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Die rasante Digitalisierung und das enorme Potenzial digitaler Technologien stellen Unternehmen und öffentliche Verwaltungen vor die Herausforderung, technologische Innovationen passend in die eigenen Geschäftsprozesse zu integrieren. Im Fokus stehen dabei vor allem Enterprise Systems (ES) als unternehmensweite Anwendungssysteme. In den letzten zwei Jahrzehnten haben sowohl technologische als auch organisatorische Innovationen die Funktionalitäten von ES erheblich erweitert. Um das volle Potenzial von ES auszuschöpfen, sind neue Management- und Integrationsansätze erforderlich, die sowohl unternehmensweit als auch unternehmensübergreifend ausgerichtet sind. Trotz jahrzehntelanger Erfahrungen bleiben diese Implementierungs‑, Anpassungs- und Integrationsprojekte komplex und anspruchsvoll, da Änderungen in der ES-Landschaft oft tiefgreifende Auswirkungen auf die Unternehmensstrukturen und -prozesse haben. ES stellen somit, gerade im Zeitalter der Digitalisierung, eine der wichtigsten IT-Investitionen dar, die Organisationen tätigen müssen. Ein durchdachtes Projektmanagement, eingebettet in langfristige digitale Transformationsstrategien, ist daher unverzichtbar für jede bedeutende Veränderung der ES-Landschaft in Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen.
Mit diesem Schwerpunktheft der HMD möchten wir die Komplexität der ES-Landschaften aufgreifen und Enterprise Systems aus verschiedensten Perspektiven betrachten und umfassend diskutieren.
Themenbereich I – Einführung und Anpassung von Enterprise Systems Beginnend mit dem Grundlagenbeitrag fokussieren Schütte und Kari einen State of the Art heutiger Enterprise Systems und die damit verbundenen Herausforderungen für Unternehmen. Dabei wird vor allem auch mit Blick auf zukünftige Einführungen von Enterprise Systems das Themenfeld der Cloud Enterprise Systems betrachtet.
Sich dem Grundlagenbeitrag anschließend werden die Herausforderungen bei der Einführung und Anpassung Enterprise Systems in vier Beiträgen betrachtet.
Dabei wird zunächst im Beitrag von Krause und Jung am Beispiel eines deutschen Logistikunternehmens die Einführung einer Organisationeinheit für das Enterprise Architecture Management betrachtet, um Handlungsempfehlungen für ähnliche Vorhaben abzuleiten.
Im nachfolgenden Beitrag von Jünke und Robra-Bissantz forcieren die Autorinnen automatisierte Führungssysteme, als Enterprise Systems im Personalbereich. Jünke und Robra-Bissantz analysieren auf Basis von 24 Interviews mit Führungskräften deutscher Unternehmen die Erfolgsfaktoren bei der Einführung von automatisierten Führungssystemen. Dabei zeigt der Beitrag, dass bei dieser Art der Enterprise Systems u. a. die Akzeptanz der Nutzer:innen eine zentrale Rolle spielt.
Ein dritter Beitrag bezogen auf die Einführung und Anpassung von Enterprise Systems umfasst die ERP-Harmonisierung und die damit verbundene Governance dieser Veränderungsprogramme. Winter und Scholz untersuchen basierend auf Forschungsbeiträgen zur Tension Theory und Erkenntnissen aus einer vergleichenden Untersuchung von Transformationsprogrammen in der Praxis ein globales Transformationsprogramm eines großen internationalen Infrastrukturanbieters. Winter und Scholz zielen mit ihrem Beitrag darauf ab, die Kontextualisierung generischer Gestaltungsprinzipien besser zu verstehen und die Notwendigkeit einer situativen Unterstützung der Governance von Transformationsprogrammen zu unterstreichen.
Der finale Beitrag in diesem Bereich befasst sich mit den Herausforderungen im Software-Prototyping von Informationssystemen, das die frühzeitige Entwicklung von Demonstratoren zur schnellen Integration von Nutzerfeedback ermöglicht, was wiederum für die digitale Transformation und organisatorische Veränderungen entscheidend sein kann. Löwe et al. analysieren in ihrem Beitrag die fünf Schlüsseldimensionen – Technologie, Organisation, Datenmanagement, Entwicklungsprozess und Benutzererfahrung – und zeigen mögliche Herausforderungen in diesen Dimensionen auf, um darauf aufbauend Handlungsempfehlungen abzuleiten, damit Strategien zur digitalen Transformation besser umgesetzt werden können.
Themenbereich II – Anforderungen an Enterprise Systems Sich diesen Beiträgen anschließend folgt ein nächster größerer Themenbereich, der sich Anforderungen an verschiedene Arten von Enterprise Systems in der heutigen digitalisierten Unternehmenswelt widmet.
