Franz Grashof
Franz Carl Ludwig Grashof (* 11. Juli 1826 in Düsseldorf; † 26. Oktober 1893 in Karlsruhe) war ein Ingenieur, Professor für Maschinenbau und Mitbegründer des Vereins deutscher Ingenieure (VDI).
Leben
Nach Grundschul- und Realschulbesuch in Düsseldorf setzte er seine Ausbildung an der Gewerbeschule in Hagen fort. Im Jahre 1844 begann er ein Studium am Königlichen Gewerbeinstitut in Berlin in den Fächern Mathematik, Physik und Maschinenbau. Für den Militärdienst musste er 1847 sein Studium unterbrechen, fuhr nach dessen Ableistung als Matrose 3 Jahre zur See und legte deshalb erst im April 1854 sein Staatsexamen ab, die "Staatsprüfung für Lehrer an den preußischen Provinzialgewerbeschulen". Im gleichen Jahr heiratete er Henriette Nottebohm. Bereits ein halbes Jahr später kehrte er als Lehrer für Mathematik und Mechanik an das Berliner Gewerbeinstitut zurück. Dort entwickelte sich Grashofs von Zeitzeugen als "glänzend" bezeichnete schriftstellerische, lehrende und wissenschaftliche Arbeit. Schon während des Studiums hatte er für ein Handbuch der Physik einen Abschnitt über angewandte Mechanik bearbeitet. Sein Lehrer Druckenmüller hatte den Studenten Grashof mit der Abhaltung einer Vorlesung über die gleiche Disziplin betraut. Ab dem 1. Januar 1855 war Franz Grashof zudem mit dem Nebenamt des Direktors am Königlichen Eichamt betraut.
Grashof war 1856 einer der Mitbegründer, 1. Direktor und Schriftleiter des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) und Außerordentliches Ehrenmitglied im jungen Akademischer Verein Hütte.
Der Geheime Hofrat Dr. Franz Carl Ludwig Grashof war ein deutscher Ingenieur. Er wurde Nachfolger von Ferdinand Redtenbacher, Professor der theoretischen Maschinenlehre an der Technischen Hochschule Karlsruhe.
Bei Redtenbachers Tod war Grashofs wissenschaftliches Ansehen auch in Karlsruhe wohl bekannt und das Polytechnikum schätze sich glücklich, dass er den Ruf annahm. Seit 1863 lehrte Grashof am Polytechnikum Karlsruhe die Fächer Festigkeitslehre, Hydraulik, Wärmelehre und allgemeiner Maschinenbau. Dieses Polytechnikum wurde später zur Technischen Hochschule Karlsruhe, dessen Direktor Grashof mit Unterbrechungen von 1867 bis 1886 war. Von einem Schlaganfall im Jahre 1882 erholte er sich so weit, dass er seine Ämter noch einige Jahre ausüben konnte. Als Vertreter der Hochschule saß er von 1877 bis 1889 in der ersten Kammer der badischen Landstände. Nach einem erneuten gesundheitlichen Rückschlag im Jahre 1891 beendete Grashof seine Tätigkeit für die TH Karlsruhe und für den VDI. Am 26. Oktober 1893 starb er in Karlsruhe.
Wirken
Er gilt zunächst als Begründer des "wissenschaftlichen Maschinenbaus". Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bezogen Techniker und Ingenieure ihre Überlegungen ausschließlich auf konkrete Anwendungsfälle. Die von ihnen verwendeten Formeln wurden empirisch, also durch Versuchsreihen, gewonnen, aber nicht theoretisch begründet. Infolge seiner umfassenden mathematischen und physikalischen Ausbildung begann Grashof, deduktiv zu arbeiten: Er leitete seine Berechnungsansätze mit Hilfe mathematischer Methoden aus grundlegenden physikalischen Gesetzmäßigkeiten her. Die von ihm entwickelten sehr umfassenden und allgemeinen Theorien bewährten sich bei der Berechnung vielfältiger Anwendungsfälle, die sich als Spezialfälle daraus ergaben.
Grashof wirkte maßgeblich daran mit, dass die Gewerbeschulen und polytechnischen Schulen den Universitäten gleichgestellt wurden: Das Abitur wurde Zulassungsvoraussetzung, die neu entstehenden Technischen Hochschulen durften Professoren ernennen und akademische Abschlüsse (Diplom und Promotion) vergeben.
Schließlich war Grashof Verfasser grundlegender Lehrbücher des Maschinenbaus und Verfasser zahlreicher wissenschaftlicher Aufsätze zu den Themen Festigkeitslehre, Hydraulik, Pneumatik, Wärmelehre und Theorie des Maschinenbaus.
Schriften
(Auswahl)
- „Redtenbacher's Wirken zur wissenschaftlichen Ausbildung des Maschinenbaues“, Festrede zur Enthüllungsfeier des Redtenbacher-Denkmals am 2. Juni 1866 (gehalten von Grashof), Heidelberg 1866
Ehrungen
Karlsruher Institut für Technologie
Im Gebäude 10.02 befindet sich der Grashof-Hörsaal mit 181 Plätzen, das Gebäude befindet sich am Ehrenhof des Karlsruher Instituts für Technologie.
Grashof-Denkmünze
Nach Franz Grashof ist die höchste Ehrung des Vereins Deutscher Ingenieure, die Grashof-Denkmünze, benannt. Die aus Gold geprägte Denkmünze trägt auf der Vorderseite das Bildnis von Franz Grashof, auf der Rückseite den Namen des Geehrten und die Jahreszahl der Verleihung. Sie wurde am 28. August 1894 erstmals an Carl von Bach verliehen. Sie gilt als Auszeichnung für Ingenieure, die hervorragende wissenschaftliche oder berufliche Leistungen auf technischem Gebiet erbracht haben. Ingenieure wie Graf Ferdinand v. Zeppelin, Wilhelm Maybach, Carl Bosch und Ferdinand Porsche sind frühe Inhaber der Gedenkmünze sowie Carl Paul Gottfried von Linde (Erfinder der Kältemaschine und des Kühlschranks), Carl Gustav Patrik de Laval (Erfinder der Dampfturbine) und George Westinghouse (Erfinder der selbsttätigen Druckluftbremse).
Grashof-Zahl
Ebenso nach Grashof ist eine dimensionslose Kennzahl in der Strömungslehre, die Grashof-Zahl, benannt. Sie gibt das Verhältnis des Auftriebs eines Fluides zur wirkenden Viskositätskraft an.
Denkmal in Karlsruhe
Das Franz-Grashof-Denkmal befindet sich in der Südweststadt.
Straße in Karlsruhe
Die nach ihm benannte Grashofstraße befindet sich in der Weststadt.
Weblinks
- Das Stadtlexikon Karlsruhe des Stadtarchivs zum Thema „Franz Grashof“
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Franz Grashof“
- Literatur von und über Franz Grashof im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Franz Grashof im Katalog der Badischen Landesbibliothek (BLB) zu Karlsruhe