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Es ist bekannt, keramische Materialien nach dem Siebdruckverfahren zu dekorieren, wobei das Dekor auf die gebrannte Glasur gedruckt und anschliessend eingebrannt wird. Hiezu sind z. B. bei der Wandplattenfertigung der Schrühbrand, der Glattbrand und der Dekorbrand erforderlich. Beim sogenannten Einbrandverfahren entfällt der Schrühbrand, der Dekorbrand ist aber bei bedruckten Fliesen nötig.
Schon lange sind Bestrebungen im Gange, den recht kostspieligen Dekorbrand zu umgehen, indem man die ungebrannte Glasur nach dem Siebdruckverfahren, mit Abziehbildern od. dgl. dekoriert, um somit im Glattbrand das Dekor mit einzubrennen.
Die Festigkeit der ungebrannten Glasuren ist aber für die Dekoration nach dem Siebdruckverfahren, mit
Abziehbildern od. dgl. nicht ausreichend. Sie müssen daher mit Hilfe von Fixier- bzw. Bindemitteln soweit verfestigt werden, dass sie dem Vorgang der Dekoraufbringung standhalten.
In der Feinkeramik, z. B. wo viel mit Abziehbildern dekoriert wird, werden wasserlösliche Bindemittel, wie Alginate, Carboxymethylcellulosen, Dextrin, Hydroxyäthylcellulosen, Methylcellulosen, Polyvinylalkohol, Tragant, Zucker u. ähnl. Substanzen, eingesetzt. Diese Produkte werden entweder dem Glasurschlicker zugesetzt und mit diesem zusammen aufgebracht, oder sie werden als Lösung auf die bereits aufgebrachte Glasur appliziert.
Man hat auch versucht, Dispersionen von Kunststoffen, wie z. B. Polyvinylacetat, für diesen Zweck einzusetzen. Das scheiterte aber daran, dass die Glasuren beim Vermischen mit diesen Kunststoffen koagulieren.
Eine anschliessend auf die ungebrannte Glasur applizierte Kunstharzdispersion ergibt zwar beim Fixieren einen Film von ausreichender Festigkeit, der aber nur eine geringe Bindung mit der Glasur eingeht, sich leicht abziehen lässt und ausserdem beim Dekorieren nach dem Siebdruckverfahren nach kurzer Zeit die Siebe zusetzt. Das gleiche gilt für separat applizierte Dispersionen oder Lösungen von Kunststoffen in nichtwässerigen Lösungsmitteln, wobei die letzteren zusätzlich unangenehme Nebeneigenschaften bringen. Es bestand daher die Notwendigkeit, ein Fixiermittel und bzw. oder Bindemittel zu finden, welches das einwandfreie Dekorieren von ungebrannten Glasuren, Engoben und Emaillen-insbesondere nach dem Siebdruckverfahren-und eine fliessende, unkomplizierte Fertigung ermöglicht.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, dass diese Mängel durch das erfindungsgemässe Verfahren zum Fixieren und/oder Binden von ungebrannten Glasuren, Engoben oder Emaillen vermieden werden können. Dieses Verfahren besteht darin, dass eine Dispersion, die aus einer Kombination an sich bekannter in Wasser dispergierbarer Kunststoffe aus der Gruppe der Polymerisate und/oder Mischpolymerisate von Vinylverbindungen, wie Vinylacetat, Acrylsäure und Methacrylsäure sowie deren Ester, Acrylamid, Acrylnitril, Methacrylamid, Vinylchlorid, Vinylidenchlorid, Vinylpropionat, Äthylen, Butadien, Styrol, Butadien-Styrol, Maleinsäureester und ungesättigte Carbonsäureester mit einer oder mehreren wasserlöslichen Komponenten aus der Gruppe Polyvinylalkohol, Polyacrylverbindungen, Celluloseäther, Polysaccharide, Alginate, Casein und Ligninsulfonate und Wasser besteht,
auf die ungebrannte Glasur, Engobe oder Emaille aufgebracht und/oder dem Glasur-, Engobe- oder Emailleschlicker beigemischt wird.
