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Verfahren und Mittel zum Färben von Haaren
Es ist bekannt, lebende Haare mit Hilfe von Oxydationsfarbstoffen zu färben, die aus Polyaminooder Oxyaminobenzolderivaten bestehen. Hiefür wird meist unmittelbar vor der Aufbringung auf die Haare eine wässerige Lösung dieser Produkte mit wässerigem Wasserstoffperoxyd gemischt. Durch dieses Färbeverfahren lassen sich intensive natürlich wirkende Farbtöne erzielen, doch ist es mit mehreren, in der Fachwelt wohlbekannten Nachteilen verbunden.
Beispielsweise werden die Polyamino- oder Oxyaminoderivate nur schlecht ausgenützt, denn sie werden nur zum Teil auf dem Haar in Farbstoff übergeführt, während der Rest im Färbebad oxydiert wird und beim Spülen verlorengeht.
Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass man zwei Lösungen unmittelbar vor dem Aufbringen auf die Haare vermischen muss, da sich sonst die Färbemischung rasch oxydiert und wesentlich schlechtere Resultate liefert.
Schliesslich ist daran zu erinnern, dass gerade die wichtigsten und am häufigsten verwendeten dieser Färbemittel bei manchen Personen allergische Reaktionen hervorrufen, was einen sehr schwerwiegenden Nachteil bedeutet und gewisse Vorsichtsmassnahmen bei der Anwendung erforderlich macht. So müssen vor dem Färben Vorversuche gemacht werden, um festzustellen, ob die zu behandelnde Person gegenüber dem gewünschten Färbemittel empfindlich ist.
Es ist auch ein anderer Typ eines Färbemittels bekannt, wobei der "vorgefertigte" Farbstoff auf dem Haar in dem Zustand fixiert wird, in dem er sich in der Färbelösung im Augenblick der Anwendung befindet. Diese Färbemittel weisen im allgemeinen nicht die Nachteile der vorgenannten Art von Färbemitteln auf, doch besitzen sie andere Unzulänglichkeiten, so dass sie keine weite Verbreitung beim Haarfärben gefunden haben.
Obwohl zahlreiche Direktfarbstoffe zum Färben von Textilfasern bekannt sind, war es bisher sehr schwer, derartige, auch zum Färben von Haaren geeignete Farbstoffe ausfindig zu machen. Insbesondere die am weitesten verbreiteten Azofarbstoffe liefern auf diesem speziellen Anwendungsbegiet nur ganz mittelmässige
Ergebnisse. Es wurden wohl einige dieser Farbstoffe angewendet, doch ergeben sie nur sehr schwache
Farbtöne.
Die vorliegende Erfindung beruht auf der Entdeckung, dass es mit Hilfe gewisser Direktfarbstoffe möglich ist, Haarfärbnugen von einer Qualität zu erzielen, die bisher bei Verwendung von Farbstoffen dieses
Typs unbekannt war.
Das erfindungsgemässe Verfahren zum Färben von Haaren und andern Keratinfasern besteht darin, dass man die Haare oder andere Fasern mit einer Lösung imprägniert, die mindestens ein Azobenzolderivat enthält, in dem mehrere Wasserstoffatome des Azobenzols durch mindestens zwei Hydroxylgruppen sowie eine Aminogruppe oder eine weitere Hydroxylgruppe ersetzt sind, wobei das Azobenzol ausser den ge- nannten Hydroxyl- und Aminogruppen keine weiteren Substituenten aufweist, wobei diese Lösung mittels
Ammoniak oder einer Alkalilauge, im letzteren Fall gegebenenfalls unter Zusatz einer Säure oder eines sauren Salzes zwecks Herabsetzung des PH, auf ein PH zwischen 7 und 11 eingestellt ist.
Im Gegensatz zu den bereits zum Haarfärben verwendeten Azofarbstoffen färben diese Farbstoff- lösungen die Haare kräftig in einem Milieu von PR 7 oder darüber, insbesondere in Gegenwart von Ammoniak, d. h., unter den üblichen Bedingungen des Haarfärbens.
Die für die erfindungsgemässen Färbelösungen vorgesehenen Farbstoffe können im Gemisch miteinander oder selbst im Gemisch mit andern, unter gleichen Bedingungen wirksamen Farbstoffen verwendet werden.
Die erfindungsgemässen Färbelösungen können durch Auflösen des Farbstoffes in Wasser oder in einer wässerigen Lösung von Alkalisalzen schwacher Säuren mit einem pl, zwischen 7 und 11 hergestellt werden.
