Archaeology

Eine Schatzkammer gehört seit dem Neuen Reich (ca. 1539-1077 v. Chr.) zu den essentiellen Elementen der ägyptischen Heiligtümer, die in Bauinschriften durch einen Raumnamen belegt sind. Ihre Konzeption ist besonders klar anhand der gut erhaltenen Bauten der griechisch-römischen Zeit herauszuarbeiten, zumal die Tempel dieser Epoche vergleichsweise ausführliche Inschriften aufweisen. Die überlieferten Raumbezeichnungen (z. B. pr-HD - „Silberhaus“) und Texte weisen teilweise deutlich auf die Funktion als eine Art Sakristei bzw. Lagerraum für Kultgeräte hin.
Der Fokus der Arbeit von Stefan Baumann liegt auf der Untersuchung der Schatzkammern aus dieser späten Epoche mit ihren zum größten Teil zuvor unübersetzten Inschriften, doch auch die älteren Bauwerke werden in die Gesamtbetrachtung einbezogen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Analyse der enzyklopädischen Texte über die Welt der Mineralien und ihren Herkunftsregionen, womit ein umfassendes Nachschlagewerk zur Mineralogie und Geografie des alten Ägyptens vorliegt. Die Ergebnisse aus der Untersuchung der Raumdekoration werden mit einer Architekturanalyse kombiniert, um die Lage der Schatzkammern im Raumgefüge der ägyptischen Heiligtümer zu erklären. Auf diese Weise leistet das Verständnis der Konzeption der Schatzkammer einen entscheidenden Beitrag, die Grundstruktur des ägyptischen Tempels besser zu begreifen.