Verwendet man als wasserlösliche Komponenten Celluloseäther, so kann man beispielsweise Carboxymethylcellulose, Methylcellulose oder Carboxyäthylcellulose benutzen. Als Polysaccharide kommen Tragant, Zuckerderivate, Stärke und Dextrin in Betracht.
Ein zur Durchführung dieses Verfahrens brauchbares Mittel besteht aus einer Kombination der oben genannten dispergierbaren Kunststoffe und wasserlöslichen Komponenten und liegt entweder in der Form einer wässerigen Dispersion oder in der Form von durch Trocknung einer wässerigen Dispersion hergestelltem, in Wasser redispergierbarem Pulver vor. Schätzungsweise liegt das Gewichtsverhältnis des dispergierbaren Kunststoffes zur wasserlöslichen Komponente in diesem Mittel zwischen 100 : 1 und 1 : 1, vorzugsweise zwischen 10 : 1 und 2 : 1.
Auch kann das Mittel zweckmässig zusätzliche Dispergiermittel zur Regelung der Viskosität, Weichmacher, Konservierungsmittel und/oder Antischaummittel enthalten.
Ausserdem ist es erforderlich, den pH-Wert der Dispersionen über einen längeren Zeitraum hinweg konstant zu halten, damit diese keinen Viskositätsabfall erleiden, der zu Entmischungen führen würde. Die je nach den angewandten Komponenten erforderlichen pH-Werte liegen im Bereich von PH 4 bis 10, vorzugsweise PH 5 bis 7. Zur pH-Einstellung können bekannte Puffersalze, wie Alkali- oder Ammoniumphosphate, ferner Ammoniak u. a. dienen.
Die fertigen Dispersionen können auch durch Wasserentzug in die Form von Pulvern, die im Wasser redispergierbar sind, gebracht werden. Der Wassergehalt der flüssigen Dispersion liegt im Bereich von zirka 50 bis 70%. Dispersionen bzw. Pulver werden durch Verdünnen mit Wasser auf Anwendungskonzentration gebracht. Bei flüssigen Dispersionen geschieht dies vorzugsweise im Gewichtsverhältnis 1 : 5 bis 1 : 10 für Auftrag nach dem Schleuderverfahren oder mittels Spritzpistole auf die ungebrannte Glasur oder im Gewichtsverhältnis 1 : 15 bis 1 : 50 für den Auftrag nach dem Wasserfallverfahren oder dem Tauchverfahren.
Die Trocknung erfolgt bereits in normaler Atmosphäre sehr schnell, kann aber durch eine anschliessende künstliche Trocknung noch beschleunigt werden.
Die beschriebenen Mittel können, sei es in flüssiger oder Pulverform, für eine gesonderte
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Fixierungsbehandlung im Anschluss an die Aufbringung des Glasur-, Engoben- oder Emailleüberzuges eingesetzt werden ; sie können aber auch dem Glasur-, Engoben- oder Emailleschlicker zugemischt und mit diesem zusammen aufgebracht werden. Die in diesem Falle erzielte Glasur ist von ausgezeichneter Festigkeit und lässt sich einwandfrei bedrucken.
Die durch nachträgliche Aufbringung auf der ungebrannten Glasur, Engobe oder Emaille erhaltene
Filmschicht ist sehr dünn und gleichmässig und zeichnet sich durch eine feste, klebfreie Oberfläche aus. Ein besonderer Vorzug dieser Filmschicht ist ihre ausgezeichnete, feste Verbindung bzw. Verfilzung mit der darunterliegenden ungebrannten Glasur. Bei den bisher üblichen Mitteln geht die Glasur nur eine mangelhafte
Verbindung mit der Filmschicht ein ; letztere wird vielmehr in vielen Fällen beim Bedrucken abgehoben, schädigt das Dekor und setzt das Siebdruckgewebe zu.
Der mit dem erfindungsgemässen Fixiermittel erhaltene Film ist flexibel und elastisch. Er trocknet sehr schnell an der Atmosphäre, so dass auf eine besondere Trocknungsbehandlung auch verzichtet werden kann.
Infolge der Flexibilität entstehen beim Trocknen keine Spannungen, der Film hebt sich nicht von der Glasur ab.
