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Verfahren zur Erzeugung von gegen Wasser und wässerige Lösungen widerstandsfähigen Asbest- zementfabrikaten.
Es ist bekannt, dass Asbestzementfabrikate-das sind Kunststeinmassen aus etwa 85% Zement und etwa 15% Faserasbest (oder anderen Faserstoffen)-gegen die Einwirkung von Wasser nicht genügend unempfindlich sind, u. zw. besonders dann nicht, wenn das Wasser sehr rein ist, oder wenn es chemisch wirksame Stoffe, insbesondere Sulfate, enthält. Die Ursache dafür ist der Gehalt des Zementes an freiem
Kalkhydrat oder die während des Abbindens und der Erhärtung erfolgende Ausscheidung von Kalkhydrat aus dem Zement, das naturgemäss leicht durch Wasser, Säuren u. dgt. ausgewaschen wird. Dieser
Umstand machte die Absestzementfabrikate insbesondere für die Verwendung zu Flüssigkeitsbehältern oder Leitungsröhr6n nur unter besonderer Vorsicht benutzbar.
Um diesen Umständen abzuhelfen, hat man schon vorgeschlagen, dem Zement natürliche oder künstliche Puzzolane zuzusetzen, doch wurde hiebei höchstens ein Teil des Kalkhydrates von den Puzzolanen gebunden. Wollte man eine vollständige Unschädlichmachung des Kalkhydrates erzielen, so müsste man die Erzeugnisse eine so lange Erhärtezeit durchmachen lassen, dass dieser Ausweg praktisch ausgeschlossen war.
Demgegenüber wird nach vorliegender Erfindung so verfahren, dass man dem Zement fein verteilte kieselsäurehältige Stoffe zugibt, und dass man die fertig geformten Erzeugnisse nach dem Abbinden der Einwirkung gespannten Dampfes aussetzt.
Es sei hiezu bemerkt, dass hier unter Zement alle der Natur der Sache nach in Betracht kommenden Bindemittel verstanden werden, insbesondere Portlandzement, Schlackenzement und Puzzolanzement mit hoher Erhärtungsfähigkeit, Romanzement oder sonstige Naturzemente. Als kieselsäurehaltige Stoffe kommen in Betracht insbesondere Quarz, Quarzit, Sandstein, Sand, Kieselgur od. dgl., aber auch stark kieselsäurehaltige andere Mineralien, wie z. B. Granit, schliesslich auch Schlacken, künstliche oder nattier- liche Puzzolane od. dgl.
Da Voraussetzung für die Herstellung des hier beschriebenen Erzeugnisses die Verwendung von faserigem Asbest ist, und da das Verfahren nicht die Herstellung von Mauersteinen od. dgl., sondern die von Röhren, Platten od. dgl. betrifft, kann es auch nicht mit der Erzeugung von Kalksandsteinen od. dgl. verglichen werden, wobei kieselige Sande od. dgl. mit Kalk umhüllt, gepresst und schliesslich unter Erhaltung ihres körnigen Gefüges in Dampf gehärtet werden. Kalksandsteinmaterial kann man seiner Natur nach nicht zu Röhren od. dgl. verarbeiten, wobei also auch die erwähnten Anforderungen an deren Widerstandsfähigkeit gegen Wasser oder Lösungen nicht in Frage kommen. Bei Asbestzementschiefer, einem völlig andersartigen Werkstoff, stand man aber vor der Notwendigkeit, sie erfüllen zu müssen.
Auch ist die Verwendung von gespanntem Dampf zur Härtung der Formlinge keineswegs eine Massnahme, deren Übertragung aus der Kalksandsteinindustrie auf die Behandlung von Asbestzement nahe gelegen hätte. Asbestzementfabrikate, die sonst nur aus Asbest und Zement bestehen, lassen sich nämlich durch gespannten Dampf nicht mit Erfolg härten, weil hiedurch ihre Festigkeit und ihre Wasser- durchlässigkeit stark beeinträchtigt werden. Es war nicht vorauszusehen, dass sich Asbestzementfabrikate von nach vorliegender Erfindung abgeänderter Zusammensetzung mit grossem Erfolge durch Dampf härten und in eine den angegebenen Anforderungen entsprechende Form überführen lassen.
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Die Mengen der kieselsäurehaltigen Zusehläge werden erfindungsgemäss derart gewählt, dass stets mindestens 60% des Zementes durch feinverteilte und aufs innigste mit dem Zement vermischte kiesel- säurehaltige Materialien ersetzt sind. Im Zweifelsfalle über die ausreichende zuzusetzende Menge der kiesel- säurehaltigen Zuschläge kann diese leicht durch einen einfachen Versuch ermittelt werden, wobei es darauf ankommt, dass aller freier Kalk des Zementes durch die Kieselsäure gebunden wird, ein Überschuss von Kieselsäure aber nicht schadet.
Die erforderliche Menge an fein gemahlenen Zuschlägen mischt man dem Zement oder der Mischung aus Zement und Asbest bei. Man kann auch den Zement und den kieoeligen Zuschlag bereits gemeinsam vermahlen, so dass das fertige Gemisch etwa die gleiche Mahlfeinheit besitzt, wie gewöhnlicher Zement.
Der Mischung aus Zement und kieseligem Zuschlag ist dann der Asbest zuzusetzen. Eine feine Mahlung von Zement und Zuschlag ist immer nötig, da es sich hier ja nicht darum handelt, Sand od. dgl. mit Zement zu umhüllen, sondern diese beiden Stoffe in innige chemische Wechselwirkung zu bringen.
Beispiele :
1. Das Bindemittel besteht aus 20-30 Gewichtsteilen Portlandzement und 80-70 Gewichtsteilen Puzzolanen ; für die Fabrikation dienen 80-85 Teile dieses Bindemittels und 20-15 Teile Asbest.
2. Das Bindemittel besteht aus 20-30 Gewichtsteilen Portlandzement und 80-70 Gewichtsteilen Quarz ; für die Fabrikation dienen 80-85 Teile dieses Bindemittels und 20-15 Teile Asbest.
Die so zusammengesetzten : Mischungen werden in bekannter Weise zu Asbestzementformstüeken verformt und nach dem Abbinden einige Stunden lang der Wirkung gespannten Wasserdampfes ausgesetzt. Das Abbinden kann durch mässige Wärme beschleunigt werden. Im Härtekessel treten die erwünschten Umsetzungen rasch und vollständig ein, und es wird eine praktisch wasserundurchlässige und gegen die Einwirkung der in Betracht kommenden Chemikalien höchst beständige Masse erhalten, die geeignet ist, der Verwendung von Asbestzementerzeugnissen ein neues, weites Feld zu eröffnen.
Selbstverständlich kann statt eines einheitlichen Zementes auch eine Mischung mehrerer Zemente benutzt werden ; ebenso wird der Gegenstand der Erfindung nicht berührt, wenn dem Zement Weisskalk od. dgl. zugemischt wird.