Man kann den Farbstoff auch in Ammoniak oder Alkalilauge auflösen, die Lösung mit Wasser verdünnen und hierauf gegebenenfalls mit einer das PR senkenden Substanz wie einer Säure oder einem sauren Salz, z. B. Natriumbicatbonat oder Mononatriumphosphat, versetzen. Wird der Farbstoff in einer Alkalilauge ohne weiteren Zusatz eines sauermachenden Mittels gelöst, muss die verwendete Alkalimenge auf jeden
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Fall unter derjenigen liegen, die für die Absättigung der Hydroxylgruppen im Farbstoff erforderlich ist, damit die zo-färbende Keratinfaser nicht verändert wird.
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Diese verschiedenen Farbstoffe können hergestellt werden, indem man ein Salz des Diazobenzols oder eines Oxydiazobenzols mit einem Polyoxybenzolderivat oder Mono- oder Polyoxyaminobenzolderivat kuppelt.
In manchen Fällen werden bei diesem Verfahren Isomerengemische erhalten, deren Trennung erwünscht sein kann. Gewisse der obigen allgemeinen Definition entsprechende Farbstoffe sind neu und fallen ebenfalls in den Rahmen vorliegender Erfindnug.
Die erfindungsgemässen Färbelösungen können neben den speziellen Farbstoffen, durch die sie gekennzeichnet sind, noch verschiedene andere, in der Haarfärbetechnik übliche Zusätze enthalten, z. B. Netzmittel, Schaumstoffe, Verdickungsmittel sowie Quellmittel für die Keratinfasern oder Mittel, die das Eindringen des- Farbstoffes begünstigen.
Beispiel 1 : Man löst 0, 5 g 2-Amino-4, 4'dioxyazobenzol (hergestellt durch Kupplung von diazotiertem p-Aminophenol mit m-Aminophenol) in 3 cm3 Ammoniak von 220 Bé und füllt hierauf mit Wasser auf 100 cm3 auf. Das PH der Lösung beträgt ungefähr 10, 5. Naturweisse Haare, die vorher weder gefärbt noch dauergewellt worden waren, werden durch Aufbürsten mit dieser Lösung imprägniert und nach 20 min langer Einwirkungszeit gespült. Hierauf werden sie in üblicher Weise shampooniert, nochmals gespült und getrocknet. Sie sind intensiv rötlich-gelb gefärbt.
Beispiel 2 : Man löst 0, 5 g eines Gemisches von 2-Amino-4, 2'-dioxyazobenzol und 4-Amino-2, 2'- dioxyazobenzol (hergestellt durch Kupplung von diazotiertem o-Aminophenol mit m-Aminophenol) in 3 cm3 Ammoniak von 220 Bé und füllt hierauf mit Wasser auf 100 cm3 auf. Das PH der Lösung beträgt ungefähr 10, 5. In der in Beispiel 1 beschriebenen Weise erhält man ein intensives Gelb.
Beispiel 3 : Man löst 0, 5 g 2, 4, 6-Trioxyazobenzol (hergestellt durch Kupplung von diazotiertem Anilin mit Phloroglucin) in 3 cm3 Ammoniak von 220 Bé und füllt hierauf mit Wasser auf 100 cm3 auf.
Das PH der Lösung beträgt ungefähr 10, 5. In der in Beispiel 1 beschriebenen Weise erhält man ein intensives grünliches Gelb.
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phenol mit Resorcin) in 3 cm3 Ammoniak von 220 Bé und füllt hierauf mit Wasser auf 100 cm3 auf. Das PH der Lösung beträgt ungefähr 10, 5. In der in Beispiel 1 beschriebenen Weise erhält man ein intensives rötliches Gelb.
Beispiel 5 : Man löst 0, 5 g 2, 4, 4'-Trioxyazobenzol (erhalten durch Kupplung von diazotiertem p-Aminophenol mit Resorcin) in 3 cm3 Ammoniak von 22 0 Bé und füllt hierauf mit Wasser auf 100 cm3 auf. Das PH der Lösung beträgt ungefähr 10, 5. In der in Beispiel 1 beschriebenen Weise erhält man ein intensives grünliches Gelb.
Beispiel 6 : Man löst 0, 5 g 2, 4, 6, 4'-Tetraoxyazobenzol (erhalten durch Kupplung von diazotiertem p-Aminophenol mit Phloroglucin) in 3 cm3 Ammoniak von 220 Bé und füllt hierauf mit Wasser auf 100 cm3 auf. Das PH der Lösung beträgt ungefähr 10, 5. In der in Beispiel 1 beschriebenen Weise erhält man ein intensives Gelb.
