraten chemisch sehr nahestehende Mannit und andere mehr-
EMI1.1
der Eisenbäder von den Stoffen abgeschiedene nur verhältnismässig geringe Kohlenmenge leicht an da ? sauerstoffhaltige Eisen gebunden wird.
Stoffe, welche zwar ebenfalls aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff bestehen, jedoch bei Erhitzung eine grössere als die angegebene, bis zu 50% betragende Koksabscheidung ergeben, darunter alle Steinkohlen, deren Koksausbeute bekanntlich mindestens 60% beträgt, sind für den Zweck der Desoxydation von Eisen-und Stahlbädern ungeeignet. Bei diesen Stoffen von hoher Koksabscheidung beruht die desoxydierende Wirkung nur zum geringeren Teil auf den bei der Erhitzung entstehenden Gasen, deren Menge geringer ist, und zum grösseren Teil auf der fest zur Abscheidung gelangenden Kohle, wodurch die Unterbrechung des Prozesses im richtigen Augenblick infolge der unvermeidlichen Anwendung eines Überschusses an Des- oxydationsmitteln auf Schwierigkeiten stösst.
Diese Schwierigkeiten der Dosierung fallen fort, wenn zur Desoxydation Stoffe benutzt werden, bei welchen die Koksabscheidung bei Erhitzung nicht mehr als etwa 50% beträgt und bei welchen infolgedessen die Desoxydation zum erheblichen
Teil durch Vergasungsprodukte erfolgt, welche bei Beendigung der Desoxydation nicht kohlend wirken.
Die Durchführung der Desoxydation unter Benutzung der im vorstehenden angegebenen
Stoffe erfolgt zweckmässig in der gleichen Weise, wie sie im Stammpatent beschrieben ist, nämlich so, dass man das Desoxydationsmittel in verteiltem Zustande in abgemessener Menge in die Abstichpfanne einbringt. Die Desoxydation ist praktisch dann beendigt, wenn der Einguss des Bades in die Abstichpfanne bewirkt ist.
Der Wert der vorstehend erwähnten, aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff bestehenden
Verbindungen, welche bei Erhitzung unter Gasentwicklung nicht mehr als 50% Kohlenstoff
<Desc/Clms Page number 2>
abscheiden, zur Übertragung von Kohlenstoff auf Eisen-und Stahlbäder ist nicht darauf beschränkt, dass die Eisen-und Stahlbäder sauerstoffreiche Bäder sind und dass demgemäss durch den Zusatz der Stoffe eine Desoxydation der Bäder herbeigeführt werden soll, sondern er tritt auch bei der Behandlung von sauerstoffreien Eisen-und Stahlbädern sowie von Eisenlegierungsbädern, wie z. B. Ferrochrom-Bädern, in Erscheinung.
Solche Bäder können unter Benutzung der genannten Stoffe einer Kohlung in ganz bestimmten Grenzen unterworfen werden, wobei die grosse Bedeutung dieser Art der Kohlung darin liegt, dass man dieselbe ganz nach Belieben auf ein äusserst geringes Mass von beispielsweise o'o oder 0'1% beschränken kann, was bei sonstigen vorbekannten Kohlungsmitteln praktisch überhaupt nicht oder nur bei Einhaltung äusserster Vorsichtsmassregeln möglich ist.
Die Möglichkeit der überaus genauen Dosierung der genannten Stoffe bei ihrer Anwendung als Kohlungsmittel beruht ebenso wie die Möglichkeit der zuverlässigen Dosierung als Desoxydationsmittel darauf, dass eine mässige Kohleabscheidung Hand in Hand geht mit der Entwicklung grosser Mengen von reduzierenden Gasen.