Wegen der vorteilhaft kurzen Trocknungszeit ist es nun auch möglich, die mit dem Fixiermittel behandelten Gegenstände maschinell zu bedrucken. Der Film wird von den Siebdruckschablonen nicht abgehoben und verstopft diese nicht. Die Verwendung der erfindungsgemässen Fixier- bzw. Bindemittel ermöglicht ein schnelles, produktives und fehlerfreies Dekorieren.
Durch die folgenden Beispiele soll die Erfindung erläutert werden.
Beispiel l : Eine Dispersion enthält 31 Gew.-% Polyvinylacetat und als Weichmacher 5 Gew.-% Dibutylphthalat dispergiert sowie 6 Gew.-% Polyvinylalkohol gelöst. Der Wassergehalt beträgt 58 Gew.-%. Die Dispersion wird mit Natriumhexametaphosphat auf einen pH-Wert von zirka 7 eingestellt und mit einem Konservierungsmittel versetzt.
Die Dispersion wird in einem Gewichtsverhältnis von 1 : 30 mit Wasser auf Anwendungskonzentration verdünnt und nach dem Wasserfallverfahren auf einem Fliessband auf frisch glasierte Wandplatten aufgetragen. Es entsteht ein feiner Film auf der Glasur, der weniger als 60 sec nach dem Auftrag ein Bedrucken nach dem Siebdruckverfahren ermöglicht. Der Film hat eine gute Verbindung zur Glasur. Auch beim anschliessenden laufenden Bedrucken von mehreren tausend Platten ist eine Reinigung der Siebgewebe nicht erforderlich.
Beispiel 2 : Eine Dispersion enthält 35 Gew.-% dispergiertes Polyvinylacetat, 5 Gew.-% gelösten Polyvinylalkohol, 0, 2 Gew.-% Antischaummittel und 59, 8 Gew.-% Wasser. Sie wird in einem Gewichtsverhältnis von 1 : 8 mit Wasser auf Anwendungskonzentration verdünnt und mittels Spritzpistole auf die ungebrannte Glasur aufgetragen. Es entsteht ein Film mit guter Bindung zur Glasur, der nach weniger als 60 sec ein Bedrucken der Glasur ermöglicht.
Beispiel 3 : Eine Dispersion enthält 32 Gew.-% dispergiertes Copolymerisat aus Vinylacetat-Äthylen, 4 Gew.-% gelöste Hydroxyäthylcellulose, ferner 0, 2 Gew.-% Silikonantischaumemulsion, 0, 1 Gew.-% Konservierungsmittel und 63, 7 Gew.-% Wasser. Sie wird in einem Gewichtsverhältnis von 1 : 6 mit Wasser verdünnt und mittels Spritzpistole auf die ungebrannte Glasur aufgetragen. Es entsteht ein feiner Film mit guter Bindung zur Glasur, der einwandfreies Dekorieren mit Abziehbildern ermöglicht.
Beispiel 4 : Eine Dispersion, bestehend aus 38 Gew.-% dispergiertem Copolymerisat aus Äthylacrylat und Methylmethacrylat, 4 Gew.-% gelöster Natriumcarboxymethylcellulose, 0, 2 Gew.-% Antischaummittel, 0, 2 Gew.-% Konservierungsmittel und 57, 6 Gew.-% Wasser, wird zu 1, 5 Gew.-% einer Glasuraufschlämmung zugemischt. Die aufgebrachte Glasur hat eine ausgezeichnete Festigkeit und lässt sich einwandfrei verarbeiten und bedrucken.
Beispiel 5 : Eine Dispersion aus 30 Gew.-% eines Mischpolymerisates aus Vinylchlorid und Vinylacetat, 5 Gew.-% Dibutylphthalat, 5 Gew.-% Polyvinylalkohol, 0, 2 Gew.-% Antischaummittel und 59, 8 Gew.-% Wasser wird in einem Gewichtsverhältnis von 1 : 7 mit Wasser verdünnt und mittels Spritzpistole auf die ungebrannte Glasur aufgetragen. Nach weniger als 60 sec ist ein störungsfreies Dekorieren nach dem Siebdruckverfahren möglich.
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