Beispiel 7 : Man löst 0, 5 g einer Mischung von 2, 3, 4-Trioxyazobenzol und 3, 4, 5-Trioxyazobenzol (erhalten durch Kupplung von diazotiertem Anilin mit Pyrogallol) in 3 cm3 Ammoniak von 220 Bé und füllt hierauf mit Wasser auf 100 cm3 auf. Das pil der Lösung beträgt ungefähr 10, 5. In der in Beispiel 1 beschriebenen Weise erhält man ein intensives grünliches Gelb.
Beispiel 8 : Man verrührt 1 g 2, 4, 6-Trioxyazobenzol in 8 cm3 n-Natronlauge, verdünnt mit Wasser auf 100 cm3 und erhitzt bis nahe zum Sieden. Nach Abkühlung der erhaltenen Lösung, deren pli ungefähr 9, 1 beträgt, wird sie zum Färben in der in Beispiel 1 beschriebenen Weise verwendet. Man erhält ein intensives grünliches Gelb.
Beispiel 9 : Man verrührt 1 g eines Gemisches von 2, 3, 4, 4'-Tetraoxyazobenzol und 3, 4, 5, 4'-Tetra- oxyazobenzol (hergestellt wie in Beispiel 7) in 4 cm3 n-Natronlauge, verdünnt mit Wasser auf 100 ein- und erhitzt bis nahe zum Sieden. Die abgekühlte Lösung (PH ungefähr 9, 6) wird zum Haarfärben in der in Beispiel 1 beschriebenen Weise verwendet. Man erhält ein intensives grünliches Gelb.
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Beispiel 10 : Man verrührt 0, 5 g 2-Amino-4, 4'-dioxyazobenzol in 2 cm3 n-Natronlauge, verdünnt mit Wasser auf 100 cm3 und erhitzt bis nahe zum Sieden. Mit der abgekühlten Lösung, die ein PH von ungefähr 9, 5 aufweist, werden die Haare, wie in den vorhergehenden Beispielen behandelt, wobei sie einen gelben Farbton erhalten.
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und 16, 5 cm3 einer Natriumcarbonatlösung mit einem Gehalt von 85 g/l bis zu einem Gesamtvolumen der Lösung von 100 cm3 zu. Diese Färbelösung, deren PH ungefähr 9, 1 beträgt, verleiht den Haaren unter den in den vorhergehenden Beispielen angewendeten Bedingungen eine gelbe, ins Grüne gehende Farbe.
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fügt 8, 4cm3 Natriumcarbonatlösung mit einem Gehalt von 106 g/1 und 11 cm3 n-Salzsäure zu und verdünnt mit Wasser auf 100 cm3.
Das PH dieser Färbelösung beträgt ungefähr 8, 9. Man erhält mit dieser Lösung unter den früher angeführten Bedingungen auf naturweissen, vorher weder gefärbten noch dauergewellten Haaren einen gelben Farbton.
Beispiel 13 : Man löst 0, 5 g 2, 4, 6-Trioxyazobenzol in 5 cm einer Mischung von Mono-und Dinatrium- phosphat von PH 8 und verdünnt mit Wasser auf ein Gesamtvolumen von 100 cm3. Die so erhaltene Färbelösung ist gepuffert und weist ein PH von 8 auf. Man erhält mit ihrer Hilfe in der früher beschriebenen Weise einen gelb-grünen Farbton.
Beispiel 14 : Man löst 0, 5 g 2-Amino-4, 4'-dioxyazobenzol in 5 cm3 einer Lösung eines Gemisches von Natriumcarbonat und Natriumbicarbonat vom PH 9 und verdünnt die Lösung mit lauwarmem Wasser auf 100 cm3. Die so erhaltene, abgekühlte Färbelösung ist gepuffert und besitzt ein PH von ungefähr 9.
Sie verleiht den Haaren einen gelben Farbton.
Selbstverständlich lässt die Erfindung neben den vorstehend beschriebenen beispielsweisen Ausführungsformen noch zahlreiche wünschenswert erscheinende Modifizierungen zu, ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zum Färben von Haaren, dadurch gekennzeichnet, dass man die Haare, insbesondere lebende Haare, vorzugsweise bei Zimmertemperatur, mit einer Lösung imprägniert, die mindestens ein Azobenzolderivat enthält, in den mehrere Wasserstoffatome des Azobenzols durch mindestens zwei Hydroxylgruppen sowie eine Aminogruppe oder eine weitere Hydroxylgruppe ersetzt sind und das Azobenzol ausser den genannten Gruppen keine weiteren Substituenten aufweist, wobei diese Lösung mittels Ammoniak oder einer Alkalilauge, im letzteren Fall gegebenenfalls unter Zusatz einer Säure oder eines sauren Salzes zwecks Herabsetzung des PH, auf ein PH zwischen 7 und 11 eingestellt ist.