In einem ersten Beitrag in diesem Bereich erarbeiten und beschreiben Petrik et al. die Anforderungen für Take-Back Systeme und damit verbunden die Rolle von Enterprise Systems bei der Realisierung dieser Systeme. Dazu werden spezifische Aspekte identifiziert, wie Enterprise Systems in Bezug auf die Effizienz, Transparenz und Effektivität von Take-Back Systemen von Produkten zur Förderung der Kreislaufwirtschaft beitragen können. Die Ergebnisse des Beitrags von Petrik et al. können Unternehmen dabei unterstützen, ihre Enterprise Systems für den Übergang von einer linearen Wirtschaft zu einer Kreislaufwirtschaft auszurichten.
Im zweiten Beitrag in diesem Bereich befassen sich Harr et al. mit Human Resource Information Systems (HRIS) als wichtige Komponenten intelligenter Enterprise Systems. Harr et al. zeigen mit ihrem Beitrag, dass die Potenziale intelligenter HRIS und die Mehrwerte einer umfänglichen Integration in das strategische Unternehmensfundament auf Anwenderseite bis dato nicht ausgeschöpft sind. Für HRIS-Anwenderunternehmen werden in diesem Beitrag vier zentrale Unterstützungsstrategien und für HRIS-Provider perspektivische Entwicklungsrichtungen aufgezeigt, welche die Transition vom administrativen Prozess- zum strategischen Kompetenzverständnis unterstützen.
Sich anschließend an diesen Beitrag adressieren Piazza et al. den Bereich des Customer-Relationship-Management im B2B-Umfeld. Piazza et al. erarbeiten auf Basis von mehreren Interviews mit Praktikern aus produzierenden B2B-KMU spezifische Herausforderungen und Anforderungen in der Kundenkommunikation, dies auch in Verbindung mit dem Einsatz von KI in Enterprise Systems als potenzielle Lösungsmöglichkeiten. Der Beitrag zeigt auf, wie produzierende B2B-KMU Künstliche Intelligenz einsetzen können, um ihre Herausforderungen zu bewältigen und die Kundenkommunikation zu optimieren.
Diesen Themenbereich abschließend diskutiert Pidun in seinem Beitrag Performance-Management-Systeme (PMS) als wichtige Enterprise Systems zur Unterstützung des Managements in Unternehmen. Insbesondere wird der Einsatz von Softwareanwendungen zur Automatisierung von PMS betrachtet. Pidun identifiziert auf Basis eines strukturierten Reviews erste Forschungsergebnisse zu Anforderungen an PMS und betrachtet bereits nutzbare Softwarelösungen.
Themenbereich III – Datenmanagement und ethische Aspekte im Kontext von Enterprise Systems Das Thema der Enterprise Systems wird durch zwei Beiträge im Kontext von Datenmanagement und ethischen Fragestellungen in diesem Schwerpunktheft abgeschlossen.
Zunächst betrachten Löwe et al. das Thema des effektiven Datenmanagements als entscheidenden Faktor für den Erfolg von Unternehmen in der digitalen Transformation. Der Beitrag liefert Handlungsempfehlungen für das Datenmanagement in Enterprise Systems, basierend auf einem eigens entwickelten Reifegradmodell für datengetriebene Unternehmen, dem Data3M. Das Modell soll Unternehmen dabei unterstützen, die notwendigen Voraussetzungen für Enterprise Systems zur Unterstützung datengetriebener Entscheidungsfindung zu ermitteln und zu implementieren.
Der abschließende Schwerpunkt-Beitrag zu den Enterprise Systems bildet der Beitrag von Kern und Stelzer. Dieser Beitrag adressiert die Fragestellung, wie Enterprise Systems nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ethisch verantwortungsvoll gestaltet werden können. In ihrem Beitrag identifizieren Kern und Stelzer 18 ethische Werte, die für die Einführung und Nutzung von Enterprise Systems relevant sind. Mit diesen Werten zeigt der Beitrag sowohl für die Wissenschaft als auch für die Praxis Möglichkeiten auf, um Enterprise Systems nicht nur wirtschaftlich und funktional, sondern auch ethisch und zukunftsweisend zu gestalten.
Wie bei HMD-Schwerpunktheften üblich, wird auch dieses Heft mit einer Auswahl von Spektrumsbeiträgen ergänzt. Des Weiteren schließt das Schwerpunktheft mit einer Buchrezension zum Thema des Enterprise Architecture Managements.
An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Autor:innen und auch bei den Gutachter:innen sehr herzlich bedanken, ohne die ein Gelingen dieses interessanten und umfangreichen Schwerpunkthefts nicht möglich gewesen wäre.
Wir wünschen Ihnen, liebe Leser:innen, viele spannende Erkenntnisse beim Lesen des Hefts sowie nützliche Anregungen, die Sie als Impulse für Ihre Tätigkeiten aufgreifen und umsetzen können.
Viele Grüße,
Christian Leyh.
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Leyh, C. Enterprise Systems/Unternehmensweite Anwendungssysteme. HMD 62, 1–4 (2025). https://doi.org/10.1365/s40702-025-01145-z
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